Wie kommt es zur Blasenschwäche? Was ist der Unterschied zwischen Belastungs- und Dranginkontinez? Und welche Möglichkeiten zur Behandlung der Miktionsstörung gibt es? Mehr zu diesen Themen lesen Sie in folgendem Beitrag.
Einführung
Inkontinenz: Wie umgehen mit der Scham?
Sie leiden unter Blasenschwäche und gehen aus Scham darüber nicht zum Arzt? Das geht ganz vielen so. Leider ist das aber völlig verkehrt, denn für einen Arzt gibt es kaum etwas normaleres und häufigeres. Und Sie selbst werden durch den Gang zum Arzt die Miktionsstörung in der Regel rasch los.
Brechen Sie also das Tabu und bringen Sie den Mut auf, sich wegen Ihrer Blasenstörung an einen Arzt zu wenden!
Die Angst, dass es jemand merkt
Im übrigen sind Sie mit dem Problem alles andere als allein. Viele Menschen mit Harninkontinenz verspüren einen sehr hohen Leidensdruck. Da gibt es die Angst, sich am Arbeitsplatz oder bei Freizeitaktivitäten einzunässen. Oder die Befürchtung, durch nasse Flecken auf der Kleidung aufzufallen, oder dass Andere den Urinverlust riechen. Der dadurch entstehende Stress kann dazu führen, dass die Beschwerden noch zunehmen. Hinzu kommt die Scham. Viele erzählen nicht mal ihrem Partner von ihrer Inkontinenz.
Das kann soweit gehen, dass die Blasenschwäche bzw. Miktionsstörung das ganze Leben bestimmt: mit einem Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben. Manche Menschen mit Blasenschwäche verlassen ihre Wohnung nur noch selten, andere halten sich nur noch an Orten auf, an denen sie schnell eine Toilette erreichen können.
Hinzu kann Angst vor Sexualität kommen: Zum Harnabgang bei Frauen mit Belastungsinkontinenz kommt es häufig beim Geschlechtsverkehr. Viele Frauen haben dann Angst, dass ihr Lebenspartner ihre Malaise bemerkt und schieben andere Gründe vor, um intimen Kontakt zu vermeiden. Dies kann dann gar die Beziehung gefährden.
Es gibt hierzu nur eine sinnvolle Empfehlung: Suchen Sie einen Arzt oder eine Ärztin Ihres Vertrauens auf und berichten Sie von dem Problem. Dann ist es bald keines mehr.
Basiswissen
Gibt es verschiedene Arten der Blasenschwäche? Und warum ist das wichtig?
Ja, eine Harninkontinenz, also der unkontrollierbare Austritt von Urin, kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Manche Formen der Inkontienz treten vor allem bei Sport, Husten oder Lachen auf, andere aufgrund eines massiven Harndranges. Der Grund für den Urinverlust spielt eine wichtige Rolle für die Behandlung; ob eine Operation oder Medikamente helfen, oder vielleicht Beckenbodentraining zur Besserung der Miktionsstörung beitragen kann, ist ganz von der Form der Blasenschwäche abhängig.
Man unterscheidet bei der Blasenschwäche prinzipiell folgende Hauptformen:
- Belastungsinkontinenz (= Stressinkontinenz)
- Dranginkontinenz (= "überaktive Blase", Urge-Inkontinenz)
- Mischinkontinenz (Kombination aus Drag- und Belastungsinkontinenz)
- Überlaufinkontinenz
- neurogene Inkontinenz (Folge einer Erkrankung der Nerven, z.B. bei Parkinson)
Die häufigsten Formen sind die Belastungs- und Dranginkontinenz. Desweiteren gibt es seltenere Sonderformen wie das Bettnässen oder die sogenannnte Giggle-Inkontinenz, die nur bei Lachen auftritt (giggle = engl. für lachen)
Formen der Inkontinenz
Was ist eine Belastungsinkontinenz oder Stressinkontinenz?
Die Belastungskontinenz (früher auch Stressinkontinenz genannt) ist sehr viel häufiger als die Dranginkontinenz.. Sie ist die bei Frauen am häufigsten vorkommende Form von Blasenschwäche. Acht von zehn Frauen mit Blasenschwäche leiden unter Symptomen der Belastungsinkontinenz.
Charakteristikum der Belastungsinkontinenz ist ein Kontrollverlust über die Entleerung der Blase und unwillkürlicher Harnverlust bei Druckerhöhung im Bauchraum, beispielsweise beim Husten, Niesen, Lachen oder beim Sport. Belastungsinkontinenz betrifft häufig auch jüngere Frauen, etwa nach Geburten.
Übrigens: Auf die alte Bezeichnung „Stressinkontinenz“ wird inzwischen weitgehend verzichtet, zumal der Name häufig missverstanden und fehlinterpretiert wurde. Mit psychischem Stress hat diese Form der Blasenschwäche nämlich nichts zu tun! Mit Stress hat die Blasenschwäche nur insofern zu tun, als dass die Blasenmuskulatur unter "Stress" (= Belastung) nachgibt.
Was genau bedeutet Dranginkontinenz?
Die Dranginkontinenz wird durch nahezu ständigen Harndrang gekennzeichnet: Bereits eine geringe Füllung der Blase bewirkt einen starken und willentlich nicht zu unterdrückenden Harndrang. Übrigens wird im Volksmund dieses Phänomen häufig als „Überaktive Blase“ bezeichnet.
Durch nicht unterdrückbare Blasenkontraktion (Anspannung des Blasenmuskels, des sog. Detrusor-Muskels) oder eine übersteigerte Sensibilität der Blase kommt es mitunter bereits auf dem Weg zur Toilette zum Einnässen, obwohl der Verschlussmechanismus der Blase völlig intakt ist.
Während bei Männern die Dranginkontinenz in jedem Lebensalter die häufigste Form von Blasenschwäche ist, betrifft sie Frauen unter 50 Jahren relativ selten. Mit zunehmendem Lebensalter wird Dranginkontinenz jedoch auch bei Frauen die vorherrschende Inkontinenzform. Hatte eine Frau vorher schon eine Belastungsinkontinenz, bildet sich dann häufig eine Mischinkontinenz aus Stress- und Drang- Inkontinenz aus.
Unterscheiden sich Urge-Inkontinenz und Dranginkontinenz?
Nein, beide Begriffe beschreiben dieselbe Form der Blasenschwäche. Der Fachbegriff Urge-Inkontinenz kommt von urge = Drang.
In unserem zunehmend von Anglizismen bereicherten Sprachschatz wird dieser Begriff aber nicht selten alternativ verwandt.
Was ist eine Mischinkontinenz?
Mischinkontinenz nennt man die Form der Blasenschwäche, bei der Symptome der Belastungsinkontinenz (Harnabgang beim Husten, Niesen, Lachen oder Heben von Lasten) und der Dranginkontinenz (nicht kontrollierbarer, plötzlicher Drang zum Wasser lassen) gemeinsam auftreten.
Vor allem Frauen haben unter der Mischform der Inkontinenz zu leiden. Meist ist dabei eine der beiden Formen besonders stark ausgeprägt. In etwa 60% der Fälle dominiert die Dranginkontinenz, bei rund 40% der Frauen machen sich vor allem Zeichen einer Belastungsinkontinenz bemerkbar.
Was ist eine Überlaufinkontinenz?
Bei der Überlaufinkontinenz besteht vor allem das Problem, dass sich die Blase nicht mehr richtig entleert. Dadurch kommt es zu einer zu großen Blasenfüllung, die dann in bestimmten Situationen "überlaufen" kann. Daher der Name.
Ursachen sind meist Schädigungen der Nerven, die die Blasenentleerung steuern, oder ein zu großer Druck in der Umgebung, gegen den die Blasenmuskulatur nicht mehr 100%ig ankommt (z.B. bei vergrößerter Prostata).
Gefahr der Überlaufinkontinenz: Urinstau
Bei der Überlaufinkontinenz ist weniger der ungewollte Harnabgang als vielmehr die unvollständige Blasenentleerung das Problem. Hierin liegt auch die wesentliche Gefahr. Der in der Blase verbleibende Restharn ist ein idealer Nistplatz für Bakterien.
Dies kann zu hartnäckigen Blaseninfektionen führen, die zudem auch auf die Nieren übergehen können.
Was versteht man unter einer neurogenen Inkontinenz bzw. Reflexinkontinenz?
Eine neurogene Inkontinenz oder Reflexinkontinenz ist eine Spezialform der Blasenschwäche, die dann entsteht, wenn diejenigen Nervenbahnen im Gehirn oder Rückenmark unterbrochen sind, die die Blasenentleerung steuern. Das kann zum Beispiel bei einem Querschnitt-Syndrom, aber auch bei fortgeschrittener Multipler Sklerose vorkommen.
Liegen die Nervenunterbrechungen im Gehirn, sind Demenzerkrankungen (z.B. Alzheimer), Morbus Parkinson oder die Folgen eines Schlaganfalls mögliche Ursachen.
Bei der Reflexinkontinenz zieht sich die Blase zusammen und entleert sich, ohne dass man das bemerkt, geschweige denn stoppen kann. Die Betroffenen spüren in der Regel nicht einmal einen Harndrang.
Insgesamt ist diese Inkontinenzform selten. Wenn sie auftritt, geht es wegen der ursächlichen Grunderkrankung vor allem darum, Komplikationen zu verhindern und die Nieren zu schützen, z.B. durch einen Blasenkatheter.
Neben diesen unerschiedlichen Arten der Inkontinenz wird die Dranginkontinenz von Medizinern noch detaillierter eingeteilt:
Mehr zur Dranginkontinenz
Was ist eine "sensorische Dranginkontinenz"?
Bei der Dranginkontinenz kommt es zu starkem Harndrang und unfreiwilligem Abgang von Urin, ohne dass die Blase übermäßig gefüllt ist. Von einer sensorischen Dranginkontinenz spricht man, wenn dafür die sensiblen (also Reize aufnehmenden) Nerven in der Blase verantwortlich sind.
Die "Blasensensoren" registrieren dann eine volle Blase, obwohl die Blase noch so gut wie leer ist. Etwa so wie ein kaputter Temperaturfühler in einer Heizung, der ein Aufheizen auslöst, obwohl dies gar nicht notwendig ist. Mögliche Ursachen für diese "Empfindungsstörung" sind Entzündungen, Blasensteine oder andere Verengungen der ableitenden Harnwege.
Was ist eine "motorische Dranginkontinenz"?
Bei der Dranginkontinenz kommt es zu starkem Harndrang und unfreiwilligem Abgang von Urin, ohne dass die Blase übermäßig gefüllt ist. Von einer motorischen Dranginkontinenz spricht man, wenn das Geschehen von dem Muskel ausgeht, der die Blasenentleerung steuert (Musculus detrusor).
Die Ursache liegt dabei meistens gar nicht im Muskel selbst, sondern in den Nerven, die ihn steuern, sozusagen seiner Befehlszentrale. Es ist also wie im wirklichen Leben. Oft sind es dauerhaft fehlgeleitete Nervenimpulse, die zu einer vorzeitigen Muskelbewegung und damit zu einem ungewollten Auswurf des Harns aus der Blase führen.
Ursachen
Warum haben Frauen häufiger unter Blasenschwäche zu leiden als Männer?
Vereinfacht könnte man sagen: weil sie Kinder bekommen. Schwangerschaften und natürliche Geburten belasten die Beckenmuskulatur enorm und führen – vor allem dann, wenn nach der Geburt keine ausreichende Beckenbodengymnastik durchgeführt wird – nicht selten zu einer langsam voranschreitenden Bindegewebsschwäche im Beckenbereich. Die späte Folge: eine Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz).
Die besondere Rolle der Prostata
Darüber hinaus haben Frauen – was die Blase angeht – noch einen weiteren anatomischen Nachteil. Sie haben keine Vorsteherdrüse (Prostata). Die Prostata hat zwar eigentlich ganz andere Aufgaben, unterstützt aber bei Männern aufgrund ihrer anatomischen Lage auch den Verschlussmechanismus der Blase. Deutlich wird das, wenn die Prostata operativ entfernt werden muss: Dann nimmt bei den betroffenen Männern das Risiko für eine Blasenschwäche deutlich zu.
Andererseits kann auch eine vergrößerte Prostata zur Inkontinenz bei Männern führen: nämlich dann, wenn die abführenden Harnwege vom Prostatagewebe zusammengedrückt werden und der Abfluss des Urins behindert wird. Dann staut sich die Blase und es kommt zur sogenannten Überlaufinkontinenz.
Die zweite häufige Form der Blasenschwäche, die Dranginkontinenz, betrifft hingegen mehr Männer als Frauen, und zudem eher ältere Menschen.
Ursachen der Inkontinenz im Detail
Was sind mögliche Ursachen der Drang-Inkontinenz?
Ursachen der überempfindlichen Blase und damit der Drang-Inkontinenz können sein:
- Blasenüberaktivität ohne organische Ursache (als auslösende Faktoren werden Stress, Nervosität, psychosomatische Ursachen vermutet)
- Harnwegsinfektion
- Blasensteine
- Blasentumoren
Sehr seltene Ursachen sind:
- Verwachsungen nach einer Operation im Blasenbereich (v.a. Fistelbildung: z.B. neu entstandene Verbindung zwischen Scheide und Blase)
- Folgen einer Bestrahlung im Beckenbereich
- Medikamente
- Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn)
- neurologische Erkrankungen
Welches sind die häufigsten Ursachen einer motorischen Dranginkontinenz?
Die motorische Dranginkontinenz geht auf unwillkürliche Bewegungen des Blasenentleerungsmuskels zurück. Der Muskel zieht sich, ohne dass man dies willentlich beeinflussen kann, plötzlich zusammen und es entsteht heftiger Harndrang. Man muss also sofort auf Toilette, oder es rutscht durch.
Die Ursache liegt dabei meistens gar nicht im Muskel selbst, sondern in den Nerven, die ihn steuern, sozusagen seiner Befehlszentrale. Und Störungen dieser Befehlszentrale gehen am ehesten auf neurologische Erkrankungen zurück.
Häufige Ursachen der motorischen Dranginkontinenz sind:
- Folgen eines Schlaganfalls
- Nervenschädigungen als Folge von Diabetes ( diabetische Neuropathie)
- Multiple Sklerose
- Alzheimersche Erkrankung
- Morbus Parkinson
Wie kommt es zu einer Belastungsinkontinenz?
Letztlich geht die Belastungsinkontinenz (bzw. Stressinkontinenz) immer auf eine Bindegewebsschwäche im Blasenbereich zurück. Die Veranlagung zur Bindegewebsschwäche ist meist angeboren. Kommen dann weitere Faktoren (s.u.) hinzu, entsteht die Blasenschwäche. Im Falle der Belastungsinkontinenz führt das dazu, dass bei zu hohem Druck im Bauchraum (z.B. bei Anheben schwerer Gegenstände, Lachen, Niesen) der Blasenmuskel ungewollt nachgibt.
Die Ursachen für die Belastungsinkontinenz können sein:
- Schwäche des Blasenschließmuskels
- Östrogenmangel (in und nach den Wechseljahren). Zur Erklärung: Der niedrigere Östrogenspiegel kann dazu führen, dass die Spannkraft im Becken- und Blasenbereich nachlässt.
- Schwächungen der Beckenbodenmuskulatur infolge von Operationen oder auch Geburten
- Erkrankungen, die zu erhöhtem Druck im Bauchraum führen (z.B. chronische Bronchitis)
- Übergewicht (erhöhter Druck im Bauchraum)
- Verstopfung (auch durch erhöhten Druck im Bauchraum)
Was kann eine Überlaufinkontinenz verursachen?
Bei der Überlaufinkontinenz kann sich die Blase nicht mehr richtig entleeren, es kommt zum "Überlauf".
Dies kann folgende Ursachen haben:
- Diabetes: Bei fortgeschrittenem Diabetes können die Nerven, die die Blasenentleerung steuern, geschädigt werden.
- Operationen an Eierstöcken oder der Gebärmutter: Vor allem bei Operationen von Tumoren können auch die umgebenden Nerven geschädigt werden, auch diejenigen, die die Blasenentleerung steuern.
- Rückenmarksschädigungen: Die Blasenentleerung wird von Nerven reguliert, die aus dem Rückenmark austreten. Bei Schädigungen im unteren Wirbelsäulenbereich kann das auch zu Blasenentleerungsstörungen führen.
- Vergrößerte Prostata: Wenn die Vorsteherdrüse (Prostata) stark vergrößert ist, kann sie die Harnröhre einengen. Dann gelingt es der Blase trotz intakter Muskulatur mitunter nicht mehr, den Harn komplett "hindurchzupressen", und es bleibt Restharn in der Blase zurück.
- Schwangerschaft: Ähnlich wie bei der vergrößerten Prostata kann auch bei einer Schwangerschaft der Druck auf die Harnröhre zu groß werden.
- Tumoren: Selten können auch Tumoren im Unterleib Ursache der Überlaufinkontinenz sein. Entweder durch Schädigungen der Nerven, die die Blasenentleerung regulieren, oder durch Einengung der Harnröhre.
Was ist eine schlaffe Blase?
Bei einer schlaffen (atonen) Blase kann sich der Blasenmuskel nicht ausreichend zusammenziehen (kontrahieren), um die Blase vollständig zu entleeren. Entsprechend bleibt viel Restharn in der Blase zurück, was mit Folgeproblemen wie einer erhöhten Infektionsrate und Nierenschäden einhergehen kann.
Wird die Blase zu voll, kann sie überlaufen (Überlaufblase). Dies macht sich bemerkbar, in dem in verschiedenen Situationen wie Heben oder Husten unfreiwillig Urin abgeht.
Was kann – neben den Wechseljahren – Auslöser einer Harninkontinenz sein?
Es gibt diverse Faktoren, die dem Bindegewebe und dem Beckenboden stark zusetzen und das Entstehen von Harninkontinenz (mit)verursachen können.
Dazu zählen:
- das Geschlecht: Insgesamt haben zwei- bis dreimal so viele Frauen wie Männer unter Harninkontinenz zu leiden. Hauptgrund dafür ist, dass der weibliche Beckenboden von Natur aus weniger stabil ist als der von Männern.
- das Alter: Mit zunehmendem Alter kann das Gewebe im Unterleib erschlaffen, so dass die Organe ihre Lage mitunter verändern.
- Schwangerschaft und Geburten: Eine Schwangerschaft strapaziert das Gewebe des Unterleibs enorm. Bei Geburten wird es stark gedehnt, mitunter gar verletzt. Manche Frauen haben bereits während der Schwangerschaft oder nach der Entbindung Probleme, ihren Urin zu halten. Bei anderen machen sich die Folgen der Strapazen für den Beckenboden erst im fortgeschrittenen Alter bemerkbar.
- Operationen: Unterleibsoperationen können das Entstehen einer Blasenschwäche begünstigen. Dazu kann es beispielsweise nach einer Entfernung der Gebärmutter kommen.
- Krankheiten der Blase: Entzündungen, Blasensteine oder Tumore können zu Dranginkontinenz führen.
- Demenz: Geistige Beeinträchtigungen können zum Verlust der bewussten Körperkontrolle führen. Eine Dranginkontinenz entwickeln mitunter Menschen nach einem Schlaganfall, mit durchblutungsbedingter Demenz oder mit Morbus Parkinson.
- Übergewicht: Stark übergewichtige Menschen haben ein höheres Risiko, eine Belastungsinkontinenz zu entwickeln.
- Rauchen: Raucherhusten kann die Symptome einer Belastungsinkontinenz verstärken. Denn das häufige Husten erzeugt starken Druck auf die Blase.
Mehr zu den Ursachen der Inkontinenz
Stimmt es, dass häufige Blasenentzündungen zu einer Blasenschwäche (Inkontinenz) führen können?
Ja. Wenn es sehr häufig zu Blasenentzündungen kommt, können (die Betonung liegt auf können, nicht müssen) die sensiblen Nervenfasern im Gebiet der Harnblase so sehr gereizt werden, dass sie irgendwann beginnen, übersensibel und "unvernünftig" zu reagieren.
Dann kann es passieren, dass die Blase sich entleert, obwohl das Gehirn sie bewusst nicht dazu aufgefordert hat und obwohl sie noch gar nicht stark gefüllt ist. Man spricht in diesem Fall von einer sensorischen Dranginkontinenz. Meist gehen dann aber nur kleine Urinmengen ab.
Auch Blasensteine können eine solche Blasenschwäche verursachen.
Warum sind Übergewicht und Verstopfung ungünstig für eine Blasenschwäche?
Sowohl Übergewicht als auch chronische Verstopfung erhöhen den Druck im Bauchraum – und damit auch den Druck auf die Blase. Natürlich bekommen nicht alle Menschen mit Übergewicht oder Verdauungsproblemen eine Blasenschwäche.
Besteht aber bereits ein Inkontinenz-Problem, können eine Gewichtsabnahme und gute Verdauung die Beschwerden sehr günstig beeinflussen.
Stimmt es, dass ein Diabetes Ursache der Blasenschwäche sein kann?
Ja, das stimmt. Am ehesten führt Diabetes zu einer sogenannten Überlauf-Inkontinenz (Inkontinenz = Blasenschwäche). Das kann vorkommen, wenn bei einer diabetischen Neuropathie die Nerven, die die Blasenentleerung steuern, geschädigt werden.
In der Folge kann sich die Blase nicht mehr vollständig entleeren, es kommt zu einer sogenannten Überlaufinkontinenz.
Die Gefahr dabei ist vor allem, dass es durch den in der Blase verbleibenden Restharn zu Harnwegsinfektionen kommen kann, die auf die Nieren übergehen können.
Was ist eine Inkontinenz durch eine Fistel?
Nicht immer entsteht eine Inkontinenz durch eine Schwäche der Blasenschließmuskulatur. In seltenen Fällen kann es auch vorkommen, dass sich ein Verbindungsgang zwischen den oberen ableitenden Harnwegen und anderen Organen in der Umgebung bildet. Solche Verbindungsgänge nennt man Fisteln.
Frauen häufiger betroffen
Am ehesten passiert das bei Frauen, in dem sich ein Fistelgang zwischen Harnwegen und weiblichen Geschlechtsorganen bildet. Das kann zum Beispiel nach Operationen oder Bestrahlungen in dem Bereich vorkommen, aber auch nach krankhaften Veränderungen in der Beckenregion oder sogar nach einer Geburt. Man muss sich das so vorstellen, dass dann oberhalb des Blasenschließmuskels irgendwo ein Hohlgang abgeht, der zum Beispiel in der Gebärmutter mündet. Über diese Fistel kann dann Urin unkontrolliert abgehen, ohne dass das ein Schließmuskel verhindern kann.
Ärzte nennen diese Form der Inkontinenz "extraurethrale Inkontinenz". Das ist schlimmstes Mediziner-Kauderwelsch und soll lediglich zum Ausdruck bringen, dass die Ursache der Inkontinenz außerhalb der Harnwege liegt.
Behandelt wird eine solche Form der Inkontinenz meist operativ, indem die Fistel entfernt bzw. stillgelegt wird.
Stimmt es, dass die Ursache für eine Blasenschwäche auch eine Multiple Sklerose sein kann?
Ja, allerdings ist das nur selten der Fall. Eine Multiple Sklerose kann, wenn die MS-Herde im Blasenbereich aktiv sind, die dortigen Nervenimpulse durcheinanderbringen und eine Dranginkontinenz verursachen.
Weitaus häufigere Ursachen einer Dranginkontinenz sind jedoch Entzündungen, Blasensteine und Einengungen der Blase, z.B. durch eine vergrößerte Prostata.
Symptome
Woran erkenne ich, dass ich eine Blasenschwäche habe?
Charakteristisch für die Blasenschwäche ist das ungewollte Wasserlassen. Wenn Ihnen das häufiger beim Heben schwerer Gegenstände oder auch beim Lachen oder Husten passiert, haben Sie möglicherweise eine Belastungsinkontinenz (=Stressinkontinenz).
Verspüren Sie dagegen ständig großen Harndrang (ohne dass dann auf Toilette viel Urin kommt) und rutscht Ihnen dann auch öfter ungewollt Harn durch, handelt es sich eher um eine Dranginkontinenz.
Was können weitere Beschwerden oder Symptome bei der Blasenschwäche sein?
Im Verbund mit der Blasenschwäche ist oft generell der Harndrang erhöht, so dass häufig auf die Toilette gegangen werden muss (v.a. bei der Dranginkontinenz). Auch nächtliches, ungewolltes Wasserlassen kann vorkommen und ein Zeichen der Miktionsstörung sein.
Weitere begleitende Beschwerden kommen in Abhängigkeit von der Ursache der Blasenschwäche vor:
- Schmerzen beim Wasserlassen (v.a. bei Infektionen)
- nahezu ständiger Harndrang, aber nur geringe Urinmengen (typisch für die Dranginkontinenz)
- häufige Harnwegsinfekte (Infekte können die Ursache der Inkontinenz sein, aber das häufige Wasserlassen erhöht auch etwas die Infektionsgefahr)
- Blut im Urin (v.a. bei Harnwegsinfekten, aber auch bei Blasentumoren oder Operationsfolgen)
Anzeichen für eine Inkontinenz
Was sind die Symptome einer Belastungsinkontinenz?
Zu den Zeichen einer Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz) zählen:
- plötzlicher Urinabgang bei beim Husten, Niesen und Lachen
- Urinverlust bei körperlichen Belastungen wie etwa beim Treppensteigen oder Springen.
Dranginkontinenz: Was sind die typischen Anzeichen?
Zu den Symptomen einer überaktiven Blase zählen:
- plötzlich auftretender, zwingender Drang zum Wasserlassen („imperativer Harndrang“)
- häufiger Harndrang (mehr als acht Toilettengänge in 24 Stunden)
- nächtliches Aufwachen durch Harndrang (Nykturie)
- Einnässen aufgrund von Harndrang („Dranginkontinenz“)
Was sind typische Symptome der Überlaufinkontinenz?
Eine Überlaufinkontinenz entsteht dadurch, dass die Harnröhre verengt ist. Der Harn staut sich zurück und die Blase kann irgendwann dem vermehrten Volumen und Druck nicht mehr standhalten. Sie "läuft über".
Häufige Ursachen sind Harnsteine und bei Männern vor allem eine vergrößerte Prostata.
Typische Beschwerden sind:
- ständiger Harndrang, ohne dass man sich nach dem Wasserlassen vollständig entleert fühlt
- Schwierigkeiten beim Wassserlassen, schwacher Druck
- ständiges Nach-Träufeln
Stimmt es, dass die Beschwerden durch eine überaktive Blase mit der Zeit nachlassen?
Es kann sein, dass die Symptome nach einiger Zeit nachlassen, möglicherweise gar ganz verschwinden. Allerdings ist dies nicht immer der Fall. Denn einer überaktiven Blase liegen dynamische Prozesse zugrunde, die mit der Zeit fortschreiten, im Lauf der Zeit aber auch zurückgehen können.
So hatte eine Untersuchung (Eur Urol 2009; 55: 783) gezeigt, dass die Symptome binnen 16 Jahren bei knapp der Hälfte jener Frauen vollständig verschwanden, die eine überaktive Blase ohne Inkontinenz hatten. Und immerhin ein Viertel der Frauen, bei denen die überaktive Blase von ungewolltem Harnabgang (Dranginkontinenz) begleitet war, wurde im selben Zeitraum wieder beschwerdefrei.
Untersuchungen
Welche Untersuchungen macht der Arzt bei Blasenschwäche?
Meist genügt schon das Gespräch und die Schilderung der Beschwerden, um herauszufinden, um welche Form der Blasenschwäche es sich handelt: eine Belastungsinkontinenz oder eine Dranginkontinenz. Bei der Stress- oder Belastungsinkontinenz geht vor allem dann Harn ab, wenn der Bauchdruck zunimmt. Also zum Beispiel beim Lachen oder Husten. Bei der Dranginkontinenz handelt es sich hingegen um eine zu starke Erregbarkeit der Blase, also einen zu starken Harndrang auch bei nur gering gefüllter Blase.
Welche weiteren Untersuchungen notwendig sind, hängt dann davon ab, welche verursachenden Faktoren der Miktionsstörung evtl. ausgeschlossen oder abgeklärt werden müssen.
Dazu gehören:
- gynäkologische Untersuchung
- urologische Untersuchung
- Untersuchung der Harnwege (Blasenspiegelung, Ultraschall oder Röntgen der Blase und Beckenregion)
- Urin-Untersuchung (auch um Harnwegsinfekte auszuschließen)
- Blutentnahme und Blutuntersuchung
- Stress-Test (geht z.B. bei Husten Harn ab)
- Urodynamik und Uroflowmetrie (dies sind urologische Spezialuntersuchungen, die den Harnfluss und Blasendruck bestimmen)
Untersuchungen beim Arzt
Wozu dient eine Ultraschall-Untersuchung bei Blasenschwäche?
Mit der Ultraschall-Untersuchung (im Mediziner-Jargon: Sonographie) kann festgestellt werden, wie viel Harn sich in der Blase befindet. Nach der Blasenentleerung kann damit zum Beispiel geprüft werden, ob sich noch Restharn in der Blase befindet, die Entleerung also unvollständig war.
Außerdem können mit dem Ultraschall Struktur und Zustand der Blase und der Nieren beurteilt werden.
Warum ist bei Blasenschwäche oft auch eine frauenärztliche Untersuchung hilfreich?
Die Ursachen einer Blasenschwäche können unterschiedlichster Natur sein. Eine Untersuchung beim Frauenarzt kann sinnvoll sein, um zu überprüfen, ob möglicherweise eine Senkung der Gebärmutter oder Scheide vorliegt, die auf die Blase drückt.
Die Gynäkologin oder der Gynäkologe wird zudem möglicherweise ermitteln, ob ein Östrogenmangel vorliegt, denn in und nach den Wechseljahren sinkende Östrogenspiegel können zu einer Schwächung des Bindegewebes im Beckenbereich beitragen (was allerdings nicht bedeutet, dass eine Hormontherapie unbedingt die beste Wahl ist). Auch der Beckenboden bzw. seine Beschaffenheit kann vom Gynäkologen beurteilt werden (das kann allerdings auch der Urologe).
Bei Frauen ist die ärztliche Betreuung einer Blasenschwäche – zumindest in der Phase der Abklärung – oft eine Art Dreiecksgeschichte zwischen Hausarzt, Urologen und Frauenarzt.
Was wird mit der Uroflowmetrie untersucht?
Der Harnfluss während des Wasserlassens. Die Uroflowmetrie wird mitunter auch in der Abklärung einer Blasenschwäche eingesetzt.
Die Untersuchung ist harmlos: Sie müssen lediglich Ihre Blase in einer Spezialtoilette entleeren.
Der Abfluss ist mit einem Gerät verbunden, das die Menge des abgehenden Urins pro Sekunde misst. Daneben wird auch dokumentiert, wie lange das Urinieren insgesamt dauert. Aus den Aufzeichnungen lässt sich außerdem die mittlere und maximale Harnflussrate bestimmen.
Das Ergebnis wird in einer so genannten „Harnflusskurve“ aufgezeichnet, die dann Hinweise auf Entleerungsstörungen der Harnblase liefern kann.
Wozu dient eine Uroflowmetrie?
Das Messen des Harnflusses (Uroflowmetrie) kann unter anderem sinnvoll sein bei Symptomen einer Reizblase, wenn die Harnentleerung gestört ist.
Desweiteren wird eine Uroflowmetrie manchmal durchgeführt beim Verdacht auf eine Harnröhrenverengung, zur Erfolgskontrolle einer medikamentösen Behandlung von Blasenschwäche sowie vor oder nach einer Operation zur Linderung von ausgeprägter Blasenschwäche (Inkontinenz).
Allerdings ist die Aufzeichnung nur begrenzt aussagekräftig; sie muss deshalb in manchen Fällen mehrmals wiederholt werden.
Findet sich bei der Untersuchung eine Einschränkung des Harnflusses, gilt es, die Ursache der Störung herauszufinden. Denn über den Auslöser einer Störung verrät eine Uroflowmetrie nichts. Und selbst wenn das Untersuchungsergebnis unauffällig ist, beweist dies nicht zuverlässig, dass keine Entleerungsstörung besteht.
Was für eine Untersuchungsmethode ist die Urethrozystotonometrie?
Bei einem so unaussprechlichen Begriff können Sie schon mal davon ausgehen, dass die Untersuchung keine Routine-Maßnahme ist – sonst hätte sie längst einen besseren Namen. Urethrozystotonometrie heißt auf deutsch in etwa „Druckprofilmessung“.
Dabei wird über spezielle Sonden gleichzeitig der Druck in der Blase und in der Harnröhre gemessen. Dafür füllt man die Blase zuerst über einen Katheter mit Wasser (meist 300 ml). Dann wird der Druck in der Blase gemessen. Anschließend wird der Arzt Sie bitten, kräftig zu husten und sich zu bücken. Bei diesen Aktivitäten steigt der Druck im Bauchraum. Die Messung ist aussagekräftiger, wenn sie im Liegen und im Stehen durchgeführt wird.
Aus den Messdaten lässt sich erkennen, ob der Blasenverschluss korrekt funktioniert und ab welcher Druckbelastung Sie gegebenenfalls den Harn nicht mehr halten können. Aussagekräftig ist die Messung vor allem zur genaueren Abklärung einer Belastungsinkontinenz und zum Nachweis von Blasenentleerungsstörungen, die von einer Verengung der Harnröhre herrühren.
Wie kann der Arzt eine Dranginkontinenz diagnostizieren?
Zunächst wird Ihr Arzt im Gespräch nach Hinweisen auf mögliche Auslöser Ihrer Beschwerden fahnden. Ursache können beispielsweise Nebenwirkungen von einem Medikament sein, das Sie einnehmen, aber auch eine Infektion oder Verwachsungen infolge einer früher durchgeführten Operation.
Zur Standard-Diagnostik gehört (bei Frauen) auch eine gynäkologische Untersuchung. Dabei prüft Ihr Frauenarzt, ob sich die Gebärmutter und die Scheide abgesenkt haben, er beurteilt die Beschaffenheit Ihres Beckenbodens und kann am Zustand der Schleimhaut erkennen, ob ein Östrogenmangel vorliegt.
Die Untersuchung des Harns und eventuell auch des Scheidensekrets dienen dazu, eine Entzündung auszuschließen.
Von Ultraschall bis Tagebuch
Eine Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) lässt das Füllungsvermögen und den Füllungszustand der Blase erkennen. Außerdem lassen sich die Harnblase und die Harnröhre sowie deren Lage zueinander beurteilen. Dabei kann der Arzt auch prüfen, wie sich deren Lage beim Pressen oder Husten verändert.
Manchmal bringt auch das Führen eines Miktionstagebuchs (Miktion = Wasserlassen) neue Erkenntnisse über die genauen Umstände der Inkontinenz-Episoden und deren Zusammenhang mit anderen Faktoren.
Nur in speziellen Fällen notwendig sind eine Blasendruckmessung (Zystometrie), neurologische Untersuchungen, eine Spiegelung von Harnröhre und Blase (Urethro-Zystoskopie) oder eine Röntgenuntersuchung.
Wie kann der Arzt eine Belastungsinkontinenz (Stress-Inkontinenz) feststellen?
Deutliche Hinweise auf eine Belastungsinkontinenz (auch Stress-Inkontinenz genannt) erhält der Arzt bereits durch die Beschreibung der Beschwerden. Typischerweise geht ungewollt Urin ab, wenn der Druck im unteren Bauchraum zunimmt – etwa beim Husten, Niesen und/oder Lachen.
Medizinisch wird diese Belastungsinkontinenz dann in die Schweregrad 1 bis 3 (nach Ingelman-Sundberg) eingestuft:
Gradeinteilung der Belastungsinkontinenz
Was versteht man unter Schweregrad 1 einer Belastungsinkontinenz?
Von einer Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz) vom Schweregrad 1 spricht man, wenn nur bei stärkerem Bauchdruck (z.B. beim Husten oder Niesen) versehentlich Urin abgeht.
Was versteht man unter Schweregrad 2 einer Belastungsinkontinenz?
Von einer Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz) vom Schweregrad 2 spricht man, wenn nicht nur beim Husten oder Niesen, sondern auch bei plötzlichen Körperbewegungen mit Bauchdruck (Aufstehen, Anheben von Gegenständen, Loslaufen) versehentlich Urin abgeht.
Was versteht man unter Schweregrad 3 einer Belastungsinkontinenz?
Die Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz) wird in drei Schweregrade unterteilt. Vom Schweregrad 3 spricht man, wenn auch schon bei leichten Bewegungen ohne wesentlichen Druck auf den Bauch versehentlich Urin abgeht (z.B. im Liegen).
Selbstverständlich ist auch bei diesem Beschwerdebild zu prüfen, ob nicht eine andere Erkrankung für die Inkontinenz verantwortlich ist – etwa eine Blasenentzündung, Blasensteine oder ein Tumor.
Speziellere Untersuchungen
Im Zweifelsfall wird man den Druck in der Harnblase in gefülltem Zustand und während der Entleerung messen. Diese Untersuchungsmethode nennt man „Blasendruckmessung“ beziehungsweise „urodynamische Messung“.
Auch die Funktion des Blasenschließmuskels kann man prüfen, und zwar in Ruhe und während stärkerer Druckbelastung (etwa beim Husten). Dadurch lässt sich eine Belastungs- von einer Dranginkontinenz recht zuverlässig unterscheiden.
In manchen Fällen ist eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) zu empfehlen, etwa um Veränderungen der Blasenschleimhaut zu erkennen. Gelegentlich werden auch spezielle Labor- und/oder Röntgen-Untersuchungen notwendig, um die Diagnose sicher stellen zu können.
Behandlung
Welche grundsätzlichen Möglichkeiten gibt es zur Behandlung einer Blasenschwäche?
Zur Behandlung einer Blasenschwäche gibt es – abhängig von deren Ursache und Form – grundsätzlich drei unterschiedliche Methoden:
- diverse physiotherapeutische Methoden, also Krankengymnastik in Form von Beckenbodengymnastik, Blasentraining und anderen Anwendungen
- Medikamente
- operative Verfahren
Insbesondere in früheren Stadien ist das Beckenbodentraining die wichtigste Maßnahme, weil sie direkt an den Ursachen ansetzt. Denn häufig geht eine Blasenschwäche auf einen geschwächten Muskelapparat im Becken zurück, zum Beispiel wegen früherer Schwangerschaften.
Operation eher die Ausnahme
Medikamente gegen Harninkontinenz gibt es viele, ob eines notwendig ist und welches das jeweils geeignete ist, hängt von der Art und der Ausprägung der Blasenschwäche ab. Es gibt leichte pflanzliche Mittel und auf der anderen Seite auch sehr viele synthetische Präparate. Deren Wirkung setzt meist im Muskel-Nerven-Apparat der Blase an, denn gerade die Dranginkontinenz (plötzlich den Harn kaum noch halten können) hängt eng mit der nervlichen Erregung der Blasenregion zusammen.
Eine Operation ist bei Blasenschwäche eher selten notwendig, kann aber in speziellen Fällen durchaus sinnvoll sein. Welche Behandlungsmethode in Ihrem speziellen Fall am meisten Erfolg verspricht, sollten Sie mit Ihrem behandelnden Arzt eingehend besprechen.
Behandlung bei Belastungs- und Dranginkontinenz
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es gegen die Stress-Harninkontinenz?
Die beste und nachhaltigste Behandlungsmethode bei Stressinkontinenz (auch: Belastungsinkontinenz) ist das gezielte Training des Beckenbodens. Denn bei dieser sehr häufigen Form der Blasenschwäche liegt die Ursache meist in einem geschwächten Muskelapparat der Beckenregion, zum Beispiel als Folge früherer Schwangerschaften.
Anleitungen, wie eine solche Beckenbodengymnastik funktioniert, bekommen Sie über Ihren Arzt oder auch Ihre Krankenkasse. Schauen Sie auch die Fragen und Antworten an, die wir hier speziell zum Beckenbodentraining zusammengestellt haben.
Zweite Option: Medikamente
Darüber hinaus gibt es auch eine ganze Reihe an wirksamen Medikamenten gegen die Harninkontinenz. Sie werden in der Regel aber erst dann verordnet, wenn es mit krankengymnastischen Übungen allein nicht mehr gelingt, den Harn sicher zu halten. Lesen Sie mehr darüber in den Einzelfragen zur medikamentösen Therapie.
Auch spezielle Einlagen können helfen, mit dem Problem besser zurechtzukommen. Sie ändern zwar nichts an den Ursachen, um so mehr helfen Sie bei den typischen Alltagssorgen, die man mit einer schwachen Blase hat.
Spritzen oder Operationen kommen bei Harninkontinenz nur in Ausnahmefällen in Betracht.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es gegen die Dranginkontinenz?
Das hängt natürlich wesentlich von der Ursache der Dranginkontinenz ab. Im Vordergrund steht immer, diese Ursache zu beseitigen. Noch mal zur Sicherheit: Die Dranginkontinenz ist die Form der Blasenschwäche, bei der es aus einer plötzlichen nervösen Erregung heraus zu einem starken, kaum beherrschbaren Harndrang kommt.
De wichtigste Basis-Maßnahme gegen eine Dranginkontinenz ist das häufige Wasserlassen. Das hört sich banal an, ist aber sehr effektiv. Gehen Sie alle zwei bis drei Stunden auf Toilette, auch wenn Sie gar keinen so großen Harndrang verspüren. Damit beugen Sie dem ansonsten später auftretenden, nicht mehr kontrollierbaren Harndrang am besten vor.
Beckenbodentraining oder Medikamente
Darüber hinaus kann auch ein gezieltes Blasentraining helfen. Ihr Urologe erklärt Ihnen, wie das geht. Im Prinzip handelt es sich um eine Art Gymnastik für die Blase, so dass der Schließmuskel gestärkt wird und nicht mehr so leicht nachgibt. Mit diesem Training lassen sich zwar die nervösen Erregungskurven in der Beckenregion nicht immer stoppen, dafür aber werden die Blase und ihr Schließmuskel widerstandsfähiger gegen diese Pinkel-Impulse.
Gelingt es mit der Gymnastik und dem häufigen Wasserlassen allein nicht, die Blase ausreichend zu beruhigen, kommen auch Medikamente zum Einsatz. Sie werden meistens mit dem Ziel gegeben, die Blase entspannen. In den seltenen Fällen, in denen eine Blaseninfektion als Ursache der Drang-Inkontinenz vorliegt, kommen auch Antibiotika in Betracht.
Kann man eine Blasenschwäche auch ohne Medikamente behandeln?
Ja. Oft ist die nicht-medikamentöse Behandlung der Blasenschwäche sogar die wichtigste Komponente. Das hängt aber auch von der Art und dem Schweregrad der Miktionsstörung ab.
Zu den bewährten Methoden zählen:
- Beckenbodengymnastik:
Eine kräftige Beckenbodenmuskulatur, die man durch ein spezielles Training aufbauen und auch bewusst entspannen kann, lindert Blasenschwäche wirksam. - Biofeedback:
Das Verfahren ermöglicht eine Kontrolle, ob das Beckenbodentraining korrekt durchgeführt wird. Die Bewegung der Muskulatur wird über eine Sonde sichtbar oder hörbar gemacht. - Elektrostimulation:
Muskelaufbautraining mit Hilfe von Reizen durch elektrischen Strom. - Vaginalkonen:
Beckenbodentraining mit Hilfe von kleinen Trainingsgewichten, die Frauen in die Scheide einführen. - Blasentraining:
Toilettenbesuche nach einem festen Zeitplan helfen, die Kontrolle über die Blasenentleerung wieder zu gewinnen. - Reflexzonentherapie:
Sie gilt als sehr erfolgreiche Behandlungsmethode. Gerade ältere Menschen scheinen erstaunlich positiv und rasch auf diese natürlichen Heilreize anzusprechen. Als besonders erfolgreich gilt die Reflexzonentherapie am Fuß. - Einzelne Studien belegen auch die Wirksamkeit von Hypnose, Akupunktur und Homöopathie.
- Entspannungstechniken (beispielsweise Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson) können andere Behandlungsmethoden wirksam unterstützen.
Behandlungskonzepte
Was bringt Beckenbodengymnastik?
Sehr vielen Betroffenen hilft eine gezielte Beckenbodengymnastik sehr effektiv. Dadurch wird der Beckenboden gestärkt, so dass die Schließfunktion der Blase wieder hergestellt wird. Erlernen sollte man diese Gymnastik (eventuell unter Kontrolle mittels Biofeedback) möglichst unter Anleitung eines speziell dafür ausgebildeten Physiotherapeuten. Allerdings ist regelmäßiges Üben unerlässlich, um nachhaltigen Erfolg zu erzielen.
Wie funktioniert die Elektrostimulation?
Bei einigen Menschen mit Harninkontinenz sind die Nerven zwischen Rückenmark und Beckenbodenmuskel in ihrer Funktion gestört. Durch eine Elektrostimulation regenerieren sich die Nervenfasern mitunter wieder.
Um die elektrischen Impulse möglichst nahe am Beckenbodenmuskel zu platzieren, wird eine Elektrode ( Plugs) in die Scheide (oder beim Mann in den After) eingeführt und an das Elektrostimulationsgerät angeschlossen. Die Stromstärke kann man individuell einstellen.
Die Elektrode gibt Stromimpulse an die Beckenbodenmuskulatur und seine zuführenden Nerven ab. Zwischen den Impulsen gibt es reizfreie Phasen, damit die Muskulatur sich wieder erholen kann. Es gibt auch Geräte, die Stromimpulse erst abgeben, wenn der Beckenbodenmuskel bis zu einem bestimmten Grad angespannt wird.
Elektrostimulation vermag übrigens nicht nur eine Belastungsinkontinenz zu lindern, sondern auch die Symptome von Drang- und Mischinkontinenz.
Elektrostimulationstherapie: Wie lange am Tag, wie lange insgesamt?
Eine Elektrostimulation sollte täglich etwa 20 Minuten lang durchgeführt werden. Erste Erfolge können sich bereits nach vier Wochen zeigen.
Nach etwa drei Monaten lässt sich beurteilen, ob die Anwendung weiterhin sinnvoll ist. Wenn ja, kann Ihr Arzt Ihnen das Gerät verordnen, das heißt: Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen (bei privaten Krankenkassen auf Anfrage) getragen.
Wichtig für Frauen: Während der Menstruation, in der Schwangerschaft und im Wochenbett sollte die Elektrostimulation nicht durchgeführt werden.
Kann mir eine Pressartherapie helfen?
Haben sich Gebärmutter und Scheide gesenkt, ist eine Pessartherapie zu erwägen. Pessare sind Ringe, Schalen oder Würfel aus weichem Silikon. Diese werden in die Scheide eingeführt. Es gibt spezielle Pessare, die vorne einen kleinen Wulst haben. Dieser drückt dann die Harnröhre bei Belastung leicht zu, was ungewollten Urinabgang verhindert. Solch ein Scheidenpessar können Sie selbst einsetzen und reinigen.
Sind pflanzliche Präparate empfehlenswert?
Pflanzliche Arzneimittel (Phytopharmaka) lindern die Beschwerden bei manchen Frauen wirksam. Häufig gegen diverse Beschwerden der ableitenden Harnwege eingesetzt werden Bärentraubenblätter, Kürbissamenextrakt und Goldrutenkraut.
Dranginkontinenz: Was bringt ein sogenanntes Blasentraining?
Das Blasentraining ist eine gute Methode, den Harndrang bei einer Dranginkontinenz besser kontrollieren zu können. Es läuft so ab, dass man nach einem bestimmten Zeitrhythmus zur Toilette geht und die Blase entleert – unabhängig davon, ob gerade Harndrang besteht oder nicht.
Ziel dieser Maßnahme ist, die Blase möglichst immer schon zu entleeren, bevor sie überhaupt in Not gerät. Dadurch lassen sich über längere Zeit dann auch die auslösenden, überempfindlichen Nerven bei der Drang-Inkontinenz beruhigen ("trainieren").
Tagebuch hilfreich
Die meisten Ärzte empfehlen, dazu eine Art Tagebuch zu führen. In dieses sogenannte Miktionstagebuch tragen Sie ein, wann Sie nach diesem regelmäßigen Rhythmus zur Toilette gegangen sind, wieviel Harndrang sie dabei verspürt und wie viele Einlagen sie ggf. benötigt haben. Auch die Trinkmenge davor sollte dokumentiert werden.
Das hört sich umständlich an, hilft aber, ein sicheres Gefühl dafür zu bekommen, zu welchen Tageszeiten und in welchen Zeitabständen wie viel Harndrang besteht. Danach können Sie dann künftig Ihre Toilettengänge in einem festen Rhythmus "planen" und die Blase immer schon entleeren, bevor unfreiwillig etwas entweicht.
Mehr zum Miktionstagebuch
Was ist ein „Miktionstagebuch“ – und wozu dienen die Aufzeichnungen?
Ein Miktionstagebuch (das auch „Miktionsprotokoll“ genannt wird, Miktion = Wasserlassen) ist im Prinzip eine Tabelle mit fünf Spalten und 24 Zeilen (für 24 Stunden). In dieser Tabelle notieren Sie einige Tage lang genau, wann und wie viel Sie getrunken haben, wann ein Drang zum Wasserlassen auftrat und wann Sie die Toilette aufsuchten.
Wann und wie viel?
Die Menge des abgelassenen Harns gilt es grob zu schätzen, auf die genaue Angabe kommt es dabei nicht an. Anhand der Aufzeichnung sollte man lediglich nachvollziehen können, ob Sie nur einige Tropfen Wasser gelassen haben, oder ob viel Urin abgegangen ist.
Schließlich wird auch notiert, ob unwillentlich Harn abgegangen ist. Man kann das Ausmaß der Inkontinenz einstufen, indem man beispielsweise eine „0“ notiert für „kein Harnverlust“, 1 für wenig Harnverlust, 2 für mittelmäßig starken Harnverlust und 3 für erheblichen Harnverlust.
Auch zur Selbstkontrolle geeignet
Das Miktionsprotokoll kann falsche Trink- und Toilettenganggewohnheiten klarmachen und dient mitunter auch zur Selbstkontrolle bei eventuell notwendigen Verhaltensänderungen. Außerdem kann man anhand der Notizen objektiv beurteilen, ob die Behandlung Erfolg zeigt. Deshalb sollten Sie das Miktionsprotokoll Ihrem behandelnden Arzt zeigen.
Einige Tage lang ein Miktionstagebuch zu führen, ist vor allem für Menschen mit Dranginkontinenz sinnvoll. Denn viele Betroffene überschätzen die Zahl ihrer Toilettengänge während eines Tages deutlich. Die eigenen Notizen können also helfen, eine verzerrte Selbstwahrnehmung zu korrigieren.
Was sollte ich beim Führen eines Miktionstagesbuches beachten?
Wie haben einige praktische Tipps für Sie zusammengestellt, die Ihnen das Ausfüllen des Tagebuches erleichtern sollen:
- Tragen Sie Ihre Angaben am besten immer sofort unter der entsprechenden Uhrzeit ein.
- Die Trinkmenge sollten Sie nach jedem Getränk, das Sie zu sich genommen haben, in Millilitern notieren. Dafür empfiehlt es sich, zunächst das Fassungsvermögen Ihrer üblicherweise verwendeten Trinkgefäße (Kaffeetasse, Wasserglas usw.) zu messen: Füllen Sie das Gefäß mit Leitungswasser. Wenn Sie den Inhalt dann in einen Messbecher umfüllen, können Sie die Menge ganz genau bestimmen.
Medikamente
Welche Medikamente helfen bei Belastungsinkontinenz?
Die Blasenschwäche bei der Belastungs- bzw. Stressinkontinenz geht in den meisten Fällen auf eine Bindegewebsschwäche im Beckenbereich zurück. Diese kann auch mit dem Östrogenmangel in den Wechseljahren zusammenhängen. Deshalb werden häufig Östrogen-haltige Salben oder Zäpfchen verschrieben. Sie müssen in die Scheide eingeführt werden.
Darüber hinaus gibt es auch Medikamente, die direkt die Blasenmuskeln, und hier vor allem den Blasenschließmuskel stärken.
Wirkstoff Duloxetin: wenn Beckenbodentraining und Co. nicht helfen
Speziell zur medikamentösen Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Belastungsinkontinenz ist derzeit nur ein Wirkstoff zugelassen: Duloxetin (Handelsname: Yentreve®). Der Einsatz dieses Arzneimittels ist zu erwägen, wenn die Standard-Therapien gegen Belastungsinkontinenz – also Beckenbodentraining, örtliche Östrogengabe oder eine Pessartherapie – erfolglos blieben.
Doch selbst dann gilt: Es wird empfohlen, eine Duloxetin-Behandlung mit einem Beckenboden-Trainingsprogramm zu kombinieren. Denn beides zusammen ist nachweislich wirksamer als jede der einzelnen Behandlungsmethoden alleine.
Dranginkontinenz: Welche Medikamente wirken bei einer "überaktiven Blase"?
Bei Dranginkontinenz wird häufig eine medikamentöse Behandlung mit sogenannten Anticholinergika durchgeführt.
Derzeit verfügbar sind die Wirkstoffe:
- Darifenacin
- Fesoterodin
- Oxybutynin
- Solifenacin
- Tolterodin
- Trospiumchlorid
Die verschiedenen Wirkstoffe unterscheiden sich vor allem in Hinsicht auf ihre Nebenwirkungen. Alle diese Substanzen reduzieren die Überaktivität der Blasenmuskulatur und der Blasenverschlussmuskeln. Dadurch erhöht sich die Blasenkapazität: Der Drang zum Wasserlassen entsteht dann erst, wenn die Blase weitgehend gefüllt ist.
Medikamente, die die Übertragung von Nervenreizen auf die Blasenmuskulatur blockieren, sind auch sogenannte Spasmolytika oder Parasympathikolytika.
Allerdings sollte man es nie allein bei den Tabletten belassen: Bei der Behandlung einer Dranginkontinenz ist eine Kombination aus Toilettentraining und medikamentöser Behandlung sehr effektiv.
Mehr zu Medikamenten bei Dranginkontinenz
Dranginkontinenz: Gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Medikamenten (Anticholinergika)?
Anticholinergika (exakter ist der Begriff „ Antimuskarinika“) ist die Bezeichnung für eine Gruppe von Wirkstoffen, die zur Behandlung von Dranginkontinenz bzw. bei einer hyperaktiven Blase eingesetzt wird. In Deutschland derzeit verwendete Wirkstoffe sind Darifenacin, Fesoterodin, Oxybutynin, Solifenacin, Tolterodin und Trospiumchlorid.
Dass die Arzneimittel wirken, wurde in zahlreichen Untersuchungen hinreichend belegt. Die Differenz in der Wirkung der verschiedenen Anticholinergika ist marginal. Unterschiede gibt es allerdings hinsichtlich der Verträglichkeit. Zu den häufig auftretenden Nebenwirkungen zählen beispielsweise Mundtrockenheit, schneller und unregelmäßiger Pulsschlag, Magenbeschwerden, Verstopfung und die Beeinträchtigung des Nahsehens.
Mitunter lassen sich durch einen Medikamentenwechsel störende Nebenwirkungen beseitigen, weil diese bei Einnahme einer der anderen, ebenso wirksamen Substanzen nicht auftreten.
Auf welche Weise wirken Anticholinergika bei Dranginkontinenz?
Anticholinergika unterdrücken die Wirkung von Acetylcholin an der Muskulatur und verhindern so das unwillkürliche Zusammenziehen der Blase bei Dranginkontinenz. Für die Behandlung einer Belastungsinkontinenz (frühere Bezeichnung: Stressinkontinenz) sind Anticholinergika eher nicht geeignet.
Durch Impulse des Blasensteuerzentrums im Gehirn an den Nervenenden wird in der Blase die Substanz Acetylcholin freigesetzt. Acetylcholin wird an bestimmten Rezeptoren in der Blasenmuskulatur gebunden. Ist der Impuls so stark, dass Acetylcholin am gesamten Blasenmuskel die Rezeptoren belegt, so zieht sich der Blasenmuskel zusammen, es kommt zur Blasenentleerung.
Anticholinergika (auch Antimuskarinika genannt) „besetzen“ diese Rezeptoren in der Muskulatur. Die Folge: Acetylcholin kann nicht mehr gebunden werden und die Kontraktionsfähigkeit der Muskulatur wird gehemmt. Dadurch erhöht sich das Fassungsvermögen der Blase – die Betroffenen müssen nicht mehr so häufig zur Toilette gehen.
Medikamente gegen Dranginkontinenz: Wie lange dauert es, bis die Behandlung wirkt?
Viele Betroffene mit Dranginkontinenz bemerken bei Einnahme von sogenannten Antimuskarinika (Gruppe der am häufigsten verschriebenen Medikamente gegen Dranginkontinenz) bereits nach einer bis zwei Wochen, dass die Beschwerden nachlassen, sie also weniger häufig zur Toilette müssen.
Ihre volle Wirkung entfalten Antimuskarinika in der Regel allerdings erst innerhalb von drei Monaten.
Trockener Mund und Verstopfung durch meine Blasenschwäche-Medikamente: Was kann ich dagegen tun?
Das Problem kann bei Medikamenten aus der Gruppe der sogenannten Antimuskarinika auftreten. Da Muskarin-Rezeptoren nicht nur in der Blase vorkommen, führt die Blockade der Rezeptoren relativ häufig zu Mundtrockenheit.
Der trockene Mund lässt sich durch das Lutschen säuerlicher Bonbons oder durch das Ausspülen des Mundes mit Wasser (evtl. mit Zusatz von Zitronensaft) lindern. Auch die Einnahme der Tabletten am Abend kann helfen, zumal man den trockenen Mund im Schlaf weniger wahrnimmt.
Verstopfung (Obstipation), zu der es unter der Behandlung mit Antimuskarinika ebenfalls recht häufig kommt, kann man mit ausgewogener und ballaststoffreicher Ernährung sowie mit körperlicher Aktivität vorbeugen.
Gibt es auch pflanzliche Mittel gegen die Dranginkontinenz?
Bei der Dranginkontinenz geht es ja vor allem darum, die überaktive Blase zu beruhigen. Hier können in leichten Fällen Blasentees, Wärme oder pflanzliche Mittel durchaus helfen. Unter den pflanzlichen Wirkstoffen werden vor allem Präparate mit Kürbis oder Goldrute empfohlen.
Pflanzliche Präparate mit Kürbis sind z.B.:
- Cysto-Urgenin® Kapseln
- Granu Fink® Kürbiskerne
- Nomon® mono Kapseln
- Prosta Fink® forte Kapseln
- Vesiherb® Firmtabletten
- Uvirgan® mono Kapseln
- Urgenin® Cucurbitae oleum Kapseln
Ein pflanzliches Mittel mit Goldrute ist z.B.:
- Inconturina® SR Tropfen
Darüber hinaus werden auch pflanzlichen Arzneimitteln mit Bärentraubenblättern, Preiselbeeren, Rosmarinblättern oder Tausendgüldenkraut positive Effekte auf die Blasenschwäche zugesprochen.
Operationen
Wann kommt bei Inkontinenz eine Operation in Betracht?
Eine Operation kann man in Betracht ziehen, wenn andere (nicht-operative) Behandlungsmethode (Beckenbodentraining, Pressare, Medikamente) die Beschwerden der Miktionsstörung nicht in ausreichendem Maß zu lindern vermochten. Das ist aber eher die Ausnahme.
Voraussetzung für ein chirurgisches Vorgehen ist außerdem ein klares operatives Konzept: Vorab ist zu klären, wie und durch welche operative Veränderung die gestörte Blasenfunktion wieder hergestellt werden kann und wie sich Früh- und Spätkomplikationen vermeiden lassen. Zu erwägen ist der Eingriff nur, wenn bei vertretbarem Risiko eine erhebliche Besserung oder Heilung der Inkontinenz zu erwarten ist.
Für die Praxis bedeutet das:
- Zur Vorbereitung sind (bei Frauen) gynäkologische und urodynamische Untersuchungen (Harnfluss-Messungen) notwendig. Von diesen Befunden hängt es ab, welches operative Verfahren den größten Erfolg verspricht.
- Über die Erfolgschancen und die Risiken des Eingriffs sollten Sie sich ausführlich informieren lassen!
- Medizinisch betrachtet liegen die Erfolgsraten eines chirurgischen Eingriffs zwischen 60-90%. Allerdings hat eine Untersuchung von operierten Frauen ergeben, dass nur jede zweite mit dem Ergebnis wirklich zufrieden war.
Belastungsinkontienz: Welche operativen Behandlungsmethoden gibt es?
Es gibt eine ganze Reihe an verschiedenen Operationsverfahren. Am gebräuchlichsten ist heute die sogenannte TVT. TVT steht für "Tension-free-Vaginal Tape". Hierbei wird über die Scheide ein Kunststoffband eingeführt und vor die Harnröhre gelegt.
Die heutzutage am häufigsten durchgeführten operativen Verfahren bei Blasenschwäche sind folgende:
- Abdominale Methode nach Burch: Bei dieser Operationsmethode wird die Scheide angehoben.
- Schlingentechniken: Sammelbegriff für Operationsmethoden, bei denen der Blasenhals und die Harnröhre in Richtung des Bauchraums verlagert und dort mit Hilfe von Schlingen befestigt werden.
- TVT-Methode: Das Kürzel TVT steht für „Tension free Vaginal Tape“ (spannungsfreies Vaginalband). Der Operateur legt ein spezielles Kunststoffband um die Harnröhre. Der Eingriff lässt sich unter örtlicher Betäubung durchführen.
- Harnröhrenunterspritzung: Man spritzt eine Substanz – beispielsweise Silikon – direkt in die Gegend des Blasenhalses. Rund um die Harnröhre entsteht dadurch ein zusätzlicher Druck.
Ziel all dieser Verfahren ist es, den Verschlussdruck in der Harnröhre zu erhöhen, so dass sie dem Druck der Blase wieder besser standhalten kann und der unwillkürliche Harnverlust reduziert oder gar verhindert wird.
OP bei Belastungsinkontienz: TVT und Harnröhrenunterspritzung
Was ist eine periurethrale Injektion?
Bei einer periurethralen Injektion (auch: intraurethrale Injektion) wird eine Substanz ins Gewebe zwischen der Schleimhaut und der Muskelschicht im Bereich des Blasenhalses gespritzt.
Man verwendet dafür beispielsweise Kollagen, Teflon, Silikon, Polydimethylsiloxan oder Kollagen. Ziel der Injektionen ist, die Harnröhre besser abzudichten und dadurch unwillkürlichen Harnabgang (Inkontinenz) zu vermeiden.
Dieses Verfahren bringt oft zunächst gute Ergebnisse, die jedoch in vielen Fällen nicht von Dauer sind. Auf längere Sicht bewährt sich die Injektion nur bei etwa 30-40% aller derart Behandelten. Das heißt: Der Eingriff muss nach einiger Zeit wiederholt werden.
Wenn allerdings eine periurethrale Injektion kurzfristig erfolgreich ist, kann man davon ausgehen, dass eine operative Therapie gute Erfolge verspricht.
Was bedeutet TVT und wie hilft das Verfahren bei Inkontinez?
Die Abkürzung TVT steht für „Tension free Vaginal Tape“; ins Deutsche übersetzt nennt man es „spannungsfreies Vaginalband“.
Bei dem chirurgischen Eingriff wird ein spezielles Kunststoffband um die Harnröhre gelegt. Das TVT-Band besteht aus Polypropylen und hat eine netzartige Struktur. Es wird nicht angenäht; die Poren in dem Band ermöglichen, dass es ins Gewebe einwächst.
Das Vaginalband soll die Harnröhre bei plötzlicher Belastung des Beckenbodens (Husten, Niesen, Pressen, Springen oder Heben) unterstützen, so dass trotz des erhöhten Drucks kein Harn mehr abgeht.
Wann sollte eine TVT-Operation erwogen werden?
Sämtliche Operationsformen bei Blasenschwäche kommen nur dann in Betracht, wenn alle nicht-operativen Behandlungsmöglichkeiten (u.a. Beckenbodentraining, Pessare, Tabletten) keine befriedigende Besserung brachten.
Die chirurgische Platzierung sogenannter spannungsfreier Vaginalbänder (TVT = „Tension free Vaginal Tape“) kann bei Frauen mit alleiniger Belastungsinkontinenz sinnvoll sein, sowie bei gemischter Belastungs-/Dranginkontinenz, wenn die Beschwerden der Belastungsinkontinenz dominieren. Harnverlust aufgrund einer zusätzlich bestehenden Dranginkontinenz kann durch die "TVT"-Operation nicht beseitigt werden.
Die Hauptrisiken des Eingriffs sind Blasenverletzungen und eine Zunahme der Symptome einer Dranginkontinenz.
Wie funktioniert die Einlage eines Vaginalbandes (TVT) gegen Inkontinenz?
Der Operateur setzt unter örtlicher Betäubung zwei Hautschnitte oberhalb des Schambeins, die zirka einen Zentimeter lang sind, und zusätzlich einen Hautschnitt unter der Harnröhre im Bereich des Scheideneingangs.
Durch letzteren Schnitt legt er das Band so um die Mitte der Harnröhre, dass die beiden Enden bei den anderen beiden Schnitten oberhalb des Schambeins aus der Bauchdecke herausragen. Daran zieht er die Enden des Bandes hoch und hebt dadurch die Harnröhre so weit an, bis beim Husten kein Harn mehr verloren wird.
Das Band aus Polypropylen wird nicht angenäht. Es haftet aufgrund seiner gitterförmigen Netzstruktur – ähnlich wie ein Klettverschluss – am Gewebe. Schon nach kurzer Zeit wächst es dann im Gewebe ein.
Der Eingriff erfolgt unter örtlicher Betäubung, eine Vollnarkose ist also nicht notwenig. Die Operation dauert etwa 25 bis 30 Minuten. Bereits wenige Stunden nach dem Eingriff kann man spontan urinieren.
Danach bleibt man für kurze Zeit stationär im Krankenhaus; die allermeisten Frauen können am Tag nach der Operation wieder nach Hause gehen! Nach etwa zwei bis drei Wochen ist man wieder voll leistungs- und arbeitsfähig.
Führt eine TVT-Operation immer zum Erfolg?
Die Erfolgsrate der Einlage von spannungsfreien Vaginalbändern (TVT) liegt zwischen 80 und 96% - wenn man als Erfolg die Kontrolle über den Harnabgang betrachtet.
5 bis 17% der Operierten (durchschnittlich 9%) geben an, dass sich die Beschwerden (unwillkürlicher Abgang von Harn) nach dem Eingriff gebessert haben. Bei 2 bis 10% der Operierten (im Durchschnitt 6%) bleibt die Operation erfolglos.
Dies sind Resultate, die nach der Zusammenfassung der Ergebnisse aus 16 verschiedenen Studien errechnet wurden. Das Ergebnis beruht also auf einer Auswertung der Daten von insgesamt 1.339 Frauen, die mindestens zwölf Monate nach der Operation nach dem Ergebnis befragt worden waren.
Eine finnisch-schwedische Untersuchung an 80 Frauen ergab, dass von den Operierten auch sieben Jahre nach dem Eingriff noch immer 65 Frauen (81.3%) als geheilt gelten können.
Grundsätzlich steigen die Erfolgsaussichten einer TVT-Einlage, wenn die operierte Frau zusätzlich Beckenbodengymnastik macht.
Wann kommt die operative Einlage eines Vaginalbandes (TVT) nicht infrage?
Grundsätzlich werden operative Eingriffe gegen Blasenschwäche nur erwogen, wenn alle andere Maßnahmen (Beckenbodengymnastik, Tabletten etc.) erfolglos waren.
Ist das der Fall, sind weitere Gründe, auf den Eingriff zu verzichten:
- frische Harnwegsinfektionen
- Einnahme blutgerinnungshemmender Medikamente
- Situationen, in denen sich auch andere operative Eingriffe verbieten würden (beispielsweise schwere Herzerkrankungen, Blutgerinnungsstörungen etc.).
- bekannte Allergie gegen das Material des Vaginalbandes (Polypropylen)
- bestehende oder geplante Schwangerschaft
Operationsmethoden: Was bedeutet die Einteilung in "vaginal" und "suprapubisch"?
Neben den zuvor genannten OP-Varianten wie den Schlingentechniken oder der TVT- Methode sprechen Ärzte gern auch von vaginalen oder suprapubischen Verfahren bei der Inkontinenz-Operation. Hinter diesen kompliziert klingenden Begriffen verbirgt sich eine recht einfache Aussage: von wo genau operiert wird.
Überblick OP-Verfahren
Was versteht man unter „vaginalen Operationsmethoden“ gegen Belastungsinkontinenz?
Zu den „vaginalen Operationsverfahren“ zählen Methoden, bei denen der Eingriff nicht über einen Zugang durch die Bauchdecke, sondern über die Vagina erfolgt.
Zu diesen Verfahren zählen unter anderem:
- die vordere Scheidenplastik (anteriore Kolporrhaphie), die bei einer Gebärmutter- und Scheidensenkung vor allem bei jungen, sexuell aktiven Frauen infrage kommt;/li>
- eine Scheidenstumpf-Fixation (sakrospinale Fixation nach Amreich-Richter), die sich in erster Linie bei einer Gebärmuttersenkung (Descensus uteri) vor allem bei älteren Frauen bewährt hat;/li>
- die hintere Scheiden-Damm-Plastik (hintere Kolporrhaphie). Dieses Verfahren kommt vor allem zur Korrektur von Aussackungen der Darmwand nach vorn zur Scheide hin (Enterozele bzw. Rektozele) zum Einsatz;/li>
- Implantation eines Netzes aus Prolene, in dem der gesamten Beckenboden nachkonstruiert wird./li>
- Einlage von Kunststoffbändern (Vaginalbänder), bei der ein etwa 1 cm breites Bändchen um die Harnröhre gelegt wird (TVT)./li>
Belastungsinkontinenz: Was bedeutet "suprapubische Operation"?
„Suprapubisch“ bedeutet „oberhalb des Schambeins gelegen“. Zu den suprabubischen Operationsmethoden zählen (Vorsicht, ab hier wird's fachchinesisch):
- die Kolposuspension nach Burch, bei der Gewebe um die Vagina an das Coopersche Band (Ligamentum ileopectineum) fixiert wird,
- die abdominale Sakrokolpopexie, bei der der Scheidenstumpf mit Hilfe eines Prolene-Netzes am Kreuzbein (Os sacrum) fixiert wird und
- die Operation nach Marshall-Marchetti-Krantz, in deren Rahmen der Operateur die Harnröhre und den Blasenhals an die Symphyse befestigt. Letztgenanntes Verfahren wird heutzutage nicht mehr angewendet.
Insgesamt wendet man die suprapublischen Operationsmethoden mittlerweile immer seltener an, wohingegen sich die sogenannten „vaginalen Methoden“ immer stärker durchsetzen.
Dranginkontinenz: Welche operativen Behandlungsmethoden gibt es?
Helfen bei der Dranginkontinenz Maßnahmen wie z.B. Beckenbodentraining, Biofeedback, Miktionstraining und Medikamente nicht, können operative Maßnahmen den Betroffenen helfen. Hierzu gehören:
- das Einspritzen von Botulinumtoxin (Botox®) in den Blasenmuskel
- Elekrostimulation durch sakrale Neurostimulation ("Blasenschrittmacher")
OPs bei Dranginkontinenz
Was bringt eine Behandlung mit Botox® bei Inkontinenz?
Bei der Dranginkontinenz kann eine Einspritzung des Nervengifts Botulinumtoxin (Botox®) in den Blasenmuskel die überaktive Blase beruhigen und die Beschwerden lindern.
Der Eingriff wird meistens in urologischen Kliniken durchgeführt und muss etwa alle 6 Monate wiederholt werden, da das Medikament vom Körper abgebaut wird und mit der Zeit die Wirkung auf die Blasenmuskulatur nachlässt.
Als Nebenwirkung der Behandlung kann – vor allem kurz nach der Therapie – das Wasserlassen erschwert sein. Falls die Blasenentleerung kaum möglich ist, muss der Urin mit einem Blasenkatheter entleert werden. Zum Glück vergeht dieser seltene Nebeneffekt einer Botox-Therapie meistens bereits nach einigen Tagen.
Was ist ein "Blasenschrittmacher"?
Der Blasenschrittmacher ist ein Gerät, das die Muskeln der Blase stimuliert und damit der Blasenschwäche entgegenwirkt. Dieses Verfahren wird von Ärzten oft als sakrale Neurostimultion bezeichnet.
Ähnlich wie bei einem Herzschrittmacher wird das kleine Gerät operativ eingesetzt. Die Implantation erfolgt oberhalb des Gesäßes, knapp unter der Haut. Der Blasenschrittmacher sendet danach elektrische Impulse zu den Nerven, die die Muskulatur der Blase und den Harnaustritt regulieren.
In welchen Fällen von Harninkontinenz kommt der Einsatz eines Blasenschrittmachers in Betracht?
Der Blasenschrittmacher ist keine etablierte Routine-Behandlung. Er kommt nur in Betracht, wenn alle anderen, weniger aufwändigen und invasiven Behandlungsansätze nicht gefruchtet haben und die Lebensqualität durch die Blasenschwäche erheblich beeinträchtigt ist.
Nur dann wird er auch von den Krankenkassen bezahlt (was allerdings immer im Einzelfall geklärt werden sollte).
Hilfsmittel: Einlagen & Co.
Ist bei Blasenschwäche das Tragen von Slip-Einlagen empfehlenswert?
Wenn Sie wegen Ihrer Blasenschwäche hin und wieder ungewollt Wasser verlieren, ist das Tragen von speziellen Slip-Einlagen sehr hilfreich. Sie fallen äußerlich überhaupt nicht auf und sind auch meist so gefertigt, dass man sie kaum spürt. Wenn mal Harn "durchrutscht", verfügen die Einlagen über sehr saugfähige Materialien, so dass der Urin sicher aufgefangen wird.
Es gibt Slip-Einlagen in unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlichem Fassungsvermögen. Hier müssen Sie durch Probieren am besten selbst herausfinden, welche Einlagen für Sie die besten sind.
Hilfsmittel bei lnkontinenz
Genügen normale Damenbinden oder brauche ich spezielle Inkontinenz-Einlagen?
Speziell konzipierte Inkontinenz-Einlagen helfen, die Furcht vor unkontrolliertem Urinabgang zu reduzieren. Die Produkte enthalten ein spezielles Saugmaterial, das große Mengen Flüssigkeit vollständig zu binden vermag.
Selbst bei Druck läuft so nichts aus. Zudem bleibt die Haut weitgehend trocken, so dass Hautprobleme oder Geruchsbelästigung verhindert werden. Darüber hinaus beugen diese speziellen Einlagen Blasenproblemen vor, die durch den Kühleffekt von Nässe verursacht werden können.
Darüber hinaus gibt es medizinische Tampons in verschiedenen Größen aus Schaumstoff, die mit Gleit- oder Hormoncreme bestrichen in die Scheide eingeführt werden, um unkontrollierten Urinverlust zu vermeiden. Solche Tampons sind geeignet für Frauen, die nur in wenigen bestimmten Situationen – etwa beim Sport – Urin verlieren.
Für Bettlägerige und Menschen mit schwerer Inkontinenz gibt es Inkontinenz-Slips. Diese bewähren sich auch, wenn gleichzeitig eine Stuhl- und eine Harninkontinenz vorliegt.
Blasenschwäche: Wie funktionieren Pants oder Trainers?
Pants oder Trainers sind speziell angefertigte Unterhosen mit einer innen eingebauten Einlage, die versehentlich abgehenden Harn sicher auffängt. Im Gegensatz zu Windeln oder Einlagen haben sie den Vorteil, durch ihre Hosenform und textile Außenseite wie eine normale Unterhose auszusehen. Man hat also nicht so sehr das "Pampers-Gefühl", auch nicht beim An- und Ausziehen.
Pants gibt es im Fachhandel nicht nur in verschiedenen Größen, sondern auch für verschiedene Ausprägungsgrade der Inkontinenz. Auch bei sehr häufigem unfreiwilligen Harnabgang ist so mit einer entsprechenden aufnahmefähigeren Saugeinlage für guten "Nässe-Schutz" gesorgt. Nur bei sehr starker Inkontinenz sind Pants oder Trainers mitunter nicht mehr ausreichend.
Pants sind sowohl für Frauen als auch für Männer geeignet. Auch Kinder, die hin und wieder versehentlich einnässen, kommen mit diesen Hosen oft gut zurecht.
Was bewirken Pessare gegen Inkontinenz und wann sind sie sinnvoll?
Pessare sind Ringe, Schalen oder Würfel aus weichem Silikon, die in verschiedenen Größen und Formen zur Verfügung stehen. Meist kommen Pessare zum Einsatz, wenn eine Absenkung der Organe im Becken die Beschwerden auslöst.
Dann sollen sie die Lage von Harnröhre und Blase verändern, und somit den unwillkürlichen Harnverlust zu reduzieren. Besteht eine Dranginkontinenz und eine Blasensenkung (Zystozele), lindert die Einlage eines Schalenpessars die Beschwerden oft deutlich.
Ein Pessar muss individuell angepasst werden - je nach Beschwerden und anatomischen Gegebenheiten. Anfangs wird der Arzt das Pessar platzieren, später können Sie es selbst einsetzen und auch reinigen.
Bei manchen Frauen kommt es durch die Verwendung von Pessaren jedoch zu einer Belastungsinkontinenz. Deshalb ist es ratsam, sich über deren Vor- und Nachteile vorab ausführlich von einem Spezialisten beraten zu lassen.
Pressare: Hilfe bei Belastungs- und Dranginkontinenz
Pessare stabilisieren die Lage der Blase und Harnröhre. Deshalb eignen sie sich inbesondere bei ausgeprägter Instabilität des Beckenbodens und auch bei einer Blasensenkung.
Prinzipiell können sie sowohl bei der Stress- als auch bei der Drang-Inkontinenz eingesetzt werden.
Was ist ein Kondomurinal?
Ein Kondomurinal ist ein Hilfsmittel für Männer mit Inkontinenz. Es handelt sich um eine Art Penis-Umhüllung aus Gummi, die unten einen Ablaufkanal enthält.
Dieser mündet in einen kleinen Auffangbeutel, der am Bein oder nachts auch am Bett befestigt werden kann.
Inkontinenz: Werden die Pflegeprodukte und Einlagen von den Krankenkassen bezahlt?
In vielen Fällen ja. Inkontinenz-Pflegeprodukte sind erstattungsfähige Hilfsmittel, die bei einer mittelgradigen Inkontinenz von den Krankenkassen erstattet werden. Dieses ist gesetzlich im § 33 SGB 5 geregelt. Unabhängig von der Tagesstückzahl und Qualität.
Wenn Sie Bedarf an solchen Einlagen oder Pants haben, sollten Sie ohne Scham mit Ihrem Arzt darüber sprechen. Er kann den Grad Ihrer Inkontinenz offiziell feststellen und damit eine Kostenerstattung ermöglichen.
Ihr Arzt kann Einmal-Slips und Einmal-Einlagen aber zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung verordnen, wenn eine der folgend genannten drei Voraussetzungen erfüllt ist:
Voraussetzungen für eine Kostenübernahme
- wenn die Inkontinenz-Hilfsmittel Sie dazu befähigen, wieder am Leben der Gemeinschaft teilzunehmen, und das ohne dieses Hilfsmittel nicht möglich wäre,
- wenn Ihre Beschwerden Hautveränderungen hervorrufen und durch ein geeignetes Hilfsmittel deren Behandlung unterstützt wird,
- wenn schwere Funktionsstörungen vorliegen, etwa eine Halbseitenlähmung mit Sprachverlust, so dass ohne Einsatz von Inkontinenz-Artikeln Dekubiti (offene Druckgeschwüre) oder Hautentzündungen drohen, weil der oder die Betroffene den Abgang von Stuhl oder Urin nicht bemerkt oder nicht mitteilen kann.
Übrigens: Manche Krankenversicherungen verlangen auch die Zuzahlung von "Eigenanteilen".
Das Budget des Arztes belastet die Verordnung von Hilfsmitteln nicht. Er verordnet die aufsaugenden Hilfsmittel (Inkontinenz-Einlagen und -Slips) auf einem speziellen Hilfsmittel-Rezept und muss dazu lediglich einen der drei Verordnungsgründe (siehe oben) vermerken.
Wissenswertes zur Harninkontinenz
Ist es mit Blasenschwäche hilfreich, weniger zu trinken?
Nein, überhaupt nicht, eher im Gegenteil. Der an sich ja logische Gedanke, dass weniger Flüssigkeitszufuhr die Blase entlastet, ist nicht korrekt. Vielmehr braucht die inkontinente Blase Training. Muskeltraining. Und das bekommt sie am besten durch reichlichen Flüssigkeitsdurchlauf.
Zu wenig Trinken führt außerdem zu konzentrierterem Harn, was den Harndrang eher noch verstärkt. Außerdem steigt mit sinkender Flüssigkeitsausnahme das Risiko von Blasenentzündungen, die unbedingt vermieden werden sollten, weil sie das Problem ebenfalls verschlimmern.
Und last but not least: Ausreichend Trinken ist nicht nur für die Blase gut, sondern für den gesamten Körper wichtig. Gerade in höherem Alter, in dem viele von uns dazu neigen, zu wenig Flüssigkeit auszunehmen, sollte nichts unternommen werden, was die Gefahr der Austrocknung (medizinisch: Exsikkose) noch verstärkt.
Wie viele Frauen in Deutschland leiden an einer Harninkontinenz?
In Deutschland leiden nach Schätzungen der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e.V. (GIH) mehrere Millionen von Frauen an verschiedenen Formen und Ausprägungen der Harninkontinenz.
Acht von zehn Frauen mit Blasenschwäche geben an, beim Husten, Niesen, Lachen oder beim Sport unwillkürlich Harn zu verlieren.
Kann man mit Harninkontinenz noch schwimmen gehen?
Aber sicher. Schwimmen ist bei Harninkontinenz sogar ausgesprochen hilfreich, weil es die Beckenbodenmuskulatur stärkt. Insofern ist Schwimmen eine sehr gute Möglichkeit der Selbsthilfe.
Einwegbinden zur Vorsorge
Was den versehentlichen Abgang von Urin im Schwimmbecken angeht, sollten Sie einfach vorsorgen. Am besten eignen sich dafür sogenannte Einwegbinden, die Sie direkt nach dem Schwimmen wieder entfernen können. Es gibt aber auch spezielle Badebekleidung mit einer Art wassersaugendem Slip im Innenteil. In beiden Fällen wird abgehender Harn im Schwimmbad relativ sicher abgefangen.
Abgesehen von diesen Barrieremethoden sollten Sie beim Besuch des Schwimmbads aber auch schon vor dem Baden Ausschau nach den Toiletten halten. Dann müssen Sie im Ernstfall nicht erst lange suchen oder können gleich in der richtigen Ecke schwimmen.
Fazit:
Es gibt keinerlei Grund, mit einer Blasenschwäche auf den Besuch des Schwimmbads zu verzichten. Im Gegenteil: Gesundheitlich ist das ausgesprochen hilfreich und außerdem sollten Sie sich davor hüten, wegen Ihrer kleinen Schwäche solche sportlichen (und sozialen) Aktivitäten nicht mehr anzugehen.
Wie kann ich einer Blasenschwäche vorbeugen?
Blasenschwäche (medizinisch: Harninkontinenz) ist ein häufiges Problem bei älteren Frauen. In den Wechseljahren kommt es durch die Hormonverschiebungen zu einer Erschlaffung der Muskulatur im Beckenbereich, was die Entstehung einer Blasenschwäche fördert.
Oft ist auch nach einer Schwangerschaft das empfohlene Training zur Stärkung des Beckenbodens vernachlässigt worden, so dass das Gewebe und die Muskulatur in diesem Bereich ohnehin schon geschwächt sind.
Die beste Vorbeugung ist regelmäßiges Beckenbodentraining. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Gymnastik, die speziell den Beckenbereich stärkt. Anleitungen für ein Beckenbodentraining bekommen Sie über Ihre Krankenkassen oder auch über Ihren Frauenarzt.
Wenn Ihnen das zu kompliziert erscheint: Viel Bewegung und Sport sind die beste Vorbeugemaßnahme – generell, und im Speziellen auch für Blasenschwäche.
Was ist eine Pollakisurie?
Pollakisurie ist die Bezeichnung für eine bestimmte Form der Blasenstörung. Dabei hat man oft den Drang Wasserzulassen, ohne dass dann viel kommt.
Die Betroffenen haben aber das Gefühl, ihre Blase sei voll und sie müssten sofort eine Toilette aufsuchen. Dabei ist die Blase noch lange nicht an ihrer Füllungskapazität und die abgesetzten Urinmengen sind meist klein. Häufig bleibt außerdem Restharn in der Blase zurück, was Infektionen im Bereich der Harnwege und der Nieren fördert.
Eine Pollakisurie kann auch im Rahmen anderer Erkrankungen wie Harnwegsinfektionen oder Prostataerkrankungen entstehen. Auch bei der Multiplen Sklerose kann Pollakisurie auftreten, oft sogar als eines der ersten Symptome.
Quellen:
- Schmelz et al. Facharztwissen Urologie.
- Manski, D. Urologielehrbuch.