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Ständig müde, unkonzentriert und depressiv, taube Füße und Lähmungserscheinungen, Gedächtnis- und Sehstörungen – Zecken und ihrer unliebsamen Fracht, dem Bakterium Borrelia burgdorferi, wird einiges angelastet. Ein differenzierter Blick lohnt sich.

Unbestritten ist, dass die Borreliose eine Systemerkrankung ist, die zahlreiche Symptome an verschiedensten Körperregionen verursachen kann. Dazu gehört auch das Nervensystem. Ist es betroffen, spricht man von einer Neuroborreliose.

Die Frühform ist am häufigsten

Aber welche Beschwerden verursacht sie? Tatsächlich kann die Borreliose als Chamäleon daherkommen und ein buntes, unspezifisches Bild bieten. Getreu dem in der Medizin altbewährten Spruch, dass Häufiges häufig und Seltenes selten ist, sollte man sich jedoch erst einmal genauer ansehen, wie so eine Neuroborreliose denn typischerweise aussieht.

Das Erscheinungsbild einer Neuroborreliose ist dabei extrem unterschiedlich. Es gibt zwar typische Symptome (z.B. Lähmung des Gesichtsnervs = Fazialisparese). Aber die Liste der übrigen möglichen Beschwerden ist lang. Vieles hängt davon ab, wo genau die Borrelien im Körper ihr Unwesen treiben.

Mögliche Symptome

Im folgenden listen wir einige der möglichen Symptome der Neuroborreliose auf:

  • Facialisparese: Lähmung des Gesichtsnerven, u.a. schiefer Mund
  • Schmerzen oder Lähmungserscheinungen im Versorgungsgebiet einzelner Nerven
  • Hirnhautentzündung, Meningitis (starke Kopfschmerzen, Fieber, Benommenheit, Ausfallerscheinungen)
  • Muskelentzündungen, Muskelschmerzen
  • Taubheitsgefühle in bestimmten Körperarealen
  • Sehstörungen
  • Gangunsicherheit
  • geistige Beeinträchtigung, Zerstreutheit, Konzentrationsstörungen

Zunächst muss man zwischen zwei Stadien unterscheiden. Neben einer frühen Form, die den Großteil aller Fälle ausmacht, kann es sehr selten auch zu einer späten Neuroborreliose kommen, die sich stetig über Monate bis Jahre entwickelt.

Brennende nächtliche Schmerzen

Bleiben wir aber erstmal bei den mehr als 98%. Hier beginnen die Beschwerden einige Wochen bis Monate, nachdem die Zecke zugeschlagen hat.

Typisch sind sogenannte radikuläre Schmerzen, die von den Nervenwurzeln ausgehen. Meist beginnen sie in der Region der Zeckeneinstichstelle und können im Verlauf im Grunde in den ganzen Körper ausstrahlen. Sie werden als brennend, bohrend oder reißend beschrieben, treten vor allem nachts auf und können unbehandelt bis hin zu Empfindungsstörungen und Lähmungen führen.

Schlaffes Gesicht

Charakteristisch ist außerdem der Befall von Hirnnerven. Sie haben ihren Ursprung im Gehirn, ziehen von dort aus weiter und übernehmen die unterschiedlichsten Funktionen im Kopf-Hals-Bereich, aber auch an Organen.

Die Borrelien stürzen sich dabei bevorzugt auf den sogenannten Nervus facialis, der auch als Gesichtsnerv bezeichnet wird. Er steuert die mimische Muskulatur und reguliert sämtliche Drüsen im Kopf. Außerdem würde das Essen ohne ihn ziemlich fade schmecken: Der Nervus facialis ist für unseren Geschmackssinn verantwortlich.

Bei der Borreliose treten die Symptome in der Regel beidseits auf. Die Mundwinkel hängen herab, die Stirn kann nicht mehr gerunzelt und manchmal auch die Augen nicht vollständig geschlossen werden. Eine solche komplette Lähmung der mimischen Muskulatur ist tatsächlich sehr spezifisch für die Erkrankung.

Bei Kindern ist neben der Fazialislähmung oft auch eine Meningitis (Hirnhautentzündung) wegweisend, während die Nervenwurzeln nur selten betroffen sind.

Seltene und späte Manifestationen

Wenn im Verlauf noch weitere Hirnnerven befallen werden, kann dies zu Doppelbildern, Seh-, Hör-, Schluck- und Sprechstörungen führen. Das ist aber sehr selten und sollte nicht primär den Borrelien angelastet werden.

Wie schon erwähnt gibt es auch späte Manifestationen der Borreliose, die mitunter erst Jahre nach einer Infektion auftreten. Neben der Haut und den Gelenken kann wiederum auch das Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen werden.

Dabei kommt es zu einer Entzündung des Rückenmarks (Myelitis) und des Gehirns (Enzephalitis). Die Folgen sind Lähmungen, Probleme beim Gehen oder auch Störungen der Blasenfunktion. Gehirnentzündungen können außerdem Psychosen und andere psychiatrische Symptome auslösen. Schmerzen sind in diesem Stadium dagegen selten.

Antibiotika heilen die Erkrankung

Solche Verläufe sind aber die Ausnahme. Typische Schmerzen der Nervenwurzeln und eine beidseitige Gesichtslähmung sollten jedoch unbedingt weiter abgeklärt werden. Wird dahinter tatsächlich eine Neuroborreliose festgestellt, erfolgt eine antibiotische Behandlung, die die Erreger vollständig ausmerzt.

Dass die Bakterien jahrelang im Körper verharren und weiter ihr Unwesen treiben, ist nach neuestem wissenschaftlichem Stand sehr unwahrscheinlich. Wenn nach einer abgeschlossenen antibiotischen Behandlung wieder unspezifische Beschwerden auftreten, sollte die therapeutische Schleife daher nicht wieder von vorne beginnen, sondern nach anderen möglichen Ursachen gesucht werden.

Quellen:

  • Braveny I, Maschmeyer G. Infektionskrankheiten. Medco Verlag.

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