Unter Schirmherrschaft der
Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V.
Navigator-Medizin.de
   X   

[Krankheiten von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Medikamente von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Diagnostik & Laborwerte von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Therapieverfahren von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Gesundheitsthemen von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Symptome von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   
Suche

Oft gelingt das überhaupt nicht. Es ist nämlich nicht einfach, eine Borrelien-Infektion des zentralen Nervensystems festzustellen. Weder mit Bluttests noch mit der Suche nach speziellen Antikörpern im Gehirnwasser gelingt es zuverlässig, nachzuweisen, dass Borrelien-Bakterien im Gehirn die Ursache der Beschwerden sind.

Andersherum ausgedrückt: Man kann einen solchen Infekt auch dann gehabt haben, wenn die Ärzte nichts dazu finden. Insofern ist auch die heiß diskutierte Frage, ob Borrelien der Auslöser einer Multiplen Sklerose (MS) sind, schwierig zu beweisen. Und schwierig zu widerlegen.

Auch bildgebende Untersuchungen des Gehirns und Rückenmarks mit der Magnetresonanztomografie (MRT) sind nicht beweisend. Darüber lassen sich zwar, falls vorhanden, Schäden im Nervengewebe aufzeigen, aber ohne dass sich über die Ursache eine klare Aussage machen lässt.

Versuch mit Antibiotika?

Aufgrund der diagnostischen Unsicherheit plädieren einige Mediziner und Forscher dafür, die Diagnose einer Neuroborreliose auf die Symptomatik zu stützen und bei Verdacht Therapieversuche mit Antibiotika zu starten.

Ist der Bluttest auf Borreliose sicher?

Nein. Bei der Blutuntersuchung auf Borreliose sucht man in der Routinediagnostik nach spezifischen Antikörpern gegen die auslösenden Bakterien, also gegen die Borrelien. Finden sich Antikörper im Blut, ist dies jedoch kein sicherer Beweis dafür, dass man wirklich eine Borreliose (auch Lyme-Krankheit genannt) hat.

Ein positiver Antikörper-Befund sagt lediglich aus, dass man bereits Kontakt zu Borrelien hatte und sich das Immunsystem mit den Erregern auseinandergesetzt hat. Der Bluttest kann jedoch keine Aussage darüber treffen, ob das Immunsystem alle Erreger eliminieren konnte oder ob sich noch Borrelien im Körper befinden.

Eine Restunsicherheit bleibt immer

Und als würde das an Unklarheiten nicht genügen: Auch ein negativer Antikörpertest bedeutet nicht immer, dass keine Borrelien-Infektion vorliegt. Das Immunsystem braucht nämlich einige Zeit, bis es bei einer Infektion Antikörper bildet. Deshalb kann es zu Beginn der Lyme-Krankheit sein, dass sich trotz der Infektion noch keine Antikörper gegen die Bakterien im Blut nachweisen lassen.

Es gibt jedoch auch Bluttests, die gezielt nach Bruchstücken von Borrelien-Erbgut suchen. Das Vorhandensein solcher DNA-Fragmente beweist, dass Borrelien im Blut vorhanden sind. Oder waren. Also muss man auch hier Wasser in den Wein gießen: Der Test kann in seltenen Fällen "falsch positiv" ausfallen, wenn es sich um die DNA bereits toter Borrelien handelt.

Zur Diagnose einer Lyme-Borreliose berücksichtigt man deshalb neben einem positiven Bluttest auch das individuelle Beschwerdebild. Da nur bei jedem zweiten Betroffenen die typischen Hautflecken auftreten (sich ausbreitende, ringförmige Rötung), bleibt als Fazit: eine wirklich hundertprozentig sichere Diagnose der Borreliose gibt es selten.

Warum kann man eine Borrelien-Infektion auch übersehen?

Es ist nach Ansicht einer Vielzahl von Medizinern und Forschern möglich, dass sich im Blut keine Antikörper gegen Borrelien nachweisen lassen, obwohl eine Infektion stattgefunden hat. Da aber der Test auf eine Borreliose genau über diese Antikörperbestimmung vorgenommen wird, sind hier Fehldeutungen möglich.

Der Grund für diese diagnostische Lücke: Zum einen gibt es mehrere Spezies, die der Gruppe der Borrelien angehören. Möglicherweise ist es den Eigenschaften des jeweiligen Bakteriums selbst geschuldet, dass sie nicht nachweisbar sind. Zum anderen sind vielleicht auch die derzeit verfügbaren Nachweismethoden nicht genau genug.

In der Praxis wird zunächst nur ein Suchtest ausgeführt, der nicht sehr spezifisch ist. Ist dieser negativ, d.h. wurde kein Hinweis auf eine Borrelien-Infektion gefunden, wird nicht weiter nachgeforscht.

Es gibt also mehrere mögliche Fehlerquellen, die Ursache des fehlenden Nachweises einer Borrelien-Infektion sein könnten, obwohl eine Infektion vorliegt.

Quellen:

  • Braveny I, Maschmeyer G. Infektionskrankheiten. Medco Verlag.

Haben Sie eine Frage? Dann stellen Sie sie gern und wir versuchen zu antworten. Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentar schreiben

Navigations-Menü & weitere Artikel zum Thema Top

Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Autor
Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

mehr Informationen