Auch die Glitazone werden nur in Ausnahmefällen eingesetzt, da ihr Nebenwirkungsspektrum breit, die Wirkung hingegen oft unzureichend ist. So wurden einige Substanzen bereits vom Markt genommen, andere werden sehr selten einmal verwendet, beispielsweise, wenn bisherige Antidiabetika nicht vertragen wurden.
Was sind Insulin-Sensitizer?
Insulin-Sensitizer (Glitazone) gehören zu den oralen Antidiabetika, sind also Tabletten zur Behandlung des Diabetes Typ 2. Chemisch gehören sie zur Gruppe der Thiazolidindione.
Welche Medikamente gehören zu den Insulin-Sensitizern?
Zu den Insulin-Sensitizern gehören die Medikamente Troglitazon, Rosiglitazon (Avandia®) und Pioglitazon (Actos®). Troglitazon und Rosiglitazon wurden jedoch vom Markt genommen wegen ihrer Leber-, bzw. herzschädigenden Wirkung.
Gegen die Insulinresistenz
Wie der im Namen enthaltene Begriff "Sensitizer" bereits vermuten lässt, machen die Wirkstoffe das Gewebe empfindlicher für die Einwirkung des Botenstoffs Insulin.
Eine der Ursachen des Typ-2-Diabetes ist eine Unempfindlichkeit der Körperzellen auf Insulin. Dadurch ist Insulin, obwohl es in ausreichender Menge vorhanden ist, nicht mehr in der Lage, die Zuckerstoffe im Blut in die Zellen zu überführen, jedenfalls nicht in ausreichender Menge.
Dieses Problem wird medizinisch Insulinresistenz genannt. In der Folge kommt es zu hohen Blutzuckerspiegeln, während im Gewebe ein Energiemangel vorherrscht.
Manchmal reicht ein gesünderer Lebensstil
Häufig sprechen die Insulin-Rezeptoren auf der Oberfläche der Körperzellen bereits besser auf Insulin an, wenn das Gewicht durch Ausdauersport und eine gesunde Ernährung reduziert wird.
Bringt dies jedoch nichts und lässt sich auch mithilfe anderer Tabletten wie Metformin nicht der gewünschte Erfolg erzielen, sind Insulin-Sensitizer eine mögliche Option – oder waren eine Option...
Gegenspieler der Insulinresistenz
Die Insulin-Sensitizer verändern den Zellstoffwechsel so, dass vermehrt Zucker und Fettsäuren in die Zelle aufgenommen werden. Sie arbeiten also direkt gegen die Insulinresistenz.
Vor allem Leber-, Muskel- und Fettzellen werden durch diese Wirkstoffe wieder sensibler auf Insulin. In der Leber wird gleichzeitig weniger Zucker neu gebildet, was ebenfalls zur Senkung des Blutzuckerspiegels beiträgt.
Werden Insulin-Sensitizer heutzutage noch empfohlen?
Eher weniger, denn die Nebenwirkungen der Insulin-Sensitizer sind vergleichsweise hoch, weshalb das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte ihren Einsatz nicht mehr empfiehlt. Sie sind nur noch in Ausnahmefällen eine Option.
Keine Kombination mit Insulin möglich
Außerdem dürfen Insulin-Sensitizer nicht mit Insulin kombiniert werden. Menschen mit Diabetes, die auf regelmäßige Insulingaben angewiesen sind, können deshalb nicht mit Pioglitazon behandelt werden.
Gefahr für Leber, Knochen und Herz
Studien wiesen das Risiko für eine Leberschädigung unter einem Vorläufer-Präparat, eine erhöhte Knochenbruchrate bei Frauen nach den Wechseljahren und eine erhöhte Herzinfarktgefahr nach. Hinzu kommt ein möglicherweise erhöhtes Krebsrisiko.
Gefahr der Herzschwäche
Und das ist noch nicht alles: Eine Zusammenfassung von sieben Studien mit insgesamt über 20.000 Patienten ergab: Das relative Risiko für eine Herzschwäche (kongestive Herzinsuffizienz) nimmt um 72% zu.
Das klingt nach ein bisschen mehr als es ist, denn eine 72%ige Risikozunahme bei einem relativ seltenen Problem entführt das Problem nicht aus der Kategorie "selten". Dennoch ist dies ein weiteres Argument gegen den Einsatz der Glitazone.
Nur noch Pioglitazon auf dem Markt
So kann mittlerweile nur noch Pioglitazon verschrieben werden. Da ein erhöhtes Risiko besteht, unter der Behandlung mit Proglitazon an Blasenkrebs zu erkranken, wird vom Einsatz des Präparats abgeraten. Die mögliche Behandlungsdauer wurde auf zwei Jahre begrenzt.
Quellen:
- Rosiglitazon. Gelbe Liste. www.gelbe-liste.de.
- Rosiglitazon: Das BfArM ordnet Vertriebseinstellung an (2010). Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. www.bfarm.de.
- Glitazone. Deutsche Diabetes-Hilfe. www.diabetesde.org.
- Aussetzung der Vermarktung von Arzneimitteln, die Rosiglitazon enthalten (Avandia®, Avandamet® und Avaglim®) in der europäischen Union. GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG. www.akdae.de.
- Neumann A et al. Pioglitazone and risk of bladder cancer among diabetic patients in France: a population-based cohort study. Diabetologia. 2012 Jul;55(7):1953-62. doi: 10.1007/s00125-012-2538-9. Epub 2012 Mar 31. PMID: 22460763; PMCID: PMC3369136.
- Pioglitazon - Europäische Arzneimittelagentur empfiehlt neue Kontraindikationen und Warnhinweise für pioglitazonhaltige Arzneimittel aufgrund eines leicht erhöhten Blasenkrebsrisikos (2011). Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. www.bfarm.de.
- Glitazone (Rosiglitazon, Pioglitazon): Erhöhtes Risiko für Frakturen bei Frauen (2007). Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. www.bfarm.de.