Haupt-Autorin
Dr. med. Michaela Hilburger
Fachärztin für Urologie
Sollte der Krebs bereits tief in die Blase eingewachsen sein (ab einem Tumorstadium T2), muss die gesamte Blase und angrenzendes Gewebe entfernt werden. Dies ist zwar ein großer Eingriff, kann aber ein Fortschreiten der Krankheit oder die Metastasenbildung verhindern – vorausgesetzt, der Krebs hat noch nicht in ferne Lymphknoten bzw. andere Organe gestreut.
In Sonderfällen kann die Zystektomie auch in einem früheren Stadium erfolgen, wenn das Risiko für eine Ausbreitung des Krebses extrem hoch und die erkrankte Person sehr jung ist; ebenso kann der Eingriff empfohlen werden, wenn bisherige Behandlungsmaßnahmen wie die Instillationstherapie mit BCG oder Mitomycin C nicht erfolgreich waren.
Wenn der Krebs schon gestreut hat: Zystektomie zur Symptomkontrolle
Teilweise erfolgt die Blasenentfernung aber auch beim metastasierten Blasenkrebs. Dies soll tumorbedingte Beschwerden wie Blutungen, Schmerzen oder Harnaufstau lindern und die Lebensqualität verbessern.
Stimmt es, dass nicht nur die Blase, sondern auch andere Organe entnommen werden?
Ja, bei der OP wird nicht nur die Blase entfernt, ebenso werden die Beckenlymphknoten und benachbarte Organe entnommen: Beim Mann zählen hierzu die Prostata und Samenblasen, bei der Frau, die Gebärmutter, Eierstöcke und ein Teil der Scheide. Aufgrund des Umfanges des Eingriffes ist es nicht verwunderlich, dass die Operation auch radikale Zystektomie genannt wird.
Aber warum muss so weiträumig operiert werden? Der Grund ist, dass wirklich alles erkrankte Gewebe entfernt werden soll. Denn es ist nicht auszuschließen, dass sich der Tumor bereits auf die der Blase angrenzenden Areale ausgedehnt hat. Da das Ziel die Heilung ist, soll möglichst keine Krebszelle im Körper verbleiben.
Wie schnell muss die Blasenentfernung erfolgen?
Steht die Diagnose Blasenkrebs und ist die Zystektomie geplant, sollten Sie nicht länger als drei Monate mit der Operation warten. Denn es hat sich gezeigt, dass mit der Zeit der Tumor fortschreiten kann und sich somit die Prognose mit zunehmender Verzögerung der OP verschlechtert. Auch wenn es sicher keine ganz harmlose OP ist, sollten Sie keine unnötige Zeit verlieren. Denn je früher Sie den Tumor entfernen lassen, umso besser stehen die Chancen für eine Heilung.
Warum kann nicht nur ein Teil der Blase entfernt werden?
Eine teilweise Entfernung der erkrankten Blase ist kein reguläres Verfahren beim Blasenkrebs. Denn es konnte bisher nicht nachgewiesen werden, dass die Prognose nach einer Teilentfernung genauso gut ist, wie wenn das gesamte Organ entnommen wird. Zudem ist eine lebenslange Tumornachsorge unerlässlich und es kann vermehrt zu einem Rückfall kommen. Da ein Blasenkrebs in einem frühen Stadium, in dem er noch nicht gestreut hat, gut zu therapieren ist, sollte deshalb kein Risiko eingegangen werden und die komplette Blase entfernt werden.
Nur in Ausnahmesituationen stellt eine Harnblasenteilentfernung eine mögliche Alternative dar. Dies ist insbesondere bei schlechtem Gesundheitszustand der Fall, wenn es zweifelhaft ist, dass die Zystektomie gut überstanden werden könnte. Auch im Anfangsstadium des sogenannten Urachuskarzinoms, einer sehr seltenen Form des Blasentumors, oder einem Harnblasentumor, der nur am Blasendach wächst, kann eine Teilentfernung erwogen werden.
Quellen:
- Manski, D. (2019): Urologielehrbuch.de, 14. Aufl., Stadtbergen, Deutschland: Manski, Dr. Dirk.
- Schmelz, H.U. Sparwasser, C & Weidner, W. (2014): Facharztwissen Urologie, 3. Aufl., Heidelberg, Deutschland: Springer.
- Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms (S3-Leitlinie) (2020). Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU). AWMF-Registernr.: 032/038OL [online] www.register.awmf.org.
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- Medac. Gebrauchsinformation: Information für Anwender-BCG-medac® (2010). [online] www.portal.dimdi.de.
- Trojan, L. Zystektomie mit Ileum-Conduit (Totale Blasenentfernung mit künstlichem Urinausgang) (2019). [online] www.urologie.umg.eu.
- Padcev® (Enfortumab-Vedotin):Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels. [online] www.ema.europa.eu.