Welche Umstände machen eine Entfernung der Gebärmutter notwendig? Wie läuft der Eingriff ab? Und was sollte man zu der Zeit danach wissen? Mehr dazu in diesem Beitrag.
Basiswissen
Was ist eine Hysterektomie?
Unter einer Hysterektomie versteht man die operative Entfernung der Gebärmutter. Je nachdem, wegen welcher Erkrankung der Eingriff vorgenommen wird, kann eine teilweise oder komplette Entfernung der Gebärmutter sinnvoll sein.
Die Hysterektomie kann durch die Scheide (vaginale Operation), über einen Schnitt durch die Bauchdecke (Laparotomie) oder per Bauchspiegelung (Laparoskopie) erfolgen.
Hysterektomie: gut zu wissen
Woher stammt der Begriff "Hysterektomie" und was genau bedeutet er?
Der medizinische Fachausdruck „Hysterektomie“ kommt aus dem Griechischem (Hystera = Gebärmutter, Ektomie = herausschneiden). Dieser Name beruht darauf, dass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Gebärmutter bei Frauen entfernt wurde, mit dem Ziel, ihre Hysterie zu kurieren. Denn damals nahmen Mediziner an, dass diese „Frauenkrankheit“ auf Probleme in der Gebärmutter zurückgeht.
Der Begriff ist noch heute in der Medizin gängig. Dies ist beachtlich, zumal die Operation – in Analogie zu anderen chirurgischen Verfahren – auch „Uterektomie“ (Uterus = Gebärmutter, Ektomie = Entfernung) heißen könnte.
Hysterie aus dem Unterleib
Interessant ist die Geschichte dieses Begriffs, an dem ursprünglich so berühmte Männer wie Platon oder Hippokrates mitgewirkt haben. Der Name stammt aus dem Griechischen, denn dort heißt die Gebärmutter "hysteria". Früher dachte man nämlich, dass eine Hysterie durch eine Störung der Gebärmutter entsteht. Und zwar – Achtung, jetzt wird's lustig – in dem sich die Gebärmutter, frustriert durch zu wenig Sex (zu wenig Spermien) von ihrem Ursprungsort löst, durch den Körper bis zum Gehirn wandert, sich dort festbeißt und Unfrieden stiftet.
Offenbar waren die verantwortlichen Wortschöpfer der Meinung, nur ein Mangel an Sex könne die Hysterie einer Frau erklären. Das war aber auch noch rund 2.500 Jahre vor der Emanzipation.
Warum sollten Sie sich bei Empfehlung, die Gebärmutter entfernen zu lassen, immer eine Zweitmeinung einholen?
Leider wird die Empfehlung, die Gebärmutter entfernen zu lassen, von einigen Ärzten immer noch zu rasch ausgesprochen. Zwingend notwendig ist das in der Regel aber nur bei bösartigen Krebserkrankungen der Gebärmutter oder der Eierstöcke sowie bei schweren Blutungen, die sich mit anderen Behandlungsmethoden nicht stillen lassen.
Andere oft angeführte Gründe für eine Gebärmutter-Entfernung wie gutartige Geschwulste (Myome), Gewebewucherungen der Gebärmutter (Endometriose) oder auch starke Menstruationsbeschwerden sind meist auch mit weniger eingreifenden Verfahren behandelbar.
Wir empfehlen Ihnen, vor Ihrer Zustimmung zu einer Entfernung Ihrer Gebärmutter immer noch einen zweiten Arzt um seine Einschätzung zu bitten, um sicher zu gehen, dass die Entscheidung die richtige ist.
Ursachen
Aus welchen Gründen wird Frauen in den Wechseljahren die Gebärmutter entfernt?
Mit den Wechseljahren hat die Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) prinzipiell nichts zu tun. Zu den Gründen, die diesen Eingriff notwendig machen können, gehören jedoch viele Erkrankungen, die bei über 50-Jährigen und demnach während und nach dem Klimakterium häufiger vorkommen als bei jüngeren Frauen.
Dazu zählen:
- Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom)
- gutartige Tumoren der Gebärmutter, beispielsweise Myome, wenn sie Komplikationen wie etwa starke Schmerzen oder schwere Regelblutungen verursachen
- wenn sich Gewebe der Gebärmutterschleimhaut in anderen Organen des Bauchraums ausbreitet (Endometriose), und diese Erkrankung schwere Komplikationen verursacht, z.B. starke Verwachsungen oder Entzündungen
- Gebärmuttersenkung (Uterusprolaps), bei der die Gebärmutter ihre Position stark verändert, in extremen Fällen der Muttermund aus der Scheide heraustritt
Völlig unabhängig vom Alter der Frau kann eine Hysterektomie zu erwägen sein bei:
- wiederkehrenden schweren Menstruationsschmerzen (Dysmenorrhoe), sofern die Frau keinen Kinderwunsch mehr hat
- extrem starken Regelblutungen, die sich durch andere Behandlungsmethoden nicht reduzieren lassen, oder auch bedrohliche Blutungen infolge eines Risses (Ruptur) der Gebärmutter bei einer Geburt
Operation
Wird bei der Hysterektomie die gesamte Gebärmutter entfernt?
In manchen Fällen wird bei dem Eingriff die gesamte Gebärmutter entfernt. Dies nennt man in der medizinischen Fachterminologie „totale Hysterektomie“. Daneben gibt es auch die Methode der subtotalen Hysterektomie, bei der der Gebärmutterhals (Cervix uteri) erhalten bleibt.
Welche Operation im Einzelfall infrage kommt, hängt von der Art und vom Ausmaß der zugrundeliegenden Erkrankung ab.
Entscheidungskriterien
Den Gebärmutterhals zu belassen, während man den Körper der Gebärmutter chirurgisch entfernt, wird man prinzipiell erwägen, wenn sich am Gebärmutterhals keine bösartigen Veränderungen finden. Mitunter kann der Chirurg auch erst während der Operation beurteilen, welche der beiden Methoden individuell günstiger ist.
Zu den Vorteilen der subtotalen Hysterektomie zählt, dass der Beckenboden dabei kaum in Mitleidenschaft gezogen wird. Außerdem heilen die Wunden nach der Operation rascher, der Krankenhausaufenthalt ist meist kürzer. Und auch sexuelle Aktivitäten können früher wieder aufgenommen werden als nach einer totalen Hysterektomie.
Wichtig zu wissen: Bleibt der Gebärmutterhals erhalten, sollten Sie auch nach der Operation regelmäßig zu den gynäkologischen Untersuchungen gehen, um einen Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs vornehmen zu lassen!
Gebärmutterentfernung: Wie erfolgt der Eingriff?
Es gibt drei verschiedene Zugangswege, über die sich eine Gebärmutter entfernen lässt:
- Bei einer laparaskopischen Hysterektomie (Fachbegriff für die Gebärmutterentfernung) führt der Operateur optische und chirurgische Instrumente durch kleine Einschnitte in der Bauchdecke und am Nabel ein.
- Eine abdominale Hysterektomie ist eine Gebärmutterentfernung über einen Schnitt durch die Bauchdecke.
- Bei einer vaginalen Hysterektomie wird die Gebärmutter durch einen Zugang über die Scheide entfernt.
Welche der drei Methoden im Einzelfall zu bevorzugen ist, richtet sich nach der Art der Erkrankung, der körperlichen Verfassung und gegebenenfalls den zu erwartenden Schwierigkeiten. Alle drei Operationsmethoden haben gewisse Vor- und Nachteile. Wenn bei Ihnen eine Gebärmutterentfernung ansteht, sollten Sie sich von ihrem Arzt ausführlich beraten lassen.
Gebärmutterentfernung: Zu welchen Komplikationen kann es bei der Operation kommen?
Die wichtigsten Komplikationen, zu denen es während oder kurz nach einer Gebärmutterentfernung kommen kann, sind:
- Blutungen
- Verletzungen der Gewebe anderer Organe im Bauchraum (etwa am Darm, der Blase oder am Harnleiter)
- Infektionen und Blutvergiftung (Sepsis)
Wie bei anderen Operationen auch besteht zudem die Gefahr, dass Thrombosen (Gefäßverschlüsse) in den tiefen Beinvenen entstehen oder es zur Lungenembolie (Verstopfung eines Blutgefäßes in der Lunge durch ein Blutgerinnsel) kommt. Das sind aber sehr seltene Komplikationen.
Nach dem Eingriff
Komme ich in die Wechseljahre, obwohl meine Gebärmutter entfernt wurde?
Ja. Denn der Östrogenspiegel sinkt bei Frauen mit oder ohne Gebärmutter (Uterus) mit zunehmendem Alter gleichermaßen.
Manche Frauen ohne Gebärmutter kommen allerdings etwas früher in die Wechseljahre als ihre Geschlechtsgenossinnen mit Gebärmutter. Allerdings weiß man bislang nicht, warum sich die Funktion der Eierstöcke nach einer Uterusentfernung frühzeitig erschöpft.
Möglich ist auch, dass der frühzeitige Beginn des Klimakteriums gar nichts mit der Operation zu tun hat. Schließlich kommen mitunter auch Frauen mit Gebärmutter schon in relativ jungen Jahren in die Wechseljahre.
Gebärmutterentfernung: Auswirkung auf Sexualität und Wechseljahre
Gebärmutter entfernt: Komme ich dann früher in die Wechseljahre?
Wird bei dem Eingriff ausschließlich die Gebärmutter entfernt (Hysterektomie), nicht jedoch die Eierstöcke, bleibt die Hormonproduktion theoretisch unbeeinflusst. Somit kommt es normalerweise auch nicht zu einem früheren Eintreten von Wechseljahressymptomen.
Allerdings stimmen Theorie und Praxis hier nicht immer überein. Denn zahlreiche Untersuchungen lieferten Hinweise darauf, dass die Eierstöcke infolge einer Gebärmutterentfernung rascher ihre Fähigkeit zur Bildung von Sexualhormonen reduzieren. Folglich können Frauen nach einer Hysterektomie durchaus etwas frühzeitiger in die Wechseljahre kommen und dann unter Umständen auch schon relativ frühzeitig an Wechseljahrsbeschwerden leiden. In diesem Fall wäre aber eine befristete Hormontherapie nicht nur vertretbar, sondern auch ein relativ effektives Mittel gegen diese "Beschwerden".
Sonderfall: Gebärmutter und Eierstöcke entfernt
Anders sieht es aus, wenn bei der Operation neben der Gebärmutter auch die Eierstöcke entfernt werden. Dann nämlich fällt deren Östrogenproduktion sofort und komplett aus. Dies führt dazu, dass ab dem Tag der Operation eine Hormontherapie mit Östrogenen notwendig wird.
Würde man keine Hormone geben, wäre das praktisch vergleichbar mit einem Einsetzen der Wechseljahre über Nacht.
Welche Auswirkungen hat eine Gebärmutterentfernung auf die Sexualität?
Nach der operativen Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) ist für einige Wochen sexuelle Enthaltsamkeit notwendig, um die Wunden abheilen zu lassen. Langfristig berichten die meisten Frauen, dass nach dem Eingriff ihr sexuelles Verlangen und die Fähigkeit, zum Orgasmus zu kommen, unverändert sind.
In Einzelfällen kommt es infolge der Operation jedoch zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, zum Verlust an sexuellem Verlangen oder zu verminderter sexueller Erregbarkeit. Diese Gefahr besteht besonders nach einer sogenannten Totaloperation, bei der die Gebärmutter samt dem Gebärmutterhals entfernt wird. Eine mögliche Erklärung für diese Veränderung ist, dass bei der Operation eventuell Nerven um den Gebärmutterhals in Mitleidenschaft gezogen werden, die für das sexuelle Empfinden eine wichtige Rolle spielen.
Allerdings beobachten manche Frauen auch das Gegenteil: Dass sie nach dem Eingriff ein stärkeres sexuelles Verlangen verspüren, dadurch häufiger Geschlechtsverkehr haben und sogar öfter als vor der Gebärmutterentfernung einen Orgasmus erleben.
Trockene Scheide und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Eine Folge der Gebärmutterentfernung?
Es ist durchaus möglich, dass die Scheide nach der Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) trockener wird. Denn im Zustand sexueller Erregung produziert auch der Gebärmutterhals Schleim, der nach der Operation fehlt, sofern das Organ komplett entfernt wurde.
Unter Umständen reicht die Schleimproduktion aus den Drüsen der Scheide und des Scheidenvorhofs nicht aus, um die Vagina beim Geschlechtsverkehr ausreichend zu befeuchten.
Tipp: Verwenden Sie Gleitgel! Häufig lassen sich die Beschwerden durch dieses einfache Hilfsmittel effektiv beseitigen.
Quellen:
- Leitlinienprogramm: Indikation und Methodik der Hysterektomie bei benignen Erkrankungen. Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. www.dggg.de.
wenn die Gebärmutter entfernt, die Eierstöcke aber belassen werden, findet der Eisprung grundsätzlich weiterhin statt, da die Eierstöcke Hormone produzieren und die Eizellen freigeben. Nach der Freisetzung wird das Ei in die Bauchhöhle "abgestoßen". Dort wird es vom Körper resorbiert, also abgebaut und durch den natürlichen Stoffwechsel entsorgt. Ohne Gebärmutter gibt es keine Gebärmutterschleimhaut mehr, die sich aufbauen und abstoßen könnte, daher gibt es auch keine Menstruationsblutung.
Viele Grüße, Dr. med. Jörg Zorn
Mit freundlichem Gruß
Anke Beinling
anke.beinling@gmx.de