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Auch wenn eine Behandlung mit Cannabis (Dronabinol) meist gut vertragen wird, sind unerwünschte Begleiterscheinungen nicht gänzlich auszuschließen. Anders als bei so manch anderer medikamentösen Therapie sind neben körperlichen auch psychische Folgen möglich. Selten kann sich dies als Abhängigkeit oder „Cannabis-Psychose“ (schizophrene Psychose) bemerkbar machen.

Akute und langfristige Folgen

Aber nicht nur zwischen körperlichen und psychischen Begleiterscheinungen wird unterschieden, sondern auch bezüglich des zeitlichen Verlaufs: Einige Nebenwirkungen treten frühzeitig kurz nach Therapiebeginn auf, andere hingegen sind erst die Folge eines längeren Cannabis-Konsums.

Einflussfaktoren: Therapiedauer, Dosis und Gewöhnung

Des Weiteren wird die Ausprägung der Nebenwirkungen durch die Einnahmedauer und Dosierung beeinflusst. Zudem treten bei der regelmäßigen Cannabis-Nutzung Gewöhnungseffekte auf; sie bewirken, dass die meisten negativen Effekte der Therapie nur von kurzer Dauer sind.

Cannabis-Folgen: Was ist dran an Abhängigkeit, Schizophrenie, Unfruchtbarkeit und Co.?

Was sind frühe mögliche Nebenwirkungen des Cannabis-Konsums?

Zu den frühzeitigen psychischen und körperlichen Effekten von Cannabis zählen:

  • Verstimmung bis hin zur Depression
  • Angst
  • Halluzinationen und gestörte Zeitwahrnehmung
  • Empfinden eines Kontrollverlustes
  • reduzierte geistige Leistungsfähigkeit
  • Gedächtnis- und Denkstörungen (vor allem sogenannte Ideenflucht)
  • Beeinträchtigung der körperlichen Motorik
  • Müdigkeit
  • Schwindel
  • Herzkreislaufstörungen (Blutdruckabfall, Herzrasen): Für Personen, die bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden, kann sich das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen.
  • Mundtrockenheit und verminderter Tränenfluss
  • verwaschene Sprache
  • Muskelentspannung
  • Appetitsteigerung
  • selten Übelkeit und Kopfschmerzen

Meist nur von kurzer Dauer

Die genannten potenziellen Begleiterscheinungen der Cannabis-Behandlung sind zwar unangenehm, vergehen aber normalerweise innerhalb kurzer Zeit von allein. Spätestens nach drei Tagen sollten sie rückläufig sein.

Cannabis-Konsum: Wie steht es um die Drogenabhängigkeit?

Nach den ersten Tagen oder Wochen gewöhnt sich der Körper allmählich an die zugeführten Cannabinoide und entwickelt ihnen gegenüber eine Toleranz. Dies ist einer der Gründe, warum eine langfristige Einnahme von Cannabis – wenn auch selten – psychisch abhängig machen kann.

Allerdings hat der Gewöhnungseffekt auch seine Vorteile: Viele der frühen Begleiterscheinungen können zurückgehen. So reduzieren sich u. a. die psychischen, motorischen und kardiovaskulären Auswirkungen. Aber leider sinken auch wünschenswerte Effekte wie etwa die Linderung des Brechreizes z. B. als Folge einer Chemotherapie.

Nach der Cannabis-Therapie: Welche Entzugssymptome drohen?

Vielen Personen, die Cannabis aufgrund einer schweren Erkrankung einnehmen, ist die negative Seite der Gewöhnung, nämlich die Suchtentstehung, verständlicherweise zunächst unwichtig; für sie ist primär entscheidend, dass Schmerzen und Beschwerden gelindert werden. Eine Abhängigkeit bei medizinischer Cannabis-Nutzung ist zwar selten, aber nicht ausgeschlossen. Deshalb können gegebenenfalls Entzugssymptome beim Beenden der Cannabis-Therapie auftreten; hierzu zählen:

  • Schlaflosigkeit
  • Unruhe und Reizbarkeit
  • Appetitlosigkeit
  • verstärkter Speichelfluss
  • vermehrtes Schwitzen
  • Durchfall
Kann der Cannabis-Konsum zur Schizophrenie führen?

Vermutlich ja, aber nur selten. Die sogenannte „Cannabis-Psychose“ als eine potenzielle Nebenwirkung des Cannabis-Konsums ist nichts Neues und schon als mögliche Folge der illegalen Nutzung der Hanfpflanze als Droge bekannt.

Es wird davon ausgegangen, dass Cannabis die Gefahr, im Erwachsenenalter an einer Schizophrenie zu erkranken, verdoppelt. Betroffen sind überwiegend Menschen, die bereits anfällig für eine psychische Erkrankung sind. Bei einer solchen Konstellation kann Cannabis den Ausbruch einer schizophrenen Psychose fördern oder beschleunigen.

Macht Cannabis unfruchtbar?

Ein negativer Effekt des Hanf-Konsums auf die Fruchtbarkeit von Männern ist durchaus möglich. Eine Forschungsarbeit, welche die männliche Fertilität unter dem Einfluss von Cannabis untersuchte, kam zu folgenden Ergebnissen:

  • Die Spermienzahl sinkt.
  • Es wurden abnorm geformte Spermien nachgewiesen.
  • Die Beweglichkeit und Lebensfähigkeit der Spermien ist reduziert.
  • Die Befruchtungskapazität wird eingeschränkt.

Effekt auf Libido, Erektionsfähigkeit und Eisprung

In tierexperimentellen Studien wurde Cannabis auch mit einer Schrumpfung der Hoden (Hodenatrophie), verminderter Libido und Potenz assoziiert. Auch wurde die Auswirkung des Cannabis-Konsums auf den Hormonhaushalt von Männern und Frauen erforscht; die Studienresultate lassen vermuten, dass eine gestörte Spermienproduktion und das Ausbleiben des Eisprungs mögliche Konsequenzen der Cannabis-Nutzung sind.

Fazit zu den Nebenwirkungen unter Cannabis

Auch wenn sich diese möglichen langfristigen Nebenwirkungen alles andere als harmlos anhören, sollten Sie Folgendes bedenken: Bei einer rein medizinischen Verwendung, deren Dosierung und Anwendungshäufigkeit ärztlich reguliert wird, sind die Gefahren einer Cannabis-Sucht oder -Psychose nur gering. Umsichtig angewandt und nicht missbraucht sind Cannabinoide durchaus eine wertvolle Ergänzung der bekannten Therapeutika und können vielen Menschen bei der richtigen Indikation in schweren Erkrankungsphasen helfen. Vorteile und Nachteile müssen aber – wie bei jedem Medikament – gegeneinander abgewogen werden.

Wie lässt sich das Risiko für Nebenwirkungen reduzieren?

Mit Geduld – denn beim Auftreten von Begleiterscheinungen der Cannabis-Therapie spielt die Dosis eine entscheide Rolle. Deshalb sollten Sie zunächst nur eine geringe Menge des jeweiligen Präparates einnehmen; dies gilt auch bei der Anwendung von Cannabisblüten und -extrakten. Je nach Verträglichkeit wird dann die Dosierung Schritt für Schritt erhöht, bis die optimale Wirkung, hoffentlich ohne Nebenwirkungen, erreicht wird.

Cannabis auf Rezept: Darf ich dann noch Autofahren?

Eine gute Frage, die aber nicht so einfach mit ja oder nein zu beantworten ist.

Prinzipiell hat Cannabis einen negativen Effekt auf die Verkehrstüchtigkeit. Deshalb droht beim Führen eines Fahrzeuges unter dem Einfluss von Cannabis eine Strafanzeige und evtl. der Führerscheinentzug. Dies gilt immer noch uneingeschränkt bei illegalem Cannabis-Konsum. Nachdem Cannabis aber zur medizinischen Verwendung legalisiert wurde, gilt folgende Regel: Personen, denen Cannabis rezeptiert wurde, dürfen am Straßenverkehr teilnehmen, wenn ihre Fahrtauglichkeit nicht eingeschränkt ist. Das heißt, die Therapie darf Sie nicht beeinträchtigen. Sollten Sie sich aber z. B. aufgrund einer neuen Dosiseinstellung unsicher fühlen oder berauschende Nebenwirkungen bemerken, dürfen Sie sich nicht hinters Steuer setzen.

Nachweis über medizinische Notwendigkeit kann Ärger ersparen

Schwierig kann es werden, wenn bei einer Verkehrskontrolle ein Drogentest verlangt wird und er bei Ihnen positiv ausfällt; der Polizeibeamte kann nämlich nicht beurteilen, ob Sie tatsächlich aus gesundheitlichen Gründen Cannabis anwenden dürfen. Damit Sie hier nicht in Erklärungsnot geraten, sollten Sie eine ärztliche Bescheinigung mit sich führen, welche die Einnahme von Cannabis zu medizinischen Zwecken bestätigt.

Quellen:

  • FAQ-Liste zum Einsatz von Cannabis in der Medizin. Herausgeber: Bundesärztekammer. www.bundesaerztekammer.de.
  • Effect of dronabinol on progression in progressive multiple sclerosis (CUPID): a randomised, placebo-controlled trial. The Lancet Neurology, 13 July 2013.
  • Cannabispatienten dürfen Auto fahren (2017). Herausgeber: Ärzteblatt. www.aerzteblatt.de.
  • Schmidt-Wolf G, Cremer-Schaeffer P. Interim Results of the Survey Accompanying the Prescription of Cannabis-Based Medicines in Germany Regarding Dronabinol. Dtsch Arztebl Int. 2021 Mar 12;118(10):177-178. doi: 10.3238/arztebl.m2021.0125. PMID: 34024319; PMCID: PMC8220028.
  • Chicca, A., Raduner, S., Pellati, F., Strompen, T., Altmann, K., Schoop, R., & Gertsch, J. (2009). Synergistic immunomopharmacological effects of N-alkylamides in Echinacea purpurea herbal extracts. International immunopharmacology, 9 7-8, 850-8.
  • Kretschmer C. Cannabis und Cannabinoide in der Schmerztherapie (2021). www.gelbe-liste.de.
  • Medizinisches Cannabis vs. CBD-Öle (2023). Herausgeber: Witzleben Apotheke. https://witzleben-apotheke.de.
  • Arzneimittel-Verordnung: Cannabis - was Ärzte bei der Verordnung wissen müssen (2023). Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) www.kbv.de.
  • Von Wachter, M.Cannabis in der Schmerzbehandlung (2019). www.schmerzgesellschaft.de.
  • Cannabinoide. Herausgeber: Lumitos AG. www.chemie.de.
  • Müller, AK. Cannabis bei Krebs – Berechtigter Einsatz in der Schmerztherapie? (2022). www.krebsgesellschaft.de.
  • THC und CBD: Wo liegen die Unterschiede? (2020). Herausgeber: El Pato Medien GmbH. www.apotheke-adhoc.de.
  • Kirsch, V. 5 Jahre Medizinisches Cannabis auf Rezept – die wichtigsten Fragen und Antworten (2022). www.deutsche-apotheker-zeitung.de.
  • Fischer, A. Cannabisblüten vs. Extrakte  – Konsequenzen für die ärztliche Praxis (2023). www.der-niedergelassene-arzt.de.
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  • Wohlers, K. Canna­bis: Medizin für Schwer­kranke - ein Über­blick (2019). www.tk.de.
  • Wohlers, K. Neben­wir­kun­gen: akut und lang­fristig (2019). www.tk.de.
  • Wohlers, K. Indi­ka­tio­nen: Bei welchen Krank­heiten kommt Cannabis als Medizin in Frage? (2019). www.tk.de.
  • Dingermann T. Grundlagen der Pharmakologie von Cannabinoiden. Schmerzmed. 2021;37(Suppl 1):8–13. German. doi: 10.1007/s00940-021-3139-9. Epub 2021 Jul 26. PMCID: PMC8286859.
  • Dronabinol – der Wirkstoff im Hanf (2002). Herausgeber: Deutsche Apotheker Zeitung. www.deutsche-apotheker-zeitung.de.

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Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

Dr. med. Michaela Hilburger
Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Klinikum Landshut gemeinnützige GmbH, Abteilung Urologie, Landshut

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Dr. med. Michaela Hilburger
Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

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