Unter Schirmherrschaft der
Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V.
Navigator-Medizin.de
   X   

[Krankheiten von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Medikamente von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Diagnostik & Laborwerte von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Therapieverfahren von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Gesundheitsthemen von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Symptome von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   
Suche

Unter dem Tumorstadium versteht man die sogenannte TNM-Tumorklassifikation. Diese sagt aus, wie tief der Krebs bereits in die Blase eingewachsenen ist und ob sich Tumorzellen bereits an anderen Orten im Körper angesiedelt haben. Hierbei wird wiederum zwischen den Lymphknoten, die meist zuerst befallen sind, und anderen Organen wie z. B. der Leber oder den Knochen unterschieden.

Warum ist es wichtig, das individuelle Tumorstadium zu kennen?

Die Wachstumstiefe und Ausbreitung des Blasenkrebses spielt eine wichtige Rolle bei der Therapiewahl. Die Entscheidung, welche Behandlungsmaßnahme für Sie die beste ist, kann ohne die Kenntnis des Tumorstadiums nicht gefällt werden.

Woher weiß ich, welches Tumorstadium ich habe?

Alle Daten, die das Stadium des Blasenkrebses bestimmen, können Sie aus dem Entlassungsbrief entnehmen, der Ihnen oder Ihrem behandelnden Arzt nach einer Entfernung des Tumors mittels TUR-B zugeschickt wird. Manchmal müssen noch Röntgenuntersuchungen erfolgen, um das definitive Tumorstadium zu bestimmen. Falls, was leider häufig der Fall ist, das medizinische Schreiben nicht ausreichend verständlich ist, fragen Sie einfach Ihren Urologen nach dem festgestellten Tumorstadium und was das genau bedeutet. Ihr Arzt kann Ihnen die Informationen geben, ohne dass Sie selbst zu tief in den Fachjargon eintauchen müssen.

Blasenkrebs: Welches Krebsstadium habe ich?

Um dies beantworten zu können, muss die TNM-Klassifikation vorliegen. Dieses System dient der Beurteilung der Tumorausbreitung und wird auf Basis Ihrer Untersuchungsbefunde ermittelt. Hierfür sind die Ergebnisse der Tumorgewebeanalyse und ggf. bildgebender Verfahren (CT oder MRT) ausschlaggebend. Somit kann schließlich eine Aussage über die Tumorgröße (T), den Lymphknotenbefall (N von der englischen Bezeichnung „nodes“ für Lymphknoten) und den Metastasenbefund (M) getroffen werden.

Was heißt TNM?

Zunächst muss man aber verstehen, welche Informationen die TNM-Klassifikation liefert.

  • das „T“ liefert Hinweise zur Tumorgröße
  • das „N“ steht für den Befall der örtlichen Lymphknoten (engl.: nodes)
  • „M“ sagt aus, ob Metastasen vorhanden sind.

Ein Beispiel: Ein Harnblasenkrebs mit dem Befund T1 N1 M0 bedeutet, dass der Tumor schon noch auf die Blase beschränkt ist (T1), dass bereits ein regionaler Lymphknoten befallen ist (N1), dass aber noch keine Metastasen vorliegen (M0).

Was bedeutet bei einem Blasenkrebs-Befund T1, T2, T3 oder T4?

Um die Ausbreitung eines Tumors zu beurteilen, wird das TNM-System eingesetzt. Das „T“ steht dabei für die Größe des Krebsherdes. Diese besagt, wie tief der Tumor in die Blase eingewachsen ist und wird in Ta, Tis, T1, T2, T3 oder T4 unterteilt:

  • Ta: Ein papillenförmiges Blasenkarzinom, das nicht in die Tiefe eingedrungen ist
  • Tis: der oberflächliche Tumor betrifft die oberste Schicht der Schleimhaut
  • T1: Der Tumor wächst in das unter der Schleimhaut gelegene Bindegewebe ein (Lamina submucosa)
  • T2: Der Tumor befindet sich nicht mehr auf der Blasenoberfläche, sondern hat sich bis in die tiefer liegende Harnblasenmuskulatur ausgebreitet. Ist nur der obere Anteil der Muskelschicht betroffen, wird der Wert T2a vergeben; ist hingegen schon die äußere Hälfte des Muskelgewebes durchwachsen, liegt T2b vor.
  • T3: Der Tumor hat die Blase überschritten und hat sich auf das umgebende Fettgewebe ausgeweitet. Hierbei wird unterschieden, ob sich der Befall nur unter dem Mikroskop zeigt (T3a) oder bereits mit bloßem Auge erkennbar ist (T3b).
  • T4: Der Tumor ist in benachbarte Organe eingewachsen. Ist der Krebs in die Prostata, Gebärmutter oder Vagina eingedrungen, liegt das Stadium T4a vor; sollte sich der Tumor in die Becken- oder Bauchwand ausgeweitet haben, wird dies als Stadium T4b bezeichnet.

Was bedeutet bei einem Blasenkrebs-Befund N0, N1, N2 oder N3?

Das „N“ besagt, ob benachbarte Lymphknoten bereits Tumorabsiedelungen aufweisen. Sind diese tumorfrei, spricht man von N0, enthalten sie Krebszellen, heißt es N1 bis N3.

  • N0: keine Lymphknoten sind von Krebszellen befallen.
  • N1: der Tumor hat sich auf einen der Blase benachbarten LK ausgebreitet.
  • N2: mehrere erkrankte LK sind in der Nähe der Blase nachweisbar.
  • N3: In den LK, die entlang der Blutgefäße im Becken liegen, wurden Tumorabsiedelungen diagnostiziert.

Manchmal steht im Befundbericht auch NX. Das bedeutet, dass der Lymphknotenstatus unklar ist oder Untersuchungen zur Bestimmung noch ausstehen (z. B., wenn noch kein Computertomogramm erfolgt ist).

Was bedeutet im Befundbericht über Blasenkrebs M0, M1a oder M1b?

Mit M0 und M1 wird zum Ausdruck gebracht, ob der Tumor bereits Fernmetastasen gebildet hat. M0 bedeutet, dass noch keine Metastasen nachweisbar sind und ist somit weit günstiger als M1. Innerhalb des M1-Stadiums wird aber nochmals in M1a und M1b differenziert: Ersteres bedeutet, dass der Tumor in weit entfernte Lymphknoten gestreut hat. M1b besagt, dass Absiedelungen in anderen Organen erkennbar sind (z. B. in den Knochen, der Leber etc.)

Was heißt „Grading“ beim Blasenkrebs?

Neben der Ausbreitung des Tumors (TNM-Klassifikation) ist auch die Bestimmung des Entartungsgrades der Krebszellen (Grading) für die Prognose und Therapieplanung wichtig.

Das sogenannte „Grading“ besagt, wie sehr sich die Krebszellen vom normalen Blasengewebe unterscheiden. Je höher dieser Entartungsgrad ist, desto aggressiver wächst der Tumor. Ähnlich wie beim TNM-System ist die Prognose umso besser, je niedriger der Grad ist.

Grading vom geringsten bis höchsten Entartungsgrad:

  • urotheliales Papillom: eine gutartige Wucherung der Blasenschleimhaut, die aber zu einem Blasenkrebs werden kann.
  • PUNLMP (Papilläre Neoplasie mit niedrig malignem Potenzial): Dieser Befund bezeichnet eine Geschwulst, die an der Grenze von gut- und bösartig ist. Ein PUNLMP kann sich zu einem Blasenkrebs entwickeln.
  • low-grade: Die Krebszellen unterscheiden sich mäßig bis deutlicher von gesundem Blasengewebe (= wenig bösartig).
  • high-grade: Die Tumorzellen weisen kaum noch Ähnlichkeiten mit dem normalen Blasengewebe auf (= sehr bösartig).

Bei low-grade Karzinomen ist die Prognose deutlich besser als bei high-grade Tumoren. Letztere wachsen aggressiver und das Risiko für ein schnelles Fortschreiten der Krebserkrankung ist höher.

Alternative: G1, G2 und G3

Vor Einführung dieser Einteilung in low- und high-grade war eine Klassifikation in G1, G2, G3 üblich. Da das ältere System noch immer weit verbreitet ist, werden oft beide in den ärztlichen Befundberichten angegeben:

  • Ein low-grade Tumor entspricht einem G1 oder einem beginnenden G2.
  • Ein high-grade Tumor kommt einem fortgeschrittenen G2 oder einem G3 gleich.

Quellen:

  • Manski, D. (2019): Urologielehrbuch.de, 14. Aufl., Stadtbergen, Deutschland: Manski, Dr. Dirk.
  • Schmelz, H.U. Sparwasser, C & Weidner, W. (2014): Facharztwissen Urologie, 3. Aufl., Heidelberg, Deutschland: Springer.
  • Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms (S3-Leitlinie) (2020). Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU). AWMF-Registernr.: 032/038OL [online] www.register.awmf.org.
  • Apogepha. Patientenpass Mitomycin. [online] www.apogepha.de.
  • Medac. Gebrauchsinformation: Information für Anwender-BCG-medac® (2010). [online] www.portal.dimdi.de.
  • Trojan, L. Zystektomie mit Ileum-Conduit (Totale Blasenentfernung mit künstlichem Urinausgang) (2019). [online] www.urologie.umg.eu.
  • Padcev® (Enfortumab-Vedotin):Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels. [online] www.ema.europa.eu.

Haben Sie eine Frage? Dann stellen Sie sie gern und wir versuchen zu antworten. Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentar schreiben

Navigations-Menü & weitere Artikel zum Thema Top