Auf einen Blick
- Rhapontik-Rhabarber (Femi-loges®) ist eine Heilpflanze gegen Wechseljahresbeschwerden.
- Er soll bei Hitzewallungen, Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen helfen.
- Die Verträglichkeit ist sehr gut: Die Risiken einer Östrogenersatztherapie (z.B. Herzinfarkt und Krebsentstehung) sind bei der Rhabarberwurzel nicht zu befürchten.
Alle Fragen zum Rhapontik-Rhabarber beantworten wir im folgenden Beitrag.
Basiswissen
Was ist Rhapontik-Rhabarber?
Der Rhapontik-Rhabarber wird auch Sibirischer Rhabarber oder Bulgarischer Rhabarber genannt, da sowohl Südsibirien als auch das südwestliche Bulgarien als ursprüngliche Heimat dieser Pflanze gelten. Mittlerweile wird er in ganz Europa kultiviert. Er ist als Heilpflanze vor allem für Frauen mit Wechseljahresbeschwerden von Interesse.
Denn aus seinem Wurzelstock lassen sich spezielle Substanzen (Hydroxystilbene) extrahieren, die eine schwache östrogene Teilwirkung entfalten und eine Reihe von Symptomen in den Wechseljahren nachgewiesenermaßen lindern können. Ein Rhapontik-Rhabarberwurzel-Trockenextrakt ist als Fertigarzneimittel in Tablettenform in der Apotheke erhältlich.
Für Botanik-Fans:
Der Rhapontik-Rhabarber (Rheum rhaponticum) gehört wie der Gemeine Rhabarber, aus dessen Stielen wir gerne Kompott oder den Rhabarberkuchen machen, zur Gattung Rhabarber (Rheum) innerhalb der Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae).
Für Ethmologie-Fans:
Die Namensherkunft wird mit der Einfuhr der Wurzel dieser Rhabarber-Art aus Gebieten am Schwarzen Meer erklärt. Das Schwarze Meer hieß auf altgriechisch Pontos, lateinisch wurde Pontus daraus. Zusammen mit dem lateinischen Begriff für Wurzel (radix) ergibt sich die Radix pontica, woraus das Adjektiv rhaponticum gebildet wurde. Da wird einem auch klar, weshalb die medizinisch relevanten Stilbene im Wurzelextrakt die Namen Rhaponticin, Desoxyrhaponticin, Rhapontigenin und Desoxyrhapotigenin tragen. Das macht diese Begriffe freilich nicht weniger sperrig.
Wirkung
Hilft Rhabarber gegen Wechseljahresbeschwerden?
Rhabarber selbst nicht, aber seine Wurzel. Die enthält nämlich sogenannte Stilbene. Das sind Östrogen-ähnliche Stoffe, die vor allem in den Wurzeln einer bestimmten sibirischen Rhabarber-Art enthalten sind. Im heimischen Rhabarber zwar auch, aber in deutlich geringerer Konzentration.
Die sibirische Rhabarberwurzel, auch als Rhapontik-Rhabarberwurzel bezeichnet, wird in Apotheken unter dem Präparate-Namen femi-loges® angeboten. Der darin enthaltene Extrakt hat in einer kontrollierten Studie seine Wirkung vor allem gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche nachweisen können (mit 4 mg täglich). Das Mittel wirkte in der gleichen Untersuchung (die allerdings von überschaubarer Größe und Länge war) auch gegen Schlafstörungen und depressive Verstimmungen in den Wechseljahren. Wegen der Östrogen-artigen Wirkung ist das aber auch durchaus denkbar.
Wer nun allerdings glaubt, auch mit Rhabarberkuchen die Hitzewallungen loszuwerden, irrt. Denn für den herkömmlichen Rhabarber-Kuchen oder Rhabarber-Kompott werden die Stiele verwendet, nicht die Wurzeln.
Wirkt die Rhabarberwurzel in den Wechseljahren genauso gut wie Hormone?
Rhabarberwurzel-Extrakte scheinen gegen bestimmte Wechseljahresbeschwerden ähnlich gut zu wirken wie eine niedrig dosierte Hormontherapie. Symptome wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche, Schlafstörungen, depressive Verstimmung und Ängstlichkeit lassen sich damit spürbar lindern. Das jedenfalls legen Studien zu dem Spezialextrakt ERr731®nahe, der im wesentlichen aus der Rhapontik-Rhabarberwurzel besteht.
Wirkung hormonähnlich, Risikopotenzial nicht
Die dafür verantwortlichen Wirkstoffe der Rhabarberwurzel werden chemisch als Hydroxystilbene bezeichnet. Sie sind keine echten Hormone und binden nur an eine bestimmte Art von Östrogen-Rezeptoren, ohne die Hormonspiegel im menschlichen Körper zu verändern. Das bedingt zum einen die Wirksamkeit gegen Wechseljahresbeschwerden. Aber auch den großen Vorteil der guten Verträglichkeit und Sicherheit. Die bekannten Risiken der Hormonersatztherapie hinsichtlich Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebsentstehung sind bei der Rhabarberwurzel nicht zu befürchten.
Hilft Rhabarber gegen schlechte Stimmung in den Wechseljahren?
Ja, depressive Verstimmung gehört zu den Wechseljahresbeschwerden, gegen die sich ein Trockenextrakt aus der Rhabarberwurzel als wirksam erwiesen hat. Dabei handelt es sich nicht um den Kultur-Rhabarber, aus dem wir Kompott oder Kuchen machen. Sondern um eine spezielle Sorte, die als Sibirischer oder Rhapontik-Rhabarber (Rheum rhaponticum) bezeichnet wird.
Die Wirksamkeit des Sibirischen Rhabarbers gegen verschiedene Symptome der Wechseljahre ist in Asien und auch in Norwegen schon seit Urzeiten bekannt. Sie ist aber auch im Rahmen der Arzneimittelzulassung überprüft und nachgewiesen worden. Unter anderem mit einer doppelblinden, plazebokontrollierten Studie – ein Studiendesign, das dem gegenwärtig höchsten wissenschaftlichen Standard entspricht.
Wirkung über Östrogen-Rezeptoren im Gehirn
Die sogenannten Phyto-Östrogene aus dem Rhabarber üben ihren Wirkeffekt vermutlich über bestimmte Östrogen-Rezeptoren aus, an die sie binden können und die sich unter anderem auch im Gehirn befinden. Eine depressive Verstimmung, die auf einem relativen Östrogenmangel bzw. den hormonellen Verschiebungen in den Wechseljahren beruht, kann dadurch gelindert werden. Berücksichtigen Sie dabei die erforderliche Vorlaufzeit, die häufig 2-4 Wochen ab Beginn der Einnahme beträgt.
Wenn Ihre Verstimmung sehr stark ausgeprägt ist oder über längere Zeit anhält, sollten Sie aber unabhängig von dieser pflanzlichen Behandlung unbedingt auch einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.
Hat der Sibirische Rhabarber eine abführende Wirkung?
Nein. Zwar ist die Rhabarberwurzel (Rhei radix) in der Pflanzenheilkunde als Abführmittel gegen Verstopfung bekannt. Hierbei handelt es sich aber um andere Rhabarber-Arten, vor allem um den Medizinal-Rhabarber (Rheum palmatum) oder den Südchinesischen Rhabarber (Rheum officinale).
Der Sibirische Rhabarber (Rheum rhaponticum) enthält dagegen nur geringe Mengen an Anthrachinon-Derivaten, die für die abführende Wirkung verantwortlich sind. Und die werden bei der Herstellung des Extrakts entfernt. (Manche Quellen behaupten auch, Anthrachinon-Derivate seien im Rhapontik-Rhabarber gar nicht vorhanden.)
Ein spezieller Trockenextrakt aus der Wurzel des Sibirischen Rhabarbers wird als Fertigarzneimittel gegen Wechseljahresbeschwerden angeboten. Sollten Sie nach Einnahme dieser Tabletten entsprechende Darmprobleme haben, könnte das eventuell an den enthaltenen Zuckersubstanzen (Lactose, Sucrose) liegen. Mit dem Extrakt selbst dürfte es dagegen eher nichts zu tun haben.
Wissenswertes
Seit wann wird der Sibirische Rhabarber als Heilpflanze angewendet?
Offenbar schon sehr lange. Im asiatischen Raum wird der Sibirische Rhabarber (Rheum rhaponticum) angeblich seit über 4.000 Jahren als Heilpflanze geschätzt.
Da kann Deutschland nicht mithalten. Für hiesige Verhältnisse hat sich das Knöterichgewächs im Einsatz gegen Wechseljahresbeschwerden aber auch schon eine Weile bewährt. Nämlich seit gut zwei Jahrzehnten.
Das erste Präparat mit einem Trockenextrakt aus der Rhapontik-Rhabarberwurzel kam 1993 auf den deutschen Markt.
Der erste, der den Rhapontik-Rhabarber wissenschaftlich beschrieb, war übrigens der berühmte Carl von Linné. 1753 war das. Weil die Pflanze nicht nur aus Sibirien (und Norwegen) bekannt war, sondern auch aus Bulgarien, bekam es den Namenszusatz "pontus". Das heißt "Schwarzes Meer".
Quellen:
- Bäumler S: Heilpflanzen Praxis Heute. Porträts, Rezepturen, Anwendung, 2. Auflage, Elsevier Urban& Fischer, München, 2013.
- Jadallah Y. Diplomarbeit Phytotherapie in der Frauenheilkunde. www.medunigraz.at.