Nein, heilbar ist Borderline nicht. Wird die Persönlichkeitsstörung nach sorgfältiger Untersuchung festgestellt, müssen Betroffene einen Weg finden, wie sie ihr Leben damit meistern können. Dafür gibt es allerdings Mittel und Wege.
Eine Persönlichkeitsstörung unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen Krankheitsbildern. Schon die Abgrenzung zu noch "normalem", tolerierbarem Verhalten fällt oft schwer. Ebenso komplex ist die Behandlung, die meist langwierig ist und den Betroffenen viel abverlangt. Im Grunde befinden sie sich ein Leben lang in Therapie, da sie stets an sich, ihren Einstellungen und Verhaltensweise arbeiten müssen.
Höhen und Tiefen
Dabei kann es durchaus gute Phasen geben, in denen ein "Borderliner" mit sich und der Welt im Reinen ist und gut zurechtkommt. Dann aber kann es auch wiederum schlagartig zu Einbrüchen kommen und das mühsam aufgebaute Lebensgerüst in sich zusammenfallen.
Jeder Mensch erlebt solche unterschiedlichen Phasen und Lebensabschnitte. Was es einem Menschen mit Borderline jedoch besonders schwer macht, ist die ausgeprägte Instabilität des eigenen Selbstbildes und die immer wieder impulsiv ausbrechenden Emotionen, die er kaum steuern kann. In der Folge reagiert er oft unverhältnismäßig heftig und greift schlimmstenfalls sogar zu selbstschädigendem Verhalten, um seine innere Anspannung abzubauen.
Darunter leidet meist auch das private und berufliche Umfeld, was den Betroffenen noch mehr bedrückt und als vermeintlichen Versager entlarvt.
Heilbar nicht, aber kontrollierbar
Die Therapie der Borderline-Störung ist durchaus wirksam und zeigt gute Erfolge. Sie besteht vor allem aus psycho- und soziotherapeutischen Maßnahmen.
Mit der sogenannten Dialektisch-Behavioralen Therapie steht ein speziell für die Erkrankung entwickeltes Therapiekonzept zur Verfügung. In einzeltherapeutischen Sitzungen werden die Problemfelder genau analysiert, um in der parallel geführten Gruppentherapie Strategien zur Lösung und Überwindung einzuüben.
Wer sich aktiv in die Therapie einbringt und motiviert ist, an seinem Verhalten etwas zu ändern, der kann mithilfe zahlreicher Strategien lernen, seine Gefühle besser zu steuern und sich nicht von ihnen mitreißen zu lassen. Auch das selbstschädigende Verhalten ist durch alternative Praktiken zu ersetzen, die die Anspannung lösen können. Für den Betroffenen sind dies Lebensaufgaben, denen er sich immer wieder zu stellen hat.
Wie die Erkrankung individuell verläuft, lässt sich nicht vorhersagen und hängt von vielen Faktoren ab. Prognostisch wirken sich das Alter, die Schwere der Erkrankung und das Auftreten von begleitenden Krankheiten aus. Besonders Drogen- und Alkoholabhängigkeit bzw. Suchterkrankungen können den Erfolg der Behandlung mindern. Mit Rückfällen ist außerdem bei den meisten Betroffenen in schwierigen Lebenssituationen zu rechnen, gegen die sie weitaus schlechter gewappnet sind als andere Menschen.
seit November 2022 wohne ich in einer betreuten WG und habe mir in einer Kleinstadt ein soziales Netzwerk geschaffen, das mich stabil hält, sodass ich mich nicht mehr selbstverletzte und mich stark betrinke.
Zwar gibt es noch Zeiten, in denen ich die Leere spüre, doch es fällt mir leichter damit umzugehen. Und zwar mit Hilfe von Strategien, die mir helfen – wie z.B.: Stricken, Comics lesen, Puzzeln und Lieblingslieder hören.
Ich bin vielleicht nicht geheilt, doch es geht mir größtenteils gut.
tja, was soll ich sagen? Gut, ich bin noch recht frisch mit der Erfahrung von Borderline und ADHS. Beides habe ich im Rahmen meiner psychiatrischen Behandlung dieses Jahr von März bis April bekommen. Ich habe sehr viele Fragebögen ausfüllen müssen, bin aber tatsächlich skeptisch zu sagen, ob Borderline nicht heilbar ist. Was ich nur sagen kann, auch wenn Borderline durch Therapien sehr gut behandelbar ist, kannst du aber, z. B. durch einen Trigger, immer wieder zurückfallen ins Kriterium – und du fängst von vorne an. Muss auch sagen, dass beide Krankheiten sehr stark bei mir sind. Bin 19, und habe halt noch ein langes Leben vor mir. Hoffe, dass ich irgendwie aus meiner Tiefe wieder rauskomme.
Auch Trigger können Symptome auslösen. Ich finde aber nicht, dass die Symptome wie früher eine Lawine lostreten, sondern es ist halt kurz da, aber auch schnell durch das Gelernte aus dem DBT wieder weg. Insgesamt ist alles viel besser auszuhalten, als damals vor der Therapie.
Symptome variieren. Man hat/hatte so gut wie nie alle Symptome gleichzeitig, sie wechselten sich ab.
Ich würde als Betroffene selbst nicht sagen, dass Borderline zu 100% verschwindet, würde aber sagen, dass Symptome abnehmen und nicht mehr so intensiv und impulsiv erscheinen, wie beispielsweise vor einer Behandlung. Also nur Geduld! Alles braucht seine Zeit :)
Haben all ihre Blicke wirklich nichts mit mir zu tun, sondern werde ich nur gebraucht, damit sie etwas fühlt? War sie wirklich immer nur ein Spiegel für all meine Gefühle, nur ein Trigger?
ich bin inzwischen 40, und komme nicht zurecht. Alle zwei bis drei Wochen legt sich ein Schalter um, und ich baue Mist. Danach bestrafe ich mich durch Essenentzug und rauche wie blöd. Ich habe nur noch Angst – vor mir selbst und vor den Folgen. Es ist so extrem. Ich kann derzeit kaum atmen, weil ich mich so schäme und vor mir ekel. Ich musste das hier mal loswerden. Borderline zeigt sich durch so viele Verhaltensweisen. Liebe Grüße!
es gibt Borderliner, die sich nicht selbst verletzen. Es gibt die DBT- und die Schematherapie, die bei Borderline helfen.
In Ulm und in Freiburg gibt es stationäre Therapie nach DBT, doch ich weiß leider keine Klinik, die nach der Schematherapie arbeitet. Vielleicht solltest du danach mal im Internet suchen.
Dir alles Gute – Beatrice
seit Oktober bin ich in einer vollstationären Behandlung und merke keinerlei Besserung. Eher, dass es schlimmer wird. Meine Selbstverletzungen sind schlimmer geworden, meine Nervenzusammenbrüche nehmen zu, und durch die Medikamente habe ich extreme Nebenwirkungen, die mich ebenfalls belasten. Ich habe auch das Gefühl, von meinem Therapeuten nicht verstanden zu werden. Ich bin ein Mensch auf der falschen Welt. Es ist echt extrem. Ich schaffe es nicht mal, ein Jahr zu arbeiten ohne Depressionen zu bekommen. Ohne abzutauchen kann ich nicht mal mit 12 Borderlinern auf einer Station zusammenleben. Immer mehr wird mir bewusst, wie sehr ich selber schuld war, dass ich gehänselt wurde etc. Es ist alles auf mich selbst zurückzuführen - und das ist nicht wirklich erleichternd.
vielen Dank für den Hinweis - wir nehmen solche Anregungen sehr ernst.
Solange aber aktuelle Studien und Fachexperten darin übereinstimmen, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung nach derzeitigem Wissensstand nicht heilbar ist (obwohl bekanntermaßen alle Symptome verschwinden können), werden wir unseren Beitrag nicht anpassen.
Verstehen Sie uns nicht falsch. Aus unserer Sicht kann die Zukunft durchaus zeigen, dass Sie recht haben. Aber Stand heute können wir Ihre Einschätzung nicht über die der Experten stellen.
Unser Forum ist aber genau dafür da: Dass Leserinnen und Leser auch Ihre eigenen Erfahrungen und Einschätzungen wiedergeben können.
Viele Grüße vom Navigator-Team
Ich selbst bin seit 9 Jahren geheilt. Damit bin ich nicht alleine. Es gibt viele, die geheilt sind. Es ist kein "damit leben". Die Symptome sind nicht mehr da!
Natürlich gab es in den letzten 9 Jahren auch schwere Zeiten, und es sind schlimme Dinge passiert. Aber das hat nicht dazu geführt, dass die Symptome zurückkamen. Jeder Mensch hat schwere Zeiten, und ich für meinen Teil bin da genau so, wie jeder andere durch. Das Gefühl der inneren Leere, was mich damals ganz besonders belastet hat, habe ich seit 9 Jahren nicht mehr gehabt.
Als ich mein Kind gehen lassen musste, habe ich mir sogar kurz gewünscht, es wieder zu haben. Aber ich wage mal zu behaupten, dass alle verwaisten Eltern in der Anfangszeit gerne nichts spüren würden. Deswegen ist der Wunsch danach auch nichts ungewöhnliches. Sie sehen, dass sogar sehr traumatische Erlebnisse nicht dazu führen müssen, dass jemand "rückfällig" wird.
Ich würde mir wünschen, dass sie das in ihrem Artikel ändern. Damit dieses Vorurteil endlich mal verschwindet.
ich gebe dir vollkommen recht. Seit letztem Jahr habe ich keine Symptome mehr und finde es erleichternd, dass es dir genauso geht.