Wie wirkt Vedolizumab (Entyvio®) bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa? Welche Vorteile hat das Medikament gegenüber den geläufigen Präparaten? Und was sind die bekannten Nebenwirkungen? Diese und andere Fragen beantworten wir in folgendem Beitrag.
Vorteile und Nachteile
Welche Vorteile und Nachteile hat eine Therapie mit Vedolizumab (Entyvio)?
Das Besondere an dem Medikament Vedolizumab (Entyvio) ist: Es wirkt nur im Darm. Während andere Medikamente gegen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa die gesamte Immunabwehr herabsetzen, richtet sich Vedolizumab gezielt gegen Entzündungsprozesse im Darm. Zumindest legen das die bisherigen Untersuchungsergebnisse nahe.
Noch keine Langzeitstudien zu Nebenwirkungen
Vedolizumab wurde in Deutschland Mitte 2014 zugelassen. Damit ist das Mittel relativ neu. Das bedeutet auch, dass noch keine Erkenntnisse über die Langzeitwirkung vorliegen. Diese Erkenntnisse sind aber wichtig, weil gerade moderne Immunblocker in den letzten Jahren mitunter gefährliche Nebenwirkungen offenbart haben.
Außerdem gibt es keine Informationen darüber, welche Vor- und Nachteile das Medikament im Vergleich zu den TNF-alpha-Antagonisten Adalimumab oder Infliximab hat. Das sollte eigentlich vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen geprüft werden. Aber der Hersteller von Vedolizumab legte dafür bisher keine geeigneten Daten vor. Das ist auch der Grund, warum Vedolizumab derzeit noch als reines Reservemittel gilt.
Wirkung
Wie wirkt Vedolizumab (Entyvio)?
Ein bisschen Biochemie
Zum Hintergrund (Achtung, wir tauchen kurz tief ein in die Wissenschaft): Vedolizumab ist ein monoklonaler Antikörper. Dieser synthetisch hergestellte Antikörper hemmt ein spezielles Molekül auf der Oberfläche von Lymphozyten und hindert diese Entzündungszellen auf diese Weise daran, sich im Darm anzuheften. Das ist im Falle von Morbus Crohn oder der Colitis ulcerosa gut, denn Lymphozyten unterhalten den Entzündungsreiz.
Viel zielgerichteter als übliche Immunblocker
Das Besondere an diesem Wirkprinzip: Blockiert wird bei den Lymphozyten nur ihr molekularer Schlüssel zur Darmschleimhaut. Werden sie mit Vedolizumab in Kontakt gebracht, können sie noch alles mögliche tun, nur das Anheften im Darm gelingt nicht mehr. Der Wirkstoff bremst damit eine überschießende Immunreaktion in der Darmschleimhaut und verhindert, dass neue Entzündungszellen in das Darmgewebe eintreten. Dadurch kann sich der Darm beruhigen – und die Nebenwirkungen außerhalb des Verdauungstraktes fallen im Idealfall geringer aus als bei Mitteln, die auf den gesamten Körper Einfluss nehmen.
Einsatz bei Morbus Crohn
Morbus Crohn: Wann ist ein Versuch mit Vedolizumab (Entyvio) sinnvoll?
Das Medikament mit dem Wirkstoff Vedolizumab wird bei Morbus Crohn bisher nur eingesetzt, wenn zwei Aspekte zutreffen:
- Erstens: Es besteht ein akuter Morbus Crohn, der mittelschwer bis schwer ausgeprägt ist.
- Und zweitens: Die üblichen Medikamente gegen Morbus Crohn (Immunsuppressiva wie Kortison, aber auch modernere TNF-alpha-Antagonisten wie Infliximab und Adalimumab) wirken nicht (mehr) oder werden nicht vertragen.
Zugelassen, aber auch noch in Erprobung
Dieser Zulassungsstatus als Ersatzmedikament, also ein Einsatz erst dann, wenn die klassischen Mittel versagen, ist für neuere Immuntherapeutika durchaus üblich. Damit wird einerseits anerkannt, dass eine Wirkung nachgewiesen wurde, andererseits eine Verschreibung gleich zu Beginn noch untersagt, weil zu wenige Langzeiterfahrungen mit dem Medikament vorliegen. So ist das auch bei Vedolizumab.
Heilen kann zwar auch Vedolizumab die Erkrankung leider nicht – aber immerhin im Idealfall die Beschwerden lindern. Zu beachten ist, dass Vedolizumab für Kinder und Jugendliche nicht zugelassen ist. Auch Schwangere sollten das Medikament in der Regel nicht bekommen.
Wie läuft die Behandlung mit Entyvio ab?
Vedolizumab wird als Infusion verabreicht, es gelangt also über einen Tropf in die Vene und damit ins Blut. Eine Infusion dauert etwa eine halbe Stunde. Bei den ersten Malen sollten Sie während der Behandlung und noch etwa zwei Stunden danach unter ärztlicher Aufsicht sein. Wenn Sie das Mittel gut vertragen, kann die Überwachungszeit bei den nächsten Terminen meist verkürzt werden.
Dauertherapie mit Vedolizumab
Nach der ersten Behandlung erfolgen die nächsten Infusionen zwei und sechs Wochen später. Meist stellt sich dann heraus, ob und wie das Medikament bei Ihnen wirkt. Entscheiden Sie und Ihr Arzt sich für eine Dauertherapie, bekommen Sie in der Regel alle acht Wochen eine Infusion.
Einsatz bei Colitis ulcerosa
Colitis ulcerosa: Wann kommt ein Versuch mit Vedolizumab (Entyvio) in Betracht?
Entyvio ist ein neuer Wirkstoff gegen Colitis ulcerosa. Es handelt sich um einen monoklonalen Antikörper, dessen Wirkung vor allem auf einer Hemmung von Entzündungszellen im Darm beruht. Da noch Langzeiterfahrungen fehlen, darf Entyvio bis auf weiteres nur verordnet werden, wenn andere Basis-Therapeutika nicht ausreichend wirken.
Vedolizumab ist somit auch nur dann eine Option, wenn die Colitis ulcerosa sehr aktiv ist und die Beschwerden mit anderen Mitteln nicht genügend eingedämmt werden können. Wie alle anderen Immunsuppressiva auch bietet Vedolizumab keine Aussicht auf Heilung, es kann aber die Symptome relevant reduzieren.
Vedolizumab darf nur Erwachsenen verabreicht werden, für Kinder und Jugendliche ist es nicht zugelassen. Auch Schwangeren wird von dem Medikament abgeraten.
Wie läuft die Behandlung mit Entyvio ab?
Vedolizumab wird als Infusion verabreicht, es wird über einen Tropf in die Vene eingeführt. Eine solche Sitzung dauert etwa eine halbe Stunde. Nach der ersten Behandlung erfolgen die nächsten Infusionen zwei und sechs Wochen später.
Bei den ersten Infusionssitzungen ist während der Behandlung und noch etwa zwei Stunden danach eine ärztliche Aufsicht erforderlich, um bei gravierenden Nebenwirkungen sofort reagieren zu können. Wenn Sie das Mittel gut vertragen, kann die Überwachungszeit bei den nächsten Terminen meist verkürzt werden.
Meist stellt sich dann heraus, ob und wie das Medikament bei Ihnen wirkt. Entscheiden Sie und Ihr Arzt sich für eine Dauertherapie, bekommen Sie in der Regel alle acht Wochen eine Infusion.
Quellen:
- Behandlung mit Vedolizumab. Herausgeber: Kompetenznetz Darmerkrankungen e. V. (2019). www.kompetenznetz-darmerkrankungen.de.
mein Mann hat Colitis ulcerosa und wurde zuletzt mit Vedolizumab versorgt. Kurz darauf kamen die bösen Nebenwirkungen. Luftnot, akute Bronchitis, die bis heute anhält. Dichte Nase, schwitzen in der Nacht. Körperlich am Ende der Mann. Der Gastro Doc meint natürlich, dass es von dem Vedolizumab keine Nebenwirkungen sein können. Mein Mann ist Dauergast beim Lungenarzt, und der ist ratlos. Werden zu einem anderen Facharzt wechseln. Dieser Husten ist nicht mehr zum Aushalten. Hätten wir gewusst, was das Vedolizumab anrichten würde, hätte er es niemals genommen.
wollte berichten, wie es bei mir läuft.
Nehme Entyvio-Infusionen seit 2017 alle 7 Wochen bei CU. Die CU war chronisch aktiv und nichts wirkte mehr. Prednisolon musste immer weiter erhöht werden. Irgendwann Entscheidung: OP oder Biologika. Während der Infusion fühlt es sich an, als wenn ich ein Glas Sekt getrunken hätte. Nach ein paar Stunden beginnen Kopfschmerzen und Gliederschmerzen, man fühlt sich schlapp und krank. Das Immunsystem arbeitet, habe meistens 2-3 Tage Gelenksentzündungen. Die wandern im Körper. Manchmal Wirbelsäule, Knie, Hände etc. Um das zu unterbrechen, nehme ich 5 mg Prednisolon für 2 Tage. Danach ist dann aber alles super, und ich genieße mein Leben. Der Blutdruck ist auch erhöht, aber moderat. Die CU ist seit 2018 in Remission, die Schleimhaut hat sich erholt und konnte abheilen. Ich weiß nicht, was es auf lange Sicht macht, aber ich bin dankbar für die Lebensqualität.
Ich habe dank Entyvio auch 2 Schwangerschaften ohne Probleme gehabt, was vorher nicht denkbar gewesen wäre. Natürlich auch mit strenger Nutzen-Risiko-Abwägung und Embryotox-Beratung. Die CU hat mir auch psychisch so zugesetzt, dass ich mich – trotz der Nebenwirkungen, die man irgendwie händeln kann – immer wieder dafür entscheiden würde. Das muss aber jeder selbst für sich entscheiden.
habe eine Frage wegen des Entyvios:
Wann waren deine Beschwerden weg? Also nach welcher Zeit der Einnahme?
Fühle mich irgendwie erkältet. Husten, Gliederschmerzen. Punktschmerzen, also mal hier, mal dort. Wenn's so bleibt, dann kann ich das aushalten. 4 kg zugenommen. Ich hoffe, es wird nicht mehr ...
als MC-Patient bin ich vor 5 Jahren recht früh in die Entyvio-Behandlung eingestiegen. Alle 8 Wochen eine Infusion. Der Crohn ist für mich zur Nebensache geworden. Nach 7 Wochen merke ich, dass es wieder Zeit wird aufzufrischen. Nebenwirkungen habe ich, im Zusammenhang mit den Infusionen, keine. Ich bin überglücklich, dass es in meinem Falle so hervorragend wirkt.
Allen Betroffenen wünsche ich viel Kraft!
Mit besten Grüßen.
Gruß, Andreas
ich kann das ebenso bestätigen. Ich habe seit 10 Jahren CU und mit Medikamenten schon alles durch. Es wirkt bei mir auch wirklich gut, habe jedoch mit den Nebenwirkungen bissel Thema - hoher Blutdruck und Juckreiz am ganzen Körper. Dagegen nehme ich Blutdruck-Tabletten Lora ADGC Allergikum und so passt jetzt alles...
Ich müsste die nächste Infusion in 4 Wochen bekommen, werde aber sehr nachdenklich mit all dem. Die Colitis hat sich gebessert, aber mein Gesamtzustand ist am ehesten mit "Häuflein Elend" zu bezeichnen. So, genug gejammert. Hat hier jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
mein Mann leidet auch unter CU und hat vor knapp 2 Wochen seine zweite Infusion mit Vedulizumab bekommen. Er hat nun hohes Fieber, Gelenkschmerzen, war vorher schon sehr viel müde und schlapp. Auch sein Arzt schließt eine Nebenwirkung aus und meint es wäre ein Infekt. Letztes Jahr hat mein Mann noch Azathioprin (knapp 4 Jahre) eingenommen und war mit sehr schlechten Blutwerten, Fieber und Schüttelfrost im Krankenhaus. Das Aza wurde sofort abgesetzt und es ist Besserung eingetreten. Jetzt zu glauben, dass der Körper nicht auch wieder auf das Immunsuppressivum reagiert, finde ich naiv und genau wie du sagst blind. Es ist immer einfacher es auf einen Infekt zu schieben, der aber auch nicht genauer benannt oder herausgefunden werden kann.
Ich hoffe es geht dir bald besser.
Beste Grüße
es geht mir genau wie dir. Fühle mich kurz nach der Infusion mit Entyvio extrem krank, und habe auch immer Corona Tests gemacht, die alle negativ waren. Meine Zähne tun dann auch weh, die Nebenhöhlen schwellen an (mit immer wieder eitrigem Auswurf), erhöhte Temperatur und jetzt (mittlerweile 14. Infusion) starke Gelenkschmerzen an allen Gelenken. Haarausfall habe ich auch recht stark. Ich bekomme auch noch Mesalazin-Tabletten und weiß jetzt gar nicht mehr, was woher kommt und was aufgrund der CU? Ein Elend das Ganze.
ich habe die Infusionen auch nicht so gut vertragen komischerweise. Danach war mir immer kotzschlecht und ich wollte nur noch heim und schlafen. Ich hab dann die automatischen Pens probiert, alle zwei Wochen in den Bauch, und damit komme ich gut klar. Vielleicht probierst du das auch mal aus...?!
Ich hoffe sehr, deine Schmerzen werden besser und du kannst dein Leben in Zukunft wieder genießen.
ich dachte beim Lesen, Sie schreiben von mir. Ich habe MC und bekomme im August die 4. Infusion, die ich aber verweigern werde. Ich habe die gleichen Nebenwirkungen wie Sie und hinzukommt, dass mein ganzes Gesicht rot ist und ich Pickel habe. Ohne Ende. LG
genau so läuft das bei meinem Mann auch ab. Könnte nur noch kotzen. Er hat das Vedolizumab sofort abgesetzt und sich für die Operation entschieden. Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft.