Wann ist eine Blutung während der Schwangerschaft normal? Und wann droht Gefahr? Der folgende Beitrag beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.
Überblick
Sind Blutungen in der Schwangerschaft normal?
Blutungen treten in der Schwangerschaft vor allem in frühen Stadien recht häufig auf und sind in den meisten Fällen glücklicherweise völlig harmlos. Da die Gründe im Einzelfall aber recht verschieden sein können, sollten Sie sie immer aufmerksam wahrnehmen und durch Ihren Arzt abklären lassen.
Vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel sind Blutungen ein eher seltenes Ereignis, aber sehr ernst zu nehmen, da die Ursache für das Kind lebensgefährlich sein kann. Potenziell lebensbedrohlich für Mutter und/oder Kind kann etwa eine Fehlgeburt oder eine Eileiterschwangerschaft sein.
Verwechslungsgefahr
Nicht zu vergessen und manchmal Anlass für Irritationen ist allerdings auch die Möglichkeit, dass es sich um Blutungen handelt, die gar nichts mit der Schwangerschaft zu tun haben, sondern rein zufällig zeitlich korrelieren (z.B. bei Ektopie). Oder aber um solche, die nur vermeintlich durch ein Geschehen im Geschlechtstrakt zustande kommen (z.B. bei Blasenentzündung oder Hämorrhoiden). In diesem Fall kann die Verwendung eines Handspiegels zur Selbstkontrolle hilfreich sein.
Ursachen
Was kann eine Blutung in der Frühschwangerschaft auslösen?
Zu einer Blutung in der Frühschwangerschaft kann es auf ganz unterschiedlichen Wegen kommen. Zum Aufspüren oder eben Ausschließen der in Frage kommenden Hintergründe ist eine sorgfältige frauenärztliche Untersuchung erforderlich. Mögliche und abzuklärende Ursachen sind:
- Fehlgeburt
- Eileiterschwangerschaft
- Kontaktblutungen
- Pseudomenstruation
- Nidationsblutungen (Blutungen bei der Einnistung)
- Blasenmole
- Placenta praevia (tiefer Sitz des Mutterkuchens)
Häufig bleibt die Ursache gänzlich ungeklärt. Allerdings steht die Fehlgeburt bei den bedrohlichen Ursachen zahlenmäßig an der Spitze. Andererseits ist etwa die Hälfte der Blutungen harmloser Natur, wie z.B. die Nidationsblutung und meistens auch die Kontaktblutung.
Unterschiede Kontakt- und Nidationsblutung
Was sind die Ursachen für Kontaktblutungen?
Kontaktblutungen sind normalerweise harmlos, sie treten nach dem Geschlechtsverkehr, einer Untersuchung oder anderweitiger mechanischer (Über-) Beanspruchung auf. In der Schwangerschaft ist der Muttermund, in dessen Bereich es meist zur ursächlichen Verletzung kleiner Blutgefäße kommt, besonders empfindlich. Die schmierigen oder schleimigen Blutausflüsse können auch erst verzögert am Folgetag oder danach auftreten und sind dann dunkel verfärbt.
Weitere Gründe:
Auch Zellveränderungen und Entzündungen in der Scheide, am Muttermund oder aber am Glied des Mannes können Kontaktblutungen begünstigen. Im Zweifel und bei länger anhaltenden oder häufig auftretenden Blutungen sollten Sie zu Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin gehen, um diese möglichen Ursachen auszuschließen.
Stimmt es, dass in der Frühschwangerschaft Einnistungsblutungen gar nicht so selten sind?
Ja. Bei etwa jeder fünften Schwangeren kommt es zum Zeitpunkt der Einnistung, die etwa zehn Tage nach Befruchtung der Eizelle abgeschlossen ist, zu einer leichten Blutung. Der blutige Ausfluss wird von den betroffenen Frauen mitunter als Regelblutung missinterpretiert.
Der Grund dafür sind Verletzungen der mütterlichen Blutgefäße in der Gebärmutterschleimhaut durch die sich "eingrabende" Blastozyste, also den Mini-Embryo.
Ist eine Einnistungsblutung bedenklich?
In der Regel ist eine Einnistungsblutung (medizinisch: Nidationsblutung) sowohl für die Schwangere als auch für den im Werden begriffenen Embryo ungefährlich.
Wird die Einnistungs- mit der Regelblutung verwechselt, kann es nachfolgend – wenn die Schwangerschaft erst mit dem Ausbleiben der nächsten Menstruation erkannt wird – zu einer Fehleinschätzung der Schwangerschaftsdauer kommen. Spätestens mit der ersten Ultraschalluntersuchung beim Frauenarzt wird die versehentliche „Unterschlagung“ von 3-4 Schwangerschaftswochen korrigiert.
Unterschiede zwischen Einnistungsblutung und Menstruation
Im Unterschied zur Menstruationsblutung ist die Einnistungsblutung meist leichter, besteht häufig nur aus Tropfen oder Schlieren ohne einen kontinuierlichen Blutfluss, tritt etwas früher ein und hält meist nur wenige Stunden an. Ihre Färbung ist eher hellrot statt bräunlich und sie wird in den darauffolgenden Tagen nicht stärker, was normalerweise bei der Regelblutung der Fall ist.
Wie bei jeder Blutung während der Schwangerschaft gilt:
Wird sie stärker und/oder verspüren Sie heftige Schmerzen, sollten Sie umgehend ärztliche Beratung in Anspruch nehmen und unnötige Zeitverluste durch Selbstheilungsversuche vermeiden. Die Abklärung von Art und Ursache der Blutung wird zu Ihrer Beruhigung beitragen und damit letztlich auch Ihrem Kind gut tun.
Wie häufig sind Blutungen in der Schwangerschaft?
Immerhin etwa jede vierte Schwangere erlebt im Verlauf ihrer Schwangerschaft eine oder mehrere Blutungen aus ihrer Scheide. Etwa 20-30% der Schwangeren bluten im Verlauf der ersten 20 Schwangerschaftswochen aus der Scheide oder haben gelegentlich krampfartige Schmerzen. Etwa die Hälfte von ihnen erleidet eine Fehlgeburt.
Blutungen nach Schwangerschaftszeitpunkt
Was sind häufige Ursachen für Blutungen im ersten Schwangerschaftsdrittel?
- Fehlgeburt (Blutungen unterschiedlicher Stärke)
- Blasenmole (meist nur leichte Blutung)
- Eileiterschwangerschaft (meist Schmierblutungen und Unterbauchschmerzen)
Ist eine Blutung in der 7. Woche ein Hinweis auf eine Fehlgeburt?
Normalerweise nicht, wenn es sich um eine leichte Blutung handelt, die auch von selbst wieder aufhört. Denn die kommt in der Frühschwangerschaft zum Zeitpunkt der eigentlichen Regelblutung (Menstruation) häufig vor.
Hält die Blutung aber an und wird möglicherweise auch noch von Krämpfen bzw. Unterleibs- oder Rückenschmerzen begleitet, sollten Sie Ihre Hebamme oder Ihren Frauenarzt kontaktieren.
Was sind häufige Ursachen für Blutungen im zweiten Schwangerschaftsdrittel?
Zu den häufigen Ursachen für Blutungen im zweiten Schwangerschaftsdrittel zählen:
- Plazentalösung: vorzeitige Ablösung des Mutterkuchens von der Gebärmutterwand (individuell unterschiedlich starke Blutungen, meist schmerzhaft)
- Placenta praevia: dem Gebärmutterausgang vorgelagerter Mutterkuchen (meist mittelstarke Blutung und schmerzhaft)
- Störungen der mütterlichen Blutgerinnung (unterschiedlich starke Blutungen)
Maßnahmen
Was ist bei Blutungen in der Schwangerschaft zu tun?
Auch wenn es sich bei einem Teil der Blutungen in der Schwangerschaft um harmlose Vorfälle handelt, empfiehlt sich immer eine Abklärung durch den Frauenarzt oder, abhängig von der Art der Blutung und den Begleitumständen, auch im Krankenhaus. Und wenn es nur dazu dient, sich eine intakte Schwangerschaft bestätigen zu lassen.
Ruhe bewahren und ab in die Klinik
Bei starken Blutungen oder gleichzeitig auftretenden Beschwerden wie Schmerzen oder Schwindel ist es ratsam, sich umgehend in ein Krankenhaus bringen zu lassen. Bis zur ärztlichen Abklärung sollten Sie ruhen und Anstrengungen tunlichst vermeiden. Die verminderte Resistenz durch Blutverluste und Blutreste kann Infektionen begünstigen. Fragen Sie deshalb Ihren Arzt nach weiteren Ratschlägen, beispielsweise bezüglich des Geschlechtsverkehrs, bei dem die Verwendung eines Kondoms ratsam sein kann.
Quellen:
- Leitlinienprogramm Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-063l_S2k_Peripartale_Blutungen_Diagnostik_Therapie_PPH_2016-04.pdf