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Ja, zumindest deuten Studien mit Hitzereizen darauf hin. Und es wäre auch eine gute Erklärung dafür, dass sich Betroffene selbst verletzen. Das mag auf Angehörige und Freunde vielleicht nicht wirklich beruhigend wirken, aber tatsächlich nehmen Borderline-Erkrankte Schmerzen anders wahr als Gesunde.

Willkommener Schmerz

Normalerweise stellen Schmerzen ein wichtiges Warnsignal des Körpers dar. Bei "Borderlinern" erfüllen sie jedoch eine andere Funktion. Durch das Zufügen der Schmerzen können sie innere Spannungen abbauen. Zudem helfen sie ihnen, sich selbst zu fühlen.

Menschen mit einer Borderline-Störung müssen oft enormen inneren Druck aushalten, da sie ständig von schnell wechselnden Gefühlen zerrissen werden. Daneben gibt es Momente der Langeweile und Leere. Die Betroffenen wissen dann nichts mit sich anzufangen und nehmen sich selbst nicht mehr richtig wahr. Schmerzen können aus dieser inneren Betäubung vorübergehend befreien und den Körper wieder spürbar werden lassen.

Verändertes Schmerzempfinden

Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen mit einer Borderline-Störung ein vermindertes Schmerzempfinden haben. Ihre Hirnaktivität weicht dabei von der Gesunder ab. Möglicherweise führen die selbst zugeführten Schmerzen zu einer Beruhigung von überaktiven Hirnsystemen, die für die Verarbeitung von Emotionen eine Rolle spielen.

Die Selbstverletzungen könnten demnach einer Selbstberuhigung oder sogar dem Versuch einer Selbstheilung dienen. Das ist aber natürlich eine Illusion, denn die Erleichterung hält nur für kurze Zeit an. Die Betroffenen greifen daher immer wieder zu selbstverletzenden Mitteln und zerstören sich damit sukzessive.

Alternative Reize

Daher ist es wichtig, in der Therapie das selbstschädigende Verhalten schrittweise abzubauen. Leider ist das nicht ganz einfach. Es gibt zwar viele Möglichkeiten, die den Betroffenen zum Spannungsabbau angeboten werden können, wie z.B. Gummibändchen am Handgelenk, die sie schnalzen lassen können; die Reizstärke etwa einer Schnittverletzung erreicht man damit jedoch natürlich nicht.

Daher sind solche alternativen Maßnahmen für "Borderliner" mit ihrem veränderten Schmerzempfinden oft nicht adäquat und ausreichend. Sie sind deshalb auch immer nur ein kleiner Baustein innerhalb eines umfassenden Behandlungsplans.

Quellen:

  • Leitlinienprogramm Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/028-033_S1_Persoenlichkeitsstoerungen__F60__F61__11-2006_11-2011_01.pdf
  • Memorix Psychiatrie und Psychotherapie; Laux, Gerd; Möller, Hans-Jürgen: Georg Thieme Verlag 2008

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