Meine persönlichen Empfehlungen für Betroffene
Venenleiden sind in unserer Gesellschaft offenbar sehr häufig, allen voran die Krampfadern. Medizinischer Behandlungsbedarf besteht nur in einem Teil der Fälle, für viele Betroffene handelt es sich in erster Linie um ein kosmetisches Problem.
Dennoch besteht auch aus gesundheitlicher Sicht eigentlich immer ein gewisser Handlungsbedarf. Denn dem gestörten Blutfluss im oberflächlichen Venensystem liegt meistens eine erbliche Veranlagung und/oder ein ungünstiges Verhalten des Betroffenen zugrunde. An Letzterem können und sollten Sie – im Gegensatz zu Ihrer genetischen Ausstattung – durchaus etwas ändern. Sonst drohen bei fortschreitender Gefäß- und Gewebeschädigung auf Dauer gefährliche Komplikationen wie Entzündungen, Geschwüre und Gerinnselbildung. Mit zunehmendem Alter steigt dieses Risiko.
Die gute Nachricht: Mit den richtigen Maßnahmen können Sie Ihre Venengesundheit tatkräftig fördern, die Beschwerden lindern, ein Fortschreiten der Erkrankung eindämmen und für einen verbesserten Gefäßzustand sorgen. Ist die Varikosis, so der medizinische Ausdruck für Krampfadern, bereits stark ausgeprägt, kommen Sie um einen ärztlichen Eingriff kaum herum, um sie wieder loszuwerden. Die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls ist allerdings relativ hoch. Auch um diese zu senken, lohnt sich das gesundheitsbewusste Verhalten. Eine kleine Auswahl wichtiger Tipps soll Ihnen dabei helfen:
Die 12 Tipps
- 1. Liegen und Laufen sind besser als Sitzen und Stehen. Ärzte nennen das auch die sss-lll-Regel. Ausgeschrieben lautet sie: Sitzen und stehen ist schlecht, lieber liegen oder laufen! Der Hintergrund: Bei Krampfadern ist der Blutabfluss nach oben, zum Herzen hin, beeinträchtigt. Langes Stehen und Sitzen begünstigt die Entwicklung des Venenleidens und verschlimmert es. Liegen und Beine-Hochlagern entlastet die geschwächten Venen. Wenn Sie laufen bzw. sich bewegen, unterstützen die arbeitenden Beinmuskeln den venösen Blutfluss wie eine Pumpe.
Gehen Sie also täglich so viel wie möglich zu Fuß. Nehmen Sie die Treppe statt dem Aufzug und steigen Sie öfter vom Auto aufs Rad um. Aus Krampfader-Sicht gute Sportarten sind neben Wandern, Laufen und Radfahren beispielsweise auch Schwimmen, Tanzen, Skilanglauf und Golfspielen. - 2. Meiden Sie Alkohol und Nikotin. Der Tabakstoff schädigt die Blutgefäßwände, der Alkohol macht sie schlaffer. Beides fördert den Blutstau, verschlechtert die Gefäßsituation und verschärft das Venenleiden.
- 3. Stellen Sie sich am Morgen eine Liter-Flasche mit frischem, stillem Wasser hin. Je nachdem, wie viel an sonstigen Getränken Sie zu sich nehmen, sollten Sie diese Flasche im Verlauf des Tages ein- bis zweimal leeren. Diese Maßnahme hilft dabei, viel Wasser zu trinken, und darum geht es. Denn das Wasser ist für einen gesunden Kreislauf und Stoffwechsel von zentraler Bedeutung. Nebenbei hilft es außerdem, übermäßige Hungergelüste zu mindern.
- 4a. Obst, Gemüse und Salat sind gut für die Venen. Ernähren Sie sich ballaststoffreich und zuckerarm. Was heißt das? Mehr Vollkorn- und weniger Weißmehlprodukte. Viel Obst, Gemüse und Salat. Achten Sie auf eine gesunde Fettaufnahme. Praktisch heißt das: nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Fett und eine gesunde Fettzusammensetzung mit einem ausreichenden Anteil an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Noch gefährlicher als die vielen Fettfallen ist der Zucker-Tsunami, der sich in unserer industrialisierten Nahrungslandschaft ausbreitet. Also weniger Cola, Limo, Fruchtsaftgetränk und Fertignahrung wie Tiefkühlpizzen und dergleichen. Um nur ein paar wenige, prominente Beispiele zu nennen.
- 4b. Tun Sie was für Ihre Gefäße mit Naturstoffen. In den letzten Jahren wurden zunehmend wissenschaftliche Studien veröffentlicht, die sich mit Naturstoffen für die Gefäße beschäftigen - mit teilweise beeindruckenden Ergebnissen. Mehrere dieser Heilpflanzen haben erstaunliche Effekte und scheinen vor Gefäßverstopfung und Arteriosklerose schützen zu können. Mehr dazu hier.
- 5. Kaufen Sie sich einen Lattenrost mit verstellbarem Fußteil. Dann können Sie Ihre Beine beim Schlafen 3 bis 5 cm höher lagern und für Entlastung in den geschwächten Venen sorgen. Bei vielen Betroffenen mit schweren Beinen bessert sich mit dieser Maßnahme auch der Schlaf.
- 6. Meiden Sie heiße Situationen. Damit sind jetzt die Außentemperaturen in der Sauna, in der Badewanne, beim intensiven Sonnenbad im Freien oder auf der Sonnenbank im Solarium gemeint. Wenn Sie bereits an Krampfadern leiden, ist die hitzebedingte Gefäßweitung nicht so gut. Zur Vorbeugung von Venenleiden können Saunabesuche dagegen eher empfehlenswert sein, da die Temperaturwechsel den Kreislauf und die Gefäßmuskulatur trainieren.
- 7. Keine Massageroller gegen Zellulitis. Nehmen Sie Abstand von starken Bürstenmassagen und anderen Praktiken, die Ihr empfindliches Bindegewebe schädigen können. Dazu zählen etwa das (unbeabsichtigte) Stoßen an Ecken und Kanten, Abpraller bei Ballsportarten oder auch der Unterwasserdruckstrahl in Schwimm- oder Thermalbädern. Zu meiden sind auch solche Utensilien wie die – in ihrem Wirkerfolg ohnehin fragwürdigen – Massageroller gegen Cellulite. Da Venenleiden häufig in einer erblich veranlagten Bindegewebsschwäche gründen, sollten Sie Ihre Gewohnheiten darauf hin überprüfen, dass Ihr Bindegewebe nicht unnötig strapaziert wird.
Therapeutische Massagen können die Beschwerden bei Krampfadern übrigens lindern, eine ausreichende Bewegung und die Kompressionsbehandlung aber nicht ersetzen. Achtung: bei Venenentzündungen und Thrombosen sind Massagen kontraproduktiv, also verboten! - 8. Wenn Sie bei der Arbeit überwiegend sitzen, sollten Sie zwischendurch mal die Beine hochlagern. Stehen Sie ab und zu mal auf und laufen Sie ein bisschen herum. Außerdem empfiehlt es sich, die Füße unter dem Tisch gezielt zu bewegen.
Eine Übung zur Venengymnastik, die problemlos am Bürotisch durchgeführt werden kann, ist z.B. die Fußwippe im Sitzen: gerade hinsetzen; die Beine geschlossen halten, Ober- und Unterschenkel im 90-Grad-Winkel zueinander; die Fersen so weit wie möglich anheben, während die Zehenspitzen noch den Boden berühren; anschließend die Fersen langsam senken und dafür die Zehenspitzen und den Vorderfuß nach oben bewegen; jeweils 10 Wiederholungen. Weitere Tipps zur Venen-Gymnastik finden Sie hier. - 9. Wenn Sie bei der Arbeit überwiegend stehen, dann wechseln Sie dabei immer mal wieder vom Fersen- in den Zehenstand und zurück. Nutzen Sie jede Gelegenheit, um zwischendurch a) mal die Beine hochzulegen und b) ein bisschen umherzulaufen. Wenn Sie zu Krampfadern neigen oder bereits daran leiden, mag es empfehlenswert sein, Kompressionsstrümpfe beim Arbeiten zu tragen. Bevor Sie – in letzter Konsequenz – über einen Berufswechsel nachdenken, sollten Sie alle Register ziehen, um Ihren Arbeitsalltag (venen-) gesünder zu gestalten.
- 10. Lassen Sie enge Kleidung und Highheels lieber im Schrank. Eine zu eng sitzende Bekleidung beeinträchtigt den Blutrückfluss in Richtung Herz. Schicke Schuhe mit hohen Absätzen behindern die Muskelpumpe und sollten, wenn überhaupt, nur zu besonderen Anlässen angezogen werden. Reibende Stiefel strapazieren das Bindegewebe unnötig. Sandalen haben dagegen gesundheitliche Vorteile. Laufen Sie möglichst viel barfuß herum.
- 11. Lassen Sie sich Kompressionsstrümpfe verschreiben. Sie gelten als medizinische Basisbehandlung aller Erkrankungen des Venen- und Lymphgefäßsystems. Diese Textilien üben einen genau definierten Druck auf Gewebe und Gefäße aus. Dadurch wird der Venendurchmesser auf sein Normalmaß zusammengepresst und die Venenklappen können sich wieder schließen, wenn sie noch nicht zerstört sind.
Wichtig: Damit sich die volle Wirkung der medizinischen Kompressionsstrümpfe entfalten kann, müssen Sie sich bewegen und Ihre Wadenmuskelpumpe aktivieren (siehe oben!). Besonders zu empfehlen ist eine Stützstrumpfhose mit Bauch nach Maß. Sie sollte morgens bei abgeschwollenen Beinen angepasst werden.
Übrigens: Anders als die Kompressionsstrümpfe eignen sich Stützstrümpfe nur zur Vorbeugung für Venengesunde, nicht aber für die Kompressionstherapie. - 12. Suchen Sie sich für ärztliche Eingriffe einen Venen-Spezialisten. In der Fachsprache heißt der Phlebologe. Das eine beste Behandlungsverfahren gegen Krampfadern gibt es nicht. Je nach Krankheitssituation kommen verschiedene Methoden in Betracht. Von der offenen OP beim klassischen Stripping und der Krossektomie bis zum minimal invasiven Vorgehen, etwa bei der endovenösen Laser- bzw. Radiofrequenztherapie. Achten Sie darauf, dass in der Einrichtung Ihres Vertrauens alle diese Verfahren angeboten und sehr häufig durchgeführt werden. Dann sind die Chancen am größten, dass Sie optimal beraten und operiert werden. Manche Wiederholungs-Operationen sind wegen der Veranlagung und/oder dem Verhalten des Patienten unvermeidbar. Aber keineswegs alle.
Noch ein Extra-Tipp: Auf die Bedeutung einer gesunden Ernährung bei Venenleiden hatten wir hingewiesen. Doch vielen Menschen fällt es schwer, sich ausgewogen und vollwertig zu ernähren. Wir empfehlen hier oft einen speziellen Gesundheitssaft, dessen Wirkung wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Ein Löffel pro Tag deckt alle wichtigen Vitalstoffe und sekundären Pflanzenstoffe ab, eine Flasche reicht damit für etwa 50 Tage.
am Ende Ihrer Frage haben Sie sich wohl verschrieben und ich weiß nicht genau, was Sie meinen.
Bei sichtbaren Krampfadern am Unterschenkel ist der Einsatz einer Massagepistole vorsichtig abzuwägen, da diese Geräte mit Vibrationen und Druck arbeiten, was potenziell die Venen und die Krampfadern weiter belasten könnte. Die Massagepistole könnte die Durchblutung stark anregen und so den Druck auf die bereits geschwächten Venen erhöhen, was das Risiko für eine Verschlimmerung der Krampfadern und potenziell auch für Entzündungen erhöhen kann.
Krampfadern neigen eher zur Bildung von Thrombosen (Blutgerinnseln). Durch die intensive Vibration könnten sich kleine Blutgerinnsel lösen und unter Umständen weiter in den Blutkreislauf gelangen, was gefährlich sein kann.
Da die Venenwände bei Krampfadern zudem oft geschwächt sind, könnten sie auf den Druck und die Vibrationen empfindlich reagieren, was Blutergüsse oder weitere Schädigungen zur Folge haben kann.
Es wäre daher ratsam, die Massagepistole nicht direkt auf den betroffenen Stellen anzuwenden und Rücksprache mit Ihrem Arzt vor Ort zu halten.
Viele Grüße, Dr. med. Jörg Zorn