Ihr behandelnder Arzt hat Ihnen aufgrund von Gelenkschmerzen Tabletten verordnet. Leider sind Nebenwirkungen durch Schmerzmittel nicht selten. Immer wieder klagen Betroffene beim Arzt und in der Apotheke über Probleme nach der Einnahme.
Nichts für schwache Mägen
Besonders häufig beklagte Beschwerden sind Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. In schlimmen Fällen kann es zu Geschwüren und Blutungen kommen. Auch allergische Reaktionen in Form von Ausschlag und Juckreiz werden immer wieder beobachtet. In Einzelfällen können diese ebenfalls gefährliche Ausmaße annehmen.
Daher ist die Einnahme von Tabletten bei Arthrosebeschwerden keine Dauerlösung. Schmerztabletten können akute Beschwerden wirksam auffangen und sind vor allem zu Beginn der Erkrankung sinnvoll, wenn es immer mal wieder im Knie oder in der Hüfte zwickt.
Wenn Sie einen "empfindlichen Magen" haben, sind Ibuprofen, Diclofenac und Co. aber ohnehin nicht geeignet für Sie. Die Frage ist daher durchaus berechtigt, ob es nicht sinnvoller wäre, die Substanzen dort einzusetzen, wo sie auch wirken sollen: direkt im Gelenk.
Unterschiedliche Wirkstoffe
Dabei gibt es allerdings einen Haken: Die in Tabletten oder Tropfen verabreichten Medikamente entsprechen in der Art ihrer Wirkstoffe und Wirkungsweise nicht den Präparaten, die im Gelenk angewendet werden. Wären sie identisch, dann könnte man bei Unverträglichkeiten die Art der Anwendung einfach umzustellen und so den Magen-Darm-Trakt umgehen.
Tabletten und Tropfen wirken jedoch völlig anders als die Medikamente, die direkt ins Gelenk gespritzt werden. Sie sorgen für eine Blockierung der Schmerzentstehung im Gelenk, indem sie die Schmerzweiterleitung zum Gehirn verhindern. Die Substanzen an Ort und Stelle setzen dagegen an einer ganz anderen Stelle der Schmerzkaskade an: Lokale Betäubungsmittel blockieren schmerzleitende Nervenfasern; Cortison und pflanzliche Präparate lindern die Entzündung; und Hyaluronsäure dient dem Auffüllen sowie der Andickung der Gelenkflüssigkeit, ähnlich dem Ölen eines Scharniers. Das Gelenk "läuft" dadurch wieder besser.
Spritzen ins Gelenk auch nicht ohne Risiken
Hinzu kommt, dass Medikamente, die direkt in das schmerzende Gelenk gespritzt werden, zwar den Verdauungsapparat aussparen, aber ebenfalls gewisse Risiken und Nebenwirkungen bergen.
Allergische Reaktionen sind ebenso wie bei der Einnahme von Tabletten und Tropfen möglich. Mit der Kanüle sind theoretisch Verletzungen von Blutgefäßen und Nerven möglich. Außerdem ist der Einstich ein kleiner invasiver Eingriff. Ein eigentlich nach außen hin abgeschlossener Raum des Körpers wird beim Einspritzen eröffnet, Keime können eindringen und Infektionen im Gelenk verursachen.
Daher muss die Notwendigkeit der Spritzen individuell streng geprüft werden. Eventuell ist ein Versuch mit anderen Tabletten zuerst sinnvoller.
Das Problem bleibt bestehen
Und schließlich haben auch die Spritzen das übliche Manko: Wie die Tabletten müssen sie regelmäßig angewendet werden, da sie die Schmerzen nicht dauerhaft beseitigen und ihre Wirkung im Laufe einiger Wochen wieder nachlässt. Denn auch sie können die Ursache der degenerativen Gelenkerkrankung nicht beheben, sondern nur symptomatisch Linderung verschaffen.
Sollten Ihre Gelenkbeschwerden zunehmen oder sich sogar dauerhaft bemerkbar machen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt über weitere Möglichkeiten. Vielleicht können Ihnen krankengymnastische Übungen oder äußere Anwendungen helfen. Oder Sie schaffen es, ein paar Kilo abzunehmen und Ihre Gelenke dadurch zu entlasten.
Irgendwann sollten Sie schließlich auch über einen Gelenkersatz nachdenken, der wohl überlegt sein sollte, aber eine gute Alternative zu Dauermedikation und Spritzen sein kann.
Quellen:
- Fischer, J. Das Arthrose-Stopp-Programm. 4. Auflage, Stuttgart: Thieme; 2017. ISBN: 9783432102337
- Rudigier J, Meier R. Allgemeine Maßnahmen und Grundsätze. In: Rudigier J, Meier R, Hrsg. Kurzgefasste Handchirurgie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2014. doi:10.1055/b-003-104357
- Leitlinienprogramm Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/033-004l_S2k_Gonarthrose_2018-01_1-verlaengert.pdf