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Ab wann sollte man mit dem Babyschwimmen beginnen? Muss das überhaupt sein? Mehr dazu in diesem Beitrag.

Babyschwimmen: Ja oder Nein

Soll ich mit meinem Kind zum Babyschwimmen gehen?  

Ums Schwimmen lernen geht es beim Babyschwimmen natürlich nicht, denn das ist bei entsprechenden individuellen Voraussetzungen frühestens im Kleinkindalter möglich. Wenn Ihr Baby aber Spaß am Baden hat und sich gern im Wasser aufhält (oder sich zumindest nicht bereits als überzeugter Wassermuffel zu erkennen gegeben hat), können Sie es einfach mal ausprobieren.

Die Gewöhnung an das nasse Element, die Freude an der Bewegung und der Kontakt zu Gleichaltrigen und – bezogen auf die Eltern – Gleichgesinnten stehen dabei im Vordergrund. Der kindliche Bewegungsraum wird erweitert und gleichzeitig die motorische Entwicklung gefördert. Die besondere Form des Körperkontakts mit den Eltern wird häufig als bereichernd und beziehungsvertiefend empfunden.

Wenn Kursangebot und Ambiente passen, kann sich jedenfalls daraus ein wöchentliches Ritual der besonderen Art für die ganze Familie entwickeln. Sollten Sie bei gesundheitlichen Problemen Ihres Babys unsicher sein, ob die Teilnahme unbedenklich ist, fragen Sie Ihren Kinderarzt.

Noch ein paar Punkte, die beim Thema Babyschwimmen häufig nachgefragt werden:

  • Gehen Sie erst dann mit Ihrem Kind zum Babyschwimmen, wenn es seinen Kopf dauerhaft heben und halten kann. Üblicherweise wird ein Beginn im 3. Lebensmonat, gelegentlich auch schon mit 8 Wochen empfohlen. Entscheidend ist aber weniger das Alter als der Entwicklungsstand Ihres Kindes. Das gilt auch für Frühgeborene.
  • Ihr Baby sollte auf keinen Fall frieren: Die Wassertemperatur sollte mindestens 32 °C, die Badedauer maximal 20 Minuten betragen. Allerspätestens, wenn sich Haut oder Lippen bei Ihrem kleinen Bademeister bläulich verfärben: raus aus dem Becken und rein in ein wärmendes Handtuch.
  • Ein ärztliches Attest ist bei einem unauffälligen, normal entwickelten Kind nicht nötig.
  • Die Wasserqualität wird vom Badbetreiber und dem Gesundheitsamt kontrolliert. Je kleiner das Bad bzw. die Besucherzahl, desto geringer ist auch der (vorgeschriebene) Chlorgehalt, der normalerweise selbst bei empfindlicher Haut oder Allergie keine Probleme bereiten sollte.
  • Sofern Ihr Kind keinen Trommelfellschaden hat, ist das Eindringen von Wasser ins Ohr (wie beim Baden oder Duschen) unproblematisch. Falls Sie dennoch Bedenken haben sollten, können Sie sich für die Zeit des Wasseraufenthalts Ohrenstöpsel für Ihr Baby vom Kursanbieter geben lassen.
  • Eine Infektionsgefahr ist bei ordentlicher Wasserqualität nicht zu befürchten. Mittelohrentzündungen entstehen nicht durch in die Ohrmuschel eingedrungenes Chlorwasser, sondern auf Basis eines Schnupfens (mit dem aber auch nicht gebadet werden sollte).
  • Der gegenüber dem Luftdruck 10mal stärkere Wasserdruck und der Stuhlreflex des Babys tragen normalerweise dazu bei, dass es nicht ins Wasser macht. Außerdem hat Ihr Kind vor dem Beckengang reichlich Gelegenheit, die Blase zu entleeren (z.B. beim Ausziehen auf dem Handtuch, beim Umhergehen im Bad oder beim Duschen). Um ein Malheur sicher zu vermeiden, kommen Schwimmwindeln in Frage. Falls diese aber Ihrem Kind unangenehm eng an Beinchen oder Bauch liegen oder sich sich voll Wasser saugen und schwer werden, empfehlen sich stattdessen kleine Frottee- oder Baumwollunterhöschen.
  • Der stärkere Wasserdruck sorgt auch dafür, dass es durch erschwerte Ein- und erleichterte Ausatmung zur Kräftigung der Atemwege kommt und mehr Lungenbläschen gebildet werden. Positive Effekte auf Atemwege und Immunsystem inklusive einem selteneren Auftreten von Allergien bei „Wasserkindern“ sind durch mehrere Studien dokumentiert.
  • Planen Sie Impftermine mit ausreichendem Abstand (mehrere Tage) vor dem nächsten Kursbesuch.

Was ist besser: Babyschwimmen mit oder ohne Tauchen?  

Eine Streitfrage. Beide Seiten haben ihre Gründe. Grundsätzlich gilt: Babyschwimmen muss nicht sein, Tauchen schon gar nicht. Wenn Ihr Baby aber Spaß daran hat, spricht nichts dagegen und manches dafür. Bereiten Sie es aufs Tauchen vor (z.B. durch Anpusten oder Begießen mit Wasser) und beobachten Sie es aufmerksam. Nur zwingen sollten Sie Ihr Kind nicht dazu.

Die PRO-Argumente:

  • Durch das Tauchen lernen Babys später schneller, willentlich die Luft anzuhalten. Aus dem unbewussten Atemschutzreflex wird dann ein bedingter Reflex.
  • Tauchen kann das Selbstbewusstsein der Kinder fördern, weil sie alleine eine Strecke zurücklegen können und auch Koordination und Gleichgewicht geschult werden.
  • Herz und Kreislauf, Muskeln und Skelett werden angeregt und trainiert (das geschieht allerdings beim Babyschwimmen auch ohne Tauchen).

Die CONTRA-Argumente:

  • Beim Atemschutzreflex handelt es sich um einen angeborenen Reflex, der nicht dafür gedacht ist, beim Babyschwimmen als „Tauchreflex“ missbraucht zu werden.
  • Der Atemschutzreflex verliert sich im Alter von 3-6 Monaten. Dann besteht die Gefahr, dass der Säugling beim Baden und vor allem beim Tauchen Wasser in die Lunge einatmet.
  • Die Selbstbestimmung des Babys wird beim (unfreiwilligen) Tauchen missachtet.
  • Das Tauchen könnte sich negativ auf das Vertrauen des Babys gegenüber seinen begleitenden Eltern auswirken.

Gefahren

Wie gefährlich ist das Chlor im Schwimmbad für mein Baby? 

Hier scheiden sich die Geister. Das Umweltbundesamt warnt, Babys bekämen dadurch später eher Asthma. Dabei beruft sich die Behörde auf eine Studie aus Belgien.

Viele Kinder- und Jugendärzte sehen das anders, und halten diese Studienergebnisse für nicht vergleichbar mit der Situation in Deutschland. Es sei sogar wichtig, Kinder frühzeitig mit dem nassen Element vertraut zu machen.

Mit einer nachgewiesenen Chlor-Allergie sollte man aber besser einen Bogen um Schwimmbäder machen.

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Autor unseres Artikels
 
Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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