Die zweite wichtige Säule der Behandlung umfasst Medikamente, die bei der Finger-Arthrose auf verschiedenen Wegen zum Einsatz kommen können.
Da sind zunächst Salben, die lokal aufgetragen werden und kühlend wie auch schmerzlindernd wirken. Bei stärkeren Beschwerden können Schmerzmittel als Tabletten eingenommen werden. Dabei kommen sogenannte NSAR zum Einsatz, die auch entzündungshemmend wirken.
Auch wenn die Vorstellung nicht gerade angenehm ist, kann auch das direkte Einspritzen der Wirkstoffe in die betroffenen Gelenke bei starken Schmerzen ein wahrer Segen für die Betroffenen sein. Zumindest kurzfristig lassen sich die Beschwerden damit wirksam eindämmen.
Welche Medikamente helfen außerdem bei einer Arthrose der Finger?
Wenn jede Bewegung schmerzt und das Zugreifen zur Qual wird, werden zur Behandlung der Finger-Arthrose Schmerzmedikamente eingesetzt. Sie können entweder lokal aufgetragen, als Tablette eingenommen oder direkt ins Gelenk gespritzt werden.
Medikamente stehen nicht am Anfang der Behandlung einer Arthrose der Finger. Zunächst wird versucht, mit Ergotherapie und physiotherapeutischen Bewegungsübungen die Finger gezielt zu trainieren und zu entlasten. Auch praktische Hilfsmittel im Alltag können den Betroffenen viele Handgriffe erleichtern.
Direkt durch die Haut
Manchmal werden die Schmerzen jedoch so stark, dass sie sich nur durch Medikamente eindämmen lassen. Im Verlauf einer Arthrose, bei der die Gelenkstrukturen zunehmend verschleißen, kann es immer wieder zu akuten Entzündungsreaktionen kommen. Die Gelenke schwellen dann stark an und tun auch in Ruhe weh. In diesen Phasen ist es sinnvoll, Medikamente einzunehmen, die nicht nur den Schmerz, sondern auch die zugrundeliegende Entzündung lindern.
Dazu bieten sich sogenannte NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) wie Ibuprofen oder Diclofenac an. Wenn nicht nur das Gelenk selbst, sondern auch die umliegenden Strukturen akut gereizt sind, wirken gerade an den Fingern lokale Salben oft gut, weil sie rasch am Ort des Geschehens ankommen.
Die Wirkung lässt sich noch weiter verbessern und beschleunigen, wenn der Wirkstoff quasi unter Strom gesetzt wird. Keine Sorge, bei der sogenannten Iontophorese handelt es sich um einen ganz schwachen Gleichstrom, der die elektrisch geladenen Stoffe ins Gewebe leitet.
Tabletten haben auch Nebenwirkungen
Wenn Salben alleine nicht ausreichen, werden die Medikamente als Tablette eingenommen. Der Nachteil dabei ist, dass sie im gesamten Körper verteilt werden, wo sie leider nicht nur positive Wirkungen haben.
NSAR können Magen-Darm-Probleme bereiten, Leber, Nieren und das Herz beeinträchtigen und außerdem die Blutungsgefahr erhöhen. Vor allem bei entsprechenden Vorerkrankungen sollten sie daher vorsichtig eingesetzt werden.
Aber auch bei ansonsten gesunden Menschen eignen sie NSAR nicht zur Dauertherapie und sollten nur vorübergehend bzw. zyklisch je nach Beschwerden angewendet werden. Außerdem sollte stets die geringst mögliche Dosis gewählt werden.
Nicht schön, aber effektiv: Spritzen ins Gelenk
Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, die Medikamente direkt ins Gelenk zu spritzen. Was zunächst einmal abschreckend klingt, kann für die Betroffenen letztlich wesentlich angenehmer sein als der quälende Dauerschmerz im Gelenk. Ein kurzer gezielter Pieks, ein leichter Druck beim Einspritzen, dann folgt bereits nach kurzer Zeit die Erleichterung.
Neben Schmerzmitteln werden auch andere entzündungshemmende Wirkstoffe injiziert, sogenannte Glukokortikoide (Kortison). In der lokalen Anwendung haben sie praktisch keine Nebenwirkungen und können die Entzündung an Ort und Stelle wirksam bekämpfen.
Manchmal wird auch Hyaluronsäure, ein wichtiger Bestandteil des Knorpels und der Gelenkflüssigkeit, der als Schmiermittel dient, eingespritzt. Dadurch kann der verbliebene Knorpel gestärkt und die Entzündung ebenfalls eingedämmt werden. In frühen Stadien kann die Erkrankung damit unter Umständen wirksam aufgehalten und stabilisiert werden.
Keine Dauerlösung
Aber auch hier gilt: Die Behandlung ist lediglich symptomatisch, hilft also vorübergehend gut gegen die Schmerzen und kann den Verlauf zum Teil positiv beeinflussen; heilen lässt sich die Arthrose damit jedoch nicht.
Daher ist es so wichtig, den degenerativen Gelenkverschleiß an der Wurzel zu packen und möglichst lange aufzuhalten. Bewegungsübungen und eine gezielte Kräftigung der Muskulatur können dabei ebenso helfen wie praktische Alltagshilfen, die die Gelenke schonen und entlasten.
Finger-Arthrose: Was kann ich selbst gegen die Schmerzen tun?
Eine ganze Menge. Gerade im Anfangsstadium lässt sich die Erkrankung oft mit einfachen Mitteln positiv beeinflussen. Wichtig ist, die lädierten Gelenke zu entlasten, gleichzeitig aber gezielt zu trainieren und zu stärken.
Wie das geht, lernen Sie in der Physiotherapie. Dabei werden die Gelenke aktiv und passiv bewegt und die umliegenden Muskeln gestärkt. In der Ergotherapie wird Ihnen außerdem u.a. gezeigt, wie Sie am besten zugreifen, um Ihre Gelenke nicht zu überlasten.
Gelenke brauchen Bewegung
Viele Betroffene neigen dazu, ihre Finger möglichst wenig zu bewegen, damit die Schmerzen erst gar nicht auftreten. Das ist verständlich, aber nicht der richtige Weg.
Bei einer akuten Entzündung mit geschwollenen, geröteten, stark schmerzenden Gelenken müssen die Finger natürlich geschont und ruhiggestellt werden. In den beschwerdefreien Phasen ist es aber umso wichtiger, sie gezielt in Bewegung zu halten. Denn der Gelenkknorpel braucht regelmäßige Impulse, um geschmeidig zu bleiben und ausreichend mit Nährstoffen versorgt zu werden. Und auch die anderen Gelenkstrukturen brauchen Bewegung, um nicht "einzurosten".
Genau das soll nämlich bei einer Arthrose der Finger möglichst vermieden werden. Dabei gilt es, Bewegungen gezielt zu steuern und das richtige Maß zwischen Be- und Entlastung zu finden.
Mal warm, mal kalt
Daneben gibt es einige Mittel und Tricks, die Sie einfach einmal ausprobieren können. Wenn ein Gelenk akut überreizt oder entzündet ist, helfen oft kühle Umschläge. Auch Salben können dem überlasteten Gelenk guttun.
In beschwerdefreien Phasen ist dagegen eher Wärme geeignet. In der kalten Jahreszeit sind gerade die Hände der Kälte oft am stärksten ausgeliefert. Als Endglieder haben sie bei der Versorgung mit Blut und Wärme das Nachsehen und kühlen rasch aus. Packen Sie sich daher im Winter gut ein, tragen Sie Handschuhe und vermeiden Sie wenn möglich Kälte und Nässe.
Auch Fingerbäder und andere wärmende Anwendungen mit Moor oder Fango können helfen und entspannen gleichzeitig Muskeln, Bänder und Sehnen. In der Apotheke finden Sie entsprechende Mittel und Beratung.
Lassen Sie sich unterstützen
Kleine Helfer im Alltag können Ihnen das Leben enorm erleichtern. Es gibt Griffhilfen für Stifte, Besteck und Werkzeuge oder auch spezielle Flaschenöffner. Dadurch können Sie vieles einfacher bedienen und verhindern ungünstige Gelenkstellungen und Fehlbelastungen.
Wenn sich die Beschwerden mit den genannten Mitteln nicht eindämmen lassen oder ein Gelenk akut entzündet ist und starkt schmerzt, führt an Schmerzmedikamenten natürlich kein Weg vorbei. Bei fortgeschrittener Erkrankung mit Dauerschmerzen müssen unter Umständen auch operative Verfahren in Betracht gezogen werden.
Bis es soweit ist, gibt es aber viele Wege, den Beschwerden bei Arthrose entgegenzuwirken und sie möglichst schon vorsorglich zu vermeiden. Ärzte, Ergo- und Physiotherapeuten können Ihnen dabei wichtige Tipps und Ratschläge geben. Umsetzen müssen Sie die erlernten Übungen und Techniken im Alltag dann aber selbständig.
Quellen:
- Rudigier J, Meier R. Allgemeine Maßnahmen und Grundsätze. In: Rudigier J, Meier R, Hrsg. Kurzgefasste Handchirurgie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2014. doi:10.1055/b-003-104357
ich habe gelesen, dass saure Kirschen oder deren Saft gut gegen die Schmerzen bei Finger-Arthrose sind. Habt ihr hierzu irgendwelche Studien oder Empfehlungen? Liebe Grüße – Susanne
Ob Kirschen direkt auf die Schmerzen wirken, ist fraglich, jedoch legen die Studien nahe, dass sie zumindest Einfluss auf die Entzündung nehmen könnten.