Haupt-Autorin des Artikels
Dr. med. Susanne Endres
Fachärztin für Innere Medizin
Ja, soweit nicht gerade ein akuter Krankheitsschub mit ausgeprägten Wahnvorstellungen u.ä. vorliegt, können Menschen mit Schizophrenie problemlos arbeiten. Sie sollten dies auch tun, um einer sozialen Ausgrenzung von vornherein entgegenzuwirken. Denn sozialer Rückzug ist tendentiell eher ein Krankheitsverstärker, während täglicher gesellschaftlicher Kontakt wie z.B. im Beruf eher gut tut.
Behandlung geht immer vor
In akuten Krankheitsphasen ist Arbeiten in vielen Fällen aber nicht möglich. Hier steht die Behandlung im Vordergrund, damit sich die akuten Symptome bessern. Sich zur Arbeit zu zwingen, während die Gedanken gerade verrückt spielen, bringt dann oft mehr Nachteile als Vorteile. Diese Entscheidung hängt aber auch sehr von der Ausprägung der Schizophrenie ab, es gibt ja auch sehr milde Schübe.
Fazit: Generell ist die Schizophrenie nur ganz selten ein Grund, dauerhaft nicht mehr zu arbeiten.
Es gibt natürlich Berufe, bei denen paranoide Tendenzen ein großer Nachteil sind (z.B. Influencer, der nicht mit Grafiken arbeitet, sondern sich selbst in den Videos zeigt). Das kann nach hinten losgehen.
Es gibt aber auch Berufe, bei denen paranoide Tendenzen ein großer Vorteil sein können (z.B. Verbraucherschutz, Arbeitsschutz auf Baustellen etc). Die organisierte Kriminalität arbeitet teilweise so verdeckt, dass die praktisch nur von paranoiden Menschen gefunden werden kann. Aber das machst du eher als freiberuflicher Journalist, nicht als Beamter, weil du mit dieser Krankheit nur schwer Beamter werden kannst. Es sei denn, du bist es schon vor dem Krankheitsausbruch.
Die natürliche Selektion hat dazu geführt, dass vorsichtigere Menschen eher überlebt haben. Es gibt viele Menschen die paranoide Tendenzen haben. Wer das nicht glaubt, gucke sich bitte bei Youtube im Channel von Spiegel ''Best Of Hygienedemos" an. Seitdem ich dieses Video gesehen habe, glaube ich, weniger krank zu sein, als ich es vorher dachte.
Da sich die Menschen aber relativ früh in Gruppen organisiert haben, hat es nur noch wenige paranoide ''Wächter'' gebraucht, um auf Gefahren aufmerksam zu machen und Alarm auszulösen. Deshalb sind heute nicht ALLE super ängstlich oder gar paranoid. Danke an die paranoiden Wächter an dieser Stelle :-)
Wichtig zu verstehen ist, dass die paranoide Tendenz in der Genetik (Klavier) angelegt ist und durch die Epigenetik(Klavierspieler) aktiviert werden kann.
Wenn du eine paranoide Genetik hast und dich permanent in ''angstauslösenden Situationen'' befindest, spielt die Epigenetik deine paranoide Grundgenetik immer wieder an, sodass diese immer stärker aktiviert wird. Verhaltenstherapie hilft immer, aber immer nur bis zu einem gewissen Grad.
Paranoide Menschen haben es momentan wieder etwas schwerer, obwohl die Behandlungen besser geworden sind. Das liegt an den gesellschaftlichen Problemen. Auch das Problem mit Berufssuche bzw. Arbeitslosigkeit führt nicht nur bei paranoiden Menschen zu einer ''Angst vor Armut'', also zu einer ''angstauslösenden Situation''. Obendrauf dann noch die Hetze gegen Arbeitslose. Das ist schon wirklich übel.
Es ist also auch eine gesellschaftspolitische Frage, ob es Menschen mit so einer Krankheit/Störung/Behinderung/(Talent/Vorteil!) schaffen, sich gesellschaftlich zu emanzipieren, oder eher nicht. Wir brauchen Leute, die furchtlos sind genau so sehr, wie wir Menschen mir paranoiden Tendenzen brauchen. Schon mal eine Fußballmannschaft gesehen, die nur aus Verteidigern oder Stürmern besteht? :-)
Das mit den Medikamenten ist so eine Sache. Ich vergleiche das sehr gerne mit der Krankheit ''Diabetes''. Der Diabetiker muss Medikamente nehmen, muss aber auch seine Ernährung umstellen.
Bei der Genetik kann man den Leuten schlecht helfen. Die ist unveränderbar. Aber die Epigenetik kann durch Verhaltenstherapie gut behandelt werde. Soziale Hilfen sind genau so wichtig.
Wenn ein paranoider Mensch direkt neben einem Hochhaus (viele Fenster = viele potenzielle Beobachter) wohnt und angibt, sich dadurch beobachtet zu fühlen, dann sollte dieser Person geholfen werden in eine andere Wohnung zu ziehen, statt ihn auf eine höhere Dosierung seines Medikamentes (Nebenwirkungen) einzustellen. Binsenweisheit, ich weiß.
Die Arbeit mit Tieren oder Pflanzen ist eine wirklich gute Alternative. Wenn ihr richtig Glück habt, geht ihr für ältere Menschen ohne Erben den Hund ausführen und bekommt evtl. das Haus und Grundstück vererbt. Gassigehen/Katzensitting = wenig Geld aber tolle und heilsame Arbeit. Wer könnte besser auf deine Katze oder Hund aufpassen, als ein paranoider Sitter? NIEMAND!
Auf jeden Fall die beruflichen Möglichkeiten nutzen. Es gibt Quoten für Menschen mit Behinderung auf dem 1. Arbeitsmarkt. Es gibt auch Chefs, die ein paranoides Kind haben und deshalb ganz integrativ mit solchen Menschen umgehen. Alles Gute.
Ich bin stabil in meinem Krankheitsbild, weiß aber, dass mich eine regelmäßige Arbeit wieder krank machen würde. Aktuell arbeite ich für 260 Euro nebenher als Fahrer, und das ist schon eine Herausforderung. Deshalb kann ich mich mit diesem Beitrag sehr gut identifizieren.
Ich habe einen gutmütigen Hund, auf den ich mich nun versuche zu konzentrieren und träume davon, ihn als Begleithund für ehrenamtliche Besuche in Pflegeeinrichtungen zu trainieren.
Sorry für meinen hoffnungslosen Beitrag
ich habe auch eine schizoaffektive Störung, will einen Nebenjob machen, traue mich aber nicht weil ich denke, die nehmen mir meine Rente weg. Ruf' mich bitte mal an unter: 015253485562
arbeiten ist definitiv möglich und sehr wichtig für Schizophrenie erkrankte, denn Inklusion in den Beruf und Gesellschaft ist wichtig. Tägliche Strukturen und Stress vermeiden. Ich kenne jemanden in meinem Umfeld, der 25 Jahre im Krankenhaus arbeitete. Sogar an der Information im 3-Schicht-System, Vollzeit. Die letzten 5 Jahre dann in Teilzeit und in die wohlverdiente Rente. Wenn die Erkrankung gut behandelt ist, man weiterhin Therapien wahrnimmt und einen geregelten Alltag hat, dürfte es keine so großen Probleme geben :).
Hoffe, das ist hilfreich sowie positiv für mehr Mut? ♡
Ich kenne recht viele Menschen mit Schizophrenie und es ist durchaus so, dass vielen das Arbeiten schwer fällt und sie trotz Medikamenten immer noch symptomatisch sind. Man kann also nicht generell sagen, dass man mit der Krankheit arbeiten kann (oder nicht).