Wie wirken Kortison-Sprays und bei welchen Erkrankungen werden sie eingesetzt? Welche Nebenwirkungen können bei der Behandlung auftreten? Im folgenden Beitrag beantworten wir viele Fragen zum Thema Kortison-Sprays.
Wirkung
Wie wirken Kortison-Sprays?
Die Inhalation von Kortison hemmt die Entzündungsreaktion in den Bronchien. Dadurch verringert sich unter anderem die Schleimproduktion, was die Asthma-Beschwerden entscheidend lindert.
Außerdem sind die Bronchien dann weniger empfindlich gegenüber Reizen, wie Pollen oder Kälte, und die Atemmuskulatur entkrampft sich. Dadurch bleiben die Atemwege weit gestellt. Das verbessert den Luftstrom in den Lungen.
Wird Kortison nur als Spray angewandt, wirkt es also nur örtlich in den Atemwegen, ist in aller Regel nicht mit schwierigeren Nebenwirkungen zu rechnen.
Wirksamkeit und Anwendungsgebiete von Kortison-Sprays
Wie schnell wirken Kortison-Sprays?
Während die sogenannten Bedarf-Sprays sofort wirken, brauchen Kortison-Sprays oft mehrere Wochen, bis ein Effekt einsetzt. Das hängt mit dem Wirkmechanismus zusammen.
Es kann einige Wochen dauern
Die Bedarfs-Sprays (auch Notfall-Sprays genannt) enthalten meist ein sogenanntes Betamimetikum, z.B. Salbutamol. Das sind Arzneistoffe, die die Atemwege erweitern, und zwar relativ rasch. Die Kortison-Sprays hingegen sollen die grundlegende Entzündungsbereitschaft in den Bronchien eindämmen. Bis das geschieht und man eine dauerhafte Besserung spürt, können durchaus einige Wochen vergehen.
Deshalb nicht den Mut verlieren, auch wenn die Linderung anfangs auf sich warten lässt. Wer durchhält und konsequent die Ratschläge seines Arztes befolgt, wird meist belohnt – er bekommt seine Beschwerden in den Griff. Später kann man dann versuchen, die Kortison-Dosis wieder zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten.
COPD: Muss ich ein kortisonhaltiges Spray nehmen?
Kortisonsprays werden bei der Therapie der COPD in der Regel in Kombination mit sogenannten Bronchodilatatoren (z.B. Betamimetika wie Salbutamol) gegeben, die das Lungengerüst entspannen. Eine alleinige Therapie mit einem Kortisonspray wird in der Regel – anders als bei Asthma – nicht empfohlen. Es wird Ihrer Medikation erst hinzugefügt, wenn Sie bereits zwei verschiedene langwirkende Atemsprays regelmäßig einnehmen und dennoch Exazerbationen (akute Verschlechterungen) auftreten.
Auch wenn bei kortisonhaltigen Lungensprays Nebenwirkungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder Osteoporose (Knochenschwund) nicht zu erwarten sind, sollten sie dennoch nur eingesetzt werden, wenn sie tatsächlich notwendig sind und einen Nutzen versprechen.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können bei Kortison-Sprays auftreten?
Kortisonhaltige Sprays haben im Vergleich zu Tabletten mit dem gleichen Arzneimittel deutlich weniger Nebenwirkungen. Sie wirken lokal in der Lunge und erreichen nur in geringer Konzentration das Blut. Nebenwirkungen wie Zucker oder Osteoporose treten daher in der Regel nicht auf.
Allerdings sind bei falscher Inhaliertechnik oder schlechter Mundhygiene harmlosere Nebenwirkungen möglich:
Pilzinfektionen im Mundraum und was Sie dagegen tun können
Weißliche Beläge auf der Zunge und Mundschleimhaut: Was kann das sein?
Kortisonhaltige Sprays sind zwar arm an Nebenwirkungen, aber auch nicht komplett frei davon. Da ein Rest des Wirkstoffes im Mundraum verbleibt, kann es dort zu Pilzinfektionen (Soor) kommen. Auch bei vorbestehenden Infektionen der Atemwege mit Pilzen, Viren oder Bakterien ist Vorsicht geboten bei der Inhalation.
Woher weiß ich, dass es wirklich Mundsoor ist?
Einen solchen Mundsoor erkennen Sie an den weißlich-grauen Belägen auf der Zunge und auch auf der Wangenschleimhaut. Die Beläge lassen sich meist nur schwer ablösen. Darunter erkennt man eine entzündete Schleimhaut. Bei entsprechender Behandlung mit Anti-Pilz-Mitteln ist das Problem aber meist schnell wieder im Griff.
Woher kommt der Pilz im Mundraum?
Die Ursache liegt in einer herabgesetzten Abwehrkraft im Mund-Rachen-Raum. Das Kortison in Asthma-Sprays soll ja eigentlich die überschießende Immunreaktion in den Atemwegen und der Lunge eindämmen. Bleibt beim Sprühen aber ein Teil des Wirkstoffs im Mund hängen, wirkt das Kortison auch hier abwehrmindernd – und das ist wie eine Einladung für den Soor-Erreger (der Pilz Candida albicans). Der ist ohnehin ständig in unserer Nähe, kann aber bei normaler Immunabwehr nichts ausrichten.
Wie kann ich einer Pilzinfektionen im Mund vorbeugen?
Am besten putzen Sie sich nach dem Inhalieren die Zähne. Falls dies nicht möglich sein sollte, hilft es auch, den Mund auszuspülen oder etwas zu essen. Nach dem Spülen aber das Wasser bitte ausspucken, nicht schlucken. So können möglicherweise im Mundraum verbliebene Kortison-Partikel gar nicht erst aktiv werden.
Noch besser ist eine optimale Anwendung des Sprays (Bedienungsanleitung!), dann verbleibt nämlich kein Kortison im Mund. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass auch Menschen, die schon jahrelang Asthma haben, immer mal wieder Flüchtigkeitsfehler beim Sprühen machen und nicht alles in die unteren Atemwege bekommen. Also doch lieber spülen.
Mit welchen Langzeit-Nebenwirkungen muss man rechnen, wenn man jahrelang Kortison-Sprays gegen sein Asthma inhaliert?
Bei Kortison muss man streng unterscheiden zwischen der Einnahme als Tabletten und der Verwendung als Spray, Salbe oder Augentropfen. Für die letzteren drei Anwendungsformen gilt, dass durch den rein örtlichen Einsatz die Gefahr der Nebenwirkungen deutlich geringer ist als bei der Tabletteneinnahme.
Gefahr einer Osteoporose
Das gilt auch für Kortison-Sprays. In einer riesigen Meta-Analyse (viele Studien zum gleichen Thema zusammengefasst) wurden die Langzeit-Nebenwirkungen von Kortison-Sprays bei Asthma unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Auf lange Sicht nahm bei Erwachsenen die Knochendichte im Schnitt etwas ab. Das bedeutet ein etwas erhöhtes Osteoporose-Risiko. Andere Langzeit-Komplikationen konnten nicht festgestellt werden.
Nutzen überwiegt Risiken
Insgesamt ist aus Sicht der Studienautoren und auch aller namhaften Asthma-Experten der Nutzen der Kortison-Sprays deutlich höher einzustufen als ihr möglicher Schaden.
Kortison-Sprays bei Kindern
Budiair und Co: Keine Angst vor Kortison-Spray bei Kindern
Asthma im Kindesalter ist die häufigste chronische Erkrankung. Rund 10% aller Kinder sind betroffen. Durch gute Medikamente kann die Erkrankung heute bei den meisten Kindern aber gut kontrolliert werden.
Je frühzeitiger die Diagnose gestellt und eine Behandlung begonnen wird, umso größer die Chance, dass das Asthma auch überwunden werden kann und mittelfristig keine Medikamente mehr nötig sind. Gerade kortisonhaltige Präparate (z.B. Budiair®, Symbicort®, Viani® etc.) leisten in der Krankheitskontrolle und in der Verlaufsoptimierung sehr gute Dienste.
Sorge vor Nebenwirkungen bei Kindern: unbegründet oder berechtigt?
Wie gefährlich sind Kortison-Sprays für Kinder?
Bei vielen Eltern schwingt immer noch große Sorge mit, wenn es um Kortison geht. Sie denken unweigerlich an schwere Nebenwirkungen. Die treten aber unter den modernen Kortison-Wirkstoffen sehr viel weniger auf als früher. Insbesondere Kortison-Sprays gelten heute als sehr gut verträglich.
Handeln auf eigene Faust hat oft schlimmere Folgen
Dennoch neigen viele Eltern dazu, die Kortison-Inhalation ihrer Kinder aus Sorge vor Nebenwirkungen zu reduzieren oder gar abzusetzen. Oft muss dann die sonstige Medikation (Betamimetika wie Salbutamol) gesteigert werden, was meist mehr Probleme bereitet. Vor allem aber wird das Asthma schlimmer.
Entwarnung: Kortison-Sprays wirken nur in den Bronchien
Kortison-Sprays sind heute nicht nur minimal dosiert. Sie gelangen durch die gezielte Aufnahme über die Bronchien auch so gut wie gar nicht in den Blutkreislauf.
Stimmt es, dass Kortison-Sprays das Wachstum von Kindern verlangsamen können?
Ja. Kinder mit Asthma, die über längere Zeit Kortison-Sprays inhalieren, wachsen häufig langsamer als ihre Altersgenossen. Dabei scheint es eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zu geben, das heißt, umso höher die Kortison-Dosis, umso eher kommt es zu einer Wachstumsverzögerung.
Also ist mein Kind im Erwachsenenalter kleiner?
Nein, Studien haben mittlerweile zeigen können, dass dieser Wachstumsrückstand später wieder aufgeholt wird. Es handelt sich also tatsächlich "nur" um eine Verzögerung, nicht um einen bleibenden Minderwuchs.
Regelmäßige Kontrollen sind Routine
Dennoch wird bei Kindern die Kortison-Dosis der Sprays immer so niedrig gewählt wie möglich. Und eine regelmäßige Kontrolle des Wachstums ist während der Behandlung Pflicht.
Wieso verlangsamt sich das Wachstum bei Kindern durch Kortion-Sprays?
Die genauen Ursachen dafür sind bislang nicht eindeutig geklärt. Wichtig in diesem Zusammenhang ist aber, dass auch bei Kindern mit schwerem und ungenügend behandeltem Asthma Wachstumsverzögerungen auftreten. Eine Therapieverweigerung ist also sicherlich nicht die richtige Wahl.
Fazit
Angst vorm Kortison-Spray fürs Kind müssen Sie nicht haben. Durch ein nicht oder nur unzureichend behandeltes Asthma bronchiale schaden Sie Ihrem Nachwuchs mehr als durch vermeintliche Nebenwirkungen des Kortisons.
Mein Kind wehrt sich gegen das Inhalieren des Asthma-Sprays - was soll ich tun?
Spielerisch miteinbeziehen
Zwang ist falsch, Nachgeben auch. Manchmal hilft schon etwas mehr Eigenverantwortung: Ist Ihr Kind noch kleiner, dann lassen Sie es beispielsweise seinen Inhalator mit Klebebildern schmücken. Größere Kinder dürfen ihr Gerät ruhig selbst reinigen und die Peak-Flow-Messung selbstständig durchführen.
Überprüfen Sie aber zur Sicherheit die Medikamenteneinnahme! Sollte sich der "Machtkampf" dennoch ausweiten, sprechen Sie mit dem behandelnden Arzt. Manchmal ist es allein seine Autorität, die den Konflikt entspannt.
Quellen:
- Kortison - Rote Liste, verfügbar unter: www.rote-liste.de
- Nationale Versorgungsleitlinie Asthma - Leitlinienprogramm Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-002l_S3_Asthma_2020-09.pdf