Welche Ursachen können Gelenkschmerzen haben? Ist das Rheuma, Überlastung oder etwas anderes? Wie ist es bei Kindern? Fragen dazu beantworten wir in diesem Kapitel.
Gelenkschmerzen bei Kindern
Sind Gelenkbeschwerden bei Kindern häufig?
Ja, Gelenkbeschwerden sind bei Kindern durchaus häufig. So klagen etwa 5-10% der Schulkinder irgendwann einmal über schmerzende Gelenke, ohne dass eine Erkrankung dahinter steckt.
Sogenannte „Wachstumsschmerzen“ betreffen v.a. die Knie und können manchmal sehr stark sein. Da aber auch schwerwiegendere Erkrankungen die Ursache sein können, sollten Sie anhaltende Gelenkbeschwerden immer ärztlich abklären lassen.
Gelenkschmerzen beim Kind: Was sind mögliche Hinweise auf Rheuma?
Vielen Menschen ist gar nicht nicht bewusst, dass auch Kinder an Rheuma erkranken können. Mit rund 1.500 Neuerkrankungen pro Jahr ist das zwar eher selten, aber es kommt vor. Das Problem liegt dann oft auch darin, dass niemand an diese Möglichkeit denkt: die Eltern nicht und manchmal auch der Arzt nicht.
Aber natürlich sind Gliederschmerzen bei Kindern oft auch völlig harmlos. Wachstumsschmerzen können zum Beispiel dahinterstecken. Wie aber findet man nun die Mitte zwischen zu großer Sorglosigkeit und übertriebener Angst bei jedem Wehwehchen. Die Kinder-Rheumastiftung hat unlängst zusammengefasst, wann man bei Gelenkschmerzen an kindliches Rheuma denken sollte.
10 mögliche Hinweise auf kindliches Rheuma:
- Gelenk ist geschwollen und fühlt sich heiß an. Und das, ohne dass ein Sturz oder Unfall vorausging. Oft ist das Knie betroffen.
- Ihr Kind nimmt auch in Ruhe eine ungewöhnliche Schonhaltung ein.
- Ungewöhnliche, neu aufgetretene Bewegungsmuster, zum Beispiel Hinken. Kann durch Schonhaltung entstehen.
- Ihr Kind möchte plötzlich keine Spaziergänge mehr machen oder nicht mehr toben, will öfter getragen werden.
- Nachts immer wieder Aufwachphasen mit Weinen oder Klagen. Erklärung: plötzliches Umdrehen tut weh.
- Lange Anlaufzeit morgens. Erklärung: Rheuma führt zur Morgensteifigkeit, und das wiederum verlangsamt alle Abläufe am frühen Morgen.
- Verhaltensänderung beim Kind, z.B. weinerlicher oder aggressiver. Erklärung: Die Schmerzen bei Bewegung frustrieren, ohne dass Ihr Kind das immer zum Ausdruck bringen kann.
- Fersenschmerzen oder tiefsitzende Rückenschmerzen. Erklärung: können mitunter bei Rheuma auftreten.
- Schuppenflechte beim Kind oder auch bei anderen Familienmitgliedern.
- Gehen Sie zur Sicherheit auch zum Augenarzt. Denn manche Fälle von kindlichem Rheuma gehen mit Entzündungen der Augenvorderkammer einher.
Die Empfehlung der Kinder-Rheumastiftung: Wenn einige dieser Punkte zutreffen, sollten Sie Ihr Kind zur Sicherheit fachärztlich durchchecken lassen..
Gelenkschmerzen bei Erwachsenen
Was sind typische Ursachen für Gelenkschmerzen bei Erwachsenen?
Schmerzen in einem oder mehreren Gelenken kennt jeder von uns. Häufig sind die Beschwerden von kurzer Dauer und vergehen von alleine. Bleiben die Probleme aber bestehen oder nehmen sogar zu, sollte man an diese Krankheiten denken:
Arthrose
Durch Abnutzung der Gelenke (Arthrose) kommt es oft im Hüft- oder Kniegelenk zu Schmerzen. Ein Zeichen hierfür kann der sogenannte "Anlaufschmerz" sein. Hierunter versteht man Gelenkschmerzen, die zu Beginn einer Bewegung auftreten, z.B. morgens nach dem Aufstehen.
Arthritis
Die Entzündung der Gelenke (Arthritis), die gerne auch mehrere Gelenke zugleich betrifft, ist eine häufige Ursache für Gelenkschmerzen. Die Ursachen sind vielfältig. Oft sind Autoimmunerkrankungen die Basis. Krankheiten wie rheumatoide Arthritis, Schuppenflechte und sogar entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können für die Beschwerden verantwortlich sein.
Eine weitere Ursache kann Gicht sein. Die Schmerzen treten bei einer Gicht-Arthritis überwiegend am Großen Zeh auf.
Osteoporose
Auch Knochenschwund (Osteoporose) kann sich durch Gelenkschmerzen zeigen. Neigen Sie zudem auch zu Knochenbrüchen, könnte dies ein zusätzlicher Hinweis auf Osteoporose sein.
Borreliose
Eine Infektion mit Borrelien tritt nach 15 % der Zeckenbiss auf. Zum Glück bekämpft das Immunsystem die Bakterien meist erfolgreich und nur wenige erkranken anschließen wirklich an einer Borreliose. Neben dem typischen Hautausschlag (Erythema migrans) sind Gelenkentzündungen und -schmerzen ein häufiges Anzeichen für die Erkrankung. V. a. das Kniegelenk, aber auch das Sprunggelenk oder der Ellbogen können anschwellen und gerötet sein.
Selbsthilfe
Was kann ich selber tun bei Gelenkschmerzen?
Eine allgemeine Empfehlung, die bei allen Gelenkschmerzen Erleichterung verspricht, gibt es leider nicht. Im Grunde muss die Ursache, also z.B. die Arthritis oder Gicht behandelt werden, um auch die Schmerzen zu lindern. Dennoch gibt es ein paar Tipps und Tricks, die helfen können, die Schmerzen in Schach zu halten:
- Abnehmen bei Übergewicht: Die Gelenke leiden unter zuviel Körpergewicht. Versuchen Sie mit gesunder Ernährung und körperlicher Bewegung Ihre Gelenke zu entlasten. Insbesondere bei Arthrose kann das durchaus hilfreich sein.
- Sport: Bewegung tut uns nicht nur gut, sondern stärkt auch die Gelenke. Vor allem auf Arthrose und Osteoporose kann sich leichter, nicht belastender Sport positiv auswirken. Egal ob Schwimmen, Fahrradfahren oder Spazierengehen – Hauptsache es macht Ihnen Spaß. Falls Sie sich nicht sicher sind, welche Aktivität die richtige für Sie ist, lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten.
- Ernährung: Achten Sie auf eine Calcium- und Vitamin-D-reiche Ernährung, v.a. wenn Osteoporose als Ursache für die Beschwerden in Frage kommt. Durch diese Nährstoffe werden die Knochen gestärkt und Sie beugen einem weiterem Knochenschwund vor.
- Ruhigstellen: Sind die Schmerzen akut, sollten Sie das betroffene Gelenk schonen und nicht belasten. Eispackungen oder Wärmeanwendungen – je nachdem was Ihnen gut tut – können Erleichterung verschaffen.
- Schmerzmittel bei Bedarf: Eine kurzfristige Hilfe bei Schmerzen sind auch die sogenannten NSAR (=Nichtsteroidale Antirheumatika). Zu diesen Medikamenten zählen z.B. Aspirin, Ibuprofen und Diclofenac. Müssen Sie fast regelmäßig zu den Tabletten greifen, ist es aber höchste Zeit sich an einen Arzt zu wenden.
Wann zum Arzt
Wann sollte ich wegen Gelenkschmerzen zum Arzt gehen?
Dauern Ihre Schmerzen bereits länger an oder sind die Beschwerden stark und plötzlich aufgetreten, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dasselbe gilt, wenn Sie Fieber haben oder das betroffenen Gelenk gerötet und geschwollen aussieht. Haben Sie Schwierigkeiten, das Gelenk überhaupt noch normal zu bewegen, ist das ein weiterer wichtiger Grund für einen Arztbesuch.
Noch ein Extra-Tipp:
Mit den richtigen Mikronährstoffen können Sie viel für Ihre Gesundheit tun.
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.
Quellen:
- Wolffram C, Dr. med. Gelenkschmerzen: Ursachen, therapie, lifestyle. 2006. Accessed Dec 6, 2020. www.gelenk-klinik.de, aufgerufen am 04.12.2020
- Bernateck M, Heppner C, Korsten P, Siggelkow H. Praktische schmerzmedizin: Gelenk- und muskelschmerzen. Accessed 2020. www.springermedizin.de, aufgerufen am 04.12.2020
- Gelenkschmerzen können Anzeichen für Borreliose sein. Herausgeber: Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V. Accessed 2022. www.internisten-im-netz.de, aufgerufen am 04.09.2022