Was hilft bei Rückenschmerzen? Welche Salben sind empfehlenswert? Wie wirksam sind Verfahren wie Akupunktur und Wärmetherapie? Und was sollte man beachten, damit die lästigen Beschwerden gar nicht erst auftreten? Diese und weitere Fragen beantworten wir im folgenden Beitrag zum Thema Rückenschmerzen.
Das Wichtigste zu Beginn
Wie werde ich meine Rückenschmerzen los: Die wichtigsten Tipps auf einen Blick
Natürlich gibt es dazu noch viel mehr zu sagen, aber fürs Erste geben die folgenden Tipps einen ganz guten Überblick: Sie stammen aus der Patientenleitlinie zu Rücken- und Kreuzschmerzen, die an der Universität Witten/Herdecke erstellt wurde:
- In den allermeisten Fällen sind akute Rückenschmerzen ungefährlich und verschwinden spontan wieder.
- Nach einer Befragung und einer körperlichen Untersuchung kann Ihr Arzt ernste Ursachen fast immer ausschließen. Auf weitergehende Untersuchungen und insbesondere auf eine Röntgenaufnahme kann normalerweise verzichtet werden.
- Nicht die, oft reflexhaft gepflegte, Schonhaltung, sondern körperliche Bewegung ist das Beste, um möglichst schnell wieder gesund zu werden und weiteren Beschwerden vorzubeugen. Ganz nach dem Motto: „Sich regen bringt Segen“!
- Orientieren Sie sich nicht an Ihren Schmerzen, sondern an dem, was Sie stärkt und gesund macht bzw. erhält. Lassen Sie sich nicht von den Schmerzen beherrschen, sondern drehen Sie den Spieß um!
- Kräftigen Sie Ihren Rücken durch Bewegung.
- Schulungsprogramme, die z.B. von Krankenkassen angeboten werden, sind zumeist eher für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen geeignet, die länger als drei Monate andauern.
- Krankengymnastik ist nur sinnvoll, wenn die Übungen von Ihnen anschließend selbständig fortgeführt werden. Ohne Ihre Eigeninitiative wird es mit einer dauerhaften Schmerzbekämpfung und Rückenstärkung schwierig.
- Bleiben Sie bei akuten Rückenschmerzen nicht länger als zwei Tage im Bett – bei längerer Bettruhe überwiegt auf Dauer der Schaden den Nutzen!
- Paracetamol ist – sofern Sie es vertragen – ein Schmerzmittel der Wahl, da es bei vergleichbarer Wirksamkeit weniger Nebenwirkungen als andere Schmerzmittel aufweist.
Stimmt es, dass Wärme gegen Rückenschmerzen hilft?
Ja. Vor allem bei leichteren Rückenschmerzen oder Verspannungen im Rücken- und Schulterbereich kann von außen zugeführte Wärme die Beschwerden oft sehr effektiv lindern.
Dafür in Frage kommen:
- Bäder
- warme Güsse
- Wärmeumschläge
- Wärmepackungen
- warme Kompressen
- Wärmepflaster
- Sauna
Rückenschmerzen: Wann sollte man Schmerzmittel einnehmen?
Bei sehr starken Rückenschmerzen kann die vorübergehende Einnahme von Schmerzmitteln sinnvoll sein, um den Teufelskreis der Schmerzentstehung zu durchbrechen und sich möglichst schnell wieder bewegen zu können.
In Frage kommen vor allem die Wirkstoffe:
- Paracetamol
- Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin® u.v.a.)
- Diclofenac (Voltaren® u.v.a.)
- Ibuprofen
Aber es gibt auch noch zahlreiche ähnlich wirkende Stoffe, die zur Linderung von Rückenschmerzen empfohlen werden. Sprechen Sie die Schmerzmitteleinnahme mit Ihrem Arzt ab. Sollten in Ihrem individuellen Fall aus gesundheitlichen Gründen Bedenken gegen diese Medikamente bestehen, kann ersatzweise ein Ausweichen auf muskelentspannende Medikamente (Muskelrelaxantien) erwogen werden.
Schmerzmittel keine Dauerlösung
Was aber auch klar sein muss: Schmerzmittel ändern nichts an den Ursachen der Rückenschmerzen. Und auf Dauer können Sie zu erheblichen Nebenwirkungen und Komplikationen führen. Es ist also keine gute Idee, seine Rückenschmerzen nur mit Medikamenten zu behandeln und die unbequemeren Behandlungsansätze (Bewegung, bessere Sitzhaltung, um nur ein paar Beispiele zu nennen) zu ignorieren. Das wird fast zwingend eher zu einer Verschärfung des Problems führen.
Formen
Wann spricht man von "Kreuzschmerzen"?
Im Volksmund sind Kreuzschmerzen häufig nur ein anderer Ausdruck für Rückenschmerzen. Streng medizinisch betrachtet spricht man aber nur dann von Kreuzschmerzen, wenn die Beschwerden vom sogenannten Ilio-Sakral-Gelenk ausgehen.
Das ist die Gelenkverbindung zwischen dem Kreuzbein (Teil der Wirbelsäule unterhalb der Lendenwirbelsäule) und dem sogenannten Darmbein, einem Teil des Beckenknochens. Dieses Gelenk heißt Iliosakralgelenk oder auch Kreuzbein-Darmbeingelenk und ist häufig Ursache von tief unten sitzenden Rückenschmerzen. Man nennt diesen typischen Schmerz auch Iliosakralsyndrom oder ISG-Syndrom.
Einteilung: chronische Rückenschmerzen und Ischialgie
Ab wann spricht man von chronischen Rückenschmerzen?
Definitionsgemäß werden Rückenschmerzen dann als chronisch bezeichnet, wenn sie länger als drei Monate anhalten.
Der Begriff ist aber natürlich dehnbar. Alle Rückenschmerzen, die zum ständigen Begleiter werden, die also immer wiederkehren (auch wenn sie nicht ständig vorliegen), kann man als chronische Rückenschmerzen bezeichnen.
Akute Rückenschmerzen haben andere Ursachen
Im Prinzip geht es bei solchen Begriffen immer vor allem darum, dass im Arztbrief irgendetwas steht, was ein anderer Arzt einordnen kann. Und da wäre einfach nur "Rückenschmerzen" tatsächlich eine etwas dünne Information. Allein was die möglichen Ursachen angeht, macht es einen Riesenunterschied, ob die Rückenschmerzen ganz plötzlich aufgetreten also "akut" sind (mögliche Ursachen: Hexenschuss, Bandscheibenvorfall, Nerveneinklemmung) oder ob sie seit Monaten in etwa gleicher Weise bestehen. Oder ob sie nur mal ein paar Tage lang bestanden und dann wieder verschwanden (tendenziell harmlos).
So gesehen ist die etwas hölzern klingende Diagnose "chronische Rückenschmerzen" durchaus aussagekräftig.
Wann spricht man im Zusammenhang mit Rückenschmerzen von Ischialgie?
Ischialgie bedeutet, dass die Rückenschmerzen vom sogenannten Ischias-Nerv ausgehen und in die Beine ausstrahlen. Das kann vor allem bei Druck auf die Nervenwurzeln in der unteren Wirbelsäule der Fall sein.
Der Ischias-Nerv entspringt nämlich in der unteren Lendenwirbelsäule und zieht von dort aus ins Bein. Es gibt also genau genommen zwei Ischias-Nerven, einen rechten und einen linken. Wird einer dieser Nerven in seinem Ursprungsbereich an der Wirbelsäule gereizt, z.B. durch abgenutzte Wirbel oder Bandscheiben, strahlen die Schmerzen bis in die Beine aus.
Ursachen
Was sind mögliche Ursachen von Rückenschmerzen?
Die Liste der möglichen Ursachen von Rückenschmerzen ist fast unendlich. Von daher gibt die folgende Auflistung wirklich nur einen groben Überblick, was alles dahinter stecken könnte.
Seien Sie vorsichtig bei der Lektüre und bekommen Sie keine Angst bei der einen oder anderen "schlimmen" Ursache. Meistens sind es eher die harmlosen (wenngleich belastenden) Verschleißerscheinungen, die Rückenschmerzen auslösen.
Mögliche Ursachen von Rückenschmerzen sind:
- Verschleiß, Degeneration
- Fehlhaltungen, Verspannungen
- Osteoporose
- Arthrose
- eingeklemmter Nerv
- Morbus Bechterew
- Morbus Paget
- Durchblutungsstörungen im Bereich der Wirbelsäule
- Entzündungen (direkt an der Wirbelsäule, aber auch z.B. Borreliose)
- Zuckerkrankheit (Entzündungen der Nerven bei Diabetes)
- Alkoholentzug, Schmerzmittelentzug
- Verletzungen (Brüche, Schleudertrauma etc.)
- Tumoren
- u.v.a.m.
Wann kann hinter den Rückenschmerzen etwas Schlimmeres stecken?
Starke Schmerzen tun nicht nur weh, sondern sind häufig auch Anlass zur Besorgnis, dass etwas Schlimmeres dahinterstecken könnte. Deshalb zuerst die gute Nachricht: 90% aller akut aufgetretenen Rückenschmerzen verschwinden von selbst wieder, also „spontan“, wie die Ärzte zu sagen pflegen.
Nur bei 1 von 10 Patienten werden sie chronisch und dauern länger als 6-12 Wochen an (üblicherweise gelten Rückenschmerzen ab 6 Wochen als subakut und ab 12 Wochen als chronisch).
In nur 5 von 1.000 Fällen beruhen die Schmerzen tatsächlich auf einer ernsthaften Erkrankung. Dabei sind bei behandlungsbedürftigen Ursachen nahezu immer bestimmte Warnhinweise zu finden. Suchen Sie umgehend einen geeigneten Arzt auf, wenn Sie neben den Kreuzschmerzen einen der folgenden Warnhinweise bei sich beobachten:
- plötzlich zunehmende Schwäche
- Taubheitsgefühle
- Kribbeln oder sogar Lähmungserscheinungen der Beine
- Unfähigkeit, Urin oder Stuhl bei sich zu halten
Untersuchungen
Welche Untersuchungen sind bei Rückenschmerzen notwendig?
Bei Menschen, die wegen neu aufgetretener, akuter Rückenschmerzen zum Arzt gehen, kann dieser in den meisten Fällen durch intensive Befragung und körperliche Untersuchung gefährliche Ursachen weitgehend ausschließen, so dass auch keine weiteren diagnostischen Maßnahmen erforderlich werden. Eine 100%ige Sicherheit gibt es natürlich nicht, aber die gibt es ja eigentlich nie.
Wann MRT und Röntgen notwendig werden
Anders sieht es aus, wenn sich Hinweise auf komplizierte bzw. spezifische Rückenschmerzen ergeben oder Ihre Beschwerden auch nach 4-6 Wochen noch nicht abgeklungen oder sogar stärker geworden sind. Dann besteht der Bedarf an weiterführenden, in der Regel bildgebenden Untersuchungsverfahren. Dazu zählen:
- MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie, auch Kernspin-Tomographie genannt)
- CT (Computer-Tomographie)
- eine einfache Röntgenaufnahme (selten nötig)
Auf Grundlage der Befundbeurteilung durch den Radiologen kann Ihr behandelnder Arzt dann gemeinsam mit Ihnen das weitere Vorgehen besprechen.
Labordiagnostische Methoden wie Blut- und Urinuntersuchungen kommen meistens erst dann zum Einsatz, wenn die Schmerzen über längere Zeit bestehen und von ihnen ein Beitrag zur Feststellung der Ursache zu erwarten ist. Was selten der Fall ist.
Beim Arzt: Röntgenuntersuchung und CT
Muss bei Rückenschmerzen ein Röntgenbild gemacht werden?
Die für viele Menschen eher überraschende Antwort lautet: In den meisten Fällen kann bei akutem Rückenschmerz auf eine Röntgenaufnahme verzichtet werden. Zum einen, weil die Schmerzen häufig von selbst wieder verschwinden. Zum anderen, weil die radiologische Diagnostik bei erst kürzlich aufgetretenen Beschwerden meistens keinen zusätzlichen Erkenntniswert beisteuert.
Zwar gibt es im Röntgenbild bzw. Computertomogramm des Öfteren etwas zu sehen, was nicht unbedingt dem Normalbefund aus dem Lehrbuch entspricht. Ob allerdings ein Zusammenhang dieser meist verschleißbedingten Auffälligkeiten mit der akuten Symptomatik besteht, ist fraglich.
In Deutschland wird eher zu viel geröntgt
Für einen zurückhaltenden Umgang mit dem Röntgen – also die Anordnung einer Röntgenaufnahme nur dann, wenn es unbedingt nötig ist – sprechen zwar auch finanzielle, vor allem aber gesundheitliche Gründe. Denn das gesundheitsgefährdende Potenzial der Röntgenstrahlung steigt mit ihrer Menge und Häufigkeit. Und die medizinisch verursachte Strahlenbelastung in der deutschen Bevölkerung liegt im internationalen Vergleich ohnehin ziemlich hoch. Experten führen das vor allem auf den (überhöhten) Einsatz der strahlenintensiven Computertomographie (CT) zurück. Röntgenuntersuchungen sollten grundsätzlich zurückhaltend eingesetzt werden, sie liefern auch bei Schmerzen, die erst seit kurzem bestehen, meistens keinen zusätzlichen Nutzen.
Und das sollte man vielleicht auch noch wissen: Bei einer MRT-Untersuchung des Rückens ist man keinen radioaktiven Strahlen ausgesetzt (sondern Magnetfeldern, die nach allem, was man weiß, harmlos sind). Aber aufwändig und teuer ist diese Untersuchung auch.
Kann man eine Computertomographie auch therapeutisch nutzen?
Ja. Normalerweise dient die Computertomographie ja der Diagnostik. Mit den Röntgen-Schichtaufnahmen der Wirbelsäule wird manchmal erkundet, woher die Rückenschmerzen stammen. Aber während einer Computertomographie lassen sich auch ideal Medikamente an den Ort des Geschehens bringen.
So kann der Arzt unter der Sichtkontrolle der Computertomographie Schmerzmedikamente (oft noch kombiniert mit Kortison) direkt in den schmerzauslösenden Bereich der Wirbelsäule spritzen, ohne dass eine Verletzungsgefahr für das Rückenmark besteht. Solche Spritzen direkt an den Ort des Geschehens wirken oft sehr gut und sehr lange, aber außerhalb der Röntgenuntersuchung käme man nicht so sicher und nahe an das entsprechende Areal heran.
Behandlung: Überblick
Warum ist Schonhaltung bei Rückenschmerzen genau das falsche?
Viele Menschen mit Rückenschmerzen neigen dazu, bestimmte Bewegungen des täglichen Lebens nicht mehr auszuüben, weil sie die damit verbundenen Schmerzen vermeiden wollen. Ein verständliches Verhalten, allerdings ist es genau das falsche.
Der Grund: Diese Schonhaltung "versteift" den betroffenen Bereich nur noch mehr und führt so über kurz oder lang zu einer Schmerzverstärkung. Daraus kann dann ein richtiger Teufelskreis werden: Die zunehmenden Schmerzen führen zu noch mehr Schonhaltung, und die zu noch mehr Rückenschmerzen.
Das Gegenmittel: So viel und so ausgewogene Bewegung wie nur irgend möglich.
Therapie von Rückenschmerzen
Warum werden Rückenschmerzen oft falsch behandelt?
Deutschlands Ärzte behandeln Rückenschmerzen keineswegs immer so, wie es die offiziellen Leitlinien vorgeben. Statt Bewegung empfehlen sie Schonung und Wärmeanwendungen. Zumindest viele Orthopäden tun das. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Heidelberg.
Bettruhe und Krankschreibungen statt Bewegung
Die Wissenschaftler befragten über 600 Personen, die wegen Rückenschmerzen eine orthopädische Praxis aufgesucht hatten. Und zwar einmal beim Praxisbesuch im Wartezimmer (mit Fragebogen) und dann ein zweites Mal ein halbes Jahr später.
Die in den meisten Fällen geeignetste Behandlungsmaßnahme, nämlich der Rat zu viel Bewegung und maximal kurzzeitig die Einnahme von Schmerzmitteln, war eher die Ausnahme. Stattdessen wurde den Patienten häufig Bettruhe und Schonung verordnet, oft kombiniert mit sogenannten passiven Therapieformen wie Wärmeanwendungen. Letztere sind zwar nicht verkehrt, aber sie machen eigentlich nur Sinn in Kombination mit körperlicher Aktivität und nicht mit Bettruhe und Schonung.
Nicht nur die Ärzte schuld
Wie kommt es zu diesem ärztlichen "Fehlverhalten"? Zu wenig Fortbildung seit dem Eintritt in die Praxis? Sind Verschreibungen von Medikamenten und Wärmeanwendungen finanziell attraktiver als nur ein beratendes Gespräch? Die Heidelberger Wissenschaftler suchen die Schuld nicht nur bei den Orthopäden. Auch die Patienten hätten daran einen erheblichen Anteil. Weil sie oft Medikamente und andere bequeme Behandlungsformen fordern. Und weil sie lieber Bettruhe und eine Krankschreibung verordnet bekommen als die Empfehlung, sich endlich mal mehr zu bewegen.
Behandlung von Rückenschmerzen: Was wird empfohlen, und was nicht?
„Ich habe Rücken“ ist in Deutschland zum geflügelten Wort geworden. Rein zahlenmäßig scheint es kaum ein größeres medizinisches Problem in diesem Land zu geben. Der Büchermarkt ist geflutet mit gedruckten Elaboraten, die sich um dieses Thema ranken. Entsprechend bunt ist auch das Versorgungsangebot im Gesundheitsmarkt. Doch nur, weil ein Verfahren von (ärztlichen und anderen) Fachkräften vorgehalten wird, bedeutet das noch lange nicht, dass es auch wirksam sein muss.
In der Kurzfassung der "Nationalen Versorgungs-Leitlinie Kreuzschmerz" findet sich folgende Auflistung zu nichtmedikamentösen Therapieverfahren bei unspezifischen Kreuzschmerzen und die jeweilige Einschätzung der Experten:
Akute Kreuzschmerzen
- Akupunktur: ausdrücklich nicht empfohlen
- Bettruhe: ausdrücklich nicht empfohlen
- Bewegungstherapie: Die körperliche Aktivität sollte unbedingt beibehalten werden. Aber eine Verordnung von Bewegungstherapie (auch Krankengymnastik) wird nicht empfohlen.
- Interferenztherapie: ausdrücklich nicht empfohlen
- PENS: ausdrücklich nicht empfohlen
- TENS: ausdrücklich nicht empfohlen
- Progressive Muskel-Relaxation: eine Option bei akuten/subakuten Kreuzschmerzen und erhöhtem Risiko für eine Chronifizierung
- Ergotherapie: ausdrücklich nicht empfohlen
- Kurzwellendiathermie: ausdrücklich nicht empfohlen
- Lasertherapie: ausdrücklich nicht empfohlen
- Magnetfeldtherapie: ausdrücklich nicht empfohlen
- Manipulation/ Mobilisation: kann angewendet werden
- Massage: ausdrücklich nicht empfohlen
- Orthesen: ausdrücklich nicht empfohlen
- Schulungen: soll bei akuten/subakuten Kreuzschmerzen durchgeführt werden
- Rückenschule auf biopsychosozialem Ansatz: empfehlenswert bei länger anhaltenden (> 6 Wochen) oder wiederkehrenden Kreuzschmerzen
- Wärmetherapie: kann angewendet werden in Verbindung mit aktivierenden Maßnahmen
- Kältetherapie: eher nicht zu empfehlen
- Traktionsbehandlung: ausdrücklich nicht empfohlen
- Therapeutischer Ultraschall: ausdrücklich nicht empfohlen
- Verhaltenstherapie: sinnvoll bei subakuten Kreuzschmerzen und Vorliegen psychosozialer Risikofaktoren
- invasive Therapie: ausdrücklich nicht empfohlen
Chronische Kreuzschmerzen
- Akupunktur: sehr eingeschränkt empfohlen
- Bettruhe: ausdrücklich nicht empfohlen
- Bewegungstherapie: Bewegungstherapie sollte die primäre Behandlung sein.
- Interferenztherapie: ausdrücklich nicht empfohlen
- PENS: ausdrücklich nicht empfohlen
- TENS: eher nicht empfohlen
- Progressive Muskel-Relaxation: wird empfohlen
- Ergotherapie: sollte angewendet werden im Rahmen von Behandlungsprogrammen, die auch noch andere Maßnahmen einschließen
- Kurzwellendiathermie: ausdrücklich nicht empfohlen
- Lasertherapie: ausdrücklich nicht empfohlen
- Magnetfeldtherapie: ausdrücklich nicht empfohlen
- Manipulation/ Mobilisation: kann angewendet werden in Kombination mit Bewegungstherapie
- Massage: kann angewendet werden bei subakuten/chronischen Kreuzschmerzen in Kombination mit Bewegungstherapie
- Orthesen: ausdrücklich nicht empfohlen
- Schulungen: soll durchgeführt werden
- Rückenschule auf biopsychosozialem Ansatz: sollte angewendet werden
- Wärmetherapie: sollte eher nicht angewendet werden
- Kältetherapie: eher nicht zu empfehlen
- Traktionsbehandlung: ausdrücklich nicht empfohlen
- Therapeutischer Ultraschall: ausdrücklich nicht empfohlen
- Verhaltenstherapie: soll angewendet werden, eingebunden in ein multimodales Behandlungskonzept
- invasive Therapie: ausdrücklich nicht empfohlen
Medikamente
Welche Medikamente werden bei Rückenschmerzen empfohlen? Und welche nicht?
Sofern es sich bei den Rückenschmerzen um deren häufigste Form, den nichtspezifischen Kreuzschmerz handelt (also Rückenschmerzen ohne eine bestimmte Erkrankung als Ursache), kommen gemäß Experten-Leitlinien folgende Medikamente in Frage:
- Paracetamol: bei leichten bis moderaten Kreuzschmerzen.
- NSAR (nicht steroidale Antirheumatika): Hinter dieser kryptischen Bezeichnung verbergen sich vor allem die allseits bekannten Schmerzmittel Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin® u.v.a.), Diclofenac und Ibuprofen.
- Cox-2-Hemmer: wenn NSAR nicht eingenommen werden dürfen oder nicht vertragen werden (Wirsktoffe: Celecoxib, Etoricoxib, Parecoxib).
- Opioid-Schmerzmittel: bei fehlendem Ansprechen auf andere Schmerzmittel. Es handelt sich bei den Opioiden um sehr starke Schmerzmittel mit einem gewissen Abhängigkeitspotential.
- Muskelrelaxanzien (Muskel-Entspanner): wenn nichtmedikamentöse Maßnahmen oder leichtere Schmerzmittel wie NSAR keine Besserung bewirken.
- Antidepressiva: nur bestimmte dieser Wirkstoffe, und nur in bestimmten Fällen als Nebenmedikation.
Ausdrücklich nicht empfohlen werden folgende des Öfteren angebotene Mittel:
- Bestimmte Mittel gegen Epilepsie: keine Anwendung von Gabapentin, Pregabalin, Carbamazepin.
- pflanzliche Mittel (das sehen viele naturheilkundlich orientierte Ärzte aber sicher anders).
- Salben und andere über die Haut verabreichte Schmerzmittel.
- Spritzen in Vene oder Muskel, meist Kortison und verwandte Substanzen.
Muskelrelaxantien: Was spricht dagegen?
Keine Benzodiazepine gegen Rückenschmerzen und Ischialgie
Übrigens: Viele Ärzte verschreiben bei akuten Rückenschmerzen, Ischialgien oder Bandscheibenvorfall zusätzlich zur Schmerzmedikation auch Benzodiazepine zur Muskelrelaxation (z.B. Valium, Diazepam und andere Wirkstoffe, die meist auf zepam enden). Eine kürzlich in der Fachzeitschrift Pain veröffentlichte Studie hat sich dieser seit Jahrzehnten gepflegten Praxis angenommen und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Das bringt nichts.
In keinem der untersuchten Parameter (u.a. Schmerzdauer, Schmerzintensität, neurologische Ausfälle) schnitten Benzodiazepine besser ab als Placebo – im Gegenteil: In der Schmerzdauer war Placebo den Benzodiazepinen signifikant (!) überlegen – die Schmerzen verschwanden also unter Placebo schneller.
Muskelrelaxanzien gegen Rückenschmerzen: Warum ist Vorsicht angebracht?
Bei Kreuzschmerzen werden manchmal auch Muskelrelaxanzien empfohlen, wenn nichtmedikamentöse Maßnahmen oder die alleinige Gabe von Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Acetylsalicylsäure keine Besserung bewirken. Muskelrelaxanzien führen zu einer Entspannung der Rückenmuskulatur, was schmerzhafte Verkrampfungen lösen kann.
Allerdings weisen die Muskelrelaxanzien ein beträchtliches Nebenwirkungspotenzial auf. Dazu gehören Benommenheit oder sogar Abhängigkeit (v.a. bei Tetrazepam), allergische Reaktionen, eine vorübergehende Beeinträchtigung der Leberfunktion und Magen-Darm-Beschwerden. Sie sollten deshalb nicht länger als zwei Wochen am Stück eingenommen werden.
Wer heilt, hat recht
Wie in anderen Fällen auch weichen die „offiziellen“ Leitlinien mehr oder weniger von der geübten therapeutischen Praxis ab, in der etwa Salben, pflanzliche Heilmittel und Schmerzspritzen durchaus nicht unüblich sind. Unsere Empfehlung: Besprechen Sie sich mit Ihrem Arzt – und wechseln Sie ihn ggf., wenn er keinen „Nerv“ für ein offenes und vertrauensbildendes Gespräch mit Ihnen hat. Denn noch wichtiger als die Einhaltung von Leitlinien ist eine vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung, in der es um ein gemeinsames Ziel geht: Ihre baldige Gesundung. Und hier gilt am Ende: Wer heilt, hat recht.
Schmerzmittel
Tabletten und Spritzen gegen Rückenschmerzen: Worauf muss ich achten?
Tabletten oder Spritzen können bei Rückenschmerzen zwar die Schmerzen lindern, nicht aber die Ursachen beheben. Dennoch sind sie zeitweilig durchaus vertretbar, vor allem, um aus der Schmerzspirale (Bewegungsmangel wegen Schmerzen, noch mehr Schmerzen wegen dieses Bewegungsmangels) herauszukommen.
Man sollte sie aber immer als das nehmen, was sie sind: Symptomlinderer und keine Heiler. Die eigentliche Ursachenbekämpfung liegt dann meist eher in mehr Bewegung und besserer Haltung.
Folgende Punkte sind bei der medikamentösen Behandlung von Rückenschmerzen zu beachten:
- Schmerzmittel sollen Ihnen helfen, akute Schmerzzustände zu überbrücken und möglichst schnell wieder in Bewegung zu kommen. Sie sind aber nicht als Dauerlösung geeignet!
- Mittel der Wahl ist normalerweise Paracetamol, da es – bei richtiger Dosierung – im Vergleich zu den anderen Schmerzmitteln eine ähnlich gute Wirkung, aber weniger Nebenwirkungen hat.
- Auch starke Schmerzmittel können nicht immer eine absolute Schmerzfreiheit bewirken!
- Die möglichen Vorteile der Verabreichung von Schmerzmitteln durch eine Spritze (intramuskuläre Injektion) statt einer Tablette wiegen aus Expertensicht das Risiko zusätzlicher Nebenwirkungen nicht auf.
- Direkt „in den Rücken“ sollte nur der Facharzt spritzen. Diese Therapieform, die vor allem mit kortisonhaltigen Medikamenten praktiziert wird, darf nur zeitlich begrenzt erfolgen.
- Nehmen Sie die Schmerzmedikation regelmäßig ein und nicht erst bei starker Schmerzzunahme. Auf diese Weise können Sie aktiv und in Bewegung bleiben, einer Verstärkung der Schmerzen entgegenwirken und auf Dauer die größtmögliche Schmerzfreiheit erreichen.
- Achten Sie bei längerem Gebrauch bestimmter Schmerzmittel (z.B. ASS, Diclofenac, Ibuprofen) auf Anzeichen einer Magenblutung (z.B. schwarzer Stuhl) bzw. begrenzen Sie deren Einnahme in Absprache mit dem Arzt. Halten Sie sich an dessen Verordnung zu Menge und Häufigkeit und prüfen Sie auch die Angaben im Beipackzettel.
Welche Schmerzmittel werden häufig bei Rückenbeschwerden eingenommen?
Zur medikamentösen Behandlung von Rückenschmerzen gibt es zahlreiche Präparate mit unterschiedlichen Wirkstoffen. Die nachstehende Tabelle zeigt eine Auflistung der häufiger eingenommenen Arzneimittel. Es handelt sich um eine beispielhafte und keineswegs vollständige Auswahl.
Schmerzmittel:
- Wirkstoff: Pyrazolon-Verbindungen
- Paracetamol 500®
- ben-u-ron®
- Paracetamol AL®
Entzündungshemmer / Schmerzmittel:
Was ist der Nachteil an pflanzlichen Wirkstoffen gegen Rückenschmerzen?
Unter den zahllosen Salben, Gelen und Pflastern gegen Rückenschmerzen gibt es auch viele mit pflanzlichen Wirkstoffen. Gerade bei Beschwerden, die auf Verschleißerscheinungen zurückgehen, können solche pflanzlichen Präparate durchaus zur Beschwerdelinderung beitragen. Ihr Nachteil ist allerdings, dass sie recht lange brauchen, bis sie wirken.
In der Regel muss man pflanzliche Wirkstoffe mindestens zwei bis drei Wochen anwenden, bevor sie spürbare Effekte haben. Das ist nicht nur bei Rücken-Präparaten so, das gilt für fast alle pflanzlichen Wirkstoffe. Dafür hat man dann möglicherweise eine lang anhaltende Linderung der Beschwerden, bei sehr geringer Gefahr an Nebenwirkungen. Geht es aber um eine möglichst rasche Schmerzreduktion, sind synthetische Wirkstoffe wie Diclofenac in der Regel besser geeignet.
Eine Ausnahme von dieser Regel ist übrigens der Cayenne-Pfeffer, der ebenfalls zur Riege der Heilpflanzen gegen Rückenschmerzen gehört. Salben oder Cremes mit Cayenne-Pfeffer wirken relativ rasch und sind deshalb tendenziell auch zur Behandlung akuter Rückenschmerzen geeignet.
Salben
Rückenschmerzen: Was bringen durchblutungsfördernde Salben und Öle?
Manche Salben und Einreibungen gegen Rückenschmerzen basieren in ihrer Wirkung vor allem auf einer Steigerung der Durchblutung. Das macht vor allem dann Sinn, wenn es sich ursächlich um Verspannungen handelt. Denn dann führt die verbesserte Durchblutung der schmerzhaften Region zur Entspannung und damit zur Schmerzlinderung.
Auf dem gleichen Prinzip beruhen letztlich auch Wärmeanwendungen, zumindest zum Teil. Auch Wärmepflaster & Co wirken nämlich unter anderem über eine vermehrte Durchblutung.
Nicht anzuraten sind solche durchblutungsfördernden Salben oder Einreibungen, wenn den Schmerzen entzündliche Ursachen zugrunde liegen, wie es zum Beispiel im Schultergelenk manchmal der Fall ist. Hier sind Kältekompressen und ähnliches sinnvoller.
Häufig eingesetzte Wirkstoffe zur Durchblutungsförderung sind:
- Benzylnicotinat: (z.B. Pernionin®, Kytta® (in Kombination mit anderen Wirkstoffen)
- Nonivamid: z.B. Gothaplast Capsi-med® Wärmepflaster, Finalgon® (in Kombination mit anderen Wirkstoffen)
- Nicoboxil: z.B. Finalgon® (in Kombination mit anderen Wirkstoffen)
- Methylsalicylat: z.B. Traumaplant® (in Kombination mit anderen Wirkstoffen)
Die schmerzhaften Bereiche können damit mehrmals täglich eingerieben werden. Wichtig zu beachten ist allerdings, dass man solche Mittel nicht bei offenen Hautstellen, Wunden oder an Schleimhäuten anwenden darf. Deswegen muss man nach der Einreibung des Rückens auch immer gründlich die Hände waschen, damit die Salben nicht später in Augen oder Nase geraten.
Wann darf man bei Rückenschmerzen keine durchblutungsfördernden Salben anwenden?
Wenn die Ursache der Rückenschmerzen eine Entzündung ist. Dann ist Wärme, die bei verschleißbedingten Rückenverspannungen oft Linderung verschafft, das falsche Mittel. Denn Wärme wirkt auf den Entzündungsreiz eher aktivierend. Und durchblutungsfördernde Salben oder Gele basieren letztlich auf dem Prinzip der Wärme. Noch richtiger ist es andersherum: Wärme basiert auf dem Prinzip der gesteigerten Durchblutung.
Handelt es sich bei den Rückenschmerzen oder Schulterbeschwerden um eine entzündliche Ursache, ist Kälte das bessere Rezept. Auch dafür gibt es spezielle, kühlende Gele oder Salben. Bei akuten oder ausgeprägten Schmerzen helfen auch entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkstoffe wie Diclofenac.
Typische entzündliche Ursachen von Rückenschmerzen im Schulterbereich sind zum Beispiel Sehnenreizungen im Schultergelenk, bei denen man neben den Rückenschmerzen oft auch Probleme mit dem Heben der Arme hat.
Behandlung mit Wärme
Was bewirken Wärme und Kälte bei Rückenschmerzen?
Wärmeanwendungen werden von vielen Menschen mit Rückenschmerzen als angenehm empfunden. Ihre wissenschaftlich nachgewiesene Wirksamkeit beruht auf der wärmevermittelten Muskelentspannung.
In der Anfangsphase des Schmerzgeschehens kann möglicherweise auch mit Kälte ein positiver Effekt erzielt werden.
Weitere Expertenhinweise in Sachen Wärmebehandlung lauten:
- Winddichte, warme Kleidung hält Ihren Rücken warm. Klingt banal, ist aber so – und umgekehrt leider auch. Bei entsprechender Schmerzempfindlichkeit sollten Sie auf ein wärmendes Unterhemd (dick und lang) nicht verzichten, auch wenn es aus witterungsbedingten und modischen Gründen nicht immer passend erscheint.
- Zusätzliche Wärme kann von außen (Badewanne, Sauna, Heißluft, Kurzwellenbehandlung, feuchtheiße Wickel, Fango-Packungen, Rotlicht) zugeführt oder über die Förderung der Durchblutung (mittels Rheumasalben oder Wärmepflaster) stimuliert werden. Bei vielen Maßnahmen kommt eine Kombination beider Wirkprinzipien zur Anwendung.
- Besondere Vorsicht ist angebracht bei Rheumasalben oder (ABC-) Wärmepflaster, die unter Umständen allergische Hautreaktionen verursachen können, und bei Rotlicht oder Heizkissen, bei deren unsachgemäßem Gebrauch Verbrennungen drohen.
Wirkung von Heizkissen, Wärmepflaster und -packungen
Helfen Heizkissen gegen Rückenschmerzen?
Ja, gerade bei leichteren Rückenschmerzen sind Heizkissen oft sehr effektiv. Generell ist Wärme gut zur Linderung von Rückenschmerzen, und Heizkissen sind ein vergleichsweise einfaches und zuhause anwendbares Mittel zur Wärmeanwendung.
Und lassen Sie sich nicht das teuerste aufschwatzen.
Wie funktionieren Wärmepflaster?
Wärmepflaster enthalten Wirkstoffe, die die Durchblutung anregen und auf diese Weise die Rückenschmerzen in der Umgebung lindern können.
Ein typischer Inhaltsstoff von Wärmepflastern ist z.B. Capsaicin.
Woraus sind typische Wärmepackungen gegen Rückenschmerzen?
Es gibt zahllose Inhaltsstoffe für Wärmepackungen gegen Rückenschmerzen, aber am gebräuchlichsten sind wahrscheinlich Fango, Schlamm (Moorschlamm) und Paraffin.
Warme Bäder, Kompressen, Güsse und Sauna
Was bringen warme Bäder mit Kräuterzusätzen?
Bei leichteren Rückenschmerzen oft eine ganze Menge. Das Entscheidende ist dabei die Wärme bzw. die exakte Temperatur, weniger die jeweilige Kräutermischung. Die Wärme fördert vor allem die Durchblutung und lockert die verspannte Rückenmuskulatur auf.
Versuchen Sie, die Temperatur auf 36 Grad Celsius einzustellen. Im Zweifel lieber etwas darunter, alles darüber ist zu heiß und kontraproduktiv.
Ideal sind Bäder über etwa eine viertel Stunde. Wenn Sie schon ein bisschen angewärmt sind, machen Sie im Bad am besten noch leichte Streck- und Dehnübungen, das entkrampft die Rückenmuskulatur noch zusätzlich.
Was versteht man unter warmen Kompressen gegen Rückenschmerzen?
Warme Kompressen können z.B. Heizkissen sein. Wärmestrahler erfüllen den gleichen Zweck. Beide "Hausmittel" sind vergleichsweise einfach und zuhause anwendbar.
Wie funktionieren warme Güsse gegen Rückenschmerzen?
Warme Güsse können Rückenschmerzen teilweise sehr effektiv lindern. Versuchen Sie, bei Ihrer Dusche einen möglichst harten Strahl einzustellen, bringen Sie die Temperatur auf etwa 36 °C (nicht noch heißer) und richten Sie den Strahl auf Ihre schmerzenden Stellen am Rücken.
Warme Güsse sollten etwa 10 bis 15 Minuten dauern.
Helfen Sauna-Gänge gegen Rückenschmerzen?
Meistens ja. Generell sind Wärmeanwendungen fast immer gut gegen Rückenschmerzen, weil sie entspannen, auflockern und entkrampfen. Regelmäßige Saunagänge können also in der Regel nur empfohlen werden.
Sprechen Sie darüber aber vorher mit Ihrem Arzt. Bei bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, akuten Infekten und Störungen der Schilddrüsenfunktion wird von Saunagängen abgeraten.
Manuelle Therapie
Helfen Massagen gegen Rückenschmerzen?
Ja. Massagen sind nicht nur wohltuend, sie können auch bei Rückenschmerzen tatsächlich einen heilenden Effekt haben – zumindest, wenn es sich um chronische Beschwerden handelt. Bei akut aufgetretenen Rückenschmerzen ist der Effekt von Massagen dagegen unbewiesen und auch vom logischen Ansatz her fraglich.
Aber immerhin: Bei chronischen Kreuzschmerzen können Massagen helfen. Das konnte sogar in Studien nachgewiesen werden. Es gibt nur ein Haar in der Suppe: Massagen machen nur Sinn und erzielen auch nur dann einen therapeutischen Effekt, wenn sie mit körperlicher Bewegung kombiniert werden. Sich also zweimal pro Woche schön durchkneten zu lassen und ansonsten weiter schief auf dem Bürostuhl oder der Couch zu hocken, wird die Rückenschmerzen nicht vertreiben. Krankengymnastische Übungen im Wechsel mit Massagen aber sind durchaus heilsam. Insbesondere dann, wenn die Bewegungsübungen auch auf Dauer durchgehalten werden, zum Beispiel, in dem man zwei- bis dreimal pro Woche Sport oder Gymnastik in seinen Alltag einbaut.
Hilft Chiropraktik (Einrenken) gegen Rückenschmerzen?
In einigen Fällen schon. Bei unkomplizierten Rückenschmerzen, die noch nicht länger als sechs Wochen bestehen und nicht bis hinunter in die Füße ausstrahlen, sind mit der Chiropraktik gute Erfolge wissenschaftlich nachgewiesen.
Allerdings ist wichtig, dass eine solche Behandlung von einem Arzt oder Therapeuten durchgeführt wird, der eine entsprechende Zusatzausbildung hat. Grundsätzlich sollte man bei dieser Behandlungsmethode etwas Vertrauen zu seinem Therapeuten mitbringen. Denn der kann im Einzelfall ganz schön an einem herumzerren.
Zum Hintergrund: Bei der Chiropraktik, auch als Osteopathie, Einrenken oder manuelle Therapie bezeichnet, wird im wahrsten Sinne des Wortes Hand angelegt. Mit ganz speziellen Zieh- oder Ruckbewegungen wird die die Beweglichkeit der Gelenke wiederhergestellt. Zumindest ist das das Ziel. Die dafür notwendigen Handgriffe müssen gut gelernt sein, die Anwendung ist also nichts für Laien.
Akupunktur
Hilft Akupunktur gegen Rückenschmerzen?
Die wichtigste Antwort zuerst: Ja! Akupunktur kann chronische Rückenschmerzen effektiv lindern. Sie wirkt sogar besser als die schulmedizinische Standardbehandlung, wie Studien gezeigt haben. Seit 2006 ist die Akupunktur deshalb Bestandteil der gesetzlichen Kassenleistungen bei chronischen Kreuzschmerzen.
Fast noch spannender sind in diesem Fall aber die Details. In den oben genannten Studien schnitt die traditionelle chinesische Akupunktur nämlich nicht wesentlich besser ab als eine "Schein-Akupunktur", bei der bewusst „falsche“ Punkte gestochen wurden. Aber beide Akupunktur-Formen, also auch die "falsche", wirkten besser gegen chronische Rückenschmerzen als die schulmedizinische Standardtherapie. Und zwar deutlich.
Es darf nicht sein, was wir nicht erklären können?
Daraus kann man gleich mehrere mögliche Schlüsse ziehen, die es alle in sich haben. Erstens: Es kommt bei der Akupunktur gar nicht darauf an, wohin man piekst, sondern nur, dass man überhaupt piekst. Das werden erfahrene Akupunkteure natürlich völlig anders sehen, aber die Ergebnisse der oben genannten Studie legen das nahe. Hat vielleicht schon der "Akt der Akupunktur" therapeutische Wirkung? Also das ganze Drumherum (zu dem ja meist auch ein vergleichsweise einfühlsamer Arzt gehört, denn klassische 3-Minuten-Ärzte machen keine Akupunktur)? Denkbar wäre es.
Zweitens: Die schulmedizinische Behandlung von Rückenschmerzen ist so unzureichend, dass sie sich in einer wissenschaftlichen Studie von ein paar Nadeln übertreffen lässt.
Drittens: Unsere westliche Medizin, die ja von streng naturwissenschaftlich geprägten Experten dominiert und bestimmt wird, hat ein fulminantes Problem. Sie lehnt mit hoher Arroganz alles ab, was sie nicht erklären kann (Homöopathie, Phytotherapie, lange Zeit auch Akupunktur, bis es aufgrund der Datenlage absurd wurde), und bleibt damit im stark pharmalastigen und teils auch pharmagesteuerten Einheitssumpf hängen ("Ihre Haut juckt? Dann nehmen Sie Kortison").
Was für eine Behandlungsmethode ist die Moxibustion?
Die Moxibustion ist eine Sonderform der Akupunktur. Dabei werden zusätzlich zu der Nadeltherapie spezielle Kräuter über der Haut verbrannt und auf diese Weise Wärmereize gesetzt. Die Haut bleibt unverletzt.
Die Moxibustion gilt unter Heilkundlern der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), ebenso wie die reine Akupunktur, als anerkannte Behandlungsmethode gegen Rückenschmerzen. Auch hierzulande gibt es immer mehr Ärzte, die diese Methoden erlernen und anwenden.
Vorbeugung
Welche Schuhe sind am besten gegen Rückenschmerzen?
Sie werden es schon geahnt haben: "High Heels" sind bei Rückenschmerzen eher ungünstig – auch wenn man sie ansonsten noch so mag...
Das Problem an hochhackigen Schuhen: Man bzw. Frau hält die Beine automatisch gestreckter, vor allem beim Stehen – und das ist ungünstig, wenn es um die Vorbeugung von Rückenschmerzen geht.
Tipps für den Alltag und das Berufsleben
Sechs Tipps gegen Rückenschmerzen
Gegen Rückenschmerzen helfen nicht nur Schmerzmittel. Im Gegenteil: Sehr viel erfolgversprechender sind die nicht-medikamentösen Behandlungsmaßnahmen. Für die freilich muss man etwas mehr tun, also nur eine Tablette schlucken oder eine Salbe auftragen. Dafür packen sie das Problem an der Wurzel und helfen langfristig.
Sechs Vorbeugemaßnahmen, damit es gar nicht erst zu Rückenschmerzen kommt
In einer gemeinsamen Öffentlichkeitsaktion gaben jetzt mehrere Institutionen Tipps, wie man Rückenschmerzen schon verhindert, bevor sie entstehen. Die Tipps sind simpel und werden Sie nicht überraschen. Aber da sich kaum jemand daran hält und sich lieber seinem inneren Schweinehund ergibt, lohnt sich die Lektüre trotzdem:
- Regelmäßige BewegungInsbesondere, wenn Sie während Ihrer Arbeit überwiegend sitzen, heißt es in der Freizeit: Sport treiben. Besonders gut sind Schwimmen, Radfahren und Joggen.
- Richtig sitzenWer acht Stunden am Tag schief sitzt, kann über Rückenschmerzen eigentlich nicht überrascht sein. Achten Sie vor allem darauf, dass sie mit aufgerichtetem Oberkörper und gerade sitzen. Am besten mit dem Rücken an der Rückenlehne (die bis zu den Schulterblättern reichen sollte).
- Richtig bücken Gehen Sie beim Bücken in die Knie. Hört sich einfach an, machen aber die wenigsten. Weil die Kniebeuge anstrengend ist. Aber sich bei gestreckten Beinen Richtung Boden zu bücken, geht ins Kreuz.
- Richtig hebenBeim Anheben schwerer Lasten sollten Sie den Rücken gerade halten und dabei die Bauchmuskeln anspannen. Damit entlasten sie den Rücken entscheidend. Außerdem sollten die Lasten immer möglichst nah am Körper getragen werden.
- Richtig tragenApropos Tragen: Wenn Sie auf Reisen sind oder sonst wie viel zu schleppen haben, sind Rucksack, Roll-Koffer oder Einkaufswagen die perfekten Transportmittel. Und beim Supermarktbesuch mit Großeinkauf lieber zwei Tüten auf jeder Seite tragen, statt alle vier auf einer (letzteres passiert vor allem Männern gern, wenn sie nebenbei noch telefonieren).
- Richtig liegenAm besten ist, sie liegen nachts auf dem Rücken. Das gefällt aber nicht jedem. Wenn Sie die Seitenlage bevorzugen, winkeln sie am besten die Beine leicht an. Die Bauchlage ist für den Rücken tendenziell am ungünstigsten. Wenn, dann am besten ein kleines Kissen unter den Bauch legen, damit die Wirbelsäule nicht durchhängt.
Bei akuten Rückenschmerzen helfen all diese Tipps natürlich wenig. Dann sind Entlastung und Wärmeanwendungen die Mittel der Wahl.
"Haltung bewahren". Warum ist das so gut für unseren Rücken?
Bei den meisten Menschen mit chronischen Rückenschmerzen gehen die Beschwerden letztlich auf Haltungsfehler zurück. Die typisch krumme Haltung unserer Computer-Generation.
Wer "Haltung bewahren" hier mit altbackenem, soldatischem Gedankengut gleichsetzt, macht einen Fehler. Denn ein durchgedrückter Rücken ist die perfekte Vorsorge, um Degenerationserscheinungen und chronische Rückenschmerzen zu vermeiden.
Versuchen Sie mit selbst kreierten Tricks, sich immer wieder daran zu erinnern. Das kann auch ein aufgeklebter Zettel am Computer sein. Und dann: Bauch etwas anspannen, Kreuz durchdrücken, und in dieser geraden Haltung bleiben. Meist spüren Sie direkt körperlich, wie gut das dem Rücken tut.
Büroarbeit: Welche Sitzhaltung ist am besten für den Rücken?
Langes Sitzen am Schreibtisch ist nie besonders gut für den Rücken, aber durch eine gute Sitzhaltung können Sie Ihrem Rücken das Unvermeidbare wesentlich angenehmer gestalten.
Achten Sie dabei auf folgende Punkte:
- Rücken aufrecht halten
- Gesäß am besten am hinteren Ende des Stuhls, direkt an der Lehne, so dass Sie Ihren Rücken anlehnen können, ohne ihn zu krümmen
- Sitzhöhe: Oberschenkel und Unterschenkel sollten einen rechten Winkel bilden, Füße sollten gerade auf dem Boden stehen
- wenn Sie Ihre Unterarme auf die Tastatur legen, sollten die Oberarme ebenfalls einen rechten Winkel dazu bilden
- machen Sie Pausen: hin und wieder aufstehen und herumlaufen ist eine Wohltat für den Rücken
- bleiben Sie trotz der oben genannten Sitzregeln "locker": verändern Sie öfter mal die Sitzposition oder schütteln Sie sich zumindest mal ein bisschen durch
Wie schützt man im Berufsleben seinen Rücken?
Die meisten Rückenschmerzen entstehen durch dauerhafte Haltungsfehler. Zum Beispiel, weil man einer "sitzenden Tätigkeit" nachgeht. Wer sich dann auch in der Freizeit relativ wenig bewegt, ist ein heißer Kandidat für chronische Rückenschmerzen.
Wie man sich im Alltag vor Rückenschmerzen schützen kann und wie man auch während der Arbeitszeit etwas dagegen tun kann, hat jetzt eine Arbeitsmedizinerin des TÜV Rheinland recht nützlich zusammengefasst.
Und so bringen Sie Bewegung in den (Berufs-)Alltag:
- die Treppe statt den Aufzug benutzen
- beim Telefonieren aufstehen und herumlaufen
- den Drucker so weit weg stellen, dass man aufstehen muss, um gedruckte Dokumente zu holen
- statt eine Email an einen Kollegen im Stockwerk darunter zu schreiben lieber hingehen (und dafür die Treppe benutzen)
- oft auf dem Bürostuhl bewegen, sich räkeln, sich recken und strecken etc.
Außerdem sollten Sie dafür kämpfen, rückenfreundliche Büromöbel zu bekommen, das heißt:
- Bürostuhl mit individuell einstellbarer Rückenlehne
- Rückenlehne flexibel, also Bewegungen mitmachend
- Sitzfläche nach vorn leicht abfallend
Stehen, bücken, heben und Co.
Rückenschmerzen vermeiden: Wie steht man am besten?
Achten Sie beim Stehen darauf, dass Sie den Körper dabei entspannt halten: Stehen Sie locker!
Aber wie steht man locker? Vermeiden Sie, dass Sie Ihre Beine beim Stehen durchstrecken. Und lehnen Sie sich an, wo immer Sie können. Beides (nicht gestreckte Beine, Anlehnen) entlastet die Lendenwirbelsäule.
Rückenschmerzen vermeiden: Wie liegt man am besten?
Es gibt ein paar Tricks, wie Sie Ihre Wirbelsäule beim Liegen entspannen können. Dazu gehören:
- Beim auf dem Rücken liegen: kleines Kissen oder zusammengerollte Decke unter die Knie legen
- Beim auf der Seite liegen: Kissen zwischen die Beine legen
- Auf dem Bauch liegen: eher vermeiden
Wie kann man sich rückenschonend bücken?
Beugen Sie beim Bücken die Beine und nicht den Rücken. Klingt simpel, aber die meisten von uns tun genau das nicht. Deshalb unsere Empfehlung in einem Satz: Beim Bücken "in die Knie gehen", Rücken gerade lassen.
Wie kann man "schwer heben", ohne den Rücken zu belasten?
Gar nicht. Der Rücken wird beim Heben schwerer Lasten immer belastet, vor allem die Bandscheiben im unteren Bereich der Wirbelsäule. Aber Sie können die Belastung zumindest rückenschonender gestalten.
Die dafür optimale Körperhaltung: Mit breiten Beinen bücken und dann das Gewicht so nah wie möglich am Körper halten und hochheben. Sieht manchmal nicht so elegant aus, aber Ihr Rücken dankt es Ihnen.
Sport
Warum ist regelmäßige Bewegung so wichtig bei Rückenschmerzen?
Regelmäßige Bewegung fördert, neben zahlreichen anderen positiven Effekten, auch die Durchblutung des Bewegungsapparates – und damit auch der Wirbelsäule. Die gute Durchblutung wiederum sorgt für eine gute Ernährung des Knochen- und Muskelgewebes und wirkt damit Verschleißerscheinungen entgegen.
Wenn Sie unter Rückenschmerzen leiden und sich noch bewegen können, sollten Sie das auch unbedingt tun. Medikamente, Spritzen und Wärmeanwendungen sind alle gut Helfer – aber nichts wirkt so nachhaltig wie Bewegung.
Sport: Wie hält man den Rücken fit?
Welche Sportarten sind am besten für den Rücken?
Für den Rücken am besten sind Sportarten, die den Kreislauf gleichmäßig anregen und die Wirbelsäule entlasten.
Zu nennen sind hier insbesondere Schwimmen (v.a. Rückenschwimmen), Joggen (nicht zu heftig) und Walking. Aber auch ein längerer Spaziergang wirkt sich sehr positiv auf den Rücken aus.
Daneben gibt es natürlich noch zahlreiche weitere Sportarten, die sich zur Vorbeugung von Rückenschmerzen eignen. Wichtig ist dabei immer eine eher gleichmäßige Belastung und keine zu starke (plötzliche) Beanspruchung der Wirbelsäule.
Hilft Schwimmen gegen Rückenschmerzen?
Ja, Schwimmen ist ein optimaler Sport bei Rückenschmerzen. Ideal ist eine etwas höhere Wassertemperatur. Versuchen Sie, ein Warmwasserschwimmbecken zu finden (wenn Sie nicht gerade im Urlaub am warmen Meer sind).
Wichtig ist allerdings die Regelmäßigkeit. Mit einmal Schwimmen kommen Sie nicht weit. Wenn Sie unter chronischen Rückenschmerzen leiden, sind zweimal pro Woche ein gutes Ziel.
Und noch etwas: So gesund Schwimmen auch ist, sprechen Sie kurz mit Ihrem Arzt darüber. In Ausnahmefällen mag es sein, dass aufgrund spezieller Rückenproblematiken aufs Schwimmen verzichtet werden sollte.
Rückenschwimmen, Brustschwimmen...: Was ist am besten für den Rücken?
Am besten für den Rücken sind Rückenschwimmen und Kraulen, weil bei diesen beiden Schwimmarten der Rücken in Gänze gestreckt und außerdem abwechselnd belastet und entlastet wird.
Wie groß ist die Gefahr, sich bei Bewegungsübungen einen Nerv einzuklemmen?
Diese Sorge ist zwar verständlich, in den meisten Fällen aber unberechtigt. Die Wirbelsäule ist weit weniger empfindlich, als viele Menschen glauben, und trotz ihrer Beweglichkeit enorm belastbar.
Ermöglicht wird das durch ein hochfunktionelles Zusammenspiel von Knochen, Bändern und Muskeln sowie den zwischen den Wirbelkörpern liegenden Bandscheiben. Der größte Teil der Rückenschmerzen wird vermutlich durch Muskelverspannungen ausgelöst.
Eine übertriebene Schonhaltung oder längere Bettruhe wirkt in diesem Fall eher kontraproduktiv, da sie das Ungleichgewicht zwischen verspannten und nicht verspannten Muskeln noch verstärkt. Daher ist es besser, nach der Schmerzreduktion möglichst rasch wieder aktiv zu werden und für eine Kräftigung der Rückenmuskulatur durch Bewegung und ggf. Sport zu sorgen.
Rückenschule
Wozu dient die Rückenschule?
Durch die Rückenschule sollen Sie selbst zum Experten für Ihre eigene Gesundheit werden. Sie lernen, Rückenschmerzen als Signal Ihres Körpers einzuordnen und entsprechend darauf zu reagieren.
Im Grunde geht es bei der Rückenschule darum, die "Rückengesundheit" zu fördern und chronische Rückenschmerzen zu vermeiden. Sie dient also in erster Linie der Prävention (Vorbeugung von Krankheiten) und setzt gewissermaßen schon an, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.
Körper, Psyche und soziales Umfeld
Auch wenn es verschiedene Arten von Rückenschulen gibt, die sich inhaltlich und konzeptionell unterscheiden, basieren sie doch alle auf demselben Modell, das etwas umständlich "bio-psycho-sozial" genannt wird. Es besagt, dass Krankheiten bzw. körperliche und/oder seelische Beschwerden ganz allgemein auf drei Säulen beruhen:
- biologisch: genetische Veranlagung, krankhafte Veränderungen
- psychogisch: Prägung, Erziehung, Lebensereignisse, aber auch eigene Problemlösekompetenz und Selbstwirksamkeit
- sozial: Herkunft, soziales Netz, Bildung, Einkommen, Gesundheitssystem
Lernen, sich selbst zu helfen
Hieran sehen Sie schon, dass die Rückenschule weit mehr umfasst als nur ein paar gymnastische Übungen zur Stärkung der Muskulatur. Es geht vielmehr darum, dass Sie Ihre eigenen körperlichen, aber auch psychosozialen Ressourcen erkennen und stärken, Risikofaktoren und schädliches Verhalten vermeiden und ein Gefühl dafür bekommen, was Ihnen guttut. Natürlich lernen Sie auch konkret, wie Sie Ihren Rücken aktiv trainieren und stärken können. Darüber hinaus sollen Sie aber grundsätzlich sensibilisiert werden, auf sich und Ihren Körper zu achten und sich gesundheitsbewusst zu verhalten, wie es so schön heißt.
Zusammengefasst hat die Rückenschule folgende Ziele:
- Stärkung der körperlichen und psychosozialen Gesundheitsressourcen
- Erkennen und Verhindern von Risikofaktoren
- Aufbau von gesundheitsorientierter Aktivität
- Erlernen haltungs- und bewegungsförderlicher Strategien
Rückenschmerzen als Signal des Körpers
Das kommt Ihnen alles etwas weit hergeholt und übertrieben vor? Tatsächlich spielen bei der Entstehung von Rückenschmerzen sowie im weiteren Verlauf all die oben genannten Faktoren eine wichtige Rolle. So weiß man aus Untersuchungen, dass der Sozialstatus und die Arbeitsbedingungen, aber auch die eigenen Einstellungen, Prinzipien und Erwartungen und natürlich auch der Lebensstil (Rauchen, Übergewicht, Alkohol) mit darüber entscheiden, wer Rückenschmerzen bekommt und wie schnell er sie wieder loswird.
Es lohnt sich daher durchaus, einmal einen übergeordneten Blick auf sich und die eigenen Lebensverhältnisse zu werfen. Vielleicht können Sie Ihren Rücken als Alarmsignal dafür sehen, dass es genau dafür Zeit wird.
Wissenswertes
Rückenschmerzen: Was hat man dann häufig noch?
Rückenschmerzen kommen selten allein. Im Durchschnitt haben Menschen mit chronischen Rückenschmerzen noch 2,25 weitere Gesundheitsprobleme. Betroffen sind dabei vor allem der Stoffwechsel, der Bewegungsapparat und die Psyche.
Nur in 11% der Fälle bestehen die Rückenbeschwerden ohne eine Begleiterkrankung. Das ist zumindest das Ergebnis größerer Analysen zu diesem Thema. Die Liste der Brüder und Schwestern erscheint teilweise etwas skurril, aber wir geben sie hier mal wieder.
Die Top 20 der Begleiterkrankungen bei Rückenschmerzen lauten:
- Übergewicht (31%)
- Störungen des Fettstoffwechsels (17%)
- Bluthochdruck (15%)
- Kniegelenksarthrose (10%)
- Psychische Probleme (9%)
- Hüftgelenksarthrose (8%)
- Schulterprobleme (7%)
- sonstige Arthrosen (4%)
- depressive Episoden (4%)
- somatoforme Störungen, also körperliche Beschwerden wegen emotionaler Sorgen (4%)
- Sehnenscheidenprobleme wie Tennisarm etc. (4%)
- Reaktionen auf schwere Belastungen 4%)
- Diabetes (4%)
- sonstige Gelenkkrankheiten (3%)
- Gicht (3%)
- Mehrfach-Arthrosen (2%)
- Schädigung der Kniegelenke (2%)
- andere neurotische Störungen (2%)
- Schäden der Bandscheiben in der Halswirbelsäule (2%)
- Kniescheiben-Probleme (2%)
Was bedeutet eigentlich „Ischias“?
"Ich habe Probleme mit meinem Ischias". Oder auch: "Ich habe es im Ischias". Schon lange bevor Horst Schlämmer „Ich habe Rücken“ zum geflügelten Wort beförderte, war "Ischias" das Schlagwort für alles, was im Lendenbereich weh tut und vielleicht sogar noch in die Beine ausstrahlt.
Medizinisch betrachtet geht es um den Ischias-Nerv (Nervus ischiadicus), der als dickster und längster Rückenmarksnerv von der Lendenwirbelsäule bis zum Fuß reicht und das Bein nerval versorgt. Wird über „meinen Ischias“ geklagt, ist meistens eine Ischialgie, auch Ischias-Syndrom genannt, gemeint. Dabei kommt es durch eine Reizung dieses Nervs, meistens durch Druck auf seine Wurzel im Bereich des letzten Lendenwirbels, zu Schmerzen, Kribbeln oder Schwäche im Bein.
Unterschied zum Hexenschuss
Vom Hexenschuss oder Lumbago ist dagegen die Rede, wenn ein akuter Rückenschmerz ohne Ausstrahlung in die Beine auftritt. Selbstverständlich gibt es auch eine Kombination aus Lumbago und Ischialgie, die wie bezeichnet wird? Richtig: als Lumboischialgie.
Was ist das ISG-Syndrom?
Das ISG-Syndrom bezeichnet eine bestimmte Form von Rückenschmerzen (Kreuzschmerzen), die vom sogenannten Iliosakralgelenk ausgehen. Das ist die Gelenkverbindung zwischen dem Kreuzbein (Teil der Wirbelsäule unterhalb der Lendenwirbelsäule) und dem sogenannten Darmbein, einem Teil des Beckenknochens.
Alternativ wird auch von iliosakralen Rückenschmerzen gesprochen.
Was sind iliosakrale Rückenschmerzen?
Von iliosakralen Rückenschmerzen sprechen Ärzte bei einer bestimmten Form von Rückenschmerzen bzw. Kreuzschmerzen, die vom Kreuzbein ausgehen. Also vom ganz unteren Teil der Wirbelsäule.
Dort sitzt das sogenannte Iliosakralgelenk. Das ist die Gelenkverbindung zwischen dem Kreuzbein und dem sogenannten Darmbein, einem Teil des Beckenknochens.
Man nennt dieses Beschwerdebild auch ISG-Syndrom.
Quellen:
- Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz. Herausgeber: Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)
- Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes
- Patientenleitlinie "Rücken- und Kreuzschmerzen (Lumbalgie)" des Medizinischen Wissensnetzwerks evidence.de der Universität Witten/Herdecke
- Deutsches Grünes Kreuz, Bundesverband der deutschen Rückenschulen, Aktion Gesunder Rücken, KKH-Allianz
- TÜV Rheinland