Was ist eine Colitis ulcerosa? Wie kommt es dazu? Welche Symptome sind typisch? Wie wird die Erkrankung behandelt, und wann ist eine OP notwendig? Ist eine Colitis ulcerosa heilbar? Im folgenden Beitrag finden Sie Antworten auf diese und zahlreiche weitere Fragen zur Colitis ulcerosa.
Einführung
Was ist eine Colitis ulcerosa?
Die Colitis ulcerosa zählt wie der Morbus Crohn zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Es handelt sich um eine Erkrankung des Dickdarms, der in der Fachsprache als Colon oder Kolon bezeichnet wird (deshalb "Colitis"). Durch die Erkrankung entstehen Geschwüre in der Schleimhaut des Dickdarms. Die Ursache dieser chronischen Entzündungsherde ist unklar.
Beginn meist im Enddarm
In aller Regel beginnt die Colitis ulcerosa im Mastdarm (Rektum), also in einem Teil des Enddarms, und kann sich von dort kontinuierlich über die verschiedenen Abschnitte des Dickdarms ausdehnen. Wie weit sich die Colitis ulcerosa ausbreitet, ist sehr unterschiedlich. Die Entzündung kann im Laufe der Erkrankung den ganzen Dickdarm umfassen, es gibt aber auch mildere Verläufe.
Die Colitis ulcerosa gehört zu den chronischen Erkrankungen, sie ist also eine lang anhaltende Erkrankung und kann ein Leben lang bestehen. Sehr viele Betroffene erleben immer wieder Schübe, das heißt, Phasen mit Beschwerden wechseln sich mit Phasen ohne Beschwerden ab. Wie lange die beschwerdefreie Zeit dauert, ist von Fall zu Fall und auch von Person zu Person unterschiedlich und kaum vorhersagbar. Manche Menschen mit Colitis ulcerosa haben nur ganz selten Schübe und dazwischen sehr lange Perioden ohne Symptome. Andere haben fast ständig Beschwerden, auch wenn die Intensität schwankt.
Wissenswertes
In welchem Alter kann eine Colitis ulcerosa auftreten?
Prinzipiell kann eine Colitis ulcerosa in jedem Alter beginnen. Auch bei kleinen Kindern und älteren Menschen kann die Erkrankung neu auftreten. Allerdings tritt die Colitis ulcerosa am häufigsten bei jungen Erwachsenen etwa im Alter zwischen 25 und 35 Jahren zum ersten Mal in Erscheinung.
Zwar beginnt die Colitis ulcerosa am häufigsten im jungen Erwachsenenalter. Doch in der Rückschau zeigt sich, dass etwa 15 bis 40 Prozent der Betroffenen erste Beschwerden bereits vor dem 20. Lebensjahr hatten. Sie haben sie damals nur nicht als ernstere Erkrankung angesehen.
In seltenen Fällen sind sogar Säuglinge betroffen. Bei den ganz kleinen Patienten mit Colitis ulcerosa sind häufig nicht nur einzelne Stellen, sondern ein Großteil des Darms betroffen. Etwa 70 bis 90 Prozent der betroffenen Säuglinge haben eine subtotale oder eine totale Kolitis (Pancolitis), womit ein Befall des gesamten Dickdarms bezeichnet wird.
Wie häufig ist eine Colitis ulcerosa?
Jährlich erkranken in Europa etwa zwischen 5 und 25 unter 100.000 Menschen neu an einer Colitis ulcerosa. Die Zahl der Neuerkrankungen in einem bestimmten Zeitraum, zum Beispiel einem Jahr, wird als Inzidenz bezeichnet. In Deutschland beträgt die Inzidenz der Colitis ulcerosa, also die Zahl der Neuerkrankungen ungefähr 6 unter 100.000 Einwohnern pro Jahr.
Die Häufigkeit, die auch als Prävalenz bezeichnet wird, liegt in Deutschland bei 2,1 pro 1.000 Einwohner. Damit sind hierzulande also etwa 2 von 1.000 Menschen von der Erkrankung betroffen. Insgesamt haben in Deutschland derzeit etwa 170.000 Menschen eine Colitis ulcerosa.
Ursachen
Warum entsteht eine Colitis ulcerosa?
Diese Frage kann bislang nicht genau beantwortet werden, da die Ursachen für eine Colitis ulcerosa bislang nicht oder nicht genügend bekannt sind. Wissenschaftler vermuten, dass zum einen erbliche Veränderungen für die Ausbildung dieser chronisch-entzündlichen Darmerkrankung verantwortlich sein könnten. So tritt sie in einigen Familien häufiger auf.
Eine Erkrankung der "modernen Welt"?
Zum anderen müssen aber auch andere Faktoren eine Rolle spielen. So kommt die Colitis ulcerosa unter anderem in den hoch entwickelten Ländern der nördlichen Hemisphäre häufiger vor als in den weniger entwickelten Ländern der südlichen Hemisphäre. Ähnliche Beobachtungen gibt es ja auch bei anderen Autoimmunerkrankungen wie Allergien oder Multiple Sklerose.
Es wird immer wieder vermutet, dass unsere (übertriebenen) Hygiene-Maßnahmen und auch die Ernährung ursächlich dafür sind, dass wir in den Industrienationen so gehäuft mit Erkrankungen fehlgesteuerter Immunabwehr zu tun haben.
Auch zwischen den ethnischen Gruppen gibt es offenbar Unterschiede. Die Colitis ulcerosa tritt zum Beispiel bei Menschen weißer Hautfarbe viermal häufiger auf als bei Menschen mit schwarzer Hautfarbe.
Risikofaktoren und mögliche Auslöser
Colitis in der Familie: Wie hoch ist das Risiko einer Vererbung?
Wenn Sie ein Familienmitglied haben, das an Colitis ulcerosa leidet, dann ist statistisch auch bei Ihnen das Erkrankungsrisiko erhöht.
Größtes Risiko: Geschwister
Am engsten ist der Zusammenhang bei Geschwistern. Geschwister von Menschen mit Colitis ulcerosa erkranken 10-15 mal häufiger erkranken.
Das Alter spielt auch eine Rolle
Da die Colitis ulcerosa meist bereits im jungen Erwachsenenalter oder noch früher auftritt, nimmt die Wahrscheinlichkeit zu erkranken aber auch bei Verwandten ab, umso älter sie werden.
Und wichtig, sich klarzumachen: Selbst ein 15fach erhöhtes Risiko bedeutet immer noch, dass die größte Wahrscheinlichkeit darin besteht, nicht zu erkranken.
Gibt es bestimmte Risiko-Gene?
Das ist noch nicht abschließend zu sagen. Es gibt mehrere Genkonstellationen bzw. Mutationen, die gehäuft bei Menschen mit Colitis ulcerosa nachweisbar sind. Allerdings ist dieser Zusammenhang noch sehr diffus, an wirklich tiefgreifenden Erkenntnissen fehlt es leider.
Warum erkranken "Landkinder" seltener an Colitis ulcerosa?
Das ist leider noch nicht geklärt. Aber hochinteressant. Zwar schützt das Leben auf dem Land nicht hundertprozentig vor Colitis ulcerosa. Doch das Risiko scheint laut verschiedenen Studien geringer zu sein, wenn man auf dem Dorf groß wird.
Schutz durch Tiere und Geschwister
Diese Untersuchungen zeigen zum Beispiel, dass Kinder, die im ersten Lebensjahr Kontakt zu Stalltieren hatten, später seltener an Colitis ulcerosa und Morbus Crohn erkranken.
Das gleiche gilt übrigens auch für Kinder, die mit mindestens zwei älteren Geschwistern aufwachsen. Demgegenüber steht eine größere Häufigkeit chronischer Darmentzündungen in Städten.
Warum das so ist, ist noch nicht geklärt. Ähnlich wie bei Allergien (auch häufiger in der Stadt) ist denkbar, dass ein "schmutzigeres" Aufwachsen (mehr Kontakt zu Fremdstoffen) förderlich für die körpereigene Abwehr ist und der Entwicklung von derartigen "Zivilisationskrankheiten" vorbeugt.
Welche Ursachen kommen noch in Frage?
Jenseits von Vererbung, äußeren Einflüssen und ethnischen Unterschieden rücken die genauen Mechanismen, die sich hinter der Fehlsteuerung des Abwehrsystems und den nachfolgenden Entzündungsreaktionen verbergen, immer mehr in der Fokus der gegenwärtigen Forschung. So wird schon lange gemunkelt, dass ein komplexes Zusammenspiel zwischen fehlgesteuerter Abwehr, Darmmilieu und einer gestörten Schleimhautbarriere im Magen-Darm-Trakt von Menschen mit Colitis ulcerosa herrscht. Unklar ist allerdings nach wie vor, was am Anfang der zerstörerischen Prozesse steht und die Entzündung letztlich auslöst.
Schwachstelle Darmschleimhaut
Anders als beim Morbus Crohn, dem "Bruder" der Colitis ulcerosa, sind bei ihr wohl nicht bestimmte Abwehrstoffe vermindert; vielmehr ist die Schleimhaut so verändert, dass sie ihre wichtige Barrierefunktion nicht mehr ausreichend wahrnehmen kann. Sie ist dünner, ihr Sekret weniger dickflüssig.
Leichtes Spiel für Erreger
Eiweißstoffe, die der Abwehr dienen, haften daher weniger gut und werden durch das Darmrohr unverrichteter Dinge wieder ausgespült. Erreger haben es dadurch leicht, sich einzunisten. Das wiederum hat eine entsprechende Abwehr- und Entzündungsreaktion mit den bekannten Beschwerden zur Folge.
Therapie der Zukunft?
Würde man die unzureichende Barriere stärken und den Darm bei der Abschirmung nach außen unterstützen, gäbe es womöglich gar keinen Anlass mehr für das Immunsystem, derart aus dem Ruder zu laufen. Erste Ansätze dazu gibt es bereits:
So könnten sogenannte Probiotika, lebende Mikroorganismen, oder auch ganze Stuhlübertragungen den Darm wieder fit machen. Noch ist vieles davon Zukunftsmusik. Aber die Forschung läuft auf Hochtouren und hat bereits vielversprechende Ansätze gefunden.
Können auch psychische Belastungen Schuld an der Colitis ulcerosa sein?
Psychosoziale Faktoren scheinen nur sehr wenig zur Entstehung einer Colitis ulcerosa beizutragen. Es ist also nicht so, dass z.B. Stress oder seelische Belastungen "Schuld" an der Colitis ulcerosa sind. Allerdings können psychische Einflüsse sehr wohl den Verlauf der Colitis ulcerosa beeinflussen. So kann emotionaler Stress die Krankheit aktivieren, also z.B. Schübe (mit) auslösen.
Die Colitis schlägt auf die Stimmung
Daneben gibt es auch eine umgekehrte Beeinflussung. Durch die Erkrankung kommt es aus nachvollziehbaren Gründen häufig zu einer emotionalen und psychischen Belastung der Betroffenen, die sich dann wiederum auf den Verlauf der Colitis ulcerosa auswirkt.
Lassen Sie sich nicht unterkriegen!
Auch deshalb ist es so wichtig, dass Sie soweit möglich "positiv" mit Ihrer Erkrankung umgehen und sich den Herausforderungen stellen. Darin steckt auch so etwas wie eine Selbstbehandlung. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, richtig ist es aber dennoch.
Einteilung, Diagnostik und Untersuchungen
Wie wird die Colitis ulcerosa eingeteilt?
Die Erkrankungsaktivität bei Colitis ulcerosa wird nach aktuellen Experten-Leitlinien in drei Grade unterteilt: leicht, mittelschwer und schwer. Die Zuteilung erfolgt nach folgenden Kriterien:
nur leichte Erkrankungsaktivität
- nicht mehr als vier blutige Stuhlgänge pro Tag
- Puls und Temperatur normal
- Blutwerte: Hämoglobin und Blutsenkungsreaktion normal
mittelschwere Erkrankungsaktivität
- vier bis sechs blutige Stühle täglich
- aber keine Anzeichen einer Beteiligung anderer Organsysteme
schwere Erkrankungsaktivität
- mehr als sechs blutige Stuhlgänge täglich
- Zeichen einer Beteiligung anderer Organsysteme, wie z.B. (die folgenden vier):
- Körpertemperatur über 37,5 °C
- Puls über 90/min
- Blutwerte: Hämoglobin unter 10,5 g/dl
- Blutwerte: Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) über 30 mm in der ersten Stunde
Diagnostik: mit Colitis ulcerosa beim Arzt
Mit welchen Untersuchungen wird eine Colitis ulcerosa festgestellt?
An erster Stelle der Diagnose einer Colitis ulcerosa steht die ausführliche Befragung. Anschließend wird der Arzt Sie gründlich untersuchen. Danach erfolgen oft Laboranalysen von Blut- und Stuhlproben.
Was wird in den Stuhlproben untersucht?
In den Stuhlproben wird in der Regel danach gesucht, ob sich Bakterien im Stuhl befinden. Zu dieser Untersuchung raten Mediziner im Rahmen der ersten Diagnose einer Colitis ulcerosa, um andere Ursachen der Beschwerden auszuschließen.
Aber auch bei einem ungewöhnlich heftigen (fulminanten) Schub und eventuell bei einem Rückfall (Rezidiv) kann eine derartige Untersuchung sinnvoll sein.
Auffällige Stuhlveränderungen bei Kindern
Bei Kindern, bei denen Mediziner eine Colitis ulcerosa vermuten, kann es sich lohnen, Stuhlproben auf das Vorliegen von Calprotektin oder Laktoferrin zu untersuchen. Beide Parameter weisen auf entzündliche Veränderungen im Körper hin.
Welche Hinweise gibt es im Blut?
Bei der Analyse von Blutproben wird zunächst überprüft, ob gewisse Substanzen, die auf das Vorliegen einer Entzündung hinweisen, vermehrt vorliegen. Dazu gehört z.B. das C-reaktive Protein (CRP). Wichtige Anhaltspunkte können auch das Blutbild oder die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) liefern.
Andere Marker, deren Konzentration im Blut eventuell erhöht ist, sind die Leberwerte, vor allem die alkalische Phosphatase und die Gamma-GT. Weiterhin empfehlen Experten im Krankheitsverlauf regelmäßig CRP, Blutbild und BSG zu überprüfen.
Ist eine Darmspiegelung notwendig?
Ja, eine sehr wichtige Untersuchung ist die Spiegelung des Dickdarms (Kolon) sowie des unteren Teils des Dünndarms (Ileum), die Ileokoloskopie. Bei manchen Betroffenen, die schwer erkrankt sind, kann eine Spiegelung der unteren Dickdarmabschnitte, die Sigmoidoskopie, erst einmal ausreichen.
Gewissheit unterm Mikroskop
Während der Darmspiegelungen werden in verschiedenen Darmabschnitten Gewebeproben entnommen, um sie später unter dem Mikroskop zu untersuchen.
Welche Untersuchungen werden noch durchgeführt?
Andere Maßnahmen sind Ultraschalluntersuchungen des Bauches (hochauflösende abdominelle Sonographie) sowie spezielle Röntgen- und MRT-Aufnahmen (Magnetresonanztomographie), mit denen man den Darm besonders gut sieht.
Colitis ulcerosa: Stimmt es, dass man einen Krankheitsschub auch am Puls erkennen kann?
In gewisser Weise schon. Eine hohe Krankheitsaktivität der Colitis ulcerosa geht oft mit einer Erhöhung der Herzfrequenz einher. Ein Ruhepuls über 90 gilt als diagnostisches Kriterium für einen schwereren Schub.
Puls allein reicht nicht
Allerdings ist der Puls allein natürlich nicht ausreichend für eine zuverlässige Aussage. Und subjektiv hat man während eines akuten Schubes der Colitis ulcerosa in der Regel genügend andere Probleme, bei denen der hohe Puls nur eine Nebenrolle spielt. Aber aus ärztlicher Sicht gilt: In Kombination mit vielen blutigen Stühlen pro Tag und weiteren Entzündungszeichen ist die Herzfrequenz ein wichtiger Parameter.
Krankheitsverlauf: Ausdehnung, Schub und Remission
Welche Abschnitte des Dickdarms können bei einer Colitis ulcerosa betroffen sein?
Es beginnt im Enddarm
Wie weit sich die Colitis ulcerosa über den Dickdarm ausbreitet, ist sehr unterschiedlich. Bei allen Betroffenen ist zunächst der Mastdarm befallen. Eine Entzündung dieses unteren, letzten Abschnitts des Dickdarms nennen Medizier Proktitis. Sie ist das typische Erscheinungsbild, wenn die Erkrankung erstmals auftritt bzw. erkannt wird. Die Beschwerden können dann oft noch sehr milde sein.
Von da aus kann sich die Colitis ulcerosa über den gesamten Dickdarm ausbreiten. Selten sind auch die letzten Bereiche des Dünndarms befallen, also die Bereiche, die dem Dickdarm am nächsten sind.
Ausdehnung von hinten nach vorne
Die Colitis ulcerosa dehnt sich sozusagen rückwärts von Ende bis zum Anfang des Dickdarms aus. Vom Rektum aus kann sie sich über den S-förmigen Abschnitt (Sigma oder Sigmoid), den absteigenden Grimmdarm (Colon descendens), die linke Krümmung (Flexur), den gerade verlaufenden Grimmdarm (Colon transversum), die rechte Flexur bis hin zum aufsteigenden Grimmdarm (Colon ascendens) und Blinddarm (Caecum) ausbreiten.
Von der Linksseiten- bis zur Pankolitis
Hat sich die Colitis ulcerosa bis zur linken Flexur ausgebreitet, spricht man von einer Linksseitenkolitis. Eine Ausdehnung darüber hinaus wird als subtotale Colitis bezeichnet. Bei einer Pankolitis ist der gesamte Dickdarm betroffen. Und schließlich gibt es noch eine letzte Form, bei der sogar der Dünndarm erreicht wird: die sogenannte Backwash-Ileitis.
Unterschiedliche Schub-Formen
Was versteht man unter einem akuten Schub bei einer Colitis ulcerosa?
Mediziner sprechen von einem akuten Schub der Colitis ulcerosa, wenn die Erkrankung aktiv wird, wenn also typische Symptome auftreten. Dazu gehören blutige Durchfälle und eventuell ein starker Stuhldrang, der mit Schmerzen und Krämpfen einhergeht.
Wichtig ist auch, wie heftig die Beschwerden sind und wie lange sie bestehen. Sind die Beschwerden zum Beispiel nicht so stark ausgeprägt, ist es mitunter sinnvoll, erst einmal eine Woche abzuwarten. Dann können nicht so wesentliche Änderungen des Befindens von einem tatsächlichen Krankheitsschub unterschieden werden.
Was versteht man unter einem fulminanten Schub der Colitis ulcerosa?
Der fulminante Schub ist ein ungewöhnlich heftiger Schub der Colitis ulcerosa und durch verschiedene Symptome gekennzeichnet. So können die Betroffenen hohes Fieber und Herzrasen haben. Es kommt vermehrt zu blutigen Durchfällen, die Betroffenen verlieren an Gewicht und ihr allgemeines Befinden ist stark beeinträchtigt.
Blutuntersuchungen zeigen in einer solchen Phase eine Blutarmut und eine Erhöhung bestimmter Entzündungsmarker. Es müssen nicht unbedingt alle oben genannten Kennzeichen vorhanden sein, um nach der medizinischen Definition von einem fulminanten Schub zu sprechen.
Was versteht man unter einem schubförmigen Verlauf der Colitis ulcerosa?
Der schubförmige Verlauf ist die häufigste Form der Colitis ulcerosa. Dabei wechseln Phasen mit mehr oder weniger plötzlich (akut) einsetzenden Symptomen mit relativ beschwerdefreien Abschnitten ab.
Beschwerdefreie Zeit variiert
Das kann sich individuell deutlich unterscheiden. Bei manchen Betroffenen vergehen Jahre bis zum nächsten Schub, bei anderen kommt der nächste Schub nach deutlich kürzerer Zeit. In der Fachsprache wird diese Verlaufsform auch als chronisch rezidivierend bezeichnet.
Was versteht man unter einem chronisch aktiven Verlauf der Colitis ulcerosa?
Kommt es trotz der richtigen Therapie nicht zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden, sprechen Mediziner von einem chronisch aktiven Verlauf. Dabei gehen die Symptome unter der Behandlung zwar zurück, doch die Betroffenen haben noch immer mehr als zwei Krankheitsausbrüche bzw. Schübe (Rezidive) pro Jahr. Es wurde also kein anhaltendes und komplettes Verschwinden der Beschwerden (Remission) erreicht.
Gibt es auch harmlose Formen der Colitis ulcerosa?
Ja. Die Colitis ulcerosa ist keine Erkrankung, die bei jedem Betroffenen gleich verläuft. So gibt es von Person zu Person große Unterschiede in Bezug auf die Ausbreitung im Darm, die Häufigkeit der Schübe und die Ausprägung der Beschwerden.
Das bedeutet nicht, dass die Colitis ulcerosa eine harmlose Erkrankung ist. Es sind aber eben auch sehr milde Formen möglich – genauso wie sehr schwere Verläufe.
Symptome von milde bis heftig
Entsprechend kann auch die Stärke der Beschwerden erheblich variieren. So haben einige Menschen mit Colitis ulcerosa über ihr gesamtes Leben relativ milde Beschwerden, während andere unter sehr starken Symptomen leiden.
Meistens (aber nicht immer) ist es so, dass die Schwere der Beschwerden zunimmt, wenn sich die Erkrankung über den Dickdarm ausdehnt.
Remissionsphase bei Colitis ulcerosa
Was ist eine Remission bei der Colitis ulcerosa?
Unter einer Remission (Erholung, Stillstand) verstehen Mediziner das vollständige Abklingen der Schubbeschwerden. Die Krankheit ist nach einem Schub nicht mehr aktiv und befindet sich sozusagen in einer Ruhephase.
Woran erkennt man eine Remission?
Die Remission ist durch verschiedene Kennzeichen definiert. Dazu gehört zum einen, dass keine Durchfälle mehr auftreten und kein Blut im Stuhl zu finden ist. Zum anderen dürfen keine Darm- oder andere Organbeschwerden wie Gelenkentzündungen bestehen.
Behandlung des akuten Schubs
Therapie in mehreren Stufen
Die Schubtherapie bei der Colitis ulcerosa, auch Remissionsinduktion genannt, richtet sich nach Schwere und Ausdehnung der Erkrankung bzw. nach der Stärke der Symptome und erfolgt in verschiedenen Stufen. Reicht die Behandlung nicht aus, wird die nächst höhere Behandlungsstufe gewählt.
Medikamente und notfalls OP
Dabei kommen unterschiedliche Medikamente in Frage, die entweder lokal über den After eingeführt oder als Tabletten eingenommen werden. Die einzelnen Wirkstoff können auch miteinander kombiniert werden. Erst wenn alle Mittel ausgeschöpft sind oder wenn es zu akuten Komplikationen kommt, ist manchmal auch eine Operation nötig.
Von leicht bis schwer: Schubtherapie der Colitis ulcerosa
Wie wird ein leicht- bis mittelgradiger Schub behandelt?
Handelt es sich eine linksseitige Colitis ulcerosa, kann man die Entzündung am Ort des Geschehens, also lokal, mit Aminosalizylaten (Mesalazin) behandeln. In diesem Fall sind nur Dickdarmabschnitte bis zur linken Krümmung betroffen, die sich in der linken Bauchhälfte befinden.
Zäpfchen, Einlauf oder Schaum
Ist nur der Mastdarm (Rektum) in Mitleidenschaft gezogen, sind Zäpfchen eine Behandlungsmöglichkeit. Geht die Erkrankung nicht über Rektum und Sigmoid hinaus, können Einläufe oder Schäume verabreicht werden.
Tabletten bei ausgedehntem Befall
Betrifft der Schub zusätzlich die linke Krümmung des Dickdarms, bietet es sich an, Aminosalizylate sowohl lokal als auch in Form von Tabletten zuzuführen. Liegt dagegen eine ausgedehnte Colitis ulcerosa vor, sind also weitere Darmabschnitte betroffen, sind Medikamente in Tablettenform am sinnvollsten.
Was, wenn Aminosalizylate nicht wirken?
Dann werden zusätzlich Glukokortikoide (Kortison-Präparate) verabreicht. Auch sie stehen je nach Darmbefall lokal und/oder als Tablette zur Verfügung.
Wie lange sollte eine lokale Behandlung mindestens dauern?
Die örtliche Behandlung sollte mindestens vier Wochen dauern, empfehlen Experten. Gelingt die lokale Therapie weder mit Aminosalizylaten noch mit Glukokortikoiden, sollten Tabletten verordnet werden. Diese können dann ihre Wirkung im ganzen Körper (systemisch) entfalten.
Wie wird der schwere akute Schub behandelt?
Liegt eine Colitis ulcerosa vor, die vor allem die Dickdarmabschnitte bis zur linken Krümmung in der linken Bauchhälfte betrifft, werden wiederum Glukokortikoide empfohlen. Bei einem schweren Schub werden sie gleich systemisch verabreicht, das heißt als Tabletten eingenommen oder ins Blut gespritzt.
Gleichzeitig kann das Aminosalizylat Mesalazin örtlich über Einläufe, als Zäpfchen oder als Schaum verabreicht werden. Tritt keine Besserung der Beschwerden ein, kann die Dosis der Glukokortikoide langsam erhöht werden.
Sind andere Darmabschnitte von dem schweren Schub befallen, kommen ebenfalls systemische Kortison-Präparate zum Einsatz. In der Regel werden dann aber zusätzlich noch Tabletten mit Aminosalizylaten gegeben.
Wie kann ein fulminanter Schub der Colitis ulcerosa behandelt werden?
Kommt es zu einem ungewöhnlich starken Schub der Colitis ulcerosa (die Ärzte nennen das manchmal auch "fulminanter Schub"), ist es in den meisten Fällen notwendig, die Behandlung zumindest eine Zeit lang im Krankenhaus durchzuführen.
In der Regel wird dann zunächst eine intravenöse Therapie mit Kortison-Wirkstoffen begonnen. Eine Alternative, wenn die Glukokortikoide nicht wirken, ist der Wirkstoff Cyclosporin A. Auch dieses Mittel wirkt wie Kortison sehr stark entzündungshemmend. Weitere Möglichkeiten sind die neueren Medikamente Tacrolimus oder Infliximab.
Zeit am Tropf
Über die Infusionen müssen während der Behandlungszyklen ausreichend Flüssigkeit und Mineralien (Elektrolyte) zugeführt werden. Oft werden auch eine Zeit lang vollständige Nährstofflösungen über den venösen Zugang verabreicht, um den akut entzündeten Darm komplett zu entlasten.
Wann ist eine Operation notwendig?
Wenn die medikamentöse Behandlung nicht rasch zum Erfolg führt. Die Option muss allerdings sorgsam geprüft werden. Als Marker, ob die Kortison-Therapie anschlägt, gilt gemeinhin der dritte Therapietag. Ist es bis dahin nicht zu einer objektiven Verbesserung gekommen, muss von einem Misserfolg dieser Maßnahme ausgegangen werden.
Wie kann eine Pouchitis bei Colitis ulcerosa behandelt werden?
Antibiotika gegen die Entzündung
Eine Entzündung des künstlich angelegten Beutels (Pouch), der als Verbindung zwischen Dünndarm und After nach der Entfernung von Grimm- und Mastdarm dient, kann mit Antibiotika behandelt werden. Daneben kann auch der Einsatz von Klistieren (Einläufen) mit einem Glukokortikoid (Budesonid) sinnvoll sein.
Auch eine Behandlung mit Aminosalizylaten kommt in Betracht. Sie können über Einläufe oder als Zäpfchen verabreicht werden und wirken entzündungshemmend.
Probiotika bei wiederkehrender Pouchitis
Bei immer wieder vorkommender und anhaltender Pouchitis oder wenn die oben genannten Maßnahmen nicht helfen, wird in den entsprechenden Therapieleitlinien ein Behandlungsversuch mit einem Probiotikum empfohlen. Probiotika sind lebende Mikroorganismen wie Bakterien, die (auch wenn das zunächst befremdlich klingt) antientzündliche Effekte entfalten können.
Wenn das alles nicht fruchtet, muss der Pouch ggf. entfernt oder ein künstlicher Darmausgang zur Entlastung des Pouches geschaffen werden. Das kann in Betracht kommen, wenn Komplikationen auftreten oder die Entzündung nicht mehr zu kontrollieren ist.
Behandlung in der schubfreien Zeit
Was bedeutet bei der Colitis ulcerosa remissionserhaltende Therapie?
Die Behandlung nach Verschwinden der Beschwerden (Remission) nennen Ärzte remissionserhaltende Therapie. Die Colitis ulcerosa ist nicht mehr aktiv und soll es durch die Behandlung bleiben.
2 Jahre lang Tabletten oder Zäpfchen
Hierbei kommen den Therapieleitlinien zufolge vor allem Aminosalizylate zum Einsatz. Je nachdem welche Abschnitte des Dickdarms betroffen sind bzw. wie weit sich die Erkrankung über den Dickdarm ausgebreitet hat, können die Arzneimittel als Tablette über den Mund (oral) oder als Zäpfchen, Schaum etc. über den After (rektal) zugeführt werden.
Insgesamt sollte die Behandlung laut Leitlinien zwei Jahre andauern.
Remissionserhaltung
Wie geht es nach einem fulminanten Schub weiter?
Bei einem ungewöhnlich starken Schub werden manchmal Infusionen verabreicht. Bessern sich die Beschwerden, können die Medikamente im weiteren Verlauf als Tablette (oral) eingenommen werden, was für die Betroffenen deutlich angenehmer ist.
Wie lang muss ich die Tabletten dann noch schlucken?
Die orale Gabe zieht sich möglicherweise über drei bis sechs Monate hin. Zeigt diese Behandlung gute Wirkung, bietet sich dann die Gabe von Azathioprin an. Bessern sich die Symptome jedoch nicht, sollte über eine Operation nachgedacht werden.
Was tun, wenn die Therapie nicht wirkt?
Kommt es trotz einer remissionserhaltenden Therapie zu einem erneuten Krankheitsausbruch (Rezidiv), bestehen den Therapieleitlinien zufolge verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Auf welche Option die Wahl fällt, hängt unter anderem von den betroffenen Dickdarmregionen und der Stärke der Beschwerden ab.
So können z.B. Aminosalizylate sowohl rektal als auch oral verabreicht werden. Alternativ besteht die Möglichkeit, die Dosierung der zuvor eingenommenen Tabletten zu erhöhen. Auch eine Behandlung mit den stärkeren Wirkstoffen Azathioprin oder 6-Mercaptopurin kommt in Betracht. Und auch die Möglichkeit einer Operation muss erwogen werden.
Stimmt es, dass auch Bakterien helfen können?
Ja. Wenn jemand z.B. Aminosalizylate nicht verträgt, bietet sich unter Umständen eine Behandlung mit dem Bakterienstamm "Escherichia coli Nissle 1917" an. Diese Erreger lösen keine Entzündung bzw. keine Krankheit aus, können aber gegen die Colitis-Entzündungsherde wirksam sein.
Behandlung der Schmerzen
Was tun gegen die Schmerzen bei Colitis ulcerosa?
Zum einen stehen diverse Medikamente zur Verfügung. Hierbei sind die entzündungshemmenden Wirkstoffe gegen Colitis ulcerosa mitunter effektiver als klassische Schmerzmittel.
Manchmal geht es auch ohne Medikamente
Zum anderen bieten sich nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Atem- oder Entspannungsübungen, Meditation oder kognitive Strategien an. Zwar führen sie nicht immer dazu, dass die Schmerzen komplett verschwinden. Doch können sie deren Intensität lindern und Sie in die Lage versetzen, das Geschehen zu kontrollieren.
Prinzipiell ist es ratsam, Schmerzen jeder Art mit dem Arzt zu besprechen. Außerdem sollten realistische Ziele gesetzt werden: So gehen Schmerzen nach Operationen in der Regel nicht sofort vorbei.
Operative Eingriffe
Wann wird bei Colitis ulcerosa operiert?
Eine Operation der Colitis ulcerosa ist in jedem Fall erforderlich in Notfallsituationen wie Darmdurchbruch und lebensgefährlichen Blutungen. Auch bei einem Schub mit sehr starken Beschwerden (fulminanter Schub), der sich durch Medikamente nicht behandeln lässt, raten die Ärzte in der Regel zu einer Operation.
Das Gleiche gilt für Blutungen, die durch Medikamente nicht zu stillen sind.
Daneben gilt ein sogenanntes toxisches Megakolon, eine Komplikation der Colitis ulcerosa, als eine Situation, in der dringend operiert werden sollte.
Auch bei nachgewiesenem Dickdarmkrebs oder bestimmter Vorstufen (Polypen) muss in der Regel operiert werden. Weitere Anlässe für Operationen können sein:
- Störungen des Wachstums bei Kindern und Jugendlichen
- anhaltende starke Beschwerden trotz angemessener Therapie mit Medikamenten
IPAA bei Colitis ulcerosa
Was ist eine IPAA?
Hinter der Abkürzung IPAA verbirgt sich ein gängiges Operationsverfahren bei der Colitis ulcerosa, nämlich die ileo-pouch-anale Anastomose. Das gesamte Operationsverfahren heißt "restaurative Proktokolektomie mit ileo-pouch-analer Anastomose".
Die Chirurgen entfernen dabei den Grimmdarm (Kolon) sowie Mastdarm (Rektum) und stellen die Verbindung zwischen den oberen und unteren Darmabschnitten wieder her (Anastomose).
Wie funktioniert danach der Stuhlgang?
Damit man nach der Operation weiter normal Stuhl ausscheiden kann, legen die Operateure einen Beutel (Pouch) an, den sie aus mehreren Dünndarmschlingen schaffen. Dieser Pouch wird dann am After befestigt.
Künstlicher Darmausgang nur vorübergehend
In der Regel erhalten die Betroffenen eine Zeit lang einen künstlichen Darmausgang, damit sich der operierte Darm erholen und gut zusammenwachsen kann.
Für wen ist die IPAA geeignet?
Nicht für jeden. Ausgenommen sind zum Beispiel Betroffene, die den Stuhl nicht halten können (Inkontinenz) oder Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom) in fortgeschrittenen Stadien haben.
Was ist nach der IPAA zu beachten?
Ungefähr drei Jahre nach der Operation sollte eine Spiegelung des Pouches mit Entnahme von Gewebeproben erfolgen. Treten zwischenzeitlich Beschwerden auf, die zum Beispiel auf eine Entzündung des künstlichen Beutels hinweisen, ist eine Spiegelung schon vorher notwendig.
Alternativmedizinische Behandlung
Gibt es alternative Therapien, die bei Colitis ulcerosa helfen können?
Streng genommen sollten "alternative" Therapie bei der Colitis ulcerosa nicht angewendet werden. So sehen es die "Leitlinien zur Diagnose und Therapie der Colitis ulcerosa" (von der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV)).
Alternativ nein, komplementär ja
Allerdings lehnen sie damit nicht sämtliche Verfahren außerhalb der klassischen "Schulmedizin" ab. Vielmehr wird genauer unterschieden zwischen alternativen und komplementären Therapien:
Komplementäre Behandlungen werden zusätzlich zur gewöhnlichen (konventionellen) Therapie angewendet. Dazu gehören zum Beispiel Homöopathie, Naturheilverfahren oder die traditionell chinesische Medizin (TCM), zu der auch die Akupunktur zählt. Alternative Methoden hingegen sollen die konventionelle Therapie komplett ersetzen. Und davon ist strikt abzuraten.
Komplementäre Verfahren können allerdings durchaus sinnvoll und bereichernd sein und die konventionelle Therapie ergänzen. Die Wirksamkeit vieler komplementärer Therapien konnten Forscher in Studien zwar bislang nicht belegen. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass sie nicht wirken, da ihre Effekte sich mit schulmedizinischen Methoden oft schwer nachweisen lassen.
Beispiel Probiotika: auch von der Schulmedizin anerkannt
Probiotika z.B. werden in gewissen Situationen auch von Schulmedizinern empfohlen. Probiotika sind lebende Mikroorganismen wie Bakterien, die geschluckt werden und dann gegen körpereigene Entzündungen wirken können.
Zudem scheinen bestimmte Verfahren der traditionell chinesischen Medizin (TCM) bei leichten bis mäßigen Schüben einer Colitis ulcerosa wirksam zu sein. Dazu gehören das pflanzliche Arzneimittel "Jiang-Pi-Ling-Tabletten" sowie gewisse Akupunkturverfahren. Allerdings empfiehlt sich die Anwendung der Jiang-Pi-Ling-Tabletten außerhalb der TCM nicht, da zu wenige Erfahrungen in Europa bestehen.
Grüner Tee, Glutamin & Co: Hilft das wirklich?
Ist Fischöl zur Therapie von Colitis ulcerosa geeignet?
Einige Studien legen nahe, dass Fischöl während eines akuten Schubs einer Colitis ulcerosa positive Wirkungen hat. Doch fehlt der Beweis, dass damit langfristig die krankheitsfreien Phasen verlängert werden können.
Wirkt Curcumin gegen die Entzündung im Darm?
Curcumin entstammt der Kurkuma, auch als Gelbwurz(el) bekannt. Da das antientzündlich wirkende Curcumin nur schwer über die Darmwand in den Körper aufgenommen (resorbiert) wird, passiert es den Darm fast komplett bis zum After und könnte die örtliche Entzündung bei Colitis ulcerosa reduzieren.
Hilft grüner Tee bei Colitis ulcerosa?
Die Vermutung ist gar nicht so abstrus. Grüner Tee enthält viele Polyphenole, denen eine Reihe von günstigen Wirkungen auf die Gesundheit zugeschrieben wird. Polyphenole sind natürliche pflanzliche Antioxidanzien, die auch in Gemüse, Weintrauben oder schwarzem Tee vorkommen. Antioxidanzien wirken gegen sogenannte freie Radikale, die einen schädlichen Effekt haben können.
Der Beweis steht noch aus
Tatsächlich zeigte grüner Tee in Laborversuchen günstige Effekte auf Darmentzündungen. Bei Menschen mit Colitis ulcerosa konnte die positive Wirkung grünen Tees bislang allerdings nicht belegt werden. Als Heilmittel bei Dickdarmentzündungen gilt grüner Tee daher nicht.
Hilft Glutamin bei Colitis ulcerosa?
Erste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Glutamin eventuell die Regeneration von Zellen der Darmschleimhaut unterstützt und die Durchfallrate bei Colitis ulcerosa senkt. Aber: Es gibt auch Untersuchungen, die diese Ergebnisse nicht bestätigen. Eine generelle Anwendung wird daher bis jetzt nicht empfohlen.
Was genau ist eigentlich Glutamin?
Glutamin ist eine Substanz, die der Körper selber herstellen kann. Eine wesentliche Aufgabe des Glutamins besteht darin, Energie für wichtige Zellen des Abwehrsystems bereitzustellen. In Stress-Situationen schafft es der Körper unter Umständen jedoch nicht, genügend Glutamin zu produzieren.
Dort ist Glutamin enthalten:
Die Substanz ist natürlicherweise in bestimmten eiweißreichen Nahrungsmitteln enthalten oder kann auch über Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden.
Erstatten die Krankenkassen Naturheilmittel wie Curcumin oder Omega-3-Fettsäuren, wenn sie ärztlich verordnet werden?
Das hängt ganz von der Krankenkasse ab. Im Regelfall werden die Kosten für Nahrungsergänzungsmittel wie Curcumin oder Omega-3-Fettsäuren von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.
Manche Krankenkassen bieten Ihren Versicherten jedoch im Rahmen von Spezialtarifen die Übernahme von Kosten für phytotherapeutische Arzneimittel an – oft allerdings nur mit 70% oder bis zu einer Höhe von 100-150 Euro pro Kalenderjahr. Daher lohnt es sich durchaus, bei der Krankenkasse mit einer ärztlichen Bescheinigung anzufragen, inwieweit die Kosten erstattet werden können.
Zwei Buchtipps zum Thema:
Der große PatientenratgeberMorbus Crohn und Colitis ulcerosaZuckerschwerdt-Verlag
Wirkt Nachtkerzenöl bei Colitis ulcerosa?
Nachtkerzenöl ist reich an Gamma-Linolensäure, einer mehrfach ungesättigten Fettsäure. Gamma-Linolensäure werden entzündungshemmende und verdauungsfördernde Eigenschaften zugeschrieben.
Auch hier keine Beweise
Bei Colitis ulcerosa konnte ein positiver Effekt von Nachkerzenöl bisher aber nicht nachgewiesen werden. Möglicherweise lindert es den Durchfall. Verlässliche (wissenschaftliche) Hinweise auf einen positiven Effekt bei Colitis ulcerosa gibt es allerdings nicht.
Stimmt es, dass Muttermilch bei Colitis ulcerosa hilft?
Ja, und zwar die sogenannte Vormilch (auch Kolostrum genannt). Und nein, weil unrealistisch. Kolostrum ist die erste Milch, die von der Mutter bis wenige Tage nach der Geburt gebildet wird. Beim ersten Stillen nimmt das Neugeborene also in der Regel Kolostrum zu sich.
Die „Vormilch“ enthält viele Substanzen, die das Zellwachstum und die Zellerneuerung unterstützen. Dazu gehören zum Beispiel Wachstumsfaktoren wie IGF-1 (insulin-like growth factor) oder TGF-b (transforming growth factor beta).
Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass Kolostrum und andere aus Milch stammende Substanzen (Peptide = kurzkettige Eiweiße) kurzfristig offenbar die Zellregeneration fördern und gegen Darmentzündungen wirken. Allerdings fehlen bislang langfristige Daten, so dass die Anwendung von Kolostrum und ähnlichen Substanzen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zur Zeit noch nicht ernsthaft empfohlen werden kann.
Hilfe aus Asien
Gibt es auch TCM gegen Colitis ulcerosa?
Ja. Vertreter der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) empfehlen zur Behandlung der Colitis ulcerosa spezielle chinesische Arzneimittel. Begleitend zu dieser Behandlung werden oft Methoden wie Akupunktur, Shiatsu, Tuina-Massage oder die sogenannte kraniosakrale Therapie angewandt.
Aber auch Qi-Gong oder bestimmte Verhaltensregeln in der Ernährung sind wichtige Bestandteile in der TCM-Behandlung chronischer Darmerkrankungen. Demnach soll eine Ernährung helfen, die viel Gemüse und wenig tierisches Eiweiß, darunter auch Milcheiweiß, enthält.
Was bringt die TCM bei der Colitis ulcerosa?
Die Verfahren sollen Schmerzen lindern und das Abwehrsystem normalisieren. So führt eine Akupunktur-Therapie offenbar zur Beruhigung der Darmfunktion und damit zu weniger Stuhlgängen.
Wie wirkt die Akupunktur?
Dabei werden bestimmte Hautpunkte durch Nadeln, manuell (Akupressur) oder durch Erwärmung (Moxibustion) gereizt. Dadurch sollen sich Blockaden des Qis, des Energieflusses des Körpers, und des Xue, des Bluts, lösen, was wiederum der Gesundheit zugute kommt.
Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Akupunktur-Verfahren bei leichtem bis mäßigem Schub helfen können. So scheinen Moxibustion (Erwärmung von Akupunkturpunkten) sowie das pflanzliche Medikament Indischer Wegerich (Plantago ovata) zu helfen. Gleiches gilt für das pflanzliche Arzneimittel Jiang Pi Ling.
Wichtig ist auch der Therapeut
Alle diese Methoden sollten jedoch nur in Abstimmung mit einem erfahrenen TCM-Therapeuten angewendet werden.
Hilft Homöopathie bei Colitis ulcerosa?
Bewiesen ist nichts
Das kommt darauf an, wen Sie fragen. Schulmedizinische Experten sagen zur Frage "Homöopathie gegen Colitis ulcerosa": Das wirkt nicht. Und sie haben aus ihrer Perspektive nicht ganz unrecht, denn bewiesen ist tatsächlich keine Wirkung.
Wenn Sie einige Betroffene und Homöopathen fragen, fällt die Antwort anders aus: "Ja, homöopathische Mittel können auch bei Colitis ulcerosa helfen, allerdings nur ergänzend." Es ist sozusagen der Inbegriff der Homöopathie, dass sich ihre Wirkung – zumindest nach unseren herkömmlichen wissenschaftlichen Methoden – nicht beweisen lässt und sie dennoch eine große Anhängerschar hat, die immer wieder glaubhaft versichert, dass sie eben doch wirkt.
Unsere Empfehlung: Probieren Sie es aus! Schaden kann es nicht, aber vielleicht hilft es ja auch Ihnen. Aber setzen Sie deshalb nicht die schulmedizinische Behandlung ab!
Homöopathie
Wie funktioniert die Homöopathie?
Die Homöopathie beruht auf dem Prinzip: „Ähnliches mit Ähnlichem behandeln“. Homöopathische Mittel entstammen pflanzlichen oder anderen natürlichen Extrakten, die ähnliche Symptome hervorrufen wie die zu therapierende Krankheit. Allerdings sind die Heilmittel stark verdünnt. Wenn auf der Verpackung C3o steht, wurde das Präparat beispielsweise 30mal um den Faktor 100 verdünnt.
Ein Hauch von Nichts
Das resultierende Homöopathikum enthält bei dieser hohen Verdünnung zwar fast nichts mehr von dem ursprünglichen Extrakt, doch hat sich im für die Verdünnung genutzten Wasser – der homöopathischen Lehre zufolge – ein Abdruck des Extrakts erhalten. Das soll den heilenden Effekt auslösen.
Welche homöopathischen Wirkstoffe gibt es bei bei Colitis ulcerosa?
Nachdem die homöopathische Therapie sich an den individuellen Symptomen und dem gesamten Erscheinungsbild des Betroffenen orientiert, gibt es nicht das eine spezifische homöopathische Mittel gegen Colitis ulcerosa. Angewandt werden u.a.:
- Spießglanzmohr (Aethiops antimonialis)
- weißes Arsenik (Arsenicum album)
- Graphit
- Bärlapp (Lycopodium)
- Quecksilber (Mercurius solubilis)
- Schwefelblüte (Sulfur)
Was hilft bei Bauchkrämpfen und Durchfall?
Bewährte Mittel für die Symptom-orientierte unterstützende Therapie sind beispielsweise Arsenicum album, Podophyllum, Graphites, Nux vomica oder Carbo vegetabilis.
Aber gehen Sie dieses Thema nur gemeinsam mit einem homöopathisch erfahrenen und zugleich seriösen Therapeuten an, der die Colitis ulcerosa ausreichend ernst nimmt. Er wird im Rahmen einer Erst-Anamnese durch ausführliche Erhebung der Krankengeschichte und des körperlichen und seelischen Befindens ein individuell passendes Mittel repertorisieren.
Komplikationen
Bei der Colitis ulcerosa kann es im Verlauf zu einer Reihe an Komplikationen kommen. Sie betreffen zum Teil den Darm, können sich aber auch in ganz anderen Körperregionen äußern. Solche Krankheitszeichen außerhalb des Magen-Darm-Trakts werden auch als extraintestinale Manifestationen bezeichnet.
Gefahr für Gelenke und sämtliche Organe
Am häufigsten sind bei der Colitis ulcerosa die Gelenke betroffen, was sich oft durch Gelenkschmerzen äußert. Zu anderen Organen, die in Mitleidenschaft gezogen werden können, zählen zum Beispiel Leber und Gallengänge, Haut, Augen sowie Knochen. Sehr selten betroffen sind Lunge, Herz, Bauchspeicheldrüse, Nieren und Nervensystem.
Colitis ulcerosa und ihre Folgen
Wodurch kann es bei Colitis ulcerosa zu einer Anämie (Blutarmut) kommen?
Die Anämie (Blutarmut) ist eine der häufigsten Begleiterscheinungen bei der Colitis ulcerosa. Sie entsteht durch einen Mangel an Eisen und an roten Blutkörperchen im Blut. Ursache ist häufig der Blutverlust im Darm.
Auch ein Mangel an Folsäure bei längerer Einnahme von Medikamenten wie Sulfasalazin kann in seltenen Fällen eine Anämie verursachen.
Wie häufig ist bei Colitis ulcerosa eine primär sklerosierenden Cholangitis?
Die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ist eine seltene Erkrankung der Gallenwege, die auffäliig häufig im Zusammenhang mit einer Colitis ulcerosa entsteht. Insgesamt bekommen laut Schätzungen etwa 5% aller Menschen mit Colitis ulcerosa eine PSC.
Können auch die Augen im Rahmen einer Colitis ulcerosa betroffen sein?
Ja. Das ist zwar eher selten, aber auch die Augen können durch eine Colitis ulcerosa in Mitleidenschaft gezogen werden. So kann es zum Beispiel zu Entzündungen der Aderhaut kommen.
Lokale Behandlung
Für die Behandlung einer Entzündung der Aderhaut (Uveitis) stehen zum Beispiel lokale Glukokortikoide (Kortison-Tropfen) zur Verfügung, die am Ort des Geschehens wirken. Auch eine Weitstellung der Pupillen kann unter Umständen sinnvoll sein.
Ein Fall für Experten
Wenn Sie Probleme mit Ihren Augen oder dem Sehen bemerken, muss das zwar nicht zwingend mit der Colitis ulcerosa zusammenhängen, aber lassen Sie es besser ärztlich abklären. Besteht der Verdacht, dass die Augen betroffen sind, sollte ein Facharzt für Augenheilkunde die weitere Untersuchung der Augen übernehmen.
Was kann man gegen Gelenkbeschwerden bei Colitis ulcerosa tun?
Wenn die Beschwerden zusammen mit einem Krankheitsschub auftreten, werden sie mit der üblichen Schubtherapie der Colitis ulcerosa gewissermaßen mitbehandelt, d.h. es ist keine gesonderte Therapie erforderlich.
Welche Medikamente werden dabei eingesetzt?
Je nach Schweregrad des Schubs kommen verschiedene Medikamente wie Aminosalizylate, Glukokortikoide oder Arzneimittel, die das Abwehrsystem unterdrücken (Immunsuppressiva), infrage.
Ansonsten gelten folgende Behandlungsempfehlungen:
Bei Gelenkbeschwerden in den Gliedmaßen bieten sich als Medikamente die Wirkstoffe Sulfasalazin oder Methotrexat an. Bei anhaltenden Gelenkschmerzen werden eine physikalische Therapie sowie Schmerzmittel wie Paracetamol empfohlen. Bei plötzlich einsetzenden (akuten) Gelenkschmerzen kann auch ein Ruhigstellen und Entlasten der betroffenen Gelenke Linderung verschaffen.
Toxisches Megakolon: Risiken und Behandlung
Was ist ein toxisches Megakolon?
Hinter diesem Fachbegriff verbirgt sich eine ziemlich unangenehme und ernsthafte Komplikation, die bei der Colitis ulcerosa vorkommen kann, aber glücklicherweise nur noch sehr selten auftritt.
Charakteristisch: ein stark erweiterter Darm
Die Entzündung greift dabei auf die komplette Darmwand über und zieht das Nervensystem des Darms in Mitleidenschaft. Das führt dazu, dass die Wandmuskeln nicht mehr so arbeiten wie vorgesehen. Der Darm (medizinisch: Kolon) verliert seine Eigenbeweglichkeit und dehnt sich enorm aus (deshalb Megakolon).
Das sieht man vor allem im Ultraschall und auf der Röntgenaufnahme. Dort zeigt sich, dass der Darm auf bis zu 10 cm erweitert ist. Aber auch die Beschwerden sind meist nicht zu übersehen, sodass sich die Diagnose oft schon daraus ergibt.
Folgende Symptome können auftreten:
- aufgetriebener, evtl. harter Bauch, der heftig schmerzt (akutes Abdomen)
- beim Abhören „Totenstille“ im Bauch (Denn der Darm ist wie gelähmt, daher sind keine Geräusche mehr zu hören.)
- hohe Entzündungswerte im Blut (weiße Blutkörperchen, CRP)
- Blutarmut (Anämie)
- Flüssigkeitsmangel
- Elektrolytstörungen
Außerdem kann der Blutdruck absinken, der Puls ansteigen und die Temperatur auf über 38 Grad Celsius klettern. Neben massiven Schmerzen kann der Betroffene außerdem verwirrt sein.
Gefahr eines Darmdurchbruchs
Dieser Zustand ist sehr gefährlich. Denn es kann passieren, dass der Darm durchbricht und sich Erreger im Bauchraum ausbreiten. In einigen Fällen entzündet sich das Bauchfell. Noch schlimmer:
Wenn Krankheitserreger ins Blut übertreten („Blutvergiftung“ oder in der Fachsprache „Sepsis“). Dann entsteht möglicherweise sogar ein Schock. Das ein absoluter Notfall. Je länger das toxische Megakolon unbehandelt bleibt, desto größer ist das Risiko. Und wir reden hier tatsächlich von Lebensgefahr.
Wie wird ein toxisches Megakolon behandelt?
Im günstigsten Fall wird der Arzt versuchen, das Megakolon noch mit Medikamenten in den Griff zu bekommen. Eingesetzt werden Antibiotika und Kortison.
Ernährung über den Tropf
In der Regel muss man als Betroffener für eine bestimmte Zeit auf Nahrung verzichten und künstlich ernährt werden. Mit Infusionen werden Flüssigkeits- und Elektrolytverluste ausgeglichen.
Kann auch eine Operation notwendig werden?
Ja. Sollte eine intensive konservative Therapie nach wenigen Tagen nicht anschlagen, kommt man um eine Operation meistens nicht herum. In einigen Fällen muss sogar sofort operiert werden. Dann wird der betroffene Darmabschnitt entfernt.
Folgeerkrankungen
Welche weiteren Erkrankungen können auf die Colitis ulcerosa folgen?
Als ob zahlreiche mögliche Komplikationen nicht schon genug wären, können sich bei der Colitis ulcerosa auch Folgeerkrankungen entwickeln. So haben Betroffene z.B. ein höheres Risiko, an bestimmten Krebsarten zu erkranken. Außerdem setzt die Erkrankung den Knochen zu, so dass im Verlauf eine Osteoporose entstehen kann.
Weitere Folgen der Colitis ulcerosa oder der Behandlung können sein:
- Blutgerinnsel mit der Gefahr von Infarkten
- Infektionen durch die immunsupprimierende Therapie
- Wachstumsstörungen bei Kindern
Andere Erkrankungen aufgrund der Colitis ulcerosa
Colitis ulcerosa: Welche Krebserkrankungen sind möglich?
Personen mit Colitis ulcerosa haben gegenüber Menschen ohne Colitis ulcerosa ein erhöhtes Risiko, an Dickdarm- oder Mastdarmkrebs zu erkranken. Dabei scheint die Gefahr der Krebsentstehung zuzunehmen, je weiter die Colitis ulcerosa sich ausbreitet und je länger sie besteht.
Außerdem ist das Risiko, einen Gallengangkrebs zu entwickeln, leicht erhöht. Aber hier handelt es sich um eine extrem seltene Erkrankung. Für alle anderen Krebserkrankungen gibt es keine Unterschiede zu anderen Menschen.
Wie kann ich mich vor Darmkrebs schützen?
Dem Darmkrebsrisiko kann man recht effektiv begegnen, in dem man frühzeitig und regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge geht. Das wird Ihnen auch Ihr Arzt empfehlen.
Wann sollte ich mit der Darmkrebsvorsorge anfangen?
Ab wann jährliche Dickdarmspiegelungen stattfinden sollten, richtet sich nach der Ausbreitung und der Dauer der Krankheit. So empfehlen Experten z.B. bei einer Colitis ulcerosa, die sich über den ganzen Dickdarm ausgebreitet hat, ab dem achten Erkrankungsjahr jährliche Koloskopien.
Es wird empfohlen, die Darmspiegelung in einer Phase anzugehen, in der die Krankheit gerade nicht aktiv ist (Remission). Denn es kann schwierig sein, entzündlich bedingte von bösartigen Veränderungen zu unterscheiden.
Kein Grund zur Panik
So furchteinflößend sich das alles aber zunächst anhört: Darmkrebs ist auch bei Colitis ulcerosa die Ausnahme und nicht die Regel. Und frühzeitig entdeckt zudem relativ gut heilbar. Und noch etwas Beruhigendes:
Insgesamt betrachtet ist die Zahl der Betroffenen mit Colitis ulcerosa, die tatsächlich einen bösartigen Tumor entwickeln, gering.
Wieso ist bei Colitis ulcerosa das Risiko für Osteoporose erhöht?
Durch die Erkrankung selbst kann die Knochendichte abnehmen bis hin zum Knochenschwund (Osteoporose). Vor allem bei einem chronisch aktiven Krankheitsverlauf besteht diese Gefahr. Auch Kortison-Präparate setzen den Knochen zu, wenn sie langfristig eingenommen werden.
Regelmäßige Kontrollen zur Sicherheit
Eine Osteoporose tut zwar primär nicht weh, muss aber ernst genommen werden, da das Risiko für Knochenbrüche, zum Beispiel der Wirbelkörper, ansteigt. Es wird empfohlen, zur Sicherheit in regelmäßigen Abständen Knochendichtemessungen vornehmen zu lassen.
Medikamente zum Knochenschutz
Bei besonderen Risikokonstellationen können zur Vorbeugung auch Kalzium und Vitamin D eingenommen werden. Liegt bereits eine Osteoporose vor oder ist es sogar bereits zu Knochenbrüchen gekommen, werden zusätzlich sogenannte Bisphosphonate zur Behandlung empfohlen.
Verlauf und Prognose
Ist die Colitis ulcerosa heilbar?
Nur mit einer radikalen OP
Ein klares „Ja, aber“. Grundsätzlich lässt sich die Colitis ulcerosa tatsächlich vollständig heilen – aber nur, wenn man den betroffenen Dickdarm komplett entfernt. Proktokolektomie nennen Mediziner diese Prozedur.
Das ist natürlich ein schwerer Eingriff, der für die Betroffenen lebenslang Folgen hat und weitere Komplikationen nach sich ziehen kann. Daher wird diese Operation nur in wirklich schweren Fällen oder bei akuten Komplikationen durchgeführt.
Prognose abhängig von Verlauf und Schweregrad
Ansonsten ist die Prognose bei der Colitis ulcerosa abhängig vom jeweiligen Verlauf. Sie hängt u.a. davon ab, welche Darmabschnitte betroffen sind bzw. wie weit sich die Erkrankung ausgedehnt hat und wie rasch sie voranschreitet. Das wiederum spiegelt sich in Anzahl und Schwere der Schübe, die bei den Betroffenen stark variieren können.
Dabei spielt auch eine Rolle, wie aktiv die Erkrankung zu Beginn war. Je stärker sie sich erstmals geäußert hat, umso wahrscheinlicher, dass sie sich mit der Zeit im ganzen Dickdarm ausbreitet.
Lebenserwartung oft normal
Aber auch wenn die meisten Menschen mit Colitis ulcerosa die Erkrankung für immer mit sich tragen, können viele mit den heutigen Medikamenten und anderen therapeutischen Möglichkeiten ein weitgehend normales und beschwerdefreies Leben führen. Vor allem, wenn die Colitis nur auf einen Teil des Darms beschränkt ist, ist die Prognose gut. Auch die Lebenserwartung steht der Allgemeinbevölkerung dann in nichts nach.
Wichtige Fragen zum Verlauf der Colitis ulcerosa
Wie lange kann eine Colitis ulcerosa symptomfrei bleiben?
Im Verlauf der Colitis ulcerosa werden Phasen mit starker entzündlicher Aktivität und körperlichen Beschwerden (Schub) und beschwerdefreie Phasen (Remission) unterschieden. Kriterien für das Vorliegen einer klinischen Remission sind:
- die Abwesenheit von Durchfällen (≤3 ungeformte Stühle pro Tag)
- kein sichtbares Blut im Stuhl
- keine durch die Colitis bedingten Darmbeschwerden oder extraintestinalen Symptome
Vorhersage über Verlauf schwierig
Wie oft es im Krankheitsverlauf zu einem Schub kommt und wie stark die Erkrankung ausgeprägt sein wird, ist leider nur schwer vorherzusagen. Abhängig davon, wie stark die klinischen Symptome sind und wie schwer die Entzündung im Dickdarm ist, wird unterschieden zwischen einem leichten, mittelschweren und schweren Verlauf. Zudem wird je nach Ausdehnung der Entzündung zwischen einer Proktitis (Entzündung des Enddarms), einer Linksseitenkolitis und einer ausgedehnten Kolitis bis hin zur Pankolitis (Befall des gesamten Dickdarms) unterschieden.
Milder Verlauf überwiegt
Der überwiegende Teil der Betroffenen hat einen milden Verlauf und spricht auf die initiale Therapie (meist 5-ASA und Steroide) gut an. Viele haben im gesamten Verlauf nur wenig Symptome bzw. 1-2 Schübe insgesamt. Eine Colitis ulcerosa kann manchmal auch über viele Jahre symptomfrei bleiben.
Was sind Anzeichen für einen milden Verlauf?
Aus Studien wissen wir, dass der Verlauf bei einem alleinigen Befall des Enddarms (Proktitis) statistisch gesehen milder ist als bei einem Befall des gesamten Dickdarms (Pankolitis). Für einen milden Verlauf spricht auch das Fehlen von Fieber, starken Blutabgängen, Durchfällen und Schmerzen.
Wie häufig sind schwerere Verläufe?
Etwa 5-10% der Betroffenen haben einen chronisch aktiven Verlauf, d.h. es wird trotz medikamentöser Therapie nie eine vollständige Remission erreicht.
Was spricht für einen schweren Verlauf?
Ein ausgeprägter Befall mit schweren Symptomen bereits zu Beginn der Erkrankung und häufige Schübe in den ersten beiden Jahren der Erkrankung. Ein solcher schwerer Verlauf sollte intensiv therapiert werden.
Alltag mit Colitis ulcerosa
Wie wirkt sich die Erkrankung auf den Alltag der Betroffenen aus?
Je nach dem, wie die Colitis ulcerosa im Einzelfall verläuft, kann auch der Alltag davon geprägt sein. Manche Betroffene haben Probleme mit dem Essen und müssen gut darauf achten, was sie vertragen und was nicht. Bei anderen sind es gar nicht so sehr die Magen-Darm-Beschwerden, die im Vordergrund stehen, sondern Begleiterscheinungen, mit denen die Erkrankung manchmal einhergeht. Dazu zählt zum Beispiel eine dauerhafte, drückende Müdigkeit. Fatigue nennen Mediziner dieses chronische Erschöpfungssyndrom.
Colitis ulcerosa: Was tun gegen die Erschöpfung (Fatigue)?
Wenn Müdigkeit und Erschöpfung Ihr Alltags- und Berufsleben stark einschränken, sollten Sie auf jeden Fall mit Ihrem Arzt darüber sprechen. Zusammen können Sie nach den Auslösern suchen und Abhilfe schaffen. Daneben gibt es einige Möglichkeiten, mit denen Sie auch selbst gegen die Fatigue vorgehen können. So kann sportliche Aktivität sinnvoll sein. Infrage kommen zum Beispiel Fahrradfahren, Schwimmen oder Walking. Versuchen Sie dabei, sich erreichbare Ziele zu setzen, überfordern Sie sich nicht.
Stemmen Sie sich dagegen!
Aber auch ein langsames, bewusstes "der Erschöpfung Entgegenstemmen" kann ein guter Weg sein. Werden Sie schrittweise aktiver, auch wenn Sie am liebsten nichts tun würden. Das gibt Ihnen mit der Zeit das Gefühl, wieder mehr Energie zu haben.
Noch mehr Tipps bei Fatigue
Hilfreich kann auch sein, Ihren Lebensrhythmus so anzupassen, dass Sie die Erschöpfungszustände besser abfangen können. Vielleicht ist es möglich, Ihre Arbeitszeiten zu verändern, zum Beispiel über andere Schichten oder flexible Arbeitszeiten.
Gönnen Sie sich Ruhe und Erholung
Versuchen Sie, Ihren Tag so zu planen, dass Sie viele Ruhephasen haben. Vermeiden Sie möglichst Situationen, die Ihre Müdigkeit noch verstärken können.
Warum sollte ich mit Colitis ulcerosa immer etwas zu trinken bei mir haben?
Etwas zu trinken bei sich zu haben, ist auf Touren aller Art ohnehin empfehlenswert, aber besonders wichtig für den Fall, dass Durchfälle auftreten. Nehmen Sie also bei Fahrradtouren, Wanderungen oder Autoreisen immer genügend Getränke mit.
Sport: Wundermittel bei Colitis ulcerosa?
Hilft Sport gegen Colitis ulcerosa?
Sport und körperliche Bewegung können nach bisher vorliegenden Erkenntnissen in einigen Fällen die Aktivität der Entzündung eindämmen und die Ruhephasen (Remissionen) verlängern. In einer Untersuchung wurde festgestellt,dass durch leichten Sport der Bedarf an Medikamenten sank. Daneben besserten sich unter anderem auch die Körperwahrnehmung und das allgemeine Wohlbefinden.
Welche Sportarten sind günstig?
Die Studienteilnehmer hatten Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn, jeweils in der Ruhephase, und betrieben Sportarten wie Fahrradfahren auf dem Ergometer, Aquajogging und Walking.
Warum ist Sport bei Colitis ulcerosa außerdem ratsam?
Neben den möglichen günstigen Wirkungen auf den Verlauf der Colitis ulcerosa hat körperliche Aktivität noch eine Reihe von weiteren positiven Effekten. So wird Stress abgebaut, und die Stimmung steigt, das können fast alle sportlich Aktiven bestätigen.
Sport hat außerdem positive Effekte auf die Abwehrkräfte und auch auf Herz und Kreislauf. Und das Gewicht nimmt tendentiell ab. Wenn Sie gezielt die Koordination trainieren, profitieren Sie davon mit reibungsloseren Bewegungsabläufen. Mit Konditions- oder leichtem Krafttraining können Sie im Alltag mehr Leistung zeigen und zudem einen Knochenschwund verhindern.
Alles in Maßen
Allerdings ist bei Sport mit Colitis ulcerosa auch wichtig, nicht zu übertreiben. In bestimmten Situationen ist zu viel körperliche Aktivität eher kontraproduktiv. Sprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt darüber.
Wann ist Sport bei Colitis ulcerosa eher ungünstig?
Zum Beispiel nach Operationen im Bauchraum. Hier sollten Bewegungen gemieden werden, die die Bauchmuskulatur zu sehr strapazieren. Daneben sollten Sie sich im akuten Krankheitsschub schonen und auf Sport verzichten.
Falls Sie Colitis ulcerosa mit hoher Krankheitsaktivität haben oder langfristig Kortison-Präparate einnehmen müssen, sollten Sie Sportarten vermeiden, die die Knochen stark beanspruchen – also zum Beispiel Fußball oder Gewichteheben im Fitness-Center. Das gilt auch, wenn Sie Gelenkbeschwerden haben.
Kinder mit Colitis ulcerosa
Was kann ich zuhause für mein Kind mit Colitis ulcerosa tun?
Wenn der Arzt bei Ihrem Kind eine Colitis ulcerosa diagnostiziert hat, geht es natürlich erst einmal darum, die Diagnose zu verdauen. Aber was man sich immer klar machen muss: Auch wenn es sich um eine chronische Erkrankung handelt, so ist sie doch in den allermeisten Fällen recht gut behandelbar, so dass sich beschwerdereiche Phasen bei Ihrem Kind stark eingrenzen lassen.
Stress meiden und auf die Ernährung achten
Was können Sie selbst zu einem guten Verlauf beitragen? Neben der ärztlichen Behandlung tragen auch körperliche Ruhe und eine ausgeglichene Lebensweise dazu bei, die Krankheit unter Kontrolle zu halten. Die Reduzierung bzw. Vermeidung von Anspannung und Stress ist ebenfalls wichtig, da auch seelische Einflüsse an der Auslösung von Entzündungsschüben beteiligt sein können.
Beschwerdelindernde Maßnahmen sind zudem häufigere und kleinere Mahlzeiten, reichlich Flüssigkeit sowie eine Reduzierung der Kohlehydrate und Ballaststoffe.
Quellen:
- Leitlinienprogramm Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-009l_S3_Colitis-ulcerosa-Living-Guideline_2021-01.pdf
- Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffelwechselerkrankungen (DGVS), verfügbar unter: https://www.dgvs.de/wissen/leitlinien/leitlinien-dgvs/colitis-ulcerosa/
- Deutsche Morbus Crohn/ Colitis Ulcerosa Vereinigung (DCCV), verfügbar unter: https://www.dccv.de/betroffene-angehoerige/medizinische-grundlagen/was-ist-colitis-ulcerosa/therapie/medikamente/
- The Lancet - Ulcerative colitis, Ryan Ungaro, MD, Saurabh Mehandru, MD, Patrick B Allen, MD, Prof Laurent Peyrin-Biroulet, MD, Professor Jean-Frédéric Colombel, MD; Published November 30, 2016 ; DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(16)32126-2