Impfungen sind eines der am emotionalsten debattierten Gesundheitsthemen überhaupt. Warum eigentlich? Im folgenden Beitrag beantworten wir alle Sachfragen zum Ablauf einer Impfung, erläutern die offiziellen Impfempfehlungen, gehen aber auch auf das Für und Wider ein.
Grundlagen
Wie funktioniert eine Impfung?
Der Schutz durch Impfungen beruht auf Antikörpern, die nach der Verabreichung des Impfstoffs im Körper gebildet werden. Die Antikörper sind gegen spezielle Merkmale (Antigene) der Krankheitserreger gerichtet, aus denen der Impfstoff in abgeschwächter Form oder zu Teilen besteht.
Nach initialer Bildung zirkulieren die Antikörper aber nicht ständig im Blut, sondern werden relativ rasch wieder abgebaut. Für den langfristigen Immunschutz sind deshalb vor allem zwei Dinge wichtig: erstens ein gutes immunologisches Gedächtnis, das die Krankheitserreger wiedererkennt, und zweitens die Fähigkeit zur schnellen und starken Antikörper-Produktion, sobald die Krankheitserreger erkannt wurden.
Warum müssen Impfungen wiederholt werden?
Damit sich die Schutzmechanismen einer Impfung effektiv ausbilden können, sind mehrere „Trainingseinheiten“ in Form von Immunisierungen mit ausreichenden zeitlichen Abständen notwendig. Da die Antigene verschiedener Infektionserreger unterschiedlich starke Immunantworten auslösen, differieren Anzahl und Zeitpunkte der Impfungen je nach Erreger. Im Impfkalender der Ständigen Impfkommission (STIKO) sind die empfohlenen Impftermine aufgelistet.
Abgesehen von mehrfachen Impfungen zur Grundimmunisierung oder Auffrischung kann die Wiederholung einer Impfung auch nötig werden, wenn der Verdacht auf eine mangelhafte Wirkung einer Immunisierung besteht. Dies kann beispielsweise bei abgelaufenem Impfstoff oder einem Terminirrtum der Fall sein, der zum Unterschreiten des empfohlenen Mindestabstands zwischen zwei Impfungen geführt hat.
Impfempfehlungen
Warum sind Impfungen für Kinder wichtig?
Kinder sind während ihres Heranwachsens zahlreichen Krankheitserregern ausgesetzt. Von diesen verursachen die meisten keine schwerwiegenden Erkrankungen. Einige Erreger allerdings haben ein hohes Schadenspotenzial. Dass dieses vielen Eltern nur noch vom Hörensagen bekannt ist, ist neben verbesserten hygienischen und anderen Rahmenbedingungen vor allem den Impfungen zu verdanken.
So soll es auch bleiben. Deshalb sollten wir, bei aller sinnvollen kritischen Reflexion über Notwendigkeit und Nutzen von Impfmaßnahmen, weiterhin dankbar und umfassend von dieser Schutzmöglichkeit Gebrauch machen.
Um einen ausreichenden Schutz in der in der Säuglings- und Kleinkindphase sicherzustellen, sollte die Grundimmunisierung unmittelbar nach Ende des zweiten Lebensmonats beginnen und im Alter von 14 Monaten abgeschlossen sein.
Impstoffe und Impfkalender
Welche Impfungen werden für Säuglinge und Kleinkinder von der Impfkommission empfohlen?
Die von der STIKO empfohlenen Standardimpfungen lauten:
Säuglinge und Kleinkinder
- Tetanus
- Diphtherie
- Keuchhusten
- Poliomyelitis (Kinderlähmung)
- < href="/gesundheitsthemen/impfungen/impfung-gegen-haemophilus-b.html">Hämophilus influenzae (Hib)
- Hepatitis B
- Masern, Mumps, Röteln (MMR)
- Windpocken
- Meningokokken
- Pneumokokken
Kinder 5-6 Jahre
- Tetanus
- Diphtherie
- Keuchhusten
Jugendliche 9-17 Jahre
- Fehlende Grundimmunisierungen nachholen bzw. ergänzen.
- Auffrischimpfungen gegen:
- Tetanus
- Diphterie
- Keuchhusten
- Polio
- Ferner Impfung gegen:
- Hepatitis B (wenn nicht bereits im Kindesalter gegeben)
- evtl. Windpocken (wenn nicht bereits geimpft oder Krankheit durchgemacht)
Erwachsene
- Auffrischimpfungen gegen Tetanus und Diphtherie alle 10 Jahre,
- mindestens 4 Impfungen gegen Poliomyelitis sollen vorhanden sein (Schluck- oder Injektionsimpfung), einmalige Auffrischimpfung
Erwachsene über 60 Jahre
- Zusätzlich: Impfungen gegen Influenza (jährlich mit aktuellem Impfstoff) und gegen Pneumokokken (alle 6 Jahre)
Was steht im Impfkalender?
Mit ihrem Impfkalender empfiehlt die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts den Eltern, wann welche Impfungen bei ihren Kindern vorgenommen werden sollten. Auch wenn man über die Dringlichkeit der einen oder anderen Impfung durchaus streiten kann (z.B. Hepatitis B), dies ist die mehr oder minder offizielle ärztliche Empfehlung. Abrufbar ist der Impfkalender auch auf der Website des RKI (rki.de).
Mit 2 Monaten:
- Erste Impfung gegen:
- Diphtherie
- Keuchhusten
- Tetanus
- Haemophilus
- Kinderlähmung (Polio)
- Hepatitis B
- Erste Impfung gegen:
- Pneumokokken
Mit 3 Monaten:
- Zweite Impfung gegen:
- Diphtherie
- Keuchhusten
- Tetanus
- Haemophilus
- Kinderlähmung
- Hepatitis B
- Zweite Impfung gegen:
- Pneumokokken
Mit 4 Monaten:
- Dritte Impfung gegen:
- Diphtherie
- Keuchhusten
- Tetanus
- Haemophilus influenzae Typ b
- Kinderlähmung
- Hepatitis B
- Dritte Impfung gegen:
- Pneumokokken
Mit 11 Monaten (spätestens 14 Monaten):
- Vierte Impfung gegen:
- Diphtherie
- Keuchhusten
- Tetanus
- Haemophilus
- Kinderlähmung
- Hepatitis B
- Vierte Impfung gegen:
- Pneumokokken
- Erste Impfung gegen:
- Masern
- Mumps
- Röteln
- Erste Impfung gegen:
- Windpocken (Varizellen
Mit 12 Monaten (spätestens 23 Monaten):
- Erste Impfung gegen:
- Meningokokken
Mit 15 Monaten (spätestens 23 Monaten):
- Zweite Impfung gegen:
- Masern
- Mumps
- Röteln
- Zweite Impfung gegen:
- Meningokokken
Mit 5 Jahren (spätestens 6 Jahren):
- Erste Auffrischungsimpfung:
- Diphtherie
- Keuchhusten
- Tetanus
Mit 9 Jahren (spätestens 17 Jahren):
- Zweite Auffrischungsimpfung:
- Diphtherie
- Keuchhusten
- Tetanus
- Erste Auffrischungsimpfung:
- Kinderlähmung
- Hepatitis B
- Erste Impfung:
- Windpocken (bisher nicht gegen Windpocken geimpfte Kinder, die diese Krankheit noch nicht hinter sich gebracht haben
Mit 12 Jahren (spätestens 17 Jahren):
- Erste Impfung:
- Gebärmutterhalskrebs (HPV, Standardimpfung für Mädchen)
Kritische Fragen
Warum sollte ein Säugling trotz Antikörper-Schutz in der Muttermilch geimpft werden?
Über die Muttermilch wird Ihr Baby auch mit denjenigen Antikörpern versorgt, die Sie selbst aufgrund von Impfungen oder durchgemachten Erkrankungen gebildet haben. Das nennt man den Nestschutz. Dessen Stärke ist allerdings von Erreger zu Erreger unterschiedlich.
Bei Masern, Mumps und Röteln beispielsweise ist die Antikörper-Übertragung bei geimpften Müttern (die diese Erkrankungen nicht durchgemacht haben) nicht ausreichend. Gegen Keuchhusten besteht prinzipiell kein Nestschutz, egal ob die Mutter früher geimpft wurde oder erkrankt war. Und auch gegen all diejenigen Infektionserreger, mit denen die Stillende noch gar nicht in Berührung gekommen ist, besteht kein Antikörperschutz für den Säugling.
Nestschutz hält nicht ewig
Außerdem ist der Nestschutz nur von vorübergehender Dauer, da die Antikörper in der Regel nach drei bis sechs Monaten abgebaut sind und auch bei Stillkindern der Nestschutz nur bis zum Ende des ersten Lebensjahres reicht. Dann kommt es darauf an, dass die Kleinen bis dahin durch Bekanntschaft mit den relevanten Antigenen eine eigene Immunabwehr aufbauen konnten und den (Kinder-) Krankheitserregern mit hohem Schadenspotenzial nicht schutzlos ausgeliefert sind.
Impfungen nach wie vor wichtig
Warum ist die Pneumokokken-Impfung wichtig – und für wen?
Pneumokokken sind die häufigsten Erreger schwer verlaufender bakterieller Infektionen wie Hirnhaut-, Lungen- und Mittelohrentzündung. Neben älteren Menschen sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder davon bedroht. Die Impfung bietet die beste und sicherste Möglichkeit, sich gegen diese real existierende Gesundheitsgefahr zu schützen.
Seit dem Jahr 2006 empfiehlt deshalb die Ständige Impfkommission die Impfung gegen Pneumokokken für alle Kinder ab dem vollendeten 2. Lebensmonat. Und auch für Erwachsene lohnt sich diese Impfung, insbesondere (aber nicht nur) für ältere Menschen über 60.
Wieso wird in Deutschland noch gegen Kinderlähmung geimpft?
Bis vor einem halben Jahrhundert war die Kinderlähmung (Poliomyelitis bzw. Polio) weltweit verbreitet und verursachte durch regelmäßige Epidemien schweres Leid in der Bevölkerung. Hunderttausende waren jährlich davon betroffen, darunter vor allem Kinder. Entweder verstarben die infizierten Kinder oder sie waren durch dauerhafte körperliche Folgeschäden für ihr Leben gezeichnet.
Durch intensive und erfolgreich durchgeführte Impfkampagnen konnte die Krankheit mittlerweile fast ausgerottet werden. Heute spielt sie nur noch in Nigeria, Indien, Pakistan und Afghanistan eine permanente Rolle. Außerdem kommt es in Risikogebieten (z.B. Sudan, Niger und Kenia) durch „Re-Importe“ der Polioviren immer wieder zu Einzelausbrüchen.
Rückkehr nicht ausgeschlossen
Die Gefahr der Wiedereinschleppung ist auch der Grund, weshalb in Deutschland und den anderen poliofreien Ländern weiterhin gegen die Kinderlähmung geimpft wird. Denn bei fehlendem oder unzureichendem Impfschutz könnten die Erreger durch Zuwanderer oder Auslandsreisende ins Land gebracht und über Kontaktpersonen verbreitet werden. Es käme in kürzester Zeit zu einer erneuten und vermutlich sehr bedrohlichen Epidemie.
Hinweis zum Schutz in eigener Sache: Vor der Einreise in ein Polio-Risikogebiet sollten Sie Ihren Impfschutz (und ggf. den der Familie) unbedingt überprüfen und ggf. auffrischen lassen. Besondere Nebenwirkungen sind dabei nicht zu befürchten.
Muss wirklich noch gegen seltene Erkrankungen wie Diphtherie geimpft werden?
Ja. Dass die in früheren Zeiten – und anderswo auf der Welt auch gegenwärtig – häufigen Infektionskrankheiten mit gravierendem Schadenspotenzial bei uns heute selten vorkommen, liegt vor allem daran, dass laufend gegen sie geimpft wird. Dies ist beispielsweise an den Masernausbrüchen gut erkennbar, die immer mal wieder in Deutschland oder Nachbarländern an Standorten mit niedrigen Durchimpfungsraten auftreten und dann glücklicherweise lokal begrenzt bleiben.
Diphtherie nicht ausgerottet
Ein anderes Beispiel ist die Diphtherie. Sie schien in Europa bereits überwunden zu sein, bis in einigen osteuropäischen Ländern infolge der politischen Umwälzungen in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mehr ausreichend dagegen geimpft wurde und es zu Ausbrüchen mit hohen Erkrankungszahlen kam. Bei einem geringen kollektiven Impfschutz in Deutschland hätte sich die Krankheit auch hier jederzeit wieder ausbreiten können.
Schließlich besteht in Zeiten der Globalisierung und der häufigen Reisen die ständige und weiter zunehmende Gefahr der (Wieder-) Einschleppung von Erkrankungen aus anderen, auch ganz fernen Ländern. Ein umfassender Impfschutz ist deshalb für uns selbst dann notwendig, wenn entsprechende Erkrankungen hier nur noch selten vorkommen. Auch wenn Impfgegner anderes behaupten mögen.
Basiswissen Impfen
Was ist eine Grundimmunisierung?
Die meisten Impfungen bestehen aus zwei oder mehr Teilimpfungen, die in bestimmten zeitlichen Abständen gegeben werden, um die immunologischen Abwehrmechanismen des Körpers bestmöglich zu „trainieren“. Erst wenn alle Teilimpfungen erfolgt sind und damit die Grundimmunisierung abgeschlossen ist, besteht ein vollständiger Impfschutz.
Wobei sich „vollständig“ auf die (begrenzten) Möglichkeiten der jeweiligen Impfung bezieht, die u.a. von den Eigenschaften des Krankheitserregers, dem verwendeten Impfstoff und dem individuellen Immunsystem des Impflings abhängen.
Was ist bei einer Grundimmunisierung im Kleinkindalter zu beachten?
Die Grundimmunisierung bei Säuglingen und Kleinkindern sollte mit dem Ende des zweiten Lebensmonats beginnen und Ende des 14. Lebensmonats abgeschlossen sein.
Sie sollten darauf achten, dass die empfohlenen Zeitabstände zwischen den Teilimpfungen eingehalten und insbesondere nicht unterschritten werden. Sonst ist eine vollständige Immunisierung und ein ausreichender Schutz für Ihr Kind in der besonders empfindlichen Säuglings- und Kleinkindphase und darüber hinaus nicht gewährleistet.
Bis auf die zweite Teilimpfung im Alter von 3 Monaten können die Impfungen gleich bei den Früherkennungsuntersuchungen mitgemacht werden.
Nach der Grundimmunisierung: Auffrischimpfung
Was ist eine Auffrischimpfung?
Der Schutz hält bei einigen Impfungen ein Leben lang, bei anderen muss er im Vorschulalter, im Jugendalter und auch im Erwachsenenalter noch einmal aufgefrischt werden. Dies gilt zum Beispiel für die Tetanus- und Diphtherie-Impfung.
Die Tetanus-Erkrankung (Wundstarrkrampf) ist eine nicht selten tödlich verlaufende Infektion, welche durch regelmäßige Auffrischungsimpfungen, etwa alle zehn Jahre, sicher verhindert werden kann. Empfehlungen und Zeitpunkte der Impfungen sind dem Impfkalender der STIKO zu entnehmen. In speziellen Situationen kann auch über eine Blutuntersuchung geklärt werden, ob eine Auffrischungsimpfung notwendig ist oder nicht.
Welche Auffrischungsimpfungen werden empfohlen?
Die STIKO empfiehlt, die bereits im Säuglingsalter beginnende Immunisierung gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten immer wieder aufzufrischen: zunächst im 5. bis 6. Lebensjahr, dann nochmals im Alter von 9 bis 17 Jahren und schließlich alle 10 Jahre, wobei die STIKO im Erwachsenenalter eine einmalige Auffrischimpfung gegen Keuchhusten für ausreichend hält.
Die Impfung gegen Kinderlähmung (Poliomyelitis) sollte im Alter von 9 bis 17 Jahren noch einmal aufgefrischt werden. Dabei sollte auch geprüft werden, ob ein Impfschutz gegen Windpocken besteht und bei Bedarf die Immunisierung nachgeholt werden. Die Impfung gegen Windpocken kann man sich sparen, wenn man zu diesem Zeitpunkt die Erkrankung bereits durchgemacht hat.
Eltern sollten vor der Geburt des Kindes daran denken, den Impfschutz der Geschwisterkinder und ggf. auch ihren eigenen auffrischen zu lassen, da Keuchhusten bei Säuglingen besonders schwer verläuft. Die Eltern können sich dafür beim Kinderarzt gleich mitimpfen lassen.
Was sind die Indikationsimpfungen?
Nicht alle Impfempfehlungen der STIKO gelten für alle Menschen gleichermaßen. Manche Immunisierungen werden als sogenannte Indikationsimpfungen nur einem besonders gefährdeten Personenkreis empfohlen, z.B. bestimmten Berufsgruppen, Reisenden oder Kontaktpersonen von Erkrankten.
Aktiv, passiv, simultan – Das steckt dahinter:
Was ist eine "Aktive Impfung"?
Die aktive Impfung zielt als häufigste Form der Immunisierung darauf ab, einen langfristigen Immunschutz gegen bestimmte Krankheitserreger aufzubauen. Sie ahmt eine Infektion mit dem betreffenden Erreger nach, gegen den der Körper dann selbst – also „aktiv“ – Antikörper und Gedächtniszellen (B-Lypmhozyten) produziert. Zur Impfung werden abgetötete oder abgeschwächte Erreger verwendet, die keine ernsthafte Erkrankung mehr verursachen können.
Der Aufbau von Antikörpern dauert in der Regel mindestens ein bis zwei Wochen. Dafür sind sie dann oft über Jahre und Jahrzehnte im Blut nachweisbar (Antikörper-Titer) und bilden einen wirksamen Infektionsschutz, der vor allem durch die in den Gedächtniszellen gespeicherte Information für die Antikörperproduktion sehr schnell auf Touren kommt. Damit das alles gut klappt, muss je nach Erreger in den passenden Abständen und ausreichend oft „trainiert“, also aktiv geimpft und später „aufgefrischt“ werden.
Was ist eine "Passive Immunisierung"?
Gegen einige Krankheitserreger kann durch eine passive Immunisierung ein sofortiger Schutz erzielt werden, beispielsweise unmittelbar nachdem ein Mensch eine Infektion erlitten hat, oder wenn kurzfristig ein Reiseimpfschutz nötig wird und keine Zeit mehr für eine Grundimmunisierung bleibt.
Bei einer passiven Immunisierung ist das eigene Immunsystem nicht an der Immunabwehr beteiligt, es bleibt „passiv“. Damit handelt es sich auch um keine Impfung im eigentlichen Sinn, auch wenn gelegentlich von einer „Passiven Impfung“ gesprochen wird. Vielmehr wird ein Immunserum mit fremden Antikörpern von Spenderorganismen (Mensch oder Tier) gespritzt. Solche Antikörper-Seren gibt es gegen virale und bakterielle Erreger (bzw. deren Giftstoffe), aber auch gegen tierische Toxine wie Schlangen-, Skorpion- oder Spinnengifte.
Wirkt nicht so lange
Der Vorteil: Die injizierten Antikörper sind sofort wirksam und können die betreffenden Krankheitserreger rasch vernichten. Der Nachteil: Die Abwehrstoffe werden vom Körper auch schnell wieder abgebaut, so dass der Impfschutz nach einer passiven Immunisierung nur maximal drei Monate andauert.
Auf dem Prinzip der passiven Immunisierung beruht übrigens ein ganz wesentlicher natürlicher Gesundheitsschutz: Schon in der Gebärmutter können Antikörper der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden und es so in den ersten Lebenswochen vor vielen Infektionskrankheiten bewahren (Nestschutz).
Was ist eine Simultanimpfung?
Werden die aktive und passive Immunisierung gegen einen bestimmten Infektionserreger kombiniert, spricht man von einer Simultanimpfung. So kann einerseits eine sofortige Abwehr und gleichzeitig die Anbahnung eines langfristigen Immunschutzes erzielt werden.
Zur Anwendung kommen Simultanimpfungen beispielsweise bei Tetanus- und Tollwutgefahr, wenn Unklarheit über den Impfstatus des Betroffenen herrscht. Ein weiteres Beispiel ist die Simultanimpfung bei Neugeborenen, deren Mütter an Hepatitis B erkrankt sind. Eine Übertragung der Leberentzündung kann so in fast allen Fällen verhindert werden.
Was ist ein Lebendimpfstoff?
Ein Lebendimpfstoff besteht aus vermehrungsfähigen, aber abgeschwächten (attenuierten) Krankheitserregern, die nach der Impfung nicht zu einer ausgeprägten Erkrankung, dafür aber zu einer wirksamen Immunisierung des Körpers gegenüber dem Erreger führen. Die durch einen Lebendimpfstoff hervorgerufene Immunität ist stabil und hält lange vor.
Werden verschiedene Lebendimpfstoffe nicht gleichzeitig, sondern hintereinander eingesetzt, ist ein Mindestabstand von vier Wochen zwischen den Impfungen einzuhalten. Die Immunisierung mit einem Totimpfstoff kann davon unabhängig erfolgen.
Was ist ein Totimpfstoff?
Ein Totimpfstoff enthält entweder abgetötete Erreger oder nur deren Bruchstücke (Antigene). Eine Vermehrung der Erreger im Impfling ist also ausgeschlossen. Totimpfstoffe lassen sich weiter unterteilen in Voll-, Spalt- und Subunit-Impfstoffe. Sie werden unter die Haut (subkutan) oder in einen Muskel (intramuskulär) gespritzt. Wird nur der biologisch inaktive Bestandteil des Giftstoffs (Toxin) eines Erregers zur Stimulation des gewünschten Immunschutzes verwendet, spricht man von Toxoidimpfstoffen.
Impfpflicht
Gibt es in Deutschland eine Impfpflicht?
Nein. Seit 1983, als die gesetzliche Impfpflicht gegen die dann ausgerotteten Pocken aufgehoben wurde, gibt es in den alten Bundesländern keinen Impfzwang für Menschen mehr. Für den Rest der Republik ist das erst seit der Wiedervereinigung so, mit der die in der ehemaligen DDR geltende Impfpflicht im Kindes- und Jugendalter abgeschafft wurde.
In Deutschland legen die Gesundheitsbehörden der Bundesländer „öffentlich empfohlene Impfungen“ fest. Grundlage dafür sind die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO). Auch in der Schweiz und Österreich gibt es derzeit keine gesetzlich verankerte Impfpflicht für Menschen (bei den Tieren sieht es, auch in Deutschland, anders aus).
Andere Länder, andere (Impf-) Sitten, zum Beispiel:
- Frankreich: Impfpflicht gegen Tuberkulose
- Belgien: Impfpflicht gegen Kinderlähmung
- Ungarn: Impfpflicht gegen Masern
Warum hierzulande keine Pflicht?
Die eindeutige Beweislage zum Nutzen von Impfungen wirft die Frage auf, weshalb dieser individuelle und kollektive Gesundheitsschutz in unserem Land nicht gesetzlich vorgeschrieben ist. Der Grund liegt im Selbstbestimmungsrecht des Patienten, das der Gesetzgeber konsequent unterstützt, wenn es um ärztliche Eingriffe geht. Diese bedürfen immer der Zustimmung des Patienten, auch wenn es sich um eine lebensrettende Operation handelt. Das gilt dann auch für vorbeugende „Eingriffe“ wie Früherkennungsuntersuchungen und Impfungen, bei denen an die Stelle gesetzlicher Vorschriften das eigenverantwortliche Handeln rückt, das auf umfassender Aufklärung und Information beruht.
Kritischer Blick bei einigen Impfungen durchaus sinnvoll
Trotz fehlender Impfpflicht sind mehr als 90% der Kinder gegen Infektionskrankheiten wie Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten oder Kinderlähmung geimpft, wenn sie in die Schule kommen. Dem weit verbreiteten Immunschutz durch die staatlich empfohlenen Regelimpfungen ist es zu danken, dass Krankheitserreger, die zu früheren Zeiten – oder heute noch in anderen Erdteilen – gefährliche Epidemien verursachten, heute ihren Schrecken für uns verloren haben. Harmlos oder gar ausgestorben sind sie aber – mit Ausnahme der Pocken – dennoch nicht.
Allerdings gibt es auch Impfungen, deren Nutzen generell oder in bestimmten Situationen nicht so eindeutig belegt ist, wie etwa bei der FSME-Impfung im frühen Kindesalter. Hier sollte man sich durch neutrale Informationen ein eigenes Bild machen und dann in Rücksprache mit dem (Kinder-) Arzt eine der individuellen Situation und Bedürfnislage angepasste Entscheidung treffen.
Welche Impfungen sind vorgeschrieben?
Es gibt derzeit keine gesetzlich vorgeschriebenen Impfungen in Deutschland. Stattdessen empfiehlt die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts Regelimpfungen, die auch von den Krankenkassen bezahlt werden, und fasst diese in ihrem Impfkalender zusammen. Die Empfehlungen der STIKO entsprechen weitgehend den Impfplänen der Schweiz und von Österreich.
Regelungen und Institutionen
Wie ist die Durchführung von Impfungen geregelt?
Folgende staatliche Institutionen sind mit verschiedenen Aufgaben bedacht:
- Robert Koch-Institut (RKI):
- Es hat die Aufgabe, Konzeptionen zu entwickeln, um die Weiterverbreitung von Infektionskrankheiten verhindern. Dies schließt auch die Durchführung epidemiologischer Untersuchungen und laborgestützter Analysen sowie Forschung zu Ursache, Diagnostik und Vorbeugung ein.
- Ständige Impfkommission (STIKO) mit Sitz am RKI:
- Sie gibt Impfempfehlungen heraus, die regelmäßig aktualisiert und den neuesten Erkenntnissen der Impfstoffforschung sowie der laufenden Entwicklung bestimmter Infektionskrankheiten angepasst werden. Diese Impfempfehlungen gelten höchstrichterlich als medizinischer Standard.
- Paul Ehrlich-Institut, Bundesamt für Sera und Impfstoffe:
- Bei ihm erfolgt die staatliche Zulassung und Überwachung von Impfstoffen sowie die Erfassung von Impfkomplikationen.
- Versorgungsämter der Länder:
- Ihre Aufgabe ist die Begutachtung und Anerkennung von Impfschäden, die ausschließlich für öffentlich empfohlene Impfungen gilt.
Durchführung und Verantwortung
Als Impfärzte tätig werden vor allem die niedergelassenen Ärzte. Sie führen 85-90% aller Impfungen in Deutschland durch. Die übrigen 10-15% werden vom Öffentlichen Gesundheitsdienst, also den Gesundheitsämtern und Betriebsärzten, bewerkstelligt.
Impfungen sind zwar in Deutschland nicht vorgeschrieben, ihre Durchführung ist aber gesetzlich geregelt. Das Infektionsschutzgesetz zielt darauf ab, die Bevölkerung vor ansteckenden Krankheiten zu schützen und legt die Rahmenbedingungen und die Verantwortlichen fest, um eine größtmögliche Sicherheit und Aktualität bei Impfstoffen und Impfmaßnahmen zu gewährleisten.
Wichtige Institutionen und Regelungen für Impfungen
Wer ist die STIKO?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) ist ein unabhängiges Expertengremium, das die Impfempfehlungen erarbeitet, die in Deutschland als medizinischer Standard gelten. Die STIKO hat ihren Sitz am Robert-Koch-Insitut (RKI) in Berlin und besteht aus 12 bis 18 Mitgliedern.
Diese ehrenamtlich tätigen Experten stammen aus unterschiedlichen Disziplinen der Wissenschaft und Forschung, aus dem Bereich des öffentlichen Gesundheitsdienstes und der niedergelassenen Ärzteschaft. Sie werden gemeinsam vom Bundesgesundheitsministerium und den obersten Landesgesundheitsbehörden für jeweils drei Jahre berufen. Seit Februar 2007 ist auch der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) Gast in den Sitzungen der STIKO.
Finanzielle Interessen im Spiel?
Seit 2007 müssen die von der STIKO empfohlenen Impfungen nach Bestätigung durch den G-BA automatisch von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Damit hat das Gremium einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Kosten des Gesundheitssystems und auf den Umsatz von pharmazeutischen Produkten. Dennoch ist eine vollständige finanzielle Unabhängigkeit der STIKO-Mitglieder von Impfherstellern gesetzlich nicht vorgeschrieben. Immerhin werden mittlerweile potenzielle Interessenskonflikte der Kommissionsmitglieder online veröffentlicht. Vermutete Interessenskonflikte und intransparente Entscheidungsprozesse werden gelegentlich von Kritikern bemängelt, zuletzt im Rahmen der Schweinegrippe-Impfung.
Was ist das Robert-Koch-Institut?
Das Robert-Koch-Institut ist als Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten die wichtigste Überwachungs- und Forschungseinrichtung auf diesem Gebiet in Deutschland. Die Bundesbehörde hat ihren Sitz in Berlin und ist direkt dem Bundesministerium für Gesundheit unterstellt. Sie gibt u.a. das Epidemiologische Bulletin heraus, das aktuelle Daten und Informationen zu Infektionskrankheiten (einschließlich der Maßnahmen dagegen wie z.B. Impfungen) und anderen Fragen der öffentlichen Gesundheit (Public Health) enthält.
Welche Impfkategorien gibt es?
Die verschiedenen Infektionskrankheiten, gegen die geimpft wird, unterscheiden sich u.a. in ihrem Verbreitungsgrad, der Erkrankungsschwere und dem Risiko für einzelne Bevölkerungsgruppen. Aus diesem Grund hat die STIKO entsprechende Kategorien geschaffen, denen die jeweiligen Impfungen zugeordnet werden:
- S - Standardimpfungen mit allgemeiner Anwendung = Regelimpfungen
- A - Auffrischungsimpfungen
- I - Indikationsimpfungen für Menschen mit einem besonders hohen Erkrankungsrisiko
- B - Impfungen für Menschen mit einem erhöhten beruflichen Infektionsrisiko
- R - Reiseimpfungen
- P - Impfungen oder die Gabe von Antibiotika, die kurz nach der Infektion mit bestimmten Erregern die Erkrankung noch verhindern können (Postexpositionsprophylaxe)
Muss vor jeder Impfung eine Information und eine Einwilligung erfolgen?
Die Bereitschaft des Arztes zur Information und das Interesse des Patienten an einer solchen sind eigentlich bei jedem medizinischen Eingriff eine (theoretische) Selbstverständlichkeit. Auch bei einer Impfung ist das so. Juristisch relevant und so richtig bewusst wird das den Beteiligten manchmal aber erst vor Gericht, wenn es z.B. um einen Impfschaden geht.
Informationspflichten der Impfärzte
Ein Impfarzt ist verpflichtet, den Impfling oder bei einem Kind dessen Eltern, ein Elternteil oder einen Sorgeberechtigten vor einer Impfung über deren Nutzen und mögliche Risiken sowie über die Erkrankung, gegen die geimpft wird, zu informieren – auch Aufklärung genannt. Der Bundesgerichtshof hat im Jahr 2000 in einer Grundsatzentscheidung zu Art und Umfang der Aufklärung folgende Punkte festgelegt:
- Da im Rahmen einer Grundimmunisierung mehrere Teilimpfungen mit dem gleichen Impfstoff erfolgen, genügt eine einmalige Information.
- Zur Information dürfen auch Merkblätter verwendet werden. In jedem Fall sollte jedoch immer die Gelegenheit zu einem Gespräch gegeben werden, falls besondere Fragen geklärt werden müssen.
- Die Information muss nicht an einem gesonderten Termin, sondern kann am Tag der Impfung erfolgen.
- Die Einwilligung zur Impfung kann mündlich erfolgen.
- In der Regel genügt die Zustimmung eines Elternteils, da davon ausgegangen wird, dass der andere Elternteil ebenfalls zustimmen würde.
Bei der Information müssen folgende Punkte zur Sprache kommen:
- Information über den Nutzen der Impfung und über die zu verhütende Krankheit
- Hinweise auf mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen
- Erhebung der Anamnese (Krankengeschichte) und der Impfanamnese einschließlich der Befragung über das Vorliegen möglicher Gründe, die gegen eine Impfung sprechen
- Feststellen der aktuellen Befindlichkeit des Impflings zum Ausschluss akuter Erkrankungen
- Empfehlungen über Verhaltensmaßnahmen im Anschluss an die Impfung
- Information über Beginn und Dauer der Schutzwirkung
- Hinweise zu Auffrischungsimpfungen
- Dokumentation der Impfung im Impfausweis bzw. Ausstellen einer Impfbescheinigung
Nach erfolgter Information benötigt der Arzt die mündliche oder schriftliche Einwilligungserklärung des zu Impfenden. Jugendliche dürfen diese ab einem Alter von 16 Jahren selbst abgeben.
Wer bezahlt die Impfungen?
Seit April 2007 sind die gesetzlichen Krankenkassen zur vollständigen Kostenübernahme bei allen Impfungen verpflichtet, die von der Ständigen Impfkommission empfohlen werden. Auch die Praxisgebühr entfällt, da Impfungen zu den Vorsorgeleistungen zählen. Eltern können die für Erwachsene empfohlenen Auffrischungsimpfungen übrigens auch zusammen mit ihren Kindern beim Kinderarzt durchführen lassen.
Die Kosten von Reiseimpfungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen generell nicht getragen. Impfungen für Menschen mit einem erhöhten beruflichen Infektionsrisiko müssen nach dem Arbeitsschutzgesetz (§ 3, Abs. 3) vom Arbeitgeber bezahlt werden.
Impfen – ja oder nein?
Was spricht für eine Impfung?
Drei gute Gründe sprechen für einen umfassenden Impfschutz, auch gegen scheinbar „seltene“ oder „harmlose“ Krankheiten:
- Sogenannte "Kinderkrankheiten" sind nicht harmlos.
- Viren und Bakterien kennen keine (Länder-) Grenzen.
- Infektionskrankheiten können damit weltweit zurückgedrängt werden.
Weitere Argumente für eine Impfung
Impfbefürworter sehen beim Impfen außerdem folgende Vorteile:
- bestmöglicher Schutz der geimpften Person vor gefährlichen Krankheiten
- Schutz der Menschen in der Umgebung der geimpften Person vor Ansteckung
- Verhinderung oder Eingrenzung von Epidemien
- maximaler Schutz bei minimalem Risiko
- nur seltenes Auftreten von Nebenwirkungen
- Erhöhung der Lebenserwartung durch Verhinderung zahlreicher Todesfälle
- Möglichkeit zur Ausrottung von Krankheiten
- sehr hohe bis höchste Sicherheit im Vergleich mit anderen Arzneimitteln
- Impfen als Kinderrecht
Zwischen Geldmacherei und falschem Idealismus
Eigentlich handelt es sich um keine Glaubensfrage, auch wenn es manchmal so scheint, denn kaum ein Thema in der Kinderheilkunde wird so kontrovers diskutiert wie das Impfen. Zugegeben, das Bemühen um eine objektive und vollkommen ausgewogene Information ist (wie fast überall sonst auch) eine echte Herausforderung. Wo Impf-Enthusiasten und die, die daran verdienen, in vorauseilendem Schweinsgalopp milliardenschwere Impfprogramme predigen und auflegen, bleiben die Impfgegner und die, die daran verdienen (sic!), im ideologischen Sumpf stecken. Beide Gruppen schaden mit ihrem Verhalten auf unterschiedliche Weise ihren Mitmenschen.
Fakt ist: Zur gestiegenen Lebenserwartung und -qualität in unserem und vielen anderen Ländern der Erde haben neben verbesserten Hygiene- und sozioökonomischen Lebensbedingungen vor allem die Impfungen beigetragen. Mit der Pockenimpfung konnte sogar eine der früheren Menschheitsgeißeln nicht nur bekämpft, sondern sogar weltweit ausgerottet werden. Bei der Kinderlähmung könnte sich dieser Erfolg wiederholen – aber nur, wenn alle mitmachen.
Kritische Stimmen und Vorbehalte
Welche Vorbehalte gibt es gegen eine Impfung?
Die von Impfgegnern immer wieder angeführten Kritikpunkte betreffen vor allem die medizinische Notwendigkeit, mögliche Schäden durch Impfungen sowie die Verstrickung der Impfempfehlungen mit den finanziellen Interessen der Impfstoffhersteller. Vor allem der letzte Punkt ist prinzipiell ein aus unserer Sicht völlig berechtigter Grund, zu hinterfragen.
Die Kritikpunkte im einzelnen:
- Risiko für schwere Nebenwirkungen
- mangelnde Untersuchung der Langzeitfolgen von Impfungen
- Erstellung von Impfstudien praktisch nur durch Impfstoffhersteller
- Impfstudien: Vergleich von Impfstoffen gegeneinander statt gegenüber Plazebo
- fehlende Existenz unabhängiger Studien mit Positiv-Ergebnissen
- unterdrückte Veröffentlichung pharmafinanzierter Impfstudien mit Negativ-Ergebnissen
- Zulassungsstudien als Betriebsgeheimnis der Hersteller
- primär Statistiken und Antikörper-Titer (Anstieg) als "Wirksamkeitsbeweis" von Impfungen
- Gleichsetzung von Antikörperbildung mit Infektionsschutz
- Ungefährlichkeit von Kinderkrankheiten für gesunde Kinder
- keine Gesundheitsverbesserung der Kinder durch Impfung
- Impfen als Geschäft mit der Angst vor Krankheit
- Zunahme chronischer Erkrankungen durch Unterdrückung der „weggeimpften“ akuten (Kinder-) Krankheiten
- Durchmachen von Kinderkrankheiten in der Kindheit als Schutz vor schweren Erkrankungen im Erwachsenenalter
Nutzen überwiegt Risiken
Die von der STIKO empfohlenen Standardimpfungen erscheinen bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Hepatitis B ohne besonderes Risiko) sinnvoll. Sie haben ihre Nützlichkeit über Jahrzehnte erwiesen und bilden einen Grundpfeiler unserer individuellen und bevölkerungsbezogenen Gesundheit. Wer diesen Impfschutz grundsätzlich missachtet, gefährdet damit nicht nur seine Kinder, sondern auch die Gesundheit seiner Mitmenschen.
Tradition der Impfkritik
Seit es Impfungen gibt, gibt es auch Menschen, die gegen Impfungen sind. Einen frühen Höhepunkt der Streitdebatte gab es in Deutschland im Jahr 1874, als die Pockenschutzimpfung für Kinder durch das Reichsimpfgesetz verpflichtend eingeführt wurde. Die Kritiker gründeten sogar Zeitschriften wie "Der Impfgegner", um ihre Ansichten öffentlichkeitswirksam zu verbreiten.
Will die Pharmaindustrie mit Impfstoffen nur viel Geld verdienen?
Mit der Herstellung von Impfstoffen wird in der Pharmaindustrie gutes Geld verdient, das steht außer Frage. Und es gibt einige Beispiele dafür, wie Pharmafirmen über mehr oder minder "gekaufte" Experten vermeintliche medizinische Notwendigkeiten in den Markt gedrückt haben.
Das ist die eine Seite der Medaille, und die kann uns kein Arzt, kein sogenannter Experte und auch kein Gesundheitsminister wegdiskutieren, weil wir einige solcher Fälle selbst erlebt haben. Die andere Seite der Medaille ist, dass auch ein primär profitorientiertes Pharmaunternehmen großartige und medizinisch sinnvolle Produkte herstellen kann – vielleicht sogar muss, um dauerhaft zu überleben. Soll heißen: Finanziell geprägte Interessen und gute Produkte sind kein Widerspruch.
Die volkswirtschaftliche Sicht
Auch der "Blick von oben", also aus Sicht der Gesamtausgaben im Gesundheitswesen, muss differenziert erfolgen. Natürlich sind Impfungen teuer. Aber die Krankheiten, die damit verhindert werden sollen, sind es auch. Die Impfung gegen Keuchhusten beispielsweise senkt die direkten Behandlungskosten um mehr als 200 Millionen Euro pro Jahr. Auch für die inzwischen generell empfohlene Impfung gegen Hepatitis B wurde eine langfristige finanzielle Entlastung des Gesundheitssystems errechnet (wobei wir die breit angelegte Hepatitis-B-Impfung trotzdem eher kritisch sehen). Die viel kritisierten wirtschaftlichen Interessen fördern im Falle von sinnvollen und wirksamen Impfungen jedenfalls die Entwicklung von Produkten, die ihr Geld auch aus gesellschaftlicher Sicht wirklich wert sind.
Risiken
Können Impfungen zu Allergien führen?
Die Antworten lauten nein und ja. Der insbesondere von Impfgegnern immer wieder geäußerte Verdacht auf einen Zusammenhang zwischen einer Impfung und dem Ausbruch einer Allergie konnte bislang nicht bestätigt werden. Man muss allerdings zugestehen, dass der Gedanke durchaus plausibel ist. Denn zumindest eine übergroße Hygiene scheint sehr wohl das Allergie-Risiko zu erhöhen.
Nicht zu verwechseln ist das Ganze mit der „allergischen Reaktion“ nach einer Impfung. Eine solche Überempfindlichkeit gehört zu den beobachteten Nebenwirkungen einer Impfung – wenn auch sehr selten. Dabei kommt es nach der Impfung zu einer Rötung an der Einstichstelle, die in aller Regel örtlich begrenzt bleibt.
Wann ist Vorsicht geboten? - Fragen zu Risikogruppen
Dürfen Kinder mit Allergien geimpft werden?
Ja. Der Impfschutz ist für Kinder mit Allergien sogar besonders wichtig, da Infektionskrankheiten bei ihnen schwerer verlaufen können als bei nichtallergischen Kindern. Bei einer Ansteckung mit Keuchhusten-Erregern etwa kann es bei einem Kind mit allergischem Asthma zu einer komplikationsreichen bis lebensbedrohlichen Krankheitsentwicklung kommen.
Auf der anderen Seite ist bekannt, dass Keuchhusten auch zur Ausprägung eines Asthmas beitragen kann. Ein weiteres Beispiel sind die Windpocken, die für ein Kind mit schwerer Neurodermitis wesentlich riskanter sind als die gegen sie gerichtete Impfung.
Dürfen Kinder mit Hühnereiweißallergie geimpft werden?
Grundsätzlich: ja. Heutige Impfstoffe für Säuglinge und Kleinkinder enthalten kein Hühnereiweiß mehr, mit Ausnahme des Masern-, Mumps-, Röteln- (MMR-)Impfstoffs. Dieser wird zwar unter Verwendung von Hühnereiweiß-Zellkulturen für die Vermehrung der Masern- und Mumps-Viren hergestellt, enthält aber am Ende nur noch kaum nachweisbare Spuren des potenziellen Allergens, so dass den offiziellen Impfempfehlungen zufolge bei Kindern mit Hühnereiweißallergie nur in seltenen Ausnahmefällen von schweren Allergien auf die MMR-Impfung verzichtet werden sollte.
Bei der Impfung gegen Virusgrippe (Influenza) ist für Impflinge mit Hühnereiweißallergie dagegen Vorsicht geboten.
Dürfen Kinder trotz Erkältung geimpft werden?
In der Regel ja, solange es sich um eine einfache Form handelt, selbst wenn sie mit leichtem Fieber einhergeht. Entgegen weitverbreiteten Vorstellungen ist eine Impfzurückhaltung auch in folgenden Fällen nicht angebracht:
- chronische Erkrankungen
- geringfügige, auch mit leichtem Fieber einhergehende Infekte
- Krampfanfälle in der Familie
- Allergien
- Frühgeburt
In all diesen genannten Fällen darf normalerweise geimpft werden. Bevor ein Arzt die Impfung vornimmt, ist er ohnehin zu einer kurzen Untersuchung des Impflings verpflichtet, um „Gegenanzeigen“, die gegen eine Impfmaßnahme sprechen, auszuschließen.
Falls Sie unsicher sind, wie Sie eine Erkrankung Ihres Kindes einschätzen sollen, besprechen Sie dies vor der Impfung mit dem Arzt.
Dürfen Kinder vor einer Operation geimpft werden?
Grundsätzlich ja. Eine dringend anstehende Operation muss unabhängig von einer vorangegangenen Impfung durchgeführt werden. Die Ständige Impfkommission empfiehlt zwar bestimmte zeitliche Mindestabstände zwischen Impfung und Operation, aber nur, um mögliche Impfreaktionen leichter von eventuellen Operationskomplikationen abgrenzen zu können.
Demnach sollten Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken länger als 14 Tage zurückliegen. Bei Impfungen gegen Hepatitis B, Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten und Haemophilus gilt eine Zeitspanne von länger als drei Tagen. Diese Zeitabstände gelten, mit Ausnahme der Tetanus- und Hepatitis-B-Impfung, auch für Impfungen, die nach einer Operation durchgeführt werden sollen.
Dürfen Kinder mit HIV-Infektion ganz normal gegen andere Krankheiten geimpft werden?
Das hängt sehr stark von der jeweiligen Situation ab, deshalb sollten Sie diese Frage in jedem Fall mit dem Kinder- und Jugendarzt absprechen. Allgemein gilt die Regel, dass auf Lebend-Impfstoffe bei HIV-infizierten Personen verzichtet werden sollte. Denn bei deren Anwendung kann es zu schwerwiegenden, teilweise lebensbedrohlichen Reaktionen kommen.
Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das Immunsystem Ihres Kindes stärker geschwächt ist oder bereits die AIDS-Erkrankung ausgebrochen ist. Bei gutem Immunstatus (mindestens 200 CD4-Zellen pro Mikroliter Blut) können unter Umständen Ausnahmen gemacht werden, beispielsweise bei den Lebendimpfstoffen gegen Gelbfieber, Masern, Mumps und Röteln (MMR).
Grundsätzlich sind aber Totimpfstoffe zu bevorzugen, deren Nebenwirkungsrate bei HIV-positiven Kindern und HIV-negativen Menschen gleich ist.
Ist Formaldehyd in Impfstoffen gefährlich?
In Impfstoffen kommt Formaldehyd nur in so geringen Mengen vor (z.B. 0,3 mg im Fünffach-Impfstoff Pentavac und 0,25 mg im Hepatitis-B-Impfstoff), dass keine krebserregende Wirkung zu befürchten ist. Als quasi körpereigener Stoff löst Formaldehyd in Spuren auch keine Allergien aus. Nur bei Personen mit bereits bestehender starker Formaldehyd-Allergie könnte es im Bereich der Impfstelle eventuell zu einer allergischen Reaktion kommen.
Formaldehyd ist als ein häufiges und schädliches Umweltgift bekannt, das beispielsweise in Spanplatten und Möbeln vorkommen und bei deren Ausgasung über längere Zeit eingeatmet werden kann. Dann kann es krebserregend und bei wiederholtem Hautkontakt auch allergieauslösend wirken. Allerdings wird es auch auf ganz natürlichem Weg im Rahmen des Amino- und Fettsäurestoffwechsels im Körper gebildet und über Abbauprodukte im Urin und über die Atemluft ausgeschieden. Über die Nahrung nehmen Erwachsene täglich etwa 1 bis 15 mg Formaldehyd auf.
Nach dem Impfen: Bei welchen Anzeichen sollte man mit seinem Kind zum Arzt?
Wenn Sie nach einer Impfung folgende Anzeichen bei Ihrem Kind bemerken, sollten Sie den (impfenden) Kinderarzt zu Rate ziehen:
- juckender Hautausschlag
- Atemnot
- Anschwellen der Zunge oder des Gesichts
- Fieberanstieg auf mehr als 39,5 °C
- anderweitige deutliche Beschwerden
Um beim (sehr seltenen) Fall einer allergischen Reaktion auf den Impfstoff unverzüglich helfen zu können, empfehlen manche Ärzte übrigens, im Anschluss an die Impfung noch etwa 20 Minuten im Wartezimmer zu verweilen.
Impfstatus in Deutschland
Wie hoch ist die Impfbereitschaft in Deutschland?
Auch, wenn die Impfgegner immer mal wieder medienwirksam in Erscheinung treten: Die Impfbereitschaft ist in Deutschland alles in allem hoch. Über 90% aller Eltern stehen Impfungen positiv gegenüber und nur ein geringer Teil der übrigen 10% lehnt sie generell ab.
Fast alle Kinder sind gegen Diphtherie, Tetanus und Kinderlähmung geimpft, wie Schuleingangsuntersuchungen zeigen. Während hier die Impfraten in den letzten Jahren sogar noch gestiegen sind, bestehen an anderer Stelle leider noch Defizite: vor allem bei der zweiten Masern-, Mumps- und Röteln-Impfung und der Keuchhusten-Impfung, aber auch bei den Auffrischungsimpfungen im Jugend- und Erwachsenenalter.
Und es gibt regionale Unterschiede in der Statistik: Kinder in den neuen Bundesländern weisen einen bessern Impfstatus auf als im Westen. In der früheren DDR bestand eine gesetzliche Impfpflicht. Vermutlich hat diese für einen selbstverständlicheren Umgang mit Impfungen gesorgt.
Was ist die „Impfmüdigkeit“?
Auch wenn Müdigkeit durchaus als Folge von Impfungen auftreten kann, ist mit dem Fachbegriff der „Impfmüdigkeit“ etwas anderes gemeint. Er bezeichnet das Phänomen, dass sehr hohe Impfraten wieder zu sinken beginnen, wenn die Menschen aufgrund des Ausbleibens der erfolgreich „weggeimpften“ Krankheiten keine Notwendigkeit mehr erkennen, sich weiter impfen zu lassen.
Dann ist es den Experten zufolge nur noch eine Frage der Zeit, bis die Infektionserreger, beispielsweise durch Fernreisende, wieder eingeführt werden und neue Erkrankungswellen auslösen. Oder aber die Krankheitserreger sind trotz erfolgreicher Impfmaßnahmen gleich „zuhause“ geblieben und haben sich in Reservoirs am Leben erhalten. Dann können sie nach dem Zusammenbruch der sogenannten Herden-Immunität in einer impfmüden Population wieder „zuschlagen“ und die ehedem gefürchteten Krankheiten erneut verursachen, wie es beispielsweise bei den Masern-Epidemien in Deutschland immer wieder passiert.
Was ist eine Herden-Immunität?
Mit Impfungen können bestimmte Krankheiten nicht nur beim einzelnen Menschen verhindert werden, sondern in gesamten Populationen („Herden“, Bevölkerungen). Dies gelingt dann, wenn die durch Impfung erworbene Immunität so weit verbreitet ist, dass die Krankheitserreger an ihrer Ausbreitung durch Übertragung gehindert werden und selbst nicht-immune Menschen vor einer Infektion geschützt sind.
Gelingt dies weltweit, können die Krankheitserreger sogar für alle Zeiten ausgerottet werden. Das war bisher einmal der Fall: 1980 wurde die Erde für pockenfrei erklärt. Auch bei der durch Polioviren verursachten Kinderlähmung (Poliomyelitis, „Polio“) scheint der Erfolg schon seit längerem zum Greifen nahe, wird aber gegenwärtig noch durch vereinzeltes Auftreten der Erkrankung in einigen wenigen Entwicklungsländern vereitelt.
Quellen:
- BZgA, https://www.bzga.de/
- STIKO-Empfehlungen, https://www.rki.de