Unter Schirmherrschaft der
Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V.
Navigator-Medizin.de
   X   

[Krankheiten von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Medikamente von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Diagnostik & Laborwerte von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Therapieverfahren von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Gesundheitsthemen von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Symptome von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   
Suche

Wie äußert sich eine Blasenentzündung? Warum habe ich so oft eine Blasenentzündung? Liegt es am Sex? Wie kann ich mich vor einer Blasenentzündung schützen? Und wie wird sie behandelt? Im folgenden Beitrag finden Sie Fragen und Antworten rund um die Blasenentzündung.

Selbsttest Blasenentzündung

Müssen Sie in letzter Zeit häufiger zur Toilette als sonst?

Grundlagen

Was bedeutet Zystitis?

Zystitis heißt wörtlich übersetzt "Entzündung einer Blase". Obwohl es mehrere Blasen im Körper gibt (z.B. die Gallenblase), ist mit Zystitis (oder Cystitis) immer die Entzündung der Harnblase gemeint. Mitunter wird sie auch Blasenkatarrh oder Urozystitis genannt. Und Ärzte, die Wert darauf legen, verstanden zu werden, lassen all das Kauderwelsch und sprechen von Blasenentzündung oder Harnwegsinfekt.

Tatsächlich handelt es sich bei einer Zystitis oft gar nicht nur um eine Entzündung der Harnblase. Denn die verursachenden Keime treiben oft auch in der Harnröhre ihr Unwesen, also in den ableitenden Harnwegen, über die sie auch hinein gelangt sind.

Die Entzündung der Gallenblase nennen Mediziner übrigens Cholezystitis.

Wissenswertes

Was ist gemeint mit "rezidivierende Harnwegsinfekte" oder "rezidivierende Zystitiden"?

Bei manchen Menschen, vor allem bei Frauen, treten Blasenentzündungen nicht nur einmal, sondern immer wieder auf. Bei etwa jeder dritten Frau mit einem Harnwegsinfekt ist das der Fall. Das nennen Ärzte dann im Befundbericht gern "rezidivierende Harnwegsinfekte" oder noch schlimmer "rezidivierende Zystitiden". Das versteht zwar niemand, aber es klingt sehr kompetent. Zur Erklärung: Der Begriff "rezidivierend" wird in der medizinischen Fachsprache immer dann verwandt, wenn etwas erneut oder wiederholt auftritt. Und die Blasenentzündung heißt medizinisch Zystitis.Von rezidivierenden Harnwegsinfekten oder Zystitiden spricht man streng nach Definition, wenn innerhalb eines Jahres drei oder mehr Blasenentzündungen aufgetreten sind. Oder auch bei zwei Infekten binnen eines halben Jahres.

Wie häufig kommen Blasenentzündungen eigentlich vor?

Das ist gar nicht so einfach abzuschätzen, weil viele Frauen mit Blasenentzündungen gar nicht erst zum Arzt gehen. Männer schon eher, weil sie mit dieser Infektion weniger vertraut sind. Womit wir bei dem ersten Fakt sind: Frauen bekommen sehr viel häufiger eine Blasenentzündung als Männer. Der Grund: Ihre Harnröhre ist kürzer. Der Weg von der Scheide zur Blase ist mit 3-4 cm für Bakterien wesentlich einfacher zu überwinden als die rund 20 cm beim Mann.

Jede zweite Frau betroffen

Zurück zu den Zahlen: Man schätzt, dass etwa jede zweite Frau im Laufe ihres Lebens mindestens einmal einen Harnwegsinfekt bekommt. Viele von ihnen quälen sich sogar mehrmals damit herum. Bei jeder dritten Frau mit einer ersten Blasenentzündung war das nicht der letzte. Die auslösenden Keime stammen dabei fast immer aus dem Darm und wurden unbemerkt vom After nach vorn zur Scheide befördert. So verwundert es auch nicht, dass vor allem bei häufigem Geschlechtsverkehr das Risiko von Blasenentzündungen zunimmt.

Zunahme in höherem Alter

Männer sind aus genannten Gründen deutlich seltener von Harnwegsinfekten betroffen – zumindest in jüngeren Jahren. In höherem Alter gleicht sich das an. Denn dann bekommen es viele Männer mit der Prostata zu tun. Und eine vergrößerte Prostata beeinträchtigt den Harnfluss, was wiederum Bakterien den Aufstieg zur Blase erleichtert.

Grundsätzlich nimmt die Häufigkeit von Harnwegsinfekten in höherem Alter zu. Bei Frauen liegt das vor allem am sinkenden Östrogenspiegel in den Wechseljahren, der die Schleimhaut der unteren Harnwege poröser und damit anfälliger für Bakterien macht. Man schätzt, dass etwa 25% aller Frauen ab dem 65. Lebensjahr mindestens einmal mit einer Blasenentzündung zu kämpfen haben. Bei Männern liegt diese Quote bei rund 10% (und damit deutlich höher als im jungen und mittleren Erwachsenenalter).

Was ist eine Urethritis?

Eine Urethritis ist eine Entzündung der Harnröhre. Also des Ganges, durch den beim Wasserlassen der Harn von der Blase nach draußen befördert wird. Die Harnröhre heißt im medizinischen Fachjargon Urethra, daher diese zungenbrecherische Bezeichnung.

Unterm Strich geht es hier also um einen klassischen Harnwegsinfekt. Da dieser in der Regel vor allem in der Blase sitzt, liest man in Arztbriefen statt Urethritis häufiger Zystitis. Man könnte das auch schlicht und verständlich Blasenentzündung nennen, aber verständliche Ausdrucksformen sind ja nicht unbedingt das, was Arztbriefe auszeichnet.

Ursachen

Was erhöht die Gefahr für eine Blasenentzündung?

In Kurzform: Am häufigsten an einer Blasenentzündung leiden jüngere Frauen mit regelmäßigem Geschlechtsverkehr. Bei den sehr viel seltener betroffenen Männern treten Harnwegsinfekte vor allem in höherem Alter und bei vergrößerter Prostata auf. Bei etwas näherer Betrachtung wird klar, warum das so ist.

Warum sind Frauen grundsätzlich gefährdeter bei Blasenentzündungen?

Eine Blasenentzündung wird in den meisten Fällen von Bakterien verursacht. Und zwar von solchen, die ursprünglich den Darm bevölkerten, sich dann vom Darmausgang nach vorne bewegt haben und danach die Harnwege hinaufgewandert sind.

Diese Bakterien (meist handelt es sich E. coli) haben bei Frauen grundsätzlich sehr viel leichteres Spiel. Denn erstens ist der räumliche Abstand zwischen After und Scheide sehr viel geringer als bei Männern vom After bis zur Penisspitze.

Zweitens, und das ist noch entscheidender, ist die Harnröhre bei Frauen sehr viel kürzer. Der Weg von außen bis zur Blase bemisst sich bei Frauen auf 3-4 cm, bei Männern sind es um die 20 cm. Die unerwünschte Wanderung der Bakterien wird außerdem durch Geschlechtsverkehr begünstigt.

Deshalb haben oft vor allem sexuell aktive Frauen mit wiederholten Harnwegsinfekten zu kämpfen. Und wenn dann in höherem Alter die sexuelle Lust etwas nachlässt, kommt ein anderes Problem hinzu: Nach den Wechseljahren wird die Schleimhaut der Harnröhre nicht mehr so gut durchfeuchtet und damit anfälliger für das Anheften von Bakterien.

Weitere Ursachen und Risikofaktoren

Erhöht eine vergrößerte Prostata das Risiko bei Männern?

Anders als bei Frauen, ist bei Männern häufiger Sex kein Risiko für vermehrte Blasenentzündungen. Aufgrund des langen Weges bis zur Blase haben die Keime hier in der Regel nur eine Chance, wenn andere infektionsfördernde Faktoren hinzukommen.

Zum Beispiel ein beeinträchtigtes Wasserlassen wegen einer vergrößerten Prostata. Da dies in höherem Alter eine sehr häufige Erscheinung ist, verflüchtigt sich die ungleiche Geschlechterverteilung zunehmend im Seniorenalter.

Was gibt es außerdem für Risikofaktoren für eine Blasenentzündung?

Es gibt eine ganze Reihe weiterer Faktoren, die das Risiko für eine Blasenentzündung erhöhen:

  • Unterkühlung (zu dünne Kleidung im Beckenbereich, vor allem im Winter)
  • "falsches" Po-Abwischen (von hinten nach vorn statt von vorn nach hinten)
  • Schwangerschaft (unter anderem wegen des langsamer abfließenden Harns)
  • Blasensteine oder andere Erkrankungen mit gestörtem Harnfluss
  • Diabetes (wegen der damit einhergehenden Abwehrschwäche und des "zu süßen" Urins)
  • andere Erkrankungen mit resultierender Abwehrschwäche
  • Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken (z.B. Kortison)
  • eingeführte Katheter oder andere medizinische Geräte
  • Verhütung mit Diaphragma oder Spermiziden (Sperma-abtötenden Substanzen)
Warum kommt es ausgerechnet in der Schwangerschaft so häufig zu Blasenentzündungen?

Etwa 5-10% aller werdenden Mütter bekommen während der Schwangerschaft eine Blasenentzündung. Diese hohe Empfindlichkeit hat zwei Gründe. Zum einen führt die hormonelle Umstellung dazu, dass sich die Harnwege etwas entspannen und weiten. Dadurch wird der Harnfluss verlangsamt, was Bakterien den "Aufstieg" erleichtert.

Zum anderen führt auch der erhöhte Druck im Unterleib dazu, dass die Keime leichter eindringen können. Da sich außerdem auch noch die Harnzusammensetzung während der Schwangerschaft verändert und vermehrter Glukose und Aminosäuren enthält, werden die Überlebensbedingungen für die Bakterien noch weiter begünstigt.

Ein Harnwegsinfekt in der Schwangerschaft muss besonders ernst genommen werden. Denn ohne Behandlung kommt es bei fast der Hälfte der Frauen zu einer Mitbeteiligung der Nieren. Und das ist gefährlich. Außerdem kann es unbehandelt auch zu Früh- oder sogar Fehlgeburten kommen.

Entsteht eine Blasenentzündung immer durch Bakterien?

Nicht immer, aber meistens. Zwar können in seltenen Fällen auch mal Viren oder Pilze die Ursache sein, aber das ist die Ausnahme. In der Regel hat man es mit Bakterien zu tun. Und hier wiederum mit Abstand am häufigsten mit Escherichia coli (Rufname: E. coli). Allein 80% aller Harnwegsinfekte entfallen auf diesen Erreger.

Die E.-coli-Bakterien stammen dabei in den meisten Fällen aus dem Darm. Das gilt auch für die anderen möglichen Bakterienstämme, zum Beispiel Staphylokokken, Proteus oder Klebsiellen. Fast immer handelt es sich bei den Erregern um ursprüngliche Darmbewohner.

Dort gehören sie zur normalen Flora. Wenn aber E. coli & Co vom Darmausgang Richtung Scheide oder Penis gelangen, können sie im ungünstigsten Fall die Harnwege hinaufwandern und dort eine akute Blasenentzündung auslösen.

Selbst-Ansteckung auf der Toilette oder beim Sex

Ein solch unerwünschter Ortswechsel kann beim Toilettengang passieren, oder auch beim Geschlechtsverkehr. In der medizinischen Fachsprache wird das "Schmierinfektion" genannt.

Eine sehr effektive Vorsorge ist das Po-Abwischen von vorn nach hinten und das Wasserlassen und Waschen nach dem Sex.

In ganz seltenen Fällen kann eine Blasenentzündung übrigens auch ganz ohne Erreger entstehen. Zum Beispiel als Nebenwirkung gegenüber bestimmten Medikamenten oder auch infolge einer Bestrahlung im Bereich des Beckens.

Können häufige Blasenentzündungen ein Hinweis auf eine Multiple Sklerose sein?

Ja, allerdings muss man gleich zu Beginn klar betonen, dass die meisten Blasenentzündungen absolut nichts mit der Multiplen Sklerose (MS) zu tun haben. Auch ein gehäuftes Auftreten hat in der Regel andere Ursachen.

Dennoch stimmt auch: Kommen gehäufte Blasenentzündungen infolge einer erhöhten Restharnmenge vor, kann das mit einer Multiplen Sklerose zusammenhängen. Denn MS-Betroffene haben häufig neurogene Blasenentleerungsstörungen, bei denen zu viel Urin nach dem Wasserlassen in der Blase zurückbleibt. Dies fördert die Vermehrung von Bakterien und damit Blaseninfektionen.

Wer also bei bekannter MS-Erkrankung immer wieder Blasenentzündungen entwickelt, sollte sich auf jeden Fall von einem Urologen untersuchen lassen. Das ist wichtig, um chronische Schäden vor allem an den Nieren zu verhindern.

Symptome

Welche Symptome sind typisch bei einer Blasenentzündung?

Eine Blasenentzündung macht sich fast immer beim Wasserlassen bemerkbar. Wenn es dabei plötzlich brennt und der Toilettengang zur Qual wird, dann ist das ein klares Indiz für einen akuten Harnwegsinfekt.

Manchmal werden diese brennenden Schmerzen beim Wasserlassen noch begleitet von etwas höher sitzenden Unterleibsschmerzen. Die können entstehen, wenn sich die entzündete Blase immer wieder krampfartig zusammenzieht.

Ständiger Harndrang, auch ohne volle Blase

Typisch für eine Blasenentzündung ist außerdem, dass man fast ständig Harndrang verspürt, dann aber meist nur wenig Urin ablassen kann. Auch nachts muss man meist häufiger auf die Toilette. Gleichzeitig entsteht oft das Gefühl, gegen einen Widerstand anzudrücken.

Mitunter kann auch Blut im Urin sichtbar sein, das ist aber eher die Ausnahme als die Regel, zumal man geringe Blutbeimengungen mit bloßem Auge oft gar nicht erkennen kann.

Ständiger Harndrang und Beschwerden beim Wasserlassen können übrigens auch Anzeichen für andere Erkrankungen sein. Eine mögliche Differentialdiagnose ist z.B. die Reizblase, die sich ganz ähnlich wie eine Blasenentzündung äußern kann.

Welche weiteren Beschwerden sind möglich?

Achtung bei Fieber und Rückenschmerzen

Vorsicht ist geboten, wenn sich zu diesen Symptomen noch Fieber oder Schmerzen im Rücken oder an der Bauchseite hinzugesellen. Dann kann es nämlich sein, dass sich die Keime weiter aufwärts bewegt und auch die Nieren befallen haben. Eine solche drohende Nierenbeckenentzündung ist wegen ihrer möglichen Folgeschäden absolut ernst zu nehmen. Wenn Sie solche Beschwerden entwickeln, sollten Sie also schleunigst einen Arzt aufsuchen.

Diagnose

Was zeigt sich in der Urinprobe, wenn eine Blasenentzündung vorliegt?

Wenn Sie mit einer vermeintlichen Blasenentzündung zum Arzt gehen, ist eine Untersuchung des Harns obligatorisch. Auch dann, wenn die Diagnose anhand der Beschwerden fast eindeutig ist. Sie müssen in der Praxis also eine Urinprobe abgeben (passiert vor Ort). Diese wird dann zum einen per Teststreifen, zum anderen unter dem Mikroskop untersucht.

Der Teststreifen zeigt innerhalb von Sekunden an, ob sich weiße oder rote Blutkörperchen im Harn befinden. Außerdem reagiert er mit entsprechenden Verfärbungen, wenn sich Nitrit im Urin befindet. Und Nitrit ist das klassische Abbau-Produkt von Bakterien. Die mikroskopische Untersuchung ist dann eher eine Bestätigung des Teststreifen-Befunds. Im Falle einer Blasenentzündung sieht der Laborant dann sowohl die leibhaftigen Keime als auch typische Harnkristalle.

Mitunter wird zusätzlich auch noch eine sogenannte Urin-Kur angelegt, in der die enthaltenen Bakterien weiterwachsen können. Damit lassen sich dann die Keime ganz genau identifizieren. Das kann manchmal hilfreich für eine zielgenauere Antibiotika-Therapie sein.

Befinden sich im "Normalzustand" Keime in der Blase?

Nein. Das ist anders als im Darm, in dem ja Bakterien zur normalen Flora gehören und sogar erwünscht sind, weil sie die Verdauung fördern. In der Blase und den gesamten ableitenden Harnwegen haben die Keime hingegen nichts zu suchen.

Wenn sich also Bakterien in der Blase oder im Harn befinden, ist das immer ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Bemerkbar machen sich die Keime meist in Form einer Blasenentzündung.

Von drinnen nach draußen nach drinnen

Die Bakterien nehmen dabei fast immer den Weg von unten nach oben. Sie kommen also von außen und gelangen über die Scheide bei der Frau oder den Penis beim Mann bis zur Blase. Aber wer nun meint, es mit Erregern zu tun zu haben, die man sich irgendwo auf einer fremden Toilette zugezogen hat, der irrt. Die Auslöser einer Blasenentzündung stammen gemeinhin nämlich aus dem Darm. Es handelt sich also um genau jene Bakterien, die im Verdauungstrakt normale Mitbewohner sind. Über eine sogenannte Schmierinfektion gelangen sie vom Darmausgang bis zur Scheide (oder seltener zum Penis) und im ungünstigsten Fall dann hinauf in die ableitenden Harnwege.

Meist handelt es sich dabei übrigens um Escherichia coli (E. coli), mitunter aber auch um Bakterien aus der Staphylokokken- oder Proteus-Familie.

Vorbeugung

Wie kann man sich vor einer Blasenentzündung schützen?

Kaum eine andere Infektion kann man so einfach verhindern wie eine Blasenentzündung. Es genügen einige Vorsichtsmaßnahmen. Zwar gibt es auch dann keine Garantie, dass kein Harnwegsinfekt auftritt. Aber die Wahrscheinlichkeit sinkt relevant.

Insbesondere wenn Sie schon einmal eine Blasenentzündung hatten, sollten Sie sich so gut wie möglich vor einer Wiederholung schützen. Denn dann ist das Risiko für weitere Harnwegsinfekte leider höher, als wenn Sie noch nie darunter gelitten haben. Aber eben nur, wenn Sie sich zu wenig schützen.

Tipps, Impfungen und spezielle Diäten

Welche Tipps helfen einer Blasenentzündung vorzubeugen?

Folgende Tipps können helfen eine Blasenentzündung zu vermeiden:

  • Waschen Sie sich regelmäßig im Genitalbereich. Insbesondere vor und nach dem Geschlechtsverkehr ist eine gründliche Reinigung empfehlenswert, denn dabei kommt es relativ häufig zu einer Keimeinschleppung. Nicht durch den Partner, sondern durch Darmbakterien, die sich in Ihrer After-Umgebung herumtreiben.
  • Aber verzichten Sie auf Intim-Sprays und ähnlich aggressive, stark parfümierte Substanzen. Die schützen nicht, sondern fördern eher eine Blasenentzündung.
  • Gehen Sie nach dem Geschlechtsverkehr zum Wasserlassen auf die Toilette. Damit spülen Sie mögliche Eindringlinge hinaus.
  • Trinken Sie immer reichlich. Diese Empfehlung kann man eigentlich immer geben, aber neben vielen anderen Erkrankungen tritt auch eine Blasenentzündung seltener auf, wenn die Harnwege gut durchgespült werden.
  • Wischen Sie sich Ihren Po nach dem Stuhlgang immer von vorn nach hinten ab. Denn das Toilettenpapier kann sonst unbemerkt Darmkeine in die gefährliche Region tragen.
  • Vermeiden Sie Kälte im Genitalbereich. Langes Sitzen auf kaltem Untergrund oder auch das Anbehalten nasser Badekleidung können wegen der entstehenden leichten Unterkühlung das Eindringen von Bakterien in die Harnwege deutlich erleichtern.
  • Seien Sie besonders aufmerksam, wenn Sie schwanger sind, denn dann ist das Risiko für Harnwegsinfekte grundsätzlich erhöht.
  • Ähnliches gilt in den Wechseljahren und bei Männern mit vergrößerter Prostata.
Gibt es eine Impfung gegen Harnwegsinfekte?

Ja. Allerdings handelt es sich hier um ein noch nicht etabliertes Verfahren, weil zu wenige Daten über die Langzeiteffekte vorliegen. Es kann aber offenbar in seltenen Fällen zu schweren Unverträglichkeitsreaktionen bis hin zum allergischen Schock kommen. Vor allem deshalb raten die ärztlichen Fachgesellschaften von dieser Maßnahme ab.

Das Prinzip beruht auf der Injektion von inaktivem Bakterienmaterial. Genauer gesagt aus einer Mischung der wichtigsten Keime (abgetötete E. coli, Klebsiellen, Proteus u.a.). Es gibt wie bei anderen Impfungen auch eine Grundimmunisierung und später Auffrischungsimpfungen.

Alternativ zur Injektion gibt es auch eine Schluckimpfung. Hier besteht der Impfstoff nur aus E.-coli-Proteinen, dem mit Abstand häufigsten Auslöser einer Harnwegsinfektion. Es gelten aber die gleichen Bedenken wie bei der Injektion.

Was ist eine Schaukeldiät gegen Harnwegsinfekte?

Bei einer Schaukeldiät isst man abwechselnd säurereiche und basenreiche Kost. Damit soll im Harn nacheinander ein besonders saures und ein besonders alkalisches Milieu geschaffen werden. Das Ziel ist, damit alle denkbaren Erreger einer Blasenentzündung zu vertreiben. Es gibt nämlich unter den verantwortlichen Bakterien sowohl säureliebende Stämme (denen die basenreiche Ernährung nicht bekommt) als auch solche, die es eher bei höheren ph-Werten kuschelig finden (und die saure Kost hassen).

Der basische Teil der Schaukeldiät kann zum Beispiel bestehen aus:

  • Obst
  • Gemüse
  • Trockenfrüchte
  • Linsen

Ein saures Milieu im Harn erzeugen eher die weniger gesunden Dinge wie:

  • Wurst
  • Fleisch
  • Käse
  • Weißbrot und weitere Weißmehlprodukte

Eine Schaukeldiät ist eher etwas für die Vorbeugung. Im Falle einer akuten Blasenentzündung schadet sie zwar auch nicht, ist als therapeutische Maßnahme aber in der Regel nicht stark genug.

Behandlung

Wann sollte man mit einer Blasenentzündung lieber zum Arzt gehen?

In vielen Fällen heilt eine Blasenentzündung ohne weitere Komplikation von selber wieder aus. Medikamente, die die Beschwerden lindern und die Heilung fördern, bekommt man rezeptfrei in der Apotheke.

Wenn die Beschwerden allerdings nach drei Tagen nicht wieder verschwunden oder zumindest auf dem Rückmarsch sind, sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Das gilt auch dann, wenn stärkere Schmerzen im Unterbauch oder Rücken auftreten oder wenn der Urin blutig oder trübe aussieht. Auch wenn Sie Fieber bekommen oder sich schwerer krank fühlen, sollten Sie einen Arztbesuch auf keinen Fall hinauszögern.

Achtung bei Fieber oder Rückenschmerzen

Die größte Gefahr bei einer Blasenentzündung ist ein Aufsteigen der Infektion in die Nieren. Eine solche Nierenbeckenentzündung ist wegen der Gefahr einer Nierenschädigung absolut ernst zu nehmen und muss dringend behandelt werden (meist mit Antibiotika). Erste Anzeichen für eine bakterielle Entzündung der Nieren sind meist Fieber, Schmerzen im Rücken oder in den Flanken sowie ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl.

Abb. Blasenentzündung;: Achtung! Bei starkem Krankheitsgefühl und Fieber kann die Blasenentzündung zu den Nieren hochgestiegen sein.

Antibiotika können mitunter aber auch ohne Beteiligung der Nieren notwendig werden, wenn die Infektion nicht rasch wieder abklingt. Nach europäischen Leitlinien sollten bei Harnwegsinfekten sogar grundsätzlich Antibiotika verordnet werden. Und das geht dann nur über den Arzt. Deshalb gilt: Wann immer eine Blasenentzündung mehr wird als eine lästige, kurzfristige Irritation, sollten Sie aus Sicherheitsgründen zum Arzt.

Sind bei einer Blasenentzündung immer Antibiotika notwendig?

Nein. In etwa jedem dritten Fall verschwindet die Infektion auch ohne Antibiotika wieder. Allerdings wird dennoch von den meisten Ärztegesellschaften empfohlen, einen Harnwegsinfekt mit Antibiotika zu behandeln. Ihre Begründung: Die Wahrscheinlichkeit einer raschen Ausheilung ist damit deutlich höher und die Gefahr einer Ausbreitung der Blasenentzündung, zum Beispiel in die Nieren, wird gesenkt.

Daran ist nicht zu rütteln, allerdings gibt es auch viele Ärzte, die ein abwartenderes Vorgehen befürworten. Sie empfehlen bei leichteren Beschwerden über die ersten 2-3 Tage eine rein symptomatische Behandlung (viel trinken, pflanzliche Medikamente) und erst, wenn das nicht fruchtet oder die Beschwerden zunehmen, einen Umstieg auf Antibiotika.

Nicht alle Antibiotika wirksam

Ein Problem an den Antibiotika ist allerdings die zunehmende Entwicklung von Resistenzen. Also von Bakterien, denen man mit den üblichen Antibiotika nichts mehr anhaben kann. Entstanden ist diese Dilemma unter anderem dadurch, dass insgesamt in der Medizin zu schnell und zu häufig Antibiotika verschrieben werden. Im Falle einer Blasenentzündung bedeutet das, dass bei der Auswahl der geeigneten Präparate der aktuellen Wissensstand zu Resistenzen berücksichtigt werden muss.

Ungeachtet dieser Problematik gilt: Wann immer eine Blasenentzündung stärkere Beschwerden verursacht oder es gar Anzeichen für ein Aufsteigen in die Nieren gibt (Fieber, Rückenschmerzen), muss in jedem Fall mit Antibiotika behandelt werden.

Antibiotika bei Blasenentzündung

Welche Antibiotika sind bei einer Blasenentzündung wirksam?

Zu den „einfachen“ Antibiotika, die bei einer unkomplizierten Blasenentzündung eingesetzt werden, zählen beispielsweise die Arzneistoffe Fosfomycin, Nitrofurantoin und Trimethoprim/Sulfamethoxazol. Sie werden über einen kurzen Zeitraum gegeben, ein paar Tage reichen meist aus.

Zur Gruppe der sogenannten Fluorchinolone zählen Mittel wie Ciprofloxacin und andere „Floxacine“. Sie wirken oft breiter und erfassen eine größere Anzahl an Keimen, können aber zu einer Reihe von Nebenwirkungen an Herz, Nerven und Sehnen führen.

Mittel aus der Gruppe der Penicilline (z.B. Amoxicillin) oder penicillinähnlicher Stoffe (Cephalosporine wie z.B. Cefaclor oder Cefuroxim) kommen ebenfalls bei Harnwegsinfekten zum Einsatz. Betroffene, die stationär im Krankenhaus behandelt werden, bekommen noch stärkere Arzneimittel, die häufig in die Vene verabreicht werden.

Welches Antibiotikum: Was sagen die ärztlichen Leitlinien?

In der 2017 aktualisierten S3-Leitlinie zum Management unkomplizierter Harnwegsinfektionen wird für die antibiotische Therapie der bevorzugte Einsatz von Fosfomycin empfohlen (Empfehlungsgrad: A; Evidenzgrad: 1a). Für Fosfomycin sprechen dabei vor allem seine gute Verträglichkeit und die hohe Erregerempfindlichkeit bzw. günstige Resistenzsituation.

Als weitere Mittel der 1. Wahl werden

  • Nitrofurantoin,
  • Nitroxolin und Pivmecillinam
  • sowie Trimethoprim

in Abhängigkeit von der lokalen Resistenzlage (Resistenzraten < 20%) aufgeführt. Allerdings wird Nitrofurantoin aufgrund bestehender Risiken von der KBV abweichend von der S3-Leitlinie bei Frauen lediglich als Reservemittel eingestuft.

Zu Nitroxolin existieren bisher nur geringe Erfahrungen und bei Pivmecillinam ist u.a. die Gefahr eines Carnitinmangels bei längerer bzw. häufig wiederholter Anwendung zu beachten.

Welche Risiken und Nebenwirkungen können Antibiotika haben?

Antibiotika galten lange als Wundermittel. Und tatsächlich können sie Infektionen schnell und effektiv behandeln. Ganz unproblematisch ist ihre Verwendung jedoch nicht. Wie alle Medikamente können auch sie Nebenwirkungen auslösen.

Zu den unerwünschten Effekten zählen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt wie Übelkeit, Verstopfung und Durchfall. Daneben können verschiedene Formen allergischer Reaktionen mit Hausausschlag oder gar Luftnot auftreten. Zudem kann jedes Mittel für sich zu spezifischen Problemen führen.

Kollateralschaden am Darm

Einige Wirkstoffgruppen verändern die Zusammensetzung der Darmflora und begünstigen, dass ein Bakterium namens Clostridium difficile überhand nimmt und zu einer eigenständigen Erkrankung führt. Die sogenannte Clostridienenteritis tritt unter anderem mit teils blutigen Durchfällen auf und muss selbst wiederum antibiotisch behandelt werden.

Wenngleich prinzipiell alle Antibiotika eine Clostridienenteritis auslösen können, gibt es doch ein paar besonders relevante Kandidaten (z.B. Cephalosporine, Aminopenicilline und Fluorchinolone) und andere, die in dieser Hinsicht weniger problematisch sind (beispielsweise Fosfomycin, Nitrofurantoin, Trimethoprim/Sulfamethoxazol).

Resistente Bakterien

Bakterien haben mit den Jahren Abwehrmechanismen (Resistenzen) gegen Antibiotika entwickelt. Oft wirken einzelne Mittel noch, aber eben nicht immer. Es gibt inzwischen Keime, gegen die kein einziges Medikament mehr hilft. Im Extremfall können Menschen an solch hartnäckigen Erregern versterben.

Beispiele für Problemkeime, die besonders in Kliniken und auf Intensivstationen zu großen Schwierigkeiten führen, sind Bakterien mit den Namen ESBL (Extended-Spectrum Betalactamasen), VRE (Vancomycin-resistente Enterokokken) und MRSA (Methicillin-resistenter Staphylokokkus aureus). Die Abkürzungen beschreiben jeweils den Mechanismus, mit dem sich ein Erreger gegen Antibiotika wehren kann.

Resistente Keime stellen sowohl für jeden Menschen individuell als auch gesellschaftlich weltweit ein großes Problem dar. Überdies wurde die Forschung für neue Mittel zum aktuellen Zeitpunkt zurückgestellt. Angesichts dessen betonen Mediziner immer wieder, wie wichtig die Entwicklung von neuen Medikamenten ist und mahnen, den Einsatz und Umgang mit Antibiotika zu überdenken und sie mit Bedacht einzusetzen.

Wichtig: Fällt die Wahl auf ein Antibiotikum, müssen sich Ärzte und Betroffene an die entsprechenden Empfehlungen der Leitlinien halten. Mit jedem Medikamenteneinsatz steigt das Risiko einer Resistenzentwicklung, einige Wirkstoffe fördern sie zudem stärker als andere. Substanz, Dosis und Dauer haben großen Einfluss darauf, ob Bakterien Abwehrmechanismen entwickeln und im schlimmsten Fall auf kein Antibiotikum mehr ansprechen.

Harnwegsinfekt: Gegen welche Antibiotika sind die Bakterien häufig resistent?

Es gibt eine ganze Reihe an Antibiotika, die bei Harnwegsinfekten vor einigen Jahren noch gut wirkten und die heute oft keinen Effekt mehr haben. Der Grund: Viele der verursachenden Bakterien haben mittlerweile Resistenzen gegen diese Medikamente entwickelt.

Zwei Beispiele:

  • Das früher häufig eingesetzte Ampicillin wirkt in 60% der Fälle nicht mehr gegen Escherichia coli (E. coli), den häufigsten Erreger von Harnwegsinfekten.
  • Auch die früher gängige Antibiotika-Kombination aus Trimethoprim und Sulfamethoxazol kann in 30% der Fälle nichts mehr gegen E. coli ausrichten.

Daher wurden in der Folge häufig sogenannte Chinolone (Gyrasehemmer) verschrieben. Doch auch gegen diese moderneren Antibiotika sind E.-coli-Stämme mittlerweile in jedem zehnten Fall resistent.

Was kann man neben den Medikamenten noch tun, um eine Blasenentzündung schnell wieder loszuwerden?

Ganz wichtig ist, viel zu trinken. Denn umso mehr Flüssigkeit durch die Nieren und ableitenden Harnwege fließt, umso besser werden die Bakterien wieder rausgespült. Auf diesem Effekt beruhen auch die zahlreich angebotenen "Blasentees", die letztlich nichts anderes sind, als dünner, gut durchspülender Tee.

Da das Wasserlassen bei einer Blasenentzündung meist etwas schmerzhaft ist und brennt, ist die Neigung natürlich groß, nicht so viel zu trinken. Aber hier kann man nur sagen: Überwinden Sie sich, es lohnt sich!

Auch Wärme wichtig

Beschwerdelindernd kann auch eine Wärmeflasche sein, oder auch ein warmes Sitzbad (Popo im Becken). Denn dadurch entspannt sich die entzündlich verkrampfte Blasenmuskulatur.

Wichtig ist außerdem, den Genitalbereich warm zu halten. Denn Unterkühlung, z.B. im Winter durch zu dünne Hosen oder im Sommer durch nasse Badekleidung, ist wie eine Dinner-Einladung für Bakterien. Untersuchungen haben gezeigt, dass sogar kalte Füße das Auftreten einer Blasenentzündung begünstigen können.

Pflanzliche Medikamente gegen Blasenentzündung

Kann man eine Blasenentzündung auch pflanzlich behandeln?

Ja. Zwar empfehlen die europäischen Leitlinien bei Blasenentzündungen grundsätzlich eine Antibiotika-Therapie. Allerdings klingen viele Harnwegsinfekte auch innerhalb weniger Tage ohne Antibiotika wieder ab. Pflanzliche Medikamente können hier sowohl die Beschwerden lindern als auch den Heilungsverlauf fördern. Auch als ergänzende und begleitende Behandlung bei Antibiotika kommen pflanzliche Arzneistoffe in Betracht.

Eine rein pflanzliche Behandlung als alleinige Maßnahme ist vertretbar bei:

  • einem beginnenden Harnwegsinfekt mit nur leichten Beschwerden
  • Vorbeugung vor wiederholten Harnwegsinfekten (z.B. bei Frauen mit hoher sexueller Aktivität, die häufig darunter leiden)
  • der Reizblase (kein Infekt, aber Schmerzen und ständiger Harndrang aufgrund einer Überempfindlichkeit der Blasenmuskulatur, häufig Folge wiederholter Blasenentzündungen zuvor)

Vielfältige Wirkungen pflanzlicher Arzneistoffe

Die Heilpflanzen, die bei einer Blasenentzündung eingesetzt werden, wirken teilweise entzündungshemmend, mitunter auch diuretisch, also wassertreibend. Beide Effekte können die Symptomatik einer Blasenentzündung wirksam eindämmen.

Es gibt auch pflanzliche Wirkstoffe, die direkt Bakterien abtöten oder am Wachstum hemmen können. Und einige Heilpflanzen haben zudem eine entspannende Wirkung auf die Blasenmuskulatur und lindern auf diese Weise die oft schmerzhaften Verkrampfungen der Blase beim Wasserlassen.

Wichtig bei einer pflanzlichen Therapie ist aber, sich in schwierigeren Fällen nicht allein darauf zu verlassen. Wenn eine Blasenentzündung länger als drei Tage anhält oder wenn stärkere Krankheitszeichen wie Fieber oder Rückenschmerzen auftreten, kann eine Antibiotikatherapie unumgänglich sein. Auch wegen der möglichen Gefahr für die Nieren sollten Sie dann auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.

Was bewirkt die Heilpflanze Liebstöckel bei einer Blasenentzündung?

Liebstöckel, genauer gesagt die Liebstöckelwurzel, ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine hilfreiche Heilpflanze bei Harnwegsinfekten. Denn mit ihren verschiedenen Inhaltsstoffen kann die Liebstöckelwurzel sowohl die akuten Symptome lindern als auch den Heilungsverlauf fördern.

Ausschwemmung der Keime

Die ätherischen Öle der Arzneipflanze wirken vor allem diuretisch, fördern also die Wasserausscheidung über die Nieren. Dadurch kommt es zu einer besseren Durchspülung der ableitenden Harnwege, was im Falle einer Blasenentzündung die Ausscheidung der Keime fördert.

Andere in der Liebstöckelwurzel enthaltene Wirkstoffe haben spasmolytische Eigenschaften. Dadurch werden die bei einer Blasenentzündung häufig auftretenden Krämpfe der Blase gelindert. Und darüber hinaus haben weitere Wurzelbestandteile auch noch antibakterielle Wirkungen.

Liebstöckel gehört daher schon seit langem zu den bewährten Heilpflanzen, wenn es um eine natürliche Behandlung von Harnwegsinfekten geht.

Was bewirkt die Heilpflanze Tausendgüldenkraut bei einer Blasenentzündung?

Tausendgüldenkraut gilt schon seit langem als sehr wirksames, natürliches Arzneimittel gegen Harnwegsinfekte. Die Heilpflanze lindert die akuten Beschwerden einer Blasenentzündung und fördert zudem die Ausheilung. Was über lange Zeit reine Erfahrungsmedizin der Naturheilkunde war, ist mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen.

Gegen Schmerzen und Krämpfe

So führen die Inhaltsstoffe der Pflanze zu einer Entspannung der Blasenmuskulatur und lindern damit die oft krampfartigen Schmerzen bei einer Blasenentzündung. Darüber hinaus haben sie bakterienabtötende Wirkungen. Eine antibakterielle Wirkung wurde in Laboruntersuchungen sowohl für Escherichia coli als auch für Staphylokokkus aureus nachgewiesen, zwei der Hauptverursacher von Harnwegsinfekten.

Außerdem fördert Tausendgüldenkraut die Harnbildung und damit die Durchspülung der unteren Harnwege. Auch entzündungshemmende und krampflösende Effekte sind nachgewiesen.

Prognose

Wie groß ist die Gefahr, dass aus einer Blasenentzündung eine Nierenentzündung wird?

Zum Glück relativ klein. Selbst wenn ein Harnwegsinfekt unzureichend behandelt wird, steigen die Bakterien nur in 2% aller Fälle in die Nieren auf. Dennoch ist es bei einer Blasenentzündung wichtig, auf Anzeichen einer Nierenbeteiligung zu achten. Denn eine unbehandelte oder zu spät behandelte Nierenbeckenentzündung kann zu schweren, dauerhaften Schäden des Organs führen.

Das wichtigste Alarmsignal ist Fieber. Auch Rückenschmerzen bzw. Schmerzen an der Bauchseite sind ein möglicher Hinweis auf eine Entzündung der Nieren. Aufschluss kann aber nur der Arztbesuch geben. Mit Hilfe einer körperlichen Untersuchung, einer Urinprobe und einer Ultraschalluntersuchung kann der Arzt eine mögliche Nierenbeteiligung rasch feststellen. Um Schlimmeres zu verhüten, müssen dann in der Regel sofort Antibiotika eingenommen werden.

Woran erkennt man, dass eine Blasenentzündung auf die Nieren übergreift?

Mit einer Nierenbeckenentzündung ist nicht zu spaßen. Umso wichtiger ist es, bei einem Harnwegsinfekt auf mögliche Vorzeichen zu achten, denn die häufigste Ursache einer Nierenbeckenentzündung (medizinisch: Pyelonephritis) ist eine Blasenentzündung. Zwar ist eine solche Komplikation die Ausnahme. Trotzdem ist es wichtig, aufmerksam zu sein.

Eine Nierenbeckenentzündung äußert sich meist durch ein schweres Krankheitsgefühl (viel ausgeprägter als bei einer normalen Blasenentzündung) und folgende Symptome:

  • Fieber und Schüttelfrost
  • Schmerzen im Rücken und in den Flanken
  • starker Harndrang, bei nur geringer Auswurfmenge (identisch mit Blasenentzündung)
  • Schmerzen beim Wasserlassen (identisch mit Blasenentzündung)
  • trüber, mitunter auch blutiger Urin

Warum ist es so wichtig, sich dann nicht einfach ins Bett zu legen, sondern sofort einen Arzt aufzusuchen? Weil eine Nierenbeckenentzündung unbehandelt zu einer kompletten Zerstörung der betroffenen Niere führen kann. Im schlimmsten Fall also endet eine Pyelonephritis mit der operativen Entfernung einer Niere oder der Dialyse. Das passiert aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht, wenn Sie richtig reagieren. Da die Erreger fast immer Bakterien sind, lässt sich die Infektion in den meisten Fällen sehr gut mit Antibiotika behandeln.

Quellen:

  • 2. Leitlinienprogramm DGU. Interdisziplinäre S3-Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. Langversion 1.1-2, 2017. AWMF-Registernummer: 043/044. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-044l_S3_Harnwegsinfektionen_2017-05.pdf (Zugriff am 16.10.2018)
  • Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Rationale Antibiotikatherapie bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen. Wirkstoff aktuell, Ausgabe 3/2017

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentar schreiben

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

mehr Informationen


 
Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

Dr. med. Michaela Hilburger
Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Klinikum Landshut gemeinnützige GmbH, Abteilung Urologie, Landshut

mehr Informationen

Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

mehr Informationen

Navigations-Menü & weitere Artikel zum Thema Top

Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Haupt-Autor
Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

mehr Informationen

 

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

mehr Informationen