Was sind mögliche Auslöser für Migräne? Wie fühlen sich die Kopfschmerzen genau an? Wie lange dauert ein Migräneanfall? Was ist eine Migräne-Aura? Wie wird ein Migräne-Anfall behandelt, und was kann ich vorbeugend tun? Im folgenden Beitrag finden Sie Antworten auf Fragen rund um die Migräne.
Ursachen
Wie entsteht eine Migräne?
Obwohl die Migräne seit rund 4000 Jahren bekannt und beschrieben ist, ist ihre genaue Ursache immer noch weitgehend ungeklärt. Man nimmt heute an, dass die Migräne auf eine entzündliche Veränderung von Nervenfasern im Gehirn zurückgeht, die an der Schmerzübertragung beteiligt sind.
Ins Interesse der Forscher ist seit einiger Zeit ein besonderer Botenstoff gerückt, das Calcitonin Gene-Related Peptide, kurz auch CGRP genannt. Experten gehen davon aus, dass das Eiweißmolekül CGRP und der fünfte Hirnnerv, der Trigeminus, eine tragende Rolle bei der Entstehung des Kopfschmerzes spielen.
Wissenswertes
In welchem Alter tritt Migräne meist auf?
Eine Migräne kann praktisch in jedem Alter vorkommen, sogar im Kindesalter. Am häufigsten treten Migräne-Anfälle jedoch im mittleren Erwachsenenalter auf, zwischen 35 und 45 Jahren.
Volkskrankheit Migräne
Insgesamt sind Frauen bis zu dreimal häufiger betroffen als Männer. 12-14% aller Frauen sollen Studien zufolge an Migräne-Anfällen leiden. Bei Männern wird eine Häufigkeit von 6-8% angegeben.
Mit einer Einjahresprävalenz (Einjahresvorkommen) von 10-15% bei den Erwachsenen ist die Migräne schon fast eine Volkskrankheit. Sie trifft besonders Menschen im erwerbsfähigen Alter beziehungsweise zur Zeit der Familiengründung. Eine Migräneerkrankung kann damit Berufs- und Familienleben stark beeinträchtigen und große volkswirtschaftliche und persönliche Auswirkungen haben.
Migräne im Kindesalter
Auch Kinder können schon unter Migräne leiden. Etwa 4-5% aller Jungen und Mädchen erkranken vor dem Eintritt der Pubertät. In diesem Alter gibt es noch keinen Geschlechterunterschied beim Auftreten der Migräne. Die zunehmende Häufigkeit bei Frauen speziell nach der Pubertät kann auf hormonelle Ursachen hindeuten, aber bewiesen ist hier nichts.
Wird Migräne vererbt?
Ja, zumindest die Veranlagung zur Migräne kann vererbt werden. Wenn zum Beispiel ein oder beide Elternteile unter Migräneanfällen leiden, muss man nicht zwingend auch Migräne bekommen, aber die Wahrscheinlichkeit ist erhöht.
Der familiäre Zusammenhang ist zweifelsfrei nachgewiesen. Ein bestimmtes Gen, das für die Migräne allein verantwortlich gemacht werden kann, wurde bisher aber nicht gefunden. Offenbar spielen bei der Entstehung der Migräne eine ganze Reihe an Faktoren mit, zu denen auch bestimmte genetische Anlagen gehören.
Was passiert bei Migräne im Gehirn?
Der Trigeminus (5. Hirnnerv) beginnt im Hirnstamm und fächert sich im Verlauf in drei Hauptäste auf, die das Gesicht mit Nervenfasern versorgen. Außerdem läuft er vorne, unterhalb der Schädeldecke entlang bis zu den Gefäßen der Hirnhäute. Dort angekommen schüttet er den Botenstoff CGRP aus, der wiederum zu einer Erweiterung der Hirnhautgefäße (Vasodilatation) führt. Und dies löst dann den Kopfschmerz aus.
Das konnten Forscher auch in verschiedenen Studien nachweisen. So steigen während einer Migräneattacke die Werte von Calcitonin Gene-Related Peptide unter anderem in Hirnflüssigkeit und einzelnen Adern nachweislich an und sind bei Menschen mit chronischer Migräne dauerhaft erhöht. Verabreichen Mediziner CGRP in die Vene, können sie sogar Kopfschmerzen auslösen.
Neuer Therapieansatz: Antikörper
Der Botenstoff scheint also eine bedeutende Rolle bei der Migräneentstehung zu spielen. So gibt es seit einiger Zeit (Stand März 2019) neue Medikamente, die versuchen, genau hier anzugreifen. Sie fangen entweder das CGRP ab oder blockieren seinen Rezeptor, die Andockstelle, über die es an den Gefäßen der Hirnhäute den Kopfschmerz verursacht.
Überaktive Nervenzellen
Ein Migräne-Anfall kündigt sich schon Tage vorher durch eine erhöhte Aktivität in einem ganz bestimmten Gehirnareal an. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Universitätsklinik Eppendorf in Hamburg. Möglicherweise ist genau diese Gehirnaktivität Auslöser der Kopfschmerzen.
Lange galten vor allem Veränderungen der Blutgefäße im Gehirn als Ursache von Migräne. So ganz klar war aber auch das nicht. Die Hamburger Wissenschaftler haben bei 20 Migräne-Patienten zeigen können, dass es im Vorfeld einer Kopfschmerz-Attacke bei bestimmten Reizen zu einem dramatischen Anstieg der Nervenaktivität im sogenannten Trigeminus-Gebiet kommt. Bei 20 Kontrollpersonen ohne Migräne war das nicht zu beobachten.
Erhöhte Hirnaktivität und Migräne-Aura
Dass eben diese Aktivität bestimmter Nervenzellen die Migräne auslöst, ist gleich aus mehreren Gründen wahrscheinlich, wie Studienleiter Prof. Arne May erläuterte. Zum einen entspricht die Aktivitätserhöhung Tage vor dem Anfall exakt der Beobachtung vieler Betroffener, dass sich eine Migräne-Attacke oft Tage zuvor ankündigt. Durch Veränderung der Laune, durch Heißhunger, ständiges Gähnen oder andere Symptome. Diese sogenannte Aura würde zeitlich also genau ins Bild passen. Zum anderen sitzt in dem Trigeminus-Gebiet im Gehirn ein bekanntes nervales Schmerzzentrum.
Für May sind diese Erkenntnisse gleich in zweifacher Hinsicht bedeutsam. Erstens gebe es damit zum ersten Mal einen Erklärungsansatz für den Beginn und das Ende einer Migräne-Attacke sowie deren zyklisches Auftreten. Denn auch die Gehirnaktivität im Trigeminus-Zentrum verhält sich offenbar zyklisch. Und zweitens könnte damit der Motor der Kopfschmerzen gefunden worden sein – und damit auch die Chance, ihn zu stoppen.
Verbindung von Nerven- und Gefäßsystem
Die Blutgefäße spielen aber vermutlich noch immer eine wichtige Rolle bei der Schmerzentstehung. Zwischen Nervenzellen und Blutgefäßen des Gehirns besteht ein enger Zusammenhang. So sorgt der oben genannte Botenstoff CGRP, der aus bestimmten Nervenendigungen freigesetzt wird, für eine Gefäßerweiterung, die wohl wiederum verantwortlich für die Migränebeschwerden ist.
Auslöser
Wodurch kann ein Migräneanfall ausgelöst werden?
Während die genauen Ursachen und Entstehungsmechanismen der Migräne nach wie vor nicht vollständig geklärt sind, ist eine Reihe von auslösenden Faktoren bekannt, die einen akuten Migräne-Anfall triggern können. Dazu gehören z.B.:
Stress oder auch Alkoholgenuss sind relativ häufig Auslöser einer Migräneattacke, bei Frauen außerdem Hormonschwankungen während des Monatszyklus.
Schlaf, Käse und andere Verdächtige
Auch Lärm- und Rauchbelastungen, Kälte, Veränderungen des Schlaf-Rhythmus (langes Ausschlafen bei sonst immer frühem Aufstehen) und Aufenthalt in großer Höhe können Migräne-Anfälle auslösen. Unter den Nahrungsmitteln sind bestimmte Käsesorten bei einigen Betroffenen auslösend.
Erstaunlicherweise kommt es am Wochenende häufiger zu Migräneanfällen als wochentags. Die Gründe dafür sind noch nicht restlos geklärt. Fest steht aber, dass einige Menschen mit Migräne nicht während der Stress-Phasen, sondern direkt nach Abschluss von Stress-Phasen Migräne-Anfälle bekommen – was am Wochenende öfter vorkommt. Auch Veränderungen des Schlaf-Rhythmus am Wochenende (plötzlich langes Ausschlafen) können dafür verantwortlich sein.
Weitere Migräne-Auslöser
Welche Lebensmittel und Getränke können Migräne-Anfälle auslösen?
Kaffee
Kaffee selbst eher nicht. Schwankungen des Koffein-Spiegels im Blut hingegen schon. Wenn Sie also regelmäßig Kaffee (oder auch schwarzen Tee) trinken und Ihren Konsum plötzlich stark verändern, kann das zu einem Migräne-Anfall führen.
Alkohol
Einige Menschen mit Migräne reagieren sehr empfindlich auf Alkoholgenuss. Besonders Rotwein kann einen Migräne-Anfall auslösen. Wenn Sie einen solchen Zusammenhang bei sich feststellen, verzichten Sie so weit wie möglich darauf.
Schokolade
Schokolade stand lange im Verdacht, Migräne-Anfälle auszulösen. Dieser Verdacht ist aber falsch, wie systematische Untersuchungen zeigen konnten. Der fälschlicherweise angenommene Zusammenhang beruht wahrscheinlich auf dem Phänomen, dass einige Migräne-Betroffene kurz vor dem Anfall Heißhunger auf Süßes bekommen – und sich dann später an den Schokolade-Verzehr vor dem Migräne-Anfall erinnern.
Käse
Beim Käse ist man sich nicht so ganz sicher. Einige Menschen mit Migräne reagieren tatsächlich empfindlich auf bestimmte Käsesorten. Das könnte am darin enthaltenen Tyramin liegen. Eindeutig tatverdächtig ist Käse aber nicht.
Vermeiden ist kontraproduktiv
"Ich esse keine Schokolade, weil das bei mir immer eine Migräne auslöst." "Ich kann keinen Alkohol trinken, weil ich dann garantiert einen Migräne-Anfall bekomme." Solche Tabu-Sätze waren bis vor kurzem eine logische Methode, um Migräne-Attacken zu vermeiden. Nun aber sagen Wissenschaftler, dass das "Aus dem Wege gehen" vor diesen Auslösern falsch ist.
Zum Hintergrund: Mehrere Studien haben gezeigt, dass eine konsequente Vermeidung der Faktoren, die bei einem wiederholt schon einen Migräne-Anfall ausgelöst haben, verkehrt ist – auch wenn es vernünftig klingt. Geht man nämlich den Auslösern aus dem Wege, verschlimmert sich die Situation sogar noch. Die Empfindlichkeit gegen Schokolade, ein Glas Wein oder was immer es ist nimmt eher noch zu. Und es gesellen sich schnell weitere Auslöser hinzu, wie Migräne-Experte Prof. Peter Kropp aus Rostock unlängst auf einer Fachtagung ausführte.
Lieber die Auslöser in homöopathischen Mengen zuführen
Kropp empfiehlt, sich stattdessen bewusst den sogenannten Trigger-Faktoren auszusetzen. Allerdings nur ab und zu und in kleinsten Mengen – homöopathisch sozusagen. Dann gewöhnt sich das verrückt spielende Nerven- und Gefäßsystem im Gehirn daran und wird praktisch desensibilisiert.
Können verqualmte Räume Migräne-Anfälle auslösen?
Einige Menschen mit Migräne reagieren besonders empfindlich auf Rauch in ihrer Umgebung und bekommen nach Aufenthalt in verqualmten Räumen häufiger einen Migräne-Anfall. Die Auslöser können aber generell sehr unterschiedlicher Natur sein zwischen dein einzelnen Betroffenen. Es ist daher wenig sinnvoll, alle möglichen Auslöser zu recherchieren, achten Sie lieber selbst darauf, was bei Ihnen zu den Attacken führt. Die beste Methode ist es dann, genau diese Lebensmittel, Umgebungen oder sonstigen Faktoren zu vermeiden.
Ist Stress ein Migräne-Auslöser?
Bei vielen Menschen mit Migräne führt Stress zu vermehrtem Auftreten von Migräne-Attacken. Dabei kann nicht nur emotionaler, sondern auch körperlicher Stress (große Anstrengungen) Auslöser sein. Bei einigen Betroffenen treten die Migräne-Anfälle auch häufig dann auf, wenn der Stress gerade nachlässt, also in der Wieder-Entspannungsphase.
Kleiner Tipp: Versuchen Sie herauszufinden, welche Stress-Situationen bei Ihnen zu gehäuften Migräne-Anfällen führen und vermeiden Sie sie möglichst. Klar, leichter gesagt als getan – dennoch einen Versuch wert.
Spielen Hormone beim Migräne-Anfall eine Rolle?
Ja. Einige Frauen mit Migräne reagieren generell empfindlich auf Hormonschwankungen. Bei ihnen treten Migräne-Anfälle z.B. häufiger kurz vor oder während der Periode oder auch zu Beginn der Einnahme der "Pille" auf. Auch während der Wechseljahre, die ja von Hormonumstellungen im Körper gekennzeichnet sind, haben einige Frauen mit häufigeren Migräne-Anfällen zu kämpfen.
Symptome
Welche Beschwerden sind typisch für die Migräne?
Die Beschwerden bei der Migräne können individuell sehr unterschiedlich sein. Neben den Kopfschmerzen treten oft Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Lärm- und Lichtempfindlichkeit auf, die dem Kopfschmerz zum Teil auch vorausgehen und eine nahende Schmerzattacke ankündigen können.
Bei manchen Betroffenen ist die Migräne außerdem mit einer sogenannten Aura verbunden. Charakteristisch dafür sind Sensibilitätsstörungen wie Kribbelgefühle und Probleme beim Sehen.
Kopfschmerz und Begleitsymptome
Wie fühlt sich der Migräne-Schmerz typischerweise an?
Die Kopfschmerzen bei Migräne sind typischerweise einseitig, werden oft als pochend bzw. pulsierend beschrieben und treten in unterschiedlicher Frequenz auf.
Tägliche Kopfschmerzen ungewöhnlich für eine Migräne?
Migräne tritt typischerweise anfallsweise auf. Das kann bis zu sechsmal pro Monat passieren, aber nie täglich. Allerdings kann sich eine Migräne im Einzelfall auch anders äußern. So gibt es durchaus Fälle, die nur mittelstark ausgeprägt sind, kontinuierlich verlaufen und den gesamten Kopf einbeziehen. Die Abgrenzung zu weiteren Kopfschmerzformen ist dann nicht einfach.
Migräne und ihre Begleiter
Für die Diagnosestellung wichtiger sind daher vielmehr die Vorboten und Begleitbeschwerden einer Migräne, die zwar individuell sehr unterschiedlich sein können, im Einzelnen aber sehr spezifisch sind. Dazu gehören insbesondere:
- Appetitlosigkeit (in fast allen Fällen)
- Übelkeit (bei 80% aller Betroffenen)
- Erbrechen (etwas seltener: 40-50%)
- Lichtempfindlichkeit (60%)
- Lärmempfindlichkeit (50%)
- Geruchsempfindlichkeit (10%)
Auch neurologische Ausfälle wie Seh-, Sprachstörungen oder Missempfindungen können im Zusammenhang mit einem Migräne-Anfall auftreten.
Schmerztagebuch hilft bei der Einordnung
Es empfiehlt sich daher, die eigenen Beschwerden rund um einen Migräneanfall genau zu beobachten und zu dokumentieren. Dazu können Sie ein Schmerztagebuch führen, in dem Sie den Verlauf genau festhalten.
Den Kopfschmerzen auf die Schliche kommen
Ziemlich sicher werden Sie nach einer Weile ein Muster erkennen, das bei Ihnen immer wieder eintritt. Das kann Ihnen helfen, die Vorboten richtig einzuschätzen und sich gegen eine Kopfschmerzattacke zu rüsten.
Typische Beschwerden bei Migräne im Kindesalter
Die Beschwerden bei Migräne im Kindes- und Jugendalter sind zwar im wesentlichen die gleichen wie auch bei Erwachsenen, in deren Ausprägung gibt es aber Unterschiede:
- anfallsartige, heftige, pochende Kopfschmerzen, typischerweise halbseitig (bei Kleinkindern jedoch nicht selten beidseitig oder Stirnkopfschmerzen)
- Übelkeit und Erbrechen
- Kind möchte sich hinlegen und seine Ruhe haben
- Anfallsdauer bei Kleinkindern meist wenige Stunden, Besserung durch Schlafen
Wie unterscheiden sich Migräne und Spannungskopfschmerzen?
Ein pochender, pulsierender oder auch hämmernder Kopfschmerz ist eher charakteristisch für Migräne. Vor allem dann, wenn er nur einseitig auftritt. Der typische Kopfschmerz bei Spannungskopfschmerzen ist dagegen dumpf und drückend und umfasst meist den gesamten Kopf.
Das ist natürlich nur eine grobe Orientierung, und theoretisch können auch immer ganz andere (auch ernstere) Ursachen hinter den Kopfschmerzen stecken. Aber für die beiden mit Abstand häufigsten Kopfschmerzformen ist diese Schmerzunterscheidung charakteristisch.
Spannungskopfschmerz: oft weniger stark, aber dauerhaft
Entscheidend sind auch Stärke und Dauer der Beschwerden: Ein Migräneanfall kann zwischen 4 und 72 Stunden dauern. Beim Spannungskopfschmerz ist das Spektrum noch weiter. Er kann nach einer halben Stunde bereits vorbei sein, aber auch eine Woche lang anhalten oder bei der chronischen Form sogar dauerhaft bestehen. Dafür ist der Schmerz in der Regel nicht so stark ausgeprägt (leicht bis mittelschwer) wie bei der Migräne (mittelschwer bis stark), und die Betroffenen sind weniger beeinträchtigt.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal
Charakteristisch für die Migräne sind begleitende Beschwerden. Oft gehen die Attacken mit Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen einher. Typischerweise sind die Betroffenen außerdem lichtscheu und lärmempfindlich. Am liebsten ziehen sie sich in eine dunkle, ruhige Ecke zurück. Auch, wer unter Spannungskopfschmerzen leidet, fühlt sich bisweilen durch Licht oder Lärm gestört. Übelkeit und Erbrechen sind dagegen selten.
Was sind typische Vorboten (Prodromi) eines Migräne-Anfalls?
Häufig kündigt sich ein Migräne-Anfall durch sogenannte Prodromi an. Diese Vorboten treten in Erscheinung, bevor der eigentliche Kopfschmerz einsetzt. Sie können individuell sehr unterschiedlich sein und weiter fortbestehen, wenn die Kopfschmerzen bereits abgeklungen sind.
Jede Migräne ist anders
Nicht nur die Kopfschmerzen an sich äußern sich von Mensch zu Mensch verschieden, sondern auch die Vorboten der gefürchteten Attacken. Viele Betroffene wissen bereits einige Stunden vor dem Anfall, was in Kürze auf sie zukommt. Ein kleiner Trost ist dann nur, dass man sich entsprechend darauf vorbereiten kann, um die Attacke möglicherweise etwas abzumildern. Ruhe und Dunkelheit sind meist das Richtige.
Folgende Vorboten können einen Migräneanfall ankündigen:
- Lichtscheu (kann auch Begleiterscheinung während des Migräne-Anfalls sein)
- Lärmempfindlichkeit (kann auch Begleiterscheinung während des Migräne-Anfalls sein)
- große Müdigkeit
- Gähnen
- Heißhunger
- nervöse Unruhe, Drang, viel zu tun (Hyperaktivität)
- Erschöpfung
- Stimmungsänderungen
- Nackenschmerzen
Immer nach demselben Schema
Auch neurologische Symptome wie Seh- oder Sprachstörungen, Schwindel und eine veränderte Wahrnehmung können im Vorfeld auftreten. Bei manchen Betroffenen wird die Haut plötzlich ganz empfindlich und schmerzt bei der leisesten Berührung. Dieses Phänomen wird auch als cutane Allodynie bezeichnet.
So unterschiedlich die Vorzeichen der Kopfschmerzen bei verschiedenen Betroffenen auch sind, bleiben sie beim Einzelnen meist recht konstant. Vielen ist der Zusammenhang jedoch lange gar nicht bewusst. Hier hilft es, ein Schmerztagebuch zu führen, in dem die Beschwerden rund um den Anfall genau dokumentiert werden. Oft lässt sich daraus ein individuelles Muster ableiten, das immer wiederkehrt. Damit sind Sie der Schmerzattacke zumindest ein Stück weit voraus und können sich besser dagegen wappnen.
Was versteht man unter der sogenannten Migräne-Aura?
Etwa 10-15% aller Menschen mit Migräne erleben im Vorfeld eines Anfalls eine sogenannte Migräne-Aura. Sie äußert sich häufig durch Probleme mit dem Sehen (Sehstörungen, Flimmern oder Schlieren vor den Augen), aber auch Kribbeln an Armen und Beinen. Seltener treten auch Sprachstörungen auf. Nach etwa einer Stunde ist der Spuk vorbei, erst danach setzen die Kopfschmerzen ein.
Wie lange dauert ein Migräne-Anfall?
Wenn man Glück hat, drei bis vier Stunden. Wenn man Pech hat, mehrere Tage. Die Dauer eines Migräne-Anfalls kann extrem schwanken. Und wenn er beginnt, ist es praktisch unmöglich, vorherzusagen, wie lange die Attacke dauern wird.
Behandlung
Wie wird Migräne behandelt?
Die Behandlung der Migräne ist komplex und umfasst grundsätzlich zwei Bausteine:
- Akuttherapie des Migräne-Anfalls
- Migräneprophylaxe
Zur Akuttherapie stehen diverse Schmerzmedikamente zur Verfügung. Bei schweren Formen der Migräne werden auch sogenannte Triptane eingesetzt.
Vorbeugend wird eine Migräne nur dann behandelt, wenn die Kopfschmerzattacken häufig und langandauernd sind, die Lebensqualität der Betroffenen einschränken oder auf die Akuttherapie nicht ansprechen. Die Medikamente zur Prophylaxe unterscheiden sich von denen zur Akutbehandlung und müssen für jeden Einzelnen individuell abgestimmt werden.
Im Prinzip immer dann, wenn die Migräne-Anfälle vergleichsweise häufig und heftig sind oder wenn die Akutmedikamente nicht ausreichend helfen. Dann macht eine dauerhafte Einnahme von Arzneimitteln zur Migräne-Vorbeugung sehr viel Sinn.
Vorbeugende Behandlung bei schwerer Migräne und starken Einschränkungen
Etwas konkreter ausgedrückt empfehlen Experten eine Migräne-Prophylaxe:
- wenn die Migräne-Anfälle öfter als dreimal monatlich auftreten
- wenn die Migräne-Anfälle meist länger als drei Tage anhalten
- wenn die Anfälle tendentiell in der Häufigkeit zunehmen
- wenn die Akutmedikamente die Beschwerden nur ungenügend lindern (Anhaltspunkt: mehr als 10 Tage im Monat Einnahme von Akutmedikamenten)
- wenn die Migräne-Attacken sehr heftig verlaufen und mit Begleitsymptomen einhergehen
- wenn Sie durch die Migräne-Anfälle häufige Arbeitsausfälle haben oder im Alltag Ihre Pflichten nicht mehr erledigen können
Vorbeugung
Welche Medikamente werden zur Migräneprophylaxe empfohlen?
Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft hat in ihren Leitlinien die wichtigsten Arzneimittel zur Migräne-Vorbeugung in drei Gruppen unterteilt: Von "sehr empfehlenswert" bis zu "nur eingeschränkt empfehlenswert. Als Wirkstoffe der ersten Wahl gelten:
- Flunarizin (z.B. Sibelium®)
- Metoprolol (z.B. Beloc®, Jeprolol®, Jutabloc®, Lopresor®)
- Propranolol (z.B. Dociton®, Obsidan®)
- Topiramat (z.B. Topamax®)
- Valproinsäure (z.B. Convulex®, Convulsofin®, Ergenyl®, Leptilan®, Orfiril®, Valproat®)
Bei den genannten Medikamenten ist die Wirksamkeit in der Migräne-Vorbeugung sehr gut dokumentiert und gilt als gesichert. Zu den Wirkstoffen der zweiten Wahl zählen:
- Amitriptylin (z.B. Saroten®, Tryptizol®)
- Bisoprolol (z.B. Concor®)
- Naproxen
Außerdem gehören Wirkstoffe der Pestwurz und Vitamin B2 zur zweiten Wahl. Bei den genannten Medikamenten ist die Wirksamkeit in der Migräne-Vorbeugung zwar belegt, aber entweder nicht so stark oder nicht so eindeutig wie bei den oben genannten Mitteln der ersten Wahl.
Wirkstoffe der dritten Wahl schließlich sind:
- Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin®, ASS)
- Coenzym Q10
- Gabapentin (z.B. Neurontin®)
- Lamotrigin (speziell zur Vorbeugung der Migräne-Aura, z.B. Lamictat®)
- Lisinopril (z.B. Acerbon®)
- Magnesium
Bei den Medikamenten der dritten Wahl ist die Wirksamkeit in der Migräne-Vorbeugung nicht eindeutig belegt oder die Empfehlung kann aus anderen Gründen nur eingeschränkt ausgesprochen werden.
Neu: Antikörper zur Migräneprophylaxe
Seit 2018 neu auf dem Markt ist ein sogenannteer Antikörper zur prophylaktischen Migränebehandlung, der Wirkstoff Erenumab (Aimovig®). In den Zulassungsstudien und nach bisherigen Erfahrungen zeigt die Substanz gute Wirkung, und zwar auch und gerade dann, wenn bereits mehrere andere Medikamente ausprobiert wurden und keine Wirkung gezeigt haben. So könnten Antikörper in Zukunft einen festen Stellenwert in der Migränetherapie erhalten.
Wie lange dauert es, bis die Migräne-Medikamente wirken?
Alle genannten Medikamente müssen über eine längere Zeit regelmäßig eingenommen werden, damit sie ihre vorbeugende Wirkung entfalten. Welches dieser Mittel zur Migräne-Prophylaxe für Sie am besten geeignet ist, sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen.
Ob das ausgewählte Präparat dann wirkt und die Zahl der Migräne-Anfälle tatsächlich verringert, lässt sich frühestens nach acht Wochen, eher noch nach einem halben Jahr beurteilen. Das hängt damit zusammen, dass alle aufgeführten Wirkstoffe erst bei längerfristiger Einnahme ihren Migräne-Schutz aufbauen können.
Eine Migräne-Prophylaxe gilt als erfolgreich, wenn sie Kopfschmerzattacken um 50% reduziert. Dabei hilft ein Tagebuch, den Überblick über das Ausmaß und die Entwicklung der Beschwerden zu behalten. Wenn Sie einen Wirkstoff in Maximaldosis mindestens zwei Monate lang ohne spürbare Besserung einnehmen, wechselt Ihr behandelnder Arzt in der Regel auf ein anderes Medikament.
Wie lange sollte man eine Migräne-Prophylaxe durchführen?
Ein halbes Jahr sollten Sie rechnen
Eine medikamentöse Migräne-Vorbeugung hat ja zum Ziel, die Häufigkeit und die Heftigkeit der Migräne-Anfälle zu reduzieren. Ob das klappt, lässt sich frühestens nach acht Wochen beurteilen.
Die Betonung liegt dabei auf "frühestens". Es gilt die Faustregel, dass man eine solche Behandlung mindestens ein halbes Jahr lang durchführen sollte. Erst wenn dann keine spürbare Verbesserung eingetreten ist (Verminderung der Anzahl der Migräne-Attacken auf mindestens die Hälfte), kann man mit Überzeugung sagen, dass die vorbeugende Behandlung nicht geklappt hat.
Medikamente nicht voreilig absetzen
Wichtig ist aber auch, im Erfolgsfall nicht zu früh die medikamentöse Behandlung abzubrechen. Bei längerer Beschwerdefreiheit sollte man ganz im Gegenteil bis auf weiteres mit der Prophylaxe fortfahren (denn sie wirkt ja offenbar). Auch wenn eine Tabletten-Einnahme nach wochenlangem Wohlbefinden zunächst unlogisch erscheint. Am besten ist es, im Erfolgsfall nach einiger Zeit mit dem betreuenden Arzt zu besprechen, ob und wenn ja wann eine Reduzierung der vorbeugenden Migränemittel sinnvoll ist.
Wie wirksam sind Vitamine, Magnesium und andere Nahrungsergänzungsstoffe als Migräne-Prophylaxe?
Magnesium
Magnesium ist schon seit längerem auf der Liste der möglichen "Migräne-Verhinderer", konnte aber bisher nie zweifelsfrei seine Wirksamkeit unter Beweis stellen. Was nicht heißen muss, dass es nicht wirkt. Aber in den offiziellen Empfehlungen der "Deutschen Migräne und Kopfschmerzgesellschaft" werden nur solche Medikamente aufgeführt, bei denen der wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweis niet- und nagelfest ist. Und das ist bei Magnesium nicht der Fall.
Coenzym Q10
Das ist unklar. Es gibt ein paar Studien, die den Nachweis einer effektiven Migräne-Vorbeugung mit Coenzym Q10 erbringen sollten, allerdings führte keine der Untersuchungen zu einem eindeutigen Ergebnis. Zum Hintergrund: Coenzym Q10 ist ein vitaminähnlicher Stoff, der in folgenden Nahrungsmitteln enthalten ist:
- Pflanzenöle
- Gemüse: Kohl, Zwiebeln, Spinat, Brokkoli, Hülsenfrüchte
- Kartoffeln
- öliger Fisch (Sardinen, Makrelen usw.)
- Innereien
- Nüsse (Pistazien)
- Sonnenblumenkerne
- Sesamsamen
Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren die in vielen Nahrungsmitteln, vor allem aber in Seefisch enthalten sind, werden zahlreiche gesundheitsfördernde Effekte zugeschrieben. In einer großen, wissenschaftlich geprüften Studie wurden sie auch in der Migräne-Vorbeugung getestet.
Das Ergebnis war aber enttäuschend. Es zeigte sich kein Vorteil der "Fischfette" gegenüber einem Scheinmedikament (Plazebo).
So gut die Omega-3-Fettsäuren also zum Beispiel für Herz und Gefäße sein mögen, die Häufigkeit von Migräne-Attacken können sie offenbar nicht senken. Fisch essen ist aber trotzdem gesund.
Pestwurzel
Es gibt mehrere Untersuchungen, die das belegen, und die Heilpflanze Pestwurz wird auch von nicht-naturheilkundlich orientierten Experten zur Migräne-Vorbeugung empfohlen. Die bisherigen Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Pestwurz die Zahl der Migräneanfälle um rund die Hälfte senken kann.
Damit ein solcher vorbeugender Effekt eintritt, muss das pflanzliche Mittel – wie andere Medikamente zur Migräne-Prophylaxe auch – über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Fragen Sie am besten in der Apotheke nach entsprechenden Zubereitungen und der exakten Dosierung.
Vitamin B2 (Riboflavin)
Möglicherweise ja, aber wissenschaftlich gesichert ist das noch nicht. Riboflavin oder Vitamin B2 wird seit längerem als Mittel zur Migräne-Vorbeugung diskutiert und auch erprobt. Bisher allerdings ohne eindeutiges Ergebnis. Riboflavin ist in nennenswerter Menge übrigens in Milchprodukten, diversen Gemüsesorten (Broccoli, Spinat), Roggen- und Weizen-Vollkornprodukten, Fisch und Eiern enthalten.
Akutbehandlung
Wie wird ein Migräne-Anfall in der Regel behandelt?
Erst Mittel gegen Übelkeit...
Wenn Übelkeit oder Erbrechen besteht, ist es am besten, zunächst ein sogenanntes Antiemetikum einzunehmen. Also ein Mittel gegen die Übelkeit, damit dann die Schmerzmittel auch ihr Ziel erreichen.
Als Anti-Übelkeits-Mittel bei Migräne haben sich die Wirkstoffe Domperidon und Metoclopramid bewährt. Beide gibt es als Tropfen, aber auch in Zäpfchenform. Letzteres ist oft besser, um zu verhindern, dass das Mittel im Falle eines Erbrechens zu schnell wieder verloren geht.
… dann Kopfschmerztablette
Dann, nach einer Wartezeit von etwa 10 bis 15 Minuten, sollten erst die Kopfschmerzmittel geschluckt werden. Hier werden empfohlen:
- Paracetamol
- Acetylsalicylsäure
- Ibuprofen
- Naratriptan
- Phenazon
- Diclofenac
Handelt es sich um einen sehr schweren Migräne-Anfall, werden statt der oben genannten Medikamente eher sogenannte Triptane empfohlen. Das sind verschreibungspflichtige, spezielle Migräne-Kopfschmerzmittel.
Wann sollte man bei einem Migräne-Anfall die Medikamente einnehmen?
So früh wie möglich. Also am besten schon dann, wenn der Migräne-Anfall noch im Anrollen ist.
Den Schmerz im Keim ersticken
Zwar gilt für die Akutmedikamente gegen Migräne (z.B. Triptane), dass man sie so wenig wie möglich benutzen sollte. Aber wenn schon, dann auch richtig, das heißt vor allem frühzeitig. Denn ist der Migräne-Anfall erst einmal in voller Ausprägung da, ist es sehr viel schwieriger, ihn medikamentös zu lindern als in der Entwicklungsphase.
Übrigens können und sollten die Akutmedikamente auch dann benutzt werden, wenn unabhängig vom aktuellen Migräne-Anfall schon Medikamente zur Migräne-Vorbeugung eingenommen werden. Die akut wirkenden Anfall-Mittel werden dann also einfach zusätzlich angewendet.
Schmerzmittel gegen Migräne
Welche Schmerzmittel helfen am besten gegen Migräne-Kopfschmerzen?
Nicht jedes Schmerzmittel wirkt bei jedem gleich. Deswegen muss man bei neu aufgetretener Migräne oft erst ein bisschen probieren, bis man "sein eigenes" optimales Mittel gefunden hat. Allerdings gibt es natürlich Favoriten, also Schmerztabletten, die bei den meisten Migräne-Betroffenen gut wirken.
Gängige Medikamente für den Migräneanfall
Bei einem leichten bis mittelschweren Migräne-Anfall haben sich folgende Wirkstoffe bewährt:
- Acetylsalicylsäure (besser bekannt als Aspirin® oder ASS), von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft wird eine einmalige Dosis von 1.000 mg empfohlen (die gängigen Tabletten enthalten oft 500 mg)
- Paracetamol (auch hier wird eine Einzeldosis mit 1.000 mg empfohlen)
- zwei Tabletten eines Kombinations-Präparates aus Acetylsalicylsäure (250-265 mg), Paracetamol (200-265 mg) und Koffein (50-65 mg)
- Ibuprofen (einmalig 400 mg)
- Naratriptan (2,5 mg)
- Phenazon (1.000 mg)
- Diclofenac-Kalium (einmalig 50-100 mg)
Besonders gut hilft oft die fixe Kombination aus Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin®), Paracetamol und Koffein. Während ansonsten Kombinations-Präparate in der Kopfschmerzbehandlung eher verpönt sind, ist diese Kombination beim akuten Migräne-Anfall das Mittel der Wahl. In einer großen Studie erwies sich der Wirkstoff-Cocktail aus zwei Tabletten mit Acetylsalicylsäure (250-265 mg), Paracetamol (200-265 mg) und Koffein (50-65 mg) als allen Vergleichs-Präparaten überlegen. Im direkten Vergleich übertroffen wurden:
Die so empfohlene Dreierkombination versteckt sich in folgenden Präparaten:
- Neuralgin® Schmerztabletten
- Neuranidal® N Schmerztabletten
- Thomapyrin® (Classic, Intensiv)
- Titralgan® gegen Schmerzen
Wichtig ist in jedem Fall eine möglichst frühzeitige Einnahme, also am besten schon bei den ersten Anzeichen einer Migräne-Attacke.
Bei schweren Migräne-Anfällen
Bei schweren Migräne-Anfällen werden meist Triptane (Sumatriptan, Naratriptan u.a.) verschrieben. Diese Medikamente helfen relativ zuverlässig, benötigen aber eine Weile, bis die Wirkung einsetzt.
Weitere Migräne-Kopfschmerzmittel
Selten werden hingegen folgenden Medikamente bei der Migräne verschrieben:
- Ergotamin (am ehesten bei sehr lange andauernden Migräne-Anfällen)
- Naproxen
- Metamizol
Mit Brause geht‘s am schnellsten
Brausetabletten haben den Vorteil, schneller zu wirken. Das ist bei einem herannahenden Migräne-Anfall wichtig. Denn am besten ist es, wenn die Schmerzlinderung schon einsetzt, bevor der Anfall seinen Höhepunkt erreicht.
Deshalb empfehlen Experten bei Migräne, die jeweiligen Kopfschmerzmittel in Brauseform einzunehmen. Auch sogenannte Kautabletten sind günstig, denn auch bei ihnen setzt die Wirkung rascher ein. Von den gängigen Migräne-Kopfschmerzmitteln gibt es fast immer auch ein "Brause-Präparat".
Worauf muss man bei der Migräne und Depressionen achten?
Migräne ist häufig, Depressionen sind häufig. Somit kommt es auch gar nicht so selten vor, dass man mit beiden zu tun hat. Zumal sehr häufige Migräne-Anfälle alles andere als stimmungsaufhellend sind. In diesem Fall ist es aber sehr wichtig, über bestimmte Wechselwirkungen von Migräne-Medikamenten und Antidepressiva Bescheid zu wissen.
Zwei Medikamente – doppelte Wirkung auf Serotonin
Die modernen Medikamente zur Behandlung eines akuten Migräne-Anfalls, die Triptane (Sumatriptan & Co), wirken maßgeblich über einen Rezeptor, der unter anderem den Botenstoff Serotonin im Gehirn aktiviert. Viele moderne Antidepressiva wiederum entfalten ihre stimmungsaufhellende Wirkung ebenfalls über eine Erhöhung des Serotonin-Spiegels im Hirn – wenn auch auf anderem Wege, nämlich indem die Wiederaufnahme von Serotonin in die Nervenzelle gehemmt wird.
Werden nun Triptane gegen den Migräne-Anfall zusätzlich zu solchen Depressions-Medikamenten eingenommen, kann es zu einer zu starken Erhöhung des Serotonins kommen. Man spricht von einem serotonergen Syndrom. Typische Symptome eines Serotonin-Syndroms sind:
- psychische Veränderungen, stärkere Erregung
- Muskelzuckungen
- Zittern starkes Schwitzen und Schüttelfrost
Unterschiede zwischen den Triptanen
Bei den Triptanen besteht diese Gefahr vor allem bei Rizatriptan und Sumatriptan, weil beide über den gleichen Weg wie einige Antidepressiva verstoffwechselt werden (das MAO-A-System). Etwas weniger ausgeprägt ist das bei Almotriptan und Zolmitriptan. Am geringsten ist die Gefahr bei den Wirkstoffen Eletriptan, Naratriptan und Frovatriptan, weil sie anders verstoffwechselt werden. Insgesamt ist ein solches serotonerges Syndrom zwar eher eine Seltenheit. Trotzdem lohnt es sich, bei gleichzeitig bestehender Migräne und Depression mit dem Arzt sehr genau zu besprechen, welche Medikamenten-Mischung am unbedenklichsten ist.
Ergotamin und Kalziumblocker beim Migräne-Anfall?
Ergotamin ist ein Naturstoff. Es handelt sich um ein Alkaloid des Mutterkornpilzes, einem Getreidepilz. Das Arzneimittel wurde schon 1918 entdeckt und war in der Migräne-Therapie lange Zeit ein Mittel der ersten Wahl.
Die Beschwerden bei Migräne-Anfällen lindert Ergotamin über eine Aktivierung der Serotonin-(5-HT)-Rezeptoren. Das sind die gleichen Rezeptoren, über die auch Triptane wirken, nur sind letztere viel spezifischer. Heute wird es nur noch in Ausnahmefällen verschrieben, weil es im Vergleich mit modernen Migräne-Mitteln weniger gut wirksam und schlechter verträglich ist.
Kalziumblocker helfen, senken aber Blutdruck
Kalziumblocker senken den Blutdruck, indem sie die Gefäße entspannen. Die Migräne-Symptome wiederum entstehen durch Spasmen von Blutgefäßen. Kalziumblocker wirken diesen Verkrampfungen der Gefäße entgegen und können so der Migräne vorbeugen.
Das Haar in der Suppe: Kalziumblocker senken eben auch den Blutdruck, was bei Menschen ohne Bluthochdruck nicht wünschenswert ist.
Ingwer und Botox gegen Migräneschmerzen?
Schon länger ist auch die schmerzlindernde Wirkung der Wurzel bekannt. In einer Studie mit Migränepatienten verliefen die Kopfschmerzattacken unter Ingwer tatsächlich weniger stark. Außerdem erholten sich die Betroffenen besser nach dem Anfall.
Ingwer ist mit Sicherheit kein Medikament gegen akute Migräneattacken. Die Grundlage der Behandlung sind Schmerzmittel, die im Anfall unverzichtbar sind. Die Heilpflanze könnte jedoch ergänzend wertvolle Dienste leisten und die Betroffenen ein Stück weit entlasten.
Botox ist umstritten
Das ist umstritten. Botox ist in Deutschland seit September 2011 zur Behandlung der chronischen Migräne zugelassen. Ärzte können die Therapie bei Betroffenen anwenden, die mit Kopfschmerzen an mindestens 15 Tagen im Monat zu kämpfen haben, davon mindestens 8 Tage mit Migräne-Kopfschmerzen.
Die Spritzen mit dem Wirkstoff werden an 31 genau festgelegten Orten in Muskelpartien im Kopf- und Halsbereich gesetzt. Wissenschaftler bezweifeln die Sinnhaftigkeit der Verwendung von Botox aber nicht nur wegen des schwach ausgeprägten Nutzens. Sie zählen auch die häufiger auftretenden Nebenwirkungen auf: Blepharoptosis (Absinken des oberen Augenlides), Spannungsgefühle der Haut, Parästhesien (Schmerzen in den Hautnerven), Nackensteifigkeit, Muskelschwächen und Nackenschmerz.
Medikamentenwirkung unterstützen: Hilft Joggen gegen Migräne?
Sportliche Betätigung kann Stärke, Häufigkeit und Dauer von Mirgänattacken vermindern. Das gelingt vor allem mit Sportarten, die die Ausdauer trainieren. Warum Sport so wirkt, erklären Migräneexperten mit einem Ansteigen der Schmerzschwelle. Eine Begründung für diesen Einfluss von Sport auf Migräne haben Migräneexperten noch nicht bei der Hand. Sie vermuten aber, dass Ausdauersport den Pegel der Stresshormone absenken kann und damit die Schmerzschwelle steigt.
Prognose
Ist Migräne lebensbedrohlich?
Klares Nein. Auch nicht lebensverkürzend.
Allerdings ist Migräne eine chronische Krankheit, gegen die es keine ursächliche Behandlung gibt (gegen die Kopfschmerzen bei Anfällen natürlich schon). Bei einigen Menschen mit Migräne verschwindet sie aber spontan, oder es treten über viele Jahre keine Migräne-Anfälle auf.
Stimmt es, dass Migräne das Herzinfarkt-Risiko erhöht?
Ja. Allerdings gilt das nur für jene Menschen mit Migräne, deren Anfälle mit einer sogenannten Aura einhergehen. Darunter versteht man Begleitsymptome wie Sehstörungen oder Schwindel, die meist vor den Kopfschmerzen auftreten. Etwa 10% aller Migräne-Betroffenen haben Anfälle mit einer solchen Aura.
Und noch etwas: Das Herzinfarkt-Risiko ist bei Migräne mit Aura etwa doppelt bis dreimal so hoch wie bei Personen ohne Migräne oder mit Migräne ohne Aura. Aber bevor Sie jetzt in zu große Sorgen verfallen: Auch für Menschen mit Migräne und Aura ist das absolute Risiko für einen Herzinfarkt eher gering.
Ursachen liegen im Dunkeln
Warum das so ist, ist noch völlig unklar. Möglicherweise hängt es mit den Gefäßverengungen zusammen, die man bei einer Migräne als Auslöser der Anfälle vermutet.
In einer US-amerikanischen Studie zeigte sich bei Menschen auch ein erhöhtes Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte. Das könnte, wenn es denn stimmt, natürlich auch eine erhöhte Herzinfarkt-Rate erklären. Allerdings erklärt das auch noch nicht, dass diese Risikoerhöhung nur bei einer Migräne mit Aura besteht.
Fazit: Wenn die Migräne bei Ihnen häufig mit einer Aura einhergeht, ist ein regelmäßiger Herz-Check und eine herzgesunde Lebensweise noch wichtiger als sowieso schon.
Noch ein Extra-Tipp:
Können natürliche Wirkstoffe bei Migräne hilfreich sein?
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.
Quellen:
- AWMF, S1-Leitlinie: Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne (Zugriff am 10.05.2019).
- Neurologen und Psychiater im Netz (Zugriff am 10.05.2019).
- Deutsche Migräne und Kopfschmerzgesellschaft.
- Journal of Neuroscience, Universitätskrankenhaus Eppendorf.
- Deutscher Schmerzkongress 2010.
- 21. Jahreskongress der Europäischen Neurologen-Gesellschaft (ENS), Abstract P941: Association of Helicobacter pylori infection with severity of migraine headache.
- Neurology, doi:10.1212/WNL.0b013e3181d0cc8b.
- Martins LB1, Rodrigues AMDS1, Rodrigues DF1, Dos Santos LC1, Teixeira AL2, Ferreira AVM1. Double-blind placebo-controlled randomized clinical trial of ginger ( Zingiber officinale Rosc.) addition in migraine acute treatment. Cephalalgia. 2018 Jan 1:333102418776016. doi: 10.1177/0333102418776016.
- National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE).