Wie wirkt der Kalziumantagonist Lercanidipin (Carmen®, Corifeo®) auf die Blutgefäße? Warum muss man das Medikament unbedingt nüchtern einnehmen? Und wann sollte man lieber auf den Blutdrucksenker verzichten? Im folgenden Beitrag beantworten wir die wichtigsten Fragen zum Wirkstoff Lercanidipin.
Wirkung
Wie wirkt Lercanidipin (Carmen) gegen zu hohen Blutdruck?
Der Wirkstoff Lercanidipin ist ein Kalziumantagonist, der zur Blutdrucksenkung eingesetzt wird. Biochemisch gesehen gehört er zur Gruppe der Dihydropyridine. Als Kalziumkanalblocker der dritten Generation kam Lercanidipin im Jahr 2000 auf den Markt. Zugelassen ist es zur Behandlung von leichtem bis mittelschwerem Bluthochdruck ohne erkennbare organische Ursache (essentielle Hypertonie).
Kalziumkanalblocker der dritten Generation
Wenn ein Medikament in zweiter oder dritter Generation entwickelt wurde, bedeutet das in der Regel, das seine Wirksamkeit, seine Verträglichkeit oder sein Nebenwirkungsprofil etwas verbessert werden konnte. So auch bei Lercanidipin. Dessen Blockadefunktion an den Kalzuimionenkanälen erfolgt recht zielgenau an den glatten Muskelzellen der Arterienwände und nicht auch noch am Herzen wie bei teilweise bei den Vorgängergenerationen dieses Medikamententyps.
Bei krankhaft erhöhtem Blutdruck sorgt Lercanidpin durch den gehemmten Kalziumeinstrom in die Gefäßmuskelzellen dafür, dass die Blutgefäße entspannt bleiben und der Blutdruck gesenkt wird. Das Risiko für schwere Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall soll dadurch gesenkt werden. Die Herzfunktion bleibt dabei weitgehend unberührt, was der Verträglichkeit dieses Blutdruckmittels zugute kommt.
Lercanidipin wird als alleiniger Wirkstoff in Monopräparaten unter speziellen Markennamen (z.B. Carmen®, Corifeo®) oder unter dem Eigennamen als Generikum angeboten sowie als fixe Kombination mit dem Blutdrucksenker und ACE-Hemmer Enalapril.
Tipps zur Einnahme
Wann tritt die Wirkung des Blutdrucksenkers Carmen ein?
Carmen® ist ein Präparat mit dem Wirkstoff Lercanidipin, einem Arzneimittel aus der Gruppe der Calcium-Antagonisten. Das Medikament wird primär bei Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder koronarer Herzkrankheit verschrieben wird.
Die Tabletten sollten regelmäßig (meist 1mal täglich) und über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Bei Erstverschreibung ist für Sie wichtig zu wissen: Die Wirkung kann einige Tage auf sich warten lassen. Bis der optimale blutdrucksenkende Effekt eingetreten ist, können sogar bis zu zwei Wochen vergehen.
Bitte haben Sie also bis zur Besserung Ihrer Symptome ein wenig Geduld und setzen Sie die Tabletten keinesfalls vorzeitig und eigenständig ab.
Warum soll man Lercanidipin (Carmen) vor einer Mahlzeit einnehmen?
Das Bluthochdruckmittel Lercanidipin (Handelsnamen: Carmen®, Corifeo®) muss mit ausreichendem Abstand vor einer Mahlzeit eingenommen werden. Damit wird sichergestellt, dass es in angmessener Menge aus dem Darm ins Blut übertreten kann.
Grund dafür sind die spezifischen Eigenschaften dieses fettlöslichen Wirkstoffs bei der Aufnahme und Verteilung im Körper. Eine Mahlzeit mit hohem Fettanteil sorgt für eine unerwünscht hohe Konzentration des Arzneimittels im Blut; um diesen Effekt zu vermeiden, sollte der Wirkstoff auf leeren Magen und nicht zu oder nach dem Essen genommen werden. Zudem sollte die Einnahme (auch bei anderen Medikamenten) grundsätzlich immer etwa zur gleichen Zeit erfolgen, um einen konstanten Wirkspiegel zu gewährleisten.
Am besten morgens, mindestens 15 Minuten vor dem Frühstück
Eine typische Empfehlung lautet deshalb, die Lercanidipin-Tabletten mindestens 15 Minuten vor dem Frühstück zu schlucken, unzerkaut mit einem Glas Wasser. Lercanidipin kann sich aufgrund seiner sehr guten Fettlöslichkeit im Körper anreichern und ein Depot bilden. Seine Wirkung hält deshalb über den Tag länger an als bei anderen (den wasserlöslichen) Kalziumkanalblockern, die schneller wieder ausgeschieden werden. Die Einnahme muss also zwar mit Beachtung eines Intervalls vor der nächsten Mahlzeit erfolgen, dafür aber nur einmal täglich.
Und was für viele Medikamente gilt: Grapefruitsaft sollten Sie während der Behandlungsdauer meiden.
Wann nicht?
Wann darf Lercanidipin (Carmen) nicht eingenommen werden?
Lercanidipin ist ein Kalziumantagonist der dritten Generation und wird zur Behandlung von leichtem bis mittelschwerem Bluthochdruck eingesetzt. In folgenden Situationen (Gegenanzeigen/Kontraindikationen) wird von der Einnahme abgeraten:
- in Schwangerschaft und Stillzeit
- bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren
- bei schweren Nieren- oder Leberfunktionsstörungen
- bei einer Herzgefäßerkrankung mit wechselnden oder zunehmenden Beschwerden (instabile Angina pectoris)
- im Zeitraum von einem Monat nach einem Herzinfarkt
- bei unbehandelter Herzleistungsschwäche (Herzinsuffizienz)
Vorsicht bei folgenden weiteren Medikamenten
Lercandipin (Handelsnamen: Carmen®, Corifeo®) sollte nicht gleichzeitig mit den folgenden Medikamenten und Substanzen eingenommen werden, da sie starke Hemmer des Enzyms CYP-3A4 und damit des Abbaus von Lercanidipin sind:
- Arzneimittel gegen Pilzinfektionen ( z.B. Ketoconazol, Itraconazol)
- bestimmte Antibiotika (vom Makrolid-Typ, z.B. Erythromycin, Troleandomycin)
- Arzneimittel gegen Virusinfektionen (z.B. Ritonavir bei AIDS)
- Ciclosporin (zur Verhütung von Abstoßungsreaktionen nach einer Transplantation)
- Grapefruitsaft
Quellen:
- Horsthemke S. Lercandipin. www.gelbe-liste.de.
- Álvarez C, Gómez E, Simón M, Govantes C, Guerra P, Frías J, García-Arieta A. Differences in lercanidipine systemic exposure when administered according to labelling: in fasting state and 15 minutes before food intake. Eur J Clin Pharmacol. 2012 Jul;68(7):1043-7. doi: 10.1007/s00228-012-1215-8. Epub 2012 Feb 1. PMID: 22294059.
- Zieglmeier, M. Lercanidipin und die Tücken der Pharmakokinetik (2017). www.deutsche-apotheker-zeitung.de.
- Bertsche, T. Schulz, M. Neue Arzneistoffe - Lacidipin und Lercanidipin (2002). www.pharmazeutische-zeitung.de.
- Gebrauchsinformation: Carmen® 10 mg und Carmen® 20 mg Filmtabletten (2021), Herausgeber: Berlin-Chemie AG.
Frage: Kann es erst nach 2 Monaten zu den Nebenwirkungen kommen? Liegt es evtl. am Diuretikum, das in Candesartan enthalten ist?
LG
Diuretika wirken entwässernd und werden häufig zur Behandlung bestehender Ödeme eingesetzt. Somit zählen Wassereinlagerungen eigentlich nicht zu den bekannten Nebenwirkungen, die Diuretika mit sich bringen können. Was die Ursache für die Beschwerden ist, können wir aus der Ferne leider nicht beurteilen. Das kann nur dein Arzt vor Ort.
Viele Grüße vom Navigator-Team
Du hast Recht, das Medikament wird eigentlich immer morgens eingenommen. 15 Minuten vor dem Frühstück. Bitte sprich die Einnahmezeit aber noch einmal mit Deinem Arzt ab. Wir kennen Deine Krankengeschichte und eventuelle Gründe, die gegen eine morgendliche Einnahme sprechen könnten nicht und können daher aus der Ferne keine Therapievorschläge machen.
LG vom Navigator-Team
MfG
leider müssen wir Sie bitten, sich mit diesen Fragen an Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin zu wenden. Da wir Ihre Krankengeschichte und sonstige Medikation nicht kennen, können wir - auch aus juristischen Gründen - keine verbindlichen Informationen hierzu geben.
Mit besten Grüßen, Ihre Navigator-Medizin-Redaktion
generell ist das in den meisten Fällen möglich. Aber es ist etwas Vorsicht geboten: Lercanidipin kann die blutdrucksenkende Wirkung von Azilsartan Medoxomil verstärken. Es kann also sein, dass der Blutdruck unter dieser Kombination stark abfällt. Daher sollte die Dosis unbedingt vom Arzt festegelegt und überwacht werden - auf keinen Fall sollten Sie auf eigene Faust verschiedene Medikamente kombinieren. Lieber mit dem Arzt besprechen, damit auch nichts schief geht.
Viele Grüße
vielen Dank für den wichtigen Hinweis. Wir haben in unserem Text den Abschnitt bezüglich des Zusammenhangs einer fettreichen Mahlzeit und der Aufnahme von Lercanidipin korrigiert.
Mit freundlichen Grüßen,
die Redaktion von Navigator-Medizin