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Cyclosporin A bzw. Cyclosporin (Immunosporin®) ist ein systemisches (innerliches) Immunsuppressivum, also ein Immunblocker. Das Medikament kommt bei Organtransplantationen zum Einsatz, um das körpereigene Abwehrsystem zu unterdrücken und damit eine Abstoßung des Transplantats zu vermeiden. Aber auch bei Autoimmunerkrankungen wie Schuppenflechte, Neurodermitis oder Colitis ulcerosa wird das Arzneimittel in schweren Fällen verwendet. Mehr dazu erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Je nach Erkrankung gibt es unterschiedliche Handelsnamen von Cyclosporin A. Gängige Präparate sind z.B. Immunosporin® und Sandimmun®.

Cyclosporin A bei Schuppenflechte

Seit über 20 Jahren hat Cyclosporin A seinen festen Platz auch in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie der Psoriasis.

Die Wirkweise:

Cyclosporin A ist ein in der Natur in Schlauchpilzen vorkommender Wirkstoff. Er hemmt das Enzym Calcineurin. Als eine Art Katalysator sorgt Calcineurin normalerweise dafür, dass Entzündungsbotenstoffe gebildet werden, die die Immunantwort bestimmter Abwehrzellen in der Haut (T-Lymphozyten) einleiten und verstärken. Durch den Einsatz von Immunosporin® wird das überschießende Immunsystem bei der Psoriasis unterdrückt und damit auch die Entzündungsreaktion gedrosselt. 

Der Immunologe Prof. Jean-François Borel ist einer der Wissenschaftler, die wesentlich an der Strukturaufklärung und an der Entdeckung des Wirkmechanismus von Cyclosporin A beteiligt waren. Er veranschaulichte die Wirkungsweise dieser Substanz mit den Worten:

"Vergleicht man die Immunantwort mit beißenden Hunden, dann ist Cyclosporin A ein Maulkorb, der bestimmte Zellen des Immunsystems am Beißen hindert, ohne sie umzubringen."

Hinweise zur Einnahme des Medikaments

Immunosporin® wird bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis vulgaris eingesetzt und in Form von Weichkapseln eingenommen. Die empfohlene Anfangsdosis liegt bei 2,5 mg pro kg Körpergewicht pro Tag. Dabei sollte darauf geachtet werden, diese Gesamtdosierung auf zwei getrennte Einzeldosen zu verteilen.

Cyclosporin hat ein sehr enges therapeutisches Spektrum. Das bedeutet, dass der Abstand zwischen einer gewollten therapeutischen und einer unerwünschten toxischen (gesundheitsschädlichen) Wirkung sehr klein ist. Daher ist unter der Therapie mit Immunosporin® eine relativ engmaschige und aufwendige Überwachung überaus wichtig. Neben regelmäßigen Hautkontrollen beinhaltet diese Laboruntersuchungen, Blutdruckmessungen und ggf. die Bestimmung des Cyclosporin-Blutspiegels.

Falls nach einem Monat keine Besserung festgestellt wird und Sie das Medikament gut vertragen, wird Ihr behandelnder Dermatologe ggf. eine langsame Erhöhung der Tagesdosis in Betracht ziehen (bis zu 5 mg pro kg Körpergewicht).

Vorsicht mit manchen Lebensmitteln

Neben den Arzneimittel-Wechselwirkungen gibt es auch Interaktionen zwischen Immunosporin® und Lebensmitteln, Pflanzen bzw. Kräutern. Aus diesem Grund sollten Sie folgendes beachten:

Grapefruitsaft sorgt für einen langsameren Abbau von Cyclosporin A, während Johanniskraut einen schnelleren Abbau des Medikaments verursacht. Die Gefahr einer Über- bzw. Unterdosierung ist groß und kann entsprechende Folgen haben.

Achten Sie bitte daher genauestens auf die richtige Einnahmeempfehlung, und informieren Sie Ihren Hautarzt über jegliche Medikamentenumstellung!

Wie lange nehme ich Immunosporin bei Psoriasis?

In der Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis vulgaris wird Cyclosporin A nur als Kurzzeittherapeutikum eingesetzt – also bis zum Erreichen eines akzeptablen Behandlungserfolges. Üblicherweise liegt dieser Zeitraum bei über 10 bis 16 Wochen. Um ein Wiederaufflammen der Schuppenflechte zu vermeiden, sollte die Cyclosporin-Dosis unter Anwendung einer zusätzlichen, äußerlichen Therapie jedoch nur langsam reduziert werden (meist über mehrere Wochen).

Warum die Langzeittherapie bei Schuppenflechte nicht empfohlen wird

Die Langzeittherapie der Psoriasis mit Immunosporin® wird aus verschiedenen Gründen nicht empfohlen. Dazu gehören die möglichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen (u.a. Nieren- und Leberfunktionsstörungen, Blutdruckanstieg, Erbrechen, Durchfall) sowie ein nicht auszuschließendes erhöhtes Lymphomrisiko (das Risiko, Tumoren des Lymphgewebes zu entwickeln). Des Weiteren besteht unter der Langzeittherapie mit Cyclosporin A ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs. Dies betrifft vorwiegend Psoriatiker, die in der Vergangenheit bereits häufige PUVA-Lichtbehandlungen bekommen haben.

Die Langzeitbehandlung mit Immunosporin® sollte also nur im Ausnahmefall und nach Abwägung anderer Therapiemöglichkeiten durchgeführt werden. Spätestens nach zwei Jahren sollte jedoch auch bei dieser Therapieform ein Auslassversuch erfolgen.

Cyclosporin A bei Neurodermitis

Cyclosporin A (Immunosporin®) ist ein Immunsuppressivum, das u. a. in der systemischen (innerlichen) Behandlung der schweren Neurodermitis eingesetzt wird. Es unterdrückt das bei der Erkrankung überschießende Abwehrsystem und wirkt dadurch stark entzündungshemmend.

Komplexe Erkrankung

Obwohl die Ursachen des atopischen Ekzems (Neurodermitis) bislang noch nicht vollständig geklärt sind, weiß man dennoch, dass es sich um eine multifaktorielle (durch viele Einflüsse bedingte) Hauterkrankung handelt. Neben einer genetischen Veranlagung, diversen Umwelteinflüssen und psychosomatischen Faktoren spielt auch eine Fehlsteuerung des (Haut-)Immunsystems eine Rolle.

Durch den Einsatz des Calcineurin-Inhibitors Cyclosporin A soll das fehlgesteuerte Immunsystem und somit zumindest ein Teil der auslösenden Ursachen bei der Neurodermitis unterdrückt werden.

Der Abwehr-Blocker

Ein gut funktionierendes Immunsystem ist lebenswichtig. Unsere Abwehr ist dadurch nicht nur in der Lage, in den Körper eingedrungene Keime und Fremdkörper zu entfernen, es zerstört auch fehlerhaft gewordene körpereigene Zellen.

Leider schießt das Immunsystem gelegentlich auch ohne triftigen Grund über das Ziel hinaus bzw. reagiert über, wie im Falle der Neurodermitis. Der Wirkstoff Cyclosporin A greift genau in diesen fehlgesteuerten Zyklus ein und drosselt damit die Entzündungsreaktion.

Wirkprinzip von Immunosporin® bei der Neurodermitis:

  • gezielte Hemmung von Calcineurin (daher der Name Calcineurin-Inhibitor)
  • Calcineurin ist eigentlich dafür verantwortlich, dass Entzündungsbotenstoffe gebildet werden.
  • Diese Botenstoffe aktivieren und vermehren wiederum T-Lymphozyten (bestimmte Abwehrzellen in der Haut).
  • Die durch Calcineurin fehlgesteuerte T-Zell-Aktivierung sorgt somit für eine (versehentliche) Überreaktion der Haut.
  • Die Gabe von Cyclosporin A unterbricht diese Signalkaskade. Der Wirkstoff führt zu einer Hemmung der T-Zellen, zu einer Unterdrückung entzündungsfördernder Botenstoffe und sorgt so letztlich für eine verminderte Tätigkeit des fehlgeleiteten Immunsystems.

Neurodermitis: Wie wird Cyclosporin A (Immunosporin) angewendet?

In der Behandlung des chronischen, schweren atopischen Ekzems (Neurodermitis) wird Immunosporin® (Cyclosporin A) in Form von Weichkapseln zweimal täglich für etwa vier bis sechs Monate eingenommen.

Die Therapie startet mit einer höheren Anfangsdosis (Induktionstherapie), die dann im Verlauf schrittweise reduziert wird bis hin zur sogenannten individuellen Erhaltungsdosis. Die Weichkapseln gibt es in unterschiedlichen Dosierungen (25, 50, 100 mg).

Jeder Fall ist anders

Das atopische Ekzem kann sich sehr variabel zeigen. Die chronische, schwere Form der Neurodermitis beim Erwachsenen geht von einem Befall des ganzen Körpers über isolierte, schmerzhafte Hautveränderungen der Hände und Füße bis hin zu superinfizierten Bereichen des Kopfes, des Gesichts und der Intimregion, in denen sich zusätzlich Erreger angesiedelt haben.

Entsprechend individuell muss daher auch die Therapie dieser Hauterkrankung erfolgen. Bei der Verordnung von Cyclosporin A gilt es, jeden Einzelnen gesondert zu betrachten und die Behandlung darauf abzustimmen. Dazu gehört sowohl der penible Ausschluss möglicher Gegenanzeigen (Krebs, bestimmte Infektionskrankheiten in der Vorgeschichte, Medikamente, Nierenfunktionsstörungen etc.) als auch die Länge des Behandlungszeitraums.

Keine Dauertherapie

Generell wird eine Langzeittherapie des atopischen Ekzems mit Immunosporin® nicht empfohlen. Das hat verschiedene Gründe. Neben den möglichen Arzneimittelnebenwirkungen besteht unter der Langzeittherapie mit Cyclosporin A ein erhöhtes Risiko für (weißen) Hautkrebs.

Das Hautkrebsrisiko betrifft aber vorwiegend Neurodermitiker, die in der Vergangenheit bereits länger mit einem Immunsuppressivum (z. B. MTX, Azathioprin) oder beispielsweise einer PUVA-Lichttherapie behandelt wurden. Deshalb darf während der Einnahme eines Immunsuppressivums wie Immunosporin® auch nicht gleichzeitig eine UV-Phototherapie erfolgen.

Tipps zur Einnahme bei Neurodermitis

An dieser Stelle nochmal zusammenfassend einige Hinweise rund um die Therapie mit dem immunsupprimierenden Wirkstoff Cyclosporin A.

Empfehlungen zur Anwendung von Immunosporin® bei Neurodermitis:

  • Beginn mit einer Anfangsdosis von 2,5 bis max. 5 mg Cyclosporin A pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag
  • Die Tagesdosen sollten immer in zwei getrennten Einzeldosen eingenommen werden.
  • Nehmen Sie Immunosporin® nach Möglichkeit immer zur gleichen Tageszeit ein.
  • Schlucken Sie die Kapseln als Ganzes mit einem Glas Wasser.
  • Nach Besserung der Neurodermitis wird empfohlen, die Dosis schrittweise zu reduzieren (nur nach ärztlicher Anweisung!).
  • Bei gutem Ansprechen wird eine Therapieunterbrechung nach 4 bis 6 Monaten empfohlen, längere Behandlungszeiträume sind aber individuell möglich (maximal zwei Jahre).
  • keine Dauertherapie; bei Bedarf ggf. erneuten Therapiezyklus (nach ausreichendem Pausieren) in Erwägung ziehen
  • Achten Sie während der gesamten Behandlung mit Immunosporin® auf einen ausreichenden UV-Schutz (hoher Lichtschutzfaktor, Textilschutz, kein Sonnenbaden oder Solarium).

Regelmäßig zum Check-up

Wichtig ist, dass Sie sich als Neurodermitiker unter der Therapie mit Immunosporin® regelmäßig bei Ihrem behandelnden Arzt vorstellen. Die engmaschigen Kontrolluntersuchungen in der Hautarztpraxis beinhalten neben den Hautinspektionen auch Blutdruckmessungen und Blutuntersuchungen (insbesondere der Nierenwerte).

Im Gegensatz zur höherdosierten Behandlung von Organtransplantierten ist bei der Therapie der schweren Neurodermitis eine Messung des Cyclosporin-A-Wirkstoffgehalts im Blut (Blutspiegel-Bestimmung) jedoch nicht erforderlich.

Cyclosporin (Sandimmun) bei Colitis ulcerosa

Cyclosporin (z.B. Sandimmun®) ist ein Wirkstoff, der die körpereigenen Abwehrkräfte bremst, es gehört also zu den sogenannten Immunsuppressiva. Das geschieht, indem es die Funktion bestimmter weißer Blutkörperchen, genauer der T-Lymphozyten, hemmt. Das Medikament ähnelt einem weiteren Immunsuppressivum namens Tacrolimus.

Nur bei extrem heftiger Colitis

Cyclosporin wird vor allem in der Transplantationsmedizin eingesetzt, um zu verhindern, dass transplantierte Organe wieder abgestoßen werden. Das Mittel hat sich aber auch als wirksam erwiesen, um bei einer extrem ausgeprägten und heftigen Colitis ulcerosa mit vielen blutigen Durchfällen, Fieber und Sepsis (umgangssprachlich "Blutvergiftung") die überschießende Entzündung einzudämmen. Cyclosporin gilt als sehr eingreifender Wirkstoff und wird daher in der Regel nur verabreicht, wenn Kortison-Präparate keine Besserung bringen.

Ist die Colitis gerade sehr stark (man spricht auch von einem fulminanten Verlauf), so wird Cyclosporin anfangs nicht selten als Dauerinfusion gegeben, direkt in die Vene. Später bietet es sich an, beispielsweise auf Kapseln zum Schlucken umzusteigen.

Eventuell mit Azathioprin kombinieren

Parallel dazu wird eventuell das Immunsuppressivum Azathoprin (z.B. Azafalk®, Imurek®) gegeben. Der Grund: Cyclosporin wirkt recht zügig, Azathioprin erst nach einigen Wochen oder Monaten. Cyclosporin ist also für den schnellen Einsatz da und hilft, die Zeit zu überbrücken, bis Azathioprin greift. Generell sollte Cyclosporin aber nicht dauerhaft verabreicht werden.

Nebenwirkungen

Welche Nebenwirkungen kann Cyclosporin A haben?

Die Liste der möglichen Nebenwirkungen ist lang. Dazu gehören u.a.:

  • Funktionsstörungen von Nieren und Leber
  • erhöhter Blutdruck
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • gesteigerte Körperbehaarung bei Frauen (Hirsutismus)
  • Infektanfälligkeit
  • Zahnfleischentzündungen
  • Kopfschmerzen einschließlich Migräne
  • Tremor (nicht kontrollierbares Zittern)
  • Hyperlipidämie (hohe Blutfettwerte)
  • Blutbildstörungen
  • Missempfindungen wie Taubheitsgefühl, Kribbeln, Brennen (vor allem an Händen und Füßen

All das kann sich bei jedem Einzelnen in sehr unterschiedlicher Ausprägung zeigen und muss nicht zwangsläufig auftreten.

Wie bereits erwähnt gehört Cyclosporin A zu den dosiskritischen Medikamenten. Das heißt, dass bereits eine etwas zu geringe Dosis zum Wirksamkeitsverlust und eine etwas zu hohe Dosis zu (vermehrten) unerwünschten Wirkungen führen kann. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass Sie sich genauestens an die Dosierungsvorgaben Ihres Arztes halten und sich engmaschig von ihm untersuchen lassen. Dazu gehören u.a. Laboruntersuchungen, Blutdruckmessungen und ggf. die Bestimmung des Cyclosporin-Blutspiegels.

Weitere häufige Nebenwirkungen (bei weniger als 10 % der Betroffenen) von Cyclosporin A sind u. a.:

Führt Immunosporin bei Psoriasis zu Hautkrebs?

Immunosporin® unterdrückt als Immunsuppressivum das Immunsystem. Dadurch besteht während der Einnahme eine erhöhte Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen, u.a. auch für Hautkrebs. Um das Entstehungsrisiko bösartiger Hautveränderungen zu minimieren, wird Psoriatikern empfohlen, während der Cyclosporin-Therapie auf ausreichenden UV-Schutz zu achten. Das Risiko steigt nämlich erst durch die Kombination von Immunsuppression und Sonnenlicht deutlich an.

Wie Hautkrebs entstehen kann

Hauttumore entstehen über eine Schädigung der Erbsubstanz der Hautzellen durch die UV-Strahlung. In der Regel erkennt das Immunsystem geschädigte Zellen und zerstört diese, bevor sich ein bösartiger Krebs entwickeln kann.

Das Problem ist, dass dieser Schutzmechanismus bei Immunsupprimierten nicht mehr vollständig funktioniert. Durch die das Immunsystem unterdrückende Wirkung von Immunosporin® steigt das Risiko, dass eine geschädigte Zelle nicht erkannt wird und sich zu einem Hautkrebs entwickeln kann. Aus diesem Grund müssen sich Menschen nach einer Organtransplantation dauerhaft vor UV-Strahlung schützen und regelmäßig (mindestens einmal jährlich) zu den Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchungen gehen.

Untersuchungen haben gezeigt, dass Plattenepithel- und Basalzellkarzinome (bestimmte Hautkrebsarten) mit einem Anteil von 95% am häufigsten bei Organtransplantierten vorkommen.

Keine Angst vor Immunosporin® bei Schuppenflechte

Wenn Sie das als Psoriatiker jetzt lesen, könnten Sie den Eindruck bekommen, dass Cyclosporin A zwangsläufig dann ja immer zu Hautkrebs führen muss. So ist das natürlich nicht!

Die Besonderheit bei den Organtransplantierten ist sowohl die regelmäßige, langjährige Behandlung als auch die häufige Kombination von mehreren Immunsuppressiva. Dadurch haben diese Menschen natürlich ein deutlich höheres Hautkrebsrisiko als jene, die Immunosporin® zeitlich begrenzt einnehmen (bei der Psoriasis meist wenige Monate).

Trotz der nur kurzen Therapiezeit der Schuppenflechte mit Cyclosporin A sollten Sie während des gesamten Behandlungszeitraumes dennoch auf ausreichende Sonnenschutzmaßnahmen achten. Die gleichzeitige Phototherapie mit UVA, UVB oder PUVA sowie der Besuch von Solarien wird nicht empfohlen.

Falls Sie in der Vergangenheit aufgrund der Schuppenflechte länger mit Methotrexat (MTX) oder einer PUVA-Lichttherapie behandelt wurden, müssen Sie Ihren Hautarzt vor Therapiebeginn darüber informieren. Eventuell kommt dann eine Behandlung mit Cyclosporin für Sie nicht mehr in Frage.

Wann verboten?

Wann darf Cyclosporin A nicht eingenommen werden?

Das Immunsuppressivum Cyclosporin A ist ein Medikament, das sich nicht besonders gut mit anderen Arzneimitteln verträgt. Außerdem ist es nicht für jeden Menschen geeignet.

Ausführliches Arztgespräch ist wichtig

Wenn bei Ihnen eine Therapie mit dem Calcineurin-Inhibitor Cyclosporin A geplant ist, muss Ihr behandelnder Arzt genauestens über Ihre Krankenvorgeschichte informiert sein. So muss er vor der Verordnung mögliche Kontraindikationen (Gegenanzeigen) bei Ihnen ausschließen und eine eventuell bestehende Medikation berücksichtigen.

Außerdem kann es hilfreich sein, wenn Sie Ihren Impfpass dabei haben. Denn bestimmte Impfungen (Lebendimpfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln, Gelbfieber, Windpocken) dürfen Sie kurz vor und während der Therapie nicht bekommen, da sie bei dem geschwächten Immunsystem zu gefährlichen Komplikationen führen können. Andererseits ist es gerade wegen der eingeschränkten Abwehrkräfte wichtig, dass Sie soweit wie möglich geimpft und damit vor Infektionen geschützt sind.

Achtung bei Nierenerkrankungen und Krebserkrankungen

Cyclosporin A darf in folgenden Fällen nicht angewendet werden:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff bzw. andere Bestandteile
  • unkontrollierter Bluthochdruck
  • aktive Tuberkulose oder andere schwere Infektionen
  • schwere Nierenfunktionsstörungen
  • aktuelle oder frühere Krebserkrankungen (v. a. Blutkrebs, bestimmte Hautkrebsarten)

Nutzen oder Risiko?

Es gibt aber auch sogenannte "relative Gegenanzeigen" bei der Behandlung mit Cyclosporin A. Das bedeutet, dass die Therapie mit dem Immuntherapeutikum erfolgen kann, wenn der erwartete Nutzen den zu befürchtenden Schaden aufwiegt. Eine Entscheidung, die der Arzt zusammen mit Ihnen sorgfältig abwägen muss.

Cyclosporin A kann unter Umständen (Nutzen-Risiko-Abwägung) in folgenden Fällen bei Neurodermitis angewendet werden:

  • Funktionsstörungen der Leber
  • Schwangerschaft
  • gleichzeitige Verwendung von Wirkstoffen, die mit Cyclosporin A interagieren
  • PUVA-Lichttherapien in der Vorgeschichte (u. a. bei Neurodermitis eingesetzte spezielle Phototherapie mit UV-A)
  • gleichzeitige Anwendung anderer Immunsuppressiva bzw. langjährige Vortherapie mit MTX (Methotrexat)

Außerdem sollten Sie folgendes wissen: Das Trinken von Grapefruitsaft während der Behandlung kann die Nebenwirkungen des Medikaments verstärken.

Wenn Sie all diese Anmerkungen und Tipps beherzigen, sollte einer erfolgreichen Therapie mit Cyclosporin A nichts mehr im Wege stehen.

Darf Cyclosporin während Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden?

Zwar gibt es bisher keine Hinweise auf Schädigungen des Ungeborenen, dennoch sollte die Einnahme von Cyclosporin während der Schwangerschaft sehr sorgfältig abgewogen werden. Komplikationen wie etwa eine Frühgeburt kann man zumindest nicht ganz sicher ausschließen.

Da die Substanz in die Muttermilch übergeht und somit an den Säugling weitergegeben wird, sollte Cyclosporin auch während der Stillzeit nicht eingenommen werden.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Wie bereits erwähnt gibt es zahlreiche Wirkstoffe, die mit Cyclosporin A in Wechselwirkung treten können. Das bedeutet, dass die gleichzeitige Verwendung bestimmter Medikamente die Wirkung von Cyclosporin A entweder abschwächen oder auch gefährlich verstärken kann.

Gleicher Abbaumechanismus

Cyclosporin A wird in unserem Körper von einem sogenannten Isoenzym (Cytochrom P450 3A4) abgebaut. Da eine Vielzahl an Wirkstoffen über dieses System verstoffwechselt wird, muss bei einer Therapie mit dem Immunsuppressivum immer auf entsprechende Wechselwirkungen geachtet werden. Denn unterschiedliche Arzneimittel können das Isoenzym nicht nur aktivieren, sondern auch hemmen.

Im Falle der Aktivierung durch ein anderes Medikament baut das Isoenzym den Wirkstoff Cyclosporin A so rasch ab, dass ein für die Behandlung nötiger Blutspiegel nicht erreicht werden kann. Eine Wirkung setzt somit nicht ein.

Schlechte Kombinationspartner

Beispiele für Wirkstoffe, die zu einem raschen Abbau von Cyclosporin A führen und somit seine Wirkung abschwächen, sind: Rifampicin, Chinolone, Antiepileptika, Phenobarbital, Modafinil und Dexamethason, aber auch Lebensmittel bzw. Kräuter wie Johanniskraut (in bestimmten Mengen auch Ingwer, Knoblauch, Lakritze).

Durch eine Hemmung des Isoenzyms kann es passieren, dass Cyclosporin A nicht mehr abgebaut wird und es zu einer Anhäufung des Arzneistoffes kommt. Mögliche Folgen wären eine Überdosierung mit entsprechenden Nebenwirkungen bis hin zu einer Vergiftung (Intoxikation).

Zu den hemmenden Stoffen gehören u.a.: einige Antibiotika (Makrolide, Chloramphenicol), Antipilzmittel (Fluconazol, Ketoconazol, Itraconazol), bestimmte HIV-Medikamente, Verapamil, Amiodaron, Cimetidin sowie als Lebensmittel der Grapefruitsaft.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt

Um dieses Risiko so gering wie möglich zu halten, sollten Sie Ihrem Arzt alle Arzneimittel benennen, die Sie aktuell einnehmen, inklusive der frei verkäuflichen bzw. "natürlichen" Präparate. Nur so kann er entscheiden, ob eine Behandlung mit Cyclosporin A überhaupt möglich ist, ob ggf. lediglich eine Anpassung der Wirkstoffmenge oder die Umstellung eines Ihrer Dauermedikamente erforderlich ist.

Noch ein Extra-Tipp:
Mit den richtigen Mikronährstoffen können Sie viel für Ihre Gesundheit tun.
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.

Quellen:

  • Rote Liste Service GmbH, PatientenInfo-Service Immunosporin®.
  • Rote Liste Service GmbH, PatientenInfo-Service Sandimmun®.

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentare

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Anna Brockdorff, Heilpraktikerin / medizinische Fachautorin

Anna Brockdorff
Heilpraktikerin / medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Publizistik-Studium
  • Heilpraktiker-Ausbildung
    Berufliche Stationen:
  • Autorin für Heilpraktiker-Prüfungstrainer
  • Autorin, Redakteurin und Moderatorin für Gesundheitssendungen

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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