Anscheinend ja. Studien haben gezeigt, dass Kinder, die auf dem Bauernhof aufwachsen, seltener Heuschnupfen und Asthma bekommen als Kinder aus einer „sauberen“ Umgebung. Und auch Kinder aus "gehobenen sozialen Schichten" erkranken häufiger.
Kein Beweis, aber sehr wahrscheinlich
Zwar sind alle diese Studien, die übrigens auch für das Erkrankungsrisiko von Allergien gelten, nicht beweisend, weil ein kausaler Zusammenhang nicht eindeutig nachgewiesen werden kann. Aber es spricht einiges dafür, dass die Grundannahme stimmt.
Die Rationale dahinter: Besonders für die Jüngsten ist eine Portion Dreck wichtig: Während sie Erde schaufeln und Baggermatsch verkosten, sind sie ständig mit Keimen konfrontiert. Das Immunsystem gewöhnt sich an harmlose Bakterien und reagiert nicht mehr auf sie.
Haushalts-Sprays erhöhen Asthma-Risiko
Eine europaweite Studie stützt die Hygiene-Theorie: Bei über 4.000 beobachteten Teilnehmern zeigte sich, dass der regelmäßige Einsatz von Haushaltssprays das Asthma-Risiko deutlich erhöht. In Haushalten, in denen einmal pro Woche solche Sprays zur Reinigung von Fenstern, Möbeln, Öfen oder auch einfach nur der Raumluft zum Einsatz kommen, erkranken die Bewohner demnach um 40% häufiger an Asthma. Bei einem Spray-Einsatz alle zwei Tage steigt die Risikozunahme gar auf 70%. Das betrifft natürlich vor allem die Kinder in solchen Haushalten.
Die Studie konnte nicht beantworten, ob das an den Chemikalien in den Sprays oder an der entstehenden Sauberkeit lag, aber einiges spricht für letzteres.
Höheres Asthma-Risiko bei Kindern mit Übergewicht
Auch Kinder mit Übergewicht bekommen häufiger Asthma. Das hat eine US-amerikanische Studie ergeben. Wenn Kinder während der Schulzeit zu dick sind, erhöht sich ihr Risiko, später Asthma zu bekommen, um das Zwei- bis Dreifache.
Aber was hat Asthma mit Übergewicht zu tun? Die US-Forscher vermuten, dass die mit Übergewicht einhergehenden Entzündungsprozesse im Körper die Ursache sind. Und eine zweite schlechte Nachricht kommt noch hinzu: Auch die Behandlung des Asthmas ist bei dicken Kindern erschwert. In einer Vergleichsstudie mit rund 1.000 asthmakranken Kindern sprachen diejenigen von ihnen, die übergewichtig waren, deutlich schlechter auf die Kortison-Sprays an.
Warum schützen Bakterien vor Allergien und Asthma?
Wissenschaftler haben dafür eine recht einleuchtende Erklärung: In früheren Jahrhunderten und Jahrtausenden musste das Immunsystem so liebenswerte Zeitgenossen wie Spulwürmer, Bandwürmer, Hakenwürmer, Blutegel sowie zahlreiche weitere gefährliche Krankheitserreger bekämpfen, die es heute kaum noch gibt.
Beschäftigung fürs Immunsystem
Das Immunsystem hatte also keine Zeit, sich um Banalitäten wie Katzenhaare oder Hausstaubmilben zu kümmern. Heute hat das Abwehrsystem des Körpers dagegen kaum noch zu tun. Jeder Kontakt mit Dreck und Keimen trägt somit dazu bei, dass das Immunsystem nicht aus Langeweile schwere Geschütze gegen harmlose Dinge auffährt.
Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie Ihr Kind mit Absicht irgendwelchem Unrat aussetzen sollten. Aber es bedeutet schon, dass übertriebene Hygiene auch eher schadet. Nicht von ungefähr bekommen Kinder, die auf Bauernhöfen groß werden, deutlich seltener Allergien.
Antibiotika im ersten Lebensjahr erhöhen Asthma-Risiko
Kinder, die im ersten Lebensjahr mit Antibiotika behandelt werden, bekommen später häufiger Asthma. Das ist das Ergebnis einer zusammenfassenden Analyse mehrerer großer Studie zu diesem Thema.
Quellen:
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma. Stand 12.09.2017. Online unter www.awmf.org (Zugriff am 09.07.2019)