Wie wirkt Filgotinib (Jyseleca) bei Rheuma und Colitis ulcerosa?

Filgotinib (Jyseleca) ist ein Arzneimittel zur Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis. Das Medikament wird allein oder zusammen mit Methotrexat angewandt, einem weiteren Arzneimittel, welches das Immunsystem herunterreguliert, nachdem die Behandlung mit anderen krankheitsmodifizierenden Präparaten wie etwa Methotrexat oder Sulfasalazin nicht ausreichend gewirkt hat bzw. nicht vertragen wurde.

Jyseleca wird auch zur Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer oder schwerer aktiver Colitis ulcerosa genutzt. Filgotinib wird bei der chronischen Darmerkrankung dann verschrieben, wenn herkömmliche Medikamente oder sogenannte Biologika keine Linderung verschafften oder inakzeptabele Nebenwirkungen auslösten

Das spezielle an Filgotinib ist, dass es der erste JAK-Inhibitor zur Behandlung der Colitis ulcerosa ist, der nicht alle JAK-Proteine gleichermaßen beeinflusst. Filgotinib moduliert die Signalweiterleitung von Botenstoffen in die Zellen nämlich hauptsächlich durch die präferenzielle Inhibition von JAK1. Ein Wirkmechanismus, der zur Hemmung der Entzündung bei Colitis ulcerosa und Rheuma führt und dabei gleichzeitig sehr selten mit ernsthafen Nebenwirkungen einhergeht.

Das Medikament bekämpft die durch Rheuma verursachte Entzündung. Schmerzen, Müdigkeit sowie die Steifigkeit und Schwellung der Gelenke werden gelindert und eine Schädigung der Gelenke durch die chronische Entzündungsreaktion kann hinausgezögert werden.

Filgotinib hemmt die Entzündungsreaktion im Darm. Dies bessert die typischen Symptome der Colitis ulcerosa wie etwa eine hohe Stuhlfrequenz oder Blutabgänge, und reduziert den Bedarf an Kortison.

Im Gegensatz zu den Biologika blockieren die Hemmer der JAK nicht die entzündungsfördernden Botenstoffe im Blut, sondern wirken innerhalb der Zellen. Dort stoppen sie den Signalweg, der die Autoimmunentzündung fördert.

Ja, in der Studie FINCH 2 wurde Filgotinib Personen mit rheumatoider Arthritis verabreicht, die ungenügend auf eine anderweitige immunsystemregulierende Therapie angesprochen hatten. Nach zwölf Wochen zeigten 66 % der Probanden, die 200 mg Filgotinib erhielten, einen Rückgang der Beschwerden um 20 %. Auch unter einer Dosis von 100 mg besserten sich die Symptome bei 57 % im selben Maß. Beide Werte liegen deutlich über dem Prozentsatz, der durch die Verabreichung eines Scheinmedikaments erzielt wurde (31 % Studienteilnehmer aus der Placebo-Gruppe berichteten von einem positiven Effekt).

Ja. Auf dem Jahreskongress der European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO) 2022 wurden die aktuellen Ergebnisse einer Langzeitfortsetzungsstudie und Post-hoc-Analyse zu Filgotinib bei Colitis ulcerosa vorgestellt: Sie zeigten, dass der präferenzielle JAK1-Inhibitor auch in der Langzeitanwendung und nach einer Therapieunterbrechung wirksam und sicher ist. Damit bestätigten sich die Resultate aus der zulassungsrelevanten SELECTION-Studie.

Vielversprechende Ergebnisse in der Zulassungsstudie

Grundlage für die Zulassung waren die Ergebnisse der Studie SELECTION. Darin erreichten nach 58 Wochen 37 % der Anwender unter der Therapie mit 200 mg Filgotinib einen Rückgang der Symptome (Remission) und 27 % eine 6-monatige steroidfreie klinische Remission. Letzteres bedeutet so viel, dass über sechs Monate auf eine Kortison-Einnahme verzichtet werden konnte. Die Raten an schwerwiegenden Nebenwirkungen der Therapie mit 200 mg Filgotinib waren niedrig und bewegten sich insgesamt auf demselben Niveau, wie wenn ein Scheinmedikament eingenommen wurde (Placebo).

Weitere Studie beweist Wirksamkeit in der Langzeitanwendung

In die Auswertung der Fortsetzungsstudie wurden insgesamt 136 Teilnehmer eingeschlossen, die in der vorangegangenen SELECTION-Studie die Induktions- und Erhaltungsphase abgeschlossen hatten. Sie bildeten die Gruppe der Completer. Die Nachbeobachtungsdauer betrug dabei 48 Wochen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Reduktion von Beschwerden wie rektale Blutabgänge oder Stuhlfrequenz über den gesamten Zeitraum der Nachbeobachtung erhalten werden konnte.

Zusätzlich zu dieser Gruppe wurden insgesamt 236 Non-Responder untersucht, die keine klinische Remission oder ein klinisches Ansprechen in der zehnten Woche der Zulassungsstudie erreicht hatten. Auch hier konnte eine Reduktion der Beschwerden beobachtet werden.

Positiver Effekt auf die Lebensqualität

Außerdem wurde die Auswirkung der Filgotinib-Therapie auf die Lebensqualität der Studienteilnehmer untersucht. In beiden Gruppen (Completer und Non-Responder) stieg der Anteil der Probanden, die eine relevante Besserung der Lebensqualität erreichten, über den Beobachtungszeitraum an – unter den Completern von anfänglich 90 % auf 96 % und unter den Non-Respondern mit 200 mg Filgotinib von 60 % auf 96 %.

Somit bessern sich laut den Autoren der Studie unter der Therapie mit Jyseleca langfristig die Symptome der Colitis ulcerosa und die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei den Personen, die die SELECTION-Studie abgeschlossen hatten. Aber auch bei Studienteilnehmern, die initial nicht auf die Behandlung angesprochen hatten, führte die Therapie mit Jyseleca in der Langzeitanwendung zur Verbesserung der Beschwerden und der Lebensqualität.

Behandlungspause hat keinen negativen Einfluss auf die Wirksamkeit

In einer weiteren Analyse wurde die Auswirkung einer Therapiepause auf die Wirksamkeit und Sicherheit von Jyseleca anhand der Daten der SELECTION- und SELECTION-LTE-Studie untersucht. Darin eingeschlossen wurden Personen, die initial auf die Therapie Jyseleca ansprachen, anschließend in der Erhaltungsphase der Gruppe, die nur ein Scheinmedikament (Placebo) erhielt, zugeteilt wurden und im weiteren Verlauf aufgrund einer Verschlechterung der Beschwerden im Rahmen der Fortsetzungsstudie wieder mit 200 mg Filgotinib weiterbehandelt wurden.

Die Ergebnisse zeigten, dass zwei Wochen nach Wiederaufnahme der Therapie mehr als 60 % der Teilnehmer ein Ansprechen und eine Remission erreichten. Der Wert stieg im weiteren Verlauf an und die gute Krankheitskontrolle konnte über den gesamten Beobachtungszeitraum aufrechterhalten werden. Zusätzlich bestätigte sich ebenfalls in dieser Subgruppe das gute Sicherheitsprofil (= geringes Risiko für schwere Nebenwirkungen) von Jyseleca.

Nein, das Medikament ist nur zur Behandlung Erwachsener zugelassen. Wie das Arzneimittel auf Minderjährige wirkt, wurde nicht getestet.  Deshalb darf es in dieser Altersgruppe auch nicht zum Einsatz kommen.

Wenn Sie die Einnahme von Jyseleca vergessen haben, holen Sie sie zum nächstmöglichen Zeitpunkt nach. Sollten aber mittlerweile 24 Stunden oder mehr Zeit seit der letzten Tablette vergangen sein, nehmen Sie am nächsten Tag wie gewohnt nur die einfache Dosis zu sich. Für den Fall, dass Sie aus Versehen einmal mehr als nur eine Tablette täglich eingenommen haben, ist unverzüglich ein Arzt zu informieren.

Das hängt davon ab, wie schwer die Organfehlfunktion ist. Bei leichter oder mittelschwerer Lebererkrankung (Stadium Child A oder B) bzw. geringer Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance ≥ 60 ml/min) ist die Einnahme von 200 mg täglich unproblematisch. Allerdings ist eine Halbierung der Dosis auf 100 mg bei Personen mit einer mittelschweren bis schweren Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance 15 bis < 60 ml/min) ausdrücklich empfohlen. Bei einer schweren Leberfunktionsstörung hingegen sollten Sie kein Filgotinib einnehmen.

Das hängt von der Art des Impfstoffes ab. Während oder unmittelbar vor Behandlungsbeginn mit Filgotinib  sollten Sie keinen Lebendimpfstoff erhalten. Hierzu zählen etwa Vakzinen gegen Windpocken, Röteln, Masern oder Mumps.