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Ist die Operation für einen Gelenkersatz gefährlich?

Kein Eingriff in die Integrität des menschlichen Körpers ist gänzlich ohne Risiken. Angst vor dem Einbau eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks müssen Sie dennoch nicht haben. In Deutschland haben wir trotz immer mal wieder auftauchender Medienberichte ein sehr gutes Gesundheitssystem, das hohe Standards setzt in Bezug auf Sicherheit und Hygiene.

Allgemeine und Narkoserisiken

Im Rahmen einer Gelenkersatz-OP kann es wie bei jedem anderen Eingriff auch zu bestimmten unerwünschten Situationen kommen. Diese bestehen vorwiegend in der Entwicklung größerer Hämatome ("blaue Flecken"), der Entstehung von ausgeprägten Schmerzzuständen und Wundinfektionen bzw. Wundheilungsstörung, wie sie theoretisch bei jeder Schnittverletzung vorkommen können. Ein besonderes Risiko tragen dabei Betroffene, die bereits im Vorfeld der Operation Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung benötigen, sowie Diabetiker. In seltenen Fällen kommt es zu Schäden an Knochen oder Nerven.

Die Verfahren zur regionalen Betäubung (Spinalanästhesie, "Rückenspritze") führen manchmal zu ausgeprägten Kopfschmerzen, die aber gut zu behandeln sind. Wird nur die betroffene Extremität betäubt, können länger anhaltende Schwäche und Sensibilitätsstörungen auftreten.

Bei Vollnarkosen kommt es etwa bei einem von einer Millionen Betroffenen zu gravierenden Zwischenfällen. Oft liegt hier jedoch eine bisher unerkannte Herzerkrankung vor.

Beim zweiten Mal wird’s etwas heikler

Soll nicht nur ein Kunstgelenk eingebaut, sondern gleichzeitig ein alter Gelenkersatz ausgebaut werden, sieht die Sache etwas anders aus. Diese sogenannten Wechseloperationen stellen einen größeren Eingriff dar. Die alte Endoprothese (griechisch endo: "innen", pro: "für/anstatt", thesis: "Setzen/Stellen") muss zuerst aus ihrer Verankerung im Knochen gelöst werden, was besonders bei zementierten Teilen oft viel Zeit und körperlichen Einsatz des Chirurgen fordert. Zementierte Prothesen sind sehr halt- und belastbar, daher aber auch schwer wieder zu entfernen.

Der Blutverlust bei Zweiteingriffen ist meist größer als bei einem Ersteinbau, weshalb im Vorfeld oft Eigenblutspenden stattfinden, um die Gabe von Blutkonserven möglichst zu vermeiden. Die längere Operationszeit kann darüber hinaus zu einem Auskühlen des Operierten führen, was eventuell eine Nachbeatmung auf der Intensivstation über die eigentliche Operationsdauer hinaus und aktive Maßnahmen zum Aufwärmen nach sich ziehen kann.

Trotzdem: Angst müssen Sie nicht haben

Trotz der genannten Risiken, über die Sie übrigens der zuständige Arzt in der Klinik in einem persönlichen Gespräch sowie schriftlich aufklären wird, müssen Sie keine Angst vor dem Eingriff haben. Die Gespräche mit Chirurgen und Narkoseärzten vor der Operation dienen dazu, ein erhöhtes Risiko für bestimmte unerwünschte Situationen herauszufinden, zu beheben und Sie so gut wie möglich auf den Eingriff vorzubereiten.

Muss ich für ein Kunstgelenk in eine Spezialklinik?

Arthrose ist heutzutage eine Volkskrankheit. Etwa 8 bis 10 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Gelenkverschleiß, der mit Schmerzen und Bewegungseinschränkung einhergeht. Besonders häufig betroffen sind die großen Gelenke wie Hüften und Knie, die ständig einen Großteil unseres Körpergewichts tragen müssen.

Oft wird im Verlauf der Erkrankung der Ersatz von zerstörten Gelenkflächen oder Gelenkanteilen durch künstliche Elemente notwendig. Man spricht dann von Kunstgelenken, Gelenkersatz oder Endoprothesen (griechisch endo: "innen", pro: "für/anstatt", thesis: "Setzen/Stellen").

Hohe OP-Zahlen …

Jährlich werden hierzulande etwa 165.000 Knieprothesen und 210.000 Hüftprothesen eingesetzt. Die Eingriffe zählen also zu den häufigsten in Deutschland durchgeführten Operationen und gehören – auch wenn dieser Begriff oft negativ konnotiert ist – zur Routine in den Kliniken.

Zusätzlich fallen jedes Jahr etwa 35.000 Wechseloperationen an. Künstliche Hüft- und Kniegelenke oder Teile davon, die sich mit der Zeit abgenutzt haben oder locker geworden sind, werden ausgebaut und durch neue Endoprothesen(teile) ersetzt. Diese Wechseloperationen sind zeitlich und von der Durchführung her aufwändiger als ein Ersteinbau.

... in vielen Kliniken

Für die Implantation eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks muss man keinen Termin in einer Spezialklinik vereinbaren. Die meisten Krankenhäuser mit einer Orthopädie und/oder Unfallchirurgie führen diese Eingriffe durch und verfügen auch über die entsprechende Erfahrung.

Bei der Entscheidung für eine Klinik sollten Sie allerdings berücksichtigen, wie oft speziell die bei Ihnen notwendige Operation dort durchgeführt wird. Die entsprechenden Zahlen finden Sie im Qualitätsbericht der Kliniken. Die Häuser sind dazu verpflichtet, solche Berichte regelmäßig zu erstellen. Sie werden zumeist auf der Klinikhomepage für alle Interessierten veröffentlicht. Etwas einfacher erfahren Sie die OP-Zahlen, wenn Sie telefonisch in der entsprechenden Klinik bzw. Abteilung nachfragen.

Was passiert in der Reha nach Gelenkersatz?

Der Begriff "Reha" ist Ihnen vielleicht von Tante Hildes Herzinfarkt oder Nachbar Meiers Autounfall bekannt. Nun sollen Sie selbst nach dem Einbau eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks in eine Rehaklinik oder unter der Woche in ein ambulantes Zentrum fahren. Sicher haben Sie sich schon Gedanken gemacht, was dort den Tag über mit Ihnen passiert.

Nach der Anreise

Am Anreisetag wird Ihnen zunächst Ihr Zimmer gezeigt, in dem Sie – wie auch im Krankenhaus – bei Problemen jederzeit eine Pflegekraft zu Hilfe rufen können. Um das Gepäck müssen Sie sich nicht kümmern, es wird aufs Zimmer gebracht.

Meist geht es zügig weiter zum ersten Arztgespräch. Dort werden Ihre aktuellen Beschwerden besprochen, die Gelenkbeweglichkeit getestet und die Wundheilung kontrolliert. Zusammen mit Ihnen werden die Rehaziele (zum Beispiel Schmerzfreiheit, weitere Verbesserung der Beweglichkeit etc.) festgelegt und die dafür notwendigen Therapien ausgewählt.

Beim Gespräch mit der zuständigen Pflegekraft werden Daten wie Größe und Gewicht erhoben, Blutdruck und Puls gemessen und Blut abgenommen. Hier können Sie auch klären, ob Sie Ihre gewohnten Medikamente selbst weiter nehmen oder ob diese von der Klinik für Sie bereitgestellt werden sollen. Möglicherweise haben Sie auch ein Erstgespräch mit dem für Sie zuständigen Physiotherapeuten.

Voller Terminkalender

Anhand des Arztgesprächs wird für Sie ein Therapieplan erstellt, den Sie immer wieder in Ihrem Postfach finden. Anwendung, Therapeut, Ort und Zeit sind darauf vermerkt.

Wenn Ihre Mobilität es zulässt, verschaffen Sie sich am besten zeitnah einen Überblick, wo sich die einzelnen Räume und Sporthallen befinden und wie viel Zeit Sie für die Wege benötigen. Gerade in großen Einrichtungen sind die Wege oft lang, was aber bereits als therapeutische Maßnahme gewertet wird.

Wenn Sie noch sehr eingeschränkt sind, finden viele Anwendungen natürlich in Ihrem Zimmer statt, und Sie erhalten Unterstützung, um die anderen Räumlichkeiten zu erreichen.

Verschiedenste Therapien und Anwendungen

Nach Gelenkersatz erhalten Sie selbstverständlich Einzel-Physiotherapie. Zusätzlich werden aber auch immer Gruppentherapien angeboten, da manche Übungen in der Gruppe mehr Spaß machen. Zumeist steht auch Terrain- oder Gehtraining auf dem Programm. Hier üben Sie das richtige und sichere Gehen mit und ohne Hilfsmittel in der Ebene, aber auch an kleinen Hügeln, auf verschiedenen Untergründen und auf der Treppe.

Wenn die Wunde nach dem Fädenziehen geschlossen und reizlos ist, dürfen Sie außerdem ins Bewegungsbad. Nach einem Kniegelenkersatz werden Sie in die Benutzung der Bewegungsschienen eingewiesen.

Weitere Therapien können sein:

  • Muskelaufbau an Geräten
  • Wärme-/Kälteanwendungen
  • Massagen
  • Entspannungstraining

Maßnahmen auf Sie zurechtgeschnitten

Bekommt Ihnen eine Anwendung nicht, oder fühlen Sie sich über- bzw. unterfordert, informieren Sie bitte zeitnah Ihren Arzt. Der Plan wird dann entsprechend geändert. Probleme und Fragen können auch bei den wöchentlichen Visiten geklärt werden.

Zusätzliche Aktivitäten wie organisierte Ausflüge und Ausgang am Abend lassen Sie sich bei Bedarf schriftlich vom Arzt genehmigen. Abends können Sie die Zeit gemeinsam mit Ihren Mitpatienten verbringen. Oft gibt es verschiedene Aktionen, an denen die Teilnahme auch ohne Voranmeldung möglich ist.

Zum Ende hin

Im letzten Therapieplan werden Sie nochmals Termine für Gewichts- und Blutdruckkontrolle sowie Blutabnahme finden. Auch ein ärztliches Abschlussgespräch gehört am Ende des Rehaaufenthaltes dazu. Dabei wird überprüft, inwieweit die gesetzten Ziele mit der Rehamaßnahme erreicht wurden.

Möglicherweise ist es sinnvoll, dass Sie zuhause ein engmaschiges kontrolliertes Training weiterführen. Je nach Kostenträger Ihrer Reha können von der Klinik dafür verschiedene Nachsorgeprogramme in die Wege geleitet werden.

Quellen:

  • Fischer, J. Das Arthrose-Stopp-Programm. 4. Auflage, Stuttgart: Thieme; 2017. ISBN: 9783432102337
  • Leitlinienprogramm Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/033-004l_S2k_Gonarthrose_2018-01_1-verlaengert.pdf

Haben Sie eine Frage? Dann stellen Sie sie gern und wir versuchen zu antworten. Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

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Autor unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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