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Mein Kind muss ins Krankenhaus, wie kann ich ihm helfen? Wie kann ich ihm die Angst vor der OP nehmen, darf ich mit in die Klinik? Fragen dazu beantworten wir in diesem Beitrag.

Die Zeit davor

Wie bereite ich mein Kind auf einen Krankenhausaufenthalt vor?  

Am besten tun Sie das, indem Sie Ihr Kind bereits mit dem Thema Krankenhaus vertraut machen, bevor es überhaupt dorthin muss. Dazu bieten sich etwa ab dem dritten Lebensjahr Bilderbücher und Utensilien wie ein Arztkoffer oder ein Spielzeugkrankenwagen an. Weitere Möglichkeiten zu einem entspannten Kennenlernen bestehen bei Tagen der offenen Tür, die immer mehr Kliniken anbieten und bei denen es vielleicht sogar etwas zum Malen, Gewinnen oder Mitnehmen gibt.

Was man kennt, macht weniger Angst

Auch das Mitnehmen Ihres Kindes bei einem Krankenhausbesuch trägt zur Aufklärung bei, insbesondere dann, wenn Sie sich dafür ein bisschen Zeit nehmen und Ihrem Kind erklären, was im Krankenhaus gemacht wird und vor allem, weshalb ihm das hilft, selbst wenn es manchmal weh tun kann. Wenn es dann tatsächlich einmal konkret werden sollte, ist Ihr informiertes Kind eher in der Lage, sich auf die ungewohnte Situation und Atmosphäre einzustellen und mit Ängsten und Schmerzen besser fertig zu werden.

Ganz wichtig: Versichern Sie Ihrem Kind nachdrücklich, dass Sie bei ihm bleiben und ihm helfen werden, auch unangenehme Dinge gut zu überstehen. Denn die größte Angst vieler Kinder im Krankenhaus besteht darin, von den Eltern verlassen zu werden. Deshalb ist auch das „Roomig-in“ eine große Hilfe, das viele Kinderstationen mittlerweile anbieten.

Keine Angst mehr vor der Operation

Wie kann ich meinem Kind die Angst vor der Operation nehmen?

Ob Kinder vor einer Operation Angst haben, hängt neben individuellen Faktoren wie dem persönlichen Charakter und etwaigen Vorerfahrungen auch sehr vom Verhalten der Eltern ab. Gehen Sie vor und während des Klinikaufenthalts möglichst natürlich und ungezwungen mit Ihrem Kind um. Halten Sie eigene Ängste eher von ihm fern, so dass es keinen Nährboden für eine eventuell aufkeimende Furcht gibt.

Ängste beim Kind sind dabei frühestens ab einem Alter von 6 Monaten zu erwarten. Bis zum 6. Lebensjahr handelt es sich vor allem um Trennungsängste, während sich Schulkinder eher vor dem unbekannten medizinischen Geschehen fürchten. Heranwachsende und Jugendliche sind oft auch um ihre Privatsphäre besorgt.

Kümmern sich die Schwestern und Ärzte einfühlsam und beruhigend um mein Kind während der OP?

In der Regel ist die Anwesenheit von Bezugspersonen bis kurz vor dem eigentlichen Eingriff möglich und erwünscht. Etwa eine halbe Stunde vor Narkosebeginn erhalten die kleinen Patienten üblicherweise ein Beruhigungsmittel, das je nach Situation als Saft getrunken, als Tablette geschluckt oder auch als Zäpfchen gegeben wird und Ihr Kind schläfrig macht.

In einem Krankenhaus, das eine Kinderstation hat, also nicht zum ersten Mal Kinder operiert, verhält sich das Behandlungsteam in aller Regel so kind-, alters- und elterngerecht, dass Sie Ihren Sprössling mit halbwegs beruhigtem Gewissen in den OP entlassen bzw. sich selbst zurückziehen können.

Unterstützung im Krankenhaus

Mein Kind soll operiert werden: Darf ich bei ihm bleiben, bis es einschläft, und wann kann ich wieder zu ihm?

Pauschal lässt sich das gar nicht so einfach beantworten. Es hängt von den Umständen des Eingriffs, aber auch von der Routine in dem betreffenden Krankenhaus ab. Bei geplanten Operationen sollten Sie nicht zögern, das vorab beim Krankenhaus-Team genau zu erfragen. Mitunter muss man hier etwas hartnäckiger sein, weil nicht jede Klinik ihre Informationspflicht in gleicher Weise ernst nimmt.

Meist kann man mit in den Einschlaf- und Aufwachraum

Vor allem beim ambulantem Operieren darf ein Elternteil häufig das Kind in den Operationsraum begleiten und solange bei ihm bleiben, bis es eingeschlafen ist. Im stationären Klinikbetrieb werden die kleinen Patienten dagegen meist vor der Einschleusung in den eigentlichen Operationsbereich zunächst in den Kinder-Aufwachraum gebracht. Normalerweise dürfen Sie Ihr Kind dorthin begleiten und bei ihm bleiben, bis es vom Narkosearzt abgeholt und zum Operationssaal gebracht wird.

Die Zeit während der OP

Was soll ich tun, wenn ich nicht zu meinem Kind gelassen werde?

Im Gegensatz zum OP, für den meistens ein Zutrittsverbot gilt, um Störungen zu vermeiden und die Privatsphäre anderer Patienten zu respektieren, ist die Anwesenheit von Bezugspersonen im Aufwachraum nur in Ausnahmefällen nicht gestattet. Solche Ausnahmen muss man dann aber auch respektieren, beispielsweise wegen gleichzeitiger Maßnahmen bei anderen Personen. Üblicherweise können Sie aber bereits kurz nach der Operation wieder zu Ihrem Kind und es im Aufwachraum erneut mitbetreuen.

Wie helfe ich meinem Kind im Krankenhaus?

Wie so oft, mögen Ihnen viele der Empfehlungen als mehr oder weniger selbstverständlich erscheinen. Dennoch ist es sinnvoll, sie sich noch einmal gebündelt zu vergegenwärtigen – und vor allem, sie in praxi tatsächlich umzusetzen:

  • Bemühen Sie sich, wenn möglich, das richtige Krankenhaus für Ihr Kind ausfindig zu machen, wo es in einer Kinderklinik oder auf einer Kinder- und Jugendstation alters- und bedürfnisgerecht untersucht, behandelt und betreut wird.
  • „Rooming-in“: Je jünger ein Kind ist, desto empfehlenswerter ist es, dass Mutter oder Vater die ersten Tage gemeinsam mit ihm im Krankenhaus verbringen. Viele Kinderstationen bieten diese Möglichkeit heutzutage an.
  • Bleiben Sie selbst so ruhig und gefasst wie möglich und vermitteln Sie Ihrem Kind, dass die Ärzte und Pflegekräfte alles dafür tun, dass es ihm bald besser geht.
  • Klären Sie Ihr Kind altersgemäß über die bevorstehenden Tage im Krankenhaus auf, sprechen Sie ihm Mut und Kraft zu und versichern Sie ihm Ihre Nähe und Unterstützung.
  • Organisieren Sie sich Unterstützung, die Ihnen ausreichende Ruhepausen ermöglicht, wenn ein längerer Krankenhausaufenthalt notwendig ist.
  • Um Ihrem Kind die Ängste vor dem Neuen und Unvertrauten sowie vor Schmerz und Verlassensein zu nehmen bzw. sie zu mildern, ist Ihre ständige Anwesenheit hilfreich. Zumindest in den wichtigen und den besonders beängstigenden Momenten sollten Sie Ihrem Kind persönlich beistehen: vor der Operation, beim Aufwachen aus der Narkose, bei größeren Untersuchungen, bei Verlegungen in ein anderes Zimmer, abends beim Einschlafen.
  • Geben Sie Ihrem Kind vertraute Dinge und damit ein Stück Zuhause mit ins Krankenhaus: z.B. Lieblingsspielzeug, Kuscheltier, Schmusedecke, Bilderbücher.
  • Besuchen Sie Ihr Kind möglichst regelmäßig und verlässlich zu angekündigten Zeiten.
  • Bei einem sehr kranken Kind ist so viel Schonung wie möglich angesagt. Die stille Anwesenheit und Händchenhalten helfen dann am meisten.
  • Geht es Ihrem Kind besser, verkürzen ihm unanstrengende Beschäftigungen die Zeit und lenken von Unlust und Schmerzen ab: z.B. Vorlesen, Bilder malen, kleine Spiele.
  • Kündigen Sie Ihren Abschied am Ende eines Besuchs rechtzeitig an, um den Trennungsschmerz zu vermindern. Ermahnen Sie Ihr Kind nicht zu übermäßiger Tapferkeit, wenn ihm die Tränen kommen, sondern nehmen Sie es liebevoll in den Arm.
  • Ein Krankenhausaufenthalt kann auch einen vorübergehenden Entwicklungsrückschritt bedeuten oder Schutzreflexe Ihres Kindes provozieren: Nehmen Sie es Ihrem Kind nicht übel, wenn es in der Klinik oder auch noch für einige Zeit zuhause extrem anlehnungsbedürftig ist, wieder einnässt oder sich ganz nach innen kehrt. Das geht vorüber. Genießen Sie es dann um so mehr, wenn das ausgeglichene und altersentsprechende Verhalten Ihres gesundeten Kindes wieder zurück ist.

Narkose beim Kind

Ist eine Narkose für ein Kind riskanter als für Erwachsene?

Im Großen und Ganzen gleichen die Narkoserisiken für Kinder denen der Erwachsenen. Allerdings treten Atemprobleme bei den kleinen Patienten häufiger auf, da ihre Atemwege sehr empfindlich reagieren. Es ist deshalb ganz wichtig, dass Ihr Kind zum Operationstermin infektfrei erscheint.

Damit sind auch leichter Schnupfen und Husten gemeint. Bei einer fieberhaften Erkältung ist die Gefahr eines krampfhaften Verschlusses der Atemwege (Laryngo- bzw. Bronchospasmus) größer. Auch wenn die Operateure und Anästhesisten auf soetwas gut reagieren können, will man derartige Komplikationen natürlich lieber vermeiden.

Aber auch wenn das natürlich ein bisschen unheimlich klingt und die Sorgen um sein Kind bei einer Operation ohnehin sehr groß sind: Unterm Strich ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Narkose bei Ihrem Kind zu Problemen führt, extrem gering.

Bekommen auch Kinder während der Operation einen intravenösen Zugang?

Ja, auch bei Kindern ist ein intravenöser Zugang aus Sicherheitsgründen zwingend notwendig. Falls er nicht schon vor dem Einschlafen gelegt werden konnte, geschieht dies nach der Einleitung der Narkose.

Warum kann man Kinder nur selten unter örtlicher Betäubung operieren?

Weil man insbesondere bei kleineren Kindern nicht sicherstellen kann, dass sie beim Setzen der Betäubung stillhalten. Und das ist bei einer örtlichen Betäubung sehr wichtig, um nicht danebenzustechen. Das gilt weniger bei kleineren Eingriffen, aber sehr wohl bei einer Nervenblockade, zum Beispiel im Bereich der Leiste.

So kommt bei den kleineren Patienten eine örtliche Nervenblockade eher als zusätzliche Maßnahme in Frage. Also zusätzlich zur Vollnarkose, etwa bei Operationen am Penis oder bei Leisten- und Hodenoperationen. Auf diese Weise kann zum einen die Dosierung von Narkosemitteln während des Eingriffs reduziert werden. Zum anderen kann dadurch die Schmerzfreiheit nach der Operation verlängert werden. Probleme mit dem Setzen der Nervenblockade wegen der Furcht des kleinen Patienten kann es dabei nicht geben – denn das narkotisierte Kind schläft bereits und spürt nichts von der Punktion.

Quellen:

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Autor unseres Artikels
 
Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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