Wie wirken Neuroleptika (Antipsychotika) bei Schizophrenie? Was muss ich bei der Einnahme beachten und welche Nebenwirkungen können auftreten? Und was sind atypische Neuroleptika? Diese und weitere Fragen beantworten wir in folgendem Beitrag.
Das Wichtigste zu Beginn
Heilen Neuroleptika eine Schizophrenie?
Das Ursache-Wirkungs-Prinzip von Neuroleptika ist nicht so einfach. Neuroleptika unterstützen die Heilung der Schizophrenie und schaffen nicht selten die Voraussetzung für eine Besserung der Erkrankung und auch mögliche Heilung.
Zunächst einmal: Eine einheitliche Krankheit "Schizophrenie" gibt es nicht. Wenn nach der Heilung gefragt wird, muss man sich daher ein wenig in die komplizierte Systematik der verschiedenen schizophrenen Störungen vertiefen.
Die komplizierte Welt der Psychosen
Es gibt zahlreiche Einteilungen und Diagnosekriterien für die komplexe psychische Erkrankung. Bis heute sind sich die Experten keineswegs darüber einig, was die Schizophrenie eigentlich genau ist. Für die Frage nach der Heilung ist vor allem der Verlauf relevant, der sehr unterschiedlich sein kann.
Hier hilft die nach wie vor relevante Klassifikation eines deutschen Psychiaters aus dem frühen 20. Jahrhundert. Er unterteilte die sogenannten endogenen Psychosen in zykloide, systematische und unsystematische Formen. Wir wollen Sie mit diesen vielen Begriffen nicht verwirren, daher nur soviel:
Die systematischen wie auch die unsystematischen Psychosen gehen mit einer schlechten Langzeitprognose einher, während die zykloiden Formen einen günstigen Verlauf nehmen und in der Regel komplett ausheilen. Sie treten oft in Phasen auf, wobei sich die Symptome zwischen den einzelnen Episoden zurückbilden und keine langfristigen Folgeschäden zu erwarten sind.
Auch die unsystematischen Formen verlaufen schubförmig, hinterlassen jedoch nach jeder Phase ihre Spuren, die zunehmend deutlicher werden. Die systematischen Psychosen schließlich beginnen schleichend und nehmen einen chronischen Verlauf, der stetig fortschreitet.
Die Rolle von Dopamin
Und nun kommen die Neuroleptika oder auch Antipsychotika, wie die Medikamente heute eher genannt werden, ins Spiel. Was können sie dabei ausrichten? Dazu folgende Klarstellung:
Die Wirkung der antipsychotischen Medikamente beruht auf einer Hemmung bestimmter Botenstoffe und deren Bahnen im Gehirn. Verantwortlich für viele der typischen Symptome bei der Schizophrenie ist nämlich ein Überschuss an Dopamin, einer Substanz, die neben den Bewegungsabläufen unseres Körpers auch für viele Denkprozesse verantwortlich ist.
Man geht aber davon aus, dass das eigentliche Zentrum der Psychosen nicht allein in diesen dopaminergen Bahnen liegt, sondern vielmehr in verschiedenen Netzwerken, die sich nicht einer klaren Struktur des Gehirns zuordnen lassen. Viele dieser komplexen Netzwerke haben sich wohl entwicklungsgeschichtlich erst spät entwickelt und sind allein uns Menschen vorbehalten. Denn im Tierreich gibt es interessanterweise keine Psychosen, auch nicht bei den Primaten.
Das können die Antipsychotika
Aber zurück zu den Antipsychotika. Sie wirken also über eine Dopaminblockade und dämmen damit die akuten Symptome einer Schizophrenie. Das heißt, sie wirken zwar symptomatisch und können zum Teil auch den Verlauf positiv beeinflussen; den eigentlichen Kern der Erkrankung (wo auch immer er genau liegen mag) erreichen sie jedoch nicht und können sie daher von sich aus auch nicht heilen.
Dennoch haben die Medikamente in der Behandlung der Schizophrenie eine große Bedeutung und sind gerade bei akuten Psychosen unverzichtbar. Bei den zykloiden Psychosen reicht in der Regel die Akuttherapie während einer schizophrenen Episode aus. Eine Langzeitbehandlung ist meist nicht erforderlich, da die Erkrankung ohnehin von alleine ausheilt.
Bei den chronischen Verläufen müssen die Medikamente dagegen oft über einen längeren Zeitraum hinweg oder sogar dauerhaft eingenommen werden. Auch wenn sie die Erkrankung nicht grundlegend heilen können, ist die regelmäßige Einnahme sehr wichtig und kann den Verlauf deutlich verbessern. Leider ist es oft schwierig, die Betroffenen davon zu überzeugen, zumal die Mittel gerade bei einer dauerhaften Anwendung nicht frei von Nebenwirkungen sind.
Eine chronische Erkrankung
Vielleicht hilft es Ihnen, die Krankheit mit anderen chronischen Erkrankungen zu vergleichen, die ebenfalls eine Langzeitbehandlung erfordern, obwohl damit keine Heilung zu erzielen ist. Da wäre beispielsweise die Multiple Sklerose zu nennen, diverse rheumatische Erkrankungen, ebenso Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie eine Herzschwäche oder Bluthochdruck. Auch ein Hypertoniker muss unter Umständen lebenslang Medikamente einnehmen, um seinen Blutdruck zu stabilisieren.
Und genau darum geht es bei der Schizophrenie auch: Betroffene zu stabilisieren und ihnen das Leben zu erleichtern. Das können die Medikamente. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Welche Nebenwirkungen von Neuroleptika werden häufig als unangenehm erlebt?
Einer Befragung von über 100 Patienten mit Schizophrenie der Universitätsklinik Hamburg Eppendorf zufolge sind es vor allem die psychischen Nebenwirkungen, die den Betroffenen zu schaffen machen.
Die am häufigsten beklagten Nebenwirkungen von Neuroleptika sind demnach:
- gedämpftes Erleben
- Gleichgültigkeit
- nachlassende Kreativität
- verarmte Gefühlswelt
- geringe Empfindlichkeit auf äußere Reize
- Reaktionsverlangsamung
- schlechteres Gedächtnis
- geringere Konzentrationsfähigkeit
- das Denken wird zäh erlebt
- Entscheidungen fallen schwer
Über die Hälfte der Befragten beklagte zudem ein beeinträchtigtes körperliches Wohlbefinden.
Was ist zu tun, wenn man das Neuroleptikum nicht verträgt?
Nebenwirkungen und Unverträglichkeitsreaktionen sollten möglichst rasch dem Arzt mitgeteilt werden. Möglicherweise bessert eine Dosisreduktion die Beschwerden, oder ein anderer Wirkstoff ist besser geeignet.
Aller Anfang ist schwer
Leider sind Nebenwirkungen manchmal das erste, was Betroffene von Antipsychotika zu spüren bekommen. Die positiven Effekte lassen dagegen meist länger auf sich warten. Deshalb sollten Sie zu Beginn der Behandlung etwas Geduld mitbringen und dem Medikament Zeit geben, "richtig" zu wirken. Viele anfängliche Nebenwirkungen wie z.B. Bewegungsstörungen lassen sich auch behandeln und werden damit erträglicher.
Sollten Sie das Mittel nach einigen Wochen allerdings noch immer nicht vertragen und auch keine positive Wirkung bemerken, ist der Wirkstoff nicht der richtige für Sie. Dann muss Ihr Arzt zusammen mit Ihnen nach einer Alternative suchen. Es ist wichtig, dass Sie sich gerade in der Einstellungsphase der Antipsychotika eng mit ihm austauschen. Nur, wenn Sie ihm Rückmeldung geben, wie es Ihnen unter der Behandlung geht, kann er sie entsprechend anpassen und optimieren. Vor allem, wenn Sie über einen längeren Zeitraum Antipsychotika einnehmen, ist es ganz entscheidend, dass Sie die Mittel gut vertragen und akzeptieren können.
Dosisreduktion oder Umstellung
Wenn ein Präparat nicht vertragen wird, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Manchmal reicht es bereits, wenn die Dosis reduziert wird. Allerdings besteht dann die Gefahr, dass das Medikament auch weniger gut wirkt.
Führt eine Dosisreduktion nicht weiter, bleibt nichts anderes übrig, als das Antipsychotikum abzusetzen und einen neuen Versuch zu starten. Für die Betroffenen ist das nicht gerade angenehm, weil sich ein solcher Umstellungsprozess oft über Wochen hinzieht. Ob die neue Substanz dann tatsächlich besser verträglich ist, ist leider nicht vorherzusehen.
Antipsychotika kombinieren
Es gibt heutzutage eine große Auswahl an Medikamenten, die dem Arzt zur Verfügung stehen. Viele haben ganz unterschiedliche Wirkprinzipien, so dass es gut sein kann, dass Sie ein anderes Medikament problemlos vertragen.
Eine weitere Strategie ist die Kombinationsbehandlung mit mehreren Medikamenten. In der Regel kommt sie aber erst dann zum Zug, wenn zuvor zwei einzelne Wirkstoffe keinen Erfolg gebracht haben. Vorteil der Kombination ist es, dass die einzelnen Wirkstoffe unter Umständen jeweils geringer dosiert werden können. Das erspart im besten Fall die Nebenwirkungen.
Definition
Was sind Antipsychotika bzw. Neuroleptika?
Antipsychotika bzw. Neuroleptika sind Medikamente, die auf das zentrale Nervensystem (Gehirn) wirken und Symptome der Schizophrenie bessern oder zum Verschwinden bringen.
Verwirrend: viele Begriffe, viele Substanzen
Der Begriff "Neuroleptika" (griech. neuron: "Nerv", lepsis: "das (Ein)nehmen, Ergreifen") stammt aus den 1950er Jahren, in denen die ersten Wirkstoffe gegen schizophrene Psychosen entdeckt wurden. Aufgrund seiner negativen Konnotation als „Nervendämpfer“ sollte er heute vermieden und stattdessen der neutralere Begriff Antipsychotika verwendet werden. Denn genau das ist die Aufgabe der Medikamente: eine Psychose wirksam zu bekämpfen.
Es gibt inzwischen eine bunte Vielfalt verschiedener Antipsychotika. Neben den schon länger bekannten Mitteln wurden in den letzten Jahren immer weitere Substanzen entwickelt, die zum Teil etwas anders wirken und vor allem weniger Nebenwirkungen verursachen. Um den Überblick zu behalten und Sie nicht gänzlich zu verwirren, empfiehlt es sich, eine grobe Ordnung in das Durcheinander zu bringen.
Typisch und stark
Man unterscheidet heutzutage "typische" (auch klassische) von den neueren "atypischen" Wirkstoffen. Die typischen Antipsychotika wiederum kann man in nieder-, mittel- und hochpotente Substanzen unterteilen.
Wie die Bezeichnung bereits nahelegt, wirken die hochpotenten besonders gut und werden daher bevorzugt bei akuten Psychosen eingesetzt. Ebenso stark wie die Wirkung können aber leider auch die Nebenwirkungen ausfallen, die sich klassischerweise in Form bestimmter Bewegungsstörungen (sogenannte extrapyramidal-motorische Störungen) äußern. Das kann eine ausgeprägte Sitzunruhe sein oder auch unwillkürliche Muskelverkrampfungen im Kopf-Hals-Bereich.
Weniger stark, aber beruhigend
Die niederpotenten Antipsychotika wirken zwar weniger stark antipsychotisch, haben dafür aber einen beruhigenden und sedierenden Effekt. Daher sind sie nach wie vor sehr wertvoll bei stark erregten Personen, die beispielsweise im Rahmen einer Psychose große Angst empfinden und entsprechend aufgewühlt sind. Aber auch bei anderen Erkrankungen wie Manien oder bestimmten neurologischen Erregungszuständen spielen die niederpotenten Antipsychotika eine wichtige Rolle.
Weniger Wirkung – weniger Nebenwirkung: Die niederpotenten Substanzen verursachen deutlich seltener Bewegungsstörungen als die potenteren Wirkstoffe. Ganz ohne Nebenwirkungen sind aber auch sie nicht zu haben. Im Vordergrund stehen hier allerdings eher Probleme wie Mundtrockenheit, Verstopfung, ein niedriger Blutdruck und ein schneller Herzschlag.
Den langfristigen Verlauf im Blick: Atypika
Mit den sogenannten atypischen Medikamenten kam vor einiger Zeit eine neue Generation von Antipsychotika auf den Markt, die gegenüber ihren Vorgängern zwei große Vorteile haben: Zum einen ist die Gefahr für extrapyramidal-motorische Störungen erheblich geringer, und das trotz guter antipsychotischer Wirksamkeit. Zum anderen helfen die Substanzen nicht nur gegen die Akutsymptome einer psychotischen Krise, sondern auch gegen das eher stille Fortschreiten der Erkrankung.
Denn so eindrücklich das Bild einer akuten Schizophrenie mit Wahnvorstellungen und Halluzinationen auch sein mag – gravierender und auf die Dauer letztlich entscheidender sind Symptome wie Antriebsmangel, Freudlosigkeit und zunehmende Isolation, die die Betroffenen dauerhaft verändern, ihnen Lebensfreude und soziale Teilhabe rauben. Diese auch als "Minussymptome" bezeichneten Veränderungen will man möglichst vermeiden. Atypische Antipsychotika können dabei helfen.
Sie werden es aber wohl schon ahnen, dass auch sie nicht frei von unerwünschten Wirkungen sind. Betroffene haben unter den atypischen Medikamenten vor allem mit dem Gewicht zu kämpfen. Die Substanzen führen schnell zu einer Gewichtszunahme, was sie nicht besonders beliebt macht. Außerdem wirken sie sich negativ auf den Blutzucker und die Fettwerte aus. Daher sind regelmäßige Kontrollen des Blutbildes wichtig sowie ein stetiger Blick auf die Anzeige der Waage.
Haben Sie Geduld
Es ist nicht leicht, für den Einzelnen das geeignete Mittel zu finden, erfordert viel Erfahrung des behandelnden Arztes und von Ihnen einen langen Atem. Oft muss ein Medikament auch einfach ausprobiert werden, da jeder Mensch sehr individuell darauf reagieren kann.
Erschwerend kommt hinzu, dass Antipsychotika sich oft zuerst von ihrer schlechtesten Seite her zeigen und anfänglich nur Nebenwirkungen hervorrufen. Die positiven Wirkungen können dagegen einige Wochen auf sich warten lassen, was bei den Betroffenen verständlicherweise Unmut auslöst und die Bereitschaft zur Behandlung auf eine harte Probe stellt.
Aber bei aller verständlichen Skepsis und den nicht zu leugnenden Gefahren, die mit der Einnahme von Antipsychotika verbunden sind, lohnt es sich doch, sich helfen zu lassen und die Geduld aufzubringen, die lindernden Effekte der Antipsychotika abzuwarten. Denn in der Behandlung der Schizophrenie stellen sie eine enorme Bereicherung dar und wirken nicht nur akut, sondern auch langfristig gegen die Krankheit, die ein Leben so sehr verändern, ja zerstören kann.
Wirkung
Was bringen Neuroleptika bei Schizophrenie, wenn sie doch nicht heilen können?
Zwar können Neuroleptika eine Schizophrenie nicht heilen, doch können sie die psychotischen Symptome reduzieren. Wie viel das wert ist, darüber lässt sich allerdings streiten. Aus Sicht der meisten schulmedizinischen Experten ist das viel wert und rechtfertigt allemal den Einsatz dieser Medikamente. Aus Sicht einiger Patienten sind die mit den Neuroleptika einhergehenden Nebenwirkungen schlimmer als die eigentliche Schizophrenie.
Ärzte und Patienten mit teils unterschiedlicher Einschätzung
Die Sicht der Schulmedizin: Für die Betroffenen bedeutet eine Neuroleptika-Behandlung, dass sie weniger leiden und in die Lage versetzt werden, wieder am Leben teilzuhaben. Zum anderen ermöglichen die Medikamente, Abstand von der Krankheit zu gewinnen und damit einen realistischeren Blick auf das Problem zu bekommen. Mediziner sprechen von verbesserter Krankheitseinsicht.
Die Sicht einiger (nicht aller) Betroffener lassen sich aus den zahlreichen Kommentaren ersehen, die unter unseren Neuroleptika-Fragen stehen, vor allem zum Aspekt der Nebenwirkungen.
Effekt und Wirkungseintritt
Wie wirken Neuroleptika bei Schizophrenie?
Neuroleptika wirken im Gehirn und blockieren dort die Wirkungen des Botenstoffs (Neurotransmitter) Dopamin. Sie wirken auf viele Symptome der Schizophrenie wie Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Denkstörungen etc.
Um zu verstehen, was Antipsychotika, wie die Medikamente auch genannt werden, im Gehirn genau verändern, kommen wir um einen kleinen Ausflug in die Pharmakologie nicht herum. Aber keine Sorge, wenn man sich den Grundmechanismus einmal klar gemacht hat, wird vieles plausibel.
Außerdem sollten Sie in etwa wissen, was Sie da einnehmen und was für einen Sinn und Zweck das Ganze überhaupt hat. Denn es ist sehr wichtig, dass Sie bei der Behandlung am Ball bleiben und die Medikamente nicht voreilig und überstürzt absetzen.
Überschuss an Dopamin
Stellen Sie sich einmal vor, in Ihrem Gehirn sitzen Nervenzellen, die bestimmte Botenstoffe aussenden und an andere Zellen weitergeben. Auf diese Weise kommunizieren die Zellen untereinander und schicken sich wichtige Nachrichten und Signale zu. Normalerweise läuft das sehr gesittet ab und werden nur so viele Botenstoffe gebildet wie für die Verständigung benötigt.
Bei der Schizophrenie geht man davon aus, dass zu viele dieser Substanzen im Umlauf sind und außerdem die empfangenden Nervenzellen möglicherweise sensibler darauf reagieren. Es ist wie ein Filter, der normalerweise vor zu starken Reizen schützt und der nun porös und durchlässig wird. Dadurch schwemmen die Botenstoffe unkontrolliert in die schutzlosen Nervenzellen ein.
Die Filterfunktion der Antipsychotika
Die Rede ist übrigens von Dopamin, das Ihnen vielleicht im Rahmen der Parkinson-Erkrankung ein Begriff ist. Es ist tatsächlich derselbe Botenstoff, der sowohl für diese neurodegenerative Krankheit als auch für die Schizophrenie verantwortlich ist, allerdings jeweils entgegengesetzt: Während beim Morbus Parkinson zu wenig Dopamin zur Verfügung steht, ist es bei psychotischen Erkrankungen der Überschuss, der zu den typischen Symptomen führt.
Antipsychotika haben die Aufgabe, den Filter wieder zu reparieren und die Nervenzellen damit von den anflutenden Reizen abzuschirmen. Das schaffen sie, indem sie die Andockstellen (Rezeptoren), über die Dopamin in die benachbarten Zellen aufgenommen wird, blockieren. Soweit, so gut.
Komplexes Gehirn, komplexe Wirkung
Ganz so einfach, wie wir uns das gerne schematisch ausmalen, funktioniert unser Gehirn und damit auch die Wirkung der Medikamente allerdings nicht. Da gibt es zum einen ganz verschiedene Dopaminsysteme. Das System, das bei der Schizophrenie eine Rolle spielt, ist zum Beispiel ein ganz anderes als das für die Parkinson-Erkrankung relevante.
Zum anderen kursiert in unserem Gehirn natürlich nicht nur Dopamin, sondern es gibt eine Vielzahl weiterer Botenstoffe, die jeweils bestimmte Aufgaben übernehmen. Wirkung wie Nebenwirkungen antipsychotischer Medikamente beruhen genau auf dieser Vielfalt an Kommunikationswegen. Denn die Substanzen haben nicht nur Einfluss auf Dopamin, sondern eben auch auf andere Botenstoffe wie Serotonin, Acetylcholin oder Adrenalin.
Was die Schizophrenie mit Parkinson zu tun hat
Ein Beispiel: Starke Antipsychotika wirken vor allem über die Blockade von D2-Rezeptoren im mesolimbischen System. Das sind bestimmte Nervenbahnen, die vom Mittelhirn ins Großhirn ziehen und dort wichtige emotionale Prozesse und Denkvorgänge anstoßen.
Gleichzeitig aber ist Dopamin auch für andere Nervenverbindungen zuständig, die von der sogenannten Substantia nigra (schwarze Substanz) aus wichtige Bewegungsimpulse aussenden. Wenn dieses System beeinträchtigt wird, kommt es zu den gefürchteten Nebenwirkungen antipsychotischer Medikamente, nämlich zu verschiedensten Bewegungsstörungen.
Hier schließt sich auch wieder der Kreis zum Parkinson: Antipsychotika können Symptome wie bei Parkinson auslösen, indem sie ungewollt genau die Bahnen blockieren, die auch bei dieser Erkrankung in Mitleidenschaft gezogen werden.
Erwünschte und unerwünschte Nebeneffekte
Und dann sich da noch ganz andere Botenstoffe, wie das bereits oben genannte Adrenalin, die von den Antipsychotika ebenfalls nicht unberührt bleiben. Eine Rezeptorblockade kann dazu führen, dass der Blutdruck sinkt und das Herz zum Ausgleich schneller schlägt. Das kann Probleme mit dem Kreislauf bereiten bis hin zum Kollaps.
Es gibt allerdings auch ein paar positive Effekte, die die Wirkstoffe neben ihrer antipsychotischen Funktion haben und die man ebenso therapeutisch nutzen kann. Zu nennen ist etwa der sedierende Effekt, der gerade in akuten Erregungszuständen durchaus gewollt sein kann.
Und auch in ganz anderen Bereichen kommen die Substanzen zum Einsatz, wenn auch in etwas veränderter Form und Dosierung. So haben Sie Dopaminrezeptorblocker vielleicht selbst schon einmal in einem ganz anderen Zusammenhang eingenommen: als Ihnen das letzte Mal richtig schlecht war. Die Medikamente sind nämlich auch ein sehr wirksames Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen.
Die Qual der Wahl
Sie sehen, die Wirkung der Antipsychotika ist komplex und vielfältig. Das macht die Auswahl wie auch den Umgang mit ihnen nicht einfach und stellt den Arzt und natürlich auch für Sie vor eine große Herausforderung. Es kann dauern, bis das richtige Medikament im Einzelfall gefunden ist, das ausreichend wirkt, ohne Sie zu sehr zu beeinträchtigen.
Es gibt heutzutage jedoch sehr viele unterschiedliche Präparate, die zur Auswahl stehen. Zudem arbeiten Wissenschaftler immer weiter daran, noch zielgenauere Substanzen zu entwickeln, die nur da wirken, wo sie auch sollen.
Lassen Sie sich also auf die Suche nach dem geeigneten Mittel für Sie ein!
Bemerkt man selbst den Eintritt der Wirkung von Neuroleptika?
Den Wirkungseintritt von Neuroleptika bemerken viele Betroffene an sich selbst. Gefühle und Gedanken scheinen geordneter und passen wieder besser zueinander. Wahnvorstellungen und Halluzinationen verschwinden und damit auch das Gefühl von Unruhe und Getriebensein.
Betroffene Menschen spüren oft, dass sie sich der Normalität annähern und auch mit anderen wieder anders umgehen können.
Bemerken Menschen mit Schizophrenie die positiven Wirkungen der Medikamente?
Ja, durchaus, allerdings stellen die Betroffenen die negativ empfundenen Wirkungen der Neuroleptika meist in den Vordergrund. Sprich, die Nebenwirkungen.
In einer Befragung an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf wurde immerhin von fast jedem zweiten ein verbesserter Schlaf angegeben. Positive Auswirkungen auf die Gedanken- und Gefühlswelt, das tägliche Leben, die Stimmung und das Urteilsvermögen wurden zwar auch bemerkt, jedoch weniger häufig.
Nebenwirkungen kommen oft zuerst
Allgemein ist die Skepsis gegenüber Psychopharmaka bei vielen Betroffenen groß. Das ist durchaus verständlich, greifen sie doch maßgeblich in den Gehirnstoffwechsel ein und können auch viele körperliche Funktionen negativ beeinflussen. Die Palette an möglichen Nebenwirkungen ist bekanntlich entsprechend lang.
Das Dumme daran ist außerdem, dass sie früher einsetzen als die eigentliche Wirkung. Es kann einige Wochen dauern, bis sich der gewünschte Effekt einstellt, wohingegen sich Nebenwirkungen oft schon nach kurzer Zeit äußern. Das macht die Medikamente nicht gerade attraktiver.
Und dennoch sind sie oft unverzichtbar. Gerade in akuten schizophrenen Phasen können sie die Betroffenen von ihren Erlebnissen, die oft als bedrohlich und angsteinflößend empfunden werden, wirksam abschirmen. Das empfinden viele durchaus als hilfreich.
Ohne Motivation wird es schwierig
Anders kann es aussehen, wenn sich die Behandlung länger hinzieht und eine Langzeittherapie angebracht ist, um die Erkrankung zu stabilisieren. Darauf können sich Menschen mit Schizophrenie manchmal nur schwer einlassen. Wer keine Beschwerden mehr hat (und sei es auch gerade durch die Wirkung der Antipsychotika), sieht nicht unbedingt ein, wieso er weiterhin Medikamente einnehmen soll. Daher ist es wichtig, langfristig Arzneimittel zu finden, die gut verträglich sind und mit denen die Betroffenen im Alltag zurechtkommen.
Einsatzgebiete: Schizophrenie, Schmerztherapie und Co
Bekommen nur Patienten mit Schizophrenie Neuroleptika?
Die Schizophrenie ist das Haupteinsatzgebiet von Neuroleptika. Aber auch bei anderen psychischen bzw. psychiatrischen sowie neurologischen Erkrankungen spielen sie eine Rolle.
Ein breites Spektrum
Antipsychotika werden u.a. bei folgenden psychiatrischen Erkrankungen eingesetzt:
- Schizophrenie
- schizoaffektive Störungen (gleichzeitig bzw. abwechselnd Symptome einer Schizophrenie und einer affektiven, z.B. depressive Störung)
- organische Psychosen (z.B. nach Alkoholmissbrauch)
- bipolare Störungen
- Entwicklungs- und Verhaltensstörungen
- Persönlichkeitsstörungen
Als sogenannte Augmentationstherapie kommen Antipsychotika manchmal auch bei unipolaren Depressionen (ohne manische Phasen) sowie bei Angst- und Zwangserkrankungen zum Einsatz, die auf die übliche Therapie nicht ansprechen. Dabei werden sie zusätzlich verabreicht und können den Effekt von antidepressiven Wirkstoffen verbessern.
Antipsychotika außerhalb der Psychiatrie
Auch in anderen Gebieten der Medizin werden Antipsychotika verwendet, etwa bei neurologischen Erkrankungen. Bei Schmerzsyndromen können sie die klassische Schmerztherapie ergänzen. Ebenso spielen sie bei verschiedenen Formen von Dyskinesien (Bewegungsstörungen) eine Rolle, z.B. bei überschießender Muskelaktivität im Rahmen einer Chorea Huntington. Auch psychotische Symptome beim Morbus Parkinson sprechen zum Teil auf Antipsychotika an. Weitere Einsatzgebiete sind Schlafstörungen, Unruhe und Erregungszustände.
Nicht immer sind die Medikamente für die jeweiligen Indikationen zugelassen, auch wenn sie gut wirksam sind. Grundsätzlich können Arzneimittel auch im "Off-Label-Use", d.h. außerhalb der üblichen Zulassungsbestimmungen eingesetzt werden. Umso besser muss die Behandlung dann jedoch abgewogen und mit den Betroffenen besprochen werden.
Stimmt es, dass niedrigpotente Neuroleptika auch schmerzlindernd wirken?
Ja. Neben der beruhigenden Wirkung können sogenannte niedrigpotente Neuroleptika auch in der Schmerzbehandlung eingesetzt werden.
Nur als Ergänzung
In der klassischen Schmerztherapie besteht ihr Effekt darin, dass sie die Wirksamkeit von Schmerzmedikamenten verstärken. Bei starken und chronischen Schmerzen lassen sich auf diese Weise Schmerzmedikamente wie z.B. Opiate einsparen. Außerdem können Antipsychotika die Nebenwirkungen von Opiaten wie Übelkeit und Erbrechen reduzieren. Insgesamt spielen Antipsychotika in der Schmerzbehandlung allerdings eine untergeordnete Rolle.
Auch in der Anästhesie kommen Antipsychotika manchmal ergänzend zum Einsatz. Hier können sie z.B. eine narkosebedingte Übelkeit, die nach Operationen auftreten kann, ebenfalls lindern.
Varianten
Hoch- und schwachpotente Neuroleptika
Wie wirken schwachpotente Neuroleptika?
Während bei hochpotenten Neuroleptika die antipsychotische Wirksamkeit im Vordergrund steht, sind es bei den niedrigpotenten Neuroleptika eher die beruhigenden (sedierenden) Effekte.
Wirkstoffe dieser Gruppe sind z.B. Levomepromazin (Neurocil®), Chlorprothixen (Truxal®), Pipamperon (Dipiperon®), Melperon (Eunerpan®) und andere.
Gut zur Beruhigung und zum Schlafen
Die Unterscheidung zwischen hoch- und schwachpotent betrifft die konventionellen, "typischen" Antipsychotika. Es gibt mittlerweile eine neue Generation von Medikamenten, die "atypischen" Antipsychotika, die aber wieder anders eingeteilt werden.
Aber zurück zu den niederpotenten Klassikern: Die Potenz bezieht sich auf ihre antipsychotische Wirkung. Substanzen mit einer niedrigen Potenz wirken also nicht so stark gegen die psychotischen Symptome, haben dafür aber andere Vorzüge, die bei der Schizophrenie ebenso wichtig sein können. Sie wirken nämlich beruhigend und schlafanstoßend. So werden sie z.B. bei starken Erregungszuständen eingesetzt.
Insgesamt besser verträglich
Außerdem ist dabei das Risiko für Bewegungsstörungen, einer gefürchteten Nebenwirkung unter der antipsychotischen Behandlung, deutlich geringer als bei den hochpotenten Mitteln. Auch für das Herz sind die Medikamente in der Regel verträglicher.
Allerdings treten andere sogenannte vegetative Störungen häufiger auf. Dazu gehören beispielsweise Beschwerden beim Wasserlassen, Verstopfung und Kreislaufprobleme. Oft kommen diese Symptome aber nur zu Beginn der Behandlung vor und bessern sich im Lauf der Zeit.
Wann werden schwachpotente bzw. schwach wirksame Neuroleptika eingesetzt?
"Schwachpotente Neuroleptika" ist ein etwas unglücklicher Ausdruck, denn "schwach" oder "impotent" sind diese Wirkstoffe absolut nicht. Sie wirken nur weniger stark antipsychotisch als die hochpotenten Neuroleptika. Die Mediziner und Pharmakologen, die diesen Ausdruck geprägt haben, haben wahrscheinlich nur wenig darüber nachgedacht, was solch eine Bezeichnung bei demjenigen, dem die Mittel helfen sollen, bewirkt.
Nun aber zum Wesentlichen: Die schwach wirksamen Neuroleptika wirken stark beruhigend (sedierend) und dämpfend. Die antipsychotische Wirkung ist dagegen gering ausgeprägt. Diese Neuroleptika sind deshalb besonders geeignet, um Angst-, Erregungs-, Unruhe- und Spannungszustände zu verringern und den Schlaf etwa bei Schlafstörungen zu verbessern.
Wie wirken hochpotente Neuroleptika?
Je nach der antipsychotischen Wirksamkeit von Neuroleptika werden hochpotente, mittelpotente und schwachpotente Substanzen unterschieden. Hochpotente Neuroleptika haben also eine starke antipsychotische Wirkung.
Dazu gehören z.B. die Wirkstoffe Haloperidol (Haldol®), Benperidol (Glianimon®), Fluspirilen (Imap®), Perphenazin (Decentan®), Flupentixol (Fluanxol®) und andere.
Stark gegen die Psychose
Die Unterteilung der antipsychotischen Medikamente ist ziemlich komplex. Seit der Einführung neuerer Substanzen, die anders wirken als die herkömmlichen Mittel und oft besser verträglich sind, unterscheidet man zwischen den konventionellen, klassischen oder auch "typischen" Antipsychotika und den neuen "Atypika". Bei den klassischen Substanzen wiederum gibt es hoch-, mittel- und schwachpotente.
Wie der Begriff "Potenz" schon besagt, unterscheiden sie sich in ihrer Wirksamkeit. Das bezieht sich jedoch nur auf die antipsychotische Wirkung. In anderen Bereichen können die schwachpotenten Substanzen durchaus auftrumpfen und haben damit genauso ihren Stellenwert in der Behandlung der Schizophrenie.
Was die antipsychotische Potenz anbelangt, läuft den typischen Antipsychotika jedoch niemand den Rang ab. Daher sind sie in akuten psychotischen Phasen oft noch immer Mittel der Wahl, um die Symptome rasch und effektiv einzudämmen. So gehört etwa Haldol® zu den Klassikern der Akuttherpie und kann wenn nötig auch direkt über die Vene verabreicht werden.
Der Preis: Nebenwirkungen
Leider hat die Sache auch einen Haken. So gut sie auch wirken, so hoch ist auf der Gegenseite die Gefahr für Nebenwirkungen unter den hochpotenten antipsychotischen Wirkstoffen. Das betrifft vor allem Bewegungsstörungen, die unter dem Begriff der extrapyramidal-motorischen Störungen (EPMS) zusammengefasst werden. Dazu gehören z.B. Zungen- und Blickkrämpfe, Muskelsteifigkeit und Zittern, Sitzunruhe, verstärkte Reizbarkeit und Angst. Noch nach Monaten bis Jahren können sich außerdem unwillkürliche Bewegungen im Kopfbereich, an Armen oder Beinen einstellen.
Machen Sie sich aber nicht zu große Sorgen. Das alles kann, muss aber nicht passieren. Außerdem gibt es Möglichkeiten, diese Nebenwirkungen in der Frühphase einzudämmen. Im Verlauf ist ohnehin die Frage, ob die starken Mittel weiterhin nötig sind. In der Akutphase haben sie aber nach wie vor ihren unverzichtbaren Stellenwert.
Atypische Neuroleptika und Depot-Präparate
Was sind atypische Neuroleptika?
Atypische Neuroleptika sind Neuroleptika, die auch bei sogenannten Negativsymptomen wie Apathie, Interessenlosigkeit, Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen u.a. wirken. Negativsymptome halten meist länger an als Positivsymptome (Wahnvorstellungen, akute Ängste etc.).
Weniger Nebenwirkungen
Ein weiterer Vorteil dieser neuen Generation von Antipsychotika ist ihre bessere Verträglichkeit. Sie verursachen keine bzw. allenfalls leichte sogenannte extrapyramidal-motorische Störungen. Das sind verschiedene Arten von abnormen Bewegungen, die zu Beginn der Behandlung auftreten können, sich aber zum Teil auch erst nach Jahren entwickeln und dann irreversibel sind, sich also nicht mehr zurückbilden. Entsprechend skeptisch und ablehnend stehen viele Betroffene den konventionellen Antipsychotika gegenüber, die diese gravierenden Nebenwirkungen hervorrufen können.
Die Vorteile auf einen Blick
Die atypischen Substanzen stellen demgegenüber eine große Bereicherung dar. Gerade für eine längerfristige Behandlung sind sie deutlich besser geeignet und werden von den Betroffenen eher akzeptiert.
Zusammenfassend haben atypische Antipsychotika bei der Behandlung der Schizophrenie folgende Vorteile:
- gute antipsychotische Wirksamkeit
- Wirkung auch auf die Negativsymptomatik
- keine/kaum extrapyramidal-motorische Störungen (EPMS)
Trotzdem nicht unproblematisch
Allerdings haben auch sie ihre Schattenseite. Wie viele anderen Antipsychotika können auch atypische zu einer Gewichtszunahme führen, was für viele Betroffene äußerst unangenehm ist. Manche Substanzen verändern den Hormonhaushalt und können zu sexuellen Problemen führen. Außerdem kann es zu Kreislaufproblemen, Verstopfung und Mundtrockenheit kommen. Speziell bei Clozapin, das bei einer schweren Schizophrenie gegeben werden kann, die auf andere Medikamente nicht anspricht, kann sich das Blutbild gravierend verändern und die Krampfschwelle absinken. Daher müssen während der Behandlung engmaschige Kontrollen erfolgen.
Alles in allem haben die atypischen Antipsychotika die Behandlung der Schizophrenie und anderer psychotischer Störungen erheblich verbessert und wirken sich auch langfristig positiv auf die Lebensqualität, die soziale Interaktion der Betroffenen und die Prognose insgesamt aus. Daher sollten sie, wenn möglich, bevorzugt eingesetzt werden.
Was sind Depot-Neuroleptika?
Depot-Präparate werden in den Muskel gespritzt und bilden dort ein Depot. Deshalb sind die Zeitabstände zwischen den Verabreichungen größer, ohne dass die Wirkung zwischenzeitlich nachlässt.
Praktisch und unkompliziert
Das Präparat wird kontinuierlich aus dem Muskel freigesetzt, so dass die Blutspiegel gleichbleibend hoch sind. Für manche Menschen mit Schizophrenie stellt diese Form der Verabreichung eine bequeme und zuverlässige Methode dar. Auch wenn die Motivation zur Tabletteneinnahme schwankt, kann ein Depot-Präparat sinnvoll sein. Gerade bei einer ambulanten Langzeittherapie ist es für viele Betroffene angenehmer, sich alle 1-4 Wochen einmal pieksen zu lassen als täglich Tabletten zu schlucken.
Vorteile von Antipsychotika als Depotpräparate sind:
- Erleichterung der Applikation bei Schwierigkeiten mit der Tabletteneinnahme
- in manchen Studien Senkung des Rückfallrisikos im Vergleich zur Tabletteneinnahme
- sichere, ausreichend hohe Dosierungen
- gleichmäßige Wirkspiegel
- regelmäßige Vorstellung beim Arzt
- kontrollierte Verabreichung
Auch Nebenwirkungen können anhalten
Es gibt aber auch ein paar Haken bei der Behandlung mit antipsychotischen Depot-Präparaten. Sie sind nicht gut steuerbar. Das bedeutet, einmal gespritzt entfalten sie für längere Zeit ihre Wirkung, ohne dass sie beeinflusst werden kann. Vor allem bei Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten kann es sehr unangenehm sein, wenn sie so lange anhalten. Tabletten sind da deutlich flexibler. Vor allem für die Akutbehandlung sind Depot-Präparate daher weniger gut geeignet.
Außerdem können die langen Injektionsintervalle, die einerseits praktisch sind und die Betroffenen nicht ständig an ihre Erkrankung und die Behandlung erinnern, andererseits auch ein Nachteil sein. Viele fühlen sich dadurch passiv, unbeteiligt und möglicherweise den Therapieanweisungen des Arztes ausgeliefert. Dabei sollen die Erkrankten möglichst aktiv einbezogen werden und eigenständig an der Behandlung mitwirken.
Worauf bei der Einnahme zu achten ist
Als Depot-Präparate stehen sowohl konventionelle als auch neue, sogenannte atypische Antipsychotika zur Verfügung. Zu den konventionellen Substanzen zählen z.B. Flupentixoldecanoat, Fluspirilen und Haloperidoldecanoat; atypische Depot-Präparate sind u.a. Risperidon (Risperdal-Consta®) und Aripiprazol (Abilify Maintena®).
Bei der Behandlung ist darauf zu achten, dass es eine Weile dauern kann, bis sich ausreichend hohe Blutspiegel gebildet haben und das Medikament damit wirkt. Vor allem bei Risperidon setzt die Wirkung erst nach drei Wochen überhaupt ein. Zu Beginn der Behandlung werden die Tabletten daher oft noch überlappend eingenommen und erst dann langsam abgesetzt.
Ob für Sie eine Langzeitbehandlung mit Depot-Antipsychotika in Frage kommt, entscheidet Ihr Arzt gemeinsam mit Ihnen. Das hängt sowohl von der Erkrankung und dem individuellen Verlauf als auch von Ihren persönlichen Präferenzen ab.
Dosierung der Medikamente
Wie bemerkt man eine Unterdosierung von Neuroleptika?
Eine Unterdosierung macht sich durch eine fehlende Wirksamkeit bemerkbar. Psychotische Symptome verbessern sich vielleicht nicht, unzureichend oder treten erneut auf.
Darüber sollte der behandelnde Arzt unbedingt informiert werden, damit er die Dosis entweder erhöht oder auf ein anders Präparat ausweicht.
Dosiseinstellung
Was ist die richtige Dosierung bei Neuroleptika?
Die richtige Dosierung ist von Person zu Person verschieden und unterscheidet sich auch zwischen verschiedenen Präparaten. Meist gibt der Medikamentenhersteller ein Dosierungsintervall an, innerhalb dessen die eigene optimale Dosis liegt.
Wechselnde Dosierungen
Im Verlauf der Erkrankung kann die Dosierung auch variieren. Bei hochakuten psychotischen Zuständen wird gleich zu Beginn eine hohe Dosis verabreicht, manchmal auch direkt in die Vene, damit der Wirkstoff schneller ankommt. Entwickeln sich die Symptome eher schleichend, beginnt der Arzt die Behandlung mit einer wesentlich niedrigeren Menge und tastet sich langsam an die optimale Dosis heran, die wirkt, ohne den Betroffenen zu sehr zu belasten bzw. einzuschränken ("einschleichende" Behandlung).
An die Akutbehandlung schließen sich oft eine Erhaltungstherapie sowie eine Rezidivprophylaxe an. Damit soll die Erkrankung stabilisiert und ein Rückfall verhindert werden. Die Dosierung liegt in diesen Phasen der Behandlung, die sich insgesamt über mehrere Jahre hinziehen kann, deutlich unter der Anfangsdosis.
Beim Absetzen der Medikamente gilt im Grunde das gleiche wie zu Beginn der Behandlung: Sie werden langsam "ausgeschlichen".
Sonderfall Kombination und Alter
Oft werden Antipsychotika auch mit anderen Substanzen kombiniert. In diesem Fall reicht schon eine geringe Menge, um einen zusätzlichen Effekt zu erzielen, ohne jedoch verstärkt Nebenwirkungen hervorzurufen. Antipsychotika können untereinander, aber auch mit Substanzen aus anderen Wirkstoffklassen, beispielsweise Antidepressiva, kombiniert werden. Die jeweilige Dosierung muss dann individuell herausgefunden und entsprechend eingestellt werden.
Eine wichtige Rolle bei der Frage nach der richtigen Dosierung spielt auch das Alter. Bei älteren Betroffenen sollte die Dosis möglichst gering sein, da sie oft sehr sensibel auf die Wirkstoffe reagieren und anfälliger für Nebenwirkungen sind. Vor allem bei verwirrten und dementen Menschen ist äußerste Vorsicht im Umgang mit Antipsychotika geboten. Sie sollten hier außerdem nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden.
Kann man als Patient selbst die Dosis von Neuroleptika regulieren?
Von einer Dosisanpassung frei nach Schnauze können wir nur abraten. Bei der Behandlung mit Neuroleptika ist es sehr viel vernünftiger, der Dosisempfehlung seines Arztes zu folgen und nicht in Eigenregie mehr oder weniger des Medikamentes einzunehmen.
Nicht nur die Betroffenen selbst, auch Angehörige können im Gespräch mit dem Arzt einen wichtigen Beitrag leisten, damit er das optimale Medikament in der richtigen Dosierung herausfindet. Betroffene wie Angehörige können ihre Beobachtungen berichten, so dass sich dem Arzt ein möglichst genaues Bild von Wirkungen und Nebenwirkungen vermittelt.
Zu rasches Erhöhen oder auch Reduzieren der Medikamenten-Dosis kann zu Beschwerden führen, denn der Hirnstoffwechsel muss sich erst langsam anpassen.
Kann die Dosis der Neuroleptika bei einer Langzeitbehandlung gesenkt werden?
Eine pauschal gültige Antwort gibt es darauf leider nicht. Ob die Dosis bei der langfristigen Neuroleptika-Behandlung gesenkt werden kann, ist von dem bisherigen Verlauf der Erkrankung unter der medikamentösen Behandlung abhängig.
In einigen Fällen müssen psychotische Symptome langfristig unterdrückt werden, so dass die Dosierung bei diesen Menschen häufig höher ist. Bei andauernder Symptomfreiheit und maximaler Erholung ist der Versuch einer Senkung der Dosierung möglich. Dann können möglicherweise auch geringere Dosen vor einem Rückfall schützen.
Neuroleptika hoch dosiert - warum?
Kann es sein, dass ich im Vergleich zu anderen eine wesentlich höhere Dosis an Neuroleptika benötige?
Ja, das Ansprechen auf Neuroleptika kann individuell sehr unterschiedlich sein. Während der eine vielleicht nur eine niedrige Dosierung benötigt, um die Symptome der Schizophrenie zu beseitigen, braucht ein anderer eine um den Faktor 20 höhere Dosierung, um denselben Effekt zu erzielen.
Was im Körper mit Medikamenten passiert
Das liegt daran, dass jeder Körper die Wirkstoffe anders aufnimmt und verarbeitet. Die komplexen Abläufe dabei werden unter dem Begriff "Pharmakokinetik" zusammengefasst. Dabei spielen die Aufnahme einer Substanz ins Blut, die Verteilung im Organismus, die Verarbeitung (Biotransformation) und schließlich der Abbau und die Ausscheidung eine Rolle. Bei all diesen Vorgängen können Sie sich vielleicht vorstellen, dass sie bei jedem etwas anders ablaufen.
Das kann der Arzt unmöglich vorher wissen. Es gilt also, die individuelle Empfindlichkeit herauszufinden. Da die Behandlung in der Regel einschleichend erfolgt, die Dosis des Medikaments also langsam und schrittweise gesteigert wird, gelingt die individuelle Einstellung oft recht gut.
In einer schweren, akuten psychotischen Phase sind allerdings manchmal gleich zu Beginn der Behandlung höhere Dosen nötig. Das geht leider oft mit entsprechend starken Nebenwirkungen einher, die natürlich dauerhaft nicht tolerierbar sind. Wenn die Symptome abklingen, sollte die Dosierung des Antipsychotikums daher rasch angepasst werden.
Große therapeutische Breite
Egal, ob die Dosis langsam gesteigert oder nach einer anfänglich starken Medikation wieder reduziert wird, der individuell optimale Bereich, der den Betroffenen möglichst nebenwirkungsfrei stabilisiert, variiert wie gesagt enorm. Ärzte sprechen auch von einer großen "therapeutischen Breite" der Antipsychotika, das heißt, der Dosisbereich, in dem sie wirken, ist breit.
Die Dosis sagt daher beim Einzelnen wenig über die voraussichtliche Wirkung aus. Insofern kann es sehr gut sein, dass Sie im Gegensatz zu anderen mit demselben Krankheitsbild und einer ähnlichen Symptomatik völlig andere Mengen benötigen. Übrigens ist es auch gut möglich, dass Sie ganz andere Medikamente bekommen. Auch hier sind die individuellen Unterschiede, wer wie auf welches Arzneimittel reagiert, sehr heterogen.
Der Blutspiegel kann weiterhelfen
Aufschlussreicher als die jeweilige Dosis kann die Konzentration des Wirkstoffs im Blut sein, der sogenannte Plasmaspiegel. Wenn die Wirkung trotz stetiger Dosissteigerung ausbleibt oder unerwartet Nebenwirkungen auftreten, ist es sinnvoll, ihn zu bestimmen. Aber auch der Plasmaspiegel ist kein sicherer Marker für die Wirksamkeit. Letztlich muss der Arzt gemeinsam mit Ihnen schlicht ausprobieren, welche Dosis für Sie die richtige ist.
Warum erhalte ich weiterhin eine hohe Dosis an Neuroleptika, obwohl die schizophrenen Symptome abgeklungen sind?
Zunächst muss man folgendes betonen: Es gibt keine Standard-Dosis bei Neuroleptika. Die Dosis des verabreichten Neuroleptikums variiert individuell, denn jeder spricht anders auf die Wirkstoffe an.
Meist wird eine längere Zeit nach der Akutbehandlung die Dosis weiter verabreicht, die sich in der Anfangsphase als wirksam herausgestellt hat. Dies soll zu weiteren Verbesserungen nicht nur der Symptomatik führen, sondern auch der allgemeinen Funktion und Lebensqualität.
Hinweise zur Einnahme
Warum muss man Neuroleptika über längere Zeiträume einnehmen?
Neuroleptika sind in der Akutphase der Schizophrenie geeignet, um psychotische Symptome zu beseitigen. Aber auch, wenn Betroffene nicht mehr unter Symptomen der Erkrankung leiden, sollten sie das Neuroleptikum weiter einnehmen. Denn die Medikamente bewahren auch vor einem erneuten Auftreten psychotischer Symptome.
Neuroleptika werden deshalb oft über längere Zeiträume verabreicht. Wie lange, ob Wochen, Monate oder gar Jahre, ist individuell und mit dem Arzt zu besprechen.
In der Behandlung der Schizophrenie werden mehrere Phasen unterschieden:
- Akutbehandlung
- Erhaltungstherapie
- Rezidivprophylaxe
Es kann sich hinziehen
Die Akutbehandlung dient dazu, die Symptome rasch einzudämmen, und dauert in der Regel einige Wochen. Wenn es den Betroffenen besser geht, wird die Dosierung langsam reduziert. Um die Erkrankung zu stabilisieren, schließt sich eine sogenannte Erhaltungstherapie an, in der die Medikamente in der niedrigeren Dosierung noch für weitere Wochen bis Monate eingenommen werden.
Je nachdem, wie oft die Erkrankung bereits ausgebrochen ist, folgt manchmal eine Rezidivprophylaxe, um weitere Rückfälle zu vermeiden. Nach einem ersten Rezidiv sollte sie mindestens über ein Jahr erfolgen; nach mehreren schizophrenen Phasen ist eine Langzeitbehandlung zu erwägen. Allerdings liegt die Dosierung der Antipsychotika dabei in einem sehr niedrigen Bereich, so dass keine Nebenwirkungen auftreten sollten.
Machen Sie mit!
Niemand möchte gerne länger oder gar dauerhaft Medikamente einnehmen. Auch bei der Schizophrenie ist das nicht immer nötig. Antipsychotika sollten grundsätzlich behutsam und nur so lange wie nötig eingesetzt werden.
Manchmal ist es aber durchaus sinnvoll, sie über einen längeren Zeitraum zu verabreichen – natürlich in Absprache mit dem Betroffenen, der dem Arzt rückmelden muss, ob er die Medikamente verträgt. Akzeptanz und Verträglichkeit haben bei der Langzeitbehandlung oberste Priorität. Machen Sie also aktiv mit bei Ihrer Behandlung!
Behandlungsdauer und Medikamentenwechsel
Kann man die Neuroleptika-Einnahme nicht auf die Zeit beschränken, in der Symptome oder Beschwerden vorliegen?
Ein solches Vorgehen läuft bei Medizinern unter der Bezeichnung intermittierende Neuroleptika-Behandlung. Sie bedeutet, dass nur bei psychotischen Symptomen Medikamente verabreicht werden und nach Abklingen der Symptome die Behandlung abgesetzt wird.
Wozu eine Erhaltungstherapie?
Für die Wirksamkeit dieser intermittierenden Neuroleptika-Behandlung gibt es aber keine Belege. Im Gegenteil: Das Absetzen der Medikamente scheint das Risiko für erneute Krankheitsschübe deutlich zu erhöhen.
Allerdings ist bei Art und Dauer der Behandlung zu unterscheiden zwischen verschiedenen Formen und Ausprägungen einer Schizophrenie. Wenn die Erkrankung erstmals ausbricht, schließt sich an die Akutbehandlung in der Regel eine sogenannte Erhaltungstherapie an, die sich mindestens über ein halbes Jahr erstrecken sollte, und zwar auch dann, wenn keine Symptome mehr vorliegen. Es geht in dieser Phase darum, die Erkrankung zu stabilisieren. Ansonsten ist das Risiko, dass sie erneut aufflackert, hoch. Bei der Erhaltungstherapie werden die Medikamente jedoch deutlich niedriger dosiert als zu Beginn der Behandlung.
Rezidivprophylaxe bei hohem Rückfallrisiko
Manchmal folgt im Anschluss daran eine dritte Behandlungsphase, die auch als Rezidivprophylaxe bezeichnet wird. Diese langfristige Therapie, die über mehrere Jahre andauern kann, ist aber nicht immer nötig bzw. angemessen.
Wenn die Erkrankung allerdings chronisch verläuft bzw. immer wieder ausbricht und Betroffene schon mehrere sogenannte Rezidive erlitten haben, ist eine stetige, niedrig dosierte Dauertherapie unabhängig von den Symptomen sinnvoll. Denn je öfter die Erkrankung bereits ausgebrochen ist, umso größer ist auch die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Rückfall. Dies soll durch die Langzeitbehandlung verhindert werden.
Verträglichkeit ist entscheidend
Es ist nicht immer einfach, Betroffene davon zu überzeugen, Medikamente einzunehmen, auch wenn sie momentan keine Beschwerden haben. Daher ist es bei einer langfristigen Behandlung mit Antipsychotika sehr wichtig, die Wirkstoffe zu finden, die derjenige gut verträgt und akzeptieren kann, und sie möglichst gering zu dosieren, damit keine Nebenwirkungen auftreten. Neuere, sogenannte atypische Substanzen sind dafür meist besser geeignet als die konventionellen Antipsychotika.
Heilbarkeit und Prognose
An dieser Stelle möchten wir noch auf die unten aufgeführte Kritik eines Lesers eingehen. Die Dauer der Behandlung und die Fortsetzung auch nach Abklingen der Symptomatik sagt per se nichts über die Heilbarkeit der Erkrankung aus. Bei der Erhaltungstherapie geht es lediglich darum, den Therapieerfolg zu verstetigen. Es kann durchaus sein, dass die Erkrankung danach nie mehr ausbricht.
Aber natürlich gibt es daneben wie bereits erwähnt leider auch Formen der Schizophrenie, die in Schüben immer wieder aufkommen bzw. stetig voranschreiten. Dann gilt die Erkrankung tatsächlich als chronisch und sollte entsprechend dauerhaft behandelt werden.
Was die Prognose anbelangt, ist es oft wirklich schwierig, sie zu Beginn der Erkrankung richtig einzuschätzen. Eine Schizophrenie kann sich sehr mannigfaltig äußern und ganz unterschiedlich verlaufen. Um das beurteilen zu können, braucht es zum einen viel Erfahrung; zum anderen muss der Arzt den Betroffenen auch erst einmal eine Weile beobachten und immer wieder genau befragen und untersuchen, um sich ein Urteil bilden zu können und eine Prognose abzugeben. Damit kann er durchaus auch mal danebenliegen.
Das ist aber im übrigen bei vielen anderen, rein "körperlichen" Erkrankungen auch nicht anders. Wie eine Krankheit im Einzelfall verläuft, lässt sich nie mit Gewissheit vorhersagen.
Wie kann man bei Neuroleptika auf ein anderes Präparat umstellen?
Ist es etwa aufgrund von Nebenwirkungen nötig, auf ein anderes Neuroleptikum umzustellen, sollte die Dosis des derzeitigen Präparates Schritt für Schritt reduziert werden. Das neue Medikament wird parallel dazu in steigender Dosierung eingenommen.
Manchmal braucht es einen langen Atem
Leider ist zu Beginn einer Behandlung mit Antipsychotika nicht vorherzusehen, ob das ausgewählte Medikament bei dem Betroffenen auch anschlägt. In etwa 20-30% sprechen Menschen, die erstmals antipsychotisch behandelt werden, nicht auf die Therapie an.
Glücklicherweise gibt es allerdings heutzutage eine recht große Auswahl an unterschiedlichen Substanzen, auf die Betroffene jeweils ganz anders reagieren können. Wer also von einem Medikament nicht profitiert oder starke Nebenwirkungen hat, verträgt ein anderes unter Umständen problemlos.
So ist es manchmal mühsam, bis die individuell richtige Behandlung bei einer Schizophrenie gefunden ist. Hinzu kommt, dass man den Medikamenten erst einmal Zeit lassen muss zu wirken. Leider zeigen sich Antipsychotika oft zunächst von ihrer schlechtesten Seite und verursachen schon bald Nebenwirkungen. Die positiven Effekte hingegen lassen meist länger auf sich warten. Bevor der Arzt daher ein anderes Mittel probiert, sollten 6 bis 8 Wochen vergehen.
Schrittweise aus- und aufdosieren
Wenn dann trotz adäquater Einnahme noch immer keine Wirkung bemerkbar ist oder die Nebenwirkungen nach wie vor überwiegen, ist es Zeit für einen Substanzwechsel. Das Umstellen auf ein anderes Antipsychotikum sollte möglichst langsam und sachte erfolgen.
Vorgehen bei der Umstellung von Antipsychotika:
- Akuttherapie: überlappende Umstellung über ca. 2 Wochen
- Erhaltungs- bzw. Langzeittherapie: schrittweiser Wechsel über Wochen bis Monate
- mindestens zwei Versuche mit einem einzelnen Antipsychotikum, erst dann Kombination erwägen
- Bevorzugung von atypischen Antipsychotika gegenüber den konventionellen Substanzen
Zeitraum von Wochen bis Monaten
In der Akutphase wird das erste Antipsychotikum über ca. zwei Wochen hinweg stetig ausgeschlichen, während das neue parallel dazu schrittweise aufdosiert wird. In der Stabilisierungsphase der Behandlung bzw. bei einer Langzeittherapie sollte die Umstellung noch behutsamer über Wochen bis Monate hinweg erfolgen.
Am sichersten ist es, wenn das erste Mittel zunächst in derselben Dosierung weiter verabreicht wird, während das neue bereits eindosiert wird. Erst wenn es seinen Wirkspiegel erreicht hat, wird die Vormedikation langsam abgesetzt. Vor allem, wenn das erste Medikament bisher zumindest eine geringe Wirkung zeigte, ist es wichtig, bei einem Wechsel möglichst vorsichtig vorzugehen. Ansonsten besteht die Gefahr einer Exazerbation der Erkrankung. Das bedeutet, die Symptome brechen im Zuge der Therapieumstellung wieder akut aus.
Monotherapie mit Atypika anstreben
Grundsätzlich ist eine sogenannte Monotherapie mit einem einzigen Medikament zu bevorzugen. Erst wenn zwei verschiedene Wirkstoffe nacheinander versagen, sollte erwogen werden, zwei Substanzen zu kombinieren. Ist die Erkrankung erstmals ausgebrochen, werden dabei in der Regel sogenannte atypische Antipsychotika verabreicht. Sie sind eine Weiterentwicklung der herkömmlichen Medikamente und zeigen eine gute antipsychotische Wirksamkeit bei deutlich weniger Nebenwirkungen.
Wenn Ihre antipsychotische Medikation umgestellt wird, sollten Sie etwas Geduld mitbringen. Leider wirken die Substanzen nicht von heute auf morgen, so dass sich jeder Wechsel über Wochen hinziehen kann. Bleiben Sie dennoch dran, und geben Sie die Hoffnung nicht auf. Es gibt bei der medikamentösen Behandlung der Schizophrenie sehr viele Auswahl- und auch Kombinationsmöglichkeiten.
Kann man statt der täglichen Tabletteneinnahme von Neuroleptika auch auf ein Langzeit-Präparat umstellen?
Ja, anstatt Tabletten einzunehmen kann man sich Neuroleptika auch in größeren Zeitabständen spritzen lassen. Man spricht von sogenannten Depot-Präparaten.
Dies ist mit einigen Vorteilen verbunden, da man nicht mehr täglich darauf achten muss, das Medikament einzunehmen. Auch kann hierbei die Dosierung im allgemeinen geringer gehalten werden und der Wirkstoff-Blutspiegel bleibt stabil. Nachteile sind die unangenehmen Seiten einer Spritze, und dass im Falle einer zu hohen Dosierung nicht so schnell "herunterdosiert" werden kann.
In der Regel wird mit der Depot-Behandlung überlappend begonnen, das heißt, die Tablettendosis wird immer weiter reduziert und eine zunächst geringe Menge Depot-Präparat gespritzt.
Anwendung von Depot-Präparaten
Kann man Neuroleptika und Beruhigungsmittel auch in den Muskel spritzen?
Ja, für die Injektion von Psychopharmaka stehen auch Präparate zu Verfügung, die in die Muskulatur gespritzt werden können. Diese sogenannten Depot-Präparate haben eine Langzeitwirkung und setzen den Wirkstoff kontinuierlich über einen längeren Zeitraum frei.
Damit wird eine anhaltende Wirkung gewährleistet, ohne täglich Medikamente einnehmen zu müssen. Dies kann z.B. notwendig sein, wenn jemand keine Tabletten einnehmen kann oder wenn er die Tabletteneinnahme häufig vergisst. Aber auch, wenn der Betroffene nicht dazu bereit ist oder andere Vorbehalte gegen eine regelmäßige Medikamenteneinnahme hat, obwohl die Psychose schwer und eine Behandlung dringend notwendig ist.
Welche Vorteile und Nachteile haben Depot-Neuroleptika, die man spritzen muss?
Depot-Neuroleptika dienen der Langzeitbehandlung der Schizophrenie. Der Vorteil ist, dass die Betroffenen nicht täglich an die Einnahme ihrer Medikamente denken müssen und das Medikament dennoch ein bis vier Wochen (je nach Präparat) seine Wirkung entfaltet.
Allerdings werden Depot-Präparate in den Muskel gespritzt, und manche Menschen finden diese Injektion unangenehm. Ein Nachteil kann außerdem sein, dass bei einer zu hohen verabreichten Dosis vermehrt Nebenwirkungen auftreten und das Medikament erst mit der nächsten Spritze niedriger dosiert werden kann.
Für wen sind Depot-Neuroleptika möglicherweise vorteilhaft?
Menschen mit Schizophrene können aus verschiedenen Gründen von der Langzeitwirkung eines Depotpräparates profitieren. Die tägliche Medikamenteneinnahme fällt weg, so dass das Vergessen der Einnahme kein Problem mehr ist.
Manchen Menschen ist eine regelmäßige Tabletteneinnahme auch unangenehm, etwa weil sie dadurch täglich an ihre Krankheit erinnert werden. Es gibt auch Personen, die nicht wollen, dass andere von ihrer Medikamenteneinnahme und damit Krankheit erfahren und deshalb eine Spritze in mehrwöchigem Abstand bevorzugen.
Die individuellen Gründe können also sehr vielfältig sein. Wichtigster medizinischer Grund für Depot-Präparate ist die sichere Wirksamkeit und der Schutz vor einem Wiederaufflackern der Psychose.
Alltag mit Neuroleptika
Darf man unter Behandlung mit Neuroleptika noch Autofahren?
Die Aufmerksamkeit und Fahrtauglichkeit kann bei der Einnahme von Psychopharmaka eingeschränkt sein. Denn einige Mittel wirken stark beruhigend (sedierend). Andererseits beeinflussen Neuroleptika bei Schizophrenie die geistige Funktion vorteilhaft.
Grundsätzlich ist zu unterscheiden, ob die Medikamente oder die Erkrankung selbst zu einer möglichen Fahruntauglichkeit führen. Eine akute schizophrene Episode schließt die aktive Teilnahme am Straßenverkehr ebenso aus wie eine schwere Depression. Dann können Psychopharmaka dazu beitragen, dass die Betroffenen überhaupt erst wieder Autofahren können.
Kritisch: Einstellen und Absetzen der Medikamente
Umgekehrt können aber auch die Medikamente die psychische und motorische Leistungsfähigkeit so weit einschränken, dass sich das Führen von Kraftfahrzeugen verbietet. Vor allem Ein- und Umstellungsphasen sind heikel, insbesondere bei Ersterkrankungen, wenn der Betroffene erstmals Psychopharmaka erhält und noch nicht klar ist, wie er darauf reagiert.
Manche Antipsychotika wirken darüber hinaus vor allem zu Beginn der Behandlung sedierend, machen also müde und schränken die Konzentration ein. Manchmal kommt es anfangs auch zu Kreislaufproblemen. Daher gilt die Fahrtüchtigkeit während der Eindosierung von Antipsychotika und weitere zwei Wochen nach Erreichen der Zieldosis als eingeschränkt.
Genauso kritisch kann die Zeit sein, in der Sie die Medikamente wieder absetzen. Obwohl Antipsychotika langsam ausgeschlichen werden, die Dosis also schrittweise reduziert wird, reagiert jeder anders darauf. Im schlimmsten Fall treten die Symptome wieder auf – mit unberechenbaren Folgen für die Fahrtauglichkeit.
Auch Sie selbst sind in der Pflicht
Während der sogenannten Erhaltungstherapie, die nach der Akutbehandlung in niedriger Dosierung weitergeführt wird, ist es dagegen durchaus möglich, dass Sie wieder Autofahren können. Allerdings muss das im Einzelfall immer genau überprüft werden. Auch Sie selbst sollten sich selbstkritisch fragen, ob Sie sich dazu in der Lage fühlen. Letztlich liegt es in der Verantwortung eines jeden Verkehrsteilnehmers, seine Konzentration und das Reaktionsvermögen richtig einzuschätzen.
Aufgabe Ihres Arztes ist es wiederum, Sie über die Wirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente aufzuklären und über eine mögliche Beeinträchtigung Ihrer Leistungsfähigkeit zu informieren. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und vor allem mit Alkohol wird er Ihnen erläutern.
Im Zweifelsfall Fahrtauglichkeit überprüfen lassen
Zum Schluss einige Hinweise zum Thema Autofahren unter Neuloleptika/Antipsychotika:
- In der Ein- und Umstellungsphase ist die Fahrtüchtigkeit in der Regel für mindestens 10 bis 14 Tage eingeschränkt.
- Individuell kann dieser Zeitraum deutlich länger sein.
- Sedierende Antipsychotika können die Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen langfristig einschränken.
- Es empfiehlt sich, nach Abklingen der Akutsymptomatik die Fahrtauglichkeit anhand einer verkehrsmedizinischen Untersuchung mit objektiven Leistungstests überprüfen zu lassen.
Kontrolluntersuchungen
Warum muss vor einer Neuroleptika-Therapie regelmäßig ein EKG und EEG geschrieben werden?
Um vor dem Beginn der Behandlung mit Neuroleptika bestimmte Risikofaktoren auszuschließen, ist es nötig, ein Elektrokardiogramm (EKG) und ein Elektroenzephalogramm (EEG) anzufertigen.
Beim EKG werden die elektrischen Ströme des Herzens, beim EEG die elektrischen Ströme des Gehirns aufgezeichnet. Da einige Neuroleptika das Risiko für Herzrhythmusstörungen und die Krampfneigung des Gehirns erhöhen, ist es wichtig, vorher zu untersuchen, ob Herz und Gehirn störungsfrei arbeiten.
Blutwerte
Warum müssen bei Behandlung mit Neuroleptika in regelmäßigen Abständen die Blutwerte kontrolliert werden?
Bei längerer Behandlung mit Neuroleptika muss der Arzt insbesondere Kennwerte der Leber- und Nierenfunktion regelmäßig überprüfen. Auch das Blutbild muss er regelmäßig untersuchen, um Blutbildveränderungen rechtzeitig zu erkennen.
Diese sind zwar selten, dann aber gefährlich, wenn sie nicht frühzeitig erkannt werden.
Warum müssen bei Einnahme von Neuroleptika regelmäßig die Leberwerte kontrolliert werden?
Selten kann es unter einer Behandlung mit Neuroleptika zu Störungen der Leberfunktion kommen. Um diese bereits frühzeitig zu erkennen, kontrolliert der Arzt die Leber-Werte in regelmäßigen Abständen.
Wann ist bei Antipsychotika eine Spiegelkontrolle (TDM) sinnvoll?
Das individuelle Ansprechen auf Antipsychotika ist sehr unterschiedlich. Daher kann es hilfreich sein, die Konzentration eines Wirkstoffs im Blut (Plasmaspiegel) zu bestimmen.
Es ist nicht einfach, bei der Schizophrenie die richtige Behandlung zu finden, die dem einzelnen Betroffenen Linderung verschafft, ohne ihn mit Nebenwirkungen zu belasten. Oft ist es ein mühsames und zähes Ausprobieren verschiedener Wirkstoffe und Dosierungen, bis die passende Einstellung gefunden ist. Das liegt daran, dass jeder anders auf antipsychotische Arzneien reagiert und auch die Dosis individuell stark schwanken kann.
Wenn die Wirkung ausbleibt
Wenn jemand nach stetiger Aufdosierung noch immer nicht auf ein Medikament anspricht oder auch, wenn plötzlich Nebenwirkungen auftreten, kann der Arzt überprüfen, wieviel von dem Wirkstoff denn überhaupt bei Ihnen ankommt, indem er die Konzentration im Blut bestimmt. Die therapiebegleitende Kontrolle des sogenannten Plasmaspiegels (Plasma ist der Anteil des Blutes ohne die Blutzellen) wird auch als therapeutisches Drug-Monitoring (TDM) bezeichnet.
Die Spiegelkontrolle von Antipsychotika (TDM) ist u.a. sinnvoll
- bei mangelndem Therapieansprechen,
- bei unerwünschten Arzneimittelwirkungen,
- um die zuverlässige Einnahme eines Medikaments zu überprüfen,
- um zu hohe Konzentrationen zu vermeiden (Gefahr der Intoxikation/Vergiftung),
- bei einer Kombinationsbehandlung (Gefahr von Wechselwirkungen),
- bei Rezidiven unter der Erhaltungstherapie.
Der Spiegel sagt mehr als die Dosis
Der Hintergrund ist folgender: Der Plasmaspiegel korreliert in der Regel besser mit der zu erwartenden Wirkung als die Dosis eines Medikaments und ist daher oft aussagekräftiger als die Milligramm, die jemand bekommt. Wenn Sie also z.B. schon eine vergleichsweise hohe Dosis eines Antipsychotikums bekommen, es aber keine Wirkung zeigt, kann es sein, dass in Ihrem Blut einfach noch nicht genug davon ankommt, was in der Spiegelkontrolle deutlich wird. Dann benötigen Sie unter Umständen etwas mehr als die übliche Wirkstoffmenge.
Bei manchen Arzneimittel wie beispielsweise Lithium kann es jedoch wiederum gefährlich werden, wenn eine bestimmte Konzentration überschritten wird. Auch dann ist eine Blutentnahme sinnvoll, um eine bestimmte Schwelle nicht zu überschreiten.
Überprüfen der "Therapietreue"
Manchmal ergibt sich auch eine eigenartige Diskrepanz zwischen der Medikation, die eigentlich gut gewählt und wohldosiert ist, und der dennoch ausbleibenden Wirkung. Niemand nimmt gerne Medikamente ein, schon gar nicht, wenn es um Wirkstoffe geht, die in keinem guten Ruf stehen, weil sie in den Gehirnstoffwechsel eingreifen und zahlreiche Nebenwirkungen hervorrufen können.
So finden sich Mittel und Wege, die Medikamente verschwinden zu lassen, allerdings nicht im Mund, sondern im nächsten Abfalleimer. Bei einer solchen ungenügenden Compliance, wie die Ärzte das auch nennen, können sie den Betroffenen mithilfe einer Spiegelbestimmung auf die Schliche kommen.
Bei Nebenwirkungen und Rezidiven
Schließlich kann es auch sein, dass im Verlauf der Behandlung plötzlich und unerwartet Nebenwirkungen auftreten oder dass die Erkrankung während einer stabilen Phase mit einer guten medikamentösen Einstellung erneut ausbricht (Rezidiv). Auch dann hilft es oft weiter, den Blutspiegel des Medikaments zu bestimmen und zu überprüfen, ob er noch im optimalen Bereich ("therapeutischer Referenzbereich") liegt.
Mithilfe des therapeutischen Drug-Monitorings kann die Therapie auf den Einzelnen individuell abgestimmt werden. Das hilft, die optimale Behandlung zu finden und sowohl Unter- als auch Überdosierungen zu vermeiden.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Vertragen sich Neuroleptika mit anderen Medikamenten?
Wenn auch die meisten Medikamente bei einer gleichzeitigen Behandlung mit Neuroleptika gut vertragen werden, muss man bei den einzelnen Neuroleptika mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachten. Besprechen Sie dieses Thema in jedem Fall mit Ihrem Arzt (wenn er es nicht ohnehin anspricht).
Neuroleptika mit dem Wirkstoff Carbamazepin etwa senken aufgrund des Leberstoffwechsels die Wirksamkeit anderer Medikamente, die dem gleichen Stoffwechselweg folgen.
Generell gilt: Je mehr Medikamente ein Mensch einnimmt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von Wechselwirkungen.
Nebenwirkungen
Wovon hängt es ab, ob unter der Einnahme von Neuroleptika Nebenwirkungen auftreten?
Es gibt einige Faktoren, die das Auftreten von Nebenwirkungen unter einer Behandlung mit Neuroleptika beeinflussen. Den größten Einfluss hat die Dosierung. Die Art des Wirkstoffs und die Form der Verabreichung können ebenfalls eine Rolle spielen.
Individuelle Faktoren wie Alter, Geschlecht, zusätzliche Erkrankungen und Dosissteigerungen sowie Dauer der Behandlung beeinflussen die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen ebenfalls. Wirklich vorhersagen lässt sich das aber praktisch nie. Deshalb wird einer neu beginnenden Neuroleptika-Therapie immer mit einer geringen Dosierung begonnen und dann ganz langsam gesteigert.
Nebenwirkungen: Überblick
Haben Neuroleptika Nebenwirkungen?
Neuroleptika können Nebenwirkungen bzw. unerwünschte Wirkungen haben, müssen es aber nicht. Besonders zu Behandlungsbeginn kann es zu Nebenwirkungen etwa an den Muskeln mit Muskelsteifheit, Muskelzittern oder unwillkürlichen Zuckungen kommen.
Der schwere Stand der Antipsychotika
Neuroleptika bzw. Antipsychotika, wie die Medikamente heute eher genannt werden, haben keinen guten Ruf. In den Medien und der breiten Bevölkerung herrscht ein großes Unbehagen gegenüber den unberechenbaren "Psychomitteln". Viele Filmszenen tragen das ihre dazu bei, die wildesten Assoziationen zu den Substanzen zu schüren.
Die Ängste und Vorbehalte speisen sich zum großen Teil aus einer Unkenntnis nicht nur gegenüber den ominösen Wirkungen der Medikamente, sondern auch hinsichtlich der psychischen Erkrankungen, bei denen sie eingesetzt werden.
Aber nicht nur in der allgemeinen Öffentlichkeit kommen Antipsychotika schlecht weg. Auch Betroffene selbst sind oft nicht gut auf die Medikamente zu sprechen und berichten über gravierende Nebenwirkungen. Die Ablehnung ist daher sehr ernst zu nehmen und erfordert eine umfassende Aufklärung und aktive Einbindung der Betroffenen in ihre Behandlung. Denn ohne ihre Mitwirkung, die manchmal über viele Jahre hinweg erforderlich ist, kann eine antipsychotische Therapie nicht erfolgreich sein.
Filterfunktion antipsychotischer Medikamente
Wir wollen versuchen, im folgenden einen differenzierten Blick auf die Substanzen, ihre Nebenwirkungen und die Gefahren, die von ihnen ausgehen, zu werfen. Dazu müssen wir zunächst kurz auf den Wirkmechanismus eingehen, auf den auch sämtliche unerwünschte Wirkungen zurückgehen.
Antipsychotika greifen in den Hirnstoffwechsel ein. Man geht heute davon aus, dass bei einer psychotischen Erkrankung vor allem ein bestimmter Botenstoff im Gehirn überhand genommen hat: das Dopamin. Der Überschuss dieser Substanz wird für das oft bedrohliche Erleben und die veränderte Wahrnehmung der Betroffenen verantwortlich gemacht. Es ist, als ob ein Filter, der uns normalerweise von allzu starken Eindrücken abschirmt, durchlässig geworden ist und Reize ungebremst ins Bewusstsein strömen lässt.
Das Grundprinzip der medikamentösen Behandlung besteht darin, den Filter zu reparieren und das anströmende Dopamin abzufangen.
Verschlungene Wege im Gehirn
Dabei gibt es jedoch ein paar Haken. Denn so einfach funktioniert unser Gehirn nicht. Es ist nur so durchzogen von verschiedenen Nervenzellen, Strukturen und Bahnen, die miteinander vernetzt sind und sich gegenseitig beeinflussen. Eine einzelne Wirkung zu erzielen, ist daher so gut wie unmöglich.
Allein der Botenstoff Dopamin kursiert auf mehreren Bahnen und hat verschiedene Anlaufstellen, über die er je unterschiedliche Wirkungen hervorruft. Bei der Schizophrenie sind das sogenannte mesolimbische und das mesokortikale Dopaminsystem betroffen. Das sind Verbindungen vom Mittelhirn zur Großhirnrinde, in der viele Prozesse verarbeitet und überhaupt erst bewusst werden, wie auch zu den sogenannten limbischen Arealen, in denen Emotionen und Denkprozesse verortet sind. Der verantwortliche poröse Filter liegt dabei über ganz bestimmten Ankerpunkten der Zellen, den D2-Rezeptoren.
Häufig und unangenehm: Störungen der Bewegung
Nun gibt es aber neben den genannten noch andere Bahnen, auf denen Dopamin unterwegs ist. Und auch die Zählung der Dopaminrezeptoren hört bei "2" nicht auf. Dopaminhemmstoffe wie die Antipsychotika greifen daher unweigerlich auch in andere Systeme ein, obwohl das gar nicht beabsichtigt ist.
Eines davon betrifft die Motorik, das heißt die Bewegungsabläufe. Gefürchtet sind unter der Behandlung mit Antipsychotika sogenannte extrapyramidal-motorische Störungen (EPMS). Sie reichen von unwillkürlichen Muskelkrämpfen im Kopf-Hals-Bereich, die bereits zu Beginn der Therapie eintreten können, über eine eingeschränkte Beweglichkeit oder auch ausgeprägte Sitzunruhe bis hin zu unkontrollierten, oft stereotypen Bewegungen der Zunge oder der Extremitäten, die sich nach Monaten bis Jahren entwickeln können.
Gefährlich, wenn auch selten ist das "maligne neuroleptische Syndrom", eine lebensbedrohliche Komplikation, die vor allem bei hochpotenten Antipsychotika in den ersten beiden Wochen nach Therapiebeginn vorkommen kann. Dabei kommt es zu einer Versteifung der Muskulatur, hohem Fieber, Herzrasen und Bewusstseinsstörungen. In diesem Fall muss das Medikament sofort abgesetzt und der Betroffene intensivmedizinisch betreut werden.
Wenn es auch andere Botenstoffe trifft
Ein solcher Zwischenfall ist wirklich selten, soll an dieser Stelle jedoch nicht unerwähnt bleiben. Viel häufiger haben Betroffene neben den genannten Bewegungsstörungen mit weiteren Nebenwirkungen zu kämpfen, die auf bestimmten anderen Wirkungen der Medikamente beruhen. Denn sie beeinflussen nicht nur das in sich bereits komplexe Dopaminsystem, sondern machen auch vor ganz anderen Botenstoffen und deren Bahnen nicht Halt. Zum Teil sind diese Wirkungen (soweit man sie verstanden hat) erwünscht, zum Teil jedoch auch nicht.
Da ist zum Beispiel das sogenannte cholinerge System, vertreten durch den Botenstoff Acetylcholin. Die zusätzliche Blockade dieser Substanz durch die antipsychotischen Medikamente bewirkt u.a. eine unangenehme Mundtrockenheit, Sehstörungen, Verstopfung und Probleme beim Wasserlassen. Die Drosselung von Adrenalin wiederum führt zu Schwindel und Benommenheit. Wenn der Botenstoff Histamin unterdrückt wird, kann das Müdigkeit hervorrufen, den Appetit und damit längerfristig auch das Gewicht steigern.
Gedrückte Stimmung und Schlafprobleme
Auch auf die Stimmung können sich die Antipsychotika niederschlagen. Betroffene leiden zudem häufig unter kognitiven Störungen, können sich nicht mehr gut konzentrieren, sind unaufmerksam und vergesslich. Hinzu kommen Schlafprobleme, die die Stimmung weiter drücken.
Sehr unangenehm können gerade für Männer sexuelle Funktionsstörungen sein, die darauf zurückgehen, dass die Medikamente auch in das Hormonsystem eingreifen. Mit einer Gewichtszunahme wiederum haben vor allem Frauen zu kämpfen. Unter den Wirkstoffen sind sie auch anfälliger für Herz-Kreislauf-Beschwerden oder einen Diabetes.
Ohne Geduld und Einsicht geht es nicht
Das alles macht Antipsychotika verständlicherweise nicht gerade beliebt. Hinzu kommt, dass die eigentliche Wirkung oft Wochen auf sich warten lässt und den Betroffenen einen langen Atem abverlangt. Fehlt dann noch, wie leider nicht selten bei einer Schizophrenie, die Krankheitseinsicht, ist der Betroffene also von seiner Erkrankung und damit auch von der Notwendigkeit einer Behandlung nicht einmal überzeugt, wird er sich mit den Nebenwirkungen, die ihm die Substanzen bereiten, kaum abfinden.
Es ist nicht zu verhehlen, dass unter einer antipsychotischen Therapie Nebenwirkungen nicht nur auftreten können, sondern in irgendeiner Form zu erwarten sind. Etwa zwei Drittel aller Betroffenen fühlen sich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt.
Wofür es sich trotzdem lohnt
Es fragt sich daher, was bei dieser Reihe an unerwünschten Wirkungen eine Einnahme der Medikamente dennoch rechtfertigen könnte. Jede Therapie ist ein Eingriff in die körperliche Integrität der betroffenen Person. Vor- und Nachteile müssen wie bei einer Operation genau gegeneinander abgewogen werden, um dem Erkrankten letztlich zu helfen und nicht noch mehr Schaden anzurichten.
Die Schizophrenie ist eine schwere Erkrankung, die neben den augenscheinlichen Symptomen wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen vor allem längerfristig mit einem stetigen Verlust an Lebensfreude und sozialer Teilhabe einhergehen kann. Daneben birgt sie auch ganz konkrete gesundheitliche Risiken. Die Lebenserwartung von Menschen mit Schizophrenie ist unabhängig von der Behandlung deutlich reduziert. Das hängt vor allem mit der Gefahr von Suiziden zusammen, geht aber auch auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Gefäß-Erkrankungen zurück.
Akut führt kein Weg daran vorbei
Natürlich ist jeder Krankheitsverlauf unterschiedlich und gibt es viele verschiedene Formen einer schizophrenen Erkrankung. Entsprechend unterscheidet man eine Akut- von einer längerfristigen Erhaltungstherapie und Redizivprophylaxe, eine medikamentöse Behandlung von einer weiterführenden psycho- und soziotherapeutischen Betreuung.
Bei akuten psychotischen Zustände haben in erster Linie Medikamente ihren unbestrittenen Stellenwert. Sie können Situationen, die nicht nur für den Betroffenen als schlimm und angstvoll erlebt, sondern auch für ihn und sein Umfeld gefährlich werden können, wirksam entschärfen. Auch die Betroffenen selbst erfahren die Wirkung der Medikamente im Akutfall oft als entlastend.
Langfristig genau abzuwägen
Schwieriger wird es bei einer längerfristigen Behandlung. Hier das für den Einzelnen passende Medikament oder auch eine Kombination verschiedener Wirkstoffe zu finden, ist nicht leicht. Hinzu kommen Nebenwirkungen, die erst nach einiger Zeit eintreten und daher bei der Dauertherapie zu berücksichtigen sind.
Je nach Verlauf stellt sich darüber hinaus die Frage, ob Medikamente überhaupt einen wirksamen Einfluss auf die jeweilige Erkrankung haben oder ob der Betroffene nicht vielmehr von psychotherapeutischen Angeboten und einer sozialpsychiatrischen Betreuung profitiert. Je weniger akut und je weiter der Verlauf fortschreitet, umso stärkeres Gewicht liegt auf diesen begleitenden Maßnahmen.
Grundsätzlich wird bei einer schizophrenen Episode eine möglichst kurze Medikationsdauer mit einer möglichst geringen, aber noch ausreichenden Dosis angestrebt. Jede weiterführende Behandlung mit Antipsychotika ist kritisch zu betrachten und genau abzuwägen. Dabei sind jedoch nicht nur die Nebenwirkungen der Medikamente zu beachten, sondern auch das individuelle Risiko für Rückfälle und die damit verbundenen Gefahren für den Einzelnen, die ebenfalls nicht unerheblich sein können.
Einigkeit aller Beteiligten ist das A und O
Man kann sie verteufeln, und viele Betroffene werden entsprechende Erfahrungen gemacht haben, die eine solche Einstellung durchaus verständlich machen. Auf der anderen Seite möchte man sich jedoch auch nicht in vorsintflutliche Zeiten der Psychiatriegeschichte zurückversetzen, in denen es die Möglichkeiten einer differenzierten medikamentösen Behandlung noch nicht gab.
Ihren Stellenwert im Akutfall kann man schwerlich bestreiten. Die Langzeitbehandlung mit Antipsychotika ist wie jede medikamentöse Therapie bei sämtlichen anderen chronischen Erkrankungen ein Abwägen und letztlich auch ein Ausprobieren verschiedener Optionen.
Klar ist: Es geht nur, wenn alle an einem Strang ziehen und es gelingt, auch den Betroffenen mit ins Boot zu holen. Denn er ist es, dem die Behandlung helfen soll.
Muss ich bei einer Behandlung mit Neuroleptika Angst vor Nebenwirkungen haben?
Nein, denn die nützliche Wirkung dieser Medikamente überwiegt bei weitem die Gefahr von Nebenwirkungen. Außerdem ist man potentiellen Nebenwirkungen, wie sie ja bei anderen Medikamenten auch immer vorkommen, nicht hilflos ausgeliefert. Aber dann auch wieder Ja: Denn schwere Nebenwirkungen sind bei Neuroleptika nie auszuschließen.
Nebenwirkungen lassen sich in der Regel vermeiden, indem das passende Medikament gefunden und die Dosis optimal angepasst wird. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Neuroleptika, bei denen Nebenwirkungen selten sind.
Nachtrag der Redaktion:
Ein Leser oder eine Leserin hat in einem Kommentar (siehe unten) zurecht kritisiert, dass schwere Nebenwirkungen sehr wohl Angst machen können. So können durch Neuroleptika ausgelöste Spätdyskinesien mit Gesichtszuckungen und ähnlichen Bewegungsstörungen die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Aus dieser Sicht klingt es fast zynisch, wenn man sagt, man müsse keine Angst vor Nebenwirkungen haben.
Unsere Autorin und Ärztin hat das aber anders gemeint. Solche schweren Nebenwirkungen sind die Ausnahme, und nicht die Regel. Deshalb ist die Befürchtung, selbst solche Beschwerden zu bekommen, zwar völlig nachvollziehbar. Sie sollte aber nicht soweit gehen, dass man aus diesem Grund eine Behandlung der Schizophrenie komplett ablehnt. Denn dann wiederum steigt die Wahrscheinlichkeit einer deutlichen Verschlimmerung der Symptome, und die ist deutlich höher als die Wahrscheinlichkeit schwerer Nebenwirkungen. Zudem sind die moderneren Schizophrenie-Medikamente in ihrem Nebenwirkungsspektrum deutlich günstiger zu beurteilen als ihre Vorläufer.
Dennoch verstehen wir die Reaktion des Lesers sehr gut und möchten uns für die missverständliche Formulierung entschuldigen.
Können bei hochpotenten Neuroleptika bereits nach der ersten Anwendung Nebenwirkungen auftreten?
Ja, bereits früh und auch nach einer ersten Einnahme können sogenannte extrapyramidal-motorische Nebenwirkungen auftreten. Dies sind unwillkürliche, also nicht steuerbare Bewegungen oder Krämpfe von Gesichts-, Zungen- oder Schluckmuskeln.
Frühe Bewegungsstörungen
Man spricht bei diesen Symptomen unmittelbar nach Beginn einer antipsychotischen Behandlung von Frühdyskinesien. Sie lassen sich mit dem Medikament Biperiden (Akineton®) behandeln.
Auch andere Formen von Bewegungsstörungen können bereits in der ersten Behandlungswoche auftreten. Dazu gehört z.B. eine ausgeprägte Sitz- oder Stehunruhe mit erhöhter Reizbarkeit und Konzentrationsstörungen (Akathisie). Bewegung und Mimik können auch verarmen, die Gelenke steif und unflexibel werden (Parkinsonoid). Wenn solche Beschwerden auftreten, sollte die Dosis des Medikaments reduziert oder die Therapie auf einen anderen Wirkstoff umgestellt werden.
Der Preis einer starken Wirkung
Bewegungsstörungen sind vor allem unter den hochpotenten konventionellen Antipsychotika recht häufig. Sie wirken stark antipsychotisch und haben daher insbesondere in der Akutbehandlung der Schizophrenie nach wie vor einen wichtigen Stellenwert. Andere Nebenwirkungen wie beispielsweise eine starke Müdigkeit sind zwar zu Beginn der Behandlung ebenfalls häufig, treten aber eher bei den niederpotenten Wirkstoffen sowie unter den neueren atypischen Antipsychotika auf.
Die gute Nachricht dabei: Oft verschwinden die frühen Nebenwirkungen genauso rasch wieder, wie sie gekommen sind. Es lohnt sich daher, die Behandlung fortzusetzen und dem Medikament Zeit zu geben, seine eigentliche Wirkung zu entfalten. Leider lässt sie meist etwas länger auf sich warten.
Machen Neuroleptika abhängig?
Nein, Neuroleptika haben kein Abhängigkeitspotential. Sie machen auch bei längerer Einnahme nicht abhängig. Das bedeutet aber nicht, dass die Einnahme von Neuroleptika unbedenklich ist.
Tiefer Eingriff in Botenstoff-Aktivitäten im Gehirn
Zum Hintergrund: Neuroleptika oder Antipsychotika, wie sie heute oft genannt werden, greifen tief in den Hirnstoffwechsel ein. Viele der angewandten Medikamente entfalten ihre Wirkung, in dem die sie die Empfänglichkeit der Nervenzellen für Dopamin reduzieren. Damit wird der Effekt dieses Botenstoffes, eines sogenannten Neurotransmitters, eingeschränkt. Das hat vor allem dämpfende und beruhigende Effekte.
Allerdings sind der Hirnstoffwechsel und das Zusammenspiel der verschiedenen Botenstoffe derart komplex, dass sich eine medikamentöse Blockierung einer bestimmten Botenstoff-Art oder eines bestimmten Rezeptors immer auch auf andere Vorgänge im Gehirn auswirkt. So haben vor allem die älteren Neuroleptika teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen des Bewegungsablaufs zur Folge. Und auch wenn die moderneren Substanzen gezielter wirken und das Nebenwirkungsprofil sich damit verbessert hat, sind auch diese neueren Präparate nicht ohne unerwünschte Begleiteffekte. Dafür helfen sie auf der anderen Seite oft sehr effektiv, die Symptome der Schizophrenie – also Wahnvorstellungen, Ängste, Halluzinationen – zu lindern.
Absetzen kein Kinderspiel, aber Abhängigkeit besteht nicht
Aber zurück zur Ausgangsfrage: Abhängig machen die Neuroleptika nicht. Dass das trotzdem viele Anwender glauben, liegt an dem oft problematischen Absetzen der Medikamente. Denn auch ohne dass eine körperliche oder seelische Abhängigkeit besteht, bedeutet der tiefe Eingriff der Medikamente in den Botenstoffverkehr im Gehirn, dass auch beim Absetzen einiges durcheinander läuft. Denn plötzlich werden ja die Mengenverhältnisse der Neurotransmitter im Gehirn wieder verändert. Das verursacht ebenfalls – zum Teil sehr unangenehme – Begleiterscheinungen und das kann fälschlicherweise als Abhängigkeit missgedeutet werden. Eine Entzugserscheinung ist das zweifelsohne, aber eine irgendwie geartete Sucht, den Wirkstoff weiter zu sich zu nehmen, besteht nicht.
Ein Fazit daraus lautet aber: Die Neuroleptika sollten nicht unkontrolliert und abrupt abgesetzt werden, sondern nur schrittweise und in enger Abstimmung mit dem behandelnden Arzt.
Gewichtszunahme: Gründe, Auswirkung und Gegenmaßnahmen
Warum nehmen Menschen, die Psychopharmaka erhalten, häufig an Gewicht zu?
Medikamente, die auf den Hirnstoffwechsel wirken, wie Neuroleptika und Antidepressiva, führen häufig zu einer Gewichtszunahme. Ursache ist zum einen der veränderte Hirnstoffwechsel selbst, zum anderen die therapeutische Wirkung der Substanzen.
Einfluss der Erkrankung selbst
Im Grunde ist es eine ganz einfache Rechnung: Wir nehmen zu, wenn wir entweder über die Nahrung mehr Energie aufnehmen, oder wenn sich der Energieverbrauch und damit die Energiebilanz ändert. Beides kann sowohl durch die Erkrankung selbst als auch durch die Behandlung beeinflusst werden.
Bei psychischen Erkrankungen können Botenstoffe derart verändert sein und aus dem Gleichgewicht geraten, dass sich das auch auf den Appetit und das Essverhalten auswirkt. Außerdem können bestimmte Symptome beeinflussen, was und wieviel jemand isst. Wer niedergeschlagen, antriebslos oder ängstlich ist, dem vergeht der Appetit oft. Manchmal haben die Beschwerden aber auch genau den gegenteiligen Effekt.
Mehr Appetit unter Psychopharmaka
Medikamente können das Gewicht auf zweierlei Wegen verändern: entweder durch die biochemische Wirkung im Körper oder durch die spürbaren Effekte auf die Symptome, also den Behandlungserfolg. Wenn jemand z.B. durch die medikamentöse Behandlung irgendwann weniger depressiv ist, kann es sein, dass sich auch sein Appetit wieder steigert und er infolgedessen zunimmt.
Häufiger liegt es aber tatsächlich an der direkten Wirkung der Substanzen im Körper und ihrem Einfluss auf den Stoffwechsel. Wie genau und in welchem Umfang Psychopharmaka den Grundumsatz verändern, muss noch weiter erforscht werden. Sicher ist jedoch, dass viele Medikamente den Appetit anregen und dadurch die Energiezufuhr steigern.
Botenstoffe regulieren das Essverhalten
Wie bereits erwähnt spielt dabei der Eingriff in bestimmte Neurotransmitter (Botenstoffe in den Nervenzellen) und deren Rezeptoren (Andockstellen an den Zellen) eine wichtige Rolle. So wirken etwa Serotonin und Histamin appetithemmend. Werden ihre Rezeptoren blockiert, wie es bei manchen Antipsychotika der Fall ist, kann sich das entsprechend auf das Gewicht auswirken. Inwieweit Dopamin, der entscheidende Botenstoff bei der Schizophrenie, dabei eine Rolle, ist noch nicht abschließend geklärt.
Auch andere Botenstoffe, Hormone und sogenannte Zytokine, die u.a. bei Entzündungsprozessen im Körper relevant sind, könnten hinsichtlich der Effekte von Psychopharmaka auf das Gewicht von Bedeutung sein. Aber auch dazu sind noch weitere Untersuchungen nötig.
Individuelle Veranlagung und Risikofaktoren
Darüber hinaus gibt es allerdings immer auch individuelle Unterschiede. Wer wie auf die Medikamente reagiert und anspricht, hängt u.a. von der eigenen Konstitution und der genetischen Veranlagung ab. Wer ohnehin immer auf sein Gewicht achten musste, ist womöglich auch unter der Behandlung anfälliger für eine Gewichtszunahme als jemand, der damit nie Probleme hatte. Allerdings sagt das Ausgangsgewicht vor der Behandlung noch nichts über den weiteren Gewichtsverlauf aus.
Aus Beobachtungen weiß man außerdem, dass vor allem Ersterkrankte häufig unter der antipsychotischen Therapie zunehmen. Daneben spielt auch die Dauer der Behandlung eine Rolle. Bei einer Langzeitbehandlung entwickeln über 50% der Betroffenen starkes Übergewicht (Adipositas).
Welche "Nebenwirkungen" hat zunehmendes Übergewicht durch die Neuroleptika-Behandlung?
Neben den gesundheitlichen Folgen des Übergewichts wie einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Diabetes führt Übergewicht bei vielen Betroffenen zu einer psychischen Belastung, die zu weiterer Ausgrenzung und Isolation führen kann.
Ein geringes Selbstwertgefühl und Stress aufgrund von Gewichtsproblemen sind für jeden ein Problem, für Menschen mit Schizophrenie sind sie aber besonders wenig zuträglich.
Nicht selten kommt es aus diesem Grund zu einem Behandlungsabbruch mit der Folge einer erhöhten Rückfallgefahr. Es lohnt sich also für Betroffene wie auch Angehörige und Freunde, eine medikamentenbedingte Gewichtszunahme ernst zu nehmen und mit dem Arzt darüber zu sprechen.
Was kann ich gegen eine Gewichtszunahme unter einer Behandlung mit Neuroleptika unternehmen?
Wichtig ist die wöchentliche Gewichtskontrolle sowie die Beobachtung des eigenen Essverhaltens, um beides mit dem behandelnden Arzt besprechen zu können und möglichst frühzeitig gegensteuern zu können. Denn manchmal nimmt durch die Medikamente der Appetit zu, ohne dass man das ohne genaueres Hinschauen überhaupt bemerkt.
Wirken die Neuroleptika stark beruhigend, können sie auch einen Bewegungsmangel verursachen, der dann wiederum zu einer Gewichtszunahme führt. Manchen Menschen mit Schizophrenie und einem medikamentös bedingten Gewichtsproblem hilft auch eine Ernährungsberatung.
Helfen alle genannten Maßnahmen nicht in ausreichendem Maße, kommt auch die Umstellung auf ein anderes Präparat in Betracht, das das Gewicht weniger beeinflusst.
Neuroleptika: Welche fördern Übergewicht?
Machen alle Neuroleptika dick?
Nein, hier unterscheiden sich ältere bzw. typische von neueren bzw. atypischen Neuroleptika. Das gilt auch in Bezug auf die Beeinflussung des Stoffwechsels.
Typisch versus atypisch
Ohne Frage ist eine Gewichtszunahme eine häufige Nebenwirkung von Antipsychotika, die deren Akzeptanz und Beliebtheit nicht gerade steigert. Dabei gibt es allerdings durchaus Unterschiede zwischen den einzelnen Substanzen.
Die Einführung neuerer, sogenannter atypischer Antipsychotika war eine große Bereicherung für die antipsychotische Therapie, da sie insgesamt besser verträglich sind als die herkömmlichen Substanzen. In Bezug auf das Gewicht bringen sie jedoch keine Vorteile – im Gegenteil: Unter atypischen Antipsychotika nehmen Betroffene häufiger zu.
Risiko bei niedrigpotenten, sedierenden Mitteln hoch
Das Risiko einer Gewichtzunahme ist aber auch innerhalb der beiden Medikamentengruppen (typisch, atypisch) unterschiedlich. So ist es z.B. unter Clozapin (Leponex®) oder Olanzapin (Zyprexa®) deutlich erhöht, während die Gefahr unter Ziprasidon (Zeldox®) oder Aripiprazol (Abilify®) geringer ist.
Das hängt mit der sogenannten neuroleptischen Potenz der Medikamente, d.h. ihrer Wirkstärke zusammen. Niedrigpotente Substanzen führen eher zu einer Gewichtszunahme als hochpotente. Außerdem ist das Risiko unter Antipsychotika mit beruhigender (sedierender) Wirkung tendenziell größer.
Individuelle Unterschiede
Nicht nur zwischen den einzelnen Medikamenten gibt es Unterschiede. Auch jeder Mensch reagiert anders darauf. So nehmen manche Betroffene gleich zu Beginn der Behandlung stark zu, während andere rank und schlank bleiben, obwohl sie dasselbe Präparat einnehmen. Es spielen also immer auch individuelle Faktoren und eine entsprechende genetische Veranlagung eine Rolle.
Schließlich haben Sie auch selbst einen Einfluss darauf, ob bzw. wie stark Sie unter der antipsychotischen Therapie zunehmen. Sicher ist es von außen immer leicht dahergesagt: mehr körperliche Aktivität, Sport und eine entsprechende Umstellung der Ernährung. Und doch bringen diese einfachen Maßnahmen oft sehr viel. Dabei können Sie sich auch unterstützen lassen, z.B. durch begleitende verhaltenstherapeutische Maßnahmen.
Wenn eine Ernährungs- und Verhaltensänderung nichts bringt, muss das Antipsychotikum reduziert oder abgesetzt und ggf. auf ein anderes Mittel umgestellt werden, das weniger Gewichtsprobleme verursacht.
Welche Neuroleptika verursachen häufiger eine Gewichtszunahme?
Vergleichende Untersuchungen von Neuroleptika ergaben eine unterschiedliche Häufigkeit einer Gewichtszunahme unter der Behandlung mit verschiedenen Präparaten. Demnach nimmt man am ehesten unter der Behandlung mit atypischen Neuroleptika zu, vor allem unter jenen mit geringer neuroleptischer Potenz und größerer beruhigender Wirkung.
Spitzenreiter Clozapin und Olanzapin
Eine Gewichtszunahme tritt besonders häufig unter folgenden Antipsychotika auf:
- Clozapin (Leponex®)
- Olanzapin (Zyprexa®)
- Thioridazin (Melleril®)
- Zotepin (Nidolept®)
Die mittlere Gewichtszunahme unter diesen Substanzen beträgt 3-5 kg innerhalb von 2-3 Monaten. In derselben Zeit bringen Betroffene, die z.B. Quetiapin (Seroquel®) oder Risperidon (Risperdal®) einnehmen, etwa 1,5-3 kg mehr auf die Waage. Deutlich geringer ist die Gefahr zuzunehmen dagegen unter Substanzen wie Haloperidol (Haldol®), Amisulprid (Solian®) und Fluphenazin (Dapotum®).
Ziprasidon und Aripiprazol schneiden gut ab
Das geringste Risiko für eine Gewichtszunahme haben folgende Antipsychotika:
- Ziprasidon (Zeldox®)
- Aripiprazol (Abilify®)
- Lurasidon (Latuda®)
Das Risiko zuzunehmen ist bei diesen Medikamenten nicht höher als unter Placebo (Scheinbehandlung).
Risiko bei niedrigpotenten Antipsychotika höher
So segensreich die Einführung der neuen Generation von Antipsychotika (sogenannte atypische Wirkstoffe) auch war, ihre Stärken liegen nicht beim Thema Gewicht. Hier sind die den herkömmlichen Substanzen wie z.B. dem klassischen Haloperidol unterlegen. Es gibt aber auch unter den neueren Präparaten Mittel, die das Gewicht wenig beeinflussen. Dazu gehören etwa die bereits genannten Wirkstoffe Aripiprazol und Ziprasidon.
Tendenziell gilt als Faustregel: Je schwächer die antipsychotische Wirkung und je höher der sedierende (beruhigende) Effekt, umso größer ist die Gefahr, unter der Behandlung an Gewicht zuzulegen.
Wie Sie die zusätzlichen Kilos wieder loswerden
Letztlich sagen sämtliche Wahrscheinlichkeitsangaben und Statistiken im Einzelfall jedoch wenig aus. Jeder ist anders veranlagt und reagiert individuell auf die Medikamente. Wichtig ist daher vor allem, das Gewicht gerade zu Beginn der Behandlung regelmäßig zu kontrollieren und möglichst rasch entgegenzuwirken, wenn die Waage immer mehr anzeigt.
Das gelingt über den klassischen Weg: mehr Aktivität und Bewegung sowie eine Umstellung des Essverhaltens. Dabei können eine therapiebegleitende Diätberatung, Ratschläge zu einer gesunden Lebensführung und verhaltenstherapeutische Maßnahmen hilfreich sein.
Übrigens: Zu spät ist es dafür nie. Wer seine Lebens- und Ernährungsgewohnheiten überdenkt und seinem Körper mehr Bewegung gönnt, tut sich zu jeder Zeit und in jedem Lebensalter etwas Gutes. Natürlich fällt das schwerer, wenn man bereits stark zugenommen hat und möglicherweise unter Folgebeschwerden leidet. Lassen Sie sich daher beraten und unterstützen!
Warum führen vor allem beruhigende und dämpfende Neuroleptika zur Gewichtszunahme?
Die Gewichtszunahme, die häufiger unter den sogenannten "niedrig potenten sedierenden Neuroleptika" auftritt, hat gleich mehrere Gründe. Eine Ursache ist die sedierende Wirkung der Medikamente selbst, denn mit einer Beruhigung und Entspannung nimmt der Stress ab und der Grundumsatz des Körpers sinkt.
Zudem blockieren die Medikamente spezielle Rezeptoren im Gehirn, was appetitsteigernd wirkt. Diskutiert wird auch die Beteiligung des Hormons Leptin, das einige Neuroleptika erhöhen. Leptin spielt für den Fettabbau und die Fettspeicherung eine bedeutende Rolle.
Mundtrockenheit und Erektionsstörungen
Weshalb kommt es bei Einnahme von Neuroleptika oder Antidepressiva manchmal zu Mundtrockenheit?
Mundtrockenheit kann in den ersten Wochen und Monaten eine unangenehme Nebenwirkung von Neuroleptika oder Antidepressiva sein. Sie entsteht durch eine medikamentös bedingte Funktionsstörung der Speicheldrüsen, die zu einer (zeitweise) verminderten Produktion von Speichel führt.
Verantwortlich für die Speichelbildung ist ein kleiner Botenstoff, das sogenannte Acetylcholin. Es regt sämtliche Drüsen im Körper an. Magen und Darm sowie der gesamte Nasen-Rachen-Raum sind auf die Stimulation mit Acetylcholin angewiesen, um ausreichend befeuchtet zu werden.
Eingriff ins vegetative Nervensystem
Antipsychotika wirken hauptsächlich über die Blockade eines anderen Botenstoffes, der für die Symptome der Schizophrenie verantwortlich gemacht wird: das Dopamin. Daneben beeinflussen sie jedoch noch weitere Transmittersysteme. So erklären sich die sogenannten vegetativen Nebenwirkungen, die unter Antipsychotika auftreten können und zu denen auch die Mundtrockenheit gehört.
Als vegetativ oder auch autonom wird das Nervensystem bezeichnet, das sozusagen automatisch ohne unser Zutun funktioniert und wichtige Körperfunktionen steuert. Dazu gehört neben den reibungslosen Abläufen im Magen-Darm-Trakt eben auch die Speichelproduktion.
Wie Sie den Mund feucht halten können
Manche Antipsychotika bewirken eine starke Blockade der Rezeptoren, an denen Acetylcholin andockt und Signale von einer Zelle an die andere weiterleitet. Entsprechend groß ist die Gefahr von vegetativen Nebenwirkungen wie Verstopfung und Mundtrockenheit.
Oft treten die Beschwerden allerdings nur zu Beginn der Behandlung auf und lassen mit der Zeit nach. Zur Überbrückung kann es hilfreich sein, den Mund regelmäßig zu befeuchten und die Speicheldrüsen anzuregen.
Hier ein paar Tipps, die gegen Mundtrockenheit unter Antipsychotika helfen können:
- Trinken Sie über den Tag verteilt immer wieder in kleinen Schlucken Wasser oder Tee.
- Essen Sie häufiger kleine Mahlzeiten. Lassen Sie sich dabei Zeit, und kauen Sie lange.
- Halten Sie Ihre Zunge in Bewegung.
- Mundspülungen mit Wasser oder Kochsalzlösung wirken lindernd.
- Kaugummis oder Bonbons regen den Speichelfluss an.
Medikament notfalls absetzen
Hält die Mundtrockenheit bei Ihnen länger an, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Eventuell kann er die Dosis Ihres Medikaments reduzieren. Manchmal muss ein Präparat auch abgesetzt und durch ein anderes ersetzt werden. Es gibt viele Antipsychotika, die Acetylcholin kaum beeinflussen und somit auch weniger vegetative Nebenwirkungen hervorrufen.
Antipsychotika: Was hilft bei Erektionsstörungen?
Probleme mit der sexuellen Erregung, der Erektion und dem Orgasmus sind nicht selten unter Antipsychotika. Sie lassen sich aber beheben oder zumindest abmildern. Wenden Sie sich ganz offen an Ihren Arzt!
Oft verantwortlich: Prolaktin
Antipsychotika greifen in den Gehirnstoffwechsel ein, indem sie den Botenstoff Dopamin in Schach halten. Leider bringt die Dopaminblockade auch manche unerwünschten Wirkungen mit sich. So kann es im Zuge dessen zum Beispiel zu einem Anstieg des Hormons Prolaktin kommen, das vor allem für die Milchproduktion bei stillenden Frauen zuständig ist. Aber auch Männer haben diesen Botenstoff. Nimmt er überhand, können verschiedene sexuelle Funktionsstörungen auftreten.
Probleme bei der Erektion (erektile Dysfunktion) kommen aber auch bei normalen Prolaktinspiegeln vor. Vermutlich spielen dann andere Effekte der Antipsychotika eine Rolle. Die Medikamente bringen einige Neurotransmittersysteme im Gehirn durcheinander.
Ihr Arzt kann Ihnen helfen
Wenn Sie unter der Behandlung mit Antipsychotika Erektionsstörungen oder Probleme beim Orgasmus haben, verkriechen Sie sich nicht damit, sondern suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Arzt. Er kennt dieses Phänomen und kann Ihnen helfen.
Zunächst wird er vielleicht versuchen, die Dosis Ihrer Medikation etwas zu verringern. Manchmal hilft das bereits. Lassen die Beschwerden auch dann nicht nach, brauchen Sie womöglich ein anderes Medikament. Es gibt durchaus Unterschiede nicht nur in der Wirkung, sondern auch im Nebenwirkungsprofil der Antipsychotika. So verursachen beispielsweise atypische Wirkstoffe wie Aripiprazol (Abilify®) oder Quetiapin (Seroquel®) keine Prolaktinerhöhung.
Liegt es nicht am Prolaktin, können zusätzlich andere Medikamente verabreicht werden, die auch ansonsten bei erektiler Dysfunktion zum Einsatz kommen. Sogenannte PDE-5-Inhibitoren erweitern die Blutgefäße und verstärken dadurch das Anschwellen des Penis.
Überdosis
Wie kann man eine Überdosierung von Neuroleptika erkennen?
Besonders das Auftreten von Nebenwirkungen ist ein Hinweis auf eine mögliche Überdosierung von Neuroleptika. Dies können muskuläre Nebenwirkungen sein, psychische Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Trägheit, aber auch sexuelle Gleichgültigkeit oder andere Beschwerden.
Treten neue, bislang unbekannte Beschwerden auf, ist es wichtig mit dem Arzt darüber zu sprechen. Handelt es sich um eine mögliche Überdosierung oder Unverträglichkeit, kann man die Dosis reduzieren oder aber auf ein anderes Präparat ausweichen.
Was soll man tun, wenn zu viele Neuroleptika eingenommen wurden (Überdosierung)?
Eine Überdosis von Neuroleptika kann mehr oder weniger schwerwiegende Konsequenzen haben. Tiefschlaf, Bewusstseins- oder Bewegungsstörungen sind möglich, aber auch Todesfälle.
Bei Verdacht auf eine Überdosierung bzw. Vergiftung bitte umgehend den ärztlichen Notdienst verständigen.
Was ist ein malignes neuroleptisches Syndrom?
Das maligne neuroleptische Syndrom ist eine sehr seltene schwere Nebenwirkung von Neuroleptika. Symptome sind eine Erstarrung der Körpermuskulatur, erhöhte Körpertemperatur, erhöhter Blutdruck, Schluckstörungen und Schweißausbrüche. Das Bewusstsein kann gestört sein.
Es ist ein lebensbedrohlicher Zustand und die schwerwiegendste Komplikation, die Antipsychotika hervorrufen können. Auch wenn sie zum Glück selten vorkommt, ist sie gerade zu Beginn der Behandlung gefürchtet.
Malignes neuroleptisches Syndrom: Risikogruppe und Therapie
Malignes neuroleptisches Syndrom: Wer ist besonders gefährdet?
Ein malignes neuroloptisches Syndrom entwickelt sich in der Regel in den ersten beiden Wochen der Behandlung. Prinzipiell kann es durch jedes Antipsychotikum ausgelöst werden. Auch unter Antidepressiva kann es in Einzelfällen auftreten. Vor allem jedoch bergen hochwirksame konventionelle Substanzen in hohen Dosen das Risiko für diesen gravierenden Notfall. Kritisch ist zudem, wenn jemand zusätzlich Lithium einnimmt. Handelt es sich dann noch um einen jungen Mann, erhöht sich die Gefahr zusätzlich.
Bei Fieber, Muskelsteifigkeit und Störungen des Bewusstseins wie eine zunehmende Benommenheit bis hin zum Koma, die sich rasch innerhalb von 1 bis 3 Tagen entwickeln, müssen die Alarmglocken schrillen. Auch Herzrasen, eine schnelle Atmung und übermäßiges Schwitzen können hinzukommen. Im Labor zeigen sich typische Veränderungen wie eine erhöhte CK (Creatinkinase) und ein Anstieg weißer Blutkörperchen (Leukozytose).
Wie sieht die Notfallbehandlung beim malignen neuroleptischen Syndrom aus?
Bei diesen Symptomen und Befunden muss das verantwortliche Medikament sofort abgesetzt werden. Der Betroffene wird intensivmedizinisch betreut. Zur Behandlung wird ein Medikament eingesetzt, das die Muskeln entspannt und auch bei bestimmten Narkosezwischenfällen gegeben wird. Außerdem kann Bromocriptin verabreicht werden, ein Mittel, das den Dopaminrezeptor aktiviert und damit gegensätzlich zu Antipsychotika wirkt. Es ist also ein direktes Gegenmittel, das die schädliche Wirkung aufhebt.
Wenn all das nicht hilft, ist sogar eine Elektrokrampftherapie (EKT) notwendig. Sie kann das dramatische Geschehen durchbrechen und im Akutfall lebensrettend sein.
Bewegungsstörungen durch Neuroleptika
Welche Bewegungsstörungen können unter Neuroleptika auftreten?
Bewegungsstörungen (Dyskinesien) können vor allem bei der Behandlung mit hochpotenten, älteren Neuroleptika vorkommen. Bei neueren Vertretern der Neuroleptika treten sie seltener auf, sind aber auch hier immer noch möglich.
Unter einer Behandlung mit Antipsychotika sind verschiedene Bewegungsstörungen möglich:
Dyskinesien
Was sind Dyskinesien?
Dyskinesien sind Bewegungsstörungen, die bei verschiedenen Erkrankungen, aber auch unter der Behandlung mit Medikamenten wie Neuroleptika auftreten können.
Diese Bewegungsstörungen gehen vom Gehirn aus und sind bei der Einnahme von Neuroleptika auf eine Hemmung der Dopaminrezeptoren zurückzuführen. Man unterscheidet Früh- und Spätdyskinesien.
Symptome von Frühdyskinesien sind u.a.:
- krampfartiges Herausstrecken der Zunge
- Blickkrämpfe
- überschießende Bewegungen der mimischen Muskulatur
- Opisthotonus (Verkrampfung der Hals- und Rückenmuskulatur)
- Trismus (Kaukrämpfe)
Zu den Spätdyskinesien gehören:
- abnorme, unkontrollierte Bewegungen der Zungen-, Mund- und Gesichtsmuskulatur
- überschießende Bewegungen von Armen und Beinen
- Verstärkung der Beschwerden bei emotionaler Anspannung
Frühzeitig entgegenwirken
Während frühe Bewegungsstörungen bereits in der ersten Woche der Behandlung auftreten, zeigen sich Spätdyskinesien erst nach Monaten bis Jahren. Im Gegensatz zu den frühen Formen sind sie außerdem oft irreversibel, bilden sich also nicht mehr zurück. Daher ist es wichtig, erste Anzeichen so bald wie möglich zu bemerken. Die Dosis des jeweiligen Medikaments muss dann reduziert oder die Behandlung ggf. auf ein anderes Präparat umgestellt werden.
Frühdyskinesien sind zwar ebenfalls unangenehm, lassen sich aber besser behandeln und bilden sich auch wieder zurück. Sie können der eigentlich erwünschten Wirkung vorausgehen und müssen daher oft einfach eine Zeit lang überbrückt werden. Medikamente helfen dabei, die Symptome zu lindern.
Was sind Frühdyskinesien?
Frühdyskinesien sind Bewegungsstörungen, die als Nebenwirkung bei einer Einnahme von Neuroleptika auftreten können. Vor allem bei älteren Neuroleptika kommt es häufiger zu, und zwar gleich zu Beginn der Therapie auftreten. Es kann zu Krämpfen der Zungen-, Augen, Kau- oder Halsmuskulatur kommen.
Diese Nebenwirkungen sind sehr unangenehm, aber meist nicht gefährlich, sofern die Therapie überwacht wird. Zudem gibt es Medikamente gegen diese Nebenwirkungen. Auch eine Dosisreduktion ist zu erwägen. Im Gegensatz zu den sogenannten Spätdyskinesien, die noch Jahre nach der Behandlung auftreten und dauerhaft bestehen können, verschwinden die Frühdyskinesien wieder, spätestens nach dem Absetzen des Medikaments.
Was sind Spätdyskinesien?
Im Gegensatz zu den früh auftretenden Bewegungsstörungen sind Spätdyskinesien hartnäckiger und schwerwiegender. Wie der Name schon sagt zeigen sie sich erst im späteren Verlauf der Behandlung (drei Monate bis mehrere Jahre) und können sogar auch dann noch auftreten, wenn die Antipsychotika bereits abgesetzt sind. Auch hier bergen die herkömmlichen Substanzen ein deutlich höheres Risiko als die modernen atypischen Präparate. Deshalb verschreiben viele Ärzte heute lieber neuere, sogenannte atypische Neuroleptika, die insgesamt ein günstigeres Nebenwirkungsprofil aufweisen. Frauen und ältere Menschen sind zusätzlich gefährdet.
Zu den späten Bewegungsstörungen zählen abnorme, unwillkürliche, oft stereotype Bewegungen von Zunge, Mund und Gesichtsmuskulatur. Typisch sind zum Beispiel das wiederholte Ausstrecken der Zunge, Schmatzen oder Grimassen ziehen. Aber auch Arme und Beine können betroffen sein und immer wieder unkontrolliert ausschlagen.
Spätdyskinesien können ausgesprochen belastend sein. Insbesondere die unwillkürlichen Bewegungen im Gesicht sind extrem frustrierend, weil sie wie aus dem Nichts (und immer im falschen Augenblick) auftreten und man sie praktisch nicht beeinflussen kann. Hinzu kommt, dass diese Symptome dauerhaft bestehen bleiben können. Daher ist es sehr wichtig, sie frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Bei den ersten Anzeichen ist die Dosis rasch zu reduzieren. Ggf. muss die Therapie auf ein anderes, besser verträgliches Medikament umgestellt werden.
Schizophrenie: Was sind tardive Dyskinesien?
Tardive Dyskinesien sind Bewegungsstörungen, die einige Monate bis Jahre nach der Einleitung einer Antipsychotikatherapie beginnen und sich zum Teil nicht mehr zurückbilden. Sie werden auch als Spätdyskinesien bezeichnet.
Antipsychotika haben ganz klar auch ihre Schattenseiten. Bewegungsstörungen gehören zu den typischen Nebenwirkungen, wobei sie vor allem unter den herkömmlichen Substanzen auftreten. Neuere, sogenannte atypische Antipsychotika sind zum Glück deutlich besser verträglich.
Spät und gefürchtet
Man unterscheidet zwei Arten von motorischen Störungen: Frühdyskinesien und Spät- oder auch tardive (frz. tardif – "langsam, verzögert") Dyskinesien. Letztere entwickeln sich erst im späteren Verlauf der Behandlung und sind deutlich hartnäckiger als die frühen Bewegungsstörungen, die nur vorübergehend auftreten. Tardive Dyskinesien dagegen können bestehen bleiben, auch nach Absetzen der Medikamente.
Zu den tardiven Dyskinesien bzw. Spätdyskinesien unter Antipsychotika gehören:
- unwillkürliche, abnorme Bewegungen im Gesichtsbereich (z.B. Herausstrecken der Zunge, Kaubewegungen, Grimassieren)
- überschießende Bewegungen oder Zuckungen in Armen und Beinen oder am Rumpf
Buntes Bild an Bewegungsstörungen
Die Beschwerden sind vielfältig und nicht klar definiert. Typisch für die tardiven Dyskinesien ist die Beteiligung der Gesichtsmuskulatur. Daneben gibt es verschiedene Formen und einzelne Subtypen dieser späten Bewegungsstörungen. Dazu zählen etwa:
- tardive Dystonie (anhaltende Muskelanspannung/Verkrampfung mit wiederholten Bewegungen oder abnormen Haltungen)
- tardiver Tremor (Zittern)
- tardive Akathisie (Bewegungsdrang, Sitzunruhe)
- tardiver Myoklonus (Muskelzuckungen)
Spätdyskinesie entwickeln sich in der Regel schleichend und stabilisieren sich nach einer Weile. Manchmal schwanken die Symptome auch und sind mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt. Sie können sich spontan wieder zurückbilden, bleiben aber leider oft dauerhaft bestehen, auch, wenn das Medikament schon lange wieder abgesetzt ist.
Vorbeugung ist die beste Behandlung
Daher ist die beste Strategie gegen tardive Dyskinesien, sie erst gar nicht aufkommen zu lassen. Das beginnt bereits mit der Auswahl und Dosierung des Medikaments. Es gibt Antipsychotika mit einem vergleichsweise hohen Risiko für motorische Störungen. Manchmal sind sie akut notwendig, sollten aber so rasch wie möglich wieder abgesetzt werden.
Ist eine Langzeitbehandlung erforderlich, ist die Dosis möglichst gering zu halten. Außerdem sind Risikofaktoren zu berücksichtigen. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, darunter v.a. Frauen. Auch Vorerkrankungen können eine Rolle spielen.
Bei ersten Anzeichen von tardiven Dyskinesien sollte das Medikament abgesetzt bzw. durch ein anderes ersetzt werden. Je früher die Symptome erkannt werden und entsprechend reagiert wird, umso besser stehen die Chancen, dass sich die unangenehmen Beschwerden wieder zurückbilden.
Es gibt auch Medikamente, die bei späten Bewegungsstörungen eingesetzt werden können. Sie dämmen die Symptome aber meist nur ein, ohne sie ganz beheben zu können. Die beste Therapie bleibt somit die Prophylaxe.
Parkinsonoid, Akathisie und malignes neuroleptisches Syndrom
Was ist ein Parkinsonoid?
Das Parkinsonoid leitet sich von der Parkinsonerkrankung ab, da es ähnliche Symptome umfasst. Dazu gehören Bewegungsarmut und eine eingeschränkte Feinmotorik, eine Ausdruckslosigkeit im Gesicht und ein kleinschrittiges Gangbild. Diese Beschwerden können sich in den ersten Wochen der Behandlung entwickeln. Auch hier sollte die Dosis des Medikaments gesenkt oder die Therapie umgestellt werden. Bei Bedarf können auch Medikamente lindernd wirken.
Mehr zum Thema Parkinsonoid lesen Sie hier.
Was ist eine Akathisie?
Die Akathisie ist eine Nebenwirkung von Neuroleptika, die grundsätzlich unter allen Substanzen auftreten kann. Charakteristisch ist eine quälende Sitz- oder auch Stehunruhe. Die Akathisie kann bereits nach kurzer Zeit auftreten und kommt auch unter den atypischen Antipsychotika oder auch unter manchen Antidepressiva vor, ist aber wiederum abhängig von der Höhe der Dosis.
Der Begriff "Akathisie" leitet sich vom griechischen Verb kathizein (sitzen, sich setzen) ab. Die Vorsilbe "A-" wandelt das Wort in sein Gegenteil. Gemeint ist also die Unfähigkeit zu sitzen.
20-25% sind betroffen
Der ständige Drang aufzustehen und sich zu bewegen, entwickelt sich typischerweise innerhalb der ersten sieben Wochen der Therapie. Bis zu einem Viertel der Behandelten ist betroffen. Obwohl die Gefahr bei den herkömmlichen Substanzen größer ist, ist eine solche Sitzunruhe auch unter den neueren atypischen Medikamenten möglich. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Dosis bzw. eine rasche Dosissteigerung. Daher sollte die Dosis von Antipsychotika stets behutsam gesteigert und nur so hoch wie nötig gewählt werden.
Neben dem Bewegungsdrang können bei der Akathisie folgende Symptome hinzukommen:
- vermehrte Reizbarkeit
- Angst
- Konzentrationsstörungen
Dosisreduktion oder Medikamentenwechsel
Wenn Sie unter einer Akathisie leiden, sollte zunächst die Dosis des Antipsychotikums reduziert werden. Halten die Beschwerden an, muss die Behandlung auf ein anderes Präparat umgestellt werden.
Sogenannte Benzodiazepine, die auch als Beruhigungsmittel bekannt sind, wirken nur kurzfristig lindernd und sollten nicht für längere Zeit eingenommen werden.
Akathisie, tardive Dyskinesie – eine Begriffsklärung
Da die Begrifflichkeiten oftmals durcheinandergehen und mitunter auch nicht einheitlich definiert sind, zum Schluss noch ein Wort zur Klärung. Die Akathisie gehört zu den frühen Bewegungsstörungen, die unter Antipsychotika auftreten können. Sie werden grundsätzlich von den späten sogenannten EPMS (extrapyramidalmotorische Störungen) unterschieden, die noch nach Monaten bis Jahren auftreten können, schwer zu behandeln sind und dauerhaft bestehen bleiben können. Frühe EPMS bilden sich dagegen spätestens dann, wenn das Medikament abgesetzt wird, wieder zurück.
Spätdyskinesien werden auch als tardive Dyskinesien (verspätete motorische Störungen) bezeichnet. Dazu gehören in erster Linie abnorme, unwillkürliche, oft stereotype Bewegungen im Gesichtsbereich oder an Armen und Beinen, wobei es keine klare Definition gibt. So wird u.a. auch eine tardive Akathisie zu den Spätsymptomen gezählt. Dann kann sie, wie alle Spätdyskinesien, tatsächlich bestehen bleiben. Eine Akathisie im eigentlichen Sinn entwickelt sich jedoch innerhalb von etwa drei Monaten und verschwindet auch wieder.
Ist das malignes neuroleptische Syndrom ein Notfall?
Das maligne neuroleptische Syndrom schließlich ist eine gefährliche, potentiell lebensbedrohliche Nebenwirkung von Antipsychotika, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,02-0,5% zum Glück nur sehr selten auftritt. Hier sind vor allem junge Männer gefährdet. Eine begleitende Therapie mit Lithium erhöht die Gefahr zusätzlich.
Das maligne neuroleptische Syndrom äußert sich in einer Steifigkeit der Muskulatur sowie einer Störung des Bewusstseins und des autonomen Nervensystems. Mehr zu den Symptomen und der Therapie des malignen neuroleptischen Syndroms lesen Sie hier.
Frühzeitig erkennen und gegensteuern
Das klingt alles sehr beunruhigend und abschreckend. Tatsächlich sind Bewegungsstörungen für die Betroffenen oft äußerst unangenehm. Sie stören nicht nur sie selbst, sondern können auch in der Öffentlichkeit auffallen und als peinlich empfunden werden.
Aber: Auch wenn Bewegungsstörungen vor allem unter den herkömmlichen Antipsychotika nicht selten sind, treffen Sie dennoch insgesamt nur einen kleinen Teil der Betroffenen. Wenn Sie dazu gehören, sollten Sie sich möglichst nicht lange damit herumschlagen müssen. Vor allem wenn Sie über einen längeren Zeitraum Antipsychotika einnehmen müssen, sollten Sie die Behandlung soweit vertragen, dass Sie sich darauf einlassen können. Dafür ist es jedoch wichtig, dass Sie eng mit Ihrem Arzt kooperieren und ihm rückmelden, wie Sie ein Medikament vertragen. Nur so kann er entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten bzw. die Behandlung umstellen.
Was kann man tun, wenn man unter dem Neuroleptikum Muskelverspannungen, Muskelkrämpfe, Zittern oder andere motorische Beschwerden bekommt?
Kann bei starken Nebenwirkungen eines Neuroleptikums weder die Dosis reduziert werden noch auf ein anderes Präparat ausgewichen werden, kann besonders gegen Muskelkrämpfe das Medikament Biperiden (Akineton®) helfen.
Biperiden ist ein sogenanntes Anticholinergikum (hemmt Acetylcholin) und ist als Injektionslösung und auch in Form von Tabletten erhältlich.
Parkinsonoid: Symptome, Therapie und Prognose
Was ist ein Parkinsonoid unter einer Neuroleptika-Behandlung?
Unter der Behandlung mit Neuroleptika kann es nach ein bis zwei Wochen zu einem medikamentös verursachten Parkinsonoid kommen. Es macht sich durch die klassischen Symptome des Parkinson-Syndroms bemerkbar.
Zu den Symptomen des Parkinsonoids gehören:
Neurotransmitter aus dem Gleichgewicht
Dies sind auch die drei Leitsymptome des Morbus Parkinson, von dem sich der Begriff Parkinsonoid ableitet. Tatsächlich sind die Mechanismen ganz ähnlich. Bei der Parkinsonkrankheit herrscht ein Mangel an Dopamin, da die dafür zuständigen Zellen zugrunde gehen. Bei der medikamentösen Behandlung der Schizophrenie wird Dopamin gezielt unterdrückt, da es hier im Überschuss vorhanden ist und die psychotischen Symptome hervorruft.
Durch den Dopaminmangel entsteht ein Ungleichgewicht unter den fein austarierten Botenstoffen im Gehirn. Ein anderer Neurotransmitter, das sogenannte Acetylcholin, gewinnt die Überhand. Er sorgt für die Bewegungsstörungen, die sowohl unter Antipsychotika als auch beim Morbus Parkinson auftreten können.
Neben den drei Klassikern sind beim Parkinsonoid folgende Beschwerden möglich:
- Einschränkung der Feinmotorik
- eingeschränkte Mimik
- kleinschrittiger Gang
- vermehrter Speichelfluss (Hypersalivation)
Von der 1. bis zur 10. Woche möglich
Ein Parkinsonoid tritt mit einer Wahrscheinlichkeit von 15-30% auf. Es kann sich gleich zu Beginn der Behandlung, aber auch bis zu 10 Wochen danach entwickeln.
Die Gefahr besteht vor allem bei stark wirksamen herkömmlichen Antipsychotika. Außerdem sind Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer. Auch abrupte Dosisänderungen der Medikation spielen eine Rolle. Daher ist es wichtig, Antipsychotika stets langsam einzudosieren und wieder abzusetzen.
Sorgfältiger Umgang mit Antipsychotika
Für die Betroffenen können diese Symptome sehr belastend sein und den Alltag stark einschränken. Daher sind die Kommentare der Leser sehr gut nachzuvollziehen.
Die Verordnung von Antipsychotika sollte immer wohlüberlegt sein und gut abgewogen werden. Da jeder anders darauf reagiert, ist es außerdem wichtig, die Behandlung bei jedem Einzelnen individuell einzustellen und ggf. anzupassen. Treten Nebenwirkungen auf, kann die Dosis reduziert oder das Antipsychotikum abgesetzt werden. Auch andere Medikamente können vorübergehend zusätzlich gegeben werden.
Dennoch sollten Antipsychotika nicht grundsätzlich verteufelt werden. Richtig und sorgfältig eingesetzt können Sie für Betroffene eine große Hilfe sein. Denn nicht nur potentielle Nebenwirkungen sind unangenehm; auch die Symptome der Schizophrenie sind oft äußerst belastend und beängstigend. Wie so oft gilt es daher, das richtige Maß zu finden.
Unter welchen Neuroleptika kann es zu einem Pakinsonoid kommen?
Die im zentralen Nervensystem durch Neuroleptika ausgelösten Bewegungsstörungen einschließlich des Parkinsonoids sind manchmal bei sehr stark wirksamen Neuroleptika zu beobachten.
Unbeweglich, zittrig und steif
Sogenannte extrapyramidalmotorische Störungen (EPMS) sind eine gefürchtete Nebenwirkung von Antipsychotika. Darunter werden verschiedene Formen von Bewegungsstörungen zusammengefasst, die entweder gleich zu Beginn der Behandlung oder im späteren Verlauf auftreten können.
Das Parkinsonoid äußert sich durch die klassischen Symptome eines Morbus Parkinson wie Bewegungsarmut, Zittern und Muskelsteifigkeit. Es kann von der ersten bis zur zehnten Behandlungswoche auftreten.
Konventionell und hochpotent: eine brisante Mischung
Es sind vor allem die herkömmlichen Substanzen, die solche Bewegungsstörungen hervorrufen können. Darunter gibt es wiederum Medikamente, die sehr stark antipsychotisch wirken, wie z.B. Benperidol (Glianimon®), Haloperidol (Haldol®) und Fluphenazin (Lyogen®). Bei ihnen ist die Gefahr am größten.
Seit der Einführung neuer, sogenannter atypischer Antipsychotika sind EPMS deutlich seltener geworden. Sie haben einen etwas anderen Wirkmechanismus und sind daher besser verträglich.
Auch eine Frage der Dosis
Abgesehen von der Art des Medikaments spielen auch die Dosierung und Dosiswechsel eine Rolle. Je höher dosiert, umso größer ist auch die Gefahr für Nebenwirkungen. Außerdem kann eine rasche Erhöhung oder Reduktion der Dosis ein Parkinsonoid auslösen.
Treten entsprechende Beschwerden auf, sollte das Medikament (langsam!) reduziert werden. Manchmal ist auch ein Wechsel auf ein anderes Präparat sinnvoll. Wenden Sie sich an Ihren Arzt und besprechen Sie mit ihm, was in Ihrem Fall die beste Lösung ist.
Parkinson-Syndrom durch Neuroleptika: Geht das wieder weg?
Ja. Erste Maßnahme des Arztes ist in der Regel, die Dosis des auslösenden Medikaments zu reduzieren. Ist die antipsychotische Wirksamkeit dann nicht mehr ausreichend, muss möglicherweise auf ein alternatives Medikament umgestiegen werden.
Ein Parkinsonoid kann sehr beängstigend sein. Wenn man sich nicht mehr richtig bewegen kann, die Muskeln ganz steif und zittrig sind, der Gang trippelig und die Mimik ausdruckslos wird, fühlt man sich wie außerhalb seiner selbst. Insofern ist die Frage, ob die Beschwerden wieder weggehen, nur allzu verständlich.
Keine bleibenden Beschwerden
Die Nachricht lautet: Ja! Im Gegensatz zu den sogenannten Spätdyskinesien, die sich erst nach einiger Zeit entwickeln und schwer abzusehen sind, bilden sich frühe Bewegungsstörungen wie das Parkinsonoid wieder zurück.
Manchmal hilft es schon, die Dosis des Medikaments einfach etwas zu reduzieren. Bleiben die Beschwerden bestehen oder reicht die Wirkung dann nicht mehr aus, muss das Präparat ggf. abgesetzt und ein neuer Therapieversuch gestartet werden. Modernere, sogenannte atypische Substanzen verursachen weitaus seltener motorische Nebenwirkungen. Ist das verantwortliche Medikament nach langsamer Dosisreduktion vollständig abgesetzt, verschwinden auch die Parkinson-Beschwerden.
Medikamente gegen das Parkinsonoid
Ein Parkinsonoid kann auch medikamentös behandelt werden. Dabei werden anticholinerge Wirkstoffe verabreicht. Sie hemmen den Wirkstoff Acetylcholin, der bei der Behandlung mit Antipsychotika die Überhand gewinnen kann und die typischen Symptome hervorruft, die auch den Morbus Parkinson kennzeichnen. Üblich ist hier die Gabe von Biperiden (Akineton®).
Zusammengefasst wird ein Parkinsonoid folgendermaßen behandelt:
- Dosisreduktion
- Umstellen des Antipsychotikums
- Gabe von Anticholinergika
Gesundheitsrisiken durch Neuroleptika
Können Neuroleptika Missbildungen beim ungeborenen Kind verursachen?
Das Risiko von Fehlbildungen aufgrund von Medikamenten besteht am ehesten in der Frühphase der Schwangerschaft, in der die Organe des Ungeborenen angelegt werden. Ist diese Phase abgeschlossen, ist diese Gefahr häufig bereits gebannt.
Heutzutage lassen sich solche Schäden frühzeitig diagnostizieren, so dass bei zu erwartenden schwereren Gesundheitsbeeinträchtigungen des Kindes die Frau entscheiden kann, ob sie das Kind austrägt oder nicht.
Neuroleptika: Risiko fürs Herz?
Können Neuroleptika das Herz gefährden?
Ja, mögliche Nebenwirkungen von Neuroleptika betreffen das Herz. Sowohl bei älteren als auch bei neueren Neuroleptika wurden Herzrhythmusstörungen beobachtet. Und in sehr seltenen Fällen kam es sogar zum plötzlichen Herztod.
Direkt und indirekt schlecht fürs Herz
Das sogenannte kardiovaskuläre Risiko von Antipsychotika, also die erhöhte Gefahr für Erkrankungen an Herz und Gefäßen, hat zwei Gründe:
- ungünstige Beeinflussung entsprechender Risikofaktoren für Herz und Gefäße
- direkte schädigende Wirkung auf das Herz
Indirekt können die Medikamente z.B. zu einer Gewichtszunahme führen oder bestimmte Blutwerte (Blutfette, Blutzucker) erhöhen. All dies schadet dauerhaft den Gefäßen und damit auch dem Herzen, das schlechter durchblutet und dadurch nicht mehr ausreichend mit wichtigen Nährstoffen versorgt wird.
Rhythmus aus dem Takt
Aber Antipsychotika setzen dem Herzen auch direkt zu. Sie bringen vor allem die elektrische Reizleitung durcheinander, die dafür sorgt, dass unser Herz wie ein Metronom tagein, tagaus seine Arbeit verrichtet. Psychopharmaka können in dieses empfindliche System eingreifen und zu Herzrhythmusstörungen führen, die der Arzt im EKG (Elektrokardiogramm) ablesen kann. Daher ist es so wichtig, vor Beginn der Behandlung und regelmäßig im weiteren Verlauf ein EKG zu schreiben und die Herzfunktion zu überprüfen.
Ganz besondere Vorsicht ist bei Personen mit einer Vorschädigung des Herz-Kreislauf-Systems sowie bei sehr niedrigem Blutdruck geboten. Außerdem ist das Risiko für Herzrhythmusstörungen unter manchen Medikamenten höher als bei anderen. Regelmäßige Kontrollen sind hier umso wichtiger.
Mit sorgfältigen Kontrollen auf Nummer sicher
Sorgen sollten Sie sich allerdings nicht machen. Die eingangs erwähnte Gefahr für einen plötzlichen Herztod ist zwar unter Antipsychotika erhöht, aber immer noch sehr gering. Sie betrifft etwa einen von tausend Personen (0,1%).
Außerdem hat der Arzt Ihr Herz gut im Blick. Regelmäßig überprüft fallen EKG-Veränderungen oder auch veränderte Blutwerte schnell auf. Oft sind sie auch harmlos, so dass die Therapie bedenkenlos fortgeführt werden kann. Bei schweren Veränderungen muss das Medikament ggf. abgesetzt werden. Dann normalisieren sich auch EKG und Blutwerte wieder.
Stimmt es, dass Neuroleptika Herzrhythmusstörungen verursachen können?
Ja, Herzrhythmusstörungen kommen unter einigen Neuroleptika vermehrt vor und können auch bedrohlich sein. Das ist zwar selten, muss aber gleichwohl bei der Verordnung bedacht und überwacht werden.
Regelmäßige EKG-Aufzeichnungen
Wenn der Arzt, bevor er eine medikamentöse Behandlung mit Antipsychotika einleitet, ein EKG (Elektrokardiogramm) Ihres Herzens aufzeichnet, hat er dabei vor allem einen Abschnitt im Blick: das sogenannte QT-Intervall. Das ist auf dem für Laien meist völlig unergründlichen EKG-Ausdruck eine kurze, gerade Linie, die sich unter Psychopharmaka generell verlängern kann (QT-Zeit-Verlängerung).
Bis zu einem gewissen Grad ist das nicht dramatisch und hat keine weiteren Auswirkungen. Wenn sich die QT-Zeit im Verlauf der Behandlung allerdings immer mehr ausdehnt, kann das irgendwann zu Herzrhythmusstörungen führen, die zum Teil auch gefährlich werden können.
Wer besonders gefährdet ist
Weitere Risikofaktoren für Herzrhythmusstörungen unter Antipsychotika sind:
- Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
- genetische Veranlagung (z.B. Long-QT-Syndrom)
- hohe Dosierungen
- Kombinationsbehandlungen (mehrere Antipsychotika oder Antipsychotikum + Antidepressivum)
- Elektrolytveränderungen (Kalium, Magnesium, Kalzium)
- langsamer Herzschlag (Bradykardie)
- weibliches Geschlecht
- höheres Lebensalter
Ihr Herz stets gut im Blick
Besonders hoch ist das Risiko bei Menschen, die bereits unter Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems leiden oder gewisse Risikofaktoren aufweisen. Dazu gehört etwa ein Diabetes mellitus oder starkes Übergewicht (Adipositas). Außerdem verursachen manche Antipsychotika besonders häufig Rhythmusstörungen. Entsprechend oft sollten daher Kontrollen erfolgen.
Es gibt verschiedene Routineuntersuchungen, die vor und während der Behandlung mit Antipsychotika regelmäßig erhoben werden. Dazu gehören neben EKG-Aufzeichnungen auch bestimmte Laborwerte, die auf Veränderungen am Herzen hinweisen können. Außerdem wird immer wieder Blutdruck und Puls gemessen und Ihr Gewicht überprüft. So kann der Arzt eine mögliche Gefahr für Ihr Herz rechtzeitig erkennen und entsprechend gegensteuern.
Welche Antipsychotika schaden dem Herzen besonders?
Das Risiko für Herz und Gefäße ist unter Antipsychotika grundsätzlich erhöht. Zwischen den einzelnen Wirkstoffen gibt es aber zum Teil deutliche Unterschiede.
Am häufigsten: Herzrhythmusstörungen
Es sind vor allem Veränderungen in der Erregungsleitung des Herzens, die unter einer medikamentösen Therapie mit Antipsychotika vorkommen. Der Arzt kann sie im EKG (Elektrokardiogramm) erkennen und wird Ihre Herzkurve daher während der Behandlung regelmäßig aufzeichnen. Im schlimmsten Fall können nämlich gefährliche Herzrhythmusstörungen auftreten.
Diese Gefahr bzw. das Ausmaß der EKG-Veränderungen ist allerdings nicht bei allen Antipsychotika gleichermaßen erhöht. Besondere Vorsicht ist z.B. unter den klassischen "Trizyklika" geboten. Dabei sind eher die niederpotenten (antipsychotisch weniger stark wirksamen) Medikamente schädlich fürs Herz. Aber auch neuere Wirkstoffe (sogenannte atypische Antipsychotika) können den Herzrhythmus durcheinanderbringen.
Besonders gefürchtete Kandidaten
Folgende Antipsychotika verursachen besonders häufig bzw. ausgeprägte Nebenwirkungen am Herzen:
- Thioridazin (Melleril®)
- Pimozid (Orap®)
- Sertindol (Serdolect®)
- Haloperidol (Haldol®): intravenös in hoher Dosierung
- Melperon (Melneurin®)
- Ziprasidon (Zeldox®)
Besser verträglich
Weniger häufig und ausgeprägt sind Herzrhythmusstörungen unter Antipsychotika wie Levomepromazin (Neurocil®), Quetiapin (Seroquel®) oder Sulpirid (Dogmatil®). Haldol® ist in Tablettenform und in geringer Dosis recht gut verträglich für das Herz. Nur in hohen Mengen über die Vene verabreicht steigt das Risiko deutlich an.
Ein geringes Risiko für Herzrhythmusstörungen haben außerdem u.a. folgende Antipsychotika:
- Benperidol (Glianimon®)
- Perphenazin (Decentan®)
- Flupentixol (Fluanxol®)
- Olanzapin (Zyprexa®
- Risperidon (Risperdal®)
- Amisulprid (Solian®)
- Clozapin (Leponex®)
- Aripiprazol (Abilify®)
Sonderfall Leponex®
Bei Clozapin sind Rhythmusstörungen zwar selten, dafür besteht die Gefahr einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis). Das kommt zwar auch nicht oft vor, ist aber eine schwerwiegende Nebenwirkung, die bei der Behandlung bedacht werden muss.
Neben den einzelnen Substanzen ist immer auch die Dosierung entscheidend. Außerdem können sich mehrere Medikamente, wenn sie gleichzeitig verabreicht werden, in ihren Nebenwirkungen verstärken. Speziell das Herz ist auch bei Menschen mit entsprechenden Vorerkrankungen besonders gefährdet.
Um mögliche Gefahren für Ihr Herz frühzeitig zu erkennen, sind vor und während der Therapie mit Antipsychotika regelmäßige Kontrolluntersuchungen nötig. Bei EKG-Veränderungen und abweichenden Blutwerten kann der Arzt rasch einlenken.
Neuroleptika: Einfluss auf Blutzucker und -fette
Beeinflussen Neuroleptika den Stoffwechsel?
Ja, unter vielen, vor allem neueren oder sogenannten atypischen Neuroleptika lassen sich häufig Stoffwechselveränderungen feststellen. Dies äußert sich nicht nur in einer Gewichtszunahme, sondern auch in veränderten Blutwerten etwa des Zuckers und der Fette.
Bestehen diese Veränderungen dauerhaft, erhöhen sich die Krankheitsrisiken etwa von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Die regelmäßige Gewichtskontrolle und Überprüfung der Blutwerte ist deshalb also wichtig.
Können Neuroleptika für zuckerkranke Menschen gefährlich sein?
Da einige Neuroleptika den Fett- und Zuckerstoffwechsel beeinflussen, muss bei einer Behandlung natürlich besonders bei Menschen mit Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) der Blutzucker- und Fettspiegel im Auge behalten werden.
Bei erhöhten Werten kann eine Dosisreduktion helfen. Oder aber man muss auf ein anderes Medikament wechseln, denn nicht alle Neuroleptika beeinflussen den Stoffwechsel gleichermaßen, so dass sich durchaus ein wirksames Medikament finden kann, dass den Stoffwechsel weniger beeinflusst. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber!
Kritik an Neuroleptika
Warum haben Neuroleptika so einen schlechten Ruf?
Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Möglicherweise hängt es damit zusammen, dass die Betroffenen die positiven Effekte der Medikamente oft nur bedingt wahrnehmen.
Was nicht gleichsam bedeutet, dass die Wirkung von Neuroleptika bei der Schizophrenie nicht positiv wäre. Doch das Erreichen eines Normalzustands ohne psychotische Symptome wird nicht automatisch immer mit positiver Wirkung gleichgesetzt.
Nicht selten werden darüber hinaus Nebenwirkungen intensiver wahrgenommen als das Verschwinden von Halluzinationen oder Wahnvorstellungen. Auch wenn man sagen muss, dass die meisten Betroffenen gut mit ihrem Medikament zurechtkommen.
Wie ein Urteil über ein Medikament zustande kommt, ist generell vielschichtig und wird der objektiven Güte nicht immer gerecht.
Quellen:
- S3-Leitlinie Schizophrenie (2019). Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN). www.dgppn.de.
ich als erfahrener Clozapin-Patient kann berichten, dass sich Clozapin und Abilify nicht vertragen, obwohl es von Psychiatern so eingesetzt wurde. Abilify sorgte bei mir nur für Panikattacken, diversen Angstzuständen und Sozialphobie. Deshalb habe ich das auf jeden Fall selbst abgesetzt und muss sagen, dass es mir seither besser geht.
schön, dass es Ihnen ohne das Medikament besser geht. Obwohl ich nur interessierter Laie bin, festigt sich immer mehr meine Meinung,
dass die positive(n) Wirkung(en) von Neuroleptika überschätzt wird. "Gute" Wirkung haben die Medis v. a. in den Kassen der Hersteller. Der leichtfertige Umgang mit den Mitteln wundert mich. Hier sollte ein Riegel vorgeschoben werden.
Seit gestern sollte er zusätzlich Akineton und das Antidepressiva Setralin erhalten.
Habe Bedenken, ob 3 Neuroleptika mit Antidepressiva zusammenpassen und gravierende Nebenwirkungen verursachen können.
Hat jemand von euch damit Erfahrung?
Neuroleptika braucht man einfach, wenn man eine Schizophrenie /Psychose hat. Vorsicht bitte mit Aussagen, dass ein Psychiater mit uns nur Geld verdienen will. Natürlich gibt es auch solche. Das ist mir während meiner Reha aufgefallen. Die sagen da nicht mehr – außer: „Nimm deine Medikamente, dann hast du keine Probleme.“
Aber mein persönlicher Psychiater, bei dem ich jetzt schon länger in Behandlung bin, unterstützt mich voll und ganz darin, mein Neuroleptikum abzusetzen. Ich habe eine sehr gute Beziehung zu ihm aufgebaut. Er ist mir sehr sympathisch. Er sagt sehr wohl, dass ein Absetzen möglich ist und hat mich auch aufgeklärt, dass diese Medikamente nicht ohne sind. Aber es gibt halt derzeit keine andere Symptombekämpfung.
Ich bin April 2019 an Schizophrenie/Psychose erkrankt, und hatte schon 3 Rückfälle. In der Klinik und im Beitrag heißt es, dass es die Prognose verschlechtert, wenn man schon mehrere Rückfälle hatte – was ich nicht glaube. Mir ist es nach jedem Rückfall besser gegangen. Leider habe ich aber jetzt schon dreimal den Fehler gemacht, dass ich nicht langsam ausgeschlichen habe, sondern abrupt abgesetzt habe. Dennoch war ich beim letzten Mal 3 Monate lang medikamenten- und symptomfrei (eine sehr schöne Zeit war das). Mein Doktor meinte auch, dass man nicht sagen könne, alles würde immer schlechter. Denn jede Krankheit/jeder Mensch ist individuell. Ich soll nur auf meinen Körper und auf mein Gefühl hören. Und die sagen mir, dass es auf jeden Fall besser wurde.
Nehme jetzt mittlerweile schon wieder 8 Monate Xeplion 100 mg Depot-Spritze. Am Freitag steigen wir auf Trevicta um. Das ist der gleiche Wirkstoff (Paliperidon), nur hält der 3 Monate. Die medikamentöse Behandlung dauert noch ca. bis Februar 2025. Ich kann es nur jedem ebenfalls empfehlen! Kauft euch Spirulina und Sulforaphan. Das sind pflanzliche Tabletten, die Vitamin B6, B12 und K enthalten. Proteinreich sind sie auch und entgiften den Körper sehr gut. Es ist auch bewiesen, dass diese pflanzlichen Tabletten die Symptome bekämpfen. Könnt ihr googeln.
Mir haben sie sehr geholfen, und ich werde sie auch nach meiner Genesung weiter nehmen. Betreibt auch viel Sport oder geht wenigstens täglich 3 bis 5 km spazieren, wenn ihr keine Kraft für Sport habt. Das ist gut für den Kopf und hilft gegen Stress. Psychotherapie ist auch sehr wichtig. Wenn ihr nicht wissen solltet was ihr zu besprechen habt, dann geht trotzdem. Es tut einfach gut, mit einer neutralen Person zu sprechen. Die Themen werden auf jeden Fall von selber kommen.
Glaubt mir. Ich spreche aus Erfahrung: Spirulina, Sulforaphan, Sport und Psychotherapie. Das sind die Sachen, die richtig gut helfen. Ich glaube fest an meine Heilung. Werde es diesmal nicht auf eigene Faust machen. Liebe Grüße
Ich war erschöpft und ausgelaugt, mehr nicht. Heute habe ich seit der Einnahme sowie dank des Vertrauens in "Ärzte": Parkinson, Krampfanfälle, Gedächtnisprobleme, Panik, sexuelle Probleme, unkontrollierten Harnabgang, Angstzustände bei mehr als 3 Menschen und den Wunsch zu sterben.
Und der größte Witz: Laut der Ärzte, die mir es gaben, hätte es top geholfen. Es werden aktiv Schäden verleugnet. Persönlich kann ich nur sagen: Nie wieder Psychologen oder ein Aufenthalt.
Meidet diese Medikamente (eher Folterinstrumente) um jeden Preis.
Nachtrag: Seit der Einnahme habe ich meinem Job, meine Wohnung und nahezu alle Freunde verloren, da ich extrem aggressiv wurde.
Panikattacken, Ausfluss aus dem Penis, Erektionsstörungen, Angstzustände, Aggressionen,
Gewalt (ich zerschlage meine Möbel), Gedankenaussetzer, Zerstreutheit, Vergesslichkeit, Migräne, Kopfzucken.
Hätten mich die grob fahrlässig behandelnden Ärzte aufgeklärt, hätte ich abgelehnt. Psychos verharmlosen, aber Medikamente geben und Nebenwirkungen leugnen. Man kann dieser "Scheinmedizin" und den Pseudowissenschaftlern nicht trauen. Ich werde auf jede weitere Misshandlung dankend verzichten.