ADHS: Symptome und Behandlung
Meine ganz persönlichen Empfehlungen für Eltern
Viele Eltern fragen sich heutzutage, ob ihr verhaltensauffälliges Kind an ADHS leidet. Die gute Nachricht lautet: Mit hoher Wahrscheinlichkeit nein, denn alle Symptome eines Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms (ADHS) können zeitweise auch bei gesunden Kindern in Erscheinung treten.
Die Abkürzung ADHS steht für den Fachterminus „Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom“. Der Begriff „Syndrom“, für den alternativ auch häufig „Störung“ gebraucht wird, deutet darauf hin, dass es sich hier um ein komplexes Geschehen mit verschiedenen Komponenten und Erscheinungsbildern handelt.
Als möglicherweise erste Beschreibung des Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms (ADHS) in der Fachliteratur gilt der Beitrag des englischen Kinderarztes George F. Still in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ aus dem Jahr 1902.
ADHS-Kritiker meinen ja. Sie halten das propagierte ADHS-Modell für falsch und bedauern das Ausbleiben einer gesellschaftlichen Empörung angesichts des hohen Ritalin-Konsums.
Die Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS oder ADS) wird umgangssprachlich auch als „Zappelphilipp-Syndrom“ bezeichnet, nach der bekannten Figur aus dem 1845 erschienenen Kinderbuch „Struwwelpeter“ des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann.
Was für viele medizinische Diagnosen gilt, das gilt beim Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsyndrom (ADHS) ganz besonders: Die Experten gehen von einer multifaktoriellen Pathogenese aus, also von einer Vielzahl möglicher Krankheitsursachen und beteiligter Faktoren, ohne die genauen Zusammenhänge wirklich zu kennen.
Diese Frage ist, wie bei vielen menschlichen Phänomenen, bislang nicht genau geklärt. Wissenschaftler vermuten, dass die erbliche Veranlagung eine große Rolle für die Ausprägung von ADHS spielt.
Ja, denn wie für eine psychische Störung charakteristisch, geht es bei ADHS um Probleme des Denkens, der Gefühle, der Bewegung und des sozialen Verhaltens, die zu individuell unterschiedlich geprägten Erscheinungsbildern, aber immer zu einer psychosozialen Beeinträchtigung führen.
Auch wenn die Vererbbarkeit von ADHS seit über zwei Jahrzehnten wissenschaftlich propagiert wird, mangelt es noch an Beweisen.
Nein. Nahrungsmittel und von ihnen ausgelöste Unverträglichkeiten und Allergien stehen für viele Leiden als Auslöser im Verdacht, auch für ADHS. Trotz erheblicher Forschungsanstrengungen ließ sich allerdings bislang kein Zusammenhang mit bestimmten Nahrungsmitteln, Nahrungsmittelzusätzen, Konservierungsstoffen (z. B. Phosphate) oder Zucker nachweisen.
In den einschlägigen Informationsquellen, ob gedruckt oder online, ist gerne von 5-15 % die Rede, wenn es um die heutige Verbreitung des Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndroms (ADHS) geht.
Darüber sind sich heute viele Experten einig. Demnach sind heute nicht mehr Kinder und Erwachsene von einer ADHS-Veranlagung betroffen als früher.
Personen mit ADHS fallen häufig durch drei bestimmte Charakteristika auf. Zu diesen Hauptmerkmalen zählen:
Wenn die Kinder älter werden, wandelt sich auch die Ausprägung des ADHS-Beschwerdebildes. Hinweisende Symptome gemäß der von Kinder- und Jugendärzten erstellten ADHS-Leitlinie sind:
Mit hoher Wahrscheinlichkeit nein, denn alle Zeichen eines Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms (ADHS) können vorübergehend auch bei gesunden Kindern auftreten.
„Hyperaktives“ Verhalten ist häufig und normal bei Kindern. Erst wenn es dauerhaft und situationsübergreifend (z.B. in der Schule und zuhause) zur Belastung für das Kind und seine Umgebung wird, sollte an eine echte hyperkinetische Störung gedacht werden.
Typische Merkmale einer Aufmerksamkeitsstörung sind:
Folgende Maßnahmen können die Diagnosestellung einer ADHS unterstützen:
Nein, bisher gibt es weder einen Test noch ein anderes Untersuchungsverfahren, dass alleine beweisend für ADHS wäre.
Dies ist wichtig, um eine frühzeitige Diagnose stellen zu können. Nur so kann den Betroffenen angemessene Unterstützung angeboten werden. Denn wenn die Erkrankung nicht erkannt und behandelt wird, kann es schwierig werden, den Alltag erfolgreich zu bewältigen.
Die Verhaltensauffälligkeiten bei ADHS lassen sich heutzutage recht gut behandeln. Die Therapie besteht meist aus mehreren Bausteinen; diese umfassen u. a. psychosoziale, pädagogische, psychotherapeutische und medikamentöse Maßnahmen.
Deutsche und europäische Behandlungsleitlinien empfehlen den Einsatz von Methylphenidat (Ritalin®) und anderen Medikamenten nur im Rahmen einer therapeutischen Gesamtstrategie oder einer multimodalen Behandlung und nicht als alleinige Maßnahme.
Kann auf eine medikamentöse Therapie verzichtet werden (z. B. weil nur geringe Symptome des ADHS vorliegen), gibt es viele weitere Methoden, die Betroffenen zu unterstützen. Dies gelingt etwa mit:
Nein. Gemäß der wissenschaftlichen Leitlinie „Hyperkinetische Störungen“ der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie ist der Nutzwert der folgenden Therapiemaßnahmen nicht vorhanden oder nicht erwiesen:
Hyperaktive Kinder mit Medikamenten „ruhigzustellen“ mag kurzfristig helfen. Die Ursachen werden mit Mitteln wie Ritalin aber ganz sicher nicht behoben. Eine interessante Alternative haben jetzt Prof. Gerd Hölter und Dr. Wolfgang Beudels von der Universität Dortmund vorgestellt: eine Bewegungstherapie im Schwimmbad.
In erster Linie können Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes stärken, indem Sie verständnisvoll und liebevoll mit ihm umgehen. Dazu zählt auch ein gefühlvoller und bestärkender Körperkontakt.
Normalerweise ja. Im Rahmen der derzeit laufenden Bemühungen um Integration der betroffenen Kinder kommt es ohnehin zum Abschmelzen separater Betreuungsangebote.
Folgende Bezugspersonen, Fachkräfte und Institutionen gehören zu dem Netzwerk, das Ihnen und Ihrem Kind durch miteinander abgestimmtes Kommunizieren und Handeln die bestmögliche Unterstützung und Betreuung zur Überwindung der ADHS-Problematik bieten sollte:
Nein. In dieser Richtung müssen Sie nichts befürchten. Eher ist das Gegenteil der Fall, wenn Ihr Kind von Ihnen gelernt hat, sich nicht gleich ausgrenzend und ablehnend gegenüber Anderen zu verhalten, die etwas aus der Reihe tanzen. Dann besteht für das an ADHS leidende Kind die Chance, auf eine offene und verständnisvolle Umgebung zu treffen, die ihm die Eingliederung erleichtert.
Wenn Ihr Kind einen überschießenden Bewegungsdrang zeigt und sich nur schlecht konzentrieren kann, benötigt es Ihre volle Unterstützung und intensive Hilfe. Sei es, um möglicherweise angebrachte therapeutische Maßnahmen wirkungsvoll zu ergänzen, oder um sie gar nicht erst notwendig werden zu lassen.
Nur zum Teil. Den Fachleuten zufolge gibt es ADHS in allen Altersgruppen. Früher wurde vermutet, dass sich die Verhaltensauffälligkeiten im Laufe der Pubertät auswachsen.
Ja, das Unfallrisiko ist für Menschen mit ADHS statistisch sechsfach erhöht.
Wird einem Kind mit ADHS nicht geholfen, drohen ihm gravierende soziale Probleme und Folgeschäden, die mitunter zu einer lebenslangen Beeinträchtigung führen können.
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