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Borderline bezeichnet eine psychische Erkrankung und gehört zu den sogenannten emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen. Im Vordergrund stehen eine ausgeprägte Impulsivität und emotionale Instabilität. Stimmungsschwankungen und ein fragiles Selbstbild sind typisch. Zwischenmenschliche Beziehungen gestalten sich deshalb meist äußerst schwierig.

Grenzgänger zwischen vielfältigen Symptomen

Der Begriff Borderline ("Grenzlinie") entstand auf dem Boden des psychoanalytischen Verständnisses der Krankheit. Demnach zeigen "Borderliner" sowohl Symptome psychotischer als auch neurotischer Störungen, ohne dass deren Kriterien aber voll erfüllt sind.

Unter einer Psychose versteht man eine psychiatrische Erkrankung mit schwerer Symptomatik, die nicht primär aus der Biographie ableitbar ist. Neurosen hingegen sind aus der jeweiligen Lebensgeschichte nachvollziehbar. Ihre Entstehung geht demnach auf handfeste biographische Ereignisse zurück.

Die Krankheit wurde also auf der Grenzlinie dieser verschiedenen psychiatrischen bzw. psychischen Störungen und ihrer Symptome eingeordnet.

Typisch: Stimmungsschwankungen und wechselhafte Beziehungen

Heute gilt die Borderline-Persönlichkeitsstörung als eigenständiges Krankheitsbild mit neurotischen und psychotischen Symptomen sowie charakteristischen Persönlichkeitsmustern.

Neben einer wechselhaften Stimmung und einer fehlenden Impulskontrolle ist ganz typisch, dass Betroffene kein klares, gefestigtes Selbstbild entwickeln. Die Beziehungen zu Mitmenschen sind oft intensiv, aber unbeständig, was immer wieder zu emotionalen Krisen und unkontrolliertem, auch selbstzerstörerischem Verhalten führen kann.

Lebenslange Prägung: Die Entwicklung der Persönlichkeit

Die Persönlichkeitsstörung kann schon bei Kindern auffallen, fast immer aber spätestens im Jugendalter. Etwa 3% der Bevölkerung sind betroffen, Frauen und Männer etwa gleich häufig.

Am häufigsten wird die Diagnose im Jugendalter zwischen 15 und 20 Jahren gestellt. Im Alter von 15 Jahren ist statistisch ein sprunghafter Anstieg psychiatrischer Behandlungen aufgrund der Persönlichkeitsstörung zu verzeichnen. Das bedeutet aber nicht, dass nicht schon jüngere Kinder durch ihr Verhalten auffällig werden. Es vergeht jedoch oftmals noch relativ viel Zeit, bis es schließlich zur endgültigen Diagnose einer Borderline-Störung kommt.

An der Entstehung der Borderline-Störung sind sowohl bestimmte Anlagen, die ein Mensch von Geburt an mitbekommt, als auch Umwelteinflüsse, die im Verlauf des Lebens auf ihn einwirken, beteiligt. Nach derzeitigem Kenntnisstand spielen insbesondere bei der Borderlinestörung Erbfaktoren eine nicht unerhebliche Rolle. Sie sind jedoch immer im Kontext der weiteren psychosozialen Entwicklung zu sehen.

Fast immer liegen traumatische Erfahrungen wie Missbrauch oder Vernachlässigung zugrunde. Auch neurobiologische Faktoren wie z.B. bestimmte Veränderungen im Gehirn oder im Stoffwechsel spielen eine Rolle. Sie können zum Teil mittels bildgebender Verfahren oder elektrophysiologischer Messungen (EEG) nachgewiesen werden, wobei hier noch großer Forschungsbedarfs besteht.

Wann ist eine Persönlichkeit gestört?

Insgesamt sind Persönlichkeitsstörungen komplexe, schwer zu fassende Krankheitsbilder. Schon die Zuschreibung als Erkrankung ist fragwürdig und umstritten. Welches Verhalten ist zwar vielleicht etwas auffällig und schrullig, aber noch "normal" und tolerierbar? Und wo liegt die Grenze zu einer wirklichen Erkrankung?

Grundsätzlich gelten Auffälligkeiten im emotional-seelischen Bereich dann als krankhaft, wenn sie einen subjektiven Leidensdruck auslösen und den Alltag, das soziale Gefüge und berufliche Verpflichtungen beeinträchtigen. Genau das ist auch bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung der Fall.

Wichtig für die Definition ist außerdem, dass die typischen Verhaltensmuster und Einstellungen beständig, festgefahren und wenig flexibel sind. Es handelt sich also nicht um kurzzeitige Launen oder temporäre Verstimmungen.

Die Störung umfasst zudem ganz unterschiedliche Bereiche; neben der Gefühlsebene sind auch das Denken, die Wahrnehmung und der Antrieb betroffen.

Nur ein Hilfsmittel: Klassifikationssysteme

Es gab und gibt zahlreiche Versuche, Persönlichkeitsstörungen zu ordnen und einzuteilen. In der Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation gehört die Borderlineerkrankung zu den emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen.

Kennzeichnend sind extreme Schwankungen der Stimmung und des Impulses, verbunden mit Problemen im zwischenmenschlichen Bereich. Sie geht oft mit anderen Krankheiten wie Depressionen, Angststörungen, Essstörungen oder der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) einher, was die Abgrenzung und Definition noch schwieriger macht.

Quellen:

  • Leitlinienprogramm Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/028-033_S1_Persoenlichkeitsstoerungen__F60__F61__11-2006_11-2011_01.pdf
  • Memorix Psychiatrie und Psychotherapie; Laux, Gerd; Möller, Hans-Jürgen: Georg Thieme Verlag 2008

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Autorin
Eva Bauer
Ärztin / medizinische Fachautorin

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