Kann Cannabis gegen Schmerzen verschrieben werden? Und übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung? Antworten auf diese Fragen lesen Sie im folgenden Beitrag.
Basiswissen
Was genau ist Cannabis eigentlich?
Die Cannabispflanze (Cannabis sativa) gehört zur botanischen Gattung der Hanfgewächse und ist eine der ältesten bekannten Nutz- und Heilpflanzen. So wurde Hanf bereits 3000 v. Chr. in China für die Herstellung von Kleidern und Seilen verwendet. Doch nicht nur diese alltagstauglichen, praktischen Aspekte haben der Hanfpflanze zu früher Beliebtheit verholfen. Auch die berauschende Wirkung, die durch den Konsum von Cannabis sativa hervorgerufen wird, ist in Europa schon seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Dank dieses psychoaktiven Effekts zählt Cannabis seit den 1970er-Jahren in vielen westlichen Industrienationen nach Alkohol zu den meistgenutzten Rauschdrogen.
Von der Droge zum Medikament
Doch Cannabis kann mehr als nur zu berauschen. Seit 2017 wird Cannabis zudem in der Schulmedizin offiziell als Arzneimittel geschätzt. Dies liegt an den enthaltenen Cannabinoiden (unter anderem Cannabidiol (CBD) und Dronabinol (Tetrahydrocannabinol, THC)), die Menschen mit schweren Erkrankungen Linderung verschaffen können. Zu diesem Zweck werden heutzutage nicht nur die puren getrockneten Hanfblüten verordnet, sondern auch Cannabis-haltige Präparate wie Tropfen, Kapseln oder Mundsprays sind auf Rezept erhältlich.
Einsatzgebiet: von Multipler Sklerose bis Schmerztherapie
Cannabis-Blüten und Cannabinoid-haltige Arzneimittel werden hauptsächlich gegen chronische Schmerzen und bei Übelkeit im Rahmen einer Krebstherapie verschrieben. Schmerzen sind übrigens der häufigste Anlass für die Rezeptierung von Cannabis: 60 bis 70 % der Verordnungen dienen der schmerzstillenden Therapie.
Dronabinol, CBD und Co.: Rund um die Wirkstoffe der Cannabis-Pflanze
Welche medizinisch wirksamen Inhaltsstoffe enthält Cannabis?
Cannabis sativa ist reich an sekundären Pflanzenstoffen. Es wurden bereits mehr als 500 Substanzen in der Hanfpflanze nachgewiesen; hierzu zählen u. a. Cannabinoide, Terpene, Flavonoide, Vitamine und Hydrocarbone.
Für medizinische Zwecke spielen aktuell primär die Cannabinoide THC und CBD eine wichtige Rolle.
Dronabinol und Co.: Was sind Cannabinoide?
Viele verschiedene Substanzen gehören zur Stoffgruppe der Cannabinoide; sie werden von manchen Pflanzen, aber auch vom menschlichen Körper produziert; zudem ist auch die synthetische Herstellung für medizinische Zwecke möglich (z. B. des Cannabinoids Nabilon).
Pflanzliche Cannabinoide: Schutzschild gegen Schädlinge und Krankheitserreger
Interessant ist auch die Funktion, welche die Cannabinoide bei der Hanfpflanze erfüllen. Sie dienen nämlich als Abwehrmittel gegen Fressfeinde und fördern die Gesundheit der Cannabis sativa, indem sie Krankheitserreger wie Bakterien und Pilze bekämpfen.
Wirkstoffreiche Blüten
Doch nicht jeder Teil der Cannabis sativa weist einen hohen Gehalt an CBD und Dronabinol auf. Die Cannabinoide, die in einem klebrigen Harz der Pflanze enthalten sind, werden vor allem von Drüsen an den Blütenständen der weiblichen Hanfpflanze produziert (ja, Sie haben richtig gelesen, es gibt männlichen und weiblichen Hanf).
THC und CBD als Arzneimittel
Übrigens lassen sich mehr als 100 verschiedene Cannabinoide in Cannabis sativa nachweisen; aber nicht alle sind von therapeutischem Nutzen. Für den medizinischen Einsatz haben sich zwei Wirkstoffe als vorteilhaft herauskristallisiert: Tetrahydrocannabinol (THC, auch bekannt als Dronabinol) und Cannabidol (CBD). Es wird des Weiteren vermutet, dass sich die beiden Cannabinoide in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken und ergänzen.
Was ist der Unterschied zwischen Cannabidiol (CBD) und Dronabinol (THC)?
Beide zählen zu den Cannabinoiden, den medizinisch wirksamen Inhaltsstoffen der Cannabis-Pflanze. Doch die Effekte, die CBD und Dronabinol auf den menschlichen Körper haben, unterscheiden sich signifikant voneinander:
- Dronabinol ist primär schmerzlindernd, krampflösend und appetitfördernd. Es ist auch der berauschendste Inhaltsstoff der Cannabispflanze.
- CBD wirkt überwiegend angstlösend, beruhigend und evtl. entzündungshemmend. Im Gegensatz zu Dronabinol löst es keinen Drogenrausch aus. CBD-Produkte aus Nutzhanf, die nur einen äußerst geringen THC-Gehalt aufweisen (z. B. CBD-Cremes und -Öle) werden nicht als Arzneimittel deklariert und sind somit im Gegensatz zu Cannabis (Dronabinol) freiverkäuflich.
Was bewirken Cannabinoide im menschlichen Körper?
Cannabinoide fungieren als Botenstoffe und spielen bei vielen Körperfunktionen eine bedeutende Rolle. Sie docken an Rezeptoren an, die sich z. B. auf unseren Nerven- und Immunzellen befinden.
Je nachdem, welches Cannabinoid zugeführt wird, werden verschiedene Subgruppen der Cannabis-Rezeptoren aktiviert. Hierauf beruhen auch die unterschiedlichen Effekte des Dronabinols und CBDs.
Cannabinoid-Produktion im Körper
Übrigens werden Cannabinoide nicht nur von der Cannabis-Pflanze synthetisiert. Auch der menschliche Körper selbst stellt sogenannte Endocannabinoide her; sie dienen als Neurotransmitter und haben eine ganze Reihe an Aufgaben. Einige hiervon sind die Regulierung der geistigen Leistungsfähigkeit, der Emotionen und der Schmerzwahrnehmung. Darüber hinaus beeinflussen sie auch unsere Koordination und Körperhaltung.
Anwendungsbereiche
Bei welchen Krankheiten und Beschwerden wird Cannabis (Dronabinol) verschrieben?
Laut Gesetz kann Cannabis zur Behandlung schwer kranker Menschen verwendet werden, wenn die Betroffenen
- von einer Therapie mit Cannabis profitieren könnten und
- wenn klassische Therapieformen versagen, nicht vorhanden sind oder von den Betroffenen nicht vertragen werden.
Sie sehen also, es gibt keine genauen Angaben zu einzelnen Krankheiten, bei denen die Rezeptierung von Cannabis empfohlen wird. Deshalb kann Dronabinol bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt werden, mit mehr oder minder gut erforschter Effektivität.
Für einige Erkrankungen liegen aber schon recht aussagekräftige Daten vor, die für eine Wirksamkeit von Cannabis sprechen; hierzu zählen u. a.:
- chronische Schmerzen (vor allem Nervenschmerzen)
- Spastizität bei Multipler Sklerose und Paraplegie
- Epilepsie
- Appetitverlust und Gefahr von Untergewicht aufgrund einer Tumorerkrankung oder AIDS
- Übelkeit und Erbrechen als Folge einer Chemotherapie bei Krebs
Zu den weiteren, zum Teil weniger erprobten Einsatzgebieten gehören u. a.:
- Angst- und Schlafstörungen
- Tourette-Syndrom
- ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom)
Anwendungsformen und Einnahme: Tabletten, Spray, Tropfen oder Natur pur
In welcher Form wird Cannabis (Dronabinol) verordnet?
Heutzutage sind neben den reinen Blütenständen der Cannabis sativa auch andere Zubereitungsformen erhältlich. Eine Datenerhebung aus dem Jahr 2020 zeigt, welche Cannabispräparate in Deutschland am häufigsten verordnet werden:
- Dronabinol-Tropfen (reines Dronabinol, macht 65 % der Verschreibungen aus)
- Cannabis-Blüten (18 %)
- Sativex® Mundspray (Stoffgemisch aus Dronabinol und CBD, 13 %)
- Cannabis-Vollextrakte (4 %)
- Canemes® Kapseln (enthält Nabilon, ein dem Dronabinol ähnliches synthetisches Cannabinoid, 0,3 %)
Inhalatives und orales Cannabis: spezielle Eigenschaften und korrekte Verwendung
Welches Cannabis-Produkt für wen?
Von welcher Darreichungsform bzw. Cannabinoid-Kombination Sie am meisten profitieren, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So sind zum Beispiel der gewünschte Effekt und die voraussichtliche Behandlungsdauer wichtig. Auch ist zu beachten, wie rasch die Wirkung eintreten soll. Wie die verschiedenen Cannabis-Verabreichungsformen wirken, haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst:
- Die inhalative Cannabis-Anwendung verhilft zur schnellen Symptomlinderung.
- Die orale Einnahme bekämpft Beschwerden über einen längeren Zeitraum und dient meist als Basistherapie.
- Soll primär der Appetit gefördert oder Schmerzen gelindert werden, kommen Dronabinol-haltige Präparate zum Einsatz.
- Ist das Ziel ein antikonvulsiver, beruhigender und angstlösender Effekt, wird auf einen hohen CBD-Gehalt geachtet.
- Gerne wird auch ein Mischpräparat aus Dronabinol und CBD genutzt, um von den Qualitäten beider Cannabinoide zu profitieren. So kann z. B. zur Therapie von Spastiken bei Multipler Sklerose das Mundspray Sativex® verordnet werden, das sowohl Dronabinol als auch CBD enthält.
Inhalativ vs. oral: Was ist besser?
Eine häufige Frage ist, ob die Wirkstoffe der Cannabis-Pflanze besser inhaliert oder oral als Kapseln/Tropfen eingenommen werden sollten. Leider lässt sich dies nicht pauschal beantworten, denn viele Faktoren spielen hierbei eine Rolle. Zum Beispiel wird die orale Aufnahme oft als Dauertherapie bevorzugt, weil die Cannabis-Wirkung über einen langen Zeitraum bestehen bleibt. Allerdings tritt der Effekt nach der Einnahme etwas verzögert ein, da die Cannabinoide erst über den Verdauungstrakt resorbiert werden müssen.
Wird aber eher die schnelle Symptomlinderung gewünscht, fällt die Wahl meist auf die inhalative Therapie; durch das Einatmen der Cannabinoide gelangen die Wirkstoffe in die Lunge und können hier weitaus schneller aufgenommen werden als über den Magendarmtrakt.
Wie und wann werden Cannabis-Blüten angewandt?
Die getrockneten Hanfblüten enthalten neben anderen Substanzen vor allem Dronabinol und CBD. Damit diese Cannabinoide ihre Wirkung entfalten können, müssen die Pflanzenteile auf 180 bis 210 °C erhitzt werden. Dies gelingt mit einem medizinischen Vaporisator. Durch das Erwärmen steigt aus den Blüten ein Dronabinol- und CBD-haltiger Dampf auf, der schließlich inhaliert wird.
Wichtig: langsame Dosissteigerung
Essenziell bei der inhalativen Therapie ist eine schrittweise Aufdosierung: Die Behandlung wird z. B. mit 25–50 mg Cannabis-Blüten gestartet. Abhängig von der Verträglichkeit kann nach eins bis drei Tagen die Menge um ca. 2,5–5 mg Dronabinol erhöht werden (abhängig von der Sorte entspricht das 25–100 mg Hanfblüten). Als Tagesdosis reichen durchschnittlich 0,2–3 g einer Dronabinol-reichen Cannabissorte aus.
Cannabis-Blüten: Wenn es schnell gehen muss
Cannabis-Blüten werden gerne verordnet, wenn ein rascher Wirkungseintritt gewünscht ist. Der Effekt tritt innerhalb kürzester Zeit ein, flaut aber auch recht bald wieder ab.
Cannabis-Vollextrakt: Wie wende ich es an und wann wird es empfohlen?
Analog zu den Cannabis-Blüten enthalten Vollextrakte die beiden Cannabinoide Dronabinol und CBD. Die öligen Extrakte werden aus der Hanfpflanze gewonnen und werden oral eingenommen. Im Gegensatz zu den Blüten müssen sie nicht mehr erhitzt werden, da die Cannabinoide bereits während des Herstellungsprozesses aktiviert wurden.
Einschleichende Dosisfindung
Die tägliche Tropfenzahl der Cannabis-Vollextrakte wird so lange Schritt für Schritt erhöht, bis Ihre Beschwerden unter Kontrolle sind.
Vollextrakt zur Basistherapie
Cannabis-Tropfen entfalten ihre Wirkung erst, nachdem sie über den Darm vom Körper resorbiert wurden. Demzufolge dauert es eine Zeit lang, bis erste Effekte eintreten. Ähnlich den Retard-Medikamenten ist die Wirkung zwar leicht verzögert, hält dafür aber über eine längere Zeitspanne an. Deshalb werden Vollextrakte wie auch Dronabinol-Tropfen eher zur Basistherapie eingesetzt.
Was ist der Vorteil von Fertigpräparaten gegenüber natürlichem Cannabis?
Ein deutlicher Benefit von Kapseln, Mundspray und Co. ist die bessere Dosierbarkeit. Bei der Anwendung von pharmazeutischen Fertigarzneimitteln wissen Sie ganz genau, wie viel Dronabinol oder CBD Sie einnehmen. Anders verhält es sich bei Cannabis-Blüten oder -Vollextrakten. Hier kann sich die Konzentration der jeweiligen Cannabinoide von Mischung zu Mischung unterscheiden. Dies erschwert eine einheitliche, konstante Einnahmemenge einzuhalten und erhöht die Gefahr einer Über- oder Unterdosierung.
Wirkung
Stimmt es, dass Cannabis gegen Schmerzen wirkt?
Ja, es gibt einige synthetisch hergestellte Cannabis-Abkömmlinge, für die ein schmerzlindernder Effekt nachgewiesen ist. Darunter auch das Dronabinol, das gegen schwere Schmerzen verschrieben werden darf.
Allerdings muss der Arzt dafür – ähnlich wie bei Opioiden (Morphin u. a.) – ein Betäubungsmittelrezept ausstellen.
Cannabis: Vorteile in der Schmerztherapie und Einfluss auf den Verlauf der Multiplen Sklerose
Was sind die Vorteile von Cannabis (Dronabinol, THC) zur Schmerzbehandlung?
Dass die Hanfpflanze und das Cannabinoid Dronabinol gegen chronische Schmerzen eingesetzt werden, hat gute Gründe: Vor allem soll hierdurch die Dosis anderer schmerzlindernder Medikamente gesenkt werden. Zu diesen zählen oft potenziell nebenwirkungsreiche, starke Schmerzmittel wie etwa Opioide. Des Weiteren lässt sich häufig die Menge der Begleitmedikamente reduzieren, die zur Unterstützung der Schmerztherapie eingesetzt werden. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass Cannabis als Schmerzmittel relativ nebenwirkungsarm und bei sachgemäßem Gebrauch meist gut verträglich ist.
Hat Cannabis (Dronabinol) einen Effekt auf den Verlauf von progredienter MS?
Nein, bei progredienter Multipler Sklerose kann das Cannabinoid Dronabinol offenbar keine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs bewirken. Dies ist das Ergebnis der sogenannten CUPID-Studie, die gerade im Fachblatt Lancet veröffentlicht wurde.
Hintergrund der Untersuchung waren vereinzelte wissenschaftliche Hinweise und Vermutungen, dass Cannabis nicht nur Symptome lindert, sondern auch ein Neuronen schützendes Potential besitzen könnte.
In dem Versuch wurden 498 Patienten zwischen 18 und 65 Jahren mit primärer oder sekundärer MS einbezogen. Nach einem Zufallsprinzip bekamen zwei Drittel der Teilnehmer über 36 Monate den Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC), während ein Drittel in diesem Zeitraum ein Placebo bekam. Der Krankheitsverlauf wurde mithilfe sorgfältiger Untersuchungen, MRT-Aufnahmen sowie der Entwicklung der EDSS-Skala kontrolliert.
Die Ergebnisse aus den 27 teilnehmenden britischen MS-Zentren zeigten übereinstimmend, dass das Voranschreiten der Erkrankung durch Dronabinol nicht relevant vermindert werden konnte.
Kommentar zur Studie
Wenn es eine Studie in das äußerst renommierte Fachblatt Lancet schafft, hat sie meist „Hand und Fuß“. So ist am Studienaufbau auch nichts auszusetzen: multicenter, doppelblind, placebokontrolliert, randomisiert…das sind in der Wissenschaft wichtige Kriterien für möglichst große Objektivität. Und mit fast 500 Teilnehmern ist sie auch durchaus aussagekräftig. Und endlich wird auch mal wieder die Therapierbarkeit der wissenschaftlich ja eher seltener untersuchten progredienten MS-Formen unter die Lupe genommen.
Umso ernüchternder sind die Ergebnisse! Man hätte sich andere, positivere Resultate gewünscht. Gerade, da Cannabis immer wieder auch von Forscherseite sogenannte neuroprotektive Eigenschaften nachgesagt werden. Eine umfassende krankheitsverzögernde Wirkung wäre nach dieser Studie demnach aber leider eher unwahrscheinlich.
Man muss allerdings sagen, dass Langzeitstudien über mehrere Jahre – gerade bei einem eher seltenen und sehr heterogenen Krankheitsbild – auch bei größter Sorgfalt immer fehleranfällig sind. Unregelmäßige Medikamenteneinnahme, verzögerte Untersuchungstermine, Ausscheiden aus diversen Gründen – all diese Faktoren sind über einen Zeitraum von 36 Monaten kaum gänzlich kontrollierbar. Ganz zu schweigen davon, dass man nicht weiß, wie sich die Krankheit in jedem Einzelfall ohne Behandlung entwickelt hätte. Vielleicht entfallen einem dann auch Effekte, die knapp unterhalb der erwarteten und erwünschten Wirkungen liegen.
Nichtsdestotrotz steht der wirkliche Durchbruch bei den progredienten Formen der Multiplen Sklerose aber ganz offenbar noch aus.
Cannabis-Präparate: schnellste und stärkste Wirkung
Welches Cannabis-Präparat wirkt am schnellsten?
Je nachdem, wie Sie Cannabis (Dronabinol) einnehmen, kann der Effekt unterschiedlich lange auf sich warten lassen. Am raschesten scheint die Inhalation des Dampfes zu wirken, der beim Erhitzen der Cannabis-Blüten entsteht. Diese Anwendungsform führt bereits nach wenigen Minuten zu einer Linderung der Beschwerden.
Wird dagegen Cannabis oral, z. B. als Tropfen oder Kapseln eingenommen, tritt ein Effekt erst nach 30 bis 90 min ein.
Welches Cannabis-Präparat ist das effektivste?
Ob nun Cannabis-Blüten, -Vollextrakt, -Spray oder -Kapseln – es ist schwer zu sagen, was davon nun am besten wirkt, da viele Aspekte eine Rolle spielen.
Zu berücksichtigen ist zum einen die Dosis: Je höher der Gehalt an Dronabinol ist, umso stärker sollte der Effekt sein. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Zeit bis zum Wirkungseintritt; so bessern sich Beschwerden durch die Inhalation des Cannabis-Dampfes rascher, als wenn Tropfen oder Kapseln oral eingenommen werden. Auch die Wirkungsdauer ist nicht zu vernachlässigen: Der Cannabis-Effekt bleibt nach der Inhalation bis zu vier Stunden bestehen. Bei der oralen Anwendung ist normalerweise mit einer längeren Wirkung zu rechnen.
Fazit
Es gibt kein „bestes“ Cannabis-Präparat, da es sich bei dieser Therapie um eine sehr individuelle Behandlungsform handelt und sich die therapeutischen Ziele von Person zu Person unterscheiden. So mag für den einen z. B. die Priorität ein möglichst schneller Effekt der Cannabis-Therapie sein, für den anderen ist dies vielleicht nur nebensächlich und eine langandauernde Symptomlinderung ist bedeutender.
Verschreibung
Welche Cannabis-Präparate sind verschreibungsfähig?
Laut der aktuellen Gesetzeslage (Stand 2023) darf Personen mit einer schweren Erkrankung Cannabis in Form von getrockneten Blüten, Extrakten, Dronabinol- und Nabilon-haltiger Arzneimittel rezeptiert werden.
Verordnung von Cannabis: Arztkontakt, rezeptierte Menge und Kostenübernahme
Welcher Arzt kann mir ein Rezept für Cannabis (Dronabinol) ausstellen?
Prinzipiell darf Ihnen jeder Mediziner (außer Tier- und Zahnärzte) Cannabis verschreiben, wenn er über Betäubungsmittelrezepte verfügt. Eine gesonderte Zusatzqualifikation ist nicht erforderlich.
Sie sollten aber bedenken, dass Ihnen eher ein Arzt Cannabis (Dronabinol) verordnen wird, der auch ausreichend erfahren in der Behandlung mit dem Wirkstoff ist und Ihre Krankengeschichte hinreichend kennt. Erwägen Sie also z. B. bei chronischen Schmerzen eine Cannabis-Therapie, sprechen Sie am besten Ihren Hausarzt oder einen Facharzt auf dieses Thema an, in dessen Behandlung Sie sich aufgrund der Beschwerden schon länger befinden.
Wie viel Cannabis (Dronabinol) darf mir der Arzt verordnen?
Die Menge an medizinischem Cannabis, die Ihnen rezeptiert werden kann, ist per Gesetz geregelt (Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV), § 2 Absatz 1):
Pro Person dürfen monatlich maximal 100 Gramm getrocknete Cannabis-Blüten oder -Extrakt mit einem THC-Gehalt von 1.000 Milligramm verschrieben werden. Bei der Einnahme von reinem Dronabinol ist die Höchstmenge auf 500 mg beschränkt.
Ausnahmen von dieser Regel sind unter Umständen möglich, etwa wenn es sich um eine dauerhafte Cannabis-Therapie handelt und von einem zuverlässigen, verantwortungsbewussten Umgang des Betroffenen mit der Substanz auszugehen ist.
Wird Cannabis und Dronabinol als Schmerzmittel von den Krankenkassen erstattet?
Die schmerzlindernde Wirkung der Hanfpflanze und des Cannabis-Abkömmlings Dronabinol bei schweren Schmerzen ist zwar nachgewiesen und es darf auch vom Arzt (auf einem sogenannten Betäubungsmittelrezept) verschrieben werden.
Allerdings sind die Kassen nicht verpflichtet, die Kosten dafür zu übernehmen. Deshalb ist es bei einer geplanten Behandlung mit Cannabis oder Dronabinol sinnvoll, sich vorher mit der Krankenkasse über die Kostenerstattung zu verständigen.
Wann nicht?
Kann ich in der Schwangerschaft oder Stillzeit Cannabis (Dronabinol) nutzen?
Schwangere und stillende Frauen sollten möglichst kein Cannabis zu sich nehmen. Denn mehrere Studien belegen, dass der Cannabis-Konsum dem Kind schaden kann: So wurde z. B. eine gestörte geistige Entwicklung, eine reduzierte Körper- und Schädelgröße und ein niedriges Geburtsgewicht bei Kindern von Cannabis konsumierenden Müttern beobachtet.
Wechselwirkungen
Verträgt sich Cannabis mit meinen Medikamenten?
Eine Kombination von Cannabis mit anderen Arzneimitteln kann zu Wechselwirkungen führen. Insbesondere bei der gleichzeitigen Einnahme der folgenden Substanzklassen sind Nebenwirkungen, aber auch ein gegenseitiger Wirkungsverlust oder eine Wirkungsverstärkung möglich:
- Blutdrucksenker
- Gerinnungshemmer
- Antibiotika
- Schmerzmittel (unter anderem Aspirin und Ibuprofen)
- Beruhigungsmittel
Lesen Sie am besten den Beipackzettel Ihres Cannabis-Präparates und besprechen Sie Ihre Basismedikation mit Ihrem behandelnden Arzt, um Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Präparaten zu vermeiden.
Wissenswertes
Was sind die häufigsten Gründe für die Verschreibung von Cannabis?
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat untersucht, bei welchen Erkrankungen Cannabis besonders oft verordnet wird. Die Auswertung der Jahresdaten von 2017 bis 2020 zeigte, dass Cannabis zumeist aufgrund von Schmerzen, Tumorerkrankungen, Spastik und Anorexie/Wasting-Syndrom rezeptiert wurde.
Was kostet die Cannabis-Therapie?
Die Preise, die für medizinischen Cannabis gezahlt werden, sind höher, als so mancher denken mag: Die monatlichen Ausgaben für eine Therapie mit Hanfblüten liegen je nach konsumierter Menge zwischen 300 und 2.200 Euro. Etwas weniger kostspielig sind Fertigarzneimittel mit Dronabinol; die Kosten werden hier auf 70 bis 500 Euro geschätzt.
Sind Cannabinoide auch in anderen Pflanzen enthalten?
Ja, Cannabis sativa ist nicht die einzige Pflanze, die Cannabinoide produziert. Eine schweizerische Forschungsgruppe konnte kürzlich nachweisen, dass die sogenannten N-Isobutylamide (Cannbinoid-Mimetika) der Echinacea-Pflanze ähnlich wie Cannabinoide wirken. Allerdings beschränkt sich ihr Effekt auf das Immunsystem; die Nervenzellen des Gehirns bleiben von ihnen unbeeinflusst.
Quellen:
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- THC und CBD: Wo liegen die Unterschiede? (2020). Herausgeber: El Pato Medien GmbH. www.apotheke-adhoc.de.
- Kirsch, V. 5 Jahre Medizinisches Cannabis auf Rezept – die wichtigsten Fragen und Antworten (2022). www.deutsche-apotheker-zeitung.de.
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- Dronabinol – der Wirkstoff im Hanf (2002). Herausgeber: Deutsche Apotheker Zeitung. www.deutsche-apotheker-zeitung.de.
Irmgard Von der Herb