Autismus und Asperger-Syndrom
Die genaue Ursache von Autismus ist noch nicht abschließend geklärt. Zum einen sind bereits über 100 Gene bekannt, die möglicherweise mit der Autismus-Spektrum-Störung zusammen hängen. Dass es so vielfältige Ausprägungen des Autismus gibt, könnte daraus zurückzuführen sein, dass es zahlreiche, unterschiedliche Kombinationen von genetischen Abweichungen gibt, die zu Autismus führen.
Unter Autismus versteht man eine seltene, tiefgreifende Persönlichkeitsstörung, die sich vor allem in der Unfähigkeit zum Aufbau zwischenmenschlicher Kontakte äußert. Als Hauptformen unterschieden werden der frühkindliche Autismus (Kanner-Syndrom), der sich bei etwa 2 von 1.000 Kindern schon im Sozialverhalten als Säugling bemerkbar macht, und das Asperger-Syndrom, das als mildere Variante im Kindergarten- oder Grundschulalter beginnt.
Es gibt Menschen mit Autismus, die ein relativ eigenständiges Leben führen. Doch viele Autisten sind durch ihre Symptome auch auf längere Sicht auf fremde Hilfe, teils sogar intensive Betreuung angewiesen, um ihren Alltag zu meistern. Das gilt vor allem, wenn die Erkrankung früh begonnen hat (frühkindlicher Autismus).
Das Asperger-Syndrom ist eine bestimmte Form von Autismus. Oder wie die Experten sagen, eine Form der Autismus-Spektrum-Störung. Im Gegensatz zum frühkindlichen Autismus treten die ersten Symptome beim Asperger-Syndrom erst nach dem dritten Lebensjahr auf, meist sogar erst im Schulalter.
Das Kanner-Syndrom ist eine andere Bezeichnung für den frühkindlichen Autismus. Diese Form des Autismus beginnt bereits vor dem dritten Lebensjahr und äußert sich oft in einer gestörten Sprachentwicklung. Hinzu kommt eine Unfähigkeit, soziale Kontakte aufzunehmen, was sich durch eine starke Abkapselung äußert, auch von den Eltern.
Kinder mit Autismus fallen häufig durch ungewöhnliches Verhalten auf. Beginnen tut das je nach Autismus-Form im Vorschulalter, teilweise schon Ende des ersten Lebensjahres, oder im frühen Schulalter. Der Grund für diese Verhaltensauffälligkeiten liegt darin, dass die betroffenen Kinder ihre Umwelt anders wahrnehmen und die Informationen anders als üblich verarbeiten. Das führt unter anderem zu Beeinträchtigungen in zwischenmenschlichen Kontakten.
Frühkindlicher Autismus beginnt bereits in den ersten drei Lebensjahren. In einigen Fällen bemerken die Eltern schon Ende des ersten Lebensjahres, dass etwas nicht stimmt. Häufiger wird diese Form des Autismus etwas später, im Kleinkindalter entdeckt.
Es gibt Autisten, die eine sogenannte Inselbegabung haben. Sie können zum Beispiel komplexe Rechenaufgaben extrem schnell lösen, sprechen über 50 Sprachen oder haben ein außergewöhnliches Erinnerungsvermögen. Dieses Phänomen nennt man Savant-Syndrom, die Betroffenen werden im Fachjargon Savants genannt.
Manche Autisten mögen auf andere Menschen gefühlskalt wirken. Doch auch sie haben Gefühle. Das Problem von Kindern und auch Erwachsenen mit Autismus ist, dass sie diese Gefühle nicht oder nur sehr eingeschränkt zeigen können. Es fehlt ihnen die Fähigkeit, das, was im Inneren bei Ihnen passiert, nach außen zu transportieren.
Atypische Autisten passen nicht in das typische Bild des frühkindlichen Autismus. Entweder beginnt ihr autistisches Verhalten erst nach dem dritten Lebensjahr – also später, als es für den frühkindlichen Autismus charakteristisch ist. Oder sie zeigen nicht alle typischen Symptome des frühkindlichen Autismus. Oder sogar beides.
Autistische Kinder zeigen häufig selbststimulierendes Verhalten, das so genannte Stimming (Kurzform für den englischen Begriff „self-stimulating behavior“). Es gehört zu den sogenannten stereotypen Verhaltensweisen. Das können motorische Handlungen sein, wie Händeflattern, Springen oder Hin- und Her-Schaukeln, aber auch Lautäußerungen, wie beispielsweise Summen, Grunzen oder lautes Zählen.
Autismus ist nicht heilbar. Zum einen ist noch nicht eindeutig geklärt, was die Ursache ist, wie also Autismus überhaupt entsteht. Zum anderen ist die Erkrankung viel zu komplex und variantenreich, als dass ein Medikament oder eine therapeutische Methode alle Symptome beseitigen könnte. Nicht zuletzt wegen dieser Vielfältigkeit spricht man heute auch von Autismus-Spektrum-Störung.
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