Welchen Effekt hat das Medikament Verapamil (Isoptin®) auf Herz und Gefäße? Was sind mögliche Nebeneffekte des Kalziumblockers? Und wann sollte man das Arzneimittel lieber nicht einnehmen? Im folgenden Beitrag beantworten wir die wichtigsten Fragen zur Wirkung und zu den Nebenwirkungen.
Basiswissen
Bei welchen Herzkrankheiten ist Verapamil (Isoptin®) sinnvoll?
Dank der kombinierten Wirkung zählt Verapamil – mittlerweile ein Klassiker – nach wie vor zu den häufig verschriebenen Medikamenten im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es wird zur Behandlung folgender Krankheiten eingesetzt:
- Herzrhythmusstörungen (vor allem Vorhofflimmern)
- koronare Herzkrankheit (KHK)
- Bluthochdruck
- bestimmte Form von Herzmuskelschwäche (hypertrophe Kardiomyopathie)
- speziellen Kopfschmerz-Variante (Cluster-Kopfschmerzen)
Welche Arzneimittel enthalten Verapamil?
Verapamil wird unter verschiedenen Präparatenamen vertrieben, u.a. als
- Cordichin®
- Falicard®
- Isoptin®
- Tarka® (zusammen mit dem ACE-Hemmer Trandolapril)
- und in Form zahlreicher Generika (Veragamma®, Verapamil ratiopharm etc.).
Wirkung
Wie wirkt das Herzmedikament Verapamil (Isoptin®)?
Verapamil wird vor allem bei Durchblutungsstörungen am Herzen (koronare Herzkrankheit), Bluthochdruck und bei bestimmten Herzrhythmusstörungen verschrieben. Warum das so ist, wird klarer beim Blick auf den Wirkmechanismus.
Der Wirkmechanismus von Isoptin® ist recht komplex: Das Medikament ist ein Kalziumkanalblocker. Es beeinflusst die sogenannten Kalziumkanäle im Herzen und in den Blutgefäßen. Dadurch wird letzten Endes die Erregungsleitung im Herzen verlangsamt, zugleich werden die Blutgefäße weiter gestellt. Was aber viel wichtiger ist: Das führt zu einem ruhiger werdenden Herzschlag. Zudem sinkt der Blutdruck und die Herzdurchblutung wird verbessert.
Blockade der Kalziumkanäle
Der Wirkstoff Verapamil ist chemisch betrachtet ein Phenylalkylamin. Sein Wirkmechanismus beruht auf einer Bindung an spannungsabhängige Kalziumkanäle in Herzmuskelzellen und, zu einem geringeren Maß, in den glatten Muskelzellen der Gefäßwände. Dadurch wird der Einstrom von Kalziumionen ins Zellinnere gemindert, was zu einer Blockade dieses auf Ionenaustausch basierten Erregungssystems beruht.
Dadurch wird einerseits die Kontraktilität der Muskelzellen vermindert, also ihre Fähigkeit und Stärke sich zusammenzuziehen. Zum anderen wird die Erregungsausbreitung im Herz verzögert, vor allem an einer wichtigen Verbindungsstelle, dem AV-Knoten (Atrio-Ventrikular-Knoten). Schließlich werden auch noch die Gefäße geweitet, allen voran die Herzkranzgefäßen.
Einsatz u.a. bei Vorhofflimmern, KHK und Bluthochdruck
Das ist der etwas komplizierte biochemische Hintergrund für die Wirkungen von Verapamil: Das Medikament senkt die Schlagkraft und Schlagfrequenz des Herzens und es beruhigt und stabilisiert seine Schlagfolge, wenn es aus dem Takt geraten ist. Auch die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels wird verbessert und der Blutdruck gesenkt.
Medikamente vom Verapamil-Typ
Was sind Kalziumantagonisten vom Verapamil-Typ?
Diese auch als Phenylalkylamine bezeichneten Kalziumantagonisten wirken sowohl an den glatten Muskelzellen der Gefäße als auch an Herzmuskelzellen.
Sie eignen sich deshalb für die Behandlung des Bluthochdrucks, aber auch bei verschiedenen Herzkrankheiten, da sie die Schlagkraft senken und die Erregungsausbreitung beeinflussen. Sie können bei Angina pectoris und Herzrhythmusstörungen mit zu schnellem Herzschlag wie Vorhofflimmern eingesetzt werden.
Welche Wirkstoffe bzw. Medikamente sind Kalziumantagonisten vom Verapamil-Typ?
Wirkstoffe dieser Gruppe von Kalziumantagonisten (Phenylalkylamine) sind Verapamil und Gallopamil.
Die Handelsnamen lauten z.B. Isoptin®, Cardioprotect®, Falicard® und Gallobeta®.
Wie wirkt Verapamil (Isoptin®) gegen Bluthochdruck?
Verapamil gehört zu den Kalziumblockern. Diese Medikamente werden auch Kalziumantagonisten oder Kalziumkanalblocker genannt. Sie alle senken den Blutdruck, aber auf unterschiedlichem Weg. Bei Verapamil beruht der Effekt auf zwei Hauptwirkungen:
- Senkung der Herzfrequenz
- Erweiterung der Blutgefäße
Sowohl der langsamere Herzschlag als auch die weiteren Blutgefäße sorgen dafür, dass der Blutdruck sinkt.
Das Besondere an Verapamil
Verapamil wird vor allem bei verengten Herzgefäßen (koronare Herzkrankheit) und bei bestimmten Herzrhythmusstörungen verschrieben. Denn hier ist die Kombination aus der gefäßerweiternden und blutdrucksenkenden Wirkung von besonderem Vorteil.
Dass nicht alle Kalziumblocker auf die gleiche Weise funktionieren, hängt mit den biochemischen Unterschieden der verschiedenen Kalziumkanäle zusammen. Verapamil und die anderen Phenylalkylamine (so die chemische Bezeichnung der Wirkstoffe vom Verapamil-Typ) führen vor allem über die Verlangsamung und Abschwächung des Herzschlags zur Blutdruckabnahme. Deshalb wird Verapamil auch eher selten ausschließlich zur Blutdruckbehandlung eingesetzt.
Tipps zur Einnahme
Warum sollte ich Isoptin® am besten zu einer Fleischmahlzeit einnehmen?
Wichtig zu wissen: Das Medikament wirkt am besten, wenn es gleichzeitig mit etwas Fett in den Blutkreislauf gelangt. Einige Pharmakologen meinen sogar, dass Fleisch (Kassler, Pfeffersteak etc.) die Verwertung von Verapamil optimiert. Nun muss das selbstverständlich nicht sein. Zu viel Fleisch- und Fettgenuss ist ja auch aus anderen Gründen nicht zu empfehlen.
Nehmen Sie die Tablette aber in jedem Fall zu oder kurz nach einer Mahlzeit ein – und vermeiden Sie im Umkehrschluss einen leeren Magen bei Einnahme dieses Medikaments.
Wann nicht?
Verapamil-Tabletten: Welche anderen Medikamente und Nahrungsmittel sind dann nicht erlaubt?
Wenn Sie Verapamil verschrieben bekommen haben, sollten Sie die gleichzeitige Einnahme einiger Medikamente und Substanzen wegen der möglichen Verstärkung von Wirkungen oder Nebenwirkungen vermeiden. Die folgende Auswahl nennt die wichtigsten:
Vorsicht bei Betablockern und Cholesterinsenkern
- Betablocker wegen der Gefahr von Herzrhythmusstörungen und einer lebensgefährlichen Verlangsamung des Herzschlags;
- Simvastatin, Pravastatin und ähnliche Cholesterinsenker aus der Gruppe der "Statine" wegen erhöhtem Risiko einer (sehr selten auftretenden) schweren Muskelschädigung (Myopathie/Rhabdomyolyse);
- Loperamid (Durchfallmittel) wegen der Gefahr von schweren Atmungsstörungen;
- Diuretika (harntreibende Arzneimittel) wegen Verstärkung des blutdrucksenkenden Effekts;
- Grapefruithaltige Speisen und Getränke wegen möglicher Erhöhung des Plasmaspiegels von Verapamil.
Es gibt noch zahlreiche weitere potenzielle Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die im Beipackzettel aufgelistet werden. Hintergrund ist zumeist, dass die Abbaupfade zur Verstoffwechslung der verschiedenen Substanzen dieselben und entsprechend begrenzt sind. Das kann sich dann auf die Konzentration und Dauer der Wirkstoffpräsenz im Blut auswirken und Effekte in unerwünschter Weise hervorrufen, reduzieren oder verstärken.
Noch ein Hinweis für Raucher: Die Blutplasmaspiegel von Verapamil scheinen bei Rauchern um etwa ein Viertel niedriger zu liegen als bei Nichtrauchern. Das sollte bei der Dosierung berücksichtigt werden.
Isoptin®: Warum soll ich unbedingt auf das Durchfallmittel Loperamid verzichten?
In der Haus- und Reiseapotheke sollten Medikamente gegen Durchfall nicht fehlen. Häufig werden hier moderne Mittel wie Loperamid (Präparate z.B. Imodium akut®, Loperamid Stada® etc.) genommen. Wenn Sie aber gegen Ihre Herzerkrankung Verapamil (Präparat z.B. Isoptin®, Veramex®, Verabeta® o.a.) einnehmen, dürfen Sie Loperamid keinesfalls anwenden.
Beeinträchtigung der Atmung
Durch die Interaktion der beiden Medikamente kann es zu einer Atemabflachung kommen, in dessen Folge der Körper durch den nicht ausreichenden Gasaustausch ungenügend versorgt wird. Dass man dabei keinerlei Atemnot verspürt, macht die Situation noch tückischer.
Um diese gefährliche Wechselwirkung gänzlich auszuschließen, sollten Sie in dem Fall statt zu Loperamid also einfach zur ebenfalls bewährten Kohletablette greifen.
Kurz-Info zu den Medikamenten:
Der Wirkstoff Verapamil ist ein Arzneimittel aus der Gruppe der sogenannten Calcium-Antagonisten. Es wird eingesetzt bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die mit einer unzureichenden Sauerstoffversorgung des Herzmuskels einhergehen. Außerdem zur Therapie von Bluthochdruck sowie spezieller Störungen der Herzschlagfolge.
Loperamid ist ein Arzneistoff gegen Durchfallerkrankungen und zählt zu den Opioiden. Seine Wirkung entfaltet das Medikament aber primär lokal im Darm, weshalb es nicht mit den Effekten anderer Opiate verglichen werden kann.
Kohlekompretten bestehen aus medizinischer Kohle, d.h. absorbierendem, feinkörnigem Kohlenstoff. Anwendungsgebiet ist z.B. die Magen-Darm-Grippe.
Quellen:
- Kahle C, Alnouri N. Verapamil. 2020. Gelbe Liste Online. Herausgeber: Vidal MMI Germany GmbH.