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Was sind die typischen Symptome eines Erysipels? Besteht ein Zusammenhang zwischen der Hautinfektion und Fußpilz? Und wie lassen sich Risikofaktoren vermeiden? Antworten auf diese und weitere Fragen zum Thema Erysipel (Wundrose) finden Sie in folgendem Beitrag.

Basiswissen

Was ist ein Erysipel (Wundrose)?

Das Erysipel ist eine häufige akute Infektionskrankheit der oberen Lederhaut (Dermis). Bereits kleine Hautverletzungen dienen hierbei als Eintrittspforte für die bakteriellen Erreger. Durch eine zeitnahe antibiotische Behandlung kann die schnelle Ausbreitung der Keime in der blut- und lymphgefäßreichen Haut jedoch verhindert werden.

Woher stammt der Namen "Erysipel"?

Das Wort Erysipel kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie "gerötete Haut". Eine andere Bezeichnung für die bakterielle Hautinfektion ist Rotlauf oder auch Wundrose. Die Namensgebung ist gut nachvollziehbar, wenn man sich das klassische Erscheinungsbild dieser Hauterkrankung anschaut.

Die Wundrose ist eine sich flächenhaft, akut ausbreitende Infektion der Haut, die bei erstmaligem Auftreten in der Regel mit Fieber, Schüttelfrost sowie einer scharf begrenzten Rötung und einer schmerzhaften Schwellung verbunden ist. Da sich die Entzündung um die Eintrittsstelle des Erregers ausbreitet, erinnert das Hautbild an eine Rosenblüte – daher der Name Wundrose.

Wundrose: vom Erreger bis zur Infektion

Welcher Keim verursacht das Erysipel?

Wenn Sie sich fragen sollten, wer der fiese Erreger ist, der für die Infektion verantwortlich ist, so lautet die Antwort: Zu 80% sind es die β-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A. Den Begriff Streptokokken haben Sie sicherlich schon häufiger gehört. Die meist in Ketten angeordneten, kugelförmigen Bakterien gehören teilweise zu unserer ganz normalen Bakteriengemeinschaft.

Allerdings gibt es einige unter ihnen, die leichte bis schwere Erkrankungen verursachen können. Zu den durch Streptokokken ausgelösten Erkrankungen gehören u.a. Scharlach, Mandel-, Mittelohr- und Lungenentzündungen, Hirnhautentzündung und eben die Wundrose bis hin zur Blutvergiftung (Sepsis).

In manchen Fällen können die Auslöser aber auch Streptokokken der Gruppe B, C und G sein, Staphylokokken oder andere Bakterien, die eitrige Entzündungen hervorrufen. Dieses Wissen sollte man übrigens im Hinterkopf haben, wenn eine verordnete Antibiotikatherapie mal nicht ausreichend anspricht. Denn nicht jedes Medikament ist bei jedem Keim gleich wirksam.

Wie gelangen die Erreger in den Körper?

Die Keime treten meistens durch eine Hautstelle mit gestörter Barrierefunktion ein. Das bedeutet, dass die Haut an dieser Stelle nicht mehr intakt ist und somit den Körper auch nicht mehr vor dem Eindringen von Schad-, Reizstoffen und Krankheitserregern schützen kann.

Am häufigsten dringen die Bakterien über die mazerierte (aufgequollene) Haut der Zehenzwischenräume im Rahmen eines Fußpilzes ein. Aber auch ein Ulcus cruris venosum (offenes Bein infolge eines Venenleidens), kleine Bagatellverletzungen oder Haut- und Schleimhauteinrisse an Nase und Ohren bieten ideale Eintrittspforten.

Wo die Erreger sich ihren Weg durch die Haut gebahnt haben, präsentiert sich mit etwas räumlichem Abstand dann auch das Erysipel. So tritt die Erkrankung für gewöhnlich asymmetrisch an einem Unterschenkel, an einer Wangenseite oder an einem Arm auf.

Ursachen und Risikofaktoren

Wer erkrankt an einem Erysipel (Wundrose)?

Wundrose: Manche bekommen es nie, andere dafür mehrmals in ihrem Leben. Das durch Bakterien hervorgerufene Erysipel ist eine häufige akute Infektionskrankheit der Haut. Doch nicht jeder Mensch ist dafür gleichermaßen anfällig.

Normalerweise harmlos

Das auch Rotlauf oder Wundrose genannte Erysipel ist eine meist durch Streptokokken A ausgelöste Hauterkrankung. Der "Eiterkeim" Streptococcus pyogenes und seine artverwandten Bakterienkollegen gehören bei vielen Menschen zur natürlichen Bakteriengemeinschaft. Wir finden sie auf der Haut und auf den Schleimhäuten, ohne dass sie uns krank machen.

Wichtig ist diesbezüglich jedoch ein intaktes Immunsystem und eine unversehrte Hautbarriere, die uns vor Außenreizen, vor Infektionen und somit vor Krankheiten schützen. Sollten diese Abwehrmechanismen aus irgendwelchen Gründen nicht mehr richtig funktionieren, besteht die Gefahr, dass die sonst harmlosen Keime in unseren Körper eindringen und Schaden anrichten.

Auslöser erkennen und beheben

Zu den bekannten Risikofaktoren einer Wundrose gehören sowohl angeborene als auch erworbene Erkrankungen. Zu diesen zählen u. a.:

  • Chronisch-venöse Insuffizienz (CVI, Venenschwäche)
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK, Durchblutungsstörung der Arterien, "Schaufensterkrankheit")
  • Lymphödem (Ansammlung von Gewebeflüssigkeit durch Lymphgefäßschädigung)
  • Adipositas (ausgeprägte Fettleibigkeit)
  • Abwehrschwäche (auch durch Medikamente, die das Immunsystem dämpfen)
  • Diabetes mellitus

Nur wenn bestehende Risikoerkrankungen ausreichend und regelmäßig versorgt bzw. behandelt werden, kann man Komplikationen und dauerhafte Schäden beim Erysipel weitestgehend vermeiden.

Mehr zu den Risikofaktoren

Trockene Haut und Erysipel: Was ist der Zusammenhang?

Tatsächlich gibt es einige mögliche Risikofaktoren im Hinblick auf das Entstehen eines Erysipels. Fangen wir zunächst bei den Auslösern an, die Sie als Betroffener leicht beeinflussen bzw. sogar ganz ausschalten können.

Ganz oben auf der Liste steht hierbei die trockene Haut. Sie kann viele Ursachen haben, lässt sich in der Regel jedoch gut behandeln. Neben äußeren Einflüssen (häufiges Waschen, trockene Umgebungsluft, Sonnenlicht) spielen in diesem Zusammenhang auch innere Faktoren (Alter, Ernährung, bestimmte Medikamente, Diabetes etc.) eine Rolle. Sie alle können sich negativ auf die Haut auswirken. Folge ist dann eine gestörte Hautbarriere mit feinen Rissen, die als Eintrittspforte für Bakterien dienen.

Sorgen Sie also dafür, dass Ihre Haut stets ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt wird und Ihnen durch eine intakte Oberfläche ausreichend Schutz bietet. Achten Sie übrigens insbesondere auf eine gute Fuß- und Nagelpflege. Gerade die Zehenzwischenräume (nicht selten mit Fußpilz befallen) bieten aufgrund der feuchtwarmen Umgebung einen idealen Nährboden für Keime. Sehr häufig findet sich hier der Auslöser für die Wundrose.

Neurodermitiker sind besonders anfällig für Erysipele im Bereich des Gesichtes. Das liegt daran, dass diese Personen zu sogenannten Rhagaden an Ohren, Mundwinkeln oder der Nase neigen. Solche tiefen Hautrisse laden die Streptokokken (aber auch Staphylokokken) zur Invasion geradezu ein.

Geschwächtes Immunsystem – ein Risikofaktor für ein Erysipel?

Natürlich muss nicht jeder Mensch mit einer trockenen Haut befürchten, sofort ein Erysipel zu entwickeln. Meist führt erst die Kombination verschiedener Faktoren dazu, dass ideale Bedingungen geschaffen werden, die eine Keimbesiedlung möglich machen. Zu diesen ungünstigen Voraussetzungen gehören zum Beispiel ein abgeschwächtes Immunsystem oder Durchblutungsstörung.

So können ein Diabetes mellitus, die Immunschwäche AIDS, eine Chemotherapie im Rahmen einer Krebserkrankung, Gefäßerkrankungen der Arterien (Arteriosklerose) oder Venen (CVI, chronisch venöse Insuffizienz) und auch eine Alkoholabhängigkeit dafür sorgen, dass die Betroffenen immer wieder Hautinfektionen erleiden, die u.a. mit wiederholten Erysipelen einhergehen können.

Ein Teufelskreislauf, den Sie nur mit Unterstützung Ihres behandelnden Arztes in den Griff bekommen können. Eine Voraussetzung ist bei solchen Konstellationen nämlich, dass Ihre Grunderkrankungen gut eingestellt bzw. ausreichend versorgt sind. Nur so haben Sie die Möglichkeit, auch dauerhaft von Infektionen wie der Wundrose verschont zu bleiben.

Warum fördern Ödeme die Entstehung eines Erysipels?

Ein weiterer, nicht unerheblicher Risikofaktor für ein Erysipel stellt das Lymphödem dar. Hierbei handelt es sich um eine Flüssigkeitsansammlung im Zwischenzellraum, die durch eine Schwäche oder Schädigung des Lymphgefäßsystems hervorgerufen wird.

Insbesondere infolge einer Brustkrebs-Operation mit Entfernung der Lymphgefäße kommt es bei Frauen nicht selten zu Wundrosen. Aufgrund der gestörten Entwässerung durch die geschädigten Lymphbahnen bleibt Flüssigkeit im Gewebe zurück. Die Haut am Arm schwillt dadurch regelmäßig an und erleichtert es den Bakterien, in den Körper einzudringen und eine Entzündung zu provozieren.

Das gleiche gilt natürlich auch für andere Ödemarten, beispielsweise im Rahmen einer Herz- oder Nierenschwäche, eines Krampfaderleidens (Varikose) oder anderer chronischer Erkrankungen. Die in diesem Zusammenhang entstehenden Wundrosen treten vorzugsweise asymmetrisch an den Unterschenkeln auf.

Fazit: Achten Sie auf sich und Ihren Körper! Bereits kleine Maßnahmen wie eine regelmäßige Haut- und Fußpflege oder das Tragen von Kompressionsstrümpfe können manch einem viel Ärger ersparen.

Ist eine Wundrose (Erysipel) ansteckend?

Das Erysipel gehört zu den nicht übertragbaren Infektionskrankheiten der Haut. Bei den Erregern handelt es sich zwar um Bakterien, die über kleine Hautverletzungen in die Haut eindringen; eine Ansteckung von Mensch zu Mensch findet bei dieser Erkrankung jedoch nicht statt.

Ein vielseitiges Bakterium

Die Wundrose wird in den allermeisten Fällen durch Streptokokken der Gruppe A verursacht. Insbesondere der "Eiter hervorrufende Keim" Streptococcus pyogenes spielt hierbei eine große Rolle.

Das Bakterium löst neben dem Erysipel noch viele andere, teilweise hoch ansteckende Infektionskrankheiten aus. Dazu gehören beispielsweise Scharlach, Hals-, Mandel- und Mittelohrentzündungen oder auch die Impetigo contagiosa (Grind) (Borkenflechte).

Es ist also nicht verwunderlich, dass manch einer davon ausgeht, dass das Erysipel ebenfalls ansteckend sein müsste. Die Erklärung dafür, dass die Wundrose sich nicht von Mensch zu Mensch überträgt, hängt mit dem Ansteckungs- und Ausbreitungsweg des Erregers zusammen.

Geschädigte Haut als willkommene Eintrittspforte

Sie müssen in diesem Zusammenhang wissen, dass der Hauptverursacher Streptococcus pyogenes bei etwa 20% der Menschen bereits auf der Haut und den Schleimhäuten lebt, ohne die Betroffenen krank zu machen. Voraussetzung dafür ist aber ein intaktes Immunsystem. Erst wenn der Keim die Hautbarriere durchbricht bzw. das Körperabwehrsystem geschwächt ist, kann es zu einer Erkrankung kommen.

Im Gegensatz zur Infektionskrankheit Erysipel erfolgt die Ansteckung bei den bereits erwähnten Atemwegserkrankungen über eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion. Die Übertragung von Mensch zu Mensch verläuft dadurch viel leichter, schneller und unkontrollierter.

Bei der Wundrose treten die Krankheitserreger dagegen durch eine Hautstelle mit gestörter Barrierefunktion ein. Am häufigsten findet man diese geschädigten Hautareale übrigens im Bereich der Füße und Unterschenkel. Ursächlich dafür sind meist bestimmte Vorerkrankungen bzw. Risikofaktoren bei den Betroffenen.

Tipps zur Vorbeugung

Wie lässt sich ein Erysipel verhindern?

Sie wissen jetzt, dass das Erysipel nicht ansteckend ist. Theoretisch könnten Sie sich also zurücklehnen und behaupten: "Mich steckt keiner an, ich stecke keinen an – dann ist es wohl einfach Schicksal, wenn ich mal wieder eine Wundrose bekomme."

Ganz so ist es allerdings nicht. Die meisten Betroffenen können nämlich durch bestimmte Verhaltensmaßnahmen durchaus dafür Sorge tragen, dass sie von der bakteriellen Hautinfektion weitestgehend verschont bleiben.

An dieser Stelle einige allgemeine prophylaktische Tipps:

  • Sorgen Sie stets für eine gut gepflegte, intakte Haut. Trockene, rissige oder von Fußpilz befallene Haut ist in ihrer Schutzfunktion beeinträchtigt und anfällig für Keime.
  • Sollte es bei Ihnen bereits wiederholt zu einem Erysipel gekommen sein, muss Ihr behandelnder Arzt abklären, ob ggf. bestimmte Risikofaktoren oder Krankheiten das Entstehen dieser Infektionen begünstigen.
  • Nehmen Sie kleine Hautverletzungen oder entzündete Insektenstiche nicht auf die leichte Schulter. Sollte sich um diese Areale eine zunehmende Rötung entwickeln, könnte es sich womöglich um eine bakterielle Infektion mit Streptokokken handeln.

Symptome

Was sind die Symptome einer Wundrose (Erysipel)?

Das auch unter dem Namen Rotlauf bekannte Erysipel ist eine bakterielle, meist durch Streptokokken ausgelöste Infektionskrankheit der Haut. Sie tritt häufig als einseitige, umschriebene, schmerzhafte Rötung im Bereich der Unterschenkel auf, kann sich aber auch im Gesicht oder an den Armen zeigen.

Anzeichen für ein Erysipel

Was sind die klassischen Zeichen einer Wundrose?

Der typische Verlauf einer Wundrose ist folgendermaßen: Betroffene schildern anfangs ein Spannungsgefühl mit Druckschmerz im Bereich des entsprechenden Hautareals, meist am Unterschenkel. Relativ rasch tritt an besagter Stelle eine intensive, flächenhafte Rötung mit Überwärmung und Schwellung auf.

Charakteristisch für das Erysipel ist hierbei, dass sich die anfangs "rosenblütenartige" Wundrose im Verlauf zu einer "flammenzungenartig" auslaufenden, scharf begrenzten Hautrötung entwickelt. Gelegentlich können sich auf dem Erysipel auch kleine und größere Bläschen zeigen. Deutlich seltener treten die schweren Verlaufsformen an den Beinen mit großen, teilweise blutigen Blasen oder Gewebezerstörung auf.

Insbesondere beim erstmaligen Auftreten dieser bakteriellen Hautinfektion zeigen Betroffene zusätzlich Allgemeinsymptome wie Schlappheitsgefühl, Fieber und Frösteln. Des Weiteren sind die anliegenden Lymphknoten geschwollen.

Untypischer Verlauf: Wie kann sich ein Erysipel noch äußern?

Leider verhält es sich bei der Wundrose nicht immer so, wie zuvor lehrbuchmäßig beschrieben. Insbesondere Menschen, die öfter an einem Erysipel erkranken, weisen nicht immer einen typischen Erkrankungsverlauf auf – und das kann gefährlich werden.

Chronisch wiederkehrende Wundrosen haben unterschiedliche Ursachen. Neben einer nicht erkannten oder nicht ausreichend behandelten Eintrittspforte (z.B. Hautrisse im Rahmen eines Fußpilzes) können auch bestimmte Risikofaktoren für die wiederholten Infektionen ursächlich sein. Zu diesen gehören u.a. das chronische Lymphödem, eine Venenschwäche (chronisch-venöse Insuffizienz) oder eine Durchblutungsstörung der Beine (pAVK bzw. periphere arterielle Verschlusskrankheit).

Viele dieser Betroffenen zeigen einen abgeschwächten Verlauf der Wundrosen, sowohl bezüglich der Hautsymptome als auch der Allgemeinbeschwerden. Oder aber sie weisen Vorboten wie bei einem grippalen Infekt auf, die sich erst später durch eine verzögerte Hautreaktion dem Erysipel zuordnen lassen.

Nicht auf die leichte Schulter nehmen

Oft erkennen chronisch betroffene Personen viel früher als der aufgesuchte Arzt, dass es sich bei den unspezifischen akuten Beschwerden mal wieder um ein Erysipel handelt, das einer schnellen Therapie bedarf. Gelegentlich können dabei auftretende Meinungsverschiedenheiten leider zu unnötigen Behandlungsverzögerungen führen und ggf. Komplikationen mit sich bringen.

Es gibt jedoch auch den umgekehrten Fall. Manche von der Wundrose betroffene Menschen nehmen die wiederkehrenden bakteriellen Hautinfektionen nicht mehr wirklich ernst. Aufgrund des wiederholten Auftretens neigt der eine oder andere auch schon mal zu einer gewissen Gleichgültigkeit und sucht erst relativ spät seinen Arzt auf.

Beachten Sie deshalb folgendes: Ein Erysipel kann unbehandelt auf das umliegende Unterhautfettgewebe, auf die Muskelhaut (Faszien) und die Muskeln selbst übergreifen. Es kann Lymphgefäße zerstören und schlimmstenfalls sogar zu einem Multiorganversagen führen. Gehen Sie also bei jeglichem Verdacht auf eine Wundrose immer zu einem Arzt, am Wochenende ggf. auch in die Notaufnahme.

Was könnte es außer der Wundrose (Erysipel) noch sein?

Die klassische Wundrose äußert sich in einer akuten, flammenförmigen, scharf begrenzten Rötung. Doch nicht immer handelt es sich bei plötzlichen schmerzhaften und geröteten Schwellungen um ein Erysipel. Differentialdiagnostisch kommen auch andere Erkrankungen in Betracht.

Informationen sammeln und einordnen

Schön wäre es, wenn alle Erkrankungen immer lehrbuchmäßig in Erscheinung treten würden. Man könnte sich viel Zeit und Mühe sparen, diverse Untersuchungen wären nicht mehr erforderlich, und Betroffene hätten recht schnell ein effektives Therapiekonzept zur Hand.

Leider ist es in der Medizin in den seltensten Fällen so einfach. Insbesondere in der Dermatologie ist es daher wichtig, sich die Haut der betroffenen Person genau anzuschauen und sich den Krankheitsverlauf detailliert schildern zu lassen. Begleitsymptome zu erfragen ist dabei ebenso unerlässlich wie beispielsweise Fragen nach Vorerkrankungen, Allergien, Medikamente, Reiseverhalten oder dem Beruf.

Die als Anamnese bezeichnete professionelle Erfragung von medizinisch relevanten Informationen durch einen Arzt ist äußerst wichtig und oft wegweisend. Aufgrund der aktuellen Gesundheitspolitik wird dieser ärztlichen Aufgabe bedauerlicherweise immer weniger Zeit eingeräumt. Dennoch bildet die Anamnese eine wesentliche Grundlage für das Erstellen der exakten Diagnose und erspart den Betroffenen auch schon mal unnötige apparative Untersuchungsmethoden.

Aussehen, Lokalisation und Verlauf beachten

Wenn die vermutete Diagnose "Wundrose" nicht alle typischen Symptome bietet, die man bei dieser bakteriellen Hautinfektion erwartet, erfordert es die ärztliche Sorgfalt, dass andere mögliche Erkrankungen in Erwägung gezogen und ggf. ausgeschlossen werden. Ein Klassiker und optisch manchmal wirklich schwer von der Wundrose zu unterscheiden ist beispielsweise die Unterschenkelthrombose (Blutgerinnsel in der Beinvene).

Je nach Beschwerdesymptomatik, Erkrankungsverlauf und akutem Erscheinungsbild können beim Erysipel sehr unterschiedliche Differentialdiagnosen in Frage kommen – eine Herausforderung für jeden behandelnden Arzt.

Bei Betrachtung aller denkbaren Hauterkrankungen muss dieser nämlich sowohl die von der Entzündung betroffenen Körperstellen (Gesicht, Beine etc.) als auch das Verteilungsmuster (lokalisiert, streuend, symmetrisch etc.), mögliche Begleitphänomene (Fußpilz, offenes Bein, eingewachsener Nagel etc.) und bestehende Grunderkrankungen (Durchblutungsstörungen, Neurodermitis, Krebserkrankung etc.) berücksichtigen.

Mögliche Differentialdiagnosen

Anhand einer kleinen Übersicht möchten wir Ihnen einige Hauterkrankungen vorstellen, die der Wundrose ähneln und deshalb denkbare Differentialdiagnosen darstellen. Gleichzeitig wird an manchen Stellen bei der Aufzählung auf die bestehenden Unterschiede zum klassischen Erysipel hingewiesen.

  • akute Kontaktdermatitis (allergische Reaktion auf einen bestimmten, meist lokalen Auslöser): allerdings kein Fieber, keine Erhöhung der Blutsenkungsgeschwindigkeit; dafür Juckreiz und oft allergische Streureaktionen an anderen Körperstellen
  • beginnender Herpes zoster (Gürtelrose) im Gesicht
  • Quincke-Ödem bzw. Angioödem des Gesichts (schmerzlose Schwellung von Haut und Schleimhaut): kaum Rötung, kein Fieber
  • Beinvenenthrombose des Unterschenkels: Ggf. sind typische Schmerzpunkte und Blutwerte (D-Dimer) nachweisbar.
  • Erysipeloid (Schweinerotlauf): wird beim Kontakt mit infizierten Tieren auf Hautverletzungen übertragen; vorwiegend an Händen u.a. von Fischern, Tierärzten, Metzgern, Schlachthofmitarbeitern; kein Fieber
  • Phlegmone (eitrige, sich ausbreitende Infektionserkrankung der Weichteile): Schwellung steht eher im Vordergrund als die Rötung; weist im Gegensatz zum Erysipel eine unscharfe Abgrenzung zur Umgebung auf
  • Hypodermitis (Entzündung der Unterhaut, meist bei chronischer Venenschwäche): kein Fieber, keine Lymphknotenschwellung, keine Infektzeichen im Blut
  • Erythema chronicum migrans (Wanderröte durch Zeckenbiss): eher seltenere Differentialdiagnose bei Auftreten des klassisch ringförmigen Ausschlags

Zu guter Letzt

Sie sehen, die Wundrose bietet uns ein Potpourri an möglichen Differentialdiagnosen. Aber so unterschiedlich diese Erkrankungen auch sind, eines haben sie gemeinsam: Sie müssen dringend behandelt werden. Scheuen Sie sich also nicht, bei entsprechenden Beschwerden einen Arzt aufzusuchen und sich adäquat behandeln zu lassen.

Untersuchungen

Kann man das Erysipel (Wundrose) im Blut nachweisen?

Ihr Arzt erkennt ein Erysipel üblicherweise anhand der typischen klinischen Symptome. Diese objektiv wahrnehmbaren Krankheitszeichen können teilweise jedoch auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Laboruntersuchungen können in solchen Situationen die entscheidenden Hinweise geben.

Wundrose: Diagnostik

Erysipel: Welche Untersuchungen sind wegweisend?

Die Entzündung macht sich gewöhnlich durch eine asymmetrische, schmerzhafte und überwärmte Rötung am Unterschenkel, am Arm oder im Gesicht bemerkbar. Die Rötung ist oft scharf begrenzt mit flammenzungenartigen Ausläufern. Insbesondere beim erstmaligen Auftreten eines Erysipels weist ein Großteil der Betroffenen neben diesen charakteristischen Hautzeichen auch Allgemeinsymptome wie Fieber, Schüttelfrost und Abgeschlagenheit auf.

In solchen Fällen ist eine rasche Diagnosestellung mit entsprechender Therapie die Regel. Wenn dann auch noch die bakterielle Eintrittspforte ausgemacht und behandelt werden konnte, ist das Problem erstmal gelöst.

Was, wenn es nicht so eindeutig ist?

Leider ist es im medizinischen Alltag nicht immer so eindeutig. Insbesondere beim "nicht-klassischen" Erysipel gibt es dann einige Differentialdiagnosen zu berücksichtigen. Menschen, die wegen einer Grunderkrankung (Durchblutungsstörungen, Lymphödeme, Neurodermitis etc.) immer wieder zu Wundrosen neigen, präsentieren außerdem nicht selten ein abgeschwächtes bzw. untypisches Krankheitsbild.

Fällt die Unterscheidung zu anderen Hauterkrankungen schwer, können Laboruntersuchungen eventuell zusätzliche Hinweise liefern. Bereits bei einer Blutabnahme lassen sich beim Erysipel bestimmte Entzündungszeichen nachweisen. So sind oft die weißen Blutkörperchen (Leukozyten, Körperabwehrzellen), die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG, unspezifischer Suchtest bei Entzündungen) oder der CRP-Wert (C-reaktives Protein, unspezifischer Entzündungsmarker) erhöht.

Laboruntersuchungen: Was ist der ASL-Titer?

Eine weitere Möglichkeit, eine Streptokokken-Infektion im Körper nachzuweisen, besteht über die Bestimmung des sogenannten ASL-Titers. Der Labormarker Antistreptolysin weist einen bestimmten Streptokokken-Antikörper im Blut nach und gibt somit Hinweis auf eine Infektion mit diesem Bakterium.

Leider ist eine einmalige Wertbestimmung ein unsicherer Nachweis für eine aktuelle Entzündung. Einige Menschen haben in ihrem Leben ja bereits andere Streptokokkeninfektionen durchgemacht, die ebenfalls zu einer solchen Antikörperbildung führen. Einmal etabliert verbleiben diese Antikörper für den Rest des Lebens im Körper.

Sinnvoller wäre in diesem Zusammenhang daher die Bestimmung des Titerverlaufs. Ein Titeranstieg würde dann eindeutig auf eine erneute Streptokokkeninfektion hinweisen.

Falls Sie sich fragen, warum nicht einfach ein Abstrich von dem entzündeten Bereich gemacht wird, so liegt das daran, dass diese Methode wenig aussagekräftig ist. Auch Versuche, die Keime anzuzüchten, scheitern in der Regel. Eine Diagnosesicherung über eine Probeentnahme (Biopsie) ist dagegen zwar effektiver, stellt jedoch keine Routinemethode dar und ist im hausärztlichen Alltag schwer durchzuführen.

Chronisches Erysipel: Welche Tests sind empfehlenswert?

Wenn Sie zu dem Personenkreis gehören, der wiederholt zu Wundrosen neigt, dann sollte Ihr behandelnder Arzt idealerweise weiterführende Untersuchungen durchführen. Dabei geht es dann nicht um den Nachweis der aktuellen bakteriellen Hautinfektion, sondern darum, bestimmte Risikofaktoren bei Ihnen zu ermitteln bzw. auszuschließen.

So kann ebenfalls über eine einfache Blutuntersuchung festgestellt werden, ob Sie vielleicht unter einem Diabetes mellitus leiden oder eine beginnende Nierenschwäche haben. Ultraschalluntersuchungen und Druckmessungen im Bereich der Beine könnten beispielsweise Hinweise auf Durchblutungsstörungen liefern.

Wichtig ist, dass Sie insbesondere wiederkehrende Erysipele nicht auf die leichte Schulter nehmen. Lassen Sie sich in einem solchen Fall einfach mal richtig durchchecken und mögliche Auslöser beheben.

Prognose

Ist ein Erysipel (Wundrose) heilbar?

Das Erysipel, eine Infektionserkrankung der Haut, wird durch Bakterien hervorgerufen. Mit einer zeitnahen adäquaten Behandlung ist die akute Wundrose in der Regel komplett heilbar. Komplikationen und Langzeitschäden treten meist durch verspätetes Handeln oder im Rahmen der chronisch-wiederkehrenden Verläufe auf.

Prognose: beeinflussende Faktoren

Wundrose: Warum ist schnelles Handeln das A und O?

Die für das Erysipel hauptverantwortlichen Streptokokken gelangen meist über kleine Hautverletzungen in unseren Körper. Unbehandelt können sich die Erreger rasch in tiefere Gewebeschichten und über Lymph- und Blutbahnen auch auf andere Organe ausbreiten.

Unabdingbar für die Prognose dieser Infektionskrankheit ist daher ein schnelles Erkennen und Handeln, ein effektives Therapiekonzept, aber auch die Aufklärung der Betroffenen. Sie sollten nämlich wissen, dass eine antibiotische Behandlung beim Erysipel zwar die Grundvoraussetzung für eine Abheilung darstellt, ohne die entsprechenden Begleitmaßnahmen wie Bettruhe, kühlende Umschläge etc. allerdings wenig erfolgversprechend ist.

Wie wichtig ist es, Risikofaktoren auszuschalten?

Für einen langfristigen Behandlungserfolg müssen bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden. Bereits zu Beginn der antibiotischen Therapie muss Ihr behandelnder Arzt den unmittelbaren Auslöser für die Streptokokkeninfektion ausfindig machen und beheben. Das bedeutet, dass potentielle Eintrittspforten für die Keime saniert werden müssen – sei es ein bislang unbehandelter Fußpilz, eine sehr trockene und rissige Haut oder kleine Hautverletzungen des Nagelbetts.

Um wiederkehrende Erysipele zu verhindern, müssen Sie sich ggf. auch mal gehörig "auf den Kopf stellen" und richtig untersuchen lassen. Hierbei gilt es, sämtliche Grunderkrankungen (Diabetes mellitus, Herzschwäche, Durchblutungsstörungen etc.) sowie bestimmte Risikofaktoren (z.B. Lymphabflussstörungen, ein übermäßiger Nikotin- und Alkoholkonsum, Übergewicht) zu erkennen, gut einzustellen bzw. zu behandeln oder sogar vollständig auszuschalten. Ihre Mithilfe ist in diesem Fall unerlässlich!

Gute Chancen für die Zukunft

Machen Sie sich bewusst, dass bezüglich des Verlaufs und der Prognose des Erysipels vieles von Ihnen selbst abhängt. Bereits kleine Verhaltensänderungen im Alltag können dafür sorgen, dass Sie robuster und weniger anfällig für Infektionskrankheiten werden.

Bleiben Sie also dran, bewegen Sie sich regelmäßig, kümmern Sie sich um Körper, Haut und Seele. Ein intakter Organismus sorgt im Falle des Erysipels nicht nur dafür, dass diese Infektionskrankheit schnell abheilt, sondern dass sie Ihnen auch in Zukunft keine Probleme mehr bereitet.

Behandlung

Wie behandelt man eine Wundrose (Erysipel)?

Die meist durch A-Streptokokken hervorgerufene Wundrose ist eine bakterielle Infektionskrankheit der Haut. Unabhängig von der Lokalisation erfordert diese akute Erkrankung neben allgemeintherapeutischen Maßnahmen immer auch eine systemische (innerliche) Behandlung mit Antibiotika.

Adäquate Therapie einleiten

Wird bei Ihnen erstmalig eine akute unkomplizierte Wundrose des Armes oder Beines diagnostiziert, so werden Sie in der Regel folgende Behandlungen bzw. Empfehlungen erhalten:

  • Penicillin in Tablettenform über etwa 10 bis 14 Tage
  • Bettruhe
  • kühlende antiseptische Umschläge im betroffenen Hautareal
  • bei Bedarf Schmerzmedikation und gerinnungshemmende Präparate (ASS, Heparin) zur Thromboseprophylaxe

Sollte bei Ihnen ein Erysipel des Gesichtes vorliegen, wird Ihr behandelnder Arzt Sie sehr wahrscheinlich zunächst ins Krankenhaus einweisen lassen. Dort bekommen Sie das Penicillin zunächst als Infusion über die Vene, im Verlauf wird es dann auf Tabletten umgestellt.

Wundrosen im Gesichtsbereich sind nicht ganz ungefährlich. Im schlimmsten Fall kann sich die Infektion auf die Augenhöhlen und die Blutgefäße der harten Hirnhaut ausdehnen und zu Komplikationen führen. Deshalb ist eine stationäre Überwachung, teilweise mit Sprech- und Kauverbot verbunden, nicht ungewöhnlich, sondern sogar sinnvoll.

Besondere Formen des Erysipels

Neben den zuvor genannten häufigen Erysipelarten gibt es auch seltenere, zum Teil schwere Verlaufsformen. Diese erfordern nahezu alle eine zügige Krankenhauseinweisung. Bei einer schnell eingeleiteten Behandlung haben aber auch diese Varianten der Wundrose eine gute Prognose. Zu ihnen gehören:

  • Bullöses Erysipel (große Blasenbildung)
  • Hämorrhagisches Erysipel (große Blasen mit Einblutung)
  • Erysipelas gangraenosum: Nekrotisches Erysipel, das mit einer Zerstörung des Gewebes einhergeht
  • Erysipelas phlegmonosum: Hierbei bilden sich Abszesse (Eiterhöhlen), in denen häufig auch Bakterien der Gattung Staphylokokken nachweisbar sind.

Mehr zur Therapie der Wundrose

Bettruhe und Co: Wie lässt sich die Heilung unterstützen?

Sollte bei Ihnen die Diagnose eines Erysipels gestellt worden sein, bedeutet das automatisch, dass Sie sich spätestens jetzt etwas Ruhe gönnen sollten. Egal ob im Gesicht, am Arm oder Bein – die Wundrose ist eine behandlungsbedürftige Infektionskrankheit, die Sie nicht unterschätzen sollten.

Obwohl anfangs noch auf das Eintrittsgebiet der Bakterien beschränkt, kann sich die Hautentzündung sehr schnell auf tieferliegendes Gewebe und über Blut- und Lymphbahnen auch auf den restlichen Körper ausbreiten. Schlimmstenfalls könnte eine solche Keimausbreitung sogar auf die inneren Organe übergehen.

Um mögliche Komplikationen zu vermeiden, sollten Sie deshalb unbedingt die empfohlene Bettruhe einhalten, Anstrengung und Aufregung vermeiden sowie selbstverständlich nicht in die Sonne gehen.

Weitere allgemeine Empfehlungen

Generell sollte der erkrankte Körperabschnitt ruhiggestellt und hochgelagert werden. Sollten Sie unter einem Gesichtserysipel leiden, müssen Sie eventuell zusätzlich ein Sprechverbot einhalten und sogar Ihre Ernährung eine Zeit lang auf flüssige Kost umstellen.

Feuchte Verbände mit Antiseptika wirken antibakteriell auf Haut und Schleimhäute. Aus diesem Grund wird eine begleitende lokale Therapie mit Kaliumpermanganat- oder Chlorhexidin-Lösung empfohlen.

Um eine erneute Keimbesiedlung zu verhindern, müssen mögliche Eintrittspforten sofort mitbehandelt werden. Neben einem bestehenden mazerierten (aufgequollenen) Fußpilz können dies auch Nagelbettentzündungen, Nasen- und Ohreinrisse oder irgendwelche anderen Hautverletzungen bzw. chronische Wunden sein. Seien Sie aufmerksam und helfen Sie Ihrem behandelnden Arzt auf der Suche nach möglichen Infektionsquellen.

Muss ich beim Erysipel (Wundrose) immer Antibiotika nehmen?

So sehr Sie sich vielleicht in anderen, berechtigten Situationen dagegen sträuben, bei der Behandlung des Erysipels führt kein Weg daran vorbei: Sie brauchen ein Antibiotikum. Allein durch eine adäquate Antibiose wird gesichert, dass sich die Bakterien nicht weiter in Ihrem Körper verteilen und noch größeren Schaden anrichten.

Je nach Ausprägung und Ort der Wundrose wird man Ihnen das Antibiotikum in Tablettenform oder als Infusion über die Vene verordnen. Letzteres ist meist den komplizierten Fällen oder Risikogruppen vorbehalten und erfordert normalerweise einen stationären Aufenthalt im Krankenhaus.

Penicillin ist Mittel der Wahl

Da es sich bei den Hauptverursachern des Erysipels um Streptokokken handelt, wird zur Behandlung das altbewährte Penicillin eingesetzt, auf das die Bakterien sehr empfindlich reagieren. Dieses wird in der Regel über zehn bis vierzehn Tage drei- bis viermal täglich eingenommen.

In schweren oder komplizierten Fällen einer Wundrose bzw. bei einem Erysipel des Gesichts wird eine systemische (innerliche) antibiotische Therapie über die Vene empfohlen. Diese Behandlung sollte jedoch bis zur Abheilung stationär erfolgen.

Wenn keine Besserung eintritt

Sollte es nach etwa drei Tagen zu keiner Besserung oder sogar zu einer Verschlechterung der Beschwerden kommen, so muss die Therapie überdacht werden. Da neben den Streptokokken auch andere Erreger in Betracht kommen, ist eine Umstellung des Antibiotikums angebracht. Dieses sollte zunächst gegen Staphylokokken, den zweithäufigsten Erreger der Wundrose, wirksam sein.

Ggf. muss bei erneutem Nichtansprechen der Therapie, was glücklicherweise nicht so häufig passiert, auch an seltenere Bakterien gedacht werden. Diese Keime erfordern dann bestimmte antibiotische Kombinationstherapien.

Ebenfalls nicht auszuschließen ist eine mögliche Fehldiagnose. Statt eines Erysipels könnte beispielsweise eine Stauungsdermatitis vorliegen. Hierbei handelt es sich um eine Hautentzündung der Unterschenkel, die infolge einer Venenschwäche (CVI, chronisch venöse Insuffizienz) auftreten kann. Im akuten Stadium kann eine Stauungsdermatitis durchaus mit einer Wundrose verwechselt werden. Allerdings geht sie nicht mit Fieber oder Unwohlsein einher.

Im Falle einer Allergie

Sollten Sie unter einer Penicillin- oder einer anderen Medikamentenallergie leiden, müssen Sie das unverzüglich Ihrem behandelnden Arzt sagen. Oft gibt es bestimmte Medikamente, die mit dem bekannten allergenen Wirkstoff kreuzreagieren können. Das bedeutet, dass sie aufgrund einer ähnlichen Wirkstoffstruktur ebenfalls eine Allergie auslösen können, obwohl Sie selbst dieses Präparat noch nie eingenommen haben.

Im Falle einer Penicillinallergie besteht die Möglichkeit, stattdessen das Antibiotikum Clindamycin oder Moxifloxacin einzunehmen. Ihr Arzt wird Sie diesbezüglich informieren und beraten.

Manchmal sind Langzeittherapien erforderlich

Bei manchen Personen kommt es leider immer wieder zu Wundrosen an der identischen Stelle. Das kann unterschiedliche Ursachen haben. So können sowohl bestehende chronische Erkrankungen (Lymphödeme, Immunschwäche, Durchblutungsstörungen etc.) als auch unbehandelte Eintrittspforten (z.B. Fußpilz, Haut- und Schleimhauteinrisse) für die wiederkehrenden bakteriellen Infektionen verantwortlich sein.

Wenn Sie ebenfalls zu den Menschen gehören, die unter solchen chronisch-rezidivierenden Erysipelen leiden, dann sollte man bei Ihnen vielleicht eine Langzeittherapie in Erwägung ziehen. Bei dieser Behandlungsform wird beispielsweise das Antibiotikum Penicillin als Depot-Präparat gegeben. In der Regel bekommen die Betroffenen dabei alle vier Wochen für etwa sechs Monate in beide Gesäßmuskeln das Medikament Tardocillin® (Benzylpenicillin-Benzathin) gespritzt.

Alternativ kann das Antibiotikum auch in Tablettenform gegeben werden. Die empfohlene Dosierung für das Präparat Penicillin V beträgt in diesem Fall 1 g Phenoxymethylpenicillin pro Tag für etwa 15 Monate. Bei einer Penicillinallergie wird stattdessen Clarithromycin oral in einer Dosierung von 250 mg pro Tag über 12 Monate empfohlen.

Durch die Rezidivprophylaxe sollen ständig wiederkehrende Infektionen vermieden werden. Denn irgendwann zerstören die immer neu aufflammenden Entzündungen die Lymphgefäße und das umliegende Gewebe unwiederbringlich. Wenn Sie alle paar Monate von der lästigen Wundrose heimgesucht werden, sollten Sie sich daher unbedingt auf eine Langzeitbehandlung einlassen.

Was tun bei Schmerzen, Fieber und Thrombosegefahr?

Die Wundrose wird, insbesondere bei einer Erstinfektion, nicht selten auch von Allgemeinsymptomen wie Fieber und Schüttelfrost, aber auch teilweise von heftigen Schmerzen, Schwellungen und Überwärmung begleitet.

Scheuen Sie sich nicht, in Rücksprache mit Ihrem Arzt begleitend schmerzlindernde, fiebersenkende Medikamente einzunehmen. Kühlen Sie ferner die betroffenen Hautpartien regelmäßig über den Tag verteilt und in angemessener Form. Verwenden Sie idealerweise eine Kältekompresse, um die Sie ein Baumwolltuch gewickelt haben. Die Haut sollte sich kühl, aber nicht eiskalt anfühlen. Nach der Kühlung sollte man eine Kühlpause einlegen, bis sich die Haut wieder erwärmt hat.

Falls Sie viel liegen müssen und bei Ihnen evtl. Risikofaktoren für die Entwicklung von Blutgerinnseln bestehen, kann es sein, dass Ihr behandelnder Arzt Ihnen zusätzlich Antikoagulantien verschreibt. Diese gerinnungshemmenden Medikamente (z.B. ASS, Heparin-Spritzen) werden prophylaktisch eingenommen, um Thrombosen zu verhindern.

Wie lassen sich Risikofaktoren behandeln?

Bei manchen Menschen stellen bestimmte chronische Erkrankungen (u.a. Gefäßerkrankungen, neurologische oder den Stoffwechsel betreffende Krankheiten) ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Wundrose dar. Sobald die akute Entzündung rückläufig ist, sollten bei diesen Personen daher zeitnah mögliche begünstigende Faktoren ausgemacht und behandelt werden. Für manch einen bedeutet das in Zukunft vielleicht regelmäßige Lymphdrainagen, Kompressionstherapien oder die Teilnahme an Diabetesschulungen und Bewegungskursen.

Jeder Erkrankungsfall ist individuell und muss auch so betrachtet werden. Bei manchen Menschen bleibt die Wundrose eine einmalige akute Infektion. Bei anderen kehrt sie immer wieder. In diesen Fällen ist nur durch eine ganzheitliche Betrachtung und Behandlung eine erfolgreiche Therapie zu erwarten. Nur so lassen sich Langzeitfolgen vermeiden.

Komplikationen

Welche Komplikationen können bei einem Erysipel auftreten?

Das auch unter Rotlauf oder Wundrose bekannte Erysipel ist eine häufige Infektionskrankheit der Haut. Komplikationen und Langzeitschäden sind unter bestimmten Umständen möglich. Insbesondere die chronisch-wiederkehrenden Verläufe des Erysipels sorgen hierbei für die meisten Probleme.

Frühe Behandlung ist wichtig

Bei der Prognose des Erysipels spielt vor allem der frühzeitige Therapiebeginn mit einem Antibiotikum eine entscheidende Rolle. Die meist durch den "Eiterkeim" Streptococcus pyogenes ausgelöste bakterielle Erkrankung lässt sich in den meisten Fällen sehr gut mit einer 10- bis 14-tägigen Penicillingabe zur Abheilung bringen.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist jedoch, dass gleichzeitig begünstigende Faktoren ausgeräumt werden. Neben der Sanierung (Beseitigung) möglicher Eintrittspforten für die Keime (Hautrisse z. B. im Rahmen eines Fußpilzes oder einer Neurodermitis, Nagelbettentzündungen, chronische Wunden) sollten auch bestimmte Grunderkrankungen wie z. B. Diabetes bestmöglich eingestellt werden.

Wenn es doch kompliziert wird

Eine verzögerte oder unzureichend verordnete Therapie wie auch ein schwerer Krankheitsverlauf können beim Erysipel zu entsprechenden Komplikationen mit Folgeschäden führen. Besonders gefährdet sind in diesem Zusammenhang Personen mit bestimmten Begleiterkrankungen oder einer Immunschwäche sowie ältere Menschen und Kinder.

Wundrose: mögliche Folgen

Was ist ein Erysipelas gangraenosum und phlegmonosum?

Bei geschwächter Abwehrlage oder einer Durchblutungsstörung vergleichsweise häufig seltene Verlaufsformen dieser bakteriellen Infektionskrankheit auf. Hierzu gehört beispielsweise das Erysipelas gangraenosum. Diese nekrotische Wundrose geht mit einer Zerstörung des Gewebes einher. Ebenfalls gefürchtet ist das Erysipelas phlegmonosum, bei dem sich großflächig Eiterhöhlen (Abszesse) in tieferen Hautschichten bilden.

Was ist die Gefahr beim Gesichtserysipel?

Eine schwerwiegende Komplikation beim Gesichtserysipel ist übrigens das Übergreifen der Infektion auf die Augenhöhlen und Hirnhautgefäße. Das kann dann zur Bildung von Blutgerinnseln (Sinusthrombose) oder zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) führen. Gerade bei dieser Form der Wundrose ist also ein schnelles Handeln erforderlich. Eine stationäre Behandlung mit einer antibiotischen Infusionstherapie sowie ggf. einem Sprech- und Kauverbot ist oft Standard.

Welche Gefahr droht den Lymphgefäßen?

Gar nicht so selten, besonders bei den chronisch-wiederkehrenden Erysipelen, ist die Entstehung von Lymphödemen. Durch die (wiederholten) Entzündungen können die Lymphgefäße "verkleben", so dass die Lymphe nicht mehr richtig abfließen kann. Während das Gewebe dadurch schlechter mit Nährstoffen und Immunzellen versorgt wird, freuen sich die Bakterien dagegen über die eiweißreiche Lymphe.

Es ist ein echter Teufelskreislauf, da Lymphödeme ja wiederum zu den bekannten begünstigenden Faktoren des Erysipels gehören. Die Maximalform eines solchen Lymphödems stellt übrigens die "Elephantiasis nostras" dar. Durch den Lymphstau kommt es zu einer unumkehrbaren abnormen (elefantenartigen) Vergrößerung des betroffenen Körperteils mit starken Bewegungseinschränkungen.

Kann ein Erysipel zur Thrombose oder Blutvergiftung führen?

Eine ebenfalls mögliche Folge der Wundrose im Bereich der Unterschenkel ist die Thrombophlebitis. Hierbei kommt es zu einer Entzündung benachbarter oberflächlicher Venen. Doch auch tiefe Beinvenenthrombosen sind als Komplikation des Erysipels möglich.

Wird das chronisch-wiederkehrende Erysipel nicht ausreichend behandelt, kann die anfangs auf die Haut beschränkte Infektion auch auf innere Organe übergreifen. Besonders bei längerem Bestehen dieser bakteriellen Infektionskrankheit muss mit Entzündungen des Herzens, der Lunge und der Nieren gerechnet werden.

Eine weitere, sehr seltene Komplikation ist die Sepsis. Bei dieser lebensbedrohlichen Blutvergiftung breiten sich die Keime rasch im gesamten Organismus aus und können so zu einem Versagen sämtlicher Körperorgane führen.

Nicht panisch werden

Trotz der soeben gelesenen möglichen Komplikationen und Langzeitschäden – verfallen Sie bitte nicht in Panik, sobald Sie an einem Erysipel erkranken. All die genannten, potentiell lebensbedrohlichen Komplikationen können durch eine zeitige und adäquate Behandlung des Erysipels verhindert werden. Das ist auch der Grund, warum Sie in Deutschland eher selten mit diesen Folgeerscheinungen konfrontiert werden.

Wenn Sie den Verdacht haben, an einem Erysipel erkrankt zu sein, dann stellen Sie sich unverzüglich einem Arzt vor, damit dieser die erforderlichen Therapien in die Wege leiten kann. Scheuen Sie außerhalb der Sprechzeiten daher auch nicht den Weg in die Notfallpraxis oder Ambulanz.

Quellen:

  • Braveny I, Maschmeyer G. Infektionskrankheiten. Medco Verlag.

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Kommentare  
Erysipel
Ein umfassender und ausführlicher Artikel zu dieser Erkrankung! RezidivpatientInnen sind da tatsächlich ExpertInnen ihrer eigenen Krankheit und erkennen sehr früh, dass es mal wieder so weit ist. Und trotz MLD, konsequenter Kompression bei chronischem Lymphödem als Folge zahlreicher E. und trotz guter Hautpflege kommt es immer vor, dass das Erysipel wieder auftritt. Schnelle Antibiose ist dann superwichtig. Und auch die Rezidivprophylaxe ist empfehlenswert. Im Zweifel lieber einmal zu viel in den ärztlichen Notdienst am Wochenende, als einmal zu spät.
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Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Autorin
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Fachärztin für Dermatologie und Venerologie / medizinische Fachautorin

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Dr. med. Monika Steiner
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