Das Nicht-Opioid-Analgetikum Metamizol (Novalgin®) wird in Deutschland bereits seit den 20er Jahren verwendet (Erstzulassung 1922). Es wirkt sehr gut fiebersenkend (antipyretisch), stark schmerzlindernd (analgetisch) und krampflösend (spasmolytisch).
Obwohl über die Jahrzehnte immer wieder in der Kritik, bescheinigen diverse Studien dem Metamizol inzwischen ein niedrigeres Anwendungsrisiko im Vergleich zu anderen schmerzlindernden Arzneistoffen. Viele Experten bezeichnen das Medikament sogar mit als "sichersten Wirkstoff in der Gruppe der nicht-opioidalen Schmerzmittel". Allerdings scheiden sich natürlich auch hier die Geister.
Wirkung
Wie wirkt Metamizol?
Obwohl seit fast 100 Jahren im Einsatz, ist der Wirkmechanismus von Metamizol erstaunlicherweise bis heute immer noch nicht vollständig geklärt. Man geht jedoch davon aus, dass die Substanz sowohl zentrale als auch periphere Angriffspunkte hat, d. h. im Gehirn wie auch im übrigen Körper wirkt.
Antipyretisch und analgetisch
Zum einen soll Metamizol in unserem Körper die Enzyme COX-1 und -2 hemmen. Hierbei handelt es sich um Eiweiße, die an der Prostaglandinsynthese beteiligt sind. Körpereigene Prostaglandine sind wiederum wichtige Botenstoffe bei der Schmerzentstehung. So führt also eine Blockade der Cyclooxygenasen 1 und 2 über eine Hemmung der Prostaglandine zur gewünschten Schmerzreduktion.
Zum anderen werden aber auch zentrale Effekte an den sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren vom Typ I angenommen, mit Auswirkungen sowohl auf die Temperaturregulation als auch auf die Schmerzverarbeitung.
Spasmolytisch
Hinter den krampflösenden Eigenschaften von Metamizol vermutet man dagegen eine Hemmung der Reizweiterleitung an der glatten Muskulatur. Diesen Muskulatur-Typus finden wir in unserem Körper z. B. im Magen-Darm-Trakt, im Bereich der ableitenden Harnwege und in der Gebärmutter.
Wie Sie sehen, bietet der Wirkstoff Metamizol den Wissenschaftlern definitiv noch einiges zum Erforschen. Bleibt also mit Spannung abzuwarten, ob detailliertere Erkenntnisse in diesem Bereich zukünftig eventuell sogar zu neuen Therapiemöglichkeiten führen könnten.
Bei wem wird Metamizol (Novalgin) eingesetzt?
Wie bereits zuvor erwähnt, findet das Nicht-Opioid-Analgetikum seinen Einsatz sowohl bei Schmerzen als auch bei Fieber oder Krämpfen. Bei entsprechend schwerem Beschwerdebild kann Metamizol bereits ab dem dritten Lebensmonat ärztlich verordnet werden.
Zu den typischen Anwendungsgebieten von Metamizol (Novalgin®) zählen vor allem folgende Indikationen:
- starke Schmerzen (z. B. Tumorschmerzen, akute sowie chronische Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen)
- hohes Fieber (wenn es nicht durch andere fiebersenkende Arzneimittel gesenkt werden kann)
- Koliken (v. a. Nieren- und Gallenkoliken, Darmkoliken)
Bei welchen Schmerzarten eignet sich Metamizol?
Metamizol (z.B. Novalgin®) ist insbesondere bei kolikartigen Schmerzen der Eingeweide wirksam. Es wird aber auch nach Operationen und in der Tumorschmerztherapie eingesetzt.
Außerdem wirkt Metamizol sehr stark fiebersenkend (besser als die meisten sonst angewandten Medikamente). Seine krampflösenden Eigenschaften erklären die gute Wirksamkeit bei Koliken.
Allerdings hat Metamizol auch zahlreiche mögliche Nebenwirkungen, weswegen es selten die erste Wahl in der Schmerztherapie ist. In einigen anderen Ländern ist es deshalb nicht zugelassen.
Einnahme
Wie wird Metamizol (Novalgin) eingenommen?
Den Wirkstoff Metamizol gibt es in verschiedenen Darreichungsformen. Zur peroralen Einnahme steht Ihnen das Arzneimittel in Form von Tropfen oder Tabletten zur Verfügung. Außerdem gibt es Metamizol als Zäpfchen (vor allem bei Kindern) und als Injektionslösung für die venöse Verabreichung durch einen Arzt.
Die tatsächliche Dosierung des Medikaments richtet sich sowohl nach Ihren individuellen Beschwerden als auch nach Ihrer persönlichen Empfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff und sollte so niedrig wie möglich gewählt werden.
Welche Dosierung von Metamizol (Novalgin) wird empfohlen?
Je nachdem, ob Sie Metamizol in Tabletten- oder Tropfenform einnehmen, gibt es genaue Dosierungsempfehlungen, die Sie auf keinen Fall überschreiten sollten.
Für Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren (mit über 53 kg Körpergewicht) gelten folgende Anwendungshinweise für Metamizol:
- Sie können bis zu 1.000 mg Metamizol (z. B. zwei Tabletten à 500 mg oder 40 Tropfen) pro Einzeldosis einnehmen.
- Die Tageshöchstdosis sollte 3.000 mg (120 Tropfen) nicht überschreiten.
- Unter Berücksichtigung der Tageshöchstdosis kann Metamizol bis zu viermal täglich in einem Abstand von sechs bis acht Stunden eingenommen werden.
- Nehmen Sie die Tabletten mit ausreichend Flüssigkeit ein, z. B. ein volles Glas stilles Wasser.
- Die Tropfen sollten dagegen nur mit wenig Wasser (etwa ein halbes Glas) eingenommen werden.
Besondere Hinweise
Für Säuglinge und Kinder bzw. Jugendliche bis 14 Jahre gibt es für Metamizol spezielle Dosierungstabellen, die Sie bitte den entsprechenden Beipackzetteln entnehmen.
Bei einer längerfristigen Therapie mit diesem Wirkstoff ist es zudem erforderlich, dass Sie regelmäßige Blutbildkontrollen bei Ihrem behandelnden Arzt durchführen lassen.
Des Weiteren sollten ältere Menschen, Personen mit einem reduzierten Allgemeinzustand oder mit einer eingeschränkten Leber- bzw. Nierenfunktion eine niedrigere Metamizol-Dosis zu sich nehmen als die sonst empfohlene Menge. Bei dieser Personengruppe besteht nämlich die Gefahr einer verzögerten Ausscheidung des Medikaments bzw. seiner Stoffwechselprodukte.
Wenn Sie Metamizol als Tropfen oder Tabletten einnehmen, können Sie nach etwa 30 bis 60 Minuten mit einem Wirkungseintritt rechnen. Die Medikamentengabe über die Vene führt bereits nach ca. 30 Minuten zur gewünschten vollen Wirkung.
Wann nicht?
Wer sollte besser auf Metamizol (Novalgin) verzichten?
Bevor das Arzneimittel Metamizol eingenommen wird, sollte ganz genau überprüft werden, ob irgendwelche Grunderkrankungen, genetische Veranlagungen, Allergien/Unverträglichkeiten oder regelmäßige Medikamenteneinnahmen bestehen, die gegen diese Therapieoption sprechen könnten.
So gehören u. a. folgende Umstände zu den klassischen Kontraindikationen für eine Metamizol-Einnahme:
- eine Überempfindlichkeit gegenüber Metamizol (bzw. Vertretern der gleichen Stoffgruppe) oder weiteren Bestandteilen des verordneten Medikaments
- bekanntes Analgetika-Asthma-Syndrom/Analgetika-Intoleranz: Betroffene Personen reagieren auf ASS, Paracetamol, Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen etc. beispielsweise mit einer Verkrampfung der Atemmuskulatur oder anderen starken allergischen Reaktionen.
- Erkrankungen des blutbildenden Systems oder Störungen der Knochenmarksfunktion (z. B. nach Behandlung mit Zytostatika)
- genetisch bedingter Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel (Favismus): Es besteht die Gefahr einer Hämolyse (Zerstörung der roten Blutkörperchen).
- akute intermittierende hepatische Porphyrie (Störung der Produktion des roten Blutfarbstoffes)
- Säuglinge unter drei Monaten oder mit weniger als 5 kg Körpergewicht (fehlende Anwendungsstudien)
- Schwangerschaft und Stillzeit: Auf die Verwendung von Metamizol sollte hier möglichst verzichtet werden.
Mit welchen Medikamenten vertägt sich Metamizol (Novalgin) nicht?
Egal, ob Sie nur gelegentlich oder auch regelmäßig verschreibungspflichtige und/oder frei verkäufliche Arzneimittel zu sich nehmen, informieren Sie Ihren behandelnden Arzt bitte vor Behandlungsbeginn mit Metamizol über Ihre (evtl. wechselnde) Medikamenten-Liste.
Es gibt nämlich durchaus einige Kandidaten, die sich nicht so gut mit Metamizol vertragen und bei gleichzeitiger Einnahme zu mehr oder weniger starken Nebenwirkungen führen können.
Arzneimittel, die mit Metamizol in Wechselwirkung treten können, sind beispielsweise:
- ASS (auch niedrig dosiert als ASS 100)
- Chlorpromazin (Neuroleptikum)
- Ciclosporin (Immunsuppressivum)
- Methotrexat (MTX, Immunsuppressivum)
Da man außerdem weiß, dass die Substanzklasse der Pyrazolone (wozu auch Metamizol gehört) zu Wechselwirkungen mit oralen (Blutverdünnern, Lithium (Antipsychotikum), Blutdruckmedikamenten wie Captopril (ACE-Hemmer) oder mit Diuretika (Wassertabletten) führen kann, ist auch bei diesen Kombinationen durchaus Vorsicht geboten.
Nicht überall begehrt
Während das verschreibungspflichtige Medikament im englischen Sprachraum vor allem wegen der seltenen schweren Nebenwirkung einer Agranulozytose bis heute noch größtenteils nicht zugelassen ist, ist das Schmerzmittel in deutschsprachigen Ländern dagegen sehr beliebt.
Die Agranulozytose bezeichnet einen vollständigen bzw. nahezu vollständigen Mangel an Granulozyten (eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen) im Blut, der lebensbedrohlich verlaufen kann. Sie geht u. a. einher mit einer plötzlichen Verschlechterung des Allgemeinzustandes inkl. Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen sowie schmerzhaften Schleimhautveränderungen vor allem des Mund-, Nasen- und Rachenraums.
Quellen:
- Bäumler, E., Neue Studien: Metamizol gehört zu den sichersten Analgetika. Dtsch. Arztebl. 1999; 96(11): A-710 / B-578 / C-544.
- www.embryotox.de (Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie, Charité Berlin), Abruf Mai 2019.
- Rote Liste Service GmbH, Fachinformation Metamizol.
Schon seit längerer Zeit nehme ich Sevre Long zu mir und habe jetzt etwas mehr als 2 Wochen Novalgin. Ich nehme das Novalgin, aber nur bei Schmerzen. Also nicht ständig. Ich muss regelmäßig Urinproben abgeben, und plötzlich war die letzte Probe positiv auf MDMA. Kann mir jemand sagen, ob es durch das Novalgin kommt? Denn ich habe kein MDMA konsumiert?
laut unserer Recherche gibt es keine offizielle Aussage dazu, dass Novalgin (Wirkstoff: Metamizol) zu einem positiven Drogentest führen kann. Interessanterweise gab es aber vor einigen Jahren ein Gerichtsurteil zu einem ähnlichen Fall (Oberverwaltungsgericht des Saarlandes, Beschluss vom 18.01.2017 - 5 L 38/17): Laut einem Drogentest wurde bei einem Autofahrer Amphetamin im Blut nachgewiesen. Der Betroffene berichtete, lediglich Novalgin eingenommen zu haben. Er war der Meinung, dass das Laborergebnis auf die Einnahme des Schmerzmittels zurückzuführen sei; der Fahrer gab an, dass laut mündlicher Angaben des Herstellers dieses Arzneimittel Rückstände im Körper hinterlasse, die als Amphetamin nachweisbar seien. Dieser Zusammenhang wurde jedoch vom Gericht als unzutreffend zurückgewiesen. Denn ein Institut für Rechtsmedizin teilte mit, dass Metamizol durch laborchemische Analysen eindeutig von Amphetamin zu unterscheiden ist. Auch der Arzneimittelhersteller bestätigte nicht schriftlich, dass das Medikament Amphetamin-artige Rückstände hinterlasse. Interessanterweise gab es aber die mündliche Aussage eines Chemikers der pharmazeutischen Firma, dass man die Rückstände des Medikaments durch entsprechende Tests als Amphetamin nachweisen könne. Trotz dieser Aussage ging das Gericht schlussendlich davon aus, dass Novalgin nicht der Grund für den positiven Drogentest war und der Fahrer verlor schließlich seine Fahrerlaubnis. Wie es nun tatsächlich um den Zusammenhang zwischen Novalgin und positiven Drogentests steht, bleibt wohl die große Frage und bedarf noch einiger Forschung.
Wir wünschen Ihnen alles Gute, Ihr Navigator-Team
Nach einem schweren Unfall erhalte ich Novalminsulfon.
Ich bin seit Jahrzehnten Methadonpatient und erlebe hier die Hölle!
Neben den unfallbedingten Schmerzen habe ich jetzt auch noch einen Entzug!
Verdammtes Sauzeug!
Gott sei dank habe ich diese bestätigenden Beitrage gefunden und weiß jetzt sicher woran es lag.