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Vor der OP: Vorbereitung, Aufklärung und Medikamente

Da die Blasenentfernung als recht anspruchsvoll gilt, wird sie nur von erfahrenen Operateuren durchgeführt. Im Krankenhaus wird Ihnen einer der Ärzte den gesamten Ablauf des Eingriffes ausführlich erklären. Stellen Sie hierbei ruhig alle Fragen, die Ihnen durch den Kopf gehen.

Zudem fällt nun auch die Entscheidung, welche Urinableitung erfolgen soll: Eine Option ist der künstliche Urinausgang am Bauch (Urostoma), über den der Harn dauerhaft in einen Klebebeutel fließt. Auch ein Urinreservoir (Pouch), das Sie regelmäßig selbst mit einem Katheter entleeren müssen, ist eine weitere Möglichkeit. Eine Alternative ist die Neoblase, die aus eigenem Darm gefertigt wird und anstelle des erkrankten Harnorgans eingesetzt wird; hierdurch kann der Urin auf natürlichem Weg ausgeschieden werden.

Voruntersuchungen und OP-Vorbereitung

Um Erkrankungen frühzeitig zu erfassen, die sich negativ auf den Eingriff auswirken könnten (wie z. B. eine Blutungsneigung und Herzprobleme), werden vor der Operation einige Untersuchungen durchgeführt. Hierzu zählen z. B. ein EKG, Blut- und Urinanalyse. Auch muss vor der Blasenentfernung der Darm mithilfe von Abführmitteln gründlich entleert und ein eventuell vorhandener Harnwegsinfekt antibiotisch behandelt werden. Des Weiteren werden Sie ein ausführliches Gespräch mit dem Narkosearzt führen, der Ihnen alles rund um die Betäubung erklären wird. Zudem wird vor dem Eingriff eine Kombination an Antibiotika verabreicht. Dies soll einer Entzündung durch Keime vorbeugen, die bei der Darmeröffnung frei werden. Wird als Harnableitung ein künstlicher Ausgang (Urostoma) geplant, muss dieser vor der Operation auf der Haut angezeichnet werden. So wird sichergestellt, dass das Stoma nicht ungünstig in einer Hautfalte liegt, was das Ankleben des Urinbeutels erschweren würde.

Während der OP: Von Blasenentfernung bis Anlage der neuen Urinableitung

Sind alle vorbereitenden Maßnahmen erfolgt und liegen keine außergewöhnlichen OP-Risiken vor, kann die Blasenentfernung stattfinden. Der Eingriff, der etwa drei bis fünf Stunden dauert, wird in Vollnarkose und in Rückenlage durchgeführt. Damit der operierende Arzt in den Bauchraum gelangt, erfolgt entweder ein größerer Schnitt vom Schambein bis an den Nabel oder alternativ ein Eingriff in Schlüssellochtechnik (über mehrere kleine Hautöffnungen werden Instrumente wie eine Kamera und Greifzangen eingeführt).

Ist das erkrankte Gewebe schließlich entnommen, wird die neue Urinableitung gefertigt. Vor dem Ende des Eingriffes werden noch Drainagen in den Bauchraum eingelegt. Sie leiten über einen dünnen Schlauch anfallendes Wundsekret nach außen in einen Beutel ab und werden nach einigen Tagen gezogen.

Nach der OP: Wundversorgung und Kur

In den nächsten Tagen muss sich Ihr Körper von dem recht langen Eingriff erholen. Zunächst ist etwas Schonung angesagt, damit die Wunden gut verheilen können. Im weiteren Verlauf können die eingelegten Drainagen entfernt werden (meist innerhalb von fünf Tagen nach dem Eingriff). Bis Sie wieder normale Kost vertragen, dauert es einige Tage. Zunächst sollten Sie nur Flüssigkeit zu sich nehmen. Wird diese gut vertragen, erhalten Sie leicht verdauliche Nahrung. Wie schnell der Kostaufbau gelingt, hängt auch von der Verdauung ab; häufig ist der Darm nach der OP etwas träge und braucht einige Zeit, bis er wieder in Schwung kommt. Hierbei helfen Abführmittel und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.

Naht- oder Klammerentfernung

Die Hautwunden am Bauch werden nach der OP mit einer Naht oder kleinen Metallklammern verschlossen. Diese können, je nachdem, wie gut die Heilung verläuft, nach etwa zehn bis zwölf Tagen entfernt werden; zudem werden alle eins bis zwei Tage die Wunden kontrolliert und neu verbunden.

Planung der Kur

Es wird empfohlen, nach der Blasenentfernung auf eine Anschlussheilbehandlung (AHB, Kur) zu gehen. Dort können Sie sich noch etwas schonen und erhalten eine maßgeschneiderte Physiotherapie. Welche Kurkliniken zur Auswahl stehen und wann die AHB beginnen soll, können Sie in einem Gespräch mit der zuständigen Fachkraft vom Sozialdienst in der Klinik klären. Sollten Sie sich für eine Anschlussheilbehandlung entscheiden, stellt das medizinische Personal einen AHB-Antrag an Ihre Krankenkasse.

Kontrolle der Urinableitung

Nach der Anlage einer Neoblase oder eines künstlichen Urinausganges muss mit einer Röntgenuntersuchung die Wundheilung kontrolliert werden. Dies geschieht etwa am zehnten Tag nach der OP. Sind laut der Bildgebung alle kritischen Stellen gut verheilt, kann der einliegende Katheter schließlich entfernt werden.

Wie lange muss ich bei der Blasenentfernung im Krankenhaus bleiben?

Sie sollten etwa mit drei Wochen rechnen. Nach der OP ist es auch nicht ungewöhnlich, dass Sie einige Tage auf der Intensivstation verbringen, bis Sie sich von dem Eingriff etwas erholt haben.

Was erwartet mich nach der Blasenentfernung?

Aufgrund der neu geschaffenen Urinableitung aus einem Darmsegment ergeben sich einige Besonderheiten. Das liegt primär daran, dass dem Verdauungstrakt nun ein Stück Darm fehlt und der Urin Kontakt zum Darmgewebe hat. All dies kann zu unerwünschten Begleiteffekten führen, insbesondere wenn die Leber und/oder die Nieren nur eingeschränkt arbeiten:

  • Entgleisung des Säure-Basen-Haushaltes: Durch den Kontakt des Urins mit dem Darm besteht die Gefahr einer Übersäuerung (metabolische Azidose). Dies kann anhand von Blutuntersuchungen nachgewiesen werden. Typische Anzeichen einer Azidose sind unter anderem Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Wird die Übersäuerung des Blutes nicht behandelt, drohen z. B. Nierensteine und eine Erweichung der Knochen (Osteomalazie). Deshalb ist es wichtig, die Azidose frühzeitig zu erkennen und zu therapieren. Dies ist durch Medikamente wie Natriumbikarbonat möglich, die den hohen Säuregehalt im Blut ausgleichen.
  • Bei einer vorbestehenden Leberfunktionsstörung muss auf den Ammonium-Blutspiegel geachtet werden. Dieser kann nach der Blasenentfernung ansteigen und im Extremfall ein Koma bewirken.
  • Wurde ein größeres Darmsegment entfernt, hat das Konsequenzen für den Stoffwechsel:

Fazit

Durch eine medikamentöse Behandlung lassen sich die Nebenwirkungen der Operation meist gut kontrollieren. Wichtig sind regelmäßige Blutkontrollen zur Erfassung einer Stoffwechselstörung und eines Nährstoffmangels, sodass durch eine rechtzeitige Therapie schwerwiegende Komplikationen vermieden werden können.

Blasenentfernung: Welche Komplikationen sind bei der OP möglich?

Die Entnahme der Blase, Nachbarorgane und Lymphknoten ist durchaus eine Belastung für den Körper. Wie gut Sie die Operation vertragen, hängt unter anderem von Ihrem Lebensalter und möglichen Begleiterkrankungen ab (z. B. Übergewicht, Diabetes mellitus oder Herz- und Nierenerkrankungen). Je jünger und gesünder Sie sind, umso besser ist die Prognose.

Im Allgemeinen treten aber bei ca. einem Drittel der Operierten mehr oder weniger schwere Komplikationen auf. Die Gefahr, aufgrund des Eingriffes sogar zu versterben, liegt bei 1 bis 3 %. Auch wenn diese Daten für so manchen besorgniserregend sein könnten, müssen Sie bedenken, dass ohne die OP der Tumor weiterwachsen würde.

Zu den häufigsten Komplikationen bzw. Folgen der Zystektomie zählen:

  • Lungenentzündung
  • Thrombose und Lungenembolie
  • Herzinfarkt und Herzschwäche (Herzinsuffizienz).
  • Störung der Lungenbelüftung (Atelektase)
  • Darmverschluss
  • undichte Nahtstellen im Bauchraum
  • Bauchfellentzündung (Peritonitis) und Abszessbildung
  • Enddarmverletzung mit Fisteln
  • Blutverlust (evtl. müssen auch Blutkonserven verabreicht werden)
  • Blutergüsse
  • Wundinfektion
  • sexuelle Funktionsstörungen (Impotenz bei Männern, schmerzhafter Geschlechtsverkehr bei Frauen)
  • gestörter Lymphabfluss aufgrund der Lymphknotenentnahme
  • Komplikationen, die durch die Harnableitung bedingt sind (z. B. entgleister Säure-Basen-Haushalt, Harnwegsinfektion, Schleimbildung in der Blase, welche die Harnentleerung behindert, Nieren- und Blasensteine, Vitaminmangel, Blutarmut, chronischer Durchfall, Kurzdarmsyndrom, reduzierte Knochendichte (Osteomalazie))

Fazit

Trotz der möglichen Komplikationen ist die Blasenentfernung eine gute Therapie für eine Vielzahl von Erkrankten und hilft vielen Betroffenen, den Krebs zu besiegen. Lassen Sie sich bitte nicht allzu sehr von den erwähnten Begleiterscheinungen der OP abschrecken. Denn, wie gesagt, sie können zwar auftreten, sind aber nicht die Regel.

Übrigens, sollte aus gesundheitlichen Gründen für Sie die Blasenentfernung nicht infrage kommen, kann alternativ auf die kombinierte Radiochemotherapie zurückgegriffen werden.

Quellen:

  • Manski, D. (2019): Urologielehrbuch.de, 14. Aufl., Stadtbergen, Deutschland: Manski, Dr. Dirk.
  • Schmelz, H.U. Sparwasser, C & Weidner, W. (2014): Facharztwissen Urologie, 3. Aufl., Heidelberg, Deutschland: Springer.
  • Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms (S3-Leitlinie) (2020). Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU). AWMF-Registernr.: 032/038OL [online] www.register.awmf.org.
  • Apogepha. Patientenpass Mitomycin. [online] www.apogepha.de.
  • Medac. Gebrauchsinformation: Information für Anwender-BCG-medac® (2010). [online] www.portal.dimdi.de.
  • Trojan, L. Zystektomie mit Ileum-Conduit (Totale Blasenentfernung mit künstlichem Urinausgang) (2019). [online] www.urologie.umg.eu.
  • Padcev® (Enfortumab-Vedotin):Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels. [online] www.ema.europa.eu.

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