Blinddarmentzündung
Der umgangssprachlich verwendete Begriff Blinddarmentzündung ist nicht ganz korrekt, denn wirklich entzündet ist nur der Wurmfortsatz des Blinddarms. Das ist eine 8-10 cm lange Aussackung, im medizinisch-anatomischen Vokabular Appendix vermiformis genannt. Demzufolge lautet die exakte medizinische Bezeichnung Appendizitis.
Die Krankschreibung nach erfolgter Blinddarm-OP hängt sowohl von der OP-Methode als auch vom Grad der Blinddarmentzündung ab. Während die klassische, offene Appendektomie mit Bauchschnitt (Laparotomie) meist einen etwas längeren stationären Aufenthalt mit sich bringt, werden manche Blinddarm-Laparoskopien (Bauchspiegelungen) inzwischen sogar ambulant angeboten.
Meistens ist die genaue Ursache der Entzündung nur durch Untersuchung des operativ entfernten Wurmfortsatzes feststellbar. Eine echte Infektion auf dem Blutweg ist selten. Eine Blinddarmentzündung entsteht vermutlich meistens durch eine Abflussbehinderung im Bereich des Wurmfortsatzes (Appendix). Ursache kann beispielsweise ein Kotstein sein, der aus verfestigtem Stuhl besteht. In der Folge kann das Blut nicht mehr richtig aus der Darmwand abfließen und die Appendix schwillt an. Die im Darminhalt reichlich vorhandenen Bakterien werden nicht weitergeschleust, sondern können sich festsetzen und, wenn sie krankheitserregend (pathogen) sind, eine eitrige Entzündung auslösen.
Für die Blinddarmentzündung gibt es kein absolut sicheres diagnostisches Kriterium. Die Verdachtsdiagnose "Appendizitis" ergibt sich vielmehr aus der Summe verschiedener Symptome und diagnostischer Marker.
Die Blinddarmentzündung kann verschieden stark ausgeprägt sein. Je nach Schweregrad werden unterschiedliche Stadien definiert.
Folgende Symptome können eine Blinddarmentzündung begleiten:
Appendizitis-Zeichen sind Schmerzen, die typischerweise bei einer Blinddarmentzündung entstehen bzw. auslösbar sind. Allerdings ist weder ihre Präsenz noch ihre Abwesenheit im Rahmen der Untersuchung durch den Arzt 100%ig aussagekräftig, geschweige denn beweisend.
Ein Blinddarmdurchbruch ist eine der schwersten Komplikationen, die bei einer Blinddarmentzündung auftreten kann. Paradoxerweise kommt es bei einem Aufplatzen des massiv entzündeten Wurmfortsatzes (Blinddarmdurchbruch) zunächst aber zu einem plötzlichen Nachlassen der Schmerzen im rechten Unterbauch. Der Grund: Der geschwollene und schmerzende Darmabschnitt wird durch den Abfluss des angestauten Eiters in die Bauchhöhle entlastet.
Zu den Erkrankungen, die sich ähnlich äußern können wie eine Blinddarmentzündung und als Differenzialdiagnose (vor allem bei Kindern) in Betracht gezogen werden sollten, zählen u.a.:
In der Regel mit einer Operation. Auf eine nicht-operative Behandlung (konservative Therapie) wird heute bis auf wenige Ausnahmen verzichtet, um die gefürchteten Komplikationen zu vermeiden.
Liegt tatsächlich eine Blinddarmentzündung vor, ist die operative Entfernung des entzündeten Wurmfortsatzes aus Sicherheitsgründen in der Regel zu empfehlen. In der Praxis besteht das Problem allerdings eher darin, festzustellen, ob der Blinddarm wirklich entzündet ist.
Nein. Gegen eine Blinddarmentzündung können normalerweise weder Sie selbst noch naturheilkundliche Behandlungsversuche helfen. Wir raten bei Verdacht auf Blinddarmentzündung dringend von irgendwelchen Experimenten dieser Art ab.
Es kommen zwei Operationsmethoden zur Entfernung des entzündeten Wurmfortsatzes (Appendektomie) in Betracht:
Bei einer unkomplizierten Blinddarmentzündung ist normalerweise keine antibiotische Behandlung erforderlich.
Das hängt unter anderem vom OP-Verfahren und dem Ausmaß der Entzündung ab. Bei der modernen Bauchspiegelungstechnik (Laparoskopie oder "Schlüsselloch-Technik") sind die Hautwunden meist klein und somit heilt auch die Wunde schneller. Handelt es sich hingegen um den klassischen Eingriff mit Bauchschnitt und freiem Zugang zur Bauchhöhle (Laparotomie), müssen Sie einige Tage mehr für den Krankenhausaufenthalt einplanen.
Im Gegensatz zur früheren Vorgehensweise mit mehrtägigem Nahrungsaufbau nach der Operation wird heute die Wunschkost empfohlen, sobald der Betroffene vollständig erwacht ist.
Dies hängt u. a. von der Operationsmethode ab, also ob es ich um einen offenen Eingriff mit einem größeren Bauchschnitt (Laparotomie) oder die "Schlüsselloch-Methode" handelt (Laparoskopie); ein weiterer Faktor ist die Sportart, um die es genau geht:
Kinder überstehen eine Blinddarmoperation meistens ganz gut und erholen sich rasch. Wenn keine Komplikationen aufgetreten sind und sich die Nahrungszufuhr wieder normalisiert, dürfen die kleinen Patienten nach wenigen Tagen (halbe bis ganze Woche) wieder nach Hause.
Die Entfernung des Wurmfortsatzes (Appendektomie) weist als häufig durchgeführte Routineoperation eine geringe Komplikationsrate auf. Normalerweise ist mit einem Krankenhausaufenthalt von nur wenigen Tagen zu rechnen, an den sich eine rasche und vollständige Erholung anschließt.
Die Prognose einer Blinddarmentzündung hängt neben anderen Faktoren, wie etwaigen Begleiterkrankungen Ihres Kindes und auftretenden Komplikationen, vor allem vom Schweregrad und der Fortgeschrittenheit des Geschehens ab.
Wenn sich der Blinddarm bzw. sein Wurmfortsatz entzündet hat, ist die Gefahr eines Durchbruchs (perforierende Appendizitis) bei kleinen Kindern zwischen 1 und 3 Jahren mit über 40% am höchsten.
Das Gefährliche an einer Blinddarmentzündung sind die möglichen Komplikationen, die sich bei einer Ausdehnung der eitrigen Entzündung auf umgebendes Gewebe, benachbarte Organe oder weiter in die Bauchhöhle hinein entwickeln können:
Tatsächlich ist diese kleine Sackgasse im Darm ein Reservoir für nützliche Darmbakterien und für lymphatisches Gewebe, das zum Immunsystem gehört. Die Bakterien sind dabei eine Art Reserve-Truppe, sozusagen die Auswechselbank. Zusammen mit den Immunmolekülen lagern die Verdauungsbakterien dort geschützt durch eine Schleimschicht und warten auf ihren Einsatz
Nein, im Gegensatz zu älteren Frauen besteht bei einer Blinddarmentzündung im Kindesalter normalerweise keine Gefahr, dass es zu einer eingeschränkten Fruchtbarkeit (Fertilität) als Folgekomplikation kommt.
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