Welchen Effekt haben Phyto-Östrogene auf den Körper? Können sie bei Wechseljahresbeschwerden Linderung verschaffen? Und welche Pflanzen sind besonders empfehlenswert? Mehr zu diesen Themen lesen Sie in folgendem Beitrag.
Wirkung
Was sind Phyto-Östrogene und wie wirken sie?
Phyto-Östrogene werden zwar auch Pflanzenhormone genannt, sind aber keine Hormone im eigentlichen Sinne. Es handelt sich vielmehr um sekundäre Pflanzenstoffe, die so ähnlich wirken wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen. Womit sie ein Kandidat zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden sind.
Größerer Bekanntheit erfreuen sich vor allem die Isoflavone (u.a. Genistin, Daidzein, Glycitein) und Lignane. Sie ähneln in ihrer chemischen Struktur dem Östrogen und sind deshalb in der Lage, an Östrogen-Rezeptoren zu binden und eine hormonähnliche Wirkung zu entfalten. Mit positiven und negativen Folgen.
Entdeckt von australischen Schafen
Entdeckt wurden die pflanzlichen Pseudo-Östrogene in den 1950er Jahren. Und zwar im Zuge der Aufklärung von Unfruchtbarkeitsfällen in australischen Schafherden. Verantwortlich dafür war eine Kleesorte. Sie enthält zwei Phyto-Östrogene, Genistein und Formononetin. Die Pflanzen schützen sich auf diese Weise vor ihren Fressfeinden. Für die Schafe aber bedeutete der Genuss mitunter Unfruchtbarkeit.
Die hormonähnliche Wirkung der Phyto-Östrogene kann für den Menschen aber auch nützlich sein. Der hohe Gehalt an Isoflavonen in Soja-Produkten wird etwa für die niedrigere Verbreitung von Wechseljahresbeschwerden und Osteoporose oder Brustkrebs im asiatischen Raum mitverantwortlich gemacht. In isolierter Form über Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, kann sich der positive Effekt aber offenbar auch ins Gegenteil verkehren – also mehr Schaden als Nutzen anrichten.
Phyto-Östrogene mit nachgewiesenen Vorteilen
Am besten erforscht sind in dieser Hinsicht die Traubensilberkerze und der Rhapontik-Rhabarber, die ebenfalls reich an bestimmten Phyto-Östrogenen sind. Beide werden erfolgreich gegen Wechseljahresbeschwerden eingesetzt.
Übrigens: Die Phyto-Östrogene werden auch als selektive Estrogen-Rezeptor-Modulatoren bzw. SERM bezeichnet, da sie nur an eine bestimmte Sorte von Östrogen-Rezeptoren binden. Die befinden sich vor allem im Herz-Kreislauf-System, im Gehirn und am Knochen.
Quellen:
- Klose P, Langhorst J. Empfehlungen zur Phytotherapie in der S3-Leitlinie „Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen“. Zeitschrift für Phytotherapie 41(06):270-277. DOI:10.1055/a-0740-8191. www.thieme-connect.de.
eine pflanzliche Alternative zu Tamoxifen ist gar nicht so einfach zu finden. Denn auf der einen Seite soll ja der Östrogenrezeptor am Tumor der Brust ausgeschaltet werden, aber auf der anderen Seite die fehlenden Östrogene durch die auftretende erzwungene Menopause zugeführt werden. Hätten Sie vielleicht ein paar spannende Möglichkeiten für mich?
Vielen Dank und herzliche Grüße – Renate Weber (varshni@gmx.de)
es ist verständlich, dass Sie nach pflanzlichen Alternativen zu Tamoxifen suchen, da die Balance zwischen der Blockierung des Östrogenrezeptors am Tumor und der Linderung der menopausalen Symptome komplex ist. Ein Absetzen von Tamoxifen sollten Sie ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin aber nicht erwägen.
Es gibt einige pflanzliche Mittel, die als zusätzliche Maßnahme in Betracht gezogen werden könnten - aber wohlgemerkt, nicht als Alternative, sondern additiv.
Dazu gehören beispielsweise Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa), Soja-Isoflavone und Rotklee (Trifolium pratense), die phytoöstrogene Eigenschaften haben. Auch Leinsamen, der Lignane enthält, könnte eine Option sein. Granatapfel wird ebenfalls oft wegen seiner potenziellen östrogenähnlichen Wirkung diskutiert. Rhodiola Rosea, bekannt für seine adaptogenen Eigenschaften, könnte auch hilfreich sein, um den Körper bei der Anpassung an Stress zu unterstützen. Adaptogene Eigenschaften bedeuten, dass diese Pflanze dem Körper hilft, sich besser an Stresssituationen anzupassen und das Gleichgewicht zu bewahren.
Ich empfehle Ihnen jedoch dringend, diese Möglichkeiten mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin zu besprechen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen, die Ihre individuelle gesundheitliche Situation berücksichtigt.
Mit freundlichen Grüßen,
Navigator-Team