Was passiert in den Wechseljahren beim Mann? Leidet jeder unter Wechseljahresbeschwerden? Hilft eine Behandlung mit Testosteron? Und wer sollte lieber auf eine solche Hormonersatztherapie verzichten? Auf diese und viele weitere Fragen rund um das Thema Wechseljahre antworten wir in diesem Beitrag.
Basiswissen
Kommen auch Männer in die Wechseljahre?
Über das sogenannte „Climacterium virile“, die „Wechseljahre des Mannes“, gibt es durchaus widersprüchliche Auffassungen:
- Vertreter der Männergesundheitsforschung kritisieren, dass sich Mediziner bisher zu einseitig auf die Wechseljahre von Frauen konzentriert und dabei die Bedürfnisse von älter werdenden Männern vernachlässigt haben.
- Andere meinen, dass die männlichen Wechseljahre eine pure Erfindung seien, mit einem klaren Ziel: Lifestyle-Produkte und Pharmazeutika gewinnbringend an den Mann zu bringen.
- Gemäß der verbreiteten und weitgehend anerkannten Meinung befinden sich Männer im Alter zwischen Mitte 40 und 60 Jahren ja „in den besten Jahren“. Wer will da also von Defiziten und Alterungsprozessen oder gar von Wechseljahren sprechen?
Auch bei Männern verändern sich die Hormone
Fakt ist jedoch, dass die Bildung der Sexualhormone bei Männern üblicherweise ab etwa dem 40. Lebensjahr langsam abnimmt. Da der Hormonspiegel im Blut nur ganz allmählich sinkt, haben Männer auch seltener und weniger ausgeprägt an klimakterischen Beschwerden zu leiden als Frauen.
In manchen Fällen, etwa wenn die Hormonproduktion infolge von Erkrankungen oder bestimmten Behandlungsverfahren (beispielsweise Bestrahlungen zur Krebstherapie) binnen kurzer Zeit stark zurückgeht, kann es allerdings zu deutlichen Symptomen kommen.
Wann die Beschwerden eine Behandlung rechtfertigen, gilt es im Einzelfall zu klären.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann durch Testosteronmangel Beschwerden bekommt?
Der Testosteronspiegel sinkt etwa ab dem 40. Lebensjahr um ungefähr 1 bis 2 Prozent jedes Jahr. Das heißt aber nicht, dass jeder Mann deshalb einen Mangel an Testosteron hat. Und das bedeutet erst recht nicht, dass der sinkende Testosteronspiegel im Blut Beschwerden hervorruft.
So zeigten beispielsweise die Ergebnisse der „Massachusetts Male Aging Study“ (1987–2004), dass von den untersuchten 40- bis 49-jährigen Männern nur 4,7% tatsächlich ein Testosterondefizit aufwiesen. Unter den 50- bis 59-Jährigen lag die Rate gerade mal bei 5,7%.
Nur bei 2% aller älteren Männer hormonell bedingte Beschwerden festgestellt
Und wie häufig sind „Wechseljahresbeschwerden“ bei Männern, die tatsächlich durch einen Mangel an männlichen Geschlechtshormonen (Androgenen) bedingt sind? Eine im renommierten „New England Journal of Medicine“ 2011 publizierte Studie mit mehr als 3.000 Teilnehmern ermittelte lediglich bei 2 von 100 Männern im Alter zwischen 40 und 79 Jahren solche Beschwerden. Vermeintlich typische Symptome wie etwa rasche Ermüdbarkeit, Antriebsschwäche oder depressive Verstimmungen fanden sich vollkommen unabhängig von erniedrigten oder normalen Testosteronspiegeln.
Die 2% der Männer, bei denen in der Studie tatsächlich Wechseljahresbeschwerden durch niedrige Testosteronwerte diagnostiziert wurden, hatten als typische Symptome:
- selten morgendliche Erektionen
- selten sexuelle Gedanken
- Erektionsstörungen
Ursachen
Was verändert sich durch die Wechseljahre (Klimakterium virile) im Körper des Mannes?
Das Gewicht und die Größe der Hoden, und damit auch die Produktion von Geschlechtshormonen nehmen bei Männern etwa ab dem 40. Lebensjahr langsam ab. Der Testosteronspiegel im Blut sinkt ab diesem Alter etwa um 1 bis 2 Prozent jährlich.
Bei manchen kommt es demzufolge zu einem Mangel an männlichen Hormonen (Androgenen), was zu Symptomen wie beispielsweise Hitzewallungen oder Kopfschmerzen führen kann. Das ist aber eher selten.
Darüber hinaus verlieren auch die Knochen an Substanz, die Muskelmasse und damit auch Kraft lässt allmählich nach, während die Körper-Fett-Masse tendenziell zunimmt.
Folgen des sinkenden Testosteron-Spiegels
Ursache dieser Veränderungen ist vor allem der sinkende Blutspiegel des Sexualhormons Testosteron. Dessen Produktion nimmt bis etwa zum 30. Lebensjahr zu, bleibt dann bis etwa zum 40. Lebensjahr unverändert, und nimmt danach ab.
Die Zeugungsfähigkeit bleibt beim Mann zwar prinzipiell bis ins hohe Alter erhalten. Nachgewiesenermaßen wurden manche Männer mit über 90 Jahren noch Vater! Allerdings gibt es individuell enorme Unterschiede: Rein statistisch betrachtet nimmt mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit ab, dass ausreichend fruchtbare Samen produziert werden, und auch die Menge des Ejakulats wird geringer. Folglich sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, Nachkommen zu zeugen.
Wichtig zu wissen: Mit der Potenz hängen diese Veränderungen allerdings in keiner Weise zusammen. Die sexuelle Lust und die Potenz können nämlich durchaus bis ins hohe Alter erhalten bleiben.
Wenn Männer älter werden: Welche Hormone außer Testosteron spielen noch eine Rolle?
Alle reden vom Testosteron. Aber wichtig für das Befinden im Alter (und auch davor) sind neben dem Testosteron auch folgende Hormone:
- Dehydroepiandrosteron (DHEA): Das Hormon wird in der Nebennierenrinde produziert. Es bremst den Alterungsprozess und fördert den Abbau von Fettgewebe. DHEA stärkt zudem das Immunsystem und reduziert Stressreaktionen, da es die Ausschüttung des Stresshormons Kortisol hemmt. Zudem soll das Hormon vor Herz- und Kreislauferkrankungen schützen, sowie die Merk- und Konzentrationsfähigkeit fördern. Auch für altersbedingte Beeinträchtigungen könnte DHEA relevant sein, zumal die Produktion des Hormons und damit auch die Konzentration der Blutspiegel etwa ab dem 45. bis 50. Lebensjahr abnimmt.
- Östrogene: Auch im männlichen Hormonhaushalt spielen Östrogene eine wesentliche Rolle. Wenn allerdings der Testosteronspiegel sinkt, reduziert sich auch die Östrogenkonzentration. Man geht davon aus, dass Gelenksschmerzen und Muskelverspannungen, aber auch Fettverteilungsstörungen und sogar Beeinträchtigungen der Merkfähigkeit mitunter eine Folge von Östrogenmangel sein können. Und auch psychische Unausgeglichenheit oder verminderte Belastbarkeit hängen möglicherweise mit einem Mangel an dem weiblichen Geschlechtshormon zusammen.
- Gonadotropin-Releasing-Hormon (Gn-RH): Das Hormon stimuliert im Vorderlappen der Hypophyse die Ausschüttung von zwei verschiedenen Sexualhormonen: die des follikelstimulierenden Hormons (FSH) und des luteinisierenden Hormons (LH). Dadurch steuert Gn-RH die Sexualfunktion, und zwar von Männern und Frauen.
Symptome
Welche Beschwerden kann Testosteronmangel verursachen?
Als typische Symptome gelten diverse Beeinträchtigungen der psychischen und physischen Leistungsfähigkeit. Zunächst macht sich sinkender Testosteronspiegel häufig durch eine Abnahme der Libido, mitunter auch durch Potenzstörungen (erektile Dysfunktion) bemerkbar.
Als weitere Symptome, über die manche Männer mit Testosteronmangel klagen, gelten:
- Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit und Nervosität, mitunter auch Angstzustände
- Mattigkeit und nachlassende Tatkraft
- Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression
- Hitzewallungen und Schweißausbrüche
- Ein- und Durchschlafstörungen
- Herzklopfen
- Kreuz-, Gelenk- und Gliederschmerzen
Ist wirklich Testosteron schuld?
Ob diese Beschwerden, wenn sie denn vorliegen, tatsächlich auf nachlassende Hormonproduktion zurückzuführen sind, ist allerdings fraglich. Denn selbstverständlich können diese zum Teil unspezifischen Symptome auch andere Ursachen haben. Und es bleibt der Verdacht, dass einige Protagonisten der Testosteron-Mangel-These davon auch wirtschaftlich profitieren. Dass hier also ein Problem herbeigeredet wird, das gar nicht existiert.
Fest steht: Wenn wirklich ein Testosteronmangel vorliegt, kann es langfristig zum Verlust an Muskelmasse (vor allem bei Mangel an körperlicher Belastung) und demzufolge zu Osteoporose (Abbau von Knochenmasse) kommen. Eine weitere indirekte Gefahr des Testosteronmangels besteht, wenn ein Mann dick wird: Denn Übergewicht fördert die Entstehung von Bluthochdruck , Fettstoffwechselstörungen und Diabetes.
Fest steht aber auch: Übergewicht und körperliche Trägheit erhöhen das Risiko für Potenzstörungen (erektile Dysfunktion) um 30%, während regelmäßige körperliche Aktivität das Risiko um denselben Prozentsatz zu senken vermag.
Behandlung
Wie werden Wechseljahresbeschwerden beim Mann behandelt?
Je nachdem, ob ein Testosteronmangel nachweisbar ist und wie ausgeprägt die Beschwerden sind, gibt es unterschiedliche Therapiemöglichkeiten. Hierzu zählen:
Testosteron-Ersatztherapie
Wechseljahre der Männer: Wann ist eine Testosteron-Behandlung angebracht?
Eine Hormonbehandlung ist nur ratsam, wenn nachweislich ein Testosteronmangel vorliegt und sich zudem Beschwerden bemerkbar machen, die höchstwahrscheinlich durch den Hormonmangel verursacht werden. Und das ist eher selten der Fall.
Vor einer Testosteron-Gabe ist eine Prostata-Untersuchung notwendig. Denn die Hormone können eventuell die Entwicklung einer bereits vorhandenen gutartigen Prostatavergrößerung oder eines bevorstehenden Prostatakrebses beschleunigen.
Krankenkassen zahlen oft nicht für eine Testosteron-Behandlung
Testosteron wird heutzutage entweder durch Injektionen (etwa alle zwei bis vier Wochen) oder in Form von Gelen (beispielsweise Testogel®, Testim® oder Androtop®) verabreicht. Die Einnahme des Hormons in Form von Tabletten oder Kapseln ist nicht zu empfehlen. Denn diese lassen den Testosteron-Blutspiegel kurzzeitig extrem ansteigen und rasch wieder abfallen. Ziel der Behandlung ist jedoch, möglichst gleichmäßige, mittelgradig hohe Testosteron-Konzentrationen im Blut zu erreichen.
Wichtig zu wissen: Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Testosteronbehandlung nicht in jedem Fall. Es empfiehlt sich deshalb, die Möglichkeiten der Kostenerstattung vorab zu klären.
Wechseljahre des Mannes: Welche Nebenwirkungen können infolge einer Testosteronbehandlung auftreten?
Da Testosteron die Talgdrüsen stimuliert, kann es infolge der Behandlung zu Akne kommen. Möglich ist auch, dass sich die Prostata geringfügig vergrößert. Außerdem kann es zu einem Spannungsgefühl in der Brust und vorübergehend zur Vergrößerung der Brust (Gynäkomastie) kommen.
Gefahr bei Überdosierung: dickflüssiges Blut
Wenn die Testosteron-Dosierung zu hoch ist, wird die Blutbildung angeregt. Eine mögliche Folge von Überdosierung ist, dass der Anteil roter Blutkörperchen im Verhältnis zu den anderen Bestandteilen des Blutes zu hoch wird (in der medizinischen Fachtsprache nennt man dies „Erythrozytose“ oder auch „Polyglobulie“). Dadurch wird das Blut „dickflüssiger“, wodurch sich dessen Fließeigenschaften verändern. Deshalb sollte der Hämatokrit-Wert (dieser Wert beschreibt das Verhältnis vom Volumen der festen Blutzellen zum Volumen der Blutflüssigkeit) während einer Testosteronbehandlung regelmäßig kontrolliert werden.
In seltenen Fällen kann bei Männern mit ausgeprägtem Übergewicht und chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung (COPD) ein Schlafapnoe-Syndrom verstärkt werden. Schlafapnoe ist eine Atemregulationsstörung, bei der der Schlafende mehr als zehn Atempausen pro Stunde macht, und diese Pausen jeweils mindestens zehn Sekunden dauern.
Prostatakrebs kann schneller wachsen
Negative Effekte der Hormonsubstitution auf Blutfette und das Herz-Kreislauf-System sind nicht bekannt. Und auch die Befürchtungen, dass eine Therapie mit Testosteron Prostatakrebs (Prostatakarzinom) auslösen könnte, haben sich nicht bestätigt. Allerdings kann durch Testosterongaben das Wachstum von bereits bestehendem, möglicherweise bislang nur nicht diagnostiziertem Prostatakrebs angeregt werden. Deshalb ist vor Beginn der Behandlung eine gründliche Untersuchung (Tastuntersuchung der Prostata, Messung des prostataspezifischen Antigens [PSA-Wert], Ultraschalluntersuchung der Prostata) notwendig. Und auch während der Hormontherapie ist in regelmäßigen Abständen ein urologischer Check-up ratsam.
Wechseljahre beim Mann (Klimakterium virile): Wer darf kein Testosteron erhalten?
Eine Testosteron-Behandlung beim Mann wegen (angeblichen) Testosteronmangels muss man sowieso kritisch hinterfragen, aber es gibt auch eindeutige Verbote (Gegenanzeigen) für eine solche Hormontherapie:
- Prostatakrebs (Prostatakarzinom)
- Brustkrebs Brustkrebs (viriles Mammakarzinom)
- Schlafapnoe-Syndrom (Atemaussetzer während des Schlafes)
- erhöhter Kalziumspiegel im Blut infolge eines bösartigen Tumors
- Lebertumor
Pflanzliche Arzneimittel
Welche pflanzlichen Mittel lindern Wechseljahres-Beschwerden bei Männern?
Je nach Art der Symptome bietet sich bei den sogenannten Wechseljahresbeschwerden des Mannes der Einsatz folgender pflanzlicher Mittel an:
- Johanniskraut (Hypericum perforatum) entspannt, hebt die Stimmungslage und fördert zudem den Schlaf. In Apotheken ohne Rezept erhältlich sind zahlreiche Johanniskraut-Produkte als Tees und Tropfen, sowie als Tabletten und Kapseln.
- Baldrianwurzeln und Melisseblätter haben vor allem beruhigende Wirkung. Sie lindern Unruhezustände, Nervosität und Schlaflosigkeit. Extrakte aus den beiden Pflanzenbestandteilen gibt es in diversen Aufbereitungen (z.B. Dormarist Schlafkapseln®, Euvegal® Entspannungs- und Einschlaftropfen, Euvegal® Tabletten, Plantival® novo Lösung, Plantival® novo Tabletten, SE Baldrian/Melisse Dragees).
- Kava-Kava-Extrakte vermögen Ein- und Durchschlafstörungen zu lindern. Darüber hinaus lösen sie Spannungen und Ängste, reduzieren Erregungszustände und nervöse Erschöpfung. Als Tropfen und Kapseln sind die Wurzelextrakte freiverkäuflich in Apotheken erhältlich.
- Extrakte aus Teufelskralle oder Haifischknorpel zeigen mitunter gute Wirkung gegen Kreuz-, Gelenk- und Gliederschmerzen.
Homöopathie
Welche homöopathischen Mittel lindern Wechseljahres-Beschwerden bei Männern?
Je nach Art der Symptome verwendet man in der Homöopathie, wenn es um sogenannte Wechseljahresbeschwerden bei Männern geht, diverse Substanzen:
- Gegen Niedergeschlagenheit können Sie beispielsweise Acidum phosphoricum in der Potenz C12 einsetzen.
- Cerebrum compositum soll Symptome wie Vergesslichkeit, Angst und Depression lindern.
- Nervoheel ist ein homöopathisches Kombinationsmittel, das Acidum phosphoricum und andere gegen Nervosität und Erschöpfung wirksame Bestandteile enthält.
- Testis compositum ist das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, die Sexualfunktionen zu stärken und die Hormonproduktion zu regulieren. Es wirkt auch gegen Müdigkeit und bessert die Gedächtnisleistung.
Vorbeugung
Wechseljahre der Männer: Wann ist eine Testosteron-Behandlung angebracht?
Eine Hormonbehandlung ist nur ratsam, wenn nachweislich ein Testosteronmangel vorliegt und sich zudem Beschwerden bemerkbar machen, die höchstwahrscheinlich durch den Hormonmangel verursacht werden. Und das ist eher selten der Fall.
Vor einer Testosteron-Gabe ist eine Prostata-Untersuchung notwendig. Denn die Hormone können eventuell die Entwicklung einer bereits vorhandenen gutartigen Prostatavergrößerung oder eines bevorstehenden Prostatakrebses beschleunigen.
Krankenkassen zahlen oft nicht für eine Testosteron-Behandlung
Testosteron wird heutzutage entweder durch Injektionen (etwa alle zwei bis vier Wochen) oder in Form von Gelen (beispielsweise Testogel®, Testim® oder Androtop®) verabreicht. Die Einnahme des Hormons in Form von Tabletten oder Kapseln ist nicht zu empfehlen. Denn diese lassen den Testosteron-Blutspiegel kurzzeitig extrem ansteigen und rasch wieder abfallen. Ziel der Behandlung ist jedoch, möglichst gleichmäßige, mittelgradig hohe Testosteron-Konzentrationen im Blut zu erreichen.
Wichtig zu wissen: Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Testosteronbehandlung nicht in jedem Fall. Es empfiehlt sich deshalb, die Möglichkeiten der Kostenerstattung vorab zu klären.
Wechseljahre des Mannes: Welche Nebenwirkungen können infolge einer Testosteronbehandlung auftreten?
Da Testosteron die Talgdrüsen stimuliert, kann es infolge der Behandlung zu Akne kommen. Möglich ist auch, dass sich die Prostata geringfügig vergrößert. Außerdem kann es zu einem Spannungsgefühl in der Brust und vorübergehend zur Vergrößerung der Brust (Gynäkomastie) kommen.
Gefahr bei Überdosierung: dickflüssiges Blut
Wenn die Testosteron-Dosierung zu hoch ist, wird die Blutbildung angeregt. Eine mögliche Folge von Überdosierung ist, dass der Anteil roter Blutkörperchen im Verhältnis zu den anderen Bestandteilen des Blutes zu hoch wird (in der medizinischen Fachtsprache nennt man dies „Erythrozytose“ oder auch „Polyglobulie“). Dadurch wird das Blut „dickflüssiger“, wodurch sich dessen Fließeigenschaften verändern. Deshalb sollte der Hämatokrit-Wert (dieser Wert beschreibt das Verhältnis vom Volumen der festen Blutzellen zum Volumen der Blutflüssigkeit) während einer Testosteronbehandlung regelmäßig kontrolliert werden.
In seltenen Fällen kann bei Männern mit ausgeprägtem Übergewicht und chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung (COPD) ein Schlafapnoe-Syndrom verstärkt werden. Schlafapnoe ist eine Atemregulationsstörung, bei der der Schlafende mehr als zehn Atempausen pro Stunde macht, und diese Pausen jeweils mindestens zehn Sekunden dauern.
Prostatakrebs kann schneller wachsen
Negative Effekte der Hormonsubstitution auf Blutfette und das Herz-Kreislauf-System sind nicht bekannt. Und auch die Befürchtungen, dass eine Therapie mit Testosteron Prostatakrebs (Prostatakarzinom) auslösen könnte, haben sich nicht bestätigt. Allerdings kann durch Testosterongaben das Wachstum von bereits bestehendem, möglicherweise bislang nur nicht diagnostiziertem Prostatakrebs angeregt werden. Deshalb ist vor Beginn der Behandlung eine gründliche Untersuchung (Tastuntersuchung der Prostata, Messung des prostataspezifischen Antigens [PSA-Wert], Ultraschalluntersuchung der Prostata) notwendig. Und auch während der Hormontherapie ist in regelmäßigen Abständen ein urologischer Check-up ratsam.
Wechseljahre beim Mann (Klimakterium virile): Wer darf kein Testosteron erhalten?
Eine Testosteron-Behandlung beim Mann wegen (angeblichen) Testosteronmangels muss man sowieso kritisch hinterfragen, aber es gibt auch eindeutige Verbote (Gegenanzeigen) für eine solche Hormontherapie:
- Prostatakrebs (Prostatakarzinom)
- Brustkrebs Brustkrebs (viriles Mammakarzinom)
- Schlafapnoe-Syndrom (Atemaussetzer während des Schlafes)
- erhöhter Kalziumspiegel im Blut infolge eines bösartigen Tumors
- Lebertumor
Wissenswertes
Was versteht man unter Alters-Hypogonadismus?
Für viele Mediziner gilt der Grundsatz: "Sage es nicht verständlich, wenn Du es auch unverständlich ausdrücken kannst." Als Alters-Hypogonadismus bezeichnet man den altersbedingten Abfall des Testosteronspiegels bei Männern.
Als Synonyme gebrauchte Begriffe sind „Andropause“ oder auch „männliche Wechseljahre“ (Climacterium virile). Im englischen Sprachraum verwendet man vorwiegend den Begriff „Late-onset hypogonadism“ (LOH).
Testosteronmangel im Alter: Wirklich ein Problem oder nur hochgejazzt?
Mittlerweile entwickelten mehrere internationale Fachgesellschaften eine Leitlinie zur Diagnose, Therapie und Überwachung bei Altershypogonadismus. Die "Wechseljahre des Mannes" sind also in gewisser Weise anerkannt. Oder geht es hier nur darum, mit einem Pseudoproblem Geld zu verdienen (Pillen gegen Testosteronmangel)?
Definitionsgemäß spricht man von einem Testosteronmangel, wenn die Blutspiegel an Testosteron < 200 ng/dl beziehungsweise < 8 nmol/l liegen. Allerdings versichern manche Wissenschaftler, dass sich auch schon bei Werten < 350 ng/dl beziehungsweise < 12 nmol/l Beschwerden bemerkbar machen können, die für ein Mangelsyndrom sprechen. Ob diese Wissenschaftler das neutral sagen oder wirtschaftlich profitieren, bleibt im Bereich der Spekulation.
Zum Begriff „Hypogonadismus“: Die Gonaden sind in der medizinischen Fachsprache die Hoden. Die Silbe „hypo“ verrät stets, dass von irgendetwas zuwenig vorhanden ist, also ein Mangel besteht.
Noch ein Extra-Tipp:
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Quellen:
- Schmelz et al. Facharztwissen Urologie.