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Wie wird Brustkrebs behandelt? Was ist für mich die individuell richtige Therapie? Spielt die Auswahl der Klinik eine Rolle? Im folgenden Beitrag finden Sie allgemeine Fragen und Antworten zur Behandlung von Brustkrebs.

Behandlung im Überblick

Wie wird Brustkrebs behandelt?

Brustkrebs kann heutzutage vielfältig bekämpft werden. Welche Behandlung jeweils die beste ist, hängt sowohl vom Tumor als auch von Ihnen ab.

Mittel und Wege gegen den Krebs

Grundsätzlich besteht das therapeutische Arsenal bei Krebserkrankungen aus den folgenden drei Grundpfeilern:

Beim Brustkrebs und anderen Tumorarten, die entsprechend reagieren, kommt noch eine weitere wichtige Säule hinzu: die Hormontherapie.

Durch die rasante Entwicklung, die die Forschung im Bereich der Tumorentstehung, -biologie und -behandlung in den letzten Jahren genommen hat, geht die Tendenz immer mehr zu sehr speziellen und individuellen Therapien, die den Krebs an seiner jeweiligen Schwachstelle direkt angreifen und in seinem Wachstum behindern. Diese neuen Verfahren nennt man auch zielgerichtete Therapieformen (targeting therapies). Dazu gehört z.B. eine Behandlung mit Antikörpern.

Verschiedene Optionen: OP, Chemotherapie und mehr

Wie entscheidet sich nun, welche Behandlung die richtige ist?

Welches dieser vielen Behandlungsmethoden bzw. welche Kombination daraus nun für Sie geeignet ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Prinzipiell ist jede Therapie individuell und erfolgt stets in Absprache mit Ihnen. Denn es geht nicht nur darum, den Krebs möglichst radikal anzugehen, sondern auch, Sie dabei so gut wie möglich zu schonen. Dabei muss man oft abwägen und auf der einen oder anderen Seite Abstriche machen.

Wann wird operiert?

Grob gesagt wird in frühen Stadien, die auf die Brust begrenzt sind, in erster Linie operiert. In manchen Fällen reicht es schon aus, den Tumor an Ort und Stelle zu beseitigen. Meist schließt sich aber zumindest noch eine Strahlentherapie an, um dem Krebs ein für allemal Einhalt zu gebieten.

Wann wird eher eine Chemotherapie eingesetzt?

Je weiter der Tumor fortgeschritten ist, umso mehr wird die Therapie "eskaliert". Eine Chemotherapie erhalten beispielsweise Frauen mit sehr großen oder aggressiven Tumoren oder diejenigen, bei denen der Tumor aus irgendeinem Grund nicht operiert werden kann. Oder auch bei ganz bestimmten Tumorarten:

Unterschiedliche Formen von Brustkrebs

Krebs hat nämlich nicht nur bestimmte Ausmaße und Stadien, sondern auch ganz individuelle biologische Eigenschaften. Er kann z.B. Rezeptoren (Ankerstellen) für Hormone oder andere Substanzen ausbilden, auf die er reagiert. Bei diversen Tumortypen ist eine zusätzliche Chemotherapie dann von vorne herein sinnvoll.

Wann ist eine Hormontherapie bei Brustkrebs sinnvoll?

Eine Hormontherapie wiederum bietet sich logischerweise nur bei solchen Krebsarten an, die auch darauf reagieren. Dafür müssen bei dem Tumor bestimmte Rezeptoren vorhanden sein, an denen die Hormone wirken können.

Spielt es eine Rolle, wie alt ich bin?

Kurz gesagt, ja. Je nach dem, in welchem Alter sich ein Brustkrebs entwickelt, ist die Prognose nämlich eher besser oder eher schlechter. Die Therapie richtet sich entsprechend danach, wie radikal man gegen den Tumor vorgehen muss. Außerdem ist natürlich relevant, ob eine Frau noch ihre Regelblutung bekommt oder schon in der Menopause ist. Für eine mögliche Hormontherapie ist diese Frage ganz entscheidend.

Das Alter und der Allgemeinzustand sind darüber hinaus auch deshalb wichtig, weil die Behandlung sich stets daran orientieren muss, was der jeweiligen Betroffenen zuzumuten ist. Wenn Sie jung und fit sind, stecken Sie eine Operation mit vorheriger und/oder anschließender Behandlung leichter weg als eine ältere, gebrechliche Dame.

Schema F oder individuelle Entscheidung?

Es gibt Leitlinien, die genaue Vorgaben machen, wann wer wie behandelt wird. An ihnen orientieren sich die Ärzte. Letztlich lässt sich aber kein "Fall" in eine Leitlinie pressen. Wie genau Sie behandelt werden, entscheiden Spezialisten verschiedener Fachrichtungen gemeinsam mit Ihnen.

Behandlung je nach Situation

Behandlungsentscheidung: In welchem Stadium befindet sich der Krebs?

Zunächst einmal ist entscheidend, in welchem Stadium der Krebs bei Ihnen entdeckt wurde. Ein Tumor kann entweder (noch) lokal begrenzt sein und allein in der Brust sein Unwesen treiben; oder er ist schon weiter fortgeschritten, hat die Lymphbahnen oder gar innere Organe befallen.

Vielleicht gehören Sie aber auch zu den Frauen, die bereits eine Brustkrebsbehandlung hinter sich haben und bei denen sich der Tumor erneut gebildet hat (sogenanntes Rezidiv). In all diesen Fällen wird die Erkrankung anders behandelt.

Ist die geplante Behandlung auch richtig für mich?

Die Diagnose Brustkrebs wirft einen erstmal aus der Bahn. Viele Fragen, Ängste und Zukunftssorgen kommen auf. Und natürlich möchte jeder optimal behandelt werden und sicher sein, dass die Ärzte das Richtige tun.

Probieren geht über Studieren?

Tatsächlich ist es gar nicht so einfach, die individuell passende Therapie zu finden. Manchmal müssen Medikamente oder andere Behandlungsverfahren auch einfach ausprobiert und beobachtet werden, wie der Betroffene darauf reagiert, ob er davon profitiert, ohne zu viele Nebenwirkungen zu riskieren.

Der perfekte Mittelweg

Jede Krebsbehandlung ist ein kritisches Abwägen zwischen Nutzen und Risiken. Schließlich geht es nicht allein darum, den Krebs möglichst effektiv zu bekämpfen, sondern auch, Sie dabei so gut wie möglich zu schonen.

Wie wichtig ist eine gute Behandlungsbasis?

Die Grundlage jeder Behandlung ist Vertrauen. Es ist sehr wichtig, dass Sie sich in der Klinik gut betreut und bei Ihren behandelnden Ärzten in guten Händen wissen. Das gibt Ihnen und Ihren Angehörigen nicht nur ein sicheres Gefühl, sondern ist auch für Ihre weitere Genesung entscheidend.

Auch die seelische Verfassung ist wichtig

Jeder reagiert anders auf die einzelnen Behandlungen und steckt diese unterschiedlich gut weg. Das liegt an der individuellen körperlichen, aber auch emotionalen und seelischen Verfassung. Je mehr Sie selbst hinter der Behandlung stehen, umso besser sind Sie im Kampf gegen den Krebs gerüstet.

Langzeitfolgen der Behandlung

Gefahr fürs Herz durch Brustkrebstherapie nicht erhöht

Wie jede Behandlung hat auch eine Chemo- oder Strahlentherapie bei Brustkrebs Nebenwirkungen. Unter anderem kann das Herz dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden. Forscher am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg geben nun jedoch Entwarnung (Weberpals et al.).

Kein vorzeitiger Tod durch Herzerkrankung

Demnach sei die Gefahr, nach der Brustkrebstherapie an einer Herzerkrankung zu versterben, für die Betroffenen nicht höher als in der Normalbevölkerung. Für ihre Untersuchung wühlten sich die Wissenschaftler durch US-amerikanische Krebsregister und werteten die Daten von etwa 350.000 krebskranken Frauen aus, die im Zeitraum von 2000 bis 2011 an Brustkrebs erkrankt waren und eine Bestrahlung oder Chemotherapie erhielten. Zum Vergleich zog das Forscherteam Daten der weiblichen Durchschnittsbevölkerung heran. Im Ergebnis zeigten sich keine Unterschiede hinsichtlich der langfristigen kardialen Mortalität, d.h. der Sterblichkeit aufgrund einer Herzerkrankung.

Auch wenn keine Behandlung ohne Risiken auskommt und viele Betroffene mit Brustkrebs Nebenwirkungen leidvoll zu spüren bekommen – zumindest langfristig ist ihr Herz durch die Therapie nicht stärker gefährdet als bei Gesunden.

Auch die Knochen leiden

Frauen trifft es hier besonders hart, ab der Menopause kommt es zu einer Hormonumstellung im Körper, die sich auch auf die Stabilität der Knochen auswirkt. Diese verlieren an Dichte und werden insgesamt eher brüchiger.

Aber auch manche Behandlungen können dem Knochen schaden, beispielsweise eine Chemotherapie oder Bestrahlungen. Um dem vorzubeugen gibt es inzwischen jedoch verschiedene Medikamente, die die Knochen schützen können und die begleitend zu den Behandlungen gegeben werden.

Knochenschutz während der Behandlung

Wann sind Bisphosphonate zum Knochenschutz sinnvoll?

Bisphosphonate sind Medikamente, die den Knochenabbau hemmen und das Skelett dadurch vor Osteoporose schützen. Sie werden bei entsprechend eingeschränkter Knochendichte eingesetzt, die auch Folge von Brustkrebs oder der Therapie sein kann.

Der Knochen wird brüchiger

Sowohl der Krebs an sich als auch manche Behandlungsmaßnahmen können dem Knochen erheblich zusetzen. Insbesondere die Chemotherapie, aber auch eine hormonelle Behandlung greift die Knochensubstanz an. Hinzu kommt, dass sich Betroffene durch die Behandlung oft weniger bewegen. Nicht nur eine Operation, auch Medikamente und Infusionen schlauchen und können Betroffene für längere Zeit ans Bett fesseln.

All das schädigt die Knochensubstanz. Ist der Knochen erst einmal brüchig geworden (Osteoporose), besteht die Gefahr, sich beim geringsten Anlass eine Fraktur zuzuziehen.

Wie wirken Bisphosphonate?

Bisphosphonate können die bereits reduzierte Knochendichte wieder erhöhen, aber auch vorbeugend wirken. Sogar auf die Überlebenszeit wirken sie sich nachweislich positiv aus. Eine Rolle spielen sie auch bei Tumoren, die bereits Absiedelungen im Knochen gebildet haben. Hier stützen sie die angegriffene Knochensubstanz und stabilisieren das Skelett.

Insgesamt kommen Bisphosphonate beim Brustkrebs in folgenden Situationen zum Einsatz:

  • zur Therapie bzw. Prävention einer Knochenschädigung durch die Krebsbehandlung
  • zur Vermeidung von Knochenmetastasen und Verbesserung des Gesamtüberlebens
  • als zielgerichtete Therapie bei bestehenden Knochenmetastasen zur Vorbeugung von Frakturen und Schmerzen
Wie gefährlich sind Bisphosphonate?

Da auch Bisphosphonate nicht frei von Nebenwirkungen sind, muss ihr Einsatz allerdings gut überlegt und abgewogen werden. Neben der gemessenen Knochendichte spielen auch das Alter, der körperliche Zustand und die familiäre Veranlagung eine Rolle, ebenso wie Begleiterkrankungen und andere Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden.

Vor allem bei älteren Frauen, die sich wenig bewegen, womöglich noch rauchen und untergewichtig sind, sollte bereits vorsorglich eine knochenschützende Therapie in Erwägung gezogen werden.

Was kann ich selbst für gesunde Knochen tun?

Neben den Medikamenten können Sie aber auch selbst einiges dafür tun, dass Ihre Knochen stabil bleiben und Sie noch weit tragen, wenn es Ihnen wieder besser geht. Auch, wenn es gerade unter der anstrengenden Behandlung oft schwer fällt: Bewegung ist der beste Knochenschutz.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Versuchen Sie, körperlich aktiv zu bleiben. Ein Spaziergang an der frischen Luft ist gleich doppelt gut für Sie und Ihre Knochen. Denn durch das Sonnenlicht tanken Sie gleichzeitig genug Vitamin D, das für die Knochen ebenfalls wichtig ist und gerade jetzt ausreichend zur Verfügung stehen sollte.

Wahl der Klinik

Worauf kommt es bei der Auswahl der Klinik an?

In der Klinik selbst und auch bei der ambulanten Weiterbehandlung nach der Entlassung kommt es sehr auf den Draht zu den jeweiligen Ärzten an, die Sie betreuen. Bei der Behandlung von Brustkrebs sind mehrere Ärzte aus unterschiedlichen Fachdisziplinen beteiligt, die auch alle zusammen über Ihre Behandlung entscheiden und den Verlauf regelmäßig kritisch hinterfragen – natürlich alles gemeinsam mit Ihnen.

Der Arzt, der Sie operiert, wird ein anderer sein als derjenige, der Sie bestrahlt oder der Ihnen eine Infusion mit Chemotherapeutika anhängt. In der Regel haben Sie aber einen festen Ansprechpartner, der Sie betreut und die Behandlung koordiniert. Bei ihm sollten Sie ein gutes Gefühl haben. In der Klinik können Sie sich das natürlich weniger gut aussuchen als im ambulanten Bereich.

Einfluss der Krankenkassen

Auch bei der Nachbehandlung in einer Reha-Klinik kann die Auswahl teilweise eingeschränkt sein, beispielsweise durch Ihre Krankenkasse. Das hat jedoch nichts mit der Qualität der jeweiligen Reha zu tun, sondern liegt an organisatorischen Faktoren, also mit welchen Kliniken Ihre Krankenkasse zusammenarbeitet. Die Wahl der Behandlung und des Krankenhauses, in dem Ihr Brustkrebs therapiert wird, ist hingegen unabhängig von Ihrer Krankenkasse.

Bringen Sie sich ein

Letztlich müssen Sie sich auf das Ärzteteam verlassen können. Fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben oder mit einer Entscheidung nicht einverstanden sind, und bringen Sie Ihre Wünsche und Sorgen mit ein. Vielleicht müssen Sie auch erstmal eine Strategie ausprobieren und sehen, ob sie sich bewährt.

Während und nach der Behandlung werden regelmäßig Nachuntersuchungen erhoben, um die jeweiligen Maßnahmen beurteilen zu können. Hat sich der Tumor verkleinert? Wurde er bei der Operation komplett erwischt? Sind die Nebenwirkungen erträglich? All das müssen Ihre Ärzte und Sie regelmäßig im Blick haben.

Ob die Behandlung für Sie richtig ist und wohin Sie führt, kann Ihnen am Anfang niemand genau sagen. Letztlich müssen Sie sich darauf einlassen und sich in die Hände erfahrener Spezialisten geben. Sehen Sie sich und Ihre Ärzte dabei stets als gemeinsame Verbündete gegen den Krebs.

Tipps für die Kliniksuche

Womit fange ich am besten an, was muss ich alles beachten?

Ihr erster Ansprechpartner sollte sicherlich Ihr behandelnder Frauenarzt oder auch der Hausarzt sein. Gerade Fachärzte kennen sich in ihrem Bereich gut aus und wissen meist am besten, wohin sie die ihnen anvertrauten Menschen schicken können. Außerdem haben Sie so in der ohnehin schwierigen Situation eine organisatorische Sorge weniger.

Dennoch sind es letztlich Sie, die entscheiden müssen bzw. können. Wenn Sie selbst recherchieren möchten, wo Sie am besten aufgehoben sind, haben wir bei der Suche ein paar Tipps und Hinweise für Sie:

1. Spezialisierungen der Klinik beachten

Grundsätzlich ist eine Klinik zu empfehlen, die auf Brustkrebs spezialisiert ist und viel Erfahrung in der Behandlung hat. Um die Spreu vom Weizen zu trennen, gibt es seit einiger Zeit das sogenannte Zentrensystem. Es sieht allgemeine onkologische Kliniken vor wie auch solche, die ganz speziell nur auf eine Krebsart spezialisiert sind, wie z.B. auf Brustkrebs.

Diese Krankenhäuser müssen bestimmte Anforderungen erfüllen, um als Zentrum zertifiziert zu werden:

  • entsprechende apparativen Ausstattung
  • enge Zusammenarbeit und Abstimmung spezialisierter Fachärzte mit anderen Berufsgruppen (z.B. Psychoonkologen und Sozialarbeiter)
  • jährlich Mindestanzahl an behandelten Patienten (Gewährleistung einer ausreichenden Routine)

2. Teilnahme an aktuellen Studien

Eine weitere Besonderheit spezialisierter Zentrum sind die klinischen Studien, die dort durchgeführt und jedem Betroffenen angeboten werden müssen. Aber keine Sorge:

Viele denken dabei an unausgereifte Verfahren, die an ihnen ausprobiert werden und fühlen sich als Versuchskaninchen. Natürlich werden in Studien neue Behandlungsoptionen erprobt. Bevor sie allerdings am Menschen getestet werden, durchlaufen sie zahlreiche Vorstudien und müssen sämtliche Sicherheitskontrollen bestehen.

Studien bieten auch viele Vorteile

Sie müssen also keine Angst haben, Schaden davonzutragen – im Gegenteil: Wenn Sie innerhalb einer Studie behandelt werden, haben Sie die Möglichkeit, von den neuesten Erkenntnissen in Diagnostik und Therapie zu profitieren und von führenden Experten auf diesem Gebiet behandelt zu werden.

3. Örtlichkeiten bedenken

Neben diesen fachlichen Kriterien spielen oft aber auch ganz pragmatische Fragen eine Rolle. Viele Betroffene wünschen sich eine möglichst nahe Klinik, um nicht zu weit von ihren Bezugspersonen entfernt zu sein. Das hat auch wiederum den Vorteil, dass Ihr behandelnder Arzt das Krankenhaus und die Ärzte dort womöglich gut kennt und besser einschätzen kann.

Ist die Nachbehandlung so vielleicht einfacher?

Ja. Auch für den weiteren Ablauf nach der Operation kann eine nahegelegene Klinik von Vorteil sein. Zwar können Nachbehandlungen wie eine Hormon- oder Chemotherapie extern erfolgen; oft ist es aber leichter, sie direkt in der Ambulanz der Klinik anzuschließen.

Soll ich mit Brustkrebs in ein onkologisches bzw. ein Brustzentrum?

Wenn Sie Brustkrebs haben und operiert werden müssen, stellt sich natürlich die Frage, wem Sie sich für den Eingriff anvertrauen möchten. Es gibt in Deutschland hochqualifizierte Zentren zur Krebsbehandlung. Das macht die Suche aber nicht unbedingt leichter.

Wo kann ich mit der Suche überhaupt anfangen?

Wenn Sie sich weiter informieren möchten, können Sie auf der Homepage der Deutschen Krebsgesellschaft gezielt nach Zentren suchen. Dort finden Sie alle relevanten Hintergründe und eine Suchoption für die einzelnen Zentren je nach Fachrichtung.

Klinikwahl, Krankenkassen und Kosten

Kann die Krankenkasse die Klinik bestimmen?

Nein, in Deutschland können Sie sich sowohl Ihre Ärzte als auch die Klinik aussuchen, in der Sie behandelt werden möchten. Die Krankenkasse hat dabei kein Mitspracherecht.

Haben Absprachen zwischen Kassen und Kliniken sogar Vorteile?

Es gibt allerdings zum Teil eigene Verträge zwischen einzelnen Kassen und Kliniken, die auch für Sie von Vorteil sein können.

Die Versorgung erfolgt dabei oftmals strukturierter, da die Angebote genau aufeinander abgestimmt sind und die Schnittstellen zwischen ambulantem und stationärem Bereich harmonisiert sind.

Nachsorge unkomplizierter

Oft ist in solchen "Komplettpaketen" auch bereits die Nachsorge mit bedacht, so dass etwa Apotheken eingebunden werden, damit Sie im Anschluss an die Klinik direkt mit allen nötigen Medikamenten versorgt werden.

Entstehen bei einer stationären Therapie Kosten, die die Patientin tragen muss?

Bei stationären Aufenthalten sind tägliche Zuzahlungen zu leisten. Diese betragen 10 Euro pro Tag. Die Zuzahlungen sind auf maximal 28 Tage im Jahr beschränkt.

Kann ich auch bei der Reha frei wählen?

Meistens nein. Während die Entscheidung für ein Krankenhaus letztlich immer bei Ihnen liegt, sieht es bei der Reha etwas anders aus. Hier müssen Sie zusammen mit Ihrem Arzt in der Regel bei Ihrer Rentenversicherung einen Antrag stellen, der zunächst bewilligt werden muss.

Sie können zwar eigene Wünsche nach einer bestimmten Rehaklinik angeben; letztlich entscheidet aber der Kostenträger. Lehnt er Ihren Wunsch ab, muss er dies allerdings genau begründen, und Sie können Widerspruch dagegen einlegen.

Egal, ob Sie auf Ihren Haus- bzw. Frauenarzt vertrauen oder sich selbst auf die Suche machen: Wichtig ist, dass Sie sich gut aufgehoben und betreut fühlen, damit Sie sich möglichst zuversichtlich und vertrauensvoll auf den Weg begeben können, der vor Ihnen liegt.

Leitlinien der Behandlung

Welche Leitlinie gibt es für die richtige Behandlung von Brustkrebs?

Auch wenn jede Krebstherapie individuell ist und stets die jeweilige Situation berücksichtigt werden muss, gibt es doch Leitlinien, an denen sich Ärzte orientieren können. Sie gewährleisten eine Behandlung in hoher Qualität nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft.

Up to date

Im Jahr 2008 hat die Deutsche Krebsgesellschaft zusammen mit der Deutschen Krebshilfe und dem Zusammenschluss sämtlicher medizinischer Fachgesellschaften das "Leitlinienprogramm Onkologie" ins Leben gerufen. Das Anliegen dahinter ist, die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung, die gerade im Bereich der Onkologie rasant voranschreitet, rasch in die Versorgung zu integrieren und den Betroffenen Zugang zu den neuesten Errungenschaften zu gewähren. Außerdem sollen die Ärzte in dem oft kaum mehr zu durchschauenden Dickicht an Behandlungsoptionen eine Orientierung bekommen, welche Behandlung für welchen Erkrankten die besten Aussichten verspricht.

Jede Aussage kritisch unter die Lupe genommen

Sämtliche Empfehlungen, die in einer Leitlinie ausgesprochen werden, sind evidenzbasiert. Das bedeutet, die Angaben wurden in Studien untersucht und für mehr oder weniger gut befunden. Je nach Nutzen bekommen sie ein bestimmtes Level an Evidenz (lat. evidentia: "Ersichtlichkeit", "Klarheit") zugeschrieben. Danach richtet sich der jeweilige Empfehlungsgrad der Maßnahme.

Ein Beispiel: In der aktuellen Leitlinie zu Brustkrebs hat die Empfehlung, einen noch nicht weiter fortgeschrittenen Tumor zu operieren, den Evidenzgrad 1a erhalten. Damit hat sie die strengen wissenschaftliche Bewährungsproben allesamt mit Bravour bestanden und erhält entsprechend einen Empfehlungsgrad A, was einer starken Empfehlung entspricht und dem Arzt vermittelt, dass er in diesen Fällen operieren soll – wohl gemerkt: nicht muss. Es ist und bleibt eine Einzelfallentscheidung, bei der immer auch der Betroffene selbst ein Wort mitzureden hat.

Neben den einzelnen Empfehlungen werden auch die Leitlinien selbst entsprechend ihrer methodischen Qualität klassifiziert. Die höchste Qualitätsstufe haben S3-Leitlinie, zu denen auch die aktuelle Brustkrebs-Leitlinie gehört.

Regelmäßig aktualisiert

Zur wissenschaftlichen Qualität gehören natürlich auch regelmäßige Aktualisierungen. An großen Kliniken und Zentren laufen ständig Studien zur Diagnostik und Behandlung; laufend werden neue Wirkstoffe entwickelt; hinzu kommen aktuelle Fragen zur Versorgung, die früher eher eine geringe Rolle gespielt haben (Stichwort Palliativ- und Komplementärmedizin). All diese neuen Erkenntnisse fließen regelmäßig in die Empfehlungen ein.

Übrigens sind die Leitlinien nicht nur an Ärzte und medizinisches Fachpersonal adressiert, sondern sollen auch Betroffenen und jedem interessierten Laien offenstehen. Es gibt auch jeweils Kurzversionen, die einen breiteren Überblick verschaffen. Die Empfehlungen sind frei zugänglich und können bei der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) abgerufen werden.

Quellen:

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Stand August 2019. Online unter www.leitlinienprogramm-onkologie.de (Zugriff am 04.11.2019).
  • Deutsche Krebsgesellschaft, Onko Internetportal, Brustkrebs: Basis-Infos für Patientinnen und Angehörige. Online unter www.krebsgesellschaft.de (Zugriff am 04.11.2019).
  • Weberpals J et al. (2018) European Heart Journal. DOI: 10.1093/eurheartj/ehy167.

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Autorin unseres Artikels
 

Eva Bauer
Ärztin / medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Universitätsklinik Erlangen
    Berufliche Stationen:
  • Universitätsklinik Freiburg
  • Amtsärztin im Gesundheitsamt Haßberge

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Eva Bauer
Ärztin / medizinische Fachautorin

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Dr. med. Monika Steiner
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