Wem helfen Östrogen-haltige Vaginalringe wie der Estring®? Welche Nebenwirkungen können auftreten? Und wann sollte man besser auf diese Behandlung verzichten? Mehr dazu in diesem Beitrag.
Basiswissen
Wann setzt man Östrogen-freisetzende Vaginalringe (Estring®) in den Wechseljahren ein?
Solche Vaginalringe, die permanent Estradiol (eine Östrogen-Variante) an die Vaginalschleimhaut abgeben, verwendet man zur örtlichen (lokalen) Behandlung der durch Östrogenmangel verursachten Beschwerden im Genitalbereich, die nach der letzten Monatsblutung in den Wechseljahren (nach der Menopause) auftreten.
Zu diesen Beschwerden zählen beispielsweise eine trockene Scheide sowie Beschwerden durch das Dünnerwerden der Scheidenhaut (atrophische Vaginitis), was mitunter zu Juckreiz am Scheideneingang (Pruritus vulvae) führt.
Ein Vaginalring zur lokalen Hormontherapie ist nur zur Behandlung örtlicher Beschwerden vorgesehen. Bei sonstigen körperlichen Beschwerden der Wechseljahre (etwa Hitzewallungen) oder zur Verhütung der Verminderung von Knochengewebe (Osteoporoseprophylaxe) ist ein solcher Ring nicht geeignet.
Wissenswertes
Vaginalring (Estring®) zur örtlichen Östrogentherapie: Wann ist ein Besuch beim Arzt notwendig?
Vor Beginn und auch während der Behandlung mit einem Östrogen- bzw. Estradiol-freisetzenden Vaginalring sollten Sie im Abstand von maximal drei Monaten Ihren Gynäkologen aufsuchen. Bei der Untersuchung wird er beurteilen, ob die Therapie wirkt und ob die Behandlung weiterhin notwendig ist.
Auch wenn Sie Beschwerden bekommen – etwa wenn Sie unerwartete Blutungen aus der Scheide bemerken, starken Ausfluss oder Veränderungen Ihrer Brüste wahrnehmen – sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen.
Wie lange kann ich einen Vaginalring (Estring®) gegen Östogenmangel-Beschwerden verwenden?
Wie lange Sie eine örtliche Östrogentherapie benötigen, muss Ihr Arzt individuell beurteilen. Empfohlen wird gemeinhin, einen Vaginalring gegen Beschwerden nach der Menopause maximal zwei Jahre lang ununterbrochen zu tragen.
Wann muss Frau den Vaginalring (Estring®) zur lokalen Östrogentherapie entfernen?
Vorübergehend entfernen sollten Sie den Vaginalring vor radiologischen Untersuchungen des Unterleibes (z.B. Röntgen). In Betracht zu ziehen ist das Entfernen des Rings außerdem, wenn Sie eine lokale vaginale Behandlung mit anderen Medikamenten (beispielsweise Scheidenzäpfchen) erhalten.
Besprechen Sie dies bitte mit Ihrem behandelnden Arzt.
Anwendung
Wie setzt man den Vaginalring (Estring®) ein? Und wie kann ich ihn wieder entfernen?
Um den Vaginalring in die Scheide bequem einführen zu können, kann man einen Fuß auf einen Stuhl stellen oder sich auf die Toilettenbrille setzen. Dann drücken Sie den flexiblen Vaginalring zwischen Daumen und Zeigefinger zusammen, sodass er eine ovale Form bekommt. Führen Sie ihn so tief wie möglich in die Scheide ein. Der Vaginalring platziert sich dann von selbst im oberen Scheidendrittel.
Wenn der Ring richtig platziert ist, spüren Sie ihn beim Tragen nicht. Er verursacht auch keine Probleme beim Geschlechtsverkehr. Starkes Pressen beim Stuhlgang kann den Vaginalring in das untere Scheidendrittel verschieben. In diesem Fall können Sie ihn mit dem Finger einfach wieder in die ursprüngliche Position zurückschieben.
Wenn der Vaginalring versehentlich aus der Scheide fällt, sollten Sie ihn mit lauwarmem (nicht mit heißem!) Wasser abspülen und wieder in die Scheide einführen.
Um den Vaginalring zu entfernen, stellen Sie – wie beim Einführen – einen Fuß auf einen Stuhl oder Sie setzen sich auf die Toilettenbrille. Führen Sie den Zeigefinger tief in die Scheide ein und haken Sie ihn in den Vaginalring ein. Dann können Sie ihn einfach herausziehen.
Sollten Sie dabei Probleme haben, können Sie den Vaginalring auch von Ihrem Frauenarzt entfernen lassen.
Wie oft muss man den Vaginalring (Estring®) wechseln?
Der Vaginalring (Estring®) kann – sofern er keine nennenswerten Beschwerden bereitet – für drei Monate im Scheidengewölbe bleiben. Während dieser Zeit gibt er konstant eine geringe Dosis Estradiol ab (7,5 μg/24 Stunden).
Nach drei Monaten muss man ihn entfernen, kann ihn gegebenenfalls aber sofort durch einen neuen Ring ersetzen.
Nebenwirkungen
Estradiol-Vaginalring (Estring®): Welche Nebenwirkungen sind möglich?
Die folgenden Angaben beruhen auf den Hersteller-Angaben zum Estring®-Vaginalring. Verhältnismäßig häufig kommt es während der Therapie mit Estring® zu Ausfluss aus der Scheide.
Manche Vaginalring-Trägerinnen (laut Angaben der Hersteller sind es weniger als 10% aller Anwenderinnen) berichten von Juckreiz im Genitalbereich, Blutungen aus der Scheide, Beschwerden in der Scheide, Scheidenentzündungen, Pilzinfektionen, Beschwerden der Brustdrüse (etwa Brustschwellung, Brustvergrößerung oder Brustschmerzen).
Häufig berichten Frauen auch von Hitzewallungen und Schlaflosigkeit. Diese Beschwerden können jedoch durchaus Symptome der Wechseljahre sein; sie lassen sich nicht zwingend als eine unerwünschte Wirkung der Estradiol-Applikation werten. Lesen Sie bitte die Gebrauchsinformation Ihres Vaginalrings aufmerksam durch. Dort finden sich auch Hinweise zu möglichen unerwünschten Wirkungen. Informieren Sie Ihren Arzt, wenn eine der im Beipackzettel aufgeführten Nebenwirkungen Sie erheblich beeinträchtigt oder auch, wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Gebrauchsinformation genannt werden. Die wenigen derzeit für die Anwendung von Östrogenen in der Scheide vorliegenden Daten weisen nicht auf Risiken hin, die denen einer Hormonbehandlung durch Tabletteneinnahme vergleichbar sind.
Ungeplante, späte Schwangerschaft während der Behandlung mit dem Vaginalring Estring®: Haben die Hormone dem Ungeborenen geschadet?
In fast allen zurzeit vorliegenden Untersuchungen, in denen ein Fötus unbeabsichtigt Östrogenen ausgesetzt wurde, fanden sich keinerlei Fehlbildungen beim Embryo und es ließen sich auch keinerlei mittelbare oder unmittelbare Wirkungen des Hormons auf das Ungeborene erkennen. Zwar liegen keine Daten darüber vor, in welchem Umfang das ungeborene Kind dem Östrogen ausgesetzt ist, das über den Ring in die Scheide gebracht wird. Allerdings ist die Hormondosis, die Estring® täglich abgibt (7,5 μg/24 Stunden), ohnehin recht gering. Prinzipiell gilt jedoch: Wenn es während der Behandlung mit Estring® zur Schwangerschaft kommt, ist der Vaginalring sofort zu entfernen. Und auch in der Stillzeit sollte man auf die lokale Hormonbehandlung besser verzichten.
Gegenanzeigen
Wann darf man einen Vaginalring (Estring®) zur lokalen Östrogentherapie nach der Menopause nicht anwenden?
Schwangere Frauen oder jene, bei denen eine Schwangerschaft vermutet wird, dürfen keinen Vaginalring zur lokalen Behandlung von Östrogen-Mangelsymptomen verwenden. Das gilt auch bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Estradiol oder einen der sonstigen Bestandteile des Rings (beispielsweise Silikon).
Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von Erkrankungen, bei denen ein Vaginalring nicht eingesetzt werden darf:
- bei Blutungen unbekannter Ursache aus der Scheide
- bei unbehandelten Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumhyperplasie)
- bei bestehendem oder früher durchgemachten Brustkrebs bzw. einem Verdacht auf eine maligne Geschwulst in der Brust
- bei Östrogen-abhängigen bösartigen (malignen) Tumoren (vor allem bei Krebs der Gebärmutterschleimhaut) oder einem entsprechenden Verdacht
- bei früheren oder bestehenden Gefäßverschlüssen der tiefen Venen oder Gefäßverschluss in der Lunge (Lungenembolie)
- bei bestehenden oder erst kurze Zeit zurückliegenden Gefäßverschlüssen der Arterien (etwa nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt)
- bei akuter Lebererkrankung oder zurückliegenden Lebererkrankungen, solange sich die Leberenzymwerte nicht normalisiert haben
- bei Störungen in der Bildung des roten Blutfarbstoffes (akute intermittierende Porphyrie)
Quellen:
- Gebrauchsinformation: Estring® (2019). Herausgeber: Pfizer Pharma PFE GmbH. www.pfizer.de.
LG – Marlies Rübsam
Viele Grüße vom Navigator-Team