Menschen mit Schizophrenie sollten mit ihrer Krankheit akzeptiert und nicht ausgegrenzt werden. Der Umgang sollte grundsätzlich kein anderer sein als dies vor der Krankheit der Fall war.
Jede Erkrankung verläuft anders
Auch Angehörige und Freunde stellt die Diagnose Schizophrenie bei einem vertrauten Menschen vor große Herausforderungen. Oft kündigt sich die Erkrankung bereits lange im Vorfeld durch sogenannte Prodromalsymptome an; manchmal bricht sie aber auch ganz plötzlich und unerwartet ins Leben der Betroffenen und ihrer Mitmenschen ein.
So unterschiedlich der Beginn sein kann, so heterogen verläuft auch jede einzelne schizophrene Erkrankung. Wie schwer der Umgang mit dem Betroffenen fällt, hängt natürlich vor allem vom Verlauf und der jeweiligen Ausprägung ab. Eine Psychose kann chronisch verlaufen und langsam fortschreiten. Aber auch einzelne akute Phasen sind möglich, die sich immer wieder vollständig zurückbilden, so dass der Erkrankte zwischendurch ganz "der alte" ist und es vielleicht auch bleibt.
Eine Zerreißprobe: akute Psychosen
Schwierig für alle Beteiligten sich vor allem akute psychotische Krankheitsphasen sowie sogenannte Residualzustände, in denen sich bestimmte Symptome verfestigen. Ein akuter Schub kann sehr dramatisch verlaufen, wie es in den Kommentaren von einigen Lesern beschrieben wurde. Wie schwer muss es einer Mutter fallen, ihr eigenes Kind nicht mehr wiederzuerkennen? Wie kann die Freundin es aushalten, wenn ihr liebevoller, fürsorglicher Partner plötzlich aggressiv wird und ihr gegenüber Gewalt anwendet?
In solchen Situationen sind die Betroffenen nicht Herr über sich selbst. Es ist sehr wichtig, die Person von der Erkrankung zu trennen und die Symptome nicht dem Menschen selbst anzulasten. So führen in akuten Situationen Anschuldigungen und Vorwürfe nicht weiter. Gleichwohl kann der Betroffene durchaus ansprechbar und bis zu einem gewissen Grad zugänglich und auch beeinflussbar sein. Es erfordert allerdings viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen, in Akutsituationen angemessen zu reagieren und den Betroffenen etwa von einer nötigen Behandlung zu überzeugen.
Zwangseinweisung als ultima ratio
Gerade die mangelnde Krankheitseinsicht und die Verweigerung von Medikamenten macht Nahestehenden oft zu schaffen. Ist der Betroffene zeitweise durchaus stabil, nimmt regelmäßig seine Tabletten und kommt im Alltag zurecht, sperrt er sich anderntags beharrlich gegen die Substanzen und vermutet, dass er vergiftet werden soll.
Und ja: Manchmal führt dann kein Weg daran vorbei, ihn auch gegen seinen Willen in eine psychiatrische Klinik einzuweisen und ggf. rechtlich unterzubringen.
Das andere Gesicht der Schizophrenie
Ganz anders, aber nicht weniger schwierig im Umgang verlaufen Residualzustände. Hier spielen weniger die meist bekannteren, eindrücklichen Symptome wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen und starke innere Erregung eine Rolle. Vielmehr sind sie von einer zunehmenden Negativsymptomatik charakterisiert.
Darunter versteht man z.B. einen mangelnden Antrieb oder eine Verarmung der Gefühle. Betroffene ziehen sich immer mehr zurück, scheinen abwesend und emotional unterkühlt. Diese zunehmende Vereinnahmung der Persönlichkeit ist es vor allem, die die Schizophrenie zu einer so zehrenden und zerstörerischen Krankheit macht.
Ihre Hilfe ist entscheidend
Wie damit umgehen? Am wichtigsten ist es, den Betroffenen nicht alleine zu lassen und ihm so gut wie möglich beizustehen. Ein stabiles soziales Netz und feste familiäre bzw. partnerschaftliche Bindungen sind für die weitere Prognose sehr relevant.
Dass das Angehörigen und Freunden viel abverlangt, steht außer Frage. Trotz der heutigen therapeutischen Möglichkeiten verlaufen noch immer viele psychotische Erkrankungen chronisch, beeinträchtigen Ausbildung und Beruf, erschweren die soziale Integration und schränken statistisch gesehen die Lebenserwartung ein. Menschen im Umfeld der Erkrankten müssen sich daher oft dauerhaft mit der schwierigen Situation und dem ständigen Bangen, wie es wohl weitergeht, abfinden.
Die Krankheit ist nicht alles
Dabei hilft es, wie bereits erwähnt, Person und Erkrankung klar auseinanderzuhalten und den Menschen dahinter nicht aus dem Blick zu verlieren. Gleichzeitig müssen Sie sich unter Umständen darauf einstellen, dass der liebgewonnene Mensch eben nicht "der alte" bleibt, sondern sich stetig verändert – aber: wer tut das nicht? Wichtig ist, ihn einzubinden und zu bestärken in dem, was er kann und gerne machen möchte. Dabei muss die Erkrankung, wie ebenfalls schon von einem Leser angemerkt wurde, auch nicht ständig thematisiert werden.
Wie man am besten mit jemandem umgeht, der an einer Schizophrenie leidet, hat wohl Leserin Gerda auf den Punkt gebracht, indem sie schreibt, was jeder Mensch, ob gesund oder krank, braucht: Liebe und Vertrauen.
bin seit 7 Jahren "schizophren" und ich muss einfach sagen, es will halt nichts funktionieren. Die derzeitigen Medikamente stellen einen zwar ruhig, die schweren Nebenwirkungen machen das arbeiten oder sozial funktionieren allerdings so gut wie unmöglich (kognitive Einschränkungen bzw. Schäden am Gehirn, auch durch atypische Neuroleptika, sind durch etliche Studien belegt). In meinem Fall hatte ich durch Neuroleptika der 1. Generation sogar ein sogenanntes Pakinson-Syndrom entwickelt, was lächerlicher Weise auf meine Krankheit geschoben wurde. Bis mal ein Neurologe auf die Idee kam, dass es an den Tabletten liegen könnte. Hinzu kommen traumatische Erlebnisse in Psychiatrien und versuchter Entzug durch einen Zwangsbetreuer. Die aktuelle Behandlung von psychisch Kranken macht die paranoiden Symptome in 60 % der mir bekannten Fälle nur noch schlimmer. Dazu sei gesagt, dass ich in den 7 Jahren nicht einmal straffällig geworden bin oder jemanden attackiert habe. Ich höre keine Stimmen und sehe keine Sachen - habe lediglich die Überzeugung, andere Menschen können meine Gedanken hören und wollen mir nicht die "Wahrheit" sagen, wenn sie (aus meiner Sicht) meine Gedanken reflektieren oder kommentieren. Lediglich ist gut gesagt, denn der ganze Schwachsinn ist mit enormer Negativsymptomatik (Depressionen) verbunden. Die wiederum resultiert meiner Meinung nach aus dem fehlenden Verständnis bzw. der Ergründung der eben genannten Überzeugung (Positivsymptomatik). Hinzu kommen Aussagen von planlosen Ärtzten wie: "Manche nennen es Strafe Gottes" oder, mein Favorit: "Du kannst mit der Wahrheit sowieso nicht umgehen." Was mir, aufgrund meiner Diagnose, dann mal wieder keiner glaubt bzw. mir alle raten, nicht darüber nachzudenken. Sonst würde ich verrückt werden. Noch mehr, als ich jetzt schon bin: DDDD. Da wären wir an dem Punkt, der am schlimmsten an der Krankheit ist: Sozialer Ausschluss und Diskreditierung von Erlebtem oder Erinnerungen. Egal, wie ich es versuche zu verstecken oder mich anzupassen, es gelingen mir einfach keine sozialen Bindungen mehr (Alles versucht: Vom Auftreten, Vermeidung von Themen rund um die Psychose bis zur Mimik. Sinnlos! Du hast einfach einen unsichtbaren Stempel). Vor dem Ausbruch, also vor dem 17. Lebensjahr, war alles halbwegs normal. Habe Abi gemacht und hatte eine Handvoll guter Freunde. Seit dem Ausbruch, oder seit der Suche nach der "Wahrheit", ist natürlich auch meine Familie extrem in die Brüche geraten - was bei Schizophrenen anscheinend zur Tagesordnung gehört.
So, jetzt kommt ein bisschen "Wahngelaber": Die derzeitige Behandlung richtet sich lediglich auf die Symptome des eigentlichen Grundproblems, was, laut Aussagen der Ärtzte, von mir nicht erkannt wird. Mehrere Therapeuten haben von einer fehlenden Barriere meiner inneren und der äußeren Welt gesprochen (Ich-Störung). Auf meine Frage, ob das nun ein rein subjektives Phänomen sei oder objektive Bezüge hätte, sagten sie nur: "Wir vertrauen Ihnen nicht genug, um diese Frage zu beantworten". Das war vor 6 Jahren. Jetzt hat sich natürlich herauskristallisiert, dass es sehr wohl einen objektiven Bezug gibt. Sorry, aber was auch immer da gerade für ein System läuft - es ist absolut menschenverachtend. All die berüchtigten Amokläufer mit Schizophrenie machen das nicht wegen der "Krankheit", sondern wegen der Jahre an sozialer/psychischer Stigmatisierung und den traumatischen Erlebnissen in der Psychiatrie. Was, glaube ich, auch jeden gesunden Menschen irgendwann glauben lassen würde, die "Welt" sei gegen einen. Ich will hier niemandem den Mut nehmen, aber die Diagnose Schizophrenie ist ein klares game-over für mich. Ich habe praktisch keine Perspektive oder Chance auf einen guten Beruf oder soziale Kontakte. Außer, ich komme irgendwie der ganzen Sache auf den Grund. Bekomme ich nicht die Antwort bzw. finde ich nicht eigenständig die Ursache, werde ich niemals mit der "Krankheit" leben können. Denn wie soll ich mit etwas Umgehen, was man mich nicht definieren lässt?
alles, was Sie schreiben, habe ich an der Seite meiner Schwester auch so erlebt. Meine Schwester lebt seit 40 Jahren mit der gleichen Diagnose, und ich habe sie über ein Jahrzehnt als Betreuerin begleitet. Sie war über viele Jahre derart sediert, dass sie keinen ordentlichen Satz mehr formulieren konnte. Die Augen blieben geschlossen, Knochenmarksschädigung, erhebliche Blutbildungsstörungen, Synkopen, Unfälle wegen Gleichgewichtsverlust, u.v.m.
Bekanntlich versucht ein Organismus immer wieder zurück zum Urzustand zu kommen, Medikamente verlieren die Wirkung, Patient wird ins Krankenhaus eingewiesen, verliert für eine unbestimmte Zeit jeglichen Rest Autonomie, Privatsphäre und gewohnte Umgebung. Ein neues typisches oder atypisches Produkt wird ausprobiert. Und wenn der Patient dann wieder ruhig gestellt ist und keine schwerwiegenden Komplikationen auftreten, darf er wieder in seine gewohnte Umgebung, bis demnächst wieder eine Umstellung den Menschen aus seiner Mitte reißt. Das Schlimmste ist wohl, dass man sich m.E. nicht gegen diese Fremdbestimmung wehren kann. Wenn man das verstanden hat, lieber die Energie in ertragreichere Projekte stecken. Es gibt m.E. keine befriedigende Therapie, alles, was seit Mitte des letzten Jahrhunderts in diese Richtung passiert, wirkt hilflos oder unwillig. Wer auf den Mond fliegen kann, könnte doch für seine eigene Spezies auch eine annehmbare Lösung bereitstellen, die maximale Freiheit, angemessene Anforderung und erforderlichen Schutzbereich anbieten, ohne ihn einfach langfristig undeklariert zu vergiften, oder?
Vermutlich spüren und wissen die behandelnden Ärzte auch selbst, dass sie nicht auf dem richtigen Weg sind. Aber Ärzte sind nur ein Rad in einem in sich geschlossenen System. "System" hört sich verschwörerisch an, es soll nur bedeuten, dass Kassen, Ärzte, Krankenhäuser, Gesundheitspolitik aber auch die Gesellschaft, zu der wir alle gehören, eine Leitlinie/Ordnung geschaffen haben, wie im Falle dieser Diagnose vorzugehen ist. Ein Arzt ist nur ein Rad in diesem Uhrwerk, dessen Karriere- und Lebensverlauf hochgradig davon abhängig ist, nicht negativ aufzufallen. Weder beim Oberarzt, der Klinikleitung noch beim Pharmareferenten. Lobbyisten haben die Politik offenbar voll im Griff. Die Pharmaindustrie profitiert fantastisch von Patienten, die sich nicht wehren können. Oft habe ich auch von Mitpatienten meiner Schwester erfahren, welche Medikamente in welcher Dosierung zugeteilt werden. Darunter ist auch eine Person, die ich schon seit 30 Jahren kenne. Es gab nie einen Vorfall. Lieb wie ein Lämmchen, null Aggressionspotenzial. Zuletzt wurde sie über mehrere Jahre mit Maximaldosis (eigentlich nur zulässig in produktiver Phase) mit Leponex „dicht gemacht“. Über die langfristigen Nebenwirkungen wissen Sie sicher ausreichend Bescheid. Da darf man durchaus mal fragen: „Wer hat davon etwas“ und „was genau soll damit bezweckt werden?"
Ich hole das nochmal raus, weil ich selbst den Text nicht fehlerfrei wiedergeben kann: GG Art 2. (1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt. (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Menschen mit einer Diagnose „Schizophrenie“ scheinen dieses Recht verloren zu haben. Obwohl ich persönlich mehrfach erlebt habe, dass ein Widerspruch an der richtigen Stelle, eine gewisse, wohl dosierte und vorsichtige Wehrhaftigkeit durchaus zum Erfolg führen kann. Das geht jedoch nur dann, wenn derjenige, der die Zielsetzung formulieren soll, nicht mit Psychopharmaka niedergeknüppelt wird – soll heissen, der Patient braucht dringend eine Vertrauensperson, die auch interessiert, engagiert und zeitlich so gesegnet ist, dass sie diesen Sicherheits-Backup leisten kann. Es wird einem jedoch wirklich viel abverlangt.
Sie schreiben, sie haben „Die Überzeugung, andere Menschen können meine Gedanken hören, wollen mir aber nicht die "Wahrheit" sagen, wenn sie (aus meiner Sicht) meine Gedanken reflektieren“. Das war bei meiner Schwester ähnlich. Wenn sie mir das nur gesagt hätte, wäre der Rest sicher nicht passiert.
Das Gefühl und die Angst, dass andere wissen könnten, was man denkt ist völlig normal, finde ich, ein Instinkt, der einem mitteilt, dass man sich nicht wirklich verstellen kann. Der Mensch strahlt seine innere Haltung aus, und so können Mitmenschen natürlich ableiten oder vermuten, wie sich die Person fühlt.
Meine Schwester erzählte aber irgendwann, dass die Moderatoren im Radio über sie sprechen. Und plötzlich sprachen immer mehr fremde, unbeteiligte Personen auch im TV über sie. Dann kamen Medikamente, Einweisung ins KH, Termine in Tag- und Nachtkliniken und eins gab das andere. Und dann kam sie nie wieder zurück in die Freiheit. Mit der Freiheit konnte sie aber auch nichts mehr anfangen, sie verhedderte sich in einem Negativstrudel, beschäftigte und verlor sich in paranormalen Themen und Geschichten und fühlte sich immer weniger verstanden. Tatsächlich wollte niemand etwas wissen von Elfen und Hexen usw. Wobei, als Agnostiker halte ich vieles für möglich, solange es nicht widerlegt ist. Wer weiß schon sicher, wie viele Dimensionen es wirklich gibt, die der Mensch aber einfach nicht wahrnehmen oder verstehen kann?
Körper, Geist und Psyche rebellierten gegen das Unverständnis der Welt und ich muss zugeben, ich stand daneben und wusste auch nicht, was ich tun soll. Dann kamen Themen ernsthafter Selbstverletzung und sie entglitt mir für mehrere Jahre völlig. Heute hat sie mit lebensgefährlichen Langfrist-NW zu kämpfen und erlebt auf Grund dessen gerade, dass die Dosierung langsam aber stetig herunter gefahren wird – plötzlich kommt da wieder ein Mensch zum Vorschein... Wenn die 1% Regel noch gilt, leben derzeit in Deutschland ungefähr 843.000 Menschen mit der Diagnose Schizophrenie.
Mal kurz Kosten der etablierten Verfahrensweise durchgerechnet:
AVP/UVP1 € 98,52 - bekannter Hersteller von Amisulprid N3 100 Stück, 400 mg Amisulprid - siehe meinen Kommentar: Korrekturrechnung!
Hinzu kommen noch wesentlich höhere Kosten wie: Krankenhausaufenthalt, Ärzte, Pflegeheime, Zusatzkosten durch Folgeerscheinungen, Verwaltung, Betreuer, Richter, regelmäßige Teuerung. Zudem erhalten viele Patienten gleichzeitig 3 bis 5 Medikamente: Faktor 7 dürfte wohl nicht ausreichen, um die Kosten überschlägig zu betrachten.
Naja, man könnte ja mal bei der Kassenärztlichen Vereinigung nachfragen. Ich fürchte nur, die Gehälter werden auch nach Umsatzvolumen eingepreist. Dieser Macht etwas entgegen zu setzen, ginge nur von oben nach unten. Aber die Rechnung für einen alternativen Weg für knapp eine Million Personen wird sicher auch nicht günstiger ausfallen, da kommt dann aber noch die ganze Haftungsfrage dazu. Den Rest der Überlegung überlasse ich Ihnen. Denn der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, kein Mensch. Das gilt zumindest solange, als man sich nicht kennt.(lupus est homo homini, non homo, quom qualis sit non novit.)
Wie denken Sie selbst, Nick, kann man Patienten mit der Diagnose Schizophrenie gerecht werden? Die Krankheit bietet unzählige Facetten und jede Persönlichkeit besitzt andere Kompetenzen, damit umzugehen. Was sollten wir ändern, und wie kann eine bessere Therapie oder Lebenslösung aussehen, die auch wirtschaftlich und praktisch durchführbar ist? Andererseits – was wir heute wissen, ist morgen überholt.
Wie alt sind Sie, Nick? Sie schreiben sehr überzeugend, Ihr Mindset kommt sehr kraftvoll bei mir an und ich habe nicht das Gefühl, dass bei Ihnen ein „Game-Over“ schon abzusehen ist.
Sie haben Abi, was wollten Sie damit machen? Konnten Sie sich bereits für ein berufliches Thema begeistern oder sogar testen? An Ihrer Stelle würde ich mit meinem Betreuer über eine Integration sprechen. Und das so schnell wie möglich. Machen Sie sich bemerkbar, wenn der eine keine Zeit hat, wenden Sie sich an die nächst höhere Instanz. Deutschland braucht dringend junge Arbeitskräfte. Ich bin der Meinung, alles ist möglich. Sie (und die Entscheider) brauchen ein klar definiertes Ziel, eine für alle zufriedenstellende Strategie „was tun im Krisenfall“. Und Sie brauchen Verbündete. Das ist so ähnlich, wie ein Kreditrisiko zu berechnen. Wenn die Kenntnis, Power, Zuversicht und die eindeutige Zielsetzung das Risiko in den Schatten stellen, warum soll das nicht klappen? Ich würde es versuchen.
1 Patient durchschnittl.Tagesdosis 600 mg Solian zu EUR 1,4778 EUR
600 = 1,4778 pro Tag
365*1,4778 = pro Jahr 539,397
x 5 Jahre = 2696,985
x 10% aller Schizophreniediagnostizierten = 2.696,985 * 84300= 227.355.835 EUR, also:
zweihundertsiebenundzwanzig Millionen dreihundertfünfundfünfzigtausendachthundertfünfunddreißig.
Entschuldigung für die Aufregung, die ich versehentlich verursacht habe - vielleicht editiert die Redaktion die falsche Kalkulation freundlicherweise weg. Danke.
bei meiner Mutter wurde vor 14 Jahren paranoide Schizophrenie diagnostiziert. In diesen 14 Jahren wurde sie mindestens 4 mal klinisch eingewiesen, da sie jedes Mal ihre Tabletten abgesetzt hatte. Vor ein paar Wochen hatte sie wieder einen Schub/Rückfall. Vermutlich hatte sie die Tabletten, wegen der heftigen Nebenwirkungen abgesetzt.
Momentan ist sie total gläubig (obwohl sie Atheistin ist), schmeißt Lebensmittel weg (und das bei Geldproblemen) und hat Momente, wo sie gegenüber ihrem Freund und mir bösartig wird und uns droht.
Zum Hausarzt oder zur Klinik bekommen wir sie momentan nicht, da sie fest davon überzeugt ist, dass sie vollkommen gesund ist. In den Malen, wo sie klinisch (zwangs-)eingewiesen wurde, hatte sie schlimme Psychosen. Alles deutet darauf hin, dass wir wieder warten müssen, bis sie wieder schlimme Psychosen entwickelt, damit sie die ärztliche Versorgung bekommt, die sie benötigt. Es ist schon ziemlich traurig, dass man nicht präventiv handeln kann.
Vor allem mache ich mir wegen meiner kleinen Schwester (8 Jahre) Sorgen, da sie nachmittags/nachts alleine mit meiner Mutter ist. Der Vater meiner Schwester hat Nachtschicht, und ich bin schon ausgezogen. Selbst wenn sie nicht physisch in Mitleidenschaft gerät bzw. geraten wird, mache ich mir um ihre Psyche Sorgen. In dem jungen Alter nimmt man einiges mit und entwickelt evtl. negative Merkmale/Tendenzen. Ich selbst habe auch welche entwickelt.
Ich muss leider auch sagen, dass sich über die letzten Jahre bei mir sehr viel Frust entwickelt hat. Und das, obwohl sie nichts für ihre Krankheit kann. Ich weiß gar nicht mehr, wie genau ich mit ihrer Krankheit umgehen soll. Ich versuche so verständnisvoll wie möglich zu sein und keine ihrer wahnhaften Theorien zu hinterfragen. Aber selbst dann wird sie mir gegenüber agressiv, weil ich zu passiv bin. Ich habe Angst, in den nächsten Jahren daran zugrunde gehen, weil ich mir so Sorgen um meine Mutter mache (nicht nur wegen ihrer Krankheit, sondern auch, weil sie finanziell zugrunde geht).
Wäre für jeden Rat dankbar.
du kannst einen Schizophreniekranken nicht davon überzeugen. Es gibt vielleicht Momente, wo die erkrankte Person sich mit deiner Antwort zufrieden gibt, aber es wird sich ständig wiederholen.
mein Verlobter macht das auch gerade durch
(Cannabis induzierte Psychose).
Ist ziemlich schrecklich. Wissen auch nicht genau, wie man mit ihm umgehen soll. Er leidet vor allem auch unter Eifersuchtswahn, wirft mir Untreue vor, und hatte mich 3 Monate blockiert. Jetzt wieder entblockt. Aber Untreue wirft er mir immer noch vor (er ist momentan in medizinischer Behandlung).
Man muss viel Geduld haben. Und man darf solche Menschen nicht alleine lassen. Man selbst darf sich aber nicht verrückt machen. Das heißt, sei da für ihn, aber lebe dein Leben weiter. Man kann da nicht viel machen, denke ich.
das kenne ich. Bei meinem Partner (oder Ex) bin ich mir nicht sicher, ob ich seine Aussage ernst nehmen kann. Auch er ist schizophren, und wir sind (oder wären) 28 Jahre zusammen. Auch er wirft mir immer Untreue vor. Da kann ich machen was ich will. Derzeit hat er auch mich blockiert.
ich weiß, wie du dich fühlst und du hilflos bist. In deinem Fall würde ich ihn einweisen lassen, um ihn selbst und andere zu schützen. Es ist typisch, dass er noch keine Einsicht zeigt. Aber sobald er in einer Klinik ist, wird es ihm besser gehen und er wird es euch evtl. danken.
mein Bruder hat dasselbe. Wir leben damit seit vielen Jahren. Und es hat lediglich ein einziges Mal geklappt, dass er in der Klinik zwanghaft Medikamente nehmen musste. Aber ich sag’s dir, das war kein Zuckerschlecken und hat jahrelang gedauert, bis wir den richtigen Gutachter dafür am Haken hatten. Jemanden zwangsweise einweisen zu lassen, ist schon schwierig genug. Aber, dass die Person zusätzlich zwangsweise Medikamente nehmen muss, ist fast unmöglich bei dem deutschen Gesundheitssystem.
Naja, es ging ca. 1 Jahr gut, und auch mir ging es in der Zeit gut. Ich habe dadurch heftige psychische Probleme bekommen, lasse mir aber helfen. Seit ein paar Monaten ist wieder alles beim Alten. Es macht einen fertig. Und vor allem habe ich dadurch auch Schwierigkeiten in der Partnerschaft. Mein Freund empfindet halt nicht diese Liebe zu meinem Bruder, wie ich sie habe. Er hat Schwierigkeiten damit zu akzeptieren, dass ich mich kümmern möchte. Weil - es kann durchaus angsteinflößend sein. Ich möchte dir nur sagen: Du bist nicht allein. Und ja, es ist Sch...e !
ich kann gar nicht fassen, wie viele Menschen tatsächlich davon betroffen sind. Bei meiner Schwester wurde gerade erst vor zwei Wochen die Diagnose gestellt. Sie hat in der Silvesternacht mit ihrer besten Freundin Party gemacht. Am nächsten Morgen ging es ihr sehr schlecht und war der Meinung, man hätte ihr etwas ins Getränk getan. Was nun folgte, war schon jetzt die absolute Hölle. Natürlich habe ich ihr geglaubt. Wir waren beim Arzt, bei der Polizei. Dann fing sie plötzlich an zu sagen, dass alles geplant gewesen wäre. Ok, dachte ich, aber von wem, bitteschön, sollte es geplant worden sein? Sie lässt sich aber nicht vom Gegenteil überzeugen, spricht von inneren Verbrennungen, und dass sie von nun an in die Kirche gehen wird. Äh, was bitte? Nach dem Aufenthalt in der Offenen und einem kurzen Abstecher in der Geschlossenen, hat sie sich selbst entlassen. Gut, dachte ich, wenn das möglich ist, muss sie stabil sein. Aber mangelnder Schlaf und Halluzinationen führten dazu, dass sie nun wieder eingewiesen wurde. Das Schlimme ist, akzeptieren zu müssen, dass das jetzt für immer so sein soll. Sie war letztes Jahr noch ganz unauffällig, hatte einen Job als MFA und war eine großartige Tante und Schwester.
Hätte ich irgendwelche Anzeichen wahrnehmen müssen? Was war der Auslöser? Zwischendurch ist sie immer da, meine kleine Schwester. Dann sagte sie: Wir werden ein Buch schreiben und auf einer Kreuzfahrt Erholungsurlaub machen. Das hätten wir uns nach den Strapazen verdient. Und dann fügt sie hinzu, sie hätte es verstanden. Sie müsse nur viel trinken, um die Drogen rauszuholen. Gott hätte ihr den Rat gegeben. Ja, es macht mich fertig ...
Die letzten Male war sie bösartig und körperverletzend gegenüber meinem Vater. Sie hat versucht, ihn im Schlaf zu erwürgen. Sie wirft Lebensmittel weg, obwohl die beiden eh wenig Geld besitzen.
Mein Vater findet Medikamente schlecht und glaubt daran, dass der Körper sich selbst heilt, womit er ihre Gesundheit riskiert. Hat deswegen auch veranlasst - in Rücksprache mit der Ärztin - das Medikament beim ersten Rückfall abzusetzen. Trotz der vielen Rückfälle glaubt er noch immer daran. Er hat die Betreuung für sie und kann entscheiden. Er meinte beim letzten Mal, es gäbe noch 1% Hoffnung, dass es doch funktionieren kann. Er weiß, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist, aber er hat sich die Zahl irgendwo aus seinem Kopf geholt. Dieses Mal hat er nicht aufgehört und gelernt, sondern faselt was von 0,5% Hoffnung. Er ist verblendet. Ich habe versucht mit ihm zu kommunizieren, doch in seinen Augen sind Kinder nur zweitrangig und die Fakten zählen weniger als seine nicht fundierte Meinung.
Wenn sie wieder raus kommt, dann nimmt sie keine Medikamente mehr, und ein paar Wochen später wird sie wieder eingewiesen. Dann nimmt sie zwangsweise wieder Medikamente.