Bettnässen: Ursachen und Behandlung
Das Trockenwerden zählt zu den Disziplinen, über die Eltern im „Erfolgsfall“ häufig gerne stolz berichten – und andernfalls lieber schweigen. Was nicht unbedingt das Wissen in der Bevölkerung mehrt, ab wann und in welchen Formen das Bettnässen (oder auch ein anderes Problem mit dem Wasserlassen) als behandlungsbedürftiger Zustand zu betrachten ist.
Enuresis ist der medizinische Fachbegriff für das unwillkürliche Einnässen. Wenn das beim Kind überwiegend nachts passiert, spricht man von Enuresis nocturna. Wie Sie in den anderen Fragen zu diesem Thema nachlesen können, ist das Phänomen in den allermeisten Fällen vorübergehend und harmlos.
Beim Bettnässen (medizinisch: Enuresis) handelt es sich um eine der häufigsten Störungen im Kindesalter. Rund 20% der 5-Jährigen machen zumindest zeitweise nachts in ihr Bett. Bei den 6-Jährigen sind es noch 10%, bei den 7-Jährigen 5-7%.
Die möglichen Ursachen von Bettnässen sind extrem vielfältig und reichen je nach Ausprägung von genetischer Veranlagung über eine Unreife des Zentralnervensystems (ZNS) und hormonelle Störungen bis hin zu körperlichen und seelischen Auslösern. In den allermeisten Fällen aber verschwindet das Problem von allein wieder.
Nein, dieser Mythos ist zwar immer noch verbreitet, aber trotzdem nicht zutreffend. Bettnässen kann viele Ursachen haben. Die häufigste Form, das nächtliche Einnässen ohne vorheriges Trockensein, gilt heute vor allem als eine unkomplizierte Entwicklungsverzögerung.
Ja, auch wenn es zunächst ein wenig merkwürdig klingt. Wenn beide Eltern Probleme mit dem Trockenwerden hatten, beträgt die Wahrscheinlichkeit für Bettnässen bei ihrem Kind fast 80%. Trifft dieser Umstand nur auf ein Elternteil zu, halbiert sich diese Wahrscheinlichkeit nahezu.
Von dem Hormon ADH hört man normalerweise nicht so oft. Beim Bettnässen kann es aber tatsächlich eine Rolle spielen. Das auch als Vasopressin bezeichnete antidiuretische Hormon (ADH) scheint eine wichtige Rolle bei der primären Enuresis nocturna zu spielen. Damit ist die Form des Bettnässens gemeint, bei der es gar nicht erst zu einer dauerhaften Trockenphase kommt, das kleine Problem also von vornherein auftaucht.
Ärzte unterscheiden zwischen primärem und sekundärem Einnässen (medizinisch: Enuresis). Bei der primären Enuresis ist das Kind zuvor noch nie dauerhaft trocken gewesen. Dagegen ging der sekundären Enuresis definitionsgemäß eine über 6-monatige Trockenphase voraus, was in verständlicherem Deutsch auch als Wiedereinnässen bezeichnet wird.
Das hängt vom Alter Ihres Kindes, der Art der Störung und letztlich vom Leidensdruck ab, den das Bettnässen auslöst. Bei nur gelegentlichem nächtlichen Einnässen wird aus medizinischer Sicht in der Regel auf eine weitere Abklärung und Behandlung bis zum 6. Lebensjahr verzichtet. Einfache Maßnahmen wie eine wasserdichte Unterlage im Bett reichen dann als „Behandlung“ zunächst aus. Wichtig ist aber auch die emotionale Unterstützung des Kindes (vermeiden Sie Druck und schlechtes Gewissen).
Meistens muss er gar nicht behandeln, weil sich das Problem als überschaubar und vorübergehend erweist. Ist das Bettnässen sehr häufig oder besteht es schon sehr lange oder noch nach dem 5. Geburtstag, muss aber – je nach Ursache – eine Behandlung erwogen werden. Allerdings immer erst nach (!) einer ausführlichen Diagnostik und Beratung.
Wenn einfachere Maßnahmen zur Behebung des nächtlichen Bettnässens nicht ausreichen, wird von einigen Ärzten das Training mit Klingelgerät empfohlen. Das ist eine Form der apparativen Verhaltenstherapie bzw. eine Alarmtherapie.
Für das Einnässen ohne organische Ursache gilt: Elterliche Geduld und Zuwendung sind die beste Therapie.
Der „Sonne-und-Wolken-Kalender" hat sich als zusätzliche Maßnahme zur Behandlung des Bettnässens bewährt, die bei manchen Kindern schon alleine zum Erfolg führt. Dabei zeichnet Ihr Kind mindestens zwei Wochen lang selbst in einem Kalender auf, ob es trocken (Sonne) oder nass (Wolke) war. Fortschritte können auf diese Weise gut sichtbar gemacht und mit Lob bekräftigt werden. Werden andere Symbole zur Markierung gewählt, heißt der Kalender natürlich anders …
Das nächtliche Wecken des bettnässenden Kindes, um es anschließend auf die Toilette zu setzen, ist eine Tortur für Kinder und Eltern, die offenbar noch häufig praktiziert wird. Dadurch kann zwar möglicherweise die Anzahl der nassen Laken vermindert, nicht oder nur selten aber das dahinter liegende Problem gelöst werden.
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