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Was bedeutet ein Schwangerschaftsdiabetes für Mutter und Kind? Wie kommt es dazu und was kann man dagegen tun? Alle Fragen dazu beantworten wir im folgenden Beitrag.

Definition

Sonderform: Schwangerschaftsdiabetes

Wie der Name schon sagt, entwickelt sich dieser Diabetes während der Schwangerschaft, meist im zweiten Drittel. Betroffen sind zwischen 0,5 und 3 % der Frauen, besonders übergewichtige Frauen.

Nach der Geburt normalisieren sich der Stoffwechsel und die Blutzuckerwerte in der Regel wieder.

Ursachen und Häufigkeit

Wann tritt ein Schwangerschaftsdiabetes in der Regel auf?

Ein Schwangerschaftsdiabetes wird in der Regel zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche entdeckt. Der Grund: In dieser Schwangerschaftsphase werden die körpereigenen Zellen durch die Ausschüttung von Schwangerschaftshormonen unempfindlicher gegen Insulin. Und Insulin ist für die Blutzuckerregulation verantwortlich.

Normalerweise wird das vom Körper gut kompensiert. Liegen aber eine entsprechende Veranlagung oder Risikofaktoren vor, kommt es dann genau in dieser Zeit zum Auftreten der erhöhten Blutzuckerspiegel.

Welche Diabetes-fördernden Faktoren heute bekannt sind, und wie der Arzt die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes stellt, lesen Sie ausführlich hier:

Wichtige Fragen zum Schwangerschaftsdiabetes

Kein Diabetiker in der Familie – kann ich trotzdem Schwangerschaftsdiabetes kriegen?

Ja. Zwar ist das Risiko deutlich erhöht, wenn in der Familie schon Diabetes aufgetreten ist. Aber es gibt auch Frauen, die ohne Diabetes-Verwandte einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln. Das passiert vor allem, wenn besondere Risiken vorliegen.

Risikofaktoren für einen Schwangerschaftsdiabetes sind:

  • Alter über 30 Jahre
  • Übergewicht
  • Bewegungsarmut
  • Bluthochdruck
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Diabetes bei Verwandten ersten Grades
  • früherer Schwangerschaftsdiabetes
  • Geburt eines Kindes mit über 4 kg Geburtsgewicht in der Vergangenheit
Wie häufig kommt es zu einem Schwangerschaftsdiabetes?

Häufiger als man denkt: Etwa 4 von 100 Schwangeren entwickeln einen Schwangerschaftsdiabetes (medizinisch: Gestationsdiabetes).

Schwangerschaftsdiabetes nimmt zu

Die Zahl der Frauen, die in der Schwangerschaft an Schwangerschaftsdiabetes erkranken, nimmt zu. Das Institut für Diabetesforschung schätzt sie derzeit inklusive der Dunkelziffer auf 6,6% aller Schwangeren. Als Gegenmaßnahmen sehen Diabetesexperten vor allen Gewichtskontrolle und Bewegung.

Vorbeugen durch Sport und Gewichtsreduktion

Das Zentrum für Prävention und Sportmedizin der TU München empfiehlt Schwangeren ein Ausdauer- oder Krafttraining von einer halben Stunde an drei Tagen die Woche. Dazu seien Walking und Workout mit dem Fitnessband am besten geeignet.

Mit einer Überwachung des Gewichtes durch angepasste Ernährung und Bewegung ist nach Ansicht von Ärzten ein Schritt getan, um das Diabetesrisiko der Schwangeren zu senken.

Spätfolgen

Und ernst nehmen muss man das schon: Etwa 60% der Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes sind drei Jahre nach der Schwangerschaft an richtigem Diabetes erkrankt.

Wer sollte sich auf Schwangerschaftsdiabetes testen lassen?

Generell wird ein Test empfohlen, wenn die Schwangere über 30 Jahre alt ist. Bei unter 30jährigen ist eine vorsorgliche Untersuchung empfehlenswert beim Vorliegen von Risikofaktoren.

In der Regel wird dieser Test zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Bei Risikogruppen testet man bereits in der 12.-14. Schwangerschaftswoche und wiederholt die Untersuchung zwischen der 30. und 32. Schwangerschaftswoche.

Sicherung der Diagnose

Zunächst einmal wird der Blutzuckerwert bestimmt. Dazu ist eine Blutentnahme im nüchternen Zustand notwendig. Besteht danach Verdacht auf einen Schwangerschaftsdiabetes, wird zur Sicherung oder zum Ausschluss der Diagnose ein Glukosetoleranztest durchgeführt.

Untersuchung auf eigene Kosten

Früher wurde der Test von der Kasse nur bezahlt, wenn konkrete Anhaltspunkte vorlagen. In der Mehrzahl der Fälle bedeutete das, dass die Frauen den Test selbst bezahlen mussten.

Test wird jetzt bezahlt

Im Jahr 2012 hat der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen die Untersuchung als Kassenleistung in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen.

Risiken: schon lange kein Geheimnis

Obwohl die gesundheitliche Gefahr für Mutter und Kind schon lange bekannt ist, haben sich Krankenkassen und Politik lange geweigert, die Vorsorgeuntersuchung in die Erstattung mit aufzunehmen. Das hat dazu geführt, dass Schwangerschaftsdiabetes häufig nicht erkannt und deshalb auch nicht behandelt wurde.

2012: Blutzuckeranalyse ersetzt Urintest

Bis Anfang März 2012 wurde Schwangeren lediglich ein Urinzucker-Streifentest alle vier Wochen angeboten. Den Blutzucker-Suchtest konnten sie nur als Selbstzahlerleistung in Anspruch nehmen. Das hat sich nun geändert. Jetzt gehört die Blutzucker-Früherkennung zur Kassenleistung und wird generell bezahlt.

Behandlung

Warum muss ein Schwangerschaftsdiabetes unbedingt behandelt werden?

Weil der hohe Blutzuckerspiegel gefährlich ist. So nimmt das Risiko für die werdenden Mütter zu, Bluthochdruck, Harnwegsinfekte oder Schwangerschaftsvergiftungen zu bekommen sowie eine Frühgeburt zu erleiden.

Gefahr für das Kind

Viel bedeutsamer ist aber das Risiko für das ungeborene Kind. Die erhöhten Blutzuckerspiegel der Mutter übertragen sich via Nabelschnur auf den kindlichen Kreislauf. Die Folge ist ein zunehmendes Körpergewicht des Kindes, das aber in diesem Fall keineswegs positiv zu deuten ist. Es ist vielmehr Ausdruck einer Reifestörung. Wächst das Kind zu stark, drohen erhebliche Probleme bei der Geburt. Zudem kann der gestörte Zuckerstoffwechsel zu einer ungenügenden Lungenreifung führen.

Wird der Schwangerschaftsdiabetes erkannt und der Blutzucker der Mutter reguliert, bestehen in der Regel keine Risiken für das Kind.

Wie wird ein Schwangerschaftsdiabetes behandelt?

Zunächst geht es darum, den Blutzucker zu senken. Dazu muss mit Hilfe des Arztes oder einer Diätberaterin die Ernährung umgestellt werden. Wichtig ist vor allem, sich eher fettarm zu ernähren und die Zufuhr an Ballaststoffen zu erhöhen.

Günstig sind z.B. Reis, Nudeln und Kartoffeln. Auch das Verteilen der Nahrungsaufnahme auf mehrere kleine Mahlzeiten wirkt sich positiv aus.

Hungerkuren gefährlich für das Baby

Auf keinen Fall sollten Sie Hungerkuren machen. Denn eine unzureichende Zufuhr an Kohlenhydraten wirkt sich negativ auf die Reifung des Kindes aus.

Schlechte Zuckerwerte: Insulinersatz

Unerlässlich sind regelmäßige Blutzuckerbestimmungen beim Arzt, weil eine gute Einstellung des Blutzuckers in der Schwangerschaft besonders wichtig ist.

Reichen die diätetischen Maßnahmen nicht aus, um den Blutzucker gut einzustellen, müssen Sie evtl. ein Insulinpräparat spritzen. Die Einnahme von Diabetes-Tabletten ist während der Schwangerschaft nicht erlaubt.

Prognose und Folgen

Wie häufig wird aus einem Schwangerschaftsdiabetes ein „echter“ Diabetes?

Etwa jede zweite Frau mit Schwangerschaftsdiabetes entwickelt in den Folgejahren einen „echten“ Diabetes mellitus. Dabei handelt es sich dann meist um einen Diabetes vom Typ 2.

Sie haben es in der Hand!

Allerdings kann der "echte" Diabetes auch erst Jahrzehnte später auftreten. Und man kann dieses Risiko selbst beeinflussen – durch gesunde Ernährung zum Beispiel. Denn letztlich ist der Schwangerschaftsdiabetes ja ein Indiz dafür, dass die Blutzuckerregulation des Körpers störanfällig ist und auf "negative Reize" wie fettreiche Ernährung mit einer Diabetes-Entwicklung reagieren kann.

Quellen:

  • Symposium „Gestationsdiabetes – Gewicht – Bewegung“, Klinikum rechts der Isar, TU München
  • Deutsche Diabetes Gesellschaft

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Autor unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

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Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

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