Worauf kommt es wirklich an beim Thema Kinderwunsch? Was hilft, was schadet? Welche gibt es für Unfruchtbarkeit? Alle Fragen dazu beantworten wir in diesem Kapitel.
Glück durch Nachwuchs
Ist eigentlich bewiesen, dass Kinder glücklich machen?
Ja. Was die meisten Eltern spontan bestätigen würden und kinderlose Paare manchmal anzweifeln, ist nun auch wissenschaftlich bewiesen. In einer repräsentativen 15-Jahres-Studie mit 10.000 Teilnehmern zeigte sich, dass sich Ehepaare mit Kindern weit eher als zufrieden bezeichnen als kinderlose Paare.
Glück durch Nachwuchs
Was sagen Studien zu der Frage, ob Kinder glücklich machen?
Bis zu drei Kindern geht die Glücks-Kurve nur nach oben
Dabei steigt laut der Untersuchung der Glasgower Universität die allgemeine Lebenszufriedenheit von Ehepaaren schon mit dem ersten Kind und steigt dann mit jedem weiteren Kind weiter an – bis zum dritten Kind. Ab dem vierten Kind gibt es keine weitere Steigerung mehr, aber die Zufriedenheit bleibt auf hohem Niveau. Publiziert wurde diese Studie übrigens im Journal of Happiness (was es nicht alles für Zeitschriften gibt).
Auf Kosten eigener Freiheit
In einzelnen Unterpunkten gab es aber natürlich auch bei den kinderreichen Ehepaaren Unzufriedenheitsbekundungen. Etwa bei der persönlichen Freizeit oder dem Zugang zu sozialen Aktivitäten.
Wer ist auch ohne Kinder zufrieden?
Den Angaben der Forscher zufolge scheinen Kinder außerdem bei nicht verheirateten Paaren, Geschiedenen oder Alleinlebenden von geringerer Bedeutung für das eigene Lebensglück zu sein. Ein Kind, das in einer intakten Familie aufwächst, scheint also am glücklichsten zu machen – auch das eine bemerkenswerte Erkenntnis, die man bisher nur geahnt hatte.
Ticken Frauen bei dem Thema Kinderwunsch anders als Männer?
Ja, weitere Detailanalysen der Studie ergaben, dass Kinder das Lebensglück bei Frauen stärker ansteigen lassen als bei Männern.
Oberschicht mit 1 Kind glücklich
Außerdem sind reiche Familien meistens schon mit einem Kind glücklich, während das gefühlte Optimum der Mittelschicht bei zwei Nachkommen liegt, ein dritter Sprössling die Zufriedenheit aber sogar noch wachsen lässt.
Fazit:
Es ist immer wieder schön, wenn unsere Alltagserfahrungen nochmal von kompetenter, wissenschaftlicher Seite bestätigt werden: Zwar ist das Kindergroßziehen manchmal harte Arbeit und nichts für schwache Nerven – die zwischenzeitlichen und langfristigen Glücksgefühle machen das aber mehr als wett.
Einflussfaktoren
Welche Faktoren beeinflussen die Fruchtbarkeit?
Neben dem Alter (v.a. bei der Frau) und individuellen Krankheiten können sich Einflüsse aus Beruf, Lebensweise, Ernährung und Umwelt auf die Fruchtbarkeit eines Paares auswirken. Zu den häufig genannten Faktoren zählen:
- der (richtige) Zeitpunkt
- die biologische Uhr
- Nikotin
- Alkohol
- Ernährung und Gewicht
- Umwelteinflüsse
- Stress inklusive „Zeugungsstress“
- körperliche (u.a. Leistungssport) und seelische Belastungen
Video: Die häufigsten Irrtümer von Paaren mit Kinderwunsch
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Empfängnis?
Alles richtet sich nach dem Eisprung. Wann der Geschlechtsverkehr am besten stattfinden sollte und wie hilfreich Eisprung-Tests sind, erfahren Sie im Anschluss:
Fragen zum Eisprung
Wann werde ich am leichtesten schwanger?
Wenn der Geschlechtsverkehr 2 Tage vor bis 1 Tag nach dem Eisprung stattfindet, ist die Chance auf eine Empfängnis am größten (ca. 30%). Denn die aus dem Eierstock gesprungene Eizelle bleibt nur etwa einen Tag befruchtungsfähig, während die männlichen Spermien um die fünf Tage im Körper der Frau überleben.
Wie hoch sind die Erfolgsraten?
Bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr ohne Verhütung liegt die Chance bei einem gesunden Paar letztlich bei etwa 25% pro Monat. Wenn Sie zuvor mit der Pille verhütet haben, kann es einige Monate länger dauern, bis es mit der Zeugung klappt. "Wartezeiten" von ein bis zwei Jahren sind daher durchaus noch normal.
Was bringt der Eisprung-Test?
Den Anbietern bringt er Geld. Aber wir wollen fair sein: Der Eisprung-Test kann tatsächlich eine Aussage darüber liefern, wann die beste Zeit für die Empfängnis ist.
Wirungsweise des Tests
Etwa zur Zyklusmitte wird das luteinisierende Hormon (LH) vom Gehirn ausgeschüttet, woraufhin es kurz danach zum Eisprung kommt. Den rapiden Konzentrationsanstieg des Botenstoffs machen sich die im Handel erhältlichen Ovulations-Tests zunutze, mit denen Sie den erhöhten LH-Spiegel im Urin(strahl) messen können.
Auf das Timing kommt es an
Um den Zeitpunkt der Ausschüttung und des nachfolgenden Eisprungs ermitteln zu können, sollten Sie je nach individueller Zykluslänge etwa am 10. Tag nach Menstruationsbeginn mit den Eisprung-Tests starten.
Höchste Fruchtbarkeit
Wenn Sie sich zeitlich „von vorne“ angenähert haben, können Sie beim Eintritt eines positiven Ergebnisses (entweder in Form farbiger Linien oder einer Digitalanzeige) damit rechnen, dass Ihre Fruchtbarkeit innerhalb der nächsten 24 Stunden am höchsten ist.
Kinderwunsch und Sex: Warum verhilft auch der „optimale Zeitpunkt“ nicht immer zur Schwangerschaft?
Auch an den fruchtbarsten Tagen beträgt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft nur etwa 30%. Außerhalb des etwa drei Tage umfassenden Zeitfensters sinkt sie mit zunehmendem Abstand immer weiter ab.
Nur jede 10. befruchtete Eizelle schafft es
Zudem gehen bis zu 70% aller befruchteten Eizellen ohne spürbare Entwicklung zugrunde und meist unbemerkt mit der Menstruationsblutung ab. Letztlich führt also durchschnittlich nur jede zehnte befruchtete Eizelle zu einer intakten Schwangerschaft.
Es ist somit ganz normal, wenn es eine Weile – unter Umständen mehrere Monate bis Jahre – dauert, bis sich Nachwuchs als Folge des Zeugungsaktes bemerkbar macht.
Der perfekte Sex zum Kinderkriegen
Spielt die Stellung beim Sex eine Rolle, wenn man schwanger werden will?
Nein, an fruchtbaren Tagen kann die Frau in jeder Stellung schwanger werden, sofern ein vaginaler Geschlechtsverkehr stattfindet, bei dem das Sperma an seinen wahren Bestimmungsort gelangt. Dennoch ist es bei unerfülltem Kinderwunsch wichtig, mit dem Arzt auch offen über das Sexualleben zu sprechen. Denn immer mal wieder stellt sich dabei ein (überraschendes) Fehlverhalten heraus, das in manchen Fällen bereits die vermeintliche Unfruchtbarkeit erklären kann.
Erhöht Enthaltsamkeit die Fruchtbarkeit?
Ein bisschen weniger ist mehr, das gilt auch für Sex, zumindest im Hinblick auf die messbaren Parameter der männlichen Zeugungsfähigkeit. Zu häufiger Sex vermindert demnach die Fruchtbarkeit.
Wie viel Sex ist wirklich nötig, um schwanger zu werden?
Gönnen Sie sich ab und an eine Pause
Bei der täglicher Ejakulation sind weniger Samenzellen im Sperma nachweisbar als nach einer kurzen Phase der Enthaltsamkeit. Als optimal wird deshalb regelmäßiger Geschlechtsverkehr mit zwei- bis dreitägigen Pausen erachtet. Deutlich weniger ist dann auch wieder nachteilig für die Fruchtbarkeit.
Zeit um den Eisprung: Werden Sie aktiver!
Noch wichtiger als graduelle Unterschiede der Spermienqualität ist allerdings das richtige Timing.
Und da dürfte im relativ kurzen Zeitfenster der günstigen Umstände für ein verschmelzendes Zusammentreffen von Ei- und Samenzelle gelten: viel hilft viel.
Warum sollten Frauen mit Kinderwunsch ihre Immunitätslage gegenüber Windpocken prüfen?
Nur etwa 3-5% aller Frauen im gebärfähigen Alter haben keine Antikörper gegen Windpocken-Viren und sind deshalb ansteckungsgefährdet. Mit 1-7 Fällen pro 10.000 Schwangerschaften kommt es dementsprechend selten zu Windpocken-Erkrankungen während der Schwangerschaft oder um den Geburtstermin herum.
Aber wenn es passiert, dann drohen in einem Teil der Fälle schwerwiegende Folgen:
- erhöhte Komplikations- und Sterblichkeitsrate bei den Schwangeren (v.a. Lungenentzündung)
- Fehl- und Totgeburt
- "fetales Varizellen-Syndrom" mit kindlichen Fehlbildungen und Schäden
- Neugeborenen-Varizellen mit erhöhter Sterblichkeit
Frauen mit Kinderwunsch ist deshalb dringend anzuraten, rechtzeitig den eigenen Immunstatus (bereits durchgemachte Erkrankung oder vollständige Impfung?) zu prüfen und sich ggf. impfen zu lassen.
Das richtige Alter beim Kinderwunsch
Wann werde ich am leichtesten schwanger?
Aus biologischer Sicht ist das dritte Lebensjahrzehnt (zwischen 20 und 30 Jahren) das günstigste Alter für Frauen, um schwanger zu werden.
Fruchtbarkeit lässt nach, Risiken steigen
Danach dauert es häufig länger, bis es mit der Empfängnis klappt. Mit zunehmendem Alter bis zur Menopause, dem Ende der Fruchtbarkeitsphase, steigt das Risiko von Fehlgeburt und Chromosomenschäden statistisch messbar an.
Der beste Zeitpunkt zum Kinderkriegen: Wie sieht es bei den Männern aus?
Männer bleiben im Gegensatz zu den Frauen oft bis ins höhere Alter fortpflanzungsfähig. Dennoch geht die Zeit auch an ihrer Fertilität nicht spurlos vorbei.
Spermien: Qualität und Quantität sinken
So nimmt die Qualität der Spermien ab dem 35. Lebensjahr messbar ab und deren Anzahl sinkt ab dem 40. Lebensjahr. Die Wahrscheinlichkeit diverser Risiken (z.B. Fehlgeburt) nimmt hingegen zu. Allerdings sollte Sie das nicht davon abhalten, einem bestehendem Kinderwunsch weiterhin nachzugehen. Denn absolut betrachtet ist das Risiko, dass es zu Missbildungen kommt, immer noch gering.
Welches ist das biologisch günstigste Alter, um ein Kind zu zeugen?
Ungeachtet der Tatsache, dass die meisten Menschen heute ihre Familienplanung nicht in erster Linie nach dem biologisch günstigsten Alter ausrichten, sollten Sie sich mit der Frage nach eigenen Kindern beschäftigen, bevor Ihre Fortpflanzungsfähigkeit nachlässt. Übrigens gilt das nicht nur für Frauen, sondern auch die Spermienqualität lässt nach.
Unerfüllter Kinderwunsch
Wie häufig ist Kinderlosigkeit in Deutschland?
Die (geschätzten) Fakten zur Kinderlosigkeit in Deutschland, die sich u.a. auf eine Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach stützen, lauten:
- 15%, also jedes 7. Paar, ist (vorübergehend) ungewollt kinderlos.
- Unter Einschluss der Eltern, die ein weiteres Kind wünschen, bleibt bei jedem 5. Paar die (gewollte) Schwangerschaft aus.
- In absoluten Zahlen wird je nach Quelle von 400.000 Paaren bis zu 1,4 Millionen Deutschen gesprochen, die derzeit als ungewollt kinderlos vermutet werden.
- 8% der Deutschen entscheiden sich bewusst gegen Nachwuchs.
Wann spricht man von ungewollter Kinderlosigkeit?
Um ungewollte Kinderlosigkeit bzw. Unfruchtbarkeit handelt es sich gemäß der WHO-Kriterien, wenn eine Schwangerschaft nach regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr über mindestens 1 Jahr ausgeblieben ist.
Definition Ansichtssache
Allerdings ist die genannte Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO durchaus strittig. Und die Angabe "regelmäßiger Geschlechtsverkehr" ist natürlich mehr als schwammig, weil man auch dann schnell mal die wenigen "empfänglichen Tage" verpassen kann. Für manche Mediziner befindet sich deshalb auch ein Zeitraum von bis zu 2 Jahren noch im Rahmen der natürlichen Schwankungsbreite.
Primäre und sekundäre Sterilität
Im Fachjargon spricht man bei ungewollter Kinderlosigkeit von primärer Sterilität. Wenn bereits Kinder da sind und sich der Wunsch nach weiterem Nachwuchs nicht erfüllt, spricht man von sekundärer Sterilität. Eine sehr kalte und unglückliche Begriffswahl, aber das gibt es in der Medizin ja oft.
Bleiben Sie nach 1 Jahr regelmäßigem Geschlechtsverkehr kinderlos, lohnt sich ein Arztbesuch zur Abklärung. Je nach persönlicher Lebensplanung und individuellem Leidensdruck können Sie sich mit dem Arztbesuch natürlich auch noch Zeit lassen.
Ab 35 Jahren rascher zum Arzt
Ab einem Alter von 35 Jahren empfiehlt sich eine Fruchtbarkeitsuntersuchung dagegen schon früher, etwa nach einem halben Jahr, um angesichts sinkender Empfängnischancen unnötige Zeitverluste zu vermeiden.
Unerfüllter Kinderwunsch: Das erwartet Sie beim Arztbesuch
Wie lange dauert es, bis die Ursache gefunden ist?
Aufgrund der Komplexität des Fruchtbarkeitsgeschehens und des daraus resultierenden großen Spektrums an möglichen Störquellen ist die sogenannte Sterilitätsdiagnostik (furchtbares Wort!) nur in Ausnahmefällen schnell abgehandelt.
Im Zweifel lieber Untersuchungsmarathon
Die Erfahrung zeigt vielmehr, dass sich viele Paare bereits jahrelang mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch beschäftigen und dabei Vieles versucht haben, ehe sie eine auf Kinderwunschbehandlung spezialisierte Einrichtung aufsuchen. Dann empfiehlt es sich häufig, mit der Untersuchung von Grund auf neu zu beginnen und nach einem fundierten Diagnoseschema, individuell angepasst, die einzelnen Schritte in sinnvoller Reihenfolge abzuarbeiten.
Geduld ist gefragt
Rechnen Sie in jedem Fall mit einem mehrwöchigen Zeithorizont. Manchmal kann es auch Monate dauern. Innerhalb von 3-6 Monaten sollte eine komplette Durchuntersuchung aber normalerweise abgeschlossen sein.
Welche Fragen stellt der Arzt?
Wenn es um einen unerfüllten Kinderwunsch geht, wird der Arzt oder die Ärztin wahrscheinlich die folgenden Fragen an Sie richten. Sich mit diesen Fragen schon im Vorfeld auseinanderzusetzen, kann nicht nur dem Gespräch mit Ihrem Arzt dienlich sein. Vielleicht ergibt sich daraus für Sie selbst bereits der ein oder andere Hinweis auf mögliche Ursachen Ihrer Fruchtbarkeitsprobleme:
- Wie alt sind Sie?
- Haben Sie bereits Kinder?
- Seit wann besteht Ihr Kinderwunsch?
- Fragen zur Sexualität beider Partner – Auffälligkeiten?
- Nehmen Sie Medikamente – welche?
- Welchen Operationen mussten Sie sich in der Vergangenheit unterziehen?
- Leiden Sie an bestimmten (Grund-) Erkrankungen?
- Welche (Kinder-) Krankheiten haben Sie durchgemacht?
- Haben Sie einen Unfall oder andere Verletzungen körperlicher oder seelischer Art (Traumata) erlitten?
- Gibt es in Ihrer Familie oder der Ihres Partners besondere Erkrankungen?
- Mussten Sie sich einer Bestrahlung unterziehen?
- Stehen Sie unter Stress?
- Fragen zum Beruf und zur Arbeitsumwelt
- Fragen zur seelischen Verfassung und zur Einstellung gegenüber dem Kinderwunsch (beide Partner betreffend)
Welche Untersuchungen erfolgen bei der Frau?
Zur Abklärung von Fruchtbarkeitsproblemen bei der Frau kommen vor allem folgende Untersuchungsverfahren zum Einsatz:
- gynäkologische Untersuchung (Abstrich, Kolposkopie etc.)
- Ultraschall (Sonographie)
- Hormonuntersuchungen (z.B. Estradiol, LH, FSH, Testosteron, DHEA-S, Progesteron, Prolaktin, Schilddrüsenhormone)
Eventuell sind weitere Untersuchungen nötig
Bei Verdacht auf eine Erkrankung bzw. Schädigung der Eileiter und nachgewiesener Zeugungsfähigkeit des Mannes können sich weitere bildgebende, ggf. minimalinvasive Untersuchungen zur Diagnose der Unfruchtbarkeit anschließen:
- Röntgenuntersuchung von Gebärmutter und Eileiter (Hysterosalpingographie, HSG)
- Ultraschalluntersuchung von Gebärmutter und Eileiter (Hysterosalpingokontrastsonographie, HSKS)
- Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie)
- Bauchspiegelung (Laparoskopie)
Welche Untersuchungen erfolgen beim Mann?
Besteht der Verdacht einer Unfruchtbarkeit des Mannes, wird vor allem die Spermienqualität untersucht. Je nach Ergebnis können sich weitere Untersuchungen wie Ultraschall oder Hormonbestimmung anschließen.
Warum findet der Arzt die Ursache einer Unfruchtbarkeit nicht immer (gleich)?
Die Entstehung einer Schwangerschaft basiert auf dem fein abgestimmten Zusammenspiel diverser Prozesse, von denen jeder einer Störung unterliegen kann, u.a.:
- Heranreifen von Eizelle und Samenzellen (Spermien)
- Weg der Spermien zur Eizelle
- Verschmelzung von Ei- und Samenzelle
- Transport der befruchteten Eizelle durch den Eileiter
- Entwicklung des Embryos und Einnistung in der Gebärmutterhöhle
Ein kleiner Fehler reicht …
Ist nur einer der vielen Faktoren bzw. Abläufe gestört, von denen die Fruchtbarkeit bestimmt wird und auf denen die Fortpflanzungsfähigkeit beruht, kann es zu Komplikationen kommen, die eine Schwangerschaft erschweren oder sogar verhindern.
Ausschluss von Krankheiten
Dies wird oft erst bemerkt, wenn der Kindersegen dauerhaft ausbleibt. Eine Ursachenklärung sollte dann allein schon deshalb erfolgen, um eventuelle ernsthafte Erkrankungen ausschließen oder behandeln zu können. In vielen Fällen werden aber auch die bestehenden Hindernisse auf dem Weg zur Schwangerschaft überwindbar sein. Haben sie Geduld mit den ärztlichen Untersuchungen. Es lohnt sich.
Unerfüllter Kinderwunsch: Warum sollten Sie nicht alleine zum Beratungsgespräch gehen?
Auch wenn darüber nicht unbedingt offen gesprochen wird. In der gynäkologischen Sprechstunde ist damit zu rechnen, dass es sich im Schnitt bei etwa 20% der Patientinnen um Sterilitätsfälle handelt.
Der Kinderwunsch betrifft in den meisten Fällen die gemeinsame Lebensplanung und ist schon allein deshalb immer auch ein gemeinsames Problem, wenn er sich nicht wie erwartet erfüllt.
Immer ein Thema für beide Partner
Daher ist es sinnvoll und wichtig, dass auch beide Partner bei der ärztlichen Beratung sowie, falls erforderlich, bei sich anschließenden Untersuchungs- und Behandlungsmaßnahmen involviert sind.
Zum einen lassen sich die Ursachen der Kinderlosigkeit statistisch gesehen etwa gleichverteilt zwischen beiden Partnern und in einem relevanten Prozentsatz gleichzeitig bei beiden finden. Zum anderen dient das gemeinsame Wissen über Hintergründe, notwendige Eingriffe und Abläufe dem gegenseitigen Verständnis und letztlich dem Behandlungserfolg, also der Erfüllung des gemeinsamen Kinderwunsches.
Leidensdruck als Ursache für Unfruchtbarkeit
Dessen tatsächlichen Grad gilt es dabei manchmal, je nach Situation, intensiver anzuschauen. Weisen die Ehepartner nämlich einen sehr unterschiedlich ausgeprägten Kinderwunsch bzw. Leidensdruck auf, kann dies hinweisgebend auf grundlegende Ursachen einer Unfruchtbarkeit sein.
Nutzen Sie auch die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Patienteninformationsabend zur Kinderwunsch-Thematik, wenn Ihre behandelnde Einrichtung einen solchen anbietet.
Ursachen für Unfruchtbarkeit
Welche Gründe gibt es?
Die Liste der möglichen Ursachen eines unerfüllten Kinderwunsches ist lang und umfasst sowohl innere Zustände als auch äußere Einflüsse, die einen oder beide Partner betreffen. Manche Faktoren können geschlechtsunabhängig auftreten, andere wiederum betreffen nur Frauen oder Männer.
Sterilitäts-Ursachen, die sowohl Frauen als auch Männer betreffen, sind u.a.:
- seelische Faktoren
- Umweltbelastungen
- Stress
- falsche Ernährung
- starkes Übergewicht oder Untergewicht
- übermäßiger Kaffee- und Alkoholkonsum:
Alkohol schadet nicht nur der Frucht, sondern – zumindest in größeren Mengen – auch der Fruchtbarkeit, sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Alkoholabhängigkeit führt beim weiblichen Geschlecht häufig zu Zyklusstörungen, während sie beim Mann neben der Potenz auch die Spermienproduktion und -beweglichkeit vermindert. Wer mit seinem Alkoholproblem fertig wird, hat dafür Grund zur Hoffnung: Die Störungen verschwinden normalerweise nach etwa dreimonatiger Abstinenz wieder. - Rauchen
- Drogenmissbrauch
- Medikamente (z.B. Kortison, Blutdrucksenker)
- Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes)
- Infektionen mit Chlamydien
- (Auto-) Immunreaktionen gegen Samenzellen, Störungen des Immunsystems
- Leistungssport
Bei Frauen kann Leistungssport – wie auch jede andere körperliche Anstrengung, die zu einer intensiven und andauernden Belastung führt – das Ausbleiben der Monatsblutung oder des Eisprungs verursachen. Und abgesehen von hormonellen Störungen durch die (unerlaubte) Anwendung von Dopingmitteln ist beispielsweise bekannt, dass es bei Männern, die intensiv Radsport betreiben, zur Überhitzung der Hoden kommen kann.
Sind Frauen oder Männer häufiger betroffen?
Mal abgesehen davon, dass solche "Schuldfragen" wenig Sinn machen: Die Literaturangaben zur Geschlechtsverteilung der Sterilität – bei der Frau als Unfruchtbarkeit und beim Mann als Zeugungsunfähigkeit bezeichnet – variieren zwar in den absoluten Prozentangaben, weisen aber alle in die gleiche Richtung: Die Ursachen für Kinderlosigkeit verteilen sich in etwa gleichem Umfang auf Mann oder Frau oder beide.
Bei einem kleineren Prozentsatz können die Gründe der Fertilitätsstörung nicht ermittelt werden. Die Schwankungsbreiten zusammengefasst:
Früher wurde für Fruchtbarkeitsprobleme vor allem die Frau verantwortlich gemacht. Der heutige Wissensstand zeigt beispielhaft auf, wie prägend sich der gesellschaftliche Zeitgeist und die (ethische) Verantwortung der Beteiligten auf Wissenschaft und Medizin auswirken: Nur dort, wo (unvoreingenommen) geforscht wird, kann auch etwas gefunden werden.
Welchen schädlichen Einfluss haben Umwelt und Lifestyle?
Neben den organischen Ursachen, wie schlechter Spermienqualität oder Erkrankungen der Eierstöcke gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren, die sich ungünstig auf die Fruchtbarkeit auswirken. Umweltfaktoren und Gewichtsprobleme spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Unerfüllter Kinderwunsch: Risikofaktoren und Ursachen
Kann Stress die Ursache von Unfruchtbarkeit sein?
Ja. Die wichtigsten Steuerungszentren der Fortpflanzung befinden sich nicht etwa in den Geschlechtsorganen, sondern im Gehirn. Denn die hormonellen Regelkreise sind auch mit Hirnstrukturen verdrahtet und reagieren äußerst sensibel auf äußere Einflüsse. Zu den potenziell fruchtbarkeitsmindernden Stressoren zählen z.B. Druck am Arbeitsplatz oder Arbeitslosigkeit, Geldsorgen, Partnerschaftskonflikte, Todesfälle im Familien- oder Freundeskreis und Prüfungen.
Stress stört Eisprung und Spermien
Bei der Frau kann dies zu Zyklusstörungen bis hin zur Unterdrückung des Eisprungs führen, beim Mann zur Hemmung der Samenproduktion.
Zu enge Jeans, zu viel Lärm? Welche Rolle spielt die Umwelt bei unerfülltem Kinderwunsch?
Die äußeren bzw. umweltbedingten Einflüsse auf den menschlichen Körper und auch auf seine Fruchtbarkeit sind vielfältig.
Ein paar typische Beispiele:
- Kleidung: Das Tragen (zu) enger Jeans wirkt sich beim Mann negativ auf die Samenproduktion und Spermienqualität aus.
- Lärm: Ein ständig hoher Lärmpegel scheint sich negativ auf die Fruchtbarkeit der Frau auszuwirken.
- Umwelt: Für diverse Industrieschadstoffe und Umweltgifte (z.B. Schwermetalle und Pestizide) wurden nicht nur fruchtschädigende, sondern auch fruchtbarkeitsschädliche Wirkungen nachgewiesen.
Im Einzelfall den Zusammenhang nachzuweisen, fällt natürlich meistens schwer. Dennoch sollten Sie bei unerfülltem Kinderwunsch und ungeklärter Ursache Ihre eigene Situation auf solche ungünstigen Einflüsse hin analysieren und diese, so weit wie möglich, abstellen.
Beeinflusst eine Diät bei Frauen die Fruchtbarkeit?
Wenn Sie dauerhaft weniger Kalorien als benötigt zu sich nehmen und an Gewicht verlieren, reagiert Ihr Körper mit einer verlangsamten Verbrennung von Nährstoffen und einem reduzierten Energieverbrauch. In der Folge wird das Aktivitätsniveau nicht lebensnotwendiger Körperfunktionen heruntergefahren, zu denen u.a. das Fortpflanzungsgeschehen zählt. So kann es bereits nach zwei Wochen ohne Aufnahme fester Nahrung zum Aussetzen des Monatszyklus kommen.
Übergewicht ist auch hinderlich
Bei starkem Übergewicht ist es dagegen nicht ein Energiemangel, der sich fruchtbarkeitsmindernd auswirkt, sondern ein Überschuss an Östrogen, der in den vermehrten Fettzellen produziert wird.
Das kann den hormonellen Haushalt durcheinander- und die Nachwuchs(be)förderung zum Erliegen bringen.
Ob und wie sich Körpergewicht und Ernährung bei Männern auf deren Fortpflanzungsfähigkeit auswirken, ist bisher unklar und damit offenbar noch zu wenig erforscht.
Macht zu viel Radfahren Männer unfruchtbar?
Klares Ja. Zumindest, wenn man Irwin Goldstein Glauben schenkt. Das ist ein Urologe aus Boston, der seit Jahren die Menschheit auf die Gefahren durch das Fahrradfahren aufmerksam macht. Das Problem: Es gibt viele, auch Journalisten, die so etwas gerne nachplappern.
Reibung und Hitze sollen schuld sein
Und das kann einem ja wirklich Angst machen. Denn Goldstein ist nicht nur sicher, dass Radfahren unfruchtbar macht. Nein, wegen der Abklemmung der Gefäße und Neven werden die männlichen Fahrradfahrer auch impotent. Was Reibung und Druck dann noch an Restfunktion übrig lassen, wird von der Hitze dahingerafft. Denn, so Goldstein, beim Radfahren wird es richtig heiß in der Beckengegend.
Alles Humbug – oder doch nicht?
Wir könnten uns jetzt wundern, warum es überhaupt noch Kinder gibt. Sind all die Väter nie Fahrrad gefahren? Aber wir machen es uns leichter und hören auf den Sportmediziner Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln. Der sagt, dass es beim Fahrradfahren zwar tatsächlich zu vorübergehenden Durchblutungsstörungen kommen kann. Vor allem dann, wenn der Sattel nicht so ganz passt. Aber schon fünf Minuten nach dem Absteigen ist alles wieder im Lot. Trotzdem empfiehlt Froböse, sich bei der Auswahl des Fahrradsattels Zeit und Muße zu nehmen.
Fazit:
Guten Sattel kaufen und ansonsten nicht jeden Unsinn glauben!
Was steckt hinter den „ungeklärten Ursachen“ für Kinderlosigkeit?
Wenn man das so genau wüsste, würde man sie natürlich nicht „ungeklärt“ nennen. Dennoch gibt es Vermutungen und vieles spricht dafür, dass hierbei vor allem psychische Faktoren eine Rolle spielen.
In bis zu 15% der Fälle bleibt trotz aufwändiger ärztlicher Diagnostik unklar, weshalb sich der Kinderwunsch eines Paares nicht erfüllt. Dann sprechen Mediziner von einer idiopathischen Sterilität. Denn mit „idiopathisch“ werden immer solche Diagnosen gekennzeichnet, für die es keine mess- bzw. nachweisbaren Erklärungen gibt. Dann ist möglicherweise die psychosomatische Medizin gefragt.
Wenn der Kinderwunsch selbst zum Hemmnis wird
Auch bei der idiopathischen Sterilität wird vermutet, dass nicht selten psychische Ursachen dahinter stecken. Sei es durch äußere Stressfaktoren oder aber durch den vom kinderwunschbeseelten Paar selbst erzeugten Druck. Das kann sich negativ auf den Eisprung, die Beweglichkeit der Eileiter und den Funktionsablauf des Zyklus auswirken. Und im Extremfall bleibt von der Leidenschaft nur das Leiden, die für die Fruchtbarkeit entscheidende Hormonproduktion aber auf der Strecke.
Dann kann auch die Reproduktionsmedizin kaum helfen. Gute Kinderwunschzentren halten für den entsprechenden Bedarf psychotherapeutische Behandlungsangebote vor.
Darüber hinaus gibt es freilich auch Unfruchtbarkeitsfälle bei intaktem Seelenleben, die schlicht und einfach unergründet bleiben.
Unfruchtbarkeit der Frau
Welche Gründe gibt es?
Bei Problemen mit der Fruchtbarkeit liegen die Ursachen bei Frauen am häufigsten in einer gestörten Funktion der Eierstöcke (Ovarien). An zweiter Stelle stehen die Eileiter (Tuben):
- ovarielle Störung (Eierstock): 40%, Sonderform: Polyzystisches Ovarial-Syndrom (PCO-Syndrom)
- tubare Störung (Eileiter): 20-30%
Unerfüllter Kinderwunsch bei Frauen: Daran kann es liegen
Was sind die häufigsten Ursachen bei Frauen für Unfruchtbarkeit?
Relative häufige Ursachen im Überblick sind:
- Hormon- und Zyklusstörungen
- geschädigte Eierstöcke und Eileiter
- Eierstockentzündungen
- Eileiterentzündungen (verklebte Eileiter)
- Schilddrüsenstörungen
- Polyzystisches Ovar-Syndrom (PCO)
- (angeborene) Fehlbildungen
- Störungen und Krankheiten im Gebärmutterhalskanal und in der Scheide
- Veränderungen der Gebärmutter durch Myome (gutartige Gebärmutterknoten)
- Endometriose (Absiedelungen von Gebärmutterschleimhaut)
- Uterus myomatosus (Muskelknoten in der Gebärmutter)
Was hat das Gerinnungssystem mit Schwangerschaftsproblemen zu tun?
Seit langem ist bekannt, dass bei Frauen mit einer erhöhten Neigung zu Fehlgeburten auch Faktoren eine Rolle spielen, die mit einem erhöhten Thrombose-Risiko einhergehen. Dazu zählt etwa der Plasminogen-Aktivator-Inhibitor Typ 1 (PAI-1). Lassen Sie sich von der kompliziert anmutenden Nomenklatur nicht abschrecken. PAI-1 ist ein körpereigener Botenstoff, der von Zellen in der Blutgefäßwand hergestellt wird. Er ist im weitesten Sinne ein Förderer der Blutgerinnung (und damit im ungünstigsten Fall auch von Thrombosen).
Und das geht so:
PAI-1 verhindert die Aktivierung von Plasminigen, einem Protein. Aus Plasminogen wird normalerweise das Enzym Plasmin. Und Plasmin sorgt für die Auflösung von Blutgerinnseln. Das alles steht mit der Blutgerinnung in einem fein regulierten, wechselhaften Zusammenhang.
PAI-1 als Ursache für Fehlgeburten
Mittlerweile wurde in wissenschaftlichen Untersuchungen gezeigt, dass eine erhöhte PAI-1-Aktivität nicht nur die Thrombose-Neigung erhöht. Offenbar wird auch das Ausbleiben oder Scheitern einer Schwangerschaft bei IVF-Patientinnen begünstigt, und zwar durch eine Hemmung der embryonalen Einnistung.
Welche Probleme in der Gebärmutter können Ursache einer Fruchtbarkeitsstörung sein?
Mögliche Ursachen einer gebärmutterbedingten Fruchtbarkeitsstörung sind:
- gestörte Reifung des Eibläschens
- Narben oder Verklebungen (Adhäsionen) in der Gebärmutterhöhle nach Entzündung (Endometritis)
- besonders kräftige (forcierte) oder häufige Gebärmutterausschabungen
- Uterus-Septen (Uterus = Gebärmutter)
- Geschwulste (Myome)
- Fehlbildungen der sogenannten Müller-Gänge
- häufigere Aborte durch Störungen der Gebärmutteranatomie
Wie findet man heraus, ob es an der Gebärmutter liegt?
Es gibt zwei unterschiedliche Tests, die zur Abklärung einer Sterilität im Gebärmutterhals dienen.
Slide-Test
Der Slide-Test ist eine Untersuchungsmethode, wenn die Ursache der Unfruchtbarkeit im Gebärmutterhals bzw. dem dort umherschwimmenden Schleim vermutet wird (zervikale Sterilität).
Durchlässigkeit für Spermien ist maßgeblich
Dazu werden ein Tropfen Schleim aus dem Gebärmutterhals und ein Tropfen Sperma auf einem Objektträger in Kontakt gebracht. Dann wird die Einwanderung der Spermien in den Zervixschleim beobachtet. Kommt das Spermium gut durch den Schleim oder wird es entscheidend aufgehalten?
Wichtig:
Um einen aussagekräftigen Befund zu liefern, sollte der Test in der Phase vor dem Eisprung durchgeführt werden. Außerdem ist eine zwei- bis dreitägige Enthaltsamkeit des Paares vor dem Test wichtig.
Kurzrock-Miller-Test
Der Kurzrock-Miller-Test funktioniert wie der Slide-Test. Allerdings wird dazu wechselweise Fremdsperma und fremder Gebärmutterschleim von gesichert fruchtbaren Männern bzw. Frauen verwendet. Man weiß dann also ganz sicher, dass ein "negatives" Testergebnis nur am eigenen Sperma oder Gebärmutterschleim liegen kann. Beim Slide-Test sind beide Proben vom untersuchten Paar.
Unfruchtbarkeit des Mannes
Was sind typische Ursachen?
Die Liste der möglichen Ursachen für eine Unfruchtbarkeit bei Männern ist – ähnlich wie bei Frauen – lang. Die exakte Diagnose kann meist nur nach aufwändigerer ärztlicher Suche gestellt werden – wenn überhaupt. Oft wird auch gar keine organische Ursache gefunden.
Wenn doch, dann kommen vor allem folgende körperliche Ursachen in Betracht:
- verminderte Spermienqualität bzw. -quantität aufgrund gestörter oder fehlender Hodenfunktion (z.B. als Folge einer früheren Infektion wie Mumps)
- Fehlanlage oder Verschluss der Samenwege
- Hodenhochstand (Maldescensus testis) im frühen Kindesalter
- unterentwickelte Hoden (Hodenhypoplasie)
- Krampfadern am Hoden (Varikozele)
- angeborene Fehlbildungen des Hodens
- Hodenverletzungen (u.a. nach Leistenbruch oder Tumor)
- Entzündungen von Hoden (Orchitis), Nebenhoden (Epididymitis), Prostata (Prostatitis) oder Harnröhre (Urethritis) und bakterielle Verunreinigung des Samens
- Hormonstörungen (z.B. Schilddrüsenunterfunktion, Erkrankungen von Hypophyse oder Nebennieren)
- Autoantikörper gegen (eigene) Samenzellen („immunologische Sterilität“)
Die Rolle der Spermienqualität
Worauf ist eine schlechte Spermienqualität zurückzuführen?
Eine häufige Ursache für männliche Zeugungsunfähigkeit ist die schlechte Qualität des Spermas. Etwa, wenn sich zu wenige Spermien darin befinden oder zu viele von ihnen geschädigt sind (z.B. nur unvollständig ausgebildet oder nicht ausreichend beweglich).
Spermien mögen es nicht zu warm
In vielen Fällen ist die Reifung der Samenzellen gestört, was z.B. an Gefäßveränderungen im Hoden liegt, die zu verstärkter Durchblutung und Temperaturerhöhung des Hodens führen.
Grund: andere Krankheiten
Als Ursachen kommen (frühere Kindheits-) Erkrankungen wie Mumps, Hodenhochstand, Entzündungen oder Leistenbrüche in Frage, aber auch diverse angeborene Störungen und andere, im Laufe des Lebens erworbene Krankheiten.
Umweltfaktoren und Lifestyle
Seit einigen Jahrzehnten werden auch zunehmend äußere Einflüsse für den Rückgang der männlichen Fruchtbarkeit verantwortlich gemacht: Umweltgifte, Medikamente, Alkohol- und Drogenmissbrauch (z.B. Cannabis) sowie – als einer der wenigen konkret nachgewiesenen Schadfaktoren – das Rauchen beeinträchtigen die Produktion und Qualität der Samenfäden.
Wie lässt sich die Spermienqualität des Mannes messen?
Die individuelle Zeugungsfähigkeit eines Mannes wird üblicherweise anhand eines Spermiogramms festgestellt. Dazu wird das nach einer bestimmten Zeit der Enthaltamkeit (ohne Ejakulation) durch Masturbation gewonnene Sperma vom Arzt unter dem Mikroskop begutachtet.
Das wird untersucht:
Beurteilt werden die Menge, Beweglichkeit, Form und die Vitalität der Samenzellen. Zwar gibt es festgelegte Normwerte für die Spermienqualität. Die Beurteilung erfolgt aber letztlich subjektiv durch den Laboranten. Die Ergebnisse verschiedener Auswerter bzw. Labore zeigen mitunter erhebliche Unterschiede.
Spermiogramm: Diese Werte gelten als normal
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert als Normalbefund bei der Beurteilung des männlichen Samens (Spermiogramm):
- Volumen des Ejakulats: mindestens 2 ml
- Verflüssigung: innerhalb von 60 Minuten
- pH-Wert: 7,2-8,0
- weiße Blutkörperchen (Leukozyten): weniger als 1 Mio./ml
- Spermienkonzentration: mindestens 20 Mio./ml
- Beweglichkeit: mindestens 50% vorwärtsbewegliche Spermien oder mindestens 25% rasch vorwärtsbewegliche Spermien
- Form: mindestens 15% (bzw. 30%, je nach Beurteilungskriterien) unauffällig geformte Spermien
Spermien nicht in Ordnung – und nun?
Wenn sich in einer Spermien-Untersuchung beim Mann ein Hinweis auf Zeugungsunfähigkeit ergibt, sollte ermittelt werden, woran das liegt, nicht zuletzt, um das Problem zu beheben. In diesem Fall werden hauptsächlich die folgenden Untersuchungen vorgenommen:
- Beurteilung der äußeren Geschlechtsorgane (auf Unterentwicklung, Fehlbildungen, Krampfadern und andere Veränderungen von Penis und Hoden
- Abtastung von Hoden und Nebenhoden
- Abtastung der Prostata und Bläschendrüsen durch den Enddarm (rektale Palpation)
- Ultraschalluntersuchung (Sonografie)
- Laboruntersuchungen:Hormonspiegel (u.a. FSH, LH, Testosteron), Blutbild
Ferner eventuell:
- Hodenbiopsie (Gewebeprobe aus dem Hoden)
- genetische Untersuchung (Karyogramm)
Warum kann es sinnvoll sein, eine frühere Untersuchung nochmal durchzuführen?
Wenn ein Paar wegen unerfülltem Kinderwunsch schon ärztliche Beratung in Anspruch genommen hat, dies aber ohne Erfolg blieb (sprich: noch immer nicht schwanger), kann es durchaus sinnvoll sein, einen zweiten Versuch (ggf. auch bei einem anderen Arzt) zu starten.
Im Zweifel Untersuchungen ruhig wiederholen
Selbst, wenn die bisher erfolgte Befundung lückenlos vorliegt, kann es manchmal sogar sinnvoll sein, bestimmte Untersuchungen zu wiederholen, beispielsweise
- um Veränderungen zu erkennen;
- weil Befunde zu alt sind oder aber keine eindeutige Schlussfolgerung zulassen (z.B. Spermiogramm, Blutuntersuchung);
- weil bei der Wiederholung mancher Befunderhebungen manchmal völlig andere Ergebnisse gewonnen werden;
- weil es teilweise erhebliche Unterschiede in der Qualität von Laborbefunden gibt;
- wenn bisher keine systematische Abklärung der Sterilitätsursache stattgefunden hat;
- wenn die einzelnen Diagnostikschritte bisher nicht in sinnvoller Reihenfolge durchgeführt wurden.
Auch wenn es nervt, geben Sie Ihrem Kinderwunsch lieber noch eine zweite ärztliche Chance, statt aufzugeben.
Tipps
Was hilft beim Schwangerwerden?
Leider gibt es nur wenige Dinge, die kinderwilligen Paaren bewiesenermaßen Vorteile bringen. Dazu zählen der Rauchverzicht und die Gewichtsnormalisierung. Wir haben sie deshalb an den Anfang dieser Liste gesetzt.
- Rauchstopp: gilt auch für den Partner. Rauchen kann u.a. zu Zyklusstörungen und verminderter Spermienqualität führen.
- Gewicht: Sowohl Über- als auch Untergewicht kann sich fruchtbarkeitsmindernd auswirken.
- Planen: Der Kinderwunsch sollte nicht zu weit nach hinten geschoben werden. Mit zunehmendem Alter sinken die Chancen und steigen die Risiken.
- Wissen: Bestimmen Sie Ihre fruchtbaren Tage möglichst genau. Achten Sie darauf, dass es beim praktizierten Sexualverhalten auch tatsächlich zum vaginalen Samenerguss kommt, der ein späteres Zusammentreffen von Ei- und Samenzellen ermöglicht.
- Gutes Timing: kann sehr hilfreich sein. Gehen Sie aber nicht zu technokratisch vor und bewahren Sie sich Leidenschaft, Spontaneität und die Lust am Sex.
- Gelassenheit: Lassen Sie sich von niemandem unter Druck setzen, auch nicht von sich selbst!
- Stressabbau: Denn körperlicher oder psychischer Stress kann die Fruchtbarkeit mindern. Und woran erkennt man, dass man gestresst ist?
- Viel Schlaf!
- Wenig Kaffee: Koffein soll die Fruchtbarkeit verschlechtern.
- Ausgewogene Ernährung: auch beim Partner! Besonders gut für die Spermienqualität sind die Vitamine B, C und E sowie Zink und Selen.
- Folsäure: täglich 0,4 mg. Zur Bedarfsversorgung eignen sich z.B. grünes Blattgemüse, Linsen, Brokkoli, Leber, hart gekochte Eier oder Folsäure-Präparate in Tablettenform.
- Sport: Leicht und dafür regelmäßig betrieben wirkt die körperliche Betätigung kreislaufanregend, stressmindernd und fruchtbarkeitssteigernd.
- Alkohol-Abstinenz: zumindest aber übermäßigen Alkoholgenuss vermeiden (was besonders für die störanfällige Phase zwischen Befruchtung und Einnistung der Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut gilt).
- Frühzeitige Untersuchung: auf mögliche Geschlechtskrankheiten, die oft unbemerkt verlaufen und zu einer Unfruchtbarkeit führen können.
- Verzicht: auf Substanzen mit spermienhemmender Wirkung (z.B. Gleitmittel und Intimpflegeprodukte).
- Mönchspfeffer (Keuschlamm): beliebtes pflanzliches Präparat, dient u.a. zur Zyklusregulierung. Mönchspfeffer-Präparate finden Sie hier…
- Wenden Sie sich an Ihren Frauenarzt, wenn Sie das Gefühl bekommen, nicht schwanger werden zu können. Generell wird empfohlen, dem Zustandekommen einer natürlichen Empfängnis wenigstens 1 Jahr Zeit zu geben.
Wissenswertes
Diagnose: "Unfruchtbar" – wie geht es dann weiter?
Nach der Diagnose „Sterilität“ – also Unfruchtbarkeit bei der Frau bzw. Zeugungsunfähigkeit beim Mann – muss der Kinderwunsch natürlich nicht aufgegeben werden. In Abhängigkeit von den ermittelten Befunden sowie den persönlichen Wünschen des betroffenen Paares kann es auf verschiedenen Wegen weitergehen:
- weitere Beratung (z.B. Beratungsstelle oder Kinderwunschsprechstunde einer entsprechenden Behandlungseinrichtung)
- Hormonbehandlung
- Operation bzw. Bauchspiegelung (zur Ursachenklärung, zur Ursachenbeseitigung oder auch zur künstlichen Befruchtung)
- künstliche Befruchtung (nicht immer, aber manchmal möglich)
- Abschied vom Kinderwunsch
- Adoption
Natürlich ist die Beschäftigung mit diesen Möglichkeiten auch belastend. Gerade dann, wenn Sie sich untereinander nicht ganz einig sind (was normal und durchaus häufig ist). Aber es lohnt sich. Viel schlechter wäre, das Thema einfach ungeklärt liegenzulassen und damit den Kinderwunsch stillschweigend aufzugeben.
Was bedeuten die Begriffe Fertilität und Sterilität?
Fertilität
Fertilität ist der Fachbegriff für die Fähigkeit eines Organismus zur Fortpflanzung. Die Fertilität bei Mann und Frau drückt also aus, inwieweit sie in der Lage sind, Kinder zu zeugen bzw. zu bekommen. Der Begriff wird universell verwandt, also bei Pflanzen, mehrzelligen Organismen, Tieren und Menschen.
Synonym: Fruchtbarkeit.
Sterilität
Als Sterilität wird die Unfruchtbarkeit der Frau oder des Mannes bezeichnet. Der Begriff wird also für beide Geschlechter verwandt. Synonym: Unfruchtbarkeit. Beim Mann auch manchmal Zeugungsunfähigkeit. Eine weitere Bedeutung ist die Keimfreiheit von Materialien oder Gegenständen (z.B. im OP-Bereich).
Quellen:
- Leitlinienprogramm AWMF, verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-085l_S2k_Diagnostik-Therapie-vor-ART_2019-04.pdf
- Kurzlehrbuch Gynäkologie und Geburtshilfe. 2., aktualisierte Auflage., Kissler S. Myome. In: Gätje R, Eberle C, Scholz C et al., Hrsg. Stuttgart: Thieme; 2015. doi:10.1055/b-003-104355