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So hilfreich das Medikament in manchen Situationen ist, so schwierig und heikel ist der Umgang damit. Denn Clozapin (Leponex®) kann schwere Nebenwirkungen hervorrufen.

Daher muss der Wirkstoff manchmal nach einer Weile wieder abgesetzt werden. Die häufigsten Gründe dafür sich epileptische Anfälle, starke Verstopfung, extreme Müdigkeit und Veränderungen des Blutbilds.

Blutzellen in Gefahr

Aber der Reihe nach. Wenn der Arzt Ihnen Clozapin verschreibt, müssen Sie bereits im Vorfeld wie auch regelmäßig während der Behandlung zahlreiche Untersuchungen über sich ergehen lassen. Und das aus gutem Grund.

Ihr Arzt wird besonders auf manche Blutwerte und auf Ihre Herzfunktion achten. Zu den gefürchtetsten Nebenwirkungen gehört nämlich der Abfall verschiedener Blutzellen, vor allem der weißen Blutkörperchen, die eine wichtige Rolle für das Immunsystem spielen und für die Bildung von Antikörpern z.B. gegen Krankheitserreger zuständig sind. Deshalb wird Ihnen in den ersten Monaten der Behandlung jede Woche Blut abgenommen, um eine Veränderung frühzeitig zu erkennen.

Das Herz muss fit sein

Aber nicht nur die Blutzellen sind gefährdet. Das nächste dramatische Krankheitsbild, das sich unter Clozapin entwickeln kann, ist eine Entzündung des Herzens bzw. des Herzbeutels (Myo- bzw. Perikarditis), meist innerhalb von 3 bis 4 Wochen nach Beginn der Behandlung.

Erste Anzeichen können grippeähnliche Beschwerden, aber auch Magen-Darm-Verstimmungen oder Probleme beim Wasserlassen sein. Deshalb wird Ihr Herz schon vor Beginn der Therapie gründlich untersucht. Während der Einnahme werden einen Monat lang alle zwei Tage Blutdruck, Puls, Temperatur und Atemfrequenz bestimmt.

Solche Nebenwirkungen sind dramatisch, aber zum Glück selten. Eine sogenannte Agranulozytose etwa, also der Abfall einer bestimmten Gruppe von weißen Blutkörperchen, kommt "gelegentlich" vor, das heißt, bei einem von 100 bis 1000. Eine Herzentzündung kommt sogar nur "selten" vor, trifft also statistisch gesehen einen von 1000 bis 10000.

Eine lange Liste

Weitaus häufiger und für die Betroffenen unangenehm sind andere Nebenwirkungen. Es würde den Rahmen sprengen und wäre auch nicht sinnvoll, sie hier alle aufzuzählen.

Es ist bekannt, dass Antipsychotika ihre Schattenseiten haben. Daher sollten sie zweifellos nur in begründeten Fällen eingesetzt werden. Wenn sie allerdings sinnvoll und angemessen sind, sollten die Betroffenen aufgeklärt und auf mögliche Nebenerscheinungen vorbereitet werden. Daher eine kleine Auswahl, was Sie (oft aber nur vorübergehend) erwarten könnte, wenn Sie Leponex® einnehmen.

Müdigkeit, Herzrasen und Verstopfung

Clozapin macht, wie viele andere Antipsychotika auch, vor allem am Anfang sehr müde und schläfrig. Das kann durchaus gewünscht sein und erleichtert vielen Betroffenen sogar das Einschlafen, wenn sie die Tablette abends einnehmen.

Schon unangenehmer empfindet manch einer einen schnellen Puls und Schwindelgefühle. Auch Verstopfungen beklagen viele Betroffene, ebenso wie ein weiteres typisches Phänomen bei Clozapin, die sogenannte Hypersalivation. Damit ist ein erhöhter Speichelfluss gemeint. Er quält etwa 30% der Betroffenen, v.a. in der ersten Zeit der Behandlung während der Nacht.

Häufig Kopfschmerzen und Krämpfe

Diese Nebenwirkungen treten tatsächlich "sehr häufig" auf, kommen also unterm Strich bei mehr als einem von 10 Betroffenen vor. Einen von 10 bis 100 treffen u.a. folgende "häufige" Begleiterscheinungen:

  • Kopfschmerzen
  • Krampfanfälle
  • Zittern, Steifigkeit
  • eine verwaschene Sprache
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Gewichtszunahme
  • Mundtrockenheit
  • verschwommenes Sehen

Das leidige Thema Gewicht

Gerade eine ungeliebte Gewichtszunahme trifft viele, die Leponex® einnehmen. Auch im Vergleich mit anderen antipsychotischen Medikamenten ist das Risiko recht hoch. Manch einer bringt nach 2 bis 3 Monaten 3 bis 5 kg mehr auf die Waage. Damit verbunden ist oft eine Schieflage des gesamten Stoffwechsels, ähnlich wie beim Diabetes (Zuckerkrankheit)

Das motiviert nicht gerade, die Behandlung fortzusetzen. Dennoch ist es sehr wichtig, dem Medikament Zeit zu geben zu wirken. Und was das Gewicht anbelangt, helfen oft die Tipps und Tricks, die Ihnen vielleicht schon vor der Behandlung nicht ganz unbekannt waren: eine Anpassung der Ernährung, Bewegung und ausreichend Schlaf.

Nicht nur Schattenseiten

Überhaupt bedeuten viele Nebenwirkungen nicht automatisch, dass das Medikament gleich wieder abgesetzt werden muss. Antipsychotika haben grundsätzlich die Eigenschaft, sich erst einmal von ihrer schlechtesten Seite her zu zeigen. Erst kommen die Nebenwirkungen, dann irgendwann (hoffentlich) die erwünschten Effekte. Es kann also durchaus sein, dass sich die Beschwerden bessern, wenn Sie die Anfangszeit überstanden haben.

Außerdem steht der Arzt vielen Nebenerscheinungen nicht machtlos gegenüber. Mit weiteren Medikamenten lassen sich z.B. Krampfanfälle, Herzrasen, starke Müdigkeit oder Verstopfung oft gut in den Griff bekommen.

Natürlich ist das keine Dauerlösung. Zumindest 6 bis 8 Wochen sollten Sie aber durchhalten. Von einem wirklichen Therapieversagen kann man bei Clozapin sogar erst nach 6 Monaten sprechen. Wenden Sie sich an Ihren Arzt und besprechen Sie mit ihm, wie es Ihnen geht, was für Sie akzeptabel und was schwer auszuhalten ist. Oft findet sich ein Weg.

Wieso sind bei Clozapin so viele Blutabnahmen und EKGs nötig?

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind unter dem Medikament Leponex® (Clozapin) unerlässlich. Nur so können Veränderungen des Blutbilds sowie Gefahren für Herz und Stoffwechsel frühzeitig erkannt werden.

Wenn bei Ihnen eine Behandlung mit Clozapin erwogen wird, muss Sie der Arzt zunächst einmal gründlich über die möglichen Nebenwirkungen und Gefahren aufklären. Besonders betroffen sind Blutzellen sowie das Herz.

Gefahr von Infektionen

Eine gefürchtete Komplikation unter Leponex® ist die sogenannte Agranulozytose. Dabei fällt die Anzahl an Granulozyten, die zu den weißen Blutkörperchen gehören und eine wichtige Funktion im körpereigenen Abwehrsystem einnehmen, drastisch ab. Für die Betroffenen kann das sehr gefährlich werden, weil sie Erregern schutzlos ausgeliefert sind. Bei den leisesten Anzeichen wie Fieber, Halsschmerzen oder Entzündungen muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Auf grippeähnliche Symptome müssen Sie, wenn Sie Clozapin einnehmen, auch deshalb achten, weil sie ein Anzeichen für einen weiteren schwerwiegenden Zwischenfall sein können: eine Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) oder -beutels (Perikarditis). Sie kann sich auch in einem schnellen oder arrhythmischen Herzschlag, Luftnot und Schmerzen in der Brust äußern.

Untersuchungen im Vorfeld

Diese Nebenwirkungen sind zum Glück selten, müssen aber im Auge behalten werden, um das Medikament ggf. schnellstmöglich abzusetzen und eine entsprechende Therapie in die Wege zu leiten. Daneben gibt es noch andere Risiken, die durch die engmaschigen Kontrollen überschaubar bleiben sollen.

Das bedeutet für Sie, dass Sie sich schon vor der Behandlung diversen Untersuchungen unterziehen müssen. In einem aktuellen Blutbild (nicht älter als 10 Tage) müssen ausreichend weiße Blutkörperchen nachgewiesen sein. Außerdem sollte das Blut auf bestimmte Herzparameter untersucht und ein EKG durchgeführt werden. Ggf. kann auch ein Ultraschall des Herzens sinnvoll sein.

Jede Woche zur Blutabnahme

Vor allem in den ersten Wochen der Behandlung müssen Sie zahlreiche Blutentnahmen über sich ergehen lassen. Dabei geht es vor allem darum, die weißen Blutzellen im Blick zu behalten, um bei einem Abfall sofort reagieren zu können. 18 Wochen lang werden sie wöchentlich bestimmt, danach mindestens einmal im Monat. Auch, wenn das Medikament abgesetzt wird, erfolgen noch für weitere 4 Wochen danach Kontrollen.

Einen Monat lang wird zudem mindestens jeden zweiten Tag Ihr Blutdruck gemessen, Puls, Temperatur und Atemfrequenz bestimmt. Entzündungsmarker und andere Werte, die auf eine Entzündung des Herzens hindeuten könnten, werden zusammen mit den Blutzellen wöchentlich bestimmt. Der Arzt sollte Sie außerdem regelmäßig untersuchen und nach Beschwerden fragen.

Über das Blut werden darüber hinaus regelmäßig die Leber- und Nierenwerte sowie Blutzucker und -fette bestimmt.

Messung der Hirnströme

Vor und während der Behandlung steht schließlich noch ein EEG auf dem Untersuchungsplan. Die Ableitung der Hirnströme (ähnlich wie ein EKG, nur am Kopf) kann insbesondere Krampfanfälle, die unter Clozapin gehäuft auftreten, sichtbar machen.

Diese ganzen Untersuchungen sind zwar lästig, gewähren Ihnen aber eine größtmögliche Sicherheit. Nur, wenn Komplikationen schnell erkannt werden, können entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Unter diesen strengen Kontrollen ist der Einsatz von Leponex®, so heikel das Medikament auch sein mag, in bestimmten Fällen zu rechtfertigen.

Quellen:

Haben Sie eine Frage? Dann stellen Sie sie gern und wir versuchen zu antworten. Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

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Autorin unseres Artikels
 

Eva Bauer
Ärztin / medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Universitätsklinik Erlangen
    Berufliche Stationen:
  • Universitätsklinik Freiburg
  • Amtsärztin im Gesundheitsamt Haßberge

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Autorin
Eva Bauer
Ärztin / medizinische Fachautorin

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